Die Grenzen der Materialverwendung im Amateurfilm am Beispiel des Films "Heimat Deutschland 1933-1945"


Hausarbeit, 2019

18 Seiten, Note: 12


Leseprobe


Inhalt/ Gliederung

1. Einleitu

2 Grundlagen des Amateurfilm
2.1 Definition und Formen
2.2 Materialverwendung

3 Der deutsche Amateurfilm des Dritten Reiche
3.1 Grenzen und Problematiken
3.2 Propaganda- und Amateurfilm: Eine Gegenüberstellung

4 Filmanal

5 Fazit

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Das Filmen und die damit einhergehende Kinematographie findet ihren Anfang in dem menschlichen Bedürfnis den Akt der Bewegung festzuhalten. Der Umgang mit den unendlichen filmischen, künstlerischen und stetig zunehmenden technischen Freiheiten erlaubte für die Entstehung eines ebenso großen Bereiches verschiedenster Genres, Gattungen und Konventionen des Films. Die Untergruppe des Films und Materials mit der sich diese Arbeit beschäftigen wird, ist die des Amateurfilms, der es vermag, die Grenzen zwischen dem professionellen Schöpfen und dem Interesse daran, das festzuhalten was wir erleben und wie wir leben, zu lösen. Es wird die realistische und ,wirkliche' Darstellung der menschlichen Historie, sozialer und gesellschaftlicher Prozesse, die dem Amateurfilm auf vielen Ebenen zugeschrieben werden kann, kritisch evaluiert. Hierbei stützt sich die Arbeit auf das Schaffen des Amateurfilms im Dritten Reich. Die Frage, nach der sich die folgende Ausarbeitung richtet, ist die nach den Grenzen und der Materialverwendung der Filme aus Zeiten der nationalsozialistischen Diktatur und ob sich heute Schlüsse und historisch-gesellschaftliche Einblicke daraus ergeben. Die Materialverwendung des Amateurfilms und die Grenzen dessen werden anhand des im Jahre 2007 publizierten Films Heimat Deutschland 1933-1945 analysiert. In dem Film unter der Regie von Michael Kuball, werden private Aufnahmen der Zeit, die nie für die Veröffentlichung gedacht waren, in eine Art Dokumentationsfilm zusammengetragen. Er bedient sich dabei an verschiedensten Darstellungen und filmischen Eindrücken, die sich für die Ausarbeitung der Fragestellung der Arbeit eignen. Auch die Filmemacher des verwendeten Materials stammen aus unterschiedlichsten politischen, sozialen und finanziellen Hintergründen. Es werden von Familienfilmen bis hin zu auf Grund der damalig herrschenden Zensur oder des Drehverbots, heimlich aufgenommenes Filmmaterial eingebunden. Im Verlauf der Arbeit werden auf die Besonderheiten des Amateurfilms eingegangen und mit dem Material der im zweiten Weltkrieg herrschenden Propaganda- und Reichsfilmkultur verglichen. So werden die grundlegenden Eigenschaften, die zu der Entstehung einer alternativen Perspektive des Dritten Reiches führen, herausgearbeitet, um einen tieferen Einblick in die zeitgenössische Kinematographie und dessen suggestive Macht zu erlangen.

2. Grundlagen des Amateurfilms

2.1 Definition und Formen

Unter dem Begriff des Amateurfilms lassen sich im Allgemeinen filmische Werke verstehen, die unter Fehlen einer Produktionsfirma und eines professionellen Filmeschaffens mit der Absicht der Kapitalgewinnung kreiert werden (vgl. filmlexikon.uni-kiel.de). So lassen sich Heim- und Familienfilme als auch anderweitig ohne filmischen Berufshintergrund aufgenommenes Material als Amateurfilm betiteln. Die Filme richten sich im engeren Sinne und des ursprünglichen Zwecks auf den privaten Gebrauch und waren meist lediglich zum Schauen im engeren Kreis, oft innerhalb der Einheit der Familie, bestimmt. Er dient dazu Erinnerungen abzubilden und diese zu konservieren, so kann der Amateurfilm in dem Sinne als Medium des Geschichtsschreibers (Amateurs) verstehen werden. Der Amateurfilm dient als ein geeignetes Medium um als private Person sein eigenes Glück, die Fassung des „Leben des Einzelnen" einzufangen und ist somit auf die eigene Subjektivität des Filmemachers und der Rezeptionsgruppe angelegt (Zechner 25). So schreibt auch Michael Kuball:

Ein Filmamateur lebt mehrere Leben: Ein Leben für die Kamera und ein Leben für sich selbst. Seine Kamera fixiert die optimistischen, glücklichen Momente: Es sind am Sonntag gedrehte Alltagsfilme, Bilder, die immer auch Ausdrucks eines Gefühls sind, einer Annäherung an Wunschvorstellungen. [...] Das arme Kino des Amateurs kann sich den Luxus erlauben, alle Merkmale persönlicher Unverwechselbarkeit darzustellen. (o.S)

Das teils negativ konnotierte Wort „Amateur", aus dem Französischen stammend, hinterlegt das Spektrum des Hobbys, Liebschaffenden und nach der ursprünglichen Wortbedeutung des Weiteren das Stümperhafte (vgl. Schenke 38). Von dem Stümperhaften muss sich jedoch klar abgegrenzt werden, da sich zwar auf Grund von oft mangelnder finanzieller Mittel und der daraus resultierenden technischen Ausrüstung eher weniger hochwertige Filme ergeben, diese sich jedoch trotz allem als ansprechende und filmisch wertvolle Ergebnisse werten lassen. Anschließend an die fehlenden ökonomischen Interessen, ist es an der Stelle wichtig anzumerken, dass vielmehr eine eigene persönliche Finanzierung für das Schaffen notwendig ist: „Für das Bürgertum stellte sie eine ideale Form der Freizeitbeschäftigung dar, denn ihre Aneignung als neue und kostspielige Technik war ein prestigeträchtiger Zeitvertreib" (Göttsch 396). Wie auch beim Auftreten verschiedenster Genres unter dem Begriff des Films, lässt sich der Amateurfilm in verschiedenste Kategorien aufteilen. Dem Amateurfilm als typisch zugeschriebene Sub-Genres sind zum Beispiel der Familien-, Reise- und Reportage-, Experimental-, Tier- und Vereins-/ Sportfilm. Eine weitere besondere Kategorie des Amateurfilms umfasst als Genre das „Nichtalltägliche, Außergewöhnliche, das man für gewöhnlich ein Ereignis nennt, um es von der ereignislosen Zeit zu unterscheiden", ein Beispiel hierfür wäre eine Umweltkatastrophe (Zechner 27). Diese verschiedenen Kategorien könnte man großflächig an der subjektiven Orientierung der Amateure an einem filmgestalterischen oder inhaltlichen Vorbild und der Intention des Aufnehmens festmachen. So bedient und orientiert man sich zum Beispiel am Genre des Spiel- oder Dokumentarfilms und erhält innerhalb des Genres Amateurfilm grundlegend verschiedene filmische Produktionen. Die Anregung anderer Genre und auch die Produktionsumstände können so auch zur Analyse eines Amateurfilms herangezogen werden. Auftretende Arten des Amateurfilms sind so nahezu unendlich und schließen Darstellungen von Feierlichkeiten, wie Hochzeiten oder Geburtstage, Dokumentationen oder Nachstellungen von Spielfilmen, Musikvideos etc. mit ein. Auch die Länge der Amateurfilme ist keine festgeschriebene Konvention, so kann ein Werk zwei Minuten, als auch zwei Stunden lang sein.

2.2 Materialverwendung

Das folgende Kapitel setzt sich mit der Materialverwendung des Amateurfilms auseinander und bestimmt den Bereich, in dem der Amateurfilm als Quelle für historische Ereignisse genutzt werden kann. Neben dem augenfälligsten Beispiel der Materialverwendung von Amateurfilm im Heimkino und Familienfilm, um Erinnerungen festzuhalten, ist das Einbetten von Amateurfilmmaterial in Dokumentationen um historische Ereignisse, oder Entwicklungen zu illustrieren und zu hinterlegen eine der Besonderheiten des Amateurfilms (vgl. Mayer 131). Es folgt ein grundlegender Überblick der Verwendung des Materials als Familienfilm und als historische Quelle.

Der Familienfilm: Um eine grundlegende Ausarbeitung und Charakterisierung des Amateurfilms und dessen Verwendung im Heimkino vorzunehmen, muss zuerst auf die Verschiebung des Begriffsinhalts eingegangen werden:

Interestingly, amateur movie discourse of the 1920s and 1930s considered any movie shown in the home to be a home movie. In other words, films rented from film libraries and those made in the family and viewed there, although differentiated from each other, were all considered home movies by virtue of their viewing location in the domestic space; it was not until the postwar and the 1950s that the term exclusively referred to family documents and memoirs. (Johnson 157)

In der Ausarbeitung wird sich an der Begriffsbedeutung nach Roger Odin orientiert, der den Familienfilm an den engeren Kreis der Familie richtet, zu dem jedoch auch Freunde der Familie zählen (vgl. Odin 17). Er differenziert zwischen dem Amateur- und Familienfilm, indem er argumentiert, dass sich der Amateurfilm an ein größeres und ausdifferenzierteres Publikum richtet und die Reaktion des Publikums auf die Filme anders ausfällt (vgl. ebd.). Auch bezüglich der filmischen Struktur lassen sich maßgebliche Unterschiede feststellen, die den Familienfilm vom grundsätzlichen Amateurfilm unterscheiden. So lässt sich zum Beispiel die These aufstellen, dass der Amateurfilm weniger langgezogene Einstellungen besitzt als der Familienfilm, der oft aus ein und derselben besteht. Die Frage ob sich der Amateur- und Familienfilm voneinander trennen lassen, ist jedoch Bestandteil eines komplexen wissenschaftlichen Diskurses und die Beantwortung nicht Ziel der Arbeit. Der Einfachheit halber wird angenommen, dass der Familienfilm als Gattung des Amateurfilms zu verstehen ist. Der Familienfilm als solcher ist somit als wichtiger Bestandteil des Amateurfilms aufzufassen, da er auf verschiedenen Ebenen besondere, in anderen Filmen und dessen Praktiken nicht auffindbare Eigenschaften besitzt. So ist das Konzept des Familienfilmes wohl die erste Form des Amateurfilms, denn die Kinematographie wie wir sie kennen, findet durch die Gebrüder Louis und Auguste Lumière und ihrer Erfindung des Kinematographen maßgeblich ihren Anfang (vgl. fktg.org). „Die beiden ersten Filme sind zweifellos Familienfilme, die innerhalb der Familien Lumière und für enge Freunde von Bedeutung sind (wenn sie nicht darüber hinaus auch zu den ersten Filmen der Filmgeschichte gehören würden)" (Paech 317). Auch die Technik unterscheidet sich vom grundsätzlichen Amateurfilm vor allem zu Beginn der Praktik. Die Geschichte der Filmtechnik beginnt 1895, als der erste Kinematograph vorgestellt wird und markiert auch die Anfänge des Amateurfilms. Die notwendige Technik ist für die Unter- und Mittelschicht praktisch unbezahlbar, so beginnt sich der Amateurfilm von Anfang an vom Professionellen zu differenzieren. Während der Kinofilm auf dem Normalfilm­Format 35mm und der Dopplung 70mm festgehalten wird, entwickelt sich der Amateurfilm in die entgegengesetzte Richtung und nimmt eine Teilung des Normalformates auf 17,5mm und dessen Halbierung auf 9,5mm vor (vgl. Paech 320). Dies hängt neben dem ökonomischen Interesse auch mit der Intention der Familienfilmer zusammen: es ginge beim professionellen Kino darum, ein perfektes, kommerziell wertvolles filmisches Werk zu kreieren, „während vom [Amateur-] Film lediglich verlangt wird, daß er dem Anlass gerecht wird, also überhaupt funktioniert und ein ansehnliches Resultat hervorbringt" (Paech 321). Interessant ist ebenfalls die Überschneidung der Fiktion und Wirklichkeit im Familienfilm, so schreibt Filmanthropologe Karl Sierek, der Film sei eine Mischung zwischen Fiktion und wahrhaftigem Dokument, er steht „zwischen dem unverstellten günstigen Augenblick und dem Wunsch, ja Zwang, zur Inszenierung und Gestaltung" (160). So argumentiert auch Odin, dass „the home movie refuses to represent anything shocking and embarassing (the intimate), to reveal a pessimistic view pf family life [...] or too threatening to the image of the ideal family” (262).

Der Amateurfilm als historische Quelle: Wie sich beim Familienfilm beobachten lässt, dass sich das zeitgenössische professionelle Kino an der Struktur und Darstellung der Familie und Familienfilmen bedient und diese in seine Erzählungen einbettet, ist auch (vor allem bei Dokumentationen) die Einbettung von anderem Amateurfilmmaterial nachweislich. „Amateurfilms do not simply absorb history. Instead they mobilize an active historical process of reimaging and reinvention” (Zimmermann 275). Amateurfilme lassen sich als Dokument und historische Quelle sehen. Viele Dokumentationen nutzen Amateurfilmmaterial zur Illustration historischer Ereignisse, da sie den jeweiligen Zeitgeist und verschiedenste politische, gesellschaftliche und soziologische Aussagen beinhalten. Wenn auch oft zufällig, gelingt es dem Amateurfilmer „für die Nachwelt Ereignisse von regionalen oder gar überregionalem Interesse auf Film zu bannen" (Ziegler 97). Ein passendes Beispiel für solch einen Zufall wäre der Amateurfilmer Abraham Zapruder, dem es gelang, das Attentat auf John F. Kennedy 1963 zu filmen und dieses Material mit Verwertungsrechten für 150.000 USD zu verkaufen (vgl. Ziegler 99).Ob Amateur- und Familienfilme, wenn auch alleinig für die private Rezeption gedacht, die gesellschaftliche Aspekte beinhalten und uns einen Einblick in „die Lebensart, die besonderen Gewohnheiten und die verstorbenen Familienmitglieder" gewähren, oder auch Dokumentationen privater Urlaubsbilder, bieten einen besonderen Blick auf die Geschichte der damaligen Zeit (Caneppele und Schmidt 247). Auch in Bezug auf Amateurmaterial, aufgenommen zu Zeiten des Dritten Reiches, nach der sich diese Arbeit grundlegend orientiert, ist dieses von besonders hohem historischem Wert „und stellen unter Forschern sehr begehrte Quellenmaterialien dar" (Canepelle und Schmidt 248). Es lässt sich beobachten, dass obwohl „bis Anfang der 1980er Jahre in Dokumentationen eindeutig noch das offizielle Filmmaterial [dominierte] - zum Beispiel das aus Wochenschauen und Kulturfilmen [...] heute dem Amateurfilm der Vorzug eingeräumt" wird (Ziegler 99). Doch entgegen dieser Argumentation muss zur Nutzung von Amateurfilmen als historische Quelle eine langwidrige Prozedur bestehend aus Beurteilungen und Analyse vorgenommen werden. Auf die Grenzen und Problematiken des Amateurfilms wird im nächsten Kapitel anhand der Zeitspanne 1933-1945 in Deutschland eingegangen.

3. Der deutsche Amateurfilm des Dritten Reiches

3.1 Grenzen und Problematiken

Dieses Kapitel widmet sich der Analyse der Grenzen und Problematiken des Amateurfilms zu Zeiten der nationalsozialistischen Diktatur. Dabei wird sich vor allem auf die Problematiken der Verwendung des Materials als historische Quelle gewidmet. Viele Dokumentationen, die die historische Epoche thematisieren, arbeiten mit und inkludieren Amateurfilmmaterial, „insbesondere das [des] persönlichen Umfeld des Amateurfilmers, das sich in seinen Filmen wiederfindet" (Ziegler 97). Dem Amateurfilm kommt für die Zeit wahrlich eine Sonderrolle zu, denn mit Hilfe von ihm, ist es möglich sowohl das Grauen des Kriegs, als auch die Darstellung der empfundenen Realität der Gesellschaft aus einer neuen Perspektive der Zeitzeugen zu illustrieren. Auch Roger Odin setzt sich mit diesem Phänomen und den Einschränkungen der Verwendung auseinander. Er schreibt bezüglich des Familienfilms, dass „the difficulty emerges from the stereotypical character of the home movie”, dass diese Repetitionen im Abgebildeten zu einem „weakening of informational value” führt (Odin 261). Damit wird gemeint, dass der Familienfilm nur das abbildet, was abgebildet werden muss, sprich die Darstellung mit einer Ideologie, in dem Falle die der Familie verbunden ist, die negative und realitätsgetreue Darstellungen vernachlässigt (vgl. ebd.). Diese These lässt sich auch auf Material aus Sicht der Soldaten oder anderen Akteuren anwenden, da sie eine objektive Kriegsberichtserstattung durch die Subjektivität des Filmemachers nicht garantieren kann. „Die Produktionen von Filmamateuren stellen daher besondere Herausforderungen und Schwierigkeiten an den Historiker. Es existiert nicht immer nur eine einzige Quelle (Caneppele und Schmidt 246). Vielmehr sollte der Amateurfilm als Ergänzung offizieller Aufnahmen, wie die der Wochenschauen gesehen werden. Um einen Amateurfilm als Quelle zu nutzen, muss mit anderen zeitgenössischen Filmen verglichen werden und das Verhältnis ihrer Aussagen und suggestiven Macht zerlegt werden, denn erst so verwandelt sich sein Narrativ in ein filmisches Dokument (vgl. Caneppele und Schmidt 247). Eine weitere Problematik stellt der Zugriff auf solches, in der NS-Zeit aufgenommenes Material dar. Zu Zeiten des Hitlerdeutschlands herrschte auch für den Amateurfilm eine in den Filmklubs herrschende Zensur. Jegliche Aufführungen des Kulturmaterials wurden durch Kontrollinstanzen wie der staatlichen Polizei überwacht. Nur als Einzelfilmer konnte man der Zensur und Registrierung weitestgehend umgehen, doch auch die Entwicklungsstätten behielten sich das Recht vor, Material zu kontrollieren und einzubehalten. Eine weitere Schwierigkeit bildete sich daraus, dass es ab 1943 nahezu unmöglich wurde als Amateur Farbfilmrollen zu erwerben. Politisch links eingeordnetes Material und vieles des durch Soldaten Aufgenommen unterlagen einem Verbot: „Bombenangriffe und deren Folgen zu dokumentieren, ist strengstens Verboten und kann als Wehrkraftzersetzung oder Spionage mit dem Tod bestraft werden.“ (rbb-online.de). Eine Vielzahl des aufgenommenen Materials wurde der Zerstörung ausgesetzt oder im Laufe der Jahre verloren. Um eine akkurate Aufwertung der Amateurfilme vollziehen zu können, muss demnach erst eine Ausweitung und flächendeckende Veröffentlichung durch Archive ermöglicht werden (vgl. Caneppele und Schmidt 248). Denn sonst fehlt für eine wissenschaftliche Analyse der Zugang zu den Filmen und somit bleibt die historische und kontextuelle Analyse unfundiert. Zusätzlich agiert die Technik als weitere Grenze des Amateurfilms zu der Zeit. Abgesehen von der Schwierigkeit der Erlangung der Techniken für Amateurfilmer und die Kosten dieser, müssen die damaligen Schmalfilm-Formate auf ein heute aktuelleres Format wie dem des 16mm- oder 35mm-Films transferiert werden. So schreiben Caneppele und Schmidt, „die analoge Sicherung der Schmalfilmformate wird durch die sich verändernde Kopierwerkslandschaft zunehmend schwieriger und ist, wenn überhaupt, mit hohen Kosten verbunden (248).

3.2 Propaganda- und Amateurfilm: Eine Gegenüberstellung

Im folgenden Kapitel wird sich mit der zu Zeiten des Dritten Reiches herrschenden Filmform des Propagandafilms auseinandergesetzt. Auf Grundlage dessen, wird ein Vergleich zwischen dem Propaganda- und Amateurfilm gezogen, um grundlegende Unterschiede herausarbeiten zu können. Unter dem Begriff des Propagandafilms, fallen Filme, die mithilfe ihrer politisch instrumentalisierten Aussage auf die Meinungsbildung des Zuschauers abzielen. So findet diese Gattung des Films im Ersten Weltkrieg ihren Anfang darin, „bewusst als Propagandainstrument zur Meinungsbildung im Sinne der jeweils erklärten Kriegsziele eingesetzt" zu werden (filmlexikon.uni-kiel.de). Im Gegensatz zu Dokumentar- oder Amateurfilmen, bedient sich der Propagandafilm an irrationalen Gefühlsargumenten. „Zur Verbreitung politischer Theorien werden Urängste evoziert, Informationen werden durch die gezielte Streuung von Gerüchten und die Zensur manipuliert." (Grzeschik 552). Propagandafilme, die zu Zeiten des Dritten Reiches entstanden sind, spielen für Historiker eine wichtige Rolle. Sie werden zur Analyse und dem Verständnis der Geschichte herangezogen und beinhalten viele relevante Aussagen. So kann sich beispielsweise mit Hilfe dieses Materials an die damals herrschende Ideologie angenähert werden. Er bietet einen Zugang zu der Sympathie der Gesellschaft für die damals herrschenden politischen Verhältnisse. Er ermöglicht einen Einblick, wie es Hitler gelang mithilfe des Massenmediums des Films, das Bewusstsein und die Weltanschauung der Bevölkerung zu verändern. So sagt Propagandaminister Joseph Goebbels in einer Rede im März 1937: (..) In dem Augenblick, da eine Propaganda bewußt wird, ist sie unwirksam. Mit dem Augenblick aber, mit dem sie als Propaganda, als Tendenz, als Charakter, als Haltung im Hintergrund bleibt und nur durch Menschen, durch Handlung, durch Ablauf, durch Vorgänge, durch Konstantierung in Erscheinung tritt, wird sie in jeder Hinsicht wirksam. (Jahrestagung der Reichsfilmkammer, 05. März 1937)

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Grenzen der Materialverwendung im Amateurfilm am Beispiel des Films "Heimat Deutschland 1933-1945"
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Medienwissenschaft)
Veranstaltung
Amateurfilmpraktiken
Note
12
Autor
Jahr
2019
Seiten
18
Katalognummer
V953427
ISBN (eBook)
9783346297563
ISBN (Buch)
9783346297570
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Amateurfilm Materialverwendung Analyse
Arbeit zitieren
Georgia Langton (Autor:in), 2019, Die Grenzen der Materialverwendung im Amateurfilm am Beispiel des Films "Heimat Deutschland 1933-1945", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/953427

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