Das Ziel der Arbeit ist es zu zeigen, wie Intervention in einer Inobhutnahmegruppe von 3-7-jährigen bei Konflikten gelingen kann und wie Lösungen aussehen können. Konflikte gibt es in jedem Lebensbereich und in jeder Altersgruppe. Auch in der Inobhutnahme treten täglich Konflikte zwischen den Kindern auf. Die Kinder befinden sich in einer aktuellen Lebenskrise, da sie aus ihrem gewohnten Umfeld und ihren Familien genommen wurden. Die Gründe für die Inobhutnahme sind meist ganz unterschiedlich, somit bringt jedes Kind eine andere Vorgeschichte mit sich.
Durch die teilweise traumatischen Erfahrungen die die Kinder bereits machen mussten, weisen sie unter anderem Entwicklungsverzögerungen, mangelnde soziale- und emotionale Kompetenzen und erhöhtes Aggressionspotential auf. Zu dem besteht eine Unzufriedenheit im Kind, da es nicht mehr bei seinen Bezugspersonen, meist den Eltern, wohnen kann. Die bestehende Trauer wandelt sich dann oft in Wut und Aggression um, woraus dann Konflikte entstehen. Die Konflikte werden von den Kindern sowohl verbal als auch körperlich ausgetragen. Sie gehören zum Alltag der Kinder, während sich in Regeleinrichtungen nur selten Konflikte in diesem Ausmaß beobachten lassen. Den Kindern fällt es meist schwer sich Hilfe bei einem Pädagogen zu holen bevor der Konflikt eskaliert.
Sie verbinden einen Konflikt meist mit etwas negativem und werden als schmerzhaftes und unangenehmes Erlebnis wahrgenommen. Oftmals bauen die Kinder ihre Wut und Frustration über die aktuelle Situation mit einem körperlichen Konflikt gegen ein anderes Kind oder einen Pädagogen ab. Dies verhilft den Kindern allerdings nicht zu einer Besserung ihres persönlichen Empfindens, sondern es entstehen weitere negative Gefühle und Erfahrungen.
Das Ziel dabei ist es, den Kindern zu zeigen, dass Konflikte auch ohne körperliche Auseinandersetzungen ausgetragen werden können und sie eine Chance für Änderungen sind. Die Kinder sollen erkennen, dass es in Ordnung ist wütend zu sein, es aber andere Möglichkeiten als eine Auseinandersetzung gibt um seinen Ärger Luft zu machen. Des Weiteren werden den Kindern Bewältigungsstrategien aufgezeigt um mit ihrer Wut und Aggression umzugehen und diese nicht durch Konflikte miteinander abzubauen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Definition Konflikt
2. Definition Aggression
3. Ursachen von Konflikten
3.1 Missverständnisse in der Kommunikation
3.2 Zusammensetzung der Gruppe
3.3 Nachahmung erlernter Verhaltensweisen
4. Auswirkungen von Konflikten
4.1. Positive Auswirkungen auf die Kinder
4.2. Negative Auswirkungen auf die Kinder
5. Oppositionell- aggressive Kinder
6. Vorbeugen von Konflikten aufgrund neugewonnener Kompetenzen
6.1 Emotionale Kompetenz und Empathie
6.2 Emotionale Kompetenz und Verhaltensauffälligkeiten
7. Zielgruppe
8. Ziele für einzelne Kinder
9. Heilpädagogischer Umgang mit Gewalt und Konflikten im Clemens-Maria- Kinderheim
9.1 Pädagogisches Verhalten in Konfliktsituationen
10. Bereits durchgeführte Methoden und Angebote im Umgang mit Konflikten
10.1. Liedeinführung „Das Lied von den Gefühlen“
10.2. Die „Autorunde“
10.3 Die „Wutampel“
10.4 Methoden in der Gesprächsführung durch ein gezieltes Beispiel
11. Reflexion und Evaluation
11.1 Reflexion der Situation und Evaluation der Ziele
11.2 Weitere geplante Methoden der Konfliktbewältigung
11.2.1 Schnur- Spiel
11.2.2 Schimpfen erlaubt
11.2.3 Der Wutball
12. Schlusswort
Vorwort
Konflikte gibt es in jedem Lebensbereich und in jeder Altersgruppe. Auch in der Inobhutnahme treten täglich Konflikte zwischen den Kindern auf. Die Kinder befinden sich in einer aktuellen Lebenskrise, da sie aus ihrem gewohnten Umfeld und ihren Familien genommen wurden. Die Gründe für die Inobhutnahme sind meist ganz unterschiedlich, somit bringt jedes Kind eine andere Vorgeschichte mit sich. Durch die teilweise traumatischen Erfahrungen die die Kinder bereits machen mussten, weisen sie unter anderem Entwicklungsverzögerungen, mangelnde soziale- und emotionale Kompetenzen und erhöhtes Aggressionspotential auf. Zu dem besteht eine Unzufriedenheit im Kind, da es nicht mehr bei seinen Bezugspersonen, meist den Eltern, wohnen kann. Die bestehende Trauer wandelt sich dann oft in Wut und Aggression um, woraus dann Konflikte entstehen. Die Konflikte werden von den Kindern sowohl verbal als auch körperlich ausgetragen. Sie gehören zum Alltag der Kinder, während sich in Regeleinrichtungen nur selten Konflikte in diesem Ausmaß beobachten lassen. Den Kindern fällt es meist schwer sich Hilfe bei einem Pädagogen zu holen bevor der Konflikt eskaliert. Sie verbinden einen Konflikt meist mit etwas negativem und werden als schmerzhaftes und unangenehmes Erlebnis wahrgenommen. Oftmals bauen die Kinder ihre Wut und Frustration über die aktuelle Situation mit einem körperlichen Konflikt gegen ein anderes Kind oder einen Pädagogen ab. Dies verhilft den Kindern allerdings nicht zu einer Besserung ihres persönlichen Empfindens, sondern es entstehen weitere negative Gefühle und Erfahrungen. Mein Ziel ist es, den Kindern zu zeigen, dass Konflikte auch ohne körperliche Auseinandersetzungen ausgetragen werden können und sie eine Chance für Änderungen sind. Die Kinder sollen erkennen, dass es in Ordnung ist wütend zu sein, es aber andere Möglichkeiten als eine Auseinandersetzung gibt um seinen Ärger Luft zu machen. Des Weiteren werden den Kindern Bewältigungsstrategien aufgezeigt um mit ihrer Wut und Aggression umzugehen und diese nicht durch Konflikte miteinander abzubauen.
1. Definition Konflikt
„Konflikte treten auf, wenn Personen oder Gruppen mit unterschiedlichen Standpunkten versuchen, ihre eigene Position als allgemein gültig durchzusetzen, ihr eigenes Wertesystem für anderen verbindlich zu erklären oder ihre Interessen und Ziele ohne Rücksicht auf andere zu verwirklichen.“ Somit beschreibt das Wort Konflikt einen Zusammenstoß, einen Streit. Barth, Bernitzge, Fischer 2010: S 448)
2. Definition Aggression
„Absichtsvoll eingesetzte schädigende Verhaltensweisen, die gegen Menschen, Tiere oder Sachen gerichtet werden.“ (Büchin-Wilhelm 2013: S 73). Nach einer anderen Definition meint Aggression eine dem Menschen innewohnende Disposition und Energie. Mit dem weiter gefassten Begriff der Aggression ist jedes Verhalten gemeint, das im Wesentlichen das Gegenteil von Passivität und Zurückhaltung darstellt. Aggression bedeutet somit dasselbe wie Aktivität.
3. Ursachen von Konflikten
3.1 Missverständnisse in der Kommunikation
Ein Großteil der Konflikte treten aufgrund von Kommunikationsproblemen auf. Dazu hat Schulz- von- Thun eine Theorie aufgestellt. Der Text: Abenteuer Erzieher(2010: S.395) weist darauf hin, dass es in jeder Kommunikation einen Sender und einen Empfänger gibt und dass jede Nachricht vier verschiedene Komponenten bzw. Ebenen aufweist. Der Sender spricht mit „vier Schnäbeln“, der Empfänger hört mit „vier Ohren“. Die Sachebene gibt die wesentliche Information der Nachricht weiter. Die Selbstoffenbarung besagt, dass jede Nachricht auch eine Auskunft über die eigene Person, beispielsweise ihre Gefühle gibt. Die Beziehungsebene macht die Beziehung zwischen dem Sender und dem Empfänger deutlich. Dies lässt sich besonders an nonverbalen Signalen, wie beispielsweise Tonfall, Mimik, Gestik und der Formulierung ableiten. Die Appellebene beschäftigt sich damit, was der Sender mit seiner Nachricht erreichen möchte. Der Einfluss kann offen oder verdeckt manipulierend sein.
Jede Nachricht enthält alle vier Komponenten. Konflikte können dann entstehen, wenn die Äußerung nicht klar und eindeutig ist. Dadurch kann es zu Missverständnissen kommen. Es ist hilfreich, das Ausgedrückte auf der Sach- oder Selbstoffenbarungsebene zu hören. Bei Beleidigungen oder Abwertungen ist es hilfreich, das Beziehungsohr auszuschalten. Besonders Kindern, die im sozialen Bereich Defizite aufzeigen, fällt es schwer die Botschaften des Senders (beispielsweise des anderen Kindes) neutral aufzufassen und nicht als Angriff aufzunehmen.
3.2 Zusammensetzung der Gruppe
Die 7 Kinder der Inobhutnahme bilden eine Gruppe. „Eine Gruppe setzt sich aus mindestens zwei miteinander in Beziehung stehenden Mitgliedern zusammen, die gemeinsame Ziele verfolgen, gemeinsame Normen und Wertevorstellungen entwickeln, erkennbare Rollenbeziehungen zueinander aufweisen, sich als zusammengehörig (Wir-Gefühl) miteinander verbunden fühlen und sich damit von anderen Personen bzw. Gruppen abgrenzen.“ (Barth, Bernitzke, Fischer 2010: S. 320). Da die Kinder nicht aus Sympathien oder den bereits genannten Merkmalen eine Gruppe darstellen, sondern aufgrund der Inobhutnahme zusammenwohnen, kommt es häufig zu Konflikten. Durch den häufigen Wechsel der Gruppenmitglieder aufgrund von Rückführungen oder Verlegungen befinden die Kinder sich im ständigen Wechsel zwischen der Orientierungs- und Machtkampfphase. Der Text: Abenteuer Erzieher(2010: S.337) erklärt, dass es in der Orientierungsphase noch keine feste Gruppe gibt, da sich die Kinder in dieser Phase noch nicht kennen. Die Rollen in der Gruppe sind noch nicht verteilt, dadurch entsteht Unsicherheit und Zurückhaltung. Außerdem steht das Ich-denken im Vordergrund, somit herrscht kein Gemeinschaftsgefühl. Die darauffolgende Phase ist die sogenannte Machtkampfphase, in der Rivalitäten im Vordergrund stehen, da um die Rangordnung gekämpft wird. Die verschiedenen Normen, Rollen und Funktionen innerhalb der Gruppe werden ausgehandelt, somit ist ein Zusammengehörigkeitsgefühl bisher kaum vorhanden. Es kann zu leichten Spannungen, Unruhen und Positionskämpfe kommen, somit entwickeln sich in dieser Phase positive sowie auch negative Beziehungen. Die einzelnen Gruppenmitglieder versuchen Einfluss auf das Gruppengeschehen und die Gruppenleitung zu nehmen. Manchen Gruppen fällt diese Phase sehr schwer und sie schaffen es kaum diese zu überwinden, andere fallen immer wieder in diese Phase zurück.
Anschließend Folgen drei weitere Phasen, die Vertrautheits-, Differenzierungs- und Trennungsphase, auf die ich nicht näher eingehen möchte, da sie bislang in meiner Gruppe noch nicht beobachtbar waren.
3.3 Nachahmung erlernter Verhaltensweisen
Eine weitere Ursache für das hohe Konflikt- und Aggressionspotenzial der Kinder ist, dass sie aus ihren Herkunftsfamilien teilweise viel Gewalt und damit verbundene Konflikte erleben mussten. Dieses Verhalten wurde von den Kindern erlernt und anschließend auch nachgeahmt. Dies besagt auch die sozial-kognitive Lerntheorie von Bandura: Eine Person, der Beobachter, übernimmt bestimmte Erlebnis- und Verhaltensweise die es bei einer anderen Person, dem Modell, beobachten konnte. Aufgrund dessen kommt es bei dem Beobachter zu einer Verhaltensänderung. Das Modell weist gewisse Persönlichkeitsmerkmale auf, wie beispielsweise Anerkennung, Sympathie oder soziale Macht. (vgl. Barth, Bernitzge, Fischer 2010: S. 262)
Diese Merkmale haben auch Eltern aus Sichtweise ihrer Kinder. Wenn Kinder oftmals beobachten, dass Eltern beispielsweise ihre Konflikte körperlich lösen, so kann es sein, dass bei dem Kind eine Verhaltensänderung eintritt und sie ebenfalls ihre Konflikte in Form von Gewalt austragen.
4. Auswirkung von Konflikten
Das Erleben von Konflikten im direkten Umfeld hat immer Auswirkungen und Folgen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Diese Auswirkungen können sowohl positiv als auch negativ sein.
4.1. Positive Auswirkungen auf die Kinder
Eine positive Auswirkung eines Konflikts ist es, dass das bestehende Problem gelöst wird und beide Parteien zufrieden sind, also das eine Win-Win Situation geschaffen wird. Im besten Falle wird das bestehende Problem soweit behoben, dass es nicht mehr auftritt und die Kinder den Konflikt als Chance für die positive Änderung sehen.
Eine weitere Komponente ist, dass die Kinder sagen dürfen was sie in einer bestimmten Situation stört und selbst aktiv an Lösungen arbeiten dürfen. Dadurch fühlen sie sich ernst genommen und sie machen die Erfahrung: Ich bin bedeutsam, ich werde ernst genommen, ich werde gehört. Bei der Lösung eines Konfliktes, egal ob mit Hilfe eines Pädagogen oder der alleinigen Lösung, wird das Selbstwertgefühl des Kindes gestärkt und das Kind erkennt, dass es selbst der Akteur seines Handelns ist.
4.2 Negative Auswirkungen auf die Kinder
Konflikte werden für Kinder und Jugendliche erst fruchtbar,
– wenn darauf verzichtet wird, einseitige Anpassungen der anderen Seite durchzusetzen oder bloße Mittelwege oder getrennte Richtungen einzuschlagen,
– wenn Ansprüche beider Seiten, ihre Berechtigung und Verwirklichungsmöglichkeiten gemeinsam erwogen werden,
– wenn Bereitschaft auf beiden Seiten angeregt und gelernt wird, zu überzeugen und sich überzeugen zu lassen,
– wenn auch die Gefühle der anderen Seite ernst genommen und eigene Gefühlslagen korrigiert werden. (Kommission Anwalt des Kindes: S. 4)
Wenn das Kind mit den eben genannten Beispielen mehrmals Erfahrungen macht, kann es sein, dass es in Konflikten aggressiv reagiert, da es sich beispielsweise nicht ernst genommen fühlt. Das Kind lernt, dass es im Unrecht steht, auch wenn dies vielleicht nicht der Fall ist. Es ist frustriert und fühlt sich hilflos. Dies kann zur Selbstverachtung und zur Schädigung des positiven Selbstwert führen.
5. Oppositionell- aggressive Kinder
Oppositionell- aggressive Kinder weisen ein bestimmtes Verhaltensmuster auf. Sie sind oftmals feindselig, zeigen ein trotziges Verhalten und sind ungehorsam. Sie haben häufig Wutausbrüche und befolgen keine Anweisungen. Außerdem geben sie gerne anderen die Schuld für auftretende Konflikte oder die eigenen Misserfolge. Bei Konflikten oder Auseinandersetzungen werden sie schnell körperlich gegenüber anderen Menschen, Tieren oder Objekten. (vgl. Ute Koglin, Franz Petermann 2006: S.11)
Oppositionell-aggressive Kinder weisen auf jeder Stufe der sozialen Informationsverarbeitung Defizite oder Verzerrungen auf (Crick&Dodge,1994). „Macht ein Kind die Erfahrung, dass Kontakte mit anderen Kindern Stress auslösen oder zu negativen Gefühlen und Situationen führen, wird das Kind dies auch bei zukünftigen Kontakten mit anderen erwarten. Bei Konflikten mit anderen Kindern wird das Kind daher weniger Handlungen berücksichtigen um die Beziehung zu dem anderen Kind aufrechtzuerhalten. Stattdessen wird es vermehrt zielorientiert handeln, um zum Beispiel einen bestimmten Gegenstand erhalten.“ (Ute Koglin, Franz Petermann 2006: S.33). Diese Kinder verfolgen ihre eigenen Ziele und sehen oftmals nur ihren eigenen Vorteil. Somit nehmen sie kaum Rücksicht auf andere. Außerdem kennen diese Kinder nur wenig andere Lösungsmöglichkeiten für ihre Probleme außer dem aggressiven Vorgehen. (vgl. Ute Koglin, Franz Petermann 2006: S.34)
6. Vorbeugen von Konflikten aufgrund neugewonnener Kompetenzen
Konflikte gehören zwar zum Menschlichen zusammenleben, allerdings ist ein harmonisches Miteinander ebenso wichtig. Durch den Erwerb bzw. die Verstärkung der Emotional- und Sozialkompetenz und das Anregen von Empathie können Konflikte verringert werden.
6.1 Emotionale Kompetenz und Empathie
Verena Frech besagt, dass das emotionale Lernen schon vor der Geburt beginnt und es sich in der gesamten Kindheit (und darüber hinaus) fortsetzt. Die größten Schritte macht das Kind dabei in den ersten sechs Lebensjahren... Der erste Bereich ist der Emotionsausdruck, zu welchem das Emotionsverständnis (bzw. -Wissen) und dann der Bereich der Emotionsregulation hinzukommen. Dabei ist dies nicht als Folge von Entwicklungsschritten zu sehen, die unabhängig voneinander gemacht werden. Die drei Fertigkeitsbereiche bedingen einander; sie sind verknüpft und laufen größtenteils parallel ab. (Frech 2008)
Die emotionale Kompetenz beschreibt außerdem das Lernen mit den eigenen Gefühlen und mit den Gefühlen der Anderen umzugehen. Das Einfühlungsvermögen in die Gefühls- und Gedankenwelt des anderen heißt Empathie. Der Text: Ute Kogling, Franz Petermann (2006: S.18) besagt, dass es wichtig ist die Emotionen, Gefühle und Bedürfnisse des anderen zu erkennen und nachzuspüren. Nur so kann das eigene Handeln auf die Bedürfnisse des gegenübers abgestimmt werden. Erst wenn ein Kind erkennt und versteht, dass ein Kind weint, da es seine Eltern vermisst, kann es ihm helfen und es trösten.
Saarnie beschreibt acht Schlüsselfertigkeiten der emotionalen Kompetenz. Ich habe die für mich wichtigsten ausgewählt. Diese wurden auf die Lösung, den Umgang und die Ursachen von Konflikten bezogen. (nach Saarnie,2002 ,S.13)
1. Eigene Gefühle wahrnehmen und diese bei anderen erkennen. Durch diese Fähigkeit wird es dem Kind ermöglicht, seine eigenen Gefühle zu benennen und zu verstehen. Dies kann bei einer Konfliktlösung von Vorteil sein, da das Kind seine Position beschreiben und erklären kann. Wenn ein Kind seine eigenen Gefühle versteht und erkennt wird es ihm auf langfristige Sicht auch leichter fallen diese bei anderen zu erkennen.
2. Emotionen anderer wahrnehmen und verstehen. Es ist wichtig zu begreifen, dass andere Menschen andere Gefühle und Bedürfnisse haben als man selbst. Durch das Entwickeln für das Verständnis des anderen können Konflikte einfacher gelöst werden, da eine gute Basis geschaffen ist. Wenn das Kind versteht, dass das andere Kind weint, weil es von ihm geschlagen wurde kann es zu einer Verhaltensänderung beim Täter führen.
3. Die Fähigkeit, Gefühle richtig zu verstehen und Ausdruckswörter für Emotionen zu benutzen. In einem Konflikt kann es vorkommen, dass der Täter bei der Konfliktlösung beginnt zu weinen. Diese Schlüsselfertigkeit beschreibt die Fähigkeit zu erkennen, dass Tränen sowohl aus Wut als auch aus Trauer fließen können. Wenn Kinder den Unterschied kennen hilft dies wesentlich bei der Konfliktlösung.
4. Die Fähigkeit, empathisch auf das emotionale Erleben von anderen Menschen einzugehen. Diese Fähigkeit geht über das bloße Erkennen des Gefühls hinaus. Es heißt sich in die Gefühlswelt des anderen einzufinden, sich in die Lage des anderen hineinzuversetzen und ein Gespür für den anderen zu entwickeln. Auf die Konflikte der Kinder bezogen bedeutet dies, dass durch gezielte Fragen des Pädagogen die Kinder sich sowohl in das Opfer als auch in den Täter hineinversetzen.
5. Mit negativen Emotionen und anderen Stresssituationen angemessen umgehen können. Damit ist die Selbstregulation gemeint. Die Dauer und Intensität von negativen Gefühlen kann durch Selbstregulation verringert werden. Kinder, die nicht von ihren Emotionen überwältigt werden, können sich bei Konflikten besser auf den Inhalt oder den Auslöser des Konfliktes konzentrieren.
Ein bedeutsamer Teil der emotionalen Entwicklung ist darüber hinaus die Empathie Fähigkeit, also die Fähigkeit, eine emotionale Situation wahrzunehmen und Gefühle stellvertretend mit der betroffenen Person mitzuerleben. Der Verlauf der emotionalen Entwicklung ist dem Alter des Kindes entsprechend gegliedert. Dabei ist zu beachten, dass diese Altersangaben variieren können.
6.2 Emotionale Kompetenz und Verhaltensauffälligkeiten
Die enge Beziehung zwischen emotionaler und sozialer Kompetenz zeigt sich auch darin, dass eine Reihe von Verhaltensauffälligkeiten wie Ängste, depressive Symptome, impulsives und aggressives Verhalten als eine ungünstige Regulation von Affekten bezeichnet werden können (Petermann, Wiedebusch, 2003). Die unangemessene Regulation negativer Gefühle kann die Gestaltung des Sozialkontaktes sehr belasten und zunehmend zu einer sozialen Isolation eines auffälligen Kindes beitragen (Fabes, 2002).
Praktischer Teil
7. Zielgruppe
Derzeit wohnen acht Kinder im „XXX“, die zwischen 4 und 13 Jahren alt sind. Die Gruppe verändert sich regelmäßig, da XXX eine Inobhutnahme ist. Alle Kinder weisen unterschiedliche soziale Hintergründe auf und haben unterschiedliches Konfliktpotential. In Folge werde ich auf die Hintergründe der Kinder eingehen.
R. ist 13 Jahre alt. Er wohnt eigentlich in der Inobhutnahmegruppe „XXX“, ist nun aber sein zwei Wochen im „XXX“, da es in seiner Gruppe täglich zu Konflikten mit anderen Kindern und Pädagogen kommt. R. wurde in „XXX“ sehr schnell aggressiv, insbesondere gegen die Pädagogen. Er wurde verlegt, da seine Gewaltbereitschaft stätig zunahm. In „XXX“ hält sich R. an die Regeln und ist bislang noch nicht negativ aufgefallen. Eine baldige Verlegung in ein anderes Kinderheim ist angedacht.
D. ist 7,5 Jahre alt und wohnt sein April 2017 im „XXX“. Sie hat bereits Erfahrungen mit häuslicher Gewalt, dies war auch der Auslöser für die Inobhutnahme. Vermutet wird, dass D. und ihre drei Geschwister regelmäßig vor allem von dem Vater geschlagen wurden. Die gewaltvolle Lösung von Problemen die D. zuhause erlernt hat zeigt sie auch bei uns in der Gruppe. Sie schafft es kaum einen Konflikt ruhig und sachlich zu lösen. Meist wird sie aggressiv gegenüber Pädagogen, Kindern oder Objekten. Sie schafft es nur sehr schwer mit ihrer innerlichen Wut umzugehen und geht somit in Konfrontation mit den Kindern. Nach einem körperlichen Konflikt zeigt D. manchmal Reue und kann sich meist eigeninitiativ entschuldigen. Jüngeren Kinder gegenüber zeigt sie oftmals viel Empathie. Bei äteren oder gleichaltrigen fällt ihr dies noch schwer.
M. ist 7,2 Jahre alt und ebenfalls aufgrund von häuslicher Gewalt seit Oktober 2017 bei uns. Sie zeigt bei Konflikten nie aggressives Verhalten und befindet sich in solch einer Situation immer in der Rolle des Opfers. M. kann sich gut die Hilfe eines Pädagogen holen und löst all ihre Konflikte verbal ohne dabei ausfallend zu werden. Sie ist meist sehr empathisch und erkennt die Gefühle der anderen Kinder.
S. ist 6,7 Jahre alt und hat aktuell viel Wut in sich, da sie sehr unter der Inobhutnahme leidet. Sie ist bereits das zweite Mal in Obhut genommen worden. S. hat hauptsächlich Konflikte mit D. oder A. Diese Konflikte trägt S. oftmals auch körperlich aus, sie schlägt oder kratzt die anderen Kinder. Auch gegenüber den Pädagogen wird S. in Konfliktsituationen teilweise körperlich aktiv. Sie tritt nach den Pädagogen oder versucht sie zu beißen. Nach solch einem Ereignis zeigt S. viel reue und entschuldigt sich immer von selbst. Sie versucht aktuell ihr Verhalten zu ändern, dies gelingt ihr aber nur bedingt. S. ist allen Kinder gegenüber empathisch.
F. ist 6,3 Jahre alt und seit Oktober 2017 in der Inobhutnahme. Er weist unter anderem soziale Ängste auf und ist aufgrund dessen den anderen Kindern gegenüber sehr zurückhaltend. F. beginnt selten eine Auseinandersetzung. Wenn er in einem Konflikt involviert ist vertritt er meist die Opferrolle und sucht sich die Hilfe eines Pädagogen. Er zeigt nur wenig Empathie gegenüber der anderen Kinder und erkennt die Gefühle und Bedürfnisse der anderen nicht.
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