Deutschunterricht und Germanistikstudium in Ägypten. Deutsche Literatur in Ägypten am Beispiel von Goethe


Trabajo Escrito, 2004

20 Páginas, Calificación: 1,5


Extracto


Inhalt

Einleitung

1 Historischer Überblick über die europäisch- ägyptischen Beziehungen im 19.Jahrhundert
1.1 Das Land Ägypten und die Bevölkerung: Allgemeine Angaben
1.2 Das koloniale Ägypten von 1882 bis
1.3 Die deutsch-ägyptischen Beziehungen

2. Entwicklung der deutschen Sprache in Ägypten
2.1 Allgemeines
2.2 Deutschunterricht in Schulen

3. Germanistikstudium in Ägypten
3.1 Universitäten in Ägypten
3.2 Deutsch- bzw. Germanistikabteilungen

4. Stellung der deutschen Literatur in Ägypten am Beispiel Goethe
4.1 Die Übersetzungen von Goethes Werken in Ägypten
4.2 Goethe als Persönlichkeit und Dichter aus der Sicht ägyptischer Literaten

Fazit

Literatur

Internetseiten

Einleitung

Deutschkenntnisse begünstigen einen wesentlichen Transfer deutscher Wissenschaft und Technologie nach Afrika. Außerdem ermöglichen Deutschunterricht und Germanistikstudium besonders eine Begegnung mit der deutschen Kultur und fördern einen interkulturellen Dialog, der der Verständigung zwischen fremden Kulturen und Gesellschaften dient (vgl., Sow, 62). In diesem Zusammenhang wird in dem vorliegenden Aufsatz die Stellung der deutschen Sprache bzw. der Germanistik und teilweise auch der deutschen Literatur in Ägypten behandelt.

Die Arbeit gliedert sich in vier Hauptteile: Im ersten Teil wird ein kurzer historischer Überblick über die europäisch bzw. deutsch- ägyptischen Beziehungen im 19. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 20 Jahrhunderts, sowie allgemeine Angaben über das Land und die Bevölkerung gegeben. Im zweiten Teil sollen folgende Fragen beantwortet werden: Wie hat sich die deutsche Sprache in Ägypten entwickelt? Wie ist die Nachfrage nach Deutschunterricht im Allgemeinen? Wie wird Deutsch in den verschiedenen Schulen angeboten? Dabei soll ein Gesamtüberblick über die Bildungssituation in ägyptischen Schulen und die Ausbildung von Lehrkräften sowie die Lehrmaterialien gegeben werden.

Der dritte Teil beschäftigt sich mit dem Germanistikstudium in Ägypten. Zunächst wird auf die verschiedenen Universitäten in Ägypten und deren Strukturen eingegangen. Danach soll das Deutsch- bzw. Germanistikangebot an ägyptischen Universitäten untersucht werden; dabei werden die einzelnen Deutsch- bzw. Germanistikabteilungen vorgestellt.

Der vierte Teil befasst sich mit der Stellung der deutschen Literatur in Ägypten. Da Johann Wolfgang Goethe in Ägypten bzw. in der arabischen Welt sehr bekannt und hochgeschätzt ist, soll an seinem Beispiel gezeigt werden, wie Goethes Werke in Ägypten aufgenommen werden, und welche Einstellungen ägyptische Literaten über Goethe als Persönlichkeit und Dichter haben. Hier wird die Sicht von drei Literaten und Denkern behandelt, die sowohl in Ägypten als auch in anderen arabischen Länder sehr bekannt sind und einen großen Einfluss auf die ägyptisch- bzw. arabische Literatur haben, nämlich Taha Hussain, Abbas Mahmud Al-Aqqad und Salama Musa.

Anschließend sollen folgende Fragen beantwortet werden: Wie wirken sich Deutschkenntnisse auf den ägyptischen Arbeitsmarkt aus? Wie kann die deutsche Sprache ihre positive Entwicklung in Ägypten fortsetzen und ihre Stellung in den anderen arabisch- islamischen Ländern verbessern? Welche Nutzen ergeben sich daraus?

1 Historischer Überblick über die europäisch- ägyptischen Beziehungen im 19.Jahrhundert

1.1 Das Land Ägypten und die Bevölkerung: Allgemeine Angaben

Ägypten gehört geographisch zu nordafrikanischen Ländern, wird aber politisch dem Nahen Osten zugerechnet (vgl., Böhm, 180). Das Land ist durch den Nil in zwei ungleichmäßige Hälften geteilt. Kairo ist die Hauptstadt Ägyptens, 94% der Bevölkerung sind Muslime, fast ausschließlich Sunniten, 6% sind koptische und andere Christen, es gibt auch eine kleine jüdische Gemeinde. Die Bevölkerungszahl übersteigt 70 Millionen, 2 Millionen davon leben im Ausland, vor allem in den Golfstaaten.1

Ägypten hat eine besondere historische und kulturelle Bedeutung:

„Die geographische Lage Ägyptens am südlichen Mittelmeer zwischen Asien und Afrika sowie die Geschichte des Landes und der Einfluss des Islam seit dem achten Jahrhundert machen das Land zu einem Teil des arabischen –islamisch- mediterranen Kulturkreises. Die vor dem arabisch-islamischen Zeitalter herrschende pharaonische Kultur ist jedoch im Bewusstsein der Ägypter lebendig geblieben.“ (Schanneik 2004, 13).

Seit 1953 ist Ägypten eine Präsidialrepublik. Die Amtssprache im Land ist arabisch, aber Englisch und Französisch werden aufgrund der kolonialen Wirkung von Frankreich und England häufig gesprochen (vgl., Arras, 1605).

1.2 Das koloniale Ägypten von 1882 bis 1956

„Ein erster intensiver Kontakt des unter osmanischer Herrschaft stehenden Ägyptens mit Westeuropa begann mit dem Feldzug Napoleons, der von 1798 bis 1802 dauerte.“ ( ebd., 13). Das Land war ein verlockendes Ziel der französischen Politik. Da Ägypten strategisch auf der Scheide zwischen Afrika und Asien liegt, bedeutet diese Eroberung eine wesentliche Abkürzung der Handelswege nach Indien und einen schweren Schlag für die Mittelmeerposition Englands (vgl., Abdel-Noor, 14). Napoleon kam aber nicht nur mit Soldaten nach Ägypten, sondern er hatte auch eine Vielzahl von Wissenschaftlern mitgebracht, die das Land erforschten und über die Möglichkeit zum Bau einer Kanalverbindung zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer nachdachten (vgl., Schanneik, 13).Von 1805 bis 1850 regierte der Albaner Muhamed Ali als Vizekönig unter dem osmanischen Reich Ägypten. Er führte viele Reformen in verschiedenen Bereichen (Agrarbildungs-, Gesundheits-, und Industriesektor) durch und schickte Studierende ins Ausland, die später Modernisierungsschritte in vielen gesellschaftlichen Bereichen initiierten wie zum Beispiel die Emanzipation der Frau (ebd, 13). 1869 wurde der Suezkanal unter dem Nachfolger Alis Said Pascha eröffnet (ebd, 13). Mit dieser Eröffnung rückte Ägypten in den Mittelpunkt des Interesses der europäischen Großmächte; 1875 erwarb Großbritannien die ägyptischen Suezkanalaktien und ab 1876 übte es zusammen mit Frankreich die Finanzhoheit über Ägypten aus.1882 wurde das Land von den Briten besetzt. Seit 1922 ist Ägypten offiziell unabhängig und seit der Verfassung von 1923 eine konstitutionelle Monarchie. 1952 stürzte das Militär unter Oberst Nasser König Faruk und im folgenden Jahr wurde die Republik Ägypten ausgerufen (vgl., Böhm, 182). Im Jahre 1956 zogen die englischen Militärs aus dem Kanalgebiet ab (vgl., Schanneik 2004, 17).

1.3 Die deutsch-ägyptischen Beziehungen

Die Politik Deutschlands gegenüber Ägypten unterschied sich sehr zu der Frankreichs und Englands, so dass beide Länder freundschaftliche Beziehungen verbanden.

„Anderes als England und Frankreich im 19. Jahrhundert hatte sich Deutschland, d.h. zunächst Preußen und Österreich, nach 1871 das deutsche Reich, niemals im Orient machtpolitisch engagiert. (...). Denn Bismarcks Orientpolitik war ebenfalls von völliger Zurückhaltung geprägt, v.a. in der Absicht, einen Konflikt mit England zu vermeiden. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht nahm Deutschland Rücksicht auf die englischen Interessen, so dass erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts deutsche Güter in größerem Umfang nach Ägypten geliefert wurden.“ (Abdel-Noor, 31).

Dafür fanden die Deutschen seit dem Aufruf Muhamed Alis an die Europäer, ins Land zu kommen, in kulturell-wissenschaftlichen, technischen und sozial-erzieherischen Bereichen ein umfangreiches Bestätigungsfeld. Viele Ärzte, Kaufleute, Techniker, Handwerker ebenso wie Geistliche beider Konfessionen kamen nach Ägypten. Diese Entwicklung setzte sich unter Abbas nicht fort, der als fremdenfeindlich bezeichnet wurde. Deswegen verließen dann viele Europäer das Land (ebd, 31f.). Nur deutsche Ärzte blieben (vgl., Hilmi ,14). 1853 wurde ein „Deutscher Verein“ gegründet, in dem auch Schweizer und Österreicher vertreten waren. Auch die evangelische Gemeinde wurde gegründet. Im gleichen Zusammenhang wurde das Diakonischen-Hospital in Alexandria gestiftet. 1860 schenkte Said Pascha dem deutschen Verein den Grund für den Bau einer Kirche. 1884 wurde in Kairo eine evangelische Gemeinde gegründet, wo schon 1873 eine deutsche Schule und ein weiteres Hospital errichtet wurden. Damit haben die Deutschen sowohl auf sozialem als auch auf wissenschaftlichem Bereich gewirkt (ebd, 32). Diese gute Beziehung hat unter anderem zur Steigerung der Nachfrage nach Deutsch in Ägypten zur Folge.

2. Entwicklung der deutschen Sprache in Ägypten

2.1 Allgemeines

Die Nachfrage nach Deutschunterricht sowohl in den Schulen und Hochschulen als auch besonders in den kommerziellen Bildungsbereichen nimmt rasch zu. Das liegt am positiven Deutschlandbild; Deutschland wird mit einer erfolgreichen wirtschaftlichen und technischen Entwicklung als auch mit Wohlstand gleichgesetzt. Auch konstituiert sich das Deutschlandsbild – wie oben gezeigt – aus den positiv wahrgenommenen historischen Beziehungen aufgrund mangelnder kolonialer Erfahrung. Deutsch gilt außerdem als leicht zu erlernende Sprache (vgl.,Arras, 1602 ).

In der Regel wurden technische naturwissenschaftliche und militärische Fachtexte aus dem Französischen und Englischen übertragen. Bis ins 20.Jh. handelt es sich um eine indirekte Übersetzung: Es musste aus einer dritten Sprache (Französisch oder Englisch) übertragen. Aus diesem Grund stieg die Nachfrage nach Fachkräften für Übersetzung und Lehrkräften für europäische Sprachen. Anfang des 19 Jahrhunderts gab es schon in Kairo eine Abendschule, wo auch Deutsch unterrichtet wurde. Mitte des 20.Jahrhunderts entstanden die ersten Übersetzungen deutschsprachiger Literatur. Da die Studenten, die ins europäische Ausland geschickt wurden, vor allem in Österreich studierten, war die Wahrnehmung zu diesem Zeitpunkt des deutschsprachigen Raums auf Osterreich gerichtet. Seit 1835 nach dem Abzug der französischen Besatzung gründete der Reformer Mohammed Ali die Sprachenschule (madrasatu al-alsun). Sie war die erste öffentliche Bildungseinrichtung, die sich akademisch mit der deutschen Sprache und Kultur beschäftigte. Aufgabe dieser Hochschule war es in der ersten Linie, Übersetzungskompetenz zu vermitteln. 1953 wurde die erste Germanistikabteilung gegründet. Seit dieser Zeit ist auch das Goethe-Institut präsent. Seit 1961 unterhält der DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) eine Außenstelle in Kairo (vgl., Arras, 1603).

Nach dieser allgemeinen Zusammenfassung von der Entwicklung der deutschen Sprache in Ägypten und der Nachfrage des Deutschunterrichts wird folgendes untersucht:

Welche Stellung besetzt die deutsche Sprache in der verschiedenen Schulen bzw. im außerschulischen Bereich in Ägypten? Vorher soll aber ein Überblick über die Bildungssituation in ägyptischen Schulen gegeben werden.

2.2 Deutschunterricht in Schulen

2.2.1 Bildungssituation

„Das staatliche ägyptische Schulsystem weist folgende Struktur auf: sechs Jahrgangsstufen Primarschule (wobei Klasse 5 und 6 seit 1993 in einem Jahr unterrichtet werden, aber als zwei Klassenstufen gezählt werden), drei Jahre Mittelschule und drei Jahre Oberschule. Die Primarschule und die Mittelschule bilden zusammen die so genannte Bisic Edication, für die Schulpflicht besteht“ (Böhm2003, 182f.).

Neben dem staatlichen Schulsystem existiert parallel ein religiös geprägtes Bildungssystem (ebd, 183). Ägypten ist das Land mit der weltweit ältesten Universität Al-Azhar, die bis zum 19. Jahrhundert die einzige universitäre Bildungsanstalt des Landes war. Sie wurde im Jahr 960 als Moschee gegründet. Dort wurden islamische Fächer, Rechtslehre und arabische Philologie gelehrt (vgl., Arras, 1602). Auf diesem Bildungszweig wird getrenntgeschlechtlich unterrichtet (vgl., Böhm, 183).

„Die Struktur und der Unterricht in den Azhar-Schulen und an der Azhar-Universität entsprechen seit Anfang der sechziger Jahre weitgehend denen des staatlichen Schul- und Hochschulsystems, jedoch wird den islamischen Fächern und dem Arabischunterricht eine größere Bedeutung beigemessen.“ (ebd., 183).

Neben den beiden Schulsystemen haben sich in den letzten Jahren viele Privatschulen etabliert aufgrund der schlechten Schulsituation in viel verschiedenen staatlichen Schulen. Deren Besuch ist mit hohen Schulgebühren verbunden, deshalb handelt es sich nur um eine Minderheit von Schülern (ebd., 183). Im Gegensatz dazu ist der Besuch an den staatlichen Schulen kostenlos, aber die Kosten für Lehrmaterialien und Transport bedeuten für viele Familien eine große finanzielle Belastung. Die Mittelknappheit des staatlichen Bildungssystems wirkt sich sehr negativ aus, sowohl auf die Gehälter der Lehrer, die wegen des niedrigen Gehalts zu Nebentätigkeiten (meist in Form von Privatunterricht) gezwungen sind, als auch auf die Schulausstattung; aufgrund der wachsenden Schülerzahl und fehlender Schulräume muss teilweise in drei Schichten unterrichtet werden. Die Schülerzahlen sind hoch: In der Regel sind 40 bis 50 Schüler pro Klasse, Klassen mit 100 Schüler sind auch keine Seltenheit. Das Schuljahr beginnt am 16. September und endete offiziell Mitte Mai. Einige Wochen vor den Prüfungen und zwei Monate vor dem Abitur gehen die Schüler nicht mehr in die Schule, weil sie sich auf die Prüfungen zu Hause, oft mit Privatlehrern, vorbereiten müssen (ebd., 183f.). In den Schulen wird fast nur schriftlich geprüft, mündliche Kommunikationsfertigkeiten werden meist nicht bewertet (vgl., Arras , 1607).

[...]


1 http://cairo.daad.de/guc/artikel/jahresbericht.htm#_ftn1 vom 02.08.2004

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Deutschunterricht und Germanistikstudium in Ägypten. Deutsche Literatur in Ägypten am Beispiel von Goethe
Universidad
LMU Munich  (Institut für Deutsch als Fremdsprache)
Curso
Germanistik in der Welt
Calificación
1,5
Autor
Año
2004
Páginas
20
No. de catálogo
V962053
ISBN (Ebook)
9783346314017
ISBN (Libro)
9783346314024
Idioma
Alemán
Palabras clave
Deutsch als Fremdsprache, Germanistik, Deutsch in Ägypten, Goethe, Deutsche Literatur
Citar trabajo
Fatiha El Yamouni (Autor), 2004, Deutschunterricht und Germanistikstudium in Ägypten. Deutsche Literatur in Ägypten am Beispiel von Goethe, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/962053

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