In diesem Beitrag wird auf Ressourcenkriege, also auf die geopolitische Dimension nur am Rande eingegangen und zentral auf das Konzept des Ressourcenfluchs Bezug genommen. Genauer gesagt wird auf jene postsowjetischen Staaten geblickt, die am meisten Reserven an Erdgas (gemessen in Milliarden Kubikmeter) und Erdöl (gemessen in Millionen Tonnen) besitzen. Dabei wird mit der analytisch-theoretischen Brille des Ressourcenfluchs auf Russland, Kasachstan, Turkmenistan und Aserbaidschan geschaut, wobei folgende Forschungsfrage zu beantworten ist: Inwiefern können Zusammenhänge zwischen wirtschaftliche, politische und sozio-ökonomische Missstände und dem fossilistischen Ressourcenreichtum im postsowjetischen Raum ausgemacht werden?
Vor über 200 Jahren begann die erste wissenschaftliche Auseinandersetzung über den Zusammenhang zwischen Ressourcen und Frieden (bzw. Krieg) mit der Publizierung des "Essay(s) on the Principle of Population" von Robert Malthus. Darin meint Malthus, dass das lineare Wachstum landwirtschaftlicher Produkte nicht mit dem exponentiellen Wachstum der Weltbevölkerung mithalten könne. Die Verbindung zwischen Frieden (bzw. Krieg) und Ressourcen wurde zu einem der zentralen politischen und akademischen Themen des 20. aber vor allem auch des 21. Jahrhunderts. So ist die Studie aus dem Jahr 1972: "Die Grenzen des Wachstums" mit dem Fokus auf die Zukunft der Weltwirtschaft schon im darauffolgenden Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Die Schlussfolgerung der Studie war dramatisch und konfliktgeladen: Die Menschheit erreiche die "natürlichen" Wachstumsgrenzen aufgrund des Aufbrauchens der Ressourcen, aufgrund der industriellen Kapazität und aufgrund der irreparablen Umweltzerstörung und Ressourcenextraktion.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Problemdarstellung
- 1.1 Fragestellung und methodologische Vorgehensweise
- 2. Begriffsbestimmungen und theoretischer Rahmen
- 3. Länderanalyse des postsowjetischen Raums
- 3.1 Russland
- 3.2 Kasachstan
- 3.3 Turkmenistan
- 3.4 Aserbaidschan
- 5. Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Konzept des Ressourcenfluchs im postsowjetischen Raum. Sie analysiert die Verbindung zwischen dem Reichtum an fossilen Ressourcen in bestimmten Staaten und deren wirtschaftlichen, politischen und sozioökonomischen Bedingungen. Die Arbeit zielt darauf ab, zu untersuchen, inwieweit der Ressourcenreichtum zu negativen Folgen wie Staatszerfall, Korruption und wirtschaftlicher Stagnation führen kann.
- Die Auswirkungen des Ressourcenfluchs auf die Demokratieentwicklung im postsowjetischen Raum
- Die Beziehung zwischen fossilen Ressourcen und sozioökonomischen Missständen
- Die Rolle von Rentierstaatlichkeit und Dutch Disease in der Entstehung des Ressourcenfluchs
- Eine vergleichende Analyse von Russland, Kasachstan, Turkmenistan und Aserbaidschan
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung und Problemdarstellung der Seminararbeit stellt die Fragestellung und die methodologische Vorgehensweise vor. Sie beleuchtet den historischen Kontext der Debatte um die Auswirkungen von Ressourcen auf Frieden und Entwicklung. Die Arbeit zeigt auf, wie das Konzept des Ressourcenfluchs im postsowjetischen Raum relevant wird und welche Länder besonders betroffen sind.
Das zweite Kapitel behandelt zentrale Begriffe und Theorien, die für die Analyse des Ressourcenfluchs relevant sind. Es wird auf das Paradox of plenty, die Holländische Krankheit und das Konzept der Rentierstaatlichkeit eingegangen. Diese Konzepte dienen als theoretischer Rahmen für die anschließende Länderanalyse.
Das dritte Kapitel widmet sich einer Länderanalyse des postsowjetischen Raums. Es werden die vier Länder Russland, Kasachstan, Turkmenistan und Aserbaidschan anhand ihrer fossilen Ressourcenvorkommen und ihrer sozioökonomischen sowie politischen Entwicklungen betrachtet. Die Länderanalyse beleuchtet, inwieweit die theoretischen Konzepte des Ressourcenfluchs auf diese Staaten zutreffen.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit konzentriert sich auf die Themen Ressourcenfluch, postsowjetischer Raum, Rentierstaatlichkeit, Dutch Disease, fossile Ressourcen, Wirtschaftsentwicklung, politische Instabilität, Korruption und Demokratieentwicklung. Die Arbeit untersucht die Zusammenhänge zwischen diesen Schlüsselbegriffen im Kontext der Länderanalyse und der theoretischen Konzepte.
- Citation du texte
- Josef Muehlbauer (Auteur), 2019, Umkämpfte Ressourcen und Demokratie im postsowjetischen Raum. Das Konzept des Ressourcenfluchs aus Perspektive der Demokratieforschung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/963047