Reiseziel Mallorca. Eine Destination im Wandel vom Massentourismus zum nachhaltigen Tourismus


Bachelor Thesis, 2020

83 Pages, Grade: 1,3

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung und Zielsetzung

2 Aufbau der Arbeit

3 Theoretischer Bezugsrahmen
3.1 Destination
3.2 Tourismus
3.2.1 Massentourismus
3.2.2 Nachhaltiger Tourismus

4 Nachhaltigkeit
4.1 Begriffserklärung
4.2 Meilensteine der Nachhaltigkeitsentwicklung
4.3 Drei Dimensionen der Nachhaltigkeit
4.4 Primat der Ökonomie
4.5 Nachhaltigkeit im Tourismus

5 Destinationslebenszyklus-Modell
5.1 Beschreibung
5.2 Entwicklungen in den einzelnen Phasen

6 Destination Mallorca
6.1 Geografie
6.2 Politische Situation
6.3 Wirtschaftliche Strukturen

7 Analyse des Tourismus auf Mallorca
7.1 Bedeutung des Tourismus für Mallorca
7.1.1 Angebot
7.1.2 Nachfrage
7.2 Nachhaltige Vermarktungsstrategie
7.3 Züge des Massentourismus
7.4 Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt
7.5 Entwicklung und Wandel zum nachhaltigen Tourismus
7.6 Mallorca im Destinationslebenszyklus

8 Szenarienentwicklung
8.1 Szenario-Technik
8.2 Szenarienentwicklung für Mallorca

9 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Definition einer Destination nach Gästebedürfnissen

Abb. 2: Nachhaltigkeitsmodelle im Vergleich

Abb. 3: Nachhaltigkeitsdreieck

Abb. 4: Magische Fünfeck-Pyramide einer nachhaltigen touristischen Entwicklung

Abb. 5: Destinationslebenszyklus nach Butler

Abb. 6: Geografische Lage Mallorcas

Abb. 7: Naturräumliche Gliederung Mallorcas

Abb. 8: Anzahl der Beschäftigten im Tourismus auf Mallorca im Jahr 2018 nach Quartalen

Abb. 9: Verfügbarkeit der Hotelbetten in % von 2012 bis 2018

Abb. 10: Golfplätze auf Mallorca

Abb. 11: Verteilung touristischer Ankünfte auf Mallorca im Jahr 2018 nach Ländern

Abb. 12: Touristenankünfte auf Mallorca im Jahr 2018 nach Herkunftsland

Abb. 13: Bettenauslastung des Hotelmarktes auf Mallorca im Jahr 2018

Abb. 14: Bettenauslastung touristischer Apartments auf Mallorca im Jahr 2018

Abb. 15: Entwicklung der Ankünfte auf Mallorca von 1960 bis 2014

Abb. 16: „Qualitätstourismus" Reform

Abb. 17: Mallorca im Destinationslebenszyklus

Abb. 18: Erstellung von Szenarien anhand des „Szenario-Trichters“

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Dimensionen der Fünfeck-Pyramide einer nachhaltigen touristischen Entwicklung

Tab. 2: Charakteristische Merkmale von Post-Stagnation Entwicklungen

Tab. 3: Bettenkapazität nach Art der Unterkunft auf Mallorca im Jahr 2018

Tab. 4: Maßnahmen der mallorquinischen Regierung für einen nachhaltigen Tourismus

1 Einleitung und Zielsetzung

Das Reisen, auch weit über den eigenen Kontinent hinaus, ist für den modernen Menschen heute selbstverständlich geworden. 2010 lag die Zahl der internationalen Touristenankünften beispielsweise in Europa bereits bei 475,3 Mio., bis 2020 soll diese Zahl weiter auf 620 Mio. steigen und für 2030 ist eine weitere Steigerung auf 744 Mio. und somit eine Zunahme um 56,5% (von 2010 bis 2030) prognostiziert. Der größte Anstieg an Touristenankünften wird mit einem Wachstum von 166% (von 2010 bis 2030) für den Kontinent Afrika vorhergesagt (vgl. UNWTO 2016, S. 15). Dabei ist der Wandel vom Luxusgut zum Konsumgut über die Jahre erkennbar geworden. Neben den Industrieländern geht auch die Bevölkerung von Schwellenländern zunehmend auf Reisen, sodass der Tourismus heutzutage den Großteil der Länder weltweit tangiert (vgl. Rein/Strasdas 2015, S. 13f.).

Dies eröffnet auf der einen Seite viele Möglichkeiten der Wertschöpfung und stellt Chancen, beispielweise durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze dar, allerdings bringt es auch negative Aspekte mit sich, welche unter anderem in der folgenden Arbeit thematisiert werden. Bekannt ist bereits seit dem Beginn des Tourismus, dass diese Branche keine „weiße Weste“ hat und viele negative Aspekte, beispielsweise hinsichtlich der Umweltbelastung, mit sich bringt. Mit der Zeit gewann die Diskussion um die Nachhaltigkeit der Tourismusbranche an Bedeutung, sodass diese, speziell die Flugindustrie, zunehmend in der Kritik steht, für den Klimawandel mit verantwortlich zu sein (vgl. Rein/Strasdas 2015, S. 35).

Des Weiteren sind negative Auswirkungen auf soziokultureller Ebene zu erkennen, wie etwa die Unzufriedenheit der Anwohner1 über große Massen an Touristen, die bereits seit mehreren Jahren besteht und zunehmend größer wird.

Besonders seit dem Jahr 2016 herrscht daher in vielen touristischen Reisezielen, wie etwa Barcelona, Palma de Mallorca, Venedig und Dubrovnik, eine sinkende Tourismusakzeptanz und infolge dessen finden vermehrt Proteste gegen die Touristen statt (vgl. Herntrei 2019, S. 109; Volgger 2019, S. 138). Viele Destinationen sehen sich infolge der Kritik in der Pflicht, einen nachhaltigen Tourismus einzuleiten und zu fördern, der gleichzeitig dazu beiträgt wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Beispiel für den Versuch einer solchen Neustrukturierung in Richtung nachhaltigen Tourismus ist die Baleareninsel Mallorca. Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es daher, den Tourismus in der Destination Mallorca hinsichtlich nachhaltiger Entwicklungen zu untersuchen und darzustellen, welchen Verlauf der Wandel des Inseltourismus aufweist. Weiterhin wird auf dieser Basis auch ein Ausblick, auf mögliche Entwicklungen des Tourismus auf Mallorca in der Zukunft, gegeben.

2 Aufbau der Arbeit

Um die Zielsetzung dieser Arbeit erfüllen zu können, werden zunächst in Form des theoretischen Bezugsrahmens die Begriffe Destination, Tourismus, Massentourismus und nachhaltiger Tourismus definiert. Anschließend wird in Kap. 4 das Thema der Nachhaltigkeit aufgearbeitet. Hierzu wird anfänglich eine Begriffserklärung gegeben und anschließend werden wichtige Meilensteine genannt. Um das Verständnis für Nachhaltigkeit zu vervollständigen, werden die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit sowie das Primat der Ökonomie vorgestellt. Des Weiteren wird ein erster Bezug zum Tourismus geschaffen und zudem die Bedeutung der Nachhaltigkeit im Tourismus herausgestellt. Im Folgenden wird der Destinationslebenszyklus (DLZ) nach Butler vorgestellt. In Kap. 6 wird eine Beschreibung der zu untersuchenden Destination Mallorca gegeben, wobei neben der geografischen Lage auch auf die politische Situation und wirtschaftliche Strukturen eingegangen wird. Im Anschluss daran wird der Tourismus auf Mallorca genauer untersucht. Dabei folgt zunächst die Aufteilung nach Angebot und Nachfrage, an die sich die Darstellung der nachhaltigen Vermarktungsstrukturen Mallorcas anschließt. Nachfolgend wird in weiteren Unterkapiteln der Wandel des Tourismus auf der Insel analysiert sowie eine Einordnung der Destination in den DLZ vorgenommen. Weiterhin wird für einen Ausblick und die Bestimmung möglicher zukünftiger Entwicklungen die Szenario-Technik in vereinfachter Form angewandt, welche zunächst vorgestellt wird, um anschließend die Szenarienentwicklung für die gewählte Destination vorzunehmen. Im Fazit werden letztlich die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und hinsichtlich der Zielsetzung reflektiert.

3 Theoretischer Bezugsrahmen

Für ein besseres Verständnis der Arbeit und gleichzeitig als Grundlage werden im folgenden theoretischen Bezugsrahmen einige Begriffe anhand einer Auswahl verschiedener Definitionen genauer beleuchtet und definiert. Zunächst ist die Terminologie der Destination zu erklären (vgl. Kap. 3.1), anschließend wird der Begriff des Tourismus definiert (vgl. Kap. 3.2) sowie die Untergliederung in Massentourismus (vgl. Kap. 3.2.1) und nachhaltigen Tourismus (vgl. Kap. 3.2.2) vorgenommen.

3.1 Destination

Der Begriff der Destination kann unterschiedlich definiert werden und ist im Zusammenhang mit dem Tourismus in vielen Werken vorzufinden. Nach Freyer ist eine Destination

„ein Synonym für touristisches Zielgebiet. Andere Bezeichnungen sind: Tourismus- oder Fremdenverkehrsort, -gemeinde, -region, -land, -ressort, auch Städte, Landschaften oder Kulturräume werden als Destinationen gesehen.“ (Freyer 2015, S. 319)

Generell definiert der Begriff der Destination immer das Ziel einer touristischen Reise, welches dabei nicht an geografischen Grenzen bemessen wird, sondern durch das Vorhandensein touristischer Einrichtungen und Dienstleistungen, die die Gäste in ihrem Urlaub beanspruchen (vgl. Bieger/Beritelli 2013, S. 53). Außerdem wird die Größe des gewählten Raumes, also der Destination, hierbei durch die Nachfrage der Gäste festgelegt (vgl. Untersteiner 2015, S. 8). Zusätzlich kann das Zielgebiet für jeden Urlauber, je nach Interessen und Wünschen, etwas anderes bedeuten. So kann beispielweise für Surfer der Kontinent Australien eine Destination sein. Für Familien mit Kindern hingegen stellt auch ein Freizeitpark mit einem Hotel eine Destination dar (vgl. Berg 2010, S. 28).

Abb. 1: Definition einer Destination nach Gästebedürfnissen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Bieger/Beritelli 2013, S. 56

Weiterhin ist, laut der World Tourism Organisation, der Zusatz der Übernachtung zu nennen. 2007 heißt es in ihrer Definition

„A local tourism destination is a physical space in which a tourist spends at least one overnight.” (Untersteiner 2015, S. 8)

Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass der Begriff Destination im klassischen Sinne eine Abgrenzung touristischer Ziele bedeutet. Jedoch werden Destinationen zunehmend als selbständige Akteure auf dem Reisemarkt angesehen und können neben öffentlichen Einheiten wie Städten, Ländern oder Kommunen auch private Unternehmen sein wie beispielsweise Hotelresorts oder größere Ferienanlagen (vgl. Steinecke/Herntrei 2017, 18). Demnach ergibt sich eine Destination aus den Mitarbeitern, den Teilnehmern, den Akteuren und im weiteren Sinne allen Beteiligten am Tourismus (vgl. Berg 2010, S. 28). Jede Destination bedarf weiterhin einer Managementebene, die für die Organisation, Koordination und die Marketingaktivitäten zuständig ist, um auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und sich erfolgreich zu positionieren (vgl. Scherhag 2011, S. 187).

Folgende Hauptmerkmale lassen sich folglich aus den verschiedenen Definitionen erschließen:

- Räumliche Abgrenzung (festgelegt durch den Konsumenten)
- Bündelung touristischer Angebote und Leistungen
- Wettbewerbsfähigkeit
- Ort, in dem der Tourist mindestens eine Nacht verbringt
- Lokale Tourismusorganisation (vgl. Steinecke/Herntrei 2017, S. 34).

3.2 Tourismus

Auch bei dem Begriff des Tourismus lassen sich Hauptmerkmale erkennen. Zunächst ist anzumerken, dass es sich, wenn von Tourismus gesprochen wird, immer um einen Ortswechsel handelt, welcher nur zeitweise stattfindet und damit voraussetzt, dass die Besucher wieder an ihren Heimatort zurückkehren. Weiterhin wird davon ausgegangen, dass die Besucher sich ausschließlich als Konsumenten in der Destination bewegen und die Reise keine beruflichen Hintergründe birgt (vgl. Steinecke/Herntrei 2017, S. 17).

Kaspar fasst die Hauptmerkmale in seiner Definition wie folgt zusammen:

„Tourismus ist die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauerhafter Wohn- noch Arbeitsort ist.“ (Kaspar 1986, o.S. zit. in Baumgartner 2008, S. 7)

3.2.1 Massentourismus

Der Tourismus als Ganzes kann nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden. Gegliedert werden kann unter anderem nach Beherbergungsformen (Hotel, Camping, Ferienwohnung, usw.), nach Jahreszeiten (Sommer, Hochsaison, Winter, usw.) und nach der Gesamtanzahl der Urlauber (Individual-, Pauschal-, Gruppen- und Massentourismus) (vgl. Müller 2011, S. 20f.).

Demnach schließt der Massentourismus Reisen ein, die eine große Anzahl von Touristen unternehmen und somit Angebote, die auf dem breiten Markt angeboten werden (vgl. Schmied/Götz/Kreilkamp/Buchert/Hellwig/Otten 2009, S. 1).

Eine Definition des Professors Fischer für Geobotanik fasst die Charakteristika des Massentourismus zusammen:

„Resource-intensive consumptive tourism, largely characterized by sea-sand-sun syndrome (“3s-syndrome”)” (Fischer 2014, S. 35)

3.2.2 Nachhaltiger Tourismus

Bereits seit Jahrzenten bestehen die Diskussionen über die Umweltverträglichkeit und die Grenzen des Tourismus. Daher wurden zahlreiche Alternativkonzepte entwickelt, so auch die Idee des nachhaltigen Tourismus. Das Konzept des nachhaltigen Tourismus basiert auf den Grundideen der Nachhaltigkeit und ist heute in vielen Leitbildern von Tourismusorganisationen zu finden, beispielweise bei der Weltorganisation für Tourismus (UNWTO) und dem World Travel & Tourism Council (WTTC) (vgl. Rein/Strasdas 2015, S. 22). In den vorhandenen Definitionen lassen sich weitgehend ähnliche Komponenten finden. Eine eher allgemeine Definition wurde schon 1990 bei dem Gipfel-Treffen Globe 90 Conference in Vancouver vorgestellt:

„Sustainable tourism development can be thought of as meeting the needs of the present tourist and host regions while protecting an enhancing opportunity for the future.” (zit. in Schmied/Götz/ Kreilkamp/Buchert/Hellwig/Otten 2009, S. 26)

Das Forum Umwelt und Entwicklung geht in seiner 1999 aufgestellten Definition weiter und erklärt:

„Nachhaltiger Tourismus muss soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllen. Er ist langfristig, d.h. in Bezug auf heutige wie auf zukünftige Generationen, ethisch und sozial gerecht und kulturell angepasst, ökologisch tragfähig sowie wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig.“ (Strasdas 2011, S. 7)

4 Nachhaltigkeit

„Bei allem, was man tut, das Ende zu bedenken, das ist Nachhaltigkeit.“ – (Schweitzer zit. in Visser 2010, o.S.)

Dieses Zitat ist eine Möglichkeit, die Nachhaltigkeit zu definieren und verdeutlicht zudem den Grundgedanken der Nachhaltigkeit, welcher besagt, dass ein Leben, welches möglichst ressourcenschonend geführt wird, auch für zukünftige Generationen ein Leben sichert, in dem die Ressourcen genutzt werden können. In dem folgenden Kapitel gilt es zunächst eine ausführliche Begriffsdefinition vorzunehmen (vgl. Kap. 4.1). Anschließend werden die Entwicklungen und Meilensteine der Nachhaltigkeit aufgezeigt (vgl. Kap. 4.2) sowie die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (vgl. Kap. 4.3) und das Primat der Ökonomie (vgl. Kap. 4.4) vorgestellt. Im Hinblick auf den Schwerpunkt der Arbeit soll zuletzt auf die Rolle der Nachhaltigkeit im Tourismus eingegangen werden (vgl. Kap. 4.5).

4.1 Begriffserklärung

Im Speziellen geht es bei der Nachhaltigkeit darum, eine Entwicklung zu fördern, die den Ansprüchen der gegenwärtigen Generation gerecht wird und gleichzeitig den kommenden Generationen die Möglichkeit sichert, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können (vgl. Weltkommission für Umwelt und Entwicklung 1987, o.S. zit. in BMU2 2017, o.S.). Es lässt sich daher als einen Grundgedanken – die Idee eines zukunftsorientierten Handelns –identifizieren. Eine grundsätzliche Problematik des Begriffs der Nachhaltigkeit ist, dass dieser teilweise inflationär und beeinflusst von subjektiven Interessen genutzt wird. Weiterhin handelt es sich um eine vielfach kulturgeschichtlich beeinflusste Begrifflichkeit und wurde auf zahlreiche, unterschiedliche Arten interpretiert und gedeutet (vgl. Grober 2010, S. 16f.). Weiterhin werden Nachhaltigkeitskonzepte oftmals als Leitkonzepte betrachtet, welche Handlungsweisen und Werte vorgeben, an die sich, mit dem Ziel ein zukunftsverträgliches Handeln zu verfolgen und sicherzustellen, gehalten werden sollte.

Hierbei sind die Ideen und Leitgedanken nicht final festgelegt, sondern beruhen auf einem Ansatz, welcher entwicklungsorientiert ausgerichtet ist und damit als dynamisch beschrieben werden kann. Demnach sind Nachhaltigkeitskonzepte einer ständigen Änderung und Anpassung an aktuelle Gegebenheiten ausgesetzt (vgl. Balaš/Strasdas 2018, S. 12). Obwohl der Begriff der Nachhaltigkeit als vielseitig angesehen werden kann und es keine all umfassende Definition gibt, sind wesentliche Prinzipien und Grundgedanken, wie die zu Anfang des Kapitels genannte Idee des zukunftsgerichteten Denkens, definierbar.

Weiterhin legt Ulrich Grober in seiner Analyse Die Entdeckung der Nachhaltigkeit (2013) eine umfassende Begriffserklärung dar und weist insbesondere darauf hin, dass die Bedeutung des Wortes nachhaltig schon seit dem Mittelalter besteht und ursprünglich mit dem Wort nachhaltend ausgedrückt wurde. Sprachgebräuchlich meint es etwas Langanhaltendes und Dauerhaftes und setzt damit automatisch zukunftsorientiertes, statt gegenwartorientiertes Handeln voraus. (vgl. Balaš/Strasdas 2018, S. 9; Grober 2010, S. 17).

Eingangs in diesem Kapitel wurde Nachhaltigkeit bereits als ein Synonym für ein ressourcenschonendes Leben bestimmt. Aufbauend darauf und hinsichtlich der Ressourcennutzung erläutert Pufé (2012, S. 28), dass Nachhaltigkeit in seiner ursprünglichen Begriffsbedeutung die Nutzung natürlicher und erneuerbarer Ressourcen meint. Diese Nutzung sollte auf eine Weise geschehen, die die natürliche Regenerationsfähigkeit des Bestandes sicherstellt (vgl. Pufé 2012, S. 28).

4.2 Meilensteine der Nachhaltigkeitsentwicklung

Im Laufe der Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsgedanken und rund um die Nachhaltigkeitsdiskussion sind einige wichtige Impulsgeber und entscheidende Ereignisse zu nennen, da diese die Grundlage für ein gegenwärtiges Verständnis der Nachhaltigkeit bilden und die Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Handeln vorgeben.

Zum einen gilt die erste internationale Konferenz der Vereinten Nationen über die menschliche Umwelt, welche 1972 in Stockholm abgehalten wurde, als wichtiger Meilenstein in der Thematik der Nachhaltigkeit. Aus dieser Konferenz ging die Aussage hervor, dass Umweltprobleme nicht überwunden werden können, ohne dabei auch wirtschaftlichen Konflikten und sozialen Problematiken Beachtung zu schenken (vgl. Balaš/Strasdas 2018, S. 10). Hierdurch wird erstmals auf die Wichtigkeit des Einklangs der drei Faktoren hingewiesen, auf die im folgenden Kapitel genauer eingegangen wird.

Ein weiteres wichtiges Ereignis ist die Veröffentlichung des Brundtland-Berichts im Jahr 1983, welcher heutzutage auch als „Gründungsurkunde“ (John 2013, o.S. zit. in Balaš/Strasdas 2018, S. 10) für die weltweite Nachhaltigkeitsdebatte angesehen wird. Unter dem Namen „Our Common Future“ und unter der Führung Brundtlands, der Ministerpräsidentin Norwegens, wurde dieser Bericht vor dem Hintergrund der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung verfasst. Der Kernaussage zufolge sind die Lebensweisen und die Arten der Produktion von Gütern in den entwickelten Ländern für die Welt auf Dauer nicht tragbar (vgl. Balaš/Strasdas 2018, S. 10).

Im Genauen wird verdeutlicht, dass Umweltproblematiken und soziale Ungleichheiten aufgrund eines nicht-nachhaltigen Konsum-, ebenso wie Produktionsverhaltens entstehen, die es zu beseitigen gilt. Als nötige Schritte, um dieses Ziel zu erreichen, werden von der Kommission drei Faktoren vorgegeben:

- Schutz der Umwelt
- Schaffung sozialer Gerechtigkeit und
- Sicherstellung politischer Partizipation (vgl. Strasdas 2018, S.10).

Im Zusammenhang mit wichtigen Meilensteinen in der Entwicklung der Nachhaltigkeit ist zudem auch der Abschluss einer UN-Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung, in Rio de Janeiro im Sommer 1992, zu nennen. Durch das Akzeptieren und Unterschreiben des Abschlussdokuments dieser Konferenz verpflichteten sich die 179 Mitgliedsstaaten eine nachhaltige Entwicklung zu fördern und zu diesem Ziel die politischen Richtlinien zu befolgen (vgl. Baumgartner 2008, S. 7).

Gleichzeitig wurde eine Ordnung mit politischen Zielen und Leitlinien für das 21. Jahrhundert, die Agenda 21, ebenso wie die dazugehörige Kommission für nachhaltige Entwicklung3 zusammengestellt (vgl. Freericks/Hartmann/ Stecker 2010, S. 247). Dieser liegt die Idee einer Verknüpfung dreier entscheidender Aspekte zugrunde. Es geht darum, sowohl soziale, wirtschaftliche als auch ökologische Faktoren zu integrieren und diese zu vernetzen. Dieses Ereignis ist weiterhin von Bedeutung, da bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Dokument existierte, welches das Ergebnis einer weltweiten, gemeinsamen Zusammenarbeit hinsichtlich Entwicklungsfragen und möglicher Strategien war, an der zudem eine Vielzahl von Regierungen beteiligt waren (vgl. Baumgartner 2008, S.7).

Auch im Tourismus spielt die Debatte um eine nachhaltige Entwicklung seit langem eine Rolle und wird zunehmend wichtiger. Seit über 50 Jahren wird dem Thema der Nachhaltigkeit Beachtung geschenkt, wenn auch ursprünglich hinsichtlich anderer Aspekte als heute. Im Zusammenhang mit der Idee der Nachhaltigkeit geht immer auch die Frage nach der Tragfähigkeit der Umwelt und letztlich der Erde einher. Zunächst wurde daher in den 1970er Jahren von Belastungsgrenzen und später von Grenzen des Wachstums gesprochen. In den 1990er Jahren schließlich gewannen die Diskussionen über eine nachhaltige Entwicklung im Tourismus zunehmend an Beachtung (vgl. Müller 2007, S. 28). Die Ideen zu nachhaltigen Entwicklungen im Tourismus werden in Kap. 4.5 genauer erläutert.

4.3 Drei Dimensionen der Nachhaltigkeit

Der Begriff der Nachhaltigkeit beinhaltet drei Dimension, welche im Idealfall im Einklang miteinander stehen und jede im Einzelnen gleichermaßen beachtet wird. Es handelt sich dabei um die soziale Dimension, die ökologische und die wirtschaftliche Dimension. Entscheidende Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit sind die Umweltqualität, die Nutzung natürlicher Ressourcen und der Rohstoff- und Energieverbrauch.

Die ökonomische Dimension konzentriert sich auf materielle Bedürfnisse und ihre Befriedigung, die Erhaltung des Produktionsvermögens, eine Vollbeschäftigung, wirtschaftliche Stabilität und den Ausgleich vorhandener Disparitäten4. Letztlich bleibt die soziale Dimension, welche im Kern darauf abzielt die Grundbedürfnisse zu sichern, die Lebensqualität zu steigern, soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten und soziokulturelle Vielfalt zu fördern (vgl. Freericks/Hartmann/Stecker 2010, S. 250f.). Zwischen den drei Säulen bestehen zudem zahlreiche Wechselbeziehungen. Dieses System der drei Dimensionen ist auch unter den Bezeichnungen Triple Bottom Line, Nachhaltigkeitstrias oder auch tourismuspolitischer Dreiklang der Nachhaltigkeit bekannt und wird auf verschiedene Arten und anhand unterschiedlicher Modelle visualisiert (vgl. Rein/Strasdas 2015, S. 11; Eisenstein, B. 2014, S. 59).

In ihrer Untersuchung stellt Kropp (2019, S. 12) drei solcher Modelle gegenüber, welche in Abb. 2 dargestellt werden.

Abb. 2: Nachhaltigkeitsmodelle im Vergleich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Kropp 2019, S. 12

Es wird eine Entwicklung der Modelle erkennbar. Auf der linken Seite sieht man zunächst das Drei-Säulen-Modell, welches vermittelt, dass das Konzept der Nachhaltigkeit von den drei Säulen getragen wird. Jedoch ist es möglich, und daher wird dies oft an diesem Modell kritisiert, dass das Dach auch von zwei Säulen gehalten wird.

Aufgrund dessen entstand das Schnittmengen-Modell, welches vorgibt, dass Nachhaltigkeit das Vorhandensein einer Schnittmenge aus den drei Dimensionen voraussetzt. Am gängigsten ist das auf der rechten Seite abgebildete Modell, welches die Nachhaltigkeit in einem gleichseitigen Dreieck darstellt, bei dem jede Ecke des Dreiecks eine Dimension widerspiegelt (vgl. Kropp 2019, S. 12). Letzteres Modell wurde von der Bundesregierung (2016, S. 24) erweitert und wird in Abb. 3 dargestellt. Hinzugefügt wurden dem ursprünglichen Modell des Nachhaltigkeitsdreiecks relative Grenzen, innerhalb derer die nachhaltigen Maßnahmen umgesetzt werden sollen sowie absolute Grenzen, die die Tragfähigkeit der Erde darstellen und verdeutlichen in welchem Rahmen die Aufrechterhaltung natürlicher Lebensgrundlagen möglich ist.

Abb. 3: Nachhaltigkeitsdreieck

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Bundesregierung 2016, S. 24

Jedoch ist der Dreiklang in der Realität schwer zu erreichen und oft wird die wirtschaftliche Dimension über die ökologischen und die sozialen Aspekte gestellt, was auch als Primat der Ökonomie bezeichnet wird und in Kap. 4.4 genauer erläutert wird. Des Weiteren werden die drei Dimensionen, in Kap. 4.5, konkreter und spezifischer hinsichtlich des Tourismus beleuchtet.

Weiterhin gibt es im Zusammenhang mit dem Thema nachhaltige Entwicklung eine Fünfeck-Pyramide, die über die drei Dimensionen hinausgeht und die fünf Dimensionen einer nachhaltigen, touristischen Entwicklung und ihre Wechselbeziehungen herausstellt. Diese wird in Kap. 4.4 vorgestellt.

4.4 Primat der Ökonomie

Wie bereits in dem vorangegangenen Kapitel erwähnt, ist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, bei dem alle drei Dimensionen gleichermaßen beachtet werden, in der Praxis sehr unwahrscheinlich. Auch im Tourismuskontext ist zu beobachten, dass den wirtschaftlichen Aspekten eine größere Rolle zugeschrieben wird und somit der Fokus auf die ökonomische Dimension gelegt wird. Diese Tatsache wird als Primat der Ökonomie bezeichnet. Nach Freyer (2015, S. 458) stehen wirtschaftliche Anliegen somit in den meisten Fällen über soziokulturellen, ökologischen, politischen und baulichen Aspekten und Problemen. Obwohl diese Tatsache oftmals in der Kritik steht, ist zu konstatieren, dass die Konzentration auf wirtschaftliche Aspekte und die Einbeziehung dieser, in allen Hinsichten der Tourismuspraxis, essentiell ist (vgl. Freyer 2015, S. 458).

4.5 Nachhaltigkeit im Tourismus

„Ein steigendes Bewusstsein für Themen der Nachhaltigkeit stellt einen Trend dar, welcher die globale Wirtschaft und somit auch den Tourismus in den kommenden Jahren und Jahrzenten prägen wird.“ (Schneider 2009, S. 149)

Um zu einer erfolgreichen Umsetzung der Nachhaltigkeit im Tourismus beizutragen, bedarf es einer langfristigen Ausrichtung und einer Einschränkung der Ressourcennutzung. Die Durchsetzung sollte zudem auf eine Weise erfolgen, die die (zukünftigen) Gäste dauerhaft zufrieden stellt. Trotzdem wird auch hier das Primat der Ökonomie erkennbar, welches den Wunsch nach Rentabilität und Wachstum über den Schutz der Umwelt stellt (vgl. Lotter 2010, S. 54). In der Tourismusbranche sind stets hohe Wachstumsraten erkennbar.

Während im Jahr 1950 weltweit lediglich 25 Mio. Urlauber zu verzeichnen waren, so waren es 20 Jahre später bereits 166 Mio. und im Jahr 2000 schon 680 Mio. Bis 2019 stieg die Zahl schließlich auf bis zu 1,4 Milliarden Reisende (vgl. UNWTO 2020, S. 4). Mit den steigenden Tourismuszahlen weltweit steigt jedoch nicht nur die Wertschöpfung, sondern auch die durch den Tourismus bedingten Umweltbelastungen und negative Effekte (vgl. Kirstges/Lück 2001, S. 13). Diese entstehen dadurch, dass der Tourismus dort stattfindet, wo eine intakte Umwelt vorzufinden ist, da dies als Teil des ursprünglichen Angebots5, Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Tourismus ist und einen wichtigen Beitrag zur Produktqualität leistet (vgl. Engels/Job-Hoben 2009, S. 7). Dabei lassen sich die negativen Auswirkungen des Tourismus nicht nur in ökologischer Hinsicht erkennen, sondern treten in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit auf. Diesbezüglich wurden daher Ziele aufgestellt, die konkreter für den Tourismus formuliert wurden und eine nachhaltige Entwicklung im Tourismus fördern sollen. Diese werden im Folgenden genauer vorgestellt.

Im Hinblick auf die ökologische Säule der Nachhaltigkeit im Tourismus stehen primär der Schutz und die Förderung der Ökologie in der Destination im Fokus. Im Genauen geht es bei diesem Ziel darum, einen nachhaltigen Tourismus möglich zu machen, indem die Natur- und Lebensräume geschützt und intakt gehalten werden. Dies ist nach Baumgartner (2008, S. 114) Teil der Grundlagen eines nachhaltigen Tourismus. Des Weiteren ist Teil der Sicherung und Verbesserung der Umwelt eine bewusste Ressourcennutzung, welche sich auf ein Minimum beschränkt, während die Abfallreduktion in gleichem Maße maximiert werden sollte (vgl. Baumgartner 2008, S. 114).

Ebenso wie andere Branchen bedient auch der Tourismus sich natürlicher Ressourcen. Dabei werden diese zunehmend verbraucht und Umweltschäden entstehen. Dazu zählen im speziellen bedingt durch den Tourismus:

- Zerstörung der Landschaft
- Verschmutzung der Landschaft, der Städte, der Luft und des Wassers
- Gefährdung von Lebensräumen der Tier- und Pflanzenwelt
- Landschaftszersiedelung (vgl. Steinecke 2011, S. 100ff.).

Zusätzlich kann davon gesprochen werden, dass diese Belastungen der Umwelt auch einen Rückkoppelungseffekt mit sich ziehen, da sie wiederum eine Attraktivitätsminderung und die Zerstörung des Erlebnis- beziehungsweise des Erholungscharakters einer Urlaubsdestination bewirken (vgl. Becker-Baumann/Vorlaufer 2007, S. 876). Das Bewusstsein über die Umweltschäden bestand bereits in der Vergangenheit und ist bis heute ein wichtiger Diskussionsaspekt im Zusammenhang mit dem Tourismus. Um 1980 entstanden viele dieser Diskussionen und im gleichen Zuge die Entwicklung neuer Modelle für den Tourismus. Diese wurden zunächst unter den Bezeichnungen sanfter Tourismus6 oder auch umwelt- und sozialverträglicher Tourismus geführt (vgl. Steinecke/Herntrei 2017, S. 153).

Im Rahmen der ökonomischen Dimension wird sich als Ziel gesetzt, die wirtschaftlichen Grundlagen innerhalb der Destination zu sichern. Speziell geht es um die Integration des Tourismus als festen Bestandteil in eine nachhaltige, lokal zusammenarbeitende Wirtschaft. Dabei sollte Gebrauch von regionalen Wirtschaftskreisläufen gemacht werden, um diese zu stärken und um die lokale Wertschöpfung in der Destination oder der Region zu sichern und zu erhöhen (vgl. Baumgartner 2008, S. 128).

Die dritte und letzte zu beleuchtende Dimension ist die soziale und kulturelle Dimension. Aus dieser Perspektive geht es darum, die sozialen Verhältnisse zu schützen und zu verbessern sowie um die Nutzung, den Schutz und die Festigung der kulturellen Ressourcen im Tourismus. Im Detail zielen die genannten zu berücksichtigenden Aspekte zum einen auf die Beschäftigten in der Tourismus Branche ab, das heißt, die Arbeitsstandards sollten zumindest gesichert, besser jedoch stets erhöht werden. Zum anderen ist ein wichtiger Teil der sozialen Dimension auch die Erhöhung der Lebensqualität – sowohl der Besucher als auch der lokalen Bevölkerung, welche wie folgt definiert werden kann:

„Lebensqualität lässt sich […] definieren als das Recht auf Arbeit und die Möglichkeit einer gesunden Lebensführung als auch die Reinheit von Luft, Boden und Wasser, die Förderung von Kultur und Kunst, sowie die Freiheit von Angst und das Gefühl von Sicherheit“ (Pechlaner/Innerhofer/Bachinger 2010, S. 18)

Hierbei wird oft darauf verwiesen, dass Touristen den Lebensraum, beispielweise durch den Erwerb von Wohnungen oder Häusern als Zweitwohnsitz und die Nutzung von AirBnb-Unterkünften, einschränken und sich die Lebensqualität der regionalen Bevölkerung dadurch verschlechtert. Nicht zuletzt durch die Weitervermietung von Privatunterkünften an Touristen werden die Möglichkeiten des Wohnens für die Bewohner der Destination geschmälert. Besonders die Inhaber der Zweitwohnungen verursachen bei der Bevölkerung ein Gefühl der Unzufriedenheit, da diese sich nur einen Bruchteil des Jahres auf der Insel befinden und somit nicht zur Entwicklung der Destination beitragen beziehungsweise sich damit nicht in die Gesellschaft einbringen (vgl. Kirstges 2020, S. 118f.). Insbesondere soll die Lebensqualität der Anwohner durch die Stärkung der kulturellen und sozialen Identität erhalten und gesteigert werden (vgl. Baumgartner 2008, S.145).

Nach Kirstges (2020, S. 118) werden somit, vor allem durch die Residenzial-touristen7, die ursprünglichen ländlichen Strukturen und die soziokulturelle Verbundenheit der Bevölkerung beeinträchtigt. Die Einstellung der Anwohner gegenüber dem Tourismus wandelt sich daher laut Butler (2019, S. 76) im Laufe der Zeit stark und erreicht dabei unterschiedliche Stadien. So entwickelt sich nach Butler die Wahrnehmung der Bevölkerung von einer zunächst positiven Einstellung, über eine Art Teilnahmslosigkeit bis hin zu Ablehnung und gegebenenfalls auch Protesten gegen eine weitere Entwicklung und Förderung des Tourismus (vgl. Butler 2019, S. 76). Zusammenfassend lässt sich erklären, dass die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in Bezug auf den Tourismus nicht nur darauf abzielen, vorhandene Strukturen und Gegebenheiten zu sichern, sondern diese auch weiterzuentwickeln.

Im Zusammenhang mit einer nachhaltigen Entwicklung im Tourismus ist ein Modell nach Hansruedi Müller hinzuzuziehen, welches als Pyramide aufgebaut ist und über die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit hinaus geht. Die in Abb. 4 dargestellte Pyramide besitzt fünf Ecken und zeigt somit fünf Perspektiven einer nachhaltigen touristischen Entwicklung auf, die sich jeweils in einem der Eckpunkte wiederfinden.

Abb. 4: Magische Fünfeck-Pyramide einer nachhaltigen touristischen Entwicklung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Müller 2007, S. 29

Bei den genannten fünf Perspektiven handelt es sich um die in der folgenden Tabelle dargestellten Dimensionen. Weiterhin wurde die Tabelle um die genauen Aspekte der jeweiligen Dimension und die äquivalente Dimension der Nachhaltigkeit erweitert (vgl. Tab. 1).

Tab. 1: Dimensionen der Fünfeck-Pyramide einer nachhaltigen touristischen Entwicklung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Müller (2011, S. 149f.)

Ähnlich wie bei dem drei Dimensionen Modell der Nachhaltigkeit (vgl. Kap. 4.3) wirken die fünf Dimensionen des Pyramiden-Modells gegenseitig aufeinander, sind mit einander verknüpft und bilden gemeinsam den Rahmen für eine nachhaltige Entwicklung im Tourismus (vgl. Müller 2011, S. 150). Als sechste Dimension in der Pyramide lässt sich an der Spitze der Aspekt „Gestaltungsrecht zukünftiger Generationen“ finden, welcher später hinzugefügt wurde und weniger als Dimension, sondern mehr als Ziel einer nachhaltigen Entwicklung gesehen wird.

[...]


1 Zur besseren Lesbarkeit werden in der folgenden Bachelorarbeit personenbezogene Bezeichnungen, die sich zugleich auf Männer und Frauen beziehen, generell nur in der im Deutschen üblichen männlichen Form angeführt (z.B. „Anwohner“ statt „AnwohnerInnen“ oder „Anwohnerinnen und Anwohner“). Dies sollen jedoch keine Geschlechterdiskriminierung oder eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes zum Ausdruck bringen.

2 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

3 Engl.: Commission on Sustainable Development (CSD)

4 In diesem Fall: Einkommens- und Vermögensunterschiede (vgl. Freericks/Hartmann/Stecker 2010, S. 250)

5 Auch natürliches Angebot: Jenes Angebot, welches bereits vor dem Vorhandensein des Tourismus existierte und unabhängig vom Tourismus besteht (z.B.: Landschaft, Klima, Flora und Fauna) (vgl. Freyer 2011, S. 300).

6 Das Konzept des Sanften Tourismus wurde als Alternative zum üblichen Reisen gesehen und beinhaltete schon damals Aspekte wie Regionalität und andere Ideen ökologischer Nachhaltigkeit. Vorwiegend ging es um soziale, ökologische, politische und kulturelle Aspekte, um ein neues Erleben des Tourismus und darum traditionelle Kulturen zu erhalten. Die Idee war vorwiegend im deutschsprachigen Raum zu finden (vgl. Rein/Strasdas 2015, S.28).

7 Der Residenzialtourismus umfasst diejenigen Touristen, die einen Zweitwohnsitz in der Destination besitzen.

Excerpt out of 83 pages

Details

Title
Reiseziel Mallorca. Eine Destination im Wandel vom Massentourismus zum nachhaltigen Tourismus
College
EBC University Hamburg
Grade
1,3
Year
2020
Pages
83
Catalog Number
V988027
ISBN (eBook)
9783346346872
ISBN (Book)
9783346346889
Language
German
Keywords
Tourismus, Nachhaltigkeit, Mallorca, Destination, Destinationslebenszyklus, Wandel, Balearen, Massentourismus, Nachhaltiger Tourismus, Sustainability, Dimensionen der Nachhaltigkeit, Tourismus auf Mallorca, Szenario-Technik, Szenarienentwicklung
Quote paper
Anonymous, 2020, Reiseziel Mallorca. Eine Destination im Wandel vom Massentourismus zum nachhaltigen Tourismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/988027

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