Brecht, Bertolt - Mutter Courage und ihre Kinder - Zeitbezug und Rezeption von Brechts Mutter Courage und ihre Kinder


Elaboración, 2000

5 Páginas


Extracto


Gliederung zum Referat

1. Zeitbezug und Rezeption von Mutter Courage und ihre Kinder
1.1 Bertolt Brecht im Exil
1.2 Die Adressaten der Entstehungszeit

2. Entstehungszeit
2.1 Reaktionen des Züricher Publikums 1941

3. Marxistische Rezeption
3.1 Der Realismus Streit von 1938
3.2 Kritikerschlacht - Berliner Rezession von 1949 3.3 Der ,,Formalismus"- Streit

,,Zeitbezug und Rezeption von Brechts Mutter Courage und ihre Kinder"

1. Zeitbezug und Rezeption

Anfang der Sechziger Jahre wurde Brechts Mutter Courage und ihre Kinder massenhaft von deutschen Bühnen verbannt, ,,aus Gründen politischen Takts und moralischen Empfindens". Selbst eine Diskussion an der Universität Leipzig mit Brecht wurde verhindert. Bertolt Brecht sagte einmal: ,,Schreiben sie, daß ich ihnen unbequem war und unbequem zu bleiben gedenke. Es gibt da auch nach meinem Tod noch gewisse Möglichkeiten..." und Jürgen Rühle schrieb's.

Für die SED war Brecht unangenehm, denn anstatt das System zu stabilisieren, hatte es den Anschein, als würde er ihm kritisch gegenüberstehen. Selbst der IV. Schriftsteller - Kongreß der DDR bezichtigte ihn der Vulgarisierung der Literatur.

Seine Beliebtheit im deutschsprachigen Westen stieg hingegen in den Siebzigern gewaltig an. Jendreiek teilte die Rezeption der Werke Brechts 1969 in Retrospektive auf die Nachkriegsjahre in drei Phasen ein: die polemische, die struckturalistische und die marxistische.

Nach dem sich der Wirbel um seine nicht-aristotelischen und gesellschaftskritischen Werke gelegt hatte, wurde Brecht für ,,schultauglich" befunden. Werner Hecht implizierte 1970, daß man Brecht nur durch Brecht (sog. tautologischer Interpretationsansatz ) interpretieren sollte. Dazu benutze man Brechts nicht eindeutigen Begriff der Verfremdung, um damit das Grundlegende seines Lebenswerkes freizulegen und man müsse nur mit exemplarischen Belegen arbeiten.

Vielen Schülern verging die Lust an Brecht beim Behandeln von Brechts dramaturgischen Gebrauchsanweisungen, denn ihnen fehlte die kritische Auseinandersetzung mit der Materie. Das Gedenken an Brecht war oder ist noch immer geteilt. Während er im Westen als Barrikadenkämpfer angesehen wurde, verehrte man ihn im Osten wie die klassischen Dichter Schiller und Goethe.

1.2 Brecht im Exil

Während seiner Emigration wurden seine Werke weiterhin in Europa aufgeführt, vornehmlich auf dänischen und schwedischen Arbeiter- und Studentenbühnen als antifaschistisches Agitationatheater, d.h. als aufreizende Propaganda für politische Gruppen und Weltanschauungen. Das Züricher Schauspielhaus bewahrte Brecht vor einem Schicksal als ,,Stiefkind" des deutschsprachigen Theaters. Für das deutsche Theater war Brechts Rückkehr 1948 eine Überraschung, denn von seiner hochentwickelten und genialen Theaterkunst wußte man durch den Krieg nichts. Seine epische Dramaturgie war ausgefeilter und seine Bühnensprache war zur modernen Klassizität (Musterhaftigkeit) erhoben worden.

1.3 Die Adressaten der Entstehungszeit

1953 verriet Brecht, daß die Mutter Courage bewußt für Skandinavien geschrieben sei, als Warnung für die Politiker, die mit Hitler Handel treiben wollten. Er hoffte, das MC in Schweden aufgeführt werde, und so kam MC zu spät. ,,Pünktlich" kamen hingegen die zwei Einakter Dansen und Was kostet das Eisen. Die Charaktere sind personifizierte Nationen, die Stücke wurden 1939 im Valentin-Stil (unförmige Pappmaschee-Köpfe, Clownerie, übergroße Zigarren) in Stockholm aufgeführt.

2. Entstehungszeit

Über die genaue Entstehungszeit läßt sich keine Aussage machen, jedoch ist aus den Aufzeichnungen seiner Mitarbeiterin Margarete Steffin, die sich auf die endgültige Niederschrift beziehen, zu entnehmen, daß Brecht am 27.-29. September 1939 das Stück begann und am 29.10. -3.11. 1939 es vollendete.

Nach Brechts eigenen Angaben lagen schon 1938 Vorstudien und Entwürfe vor. Geschrieben hat er Mutter Courage vor dem Zweiten Weltkrieg in Dänemark.

2.1 Reaktionen des Züricher Publikums von 1941

Das Züricher Publikum verstand das Theaterstück ,,Mutter Courage und ihre Kinder" nicht als politisches Aufklärungstheater. Die Fehler sah Brecht unter anderem in dem Inszenierungsstil von Leopold Lindtberg, jedoch gestand er sich auch eigene Fehler bei der Modellierung der Situationen ein.

Die Schweizer Presserezensenten gingen davon aus, daß Mutter Courage als Held auftaucht (heroisiert ) und sentimental ist. Dies steht jedoch im Gegensatz zu Brechts Theorie, denn in seinem Theater des wissenschaftlichen Zeitalters spielt das Gesetz der Tragödie keine Rolle mehr, wobei er diese These auf die Erkenntnisse von Karl Marx zurückführt. Jedoch schreibt Elisabeth Thommen in der Baseler Nationalzeitung: ,,Für die Zeichnung dieser starken Frauenfigur dürfen alle Frauen Brecht dankbar sein!". Es gab also auch positive Reaktionen. Ein anderer Kritiker, B. Diebold, urteilte so über Mutter Courage:

mit ihrem großen Mutterherzen jenseits aller historischen Ansprüche schlechthin im Ewigen. Mochte sie noch so respektswidrige Dinge gegen das Höhere maulen und ihre Geschäftstüchtigkeit spielen lassen - sie wurde doch nie zur Hyäne des Schlachtfelds; und die von den rauhen Umständen geforderte Rauheit der Marketenderin trat fast zu stark zurück hinter der Strahlung ihres Gefühls und ihres ergreifenden Herzens, wenn sie die Kinder, eines nach dem anderen, verlieren muß.

Die Passage ,,schlechthin im Ewigen" widersprach Brechts Gedanken in dem Sinne, daß seine Parabelspiele von der Widersprüchlichkeit und der Wandelbarkeit der Dinge handelte und nicht von der Ewigkeit. Zusammengefaßt heißt das, daß es nach ihm nicht möglich sei ein Menschenherz nicht umwandeln zu können, genau wie soziale Ordnungen. In seiner persönlichen Stellungnahmen kritisierte Brecht, daß seine Stücke größtenteils mißverstanden werden ,,... wie tief die mißverständlichkeit meiner stücke in ihnen steckt."

3. Marxistische Rezeption

3.1 Der Realismus Streit von 1938

Zur Entstehungszeit der Mutter Courage also 1938 kam es zur Diskussion zwischen Brecht und anderen marxistischen Schriftstellern, darunter vor allem Georg Lukács. Brecht störte vor allem Lukacs belehrende Ziele. Lukacs wollte die Wiederspiegelungstheorie als literarische ,,Produktionsvorschriften" durchsetzen. Ebenso widersprachen sich auch die Vorstellungen der beiden Schriftsteller über das Drama. Brecht ärgerten Lukacs diktatorische Festschreibungen literarischer Formen. Die Auseinandersetzungen der beiden um den Realismus steigerte sich schließlich zu einem regelrechten kulturpolitschem Machtkampf.

3.2 Kritikerschlacht - Berliner Rezensionen von 1949

Am 9.Januar 1949 gab Brecht, zwei Tage vor der offiziellen Premiere der Mutter Courage, eine geschlossene Sondervorstellung für Stahlarbeiter und Jungfunktionäre der SED. Brecht war von diesem Publikum hellauf begeistert, da dieses in seinen Augen fähig war das Stück richtig zu verstehen und zu Interpretieren. Er fühlte sich verstanden und sah seine Volkstümlichkeit unter Beweis gestellt.

Unter den Theaterkritikern fielen die Meinungen anders aus. Es kam zur sogenannten Kritikerschlacht. Die Hauptpersonen hierbei waren vor allem Fritz Erpenbeck, Wolfgang Harich und S. Altermann. Erpenbeck lobte Brecht zunächst als großen Dichter, doch sagte er andererseits er hätte sein Genie leider der ,,falschen" Dichtung zugeführt. Erpenbreck forderte von Brecht die Bekehrung zur Volkstümlichkeit und sah seine epische Theaterpraxis als volksfeindliche Dekadenz.

Wolfgang Harich widersprach Erpenbeck aufs heftigste, und sah in Brecht die Offenbarung einer neuen Theaterkunst.

Altermann verlangte von Brecht das Volk zu stärken und es zu Massenaktionen aufzurufen. In Mutter Courage sah er nur die Kapitulation des Volkes.

Trotz aller Vorbehalte tolerierte und förderte die SED Brecht überraschender Weise. Er erhielt sogar ein eigenes Theater für sein Berliner Ensemble.

3.3 Der ,,Formalismus" Streit

1951 kam es durch die SED zu einer kulturpolitischen Säuberung, mit dem Ziel den sozialistischen Realismus zur künstlerischen Pflicht werden zu lassen. Es kam zur Diskriminierung jeglicher Modernität, und zahlreiche Künstler erhielten Verweise Aufgrund sogenannter westlicher Tendenzen. Es wurden nun verbindliche Richtlinien in allen Zweigen der Kunst festgelegt. Als neues Muster für den Inszenierungsstil stand nun Konstantin Stanislawski, dessen Stil eher stark naturalistisch war. Brecht wurde von nun an vorsichtiger in seiner Kritik und vermeidete eindeutige Bekenntnisse. Er genoss zu jener Zeit seine ihm gewährte Narrenfreiheit für seine Form des Theaters.

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Detalles

Título
Brecht, Bertolt - Mutter Courage und ihre Kinder - Zeitbezug und Rezeption von Brechts Mutter Courage und ihre Kinder
Universidad
University of Mannheim
Autor
Año
2000
Páginas
5
No. de catálogo
V98990
ISBN (Ebook)
9783638974400
Tamaño de fichero
389 KB
Idioma
Alemán
Notas
Gliederung zum Referat
Palabras clave
Brecht, Bertolt, Mutter, Courage, Kinder, Zeitbezug, Rezeption, Brechts, Mutter, Courage, Kinder
Citar trabajo
Katharina Kühn (Autor), 2000, Brecht, Bertolt - Mutter Courage und ihre Kinder - Zeitbezug und Rezeption von Brechts Mutter Courage und ihre Kinder, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98990

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