Diese Arbeit befasst sich mit den Diskriminierungsrisiken durch den Einsatz von Algorithmen im Recruiting-Prozess. Im Zuge von Digitalisierungsprozessen gewinnen Algorithmen in allen Lebensbereichen zunehmend an Bedeutung. Dies gilt auch für den Bereich der Personalrekrutierung. Hier greift zwar grundsätzlich das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und bietet Betroffenen rechtliche Schutzmöglichkeiten. Durch den Einsatz von KI-basierten Entscheidungsverfahren ergeben sich aber eine Reihe von Besonderheiten im Personal-Recruiting, die zu neuartigen Ungleichheitsphänomenen und Diskriminierungsrisiken führen und das AGG vor Herausforderungen stellt. Die Arbeit nimmt diese Diskriminierungsrisiken durch KI-basierte Personalentscheidungsprozesse in den Blick und diskutiert ihre antidiskriminierungsrechtliche Relevanz sowie Handlungsbedarfe, um Rechtslücken, die sich im Rahmen der Digitalisierung auftun, zu verhindern.
Die zunehmende Digitalisierung verändert die Welt. Die technologischen Fortschritte, ins-besondere jene im Bereich der Künstlichen Intelligenz, führen zu einer beständigen Erweiterung der gegebenen Möglichkeiten. Mittlerweile begegnen dem Menschen Algorithmen in nahezu sämtlichen Lebensbereichen. Dabei erfassen sie Verhaltensweisen und Interessen, sagen zukünftige Bedürfnisse voraus, beeinflussen Entscheidungen und lenken das Handeln. Auch in den Personalabteilungen vieler Unternehmen, insbesondere bei der Personalgewinnung (engl. Recruiting), kommen zunehmend Algorithmen, KI und Big Data zum Einsatz. Während im klassischen Bewerbungsverfahren Lebensläufe in Papierform gelesen und die Bewerbenden anhand eines persönlichen Gesprächs im Hinblick auf ihre Eignung beurteilt wurden, finden heute weite Teile des Bewerbungsverfahrens digital statt.
Bewerbermanagementsysteme bieten Interessierten eine digitale Benutzeroberfläche und ermöglichen es, alle erforderlichen Angaben online zu erbringen. Algorithmische Systeme unterstützen Personalverantwortliche bei der Suche und Auswahl geeigneter Kandidaten/-innen, analysieren und bewerten die digitalen Lebensläufe, erstellen umfassende Persönlichkeitsprofile der Bewerbenden und treffen Vorhersagen bezüglich ihrer Eignung.
Inhaltsverzeichnis
- Abhandlung
- I. Einführung
- II. Was ist „Robot-Recruiting“?
- 1. Begriffsbestimmung
- 2. Hintergrund und Entwicklung
- 3. Was sind Algorithmen und wie funktionieren sie?
- III. Sind Algorithmen objektiver als Menschen?
- IV. Diskriminierungsrisiken beim Einsatz von Algorithmen und KI in der Personalauswahl
- 1. Diskriminierungsrisiken durch CV- Parsing
- 2. Diskriminierungsrisiken durch Textanalysen
- 3. Diskriminierungsrisiken durch Sprachanalysen
- 4. Diskriminierungsrisiken durch Gesichtserkennungssoftware
- 5. Diskriminierungsrisiken durch Persönlichkeitstests
- V. Die Haftung bei Benachteiligungen durch KI
- 1. Schadensersatz nach § 15 Abs. 1 AGG
- VI. Handlungsbedarfe und -optionen
- 1. Mehr Transparenz
- 2. Mehr Kontrolle und Prüfsiegel
- VII. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Anwendung von Algorithmen und KI im Recruiting-Prozess, insbesondere mit den potenziellen Diskriminierungsrisiken, die mit dem Einsatz dieser Technologien verbunden sind. Die Arbeit analysiert die Funktionsweise von Algorithmen und beleuchtet die verschiedenen Arten von Diskriminierung, die durch den Einsatz von Algorithmen im Bewerbungsverfahren entstehen können.
- Die Funktionsweise von Algorithmen und KI im Recruiting
- Diskriminierungsrisiken im Bewerbungsverfahren durch Algorithmen
- Die Anwendbarkeit des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) im Kontext von Robot-Recruiting
- Haftung bei Benachteiligungen durch KI im Recruiting
- Handlungsmöglichkeiten zur Minderung von Diskriminierungsrisiken
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I: Die Einführung präsentiert die zunehmende Bedeutung der Digitalisierung und des Einsatzes von Algorithmen in verschiedenen Lebensbereichen, insbesondere im Recruiting. Die Arbeit stellt das Problemfeld von Diskriminierungsrisiken im Zusammenhang mit Robot-Recruiting dar.
- Kapitel II: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Robot-Recruiting“ und beschreibt die Entwicklung und Funktionsweise von Algorithmen im Kontext der Personalauswahl.
- Kapitel III: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, ob Algorithmen objektiver als Menschen sind, und analysiert die möglichen Fehlerquellen im Algorithmus und in der Datenbasis.
- Kapitel IV: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Diskriminierungsrisiken, die durch den Einsatz von Algorithmen im Bewerbungsverfahren entstehen können, wie zum Beispiel durch CV-Parsing, Textanalysen, Sprachanalysen, Gesichtserkennungssoftware und Persönlichkeitstests.
- Kapitel V: Das Kapitel beschäftigt sich mit der Haftung bei Benachteiligungen durch KI im Recruiting und beleuchtet die rechtliche Grundlage nach dem AGG.
- Kapitel VI: Dieses Kapitel diskutiert verschiedene Handlungsbedarfe und -optionen, um Diskriminierungsrisiken durch den Einsatz von Algorithmen im Recruiting zu minimieren.
Schlüsselwörter
Robot-Recruiting, Algorithmen, Künstliche Intelligenz (KI), Diskriminierungsrisiken, Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG), Bewerbungsverfahren, Personalauswahl, Datenbasis, Algorithmen-TÜV, Transparenz, Kontrolle, Prüfsiegel.
- Citation du texte
- Alexandra Vesenjak (Auteur), 2020, Robot-Recruiting. Diskriminierungsrisiken nach dem AGG beim Einsatz von (Recruiting-) Algorithmen im Bewerbungsverfahren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/990296