Welche Eigenschaften, Facetten und Perspektiven wirft das serielle Erzählen auf?

Eine Untersuchung der Serie "Babylon Berlin"


Dossier / Travail, 2020

20 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung: Serie und serielles Erzählen

2 Die Geschichte des seriellen Erzählens

3 Zum Konzept der Serialität und dem Prinzip der Serie
3.1 Die Klassifikation von Fernsehserien
3.2 Die offene Narrationsstruktur
3.3 Die Mehrteiligkeit und Verknüpfusng

4 Die komplexe Serialität
4.1 Die komplexe Serialität in Babylon Berlin
4.1.1 Komplexität der Narration
4.1.2 Die komplexitätserzeugende Vielschichtigkeit der Figuren

5 Exkurs: Zum Einsatz von Serien im Deutschunterricht

6 Fazit

7 Literatur- und Quellenverzeichnis

1 Einleitung: Serie und serielles Erzählen

Aus dem heutigen Zeitalter der Online-Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Video und gerade aus den Köpfen junger Menschen sind sie nicht mehr wegzudenken: die Serien. „Serien sind vielfältige literarische, mediale, kulturelle – und damit auch veränderliche – Phänomene.“1 Dabei spricht das Erfolgsformat der Serie stets einen möglichst weitreichenden Adressat*innenkreis an und setzt auf eine große Diversität an Formen, Verfahren und Genres. Das fiktionale Format der Serie ist durch immer wiederkehrende, aber dennoch variierende Settings zu erkennen und kreiert dahingehend eine gewisse, sich parodisch fortsetzende Narration.

Jede Narration konstruiert den Gegenstand, um den sie kreist, beständig neu, indem sie Szenarien möglicher Fortsetzungen entwirft und damit Erwartungen schürt, die in der Folge bestätigt oder verworfen werden, was wiederum neue mögliche Fortsetzungsszenarien und entsprechend aktualisierte Sinnzusammenhänge in Aussicht stellt.2

Das kumulative Storytelling der Serie wird dabei „durch eine gemeinsame Idee, ein Thema oder ein Konzept zusammengehalten“3 und bewegt sich „strukturell immer im Spannungsfeld von Wiederholung und Variation.“4 Unter die gemeinsame Idee der Serie fallen dabei Wiedererkennungseffekte wie Figurenkonstellationen, Handlungsmuster oder Schauplätze, aber auch paratextuelle Rahmungen wie Titelmelodien oder Intros, welche dann in eine variantenreiche Produktion desselben Modells inkludiert werden. Über das auszulotende Potenzial des seriellen Erzählens und den inhärenten Formen individueller und kultureller Erinnerung anhand von Prozessen der Wiederholung und Erinnerung existieren weitreichende kulturwissenschaftliche, aber auch geistes- und sozialwissenschaftliche Darlegungen. Doch welche Eigenschaften, Facetten und Perspektiven wirft das serielle Erzählen überhaupt auf und inwieweit können wir dies als bereichernde Entwicklung eines Unterhaltungsformats geltend machen?

2 Die Geschichte des seriellen Erzählens

Das serielle Erzählen ist älter, als man zunächst denken mag, da die Ursprünge weit vor dem Aufkommen des eigentlichen Mediums liegen. Schon ab dem 16. Jahrhundert versuchten sich die ersten „Berufserzähler*innen“ in der Technik des seriellen, also spannungssteigernden und publikumsbindenen Erzählens von Geschichten, wobei die Zahlungsbereitschaft der Zuhörenden den Fortgang der Erzählung bestimmte und somit zu einem Moment der kulturellen Produktion beitrug.5 „Auf dem Höhepunkt eines Spannungsbogens wird eine Geschichte unterbrochen und in der nächsten Nacht zu Ende erzählt“6,was durch die heute noch präsente Form des „Cliffhangers“ Lust auf die Fortsetzung erzeugen soll. Neben der Konstruktion von Spannung wanden die Erzählenden auch wiederholende Erzählmuster und ein gewisses Schüren von Erwartungen an, um mit ihren Fortsetzungsgeschichten hinsichtlich der eher ökonomischen Motiviertheit immer mehr Zuhörer*innen gewinnen zu können. Mit dem Aufkommen der audiovisuellen Medien sowie den ersten Ausstrahlungen in Radio und Fernsehen nahm die Serie einen immer beliebteren Rang ein. Dabei fokussierte sich das deutsche Serienformat aber im Gegensatz zu den US-Soaps auf Fiktionen, welche einen zunehmend erzieherischen Anspruch in Form einer Verhaltensmodellierung der Zuschauer*innen erfüllen sollten.7 Publizierte Einzelbeiträge, welche in eine Rahmenhandlung eingebettet sind, lassen sich auch im 18. Jahrhundert in Form von Familienerzählungen oder abenteuerlichen Geschichten wiederfinden.

Die wachsende Massenkultur im späteren 19. Jahrhundert gibt auch dem seriellen Erzählen weiteren Auftrieb, insbesondere Reihen und industriell produzierte Heftserien gehören seit der Jahrhundertmitte zu den in hohen Auflagenzahlen verbreiteten Erfolgsformaten. (…) Nach 1945 wurden viele der erfolgreichen mädchen- und abenteuerliterarischen Serien neu aufgelegt.8

So lassen sich Formate wie Hanni und Nanni, Fünf Freunde, Die drei ??? oder später auch TKKG als Beispiele nennen, welche eine Kinderliteraturreformbewegung auslösten und das serielle Erzählen hinreichend beeinflussten.9 Auch in den 1980er-Jahren galten die seriellen Erzählungen der Kinder- und Jugendliteratur noch als die Einflussreichsten und differenzierten sich in den folgenden Jahren mit Serienformaten wie Prinzessin Lillifee oder Die wilden Hühner aber auch in der Erzählform von Bilderbüchern wie der Conni-Serie weiter aus. Das durchaus weiteste Adressat*innenspektrum spricht jedoch J.K. Rowling mit ihren Harry Potter-Bänden an. „Sie ist ein Paradebeispiel für ein fortlaufendes, sich auch über unterschiedliche Medien hinweg verzweigendes, episch ausgreifendes und dabei komplexer werdendes Erzählen, das darüber hinaus generationenübergreifend rezipiert wurde.“10 Bis heute regen seriell angelegte Erzählungen etwas in uns an, dass nach mehr verlangt und eine gewisse emotionale Bindung an das Handlungsgeschehen hervorruft. Dementsprechend fällt es den Rezipierenden oft schwer, sich dem Bann der seriellen Narration zu entziehen. Diesbezüglich wird in der heutigen Zeit das durch die internationale Vermarktung der Serien zustande kommende „Binge Viewing“ zunehmend obsolet und eröffnet neue erzählerische Möglichkeiten und Orientierungsmuster.11

3 Zum Konzept der Serialität und dem Prinzip der Serie

Serien sind fortlaufende Geschichten. Erzählt werden diese Geschichten entweder in abgeschlossenen Folgen mit wiederkehrenden Figuren, Themen und Schauplätzen oder mit einem narrativen Handlungsbogen, der sich über mehrere Folgen der Serie hinweg erstreckt.12

Um sich dem Prinzip der Serialität bzw. der Serie intensiver zu widmen, entwirft die deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Sabine Sielke acht Thesen, wobei sie sich auf die geistes- und sozialwissenschaftliche Erinnerungsforschung stützt und die Serialität als eine Art Strukturprinzip begreift. „Erinnerungsforschung (…) beschreibt mit immer feineren Differenzierungen, auf welche Weise sich Praktiken und Verfahren medialer Vermittlung (…) in unsere primär visuellen Kulturen einschreiben und unsere Wahrnehmung verändern.“13 Dabei gründen sich die Überlegungen des von Sielke hervorgebrachten Konzepts in der aktuellen Zentralität der Serialität und deren stetigem Zuwachs an Kanonisierung und Relevanz wissenschaftlicher Untersuchungen, um sich immer verstärkter mit den Formen, Formaten und dem Potenzial des seriellen Erzählens auseinanderzusetzen. Mit Blick auf die Gesamtheit der Massenmedien lässt sich sagen, dass wohl alle gewisse serielle Angebote hervorbringen. „Die serielle Erzählform ist für alle Erscheinungsformen essenziell: »Seriell ist das Erzählen, solange eine Geschichte noch nicht zu einem Ganzen kausal-logisch gefügt und beendet wurde und sie narrativ auf Endlosigkeit angelegt scheint.«“14 Das meint, dass das serielle Erzählen eine mehrteilig abgegrenzte Abfolge an miteinander vernetzten und fiktionalen Inhalten verlangt, welche einer kontinuierlichen, aber letztlich narrativ-endlosen Erzählstruktur unterliegen. Diese Elemente der Mehrteiligkeit, Verknüpfung und Narration sollen nun in Bezug auf das serielle Erzählen in Fernsehserien dargelegt werden.

3.1 Die Klassifikation von Fernsehserien

Eine Fernsehserie ist eine mehrteilige Abfolge abgegrenzter, aber miteinander verbundener (fiktionaler) Fernsehfilme. Durch die Verknüpfung der einzelnen Episoden auf formaler, inhaltlicher und struktureller Ebene entsteht eine kontinuierliche Erzählung mit offener Narrationsstruktur.15

Es existieren zahlreiche Unterformen der TV-Serie, welche sich durch die Klassifizierungsmerkmale der Mehrteiligkeit, Verknüpfung und Narration vereinen lassen. Das entscheidende differierende Merkmal ist die Anzahl und Dauer der einzelnen Episoden, weswegen sich „Grundformen serieller Narrative unterscheiden [lassen, F.H.]: Serien mit in sich abgeschlossenen Episoden (…) und solche mit fortlaufender Handlung (…).“16 Diese Arten lassen sich auch als Episodenserien und Fortsetzungsserien beschreiben. Darüber hinaus existiert als Sonderform die Serienreihe. Episodenserien wie beispielsweise The Simpsons und auch Serienreihen wie Tatort setzen auf keine oder eine kaum sich narrativ entwickelnde Handlung und verknüpfen sich inhaltlich lediglich durch das Rahmenkonzept. Fortsetzungsserien wie Game of Thrones oder Prison Break hingegen zeichnen sich durch eine stark inhaltlich verknüpfe und insgesamt abgeschlossene Serienhandlung aus, welche sich häufig durch mehrere Staffeln abgrenzt. Weitere Formen der Fortsetzungsserie können auch die auf wenige Episodenanzahl begrenzten Mehrteiler oder die prinzipiell endlosen und insgesamt kürzeren und handlungsoffenen Endlosserien sein.17 Im Hinblick auf die Serie Babylon Berlin sollen im weiteren Verlauf die Fortsetzungsserien näher betrachtet werden. „Fortsetzungsserien zeichnen sich im Gegensatz zu episodischen Formaten durch offene, potenziell endlose Geschichten aus, die in die Zukunft gerichtet sind und die die einzelnen Episoden transzendieren (…).“18 Diese potenziell endlosen Geschichten lassen sich weiterführend klassifizieren, indem ihre Handlung entweder auf ein konkretes Ende zuläuft oder indem diese fortlaufend bereits abgeschlossene Handlungsstränge mit neuen verflechtet.19 Das Hauptaugenmerk der Fortsetzungsserien richtet sich auf eine gewisse Erzeugung von Spannung und Publikumsbindung, um Rezeptionserwartungen herzustellen, welche im Verlauf der nächsten Folge wieder aufgelöst werden sollen. Eine „Vermeidung von Erwartungsenttäuschungen und Rezeptionssteuerung bilden deshalb (…) die grundlegende Motivation für die anhaltende Zuwendung zur Serie.“20 Zudem lässt sich feststellen, dass innerhalb der Fortsetzungsserien die erzählte Zeit zumeist analog zur echten Zeit gesehen werden kann, indem beispielsweise eine Stunde im Leben eines Geheimagenten einer Folge entspricht. Einer Serie kann dann narrative Geschlossenheit zugesprochen werden, „wenn alle (oder die wichtigsten) spannungserzeugenden und Neugier weckenden Fragen beantwortet sind, die sich im Rahmen der kausalen Verknüpfungen des Narrativs ergeben haben.“21 Mittell unterscheidet vier verschiedene Klassifikationen für das Ende einer Serie: das extern motivierte Ende (stoppage), das Staffelende (wrap-up), der narrative Schluss (conclusion/narrative closure) und das Ende, welches durch den großen Medienhype begleitet wird (finale).22

Weiterführend lassen sich Serien in zahlreiche Genres, also Erzählkonventionen, einordnen, welche stets diskursiv konstruiert werden und neben einer implizierenden Vorhersehbarkeit und Interpretationshilfe auch mit gewissen Erwartungshaltungen der Rezipierenden verbunden sind. Dabei bringen die Genres auch differierende emotionale Wirkungen mit sich, indem beispielsweise anhand von Krimis wie The Blacklist ein höheres Spannungsempfinden hervorgebracht wird als in Sitcoms wie Modern Family, welche auf die Belustigung der Zuschauer*innen ausgerichtet sind.

Genres »können als Instrument der Klassifikation dienen, d.h. als etwas, mit dem sich ein bestimmter Text einer größeren Gruppe von Texten zuordnen lässt. Sie können ferner als generatives Prinzip oder als Instrument der Herstellung verstanden werden, d. h. als etwas, das die Produktion und Rezeption eines Textes steuert. Und Genre lässt sich schließlich auch als Instrument des Aushandelns von Bedeutungen oder als Instrument zur Verständigung über Bedeutungen auffassen, d.h. als etwas, das Sender und Empfänger eines Kommunikats erlaubt, zu einer Übereinkunft – oder zumindest einer annähernden Übereinkunft – darüber zu gelangen, was ein Text aussagt oder zeigt.«23

3.2 Die offene Narrationsstruktur

Eine Basisdifferenz der seriellen Narratologie ist wohl die Unterscheidung zwischen series und serials, „d.h. Erzählungen mit abgeschlossenen und im Extremfall austauschbaren Folgen auf der einen Seite und, auf der anderen Seite, Erzählungen, die Handlungsbögen über mehrere Folgen spannen.“24 Darüber hinaus existieren viele weitere Terminologien und Klassifikationsmodelle, um die Seriennarratologie zu beschreiben. In jedem Fall richtet sich aber ein vorliegender Erzähltext im Sinne der Narration des Seriellen auf seine simultane Wiederholung und Erneuerung in einem noch nicht vorliegenden Erzähltext aus.25 Narrative vereinen vier tragende Hauptelemente: „ storyworld, Charaktere, Begebenheiten (events) und Zeitlichkeit (temporality).“26 Die Narrativität des seriellen Erzählens verlangt eine auf Endlosigkeit angelegte Erzählung, welche sich zudem durch den Einsatz von „Cliffhangers“, also abrupten Unterbrechungen spannender Szenen auszeichnet. Diese potenzielle Endlosigkeit des seriellen Erzählens ergibt sich daraus, weil die kumulative Vorstellung des seriellen Gesamtkonstrukts so lang uneinholbar bleibt, bis die Serie noch läuft.27 Zudem impliziert das serielle Erzählen stets eine gewisse Offenheit der Handlung.

Diese Offenheit der seriellen Struktur macht ihre Besonderheit aus. Das hat Einfluss auf Selektion und Rezeption: Je offener eine narrative Struktur ist, umso spannender und somit bindender ist sie zum einen, was die wiederholte Selektion begünstigt. Zum anderen ermöglicht die offene Struktur vielfältigere Lesarten, da sie mehr Spielraum für Interpretationen lässt.28

Die Narrationsstruktur des seriellen Erzählens mündet also darin, dass offene Fragen aufgeworfen werden oder Rätsel ungelöst bleiben, um das Publikum in gewisser Weise zu involvieren.

Ein Narrativ gilt dann als unterbrochen, wenn ein Cliffhanger angewandt wird, um eine Erzählung an der spannendsten Stelle zur Entfaltung einer gewissen Erwartungshaltung der Rezipierenden und zur Produktion von Spannung anhand narrativer Leerstellen zu unterbrechen. „Die Textur des internen wie externen Überbrückungsmechanismus durch narrative Interruption bei Spannungshöhepunkten muss für das Funktionieren der Endlosserie von der ersten bis zur (wahrscheinlich nie) kommenden letzten Folge gewährleistet sein.“29

Dementsprechend lässt sich festhalten, dass die kumulative Vorstellung des Seriellen, also die immer weiter aufeinander aufbauende Summe einzelner Segmente, im Rahmen der seriellen Narration unabdingbar ist. „So entsteht innerhalb der einzelnen Folge einer Serie der Eindruck einer Zukunft, weil die Geschichte auf narrative Endlosigkeit ausgerichtet ist.“30 Innerhalb des seriellen Erzählens werden also sowohl die Kategorie der Regelmäßigkeit, als auch die der tendenziellen Unendlichkeit aufgeworfen.31

3.3 Die Mehrteiligkeit und Verknüpfung

Ein grundlegendes Prinzip der Serie ist die Mehrteiligkeit, welche eine stückweise Vermittlungsform des Gesamtergebnisses in zeitweisen Abständen ermöglicht. Dabei sind die dargebotenen Folgen einer Serie aber stets mehrfach miteinander verknüpft.

Das Kontinuum einer Serie wird durch die periodische Abfolge hergestellt; die einzelnen Serienfolgen stellen von ihrer Dramaturgie und Produktionsstruktur her erkennbare, abgegrenzte Einheiten dar, die in unterschiedlicher Weise Anknüpfungen an vorangegangene Folgen herstellen und Anknüpfungspunkte für die nachfolgenden bieten.32

Die Zielsetzung dieser Verknüpfung ist es einen gewissen Wiedererkennungswert zu produzieren, um die Rezipient*innen auf formaler, inhaltlicher und struktureller Ebene an das serielle Geschehen zu binden.33 Diese Publikumsbindung wird dabei beispielsweise durch einen verlässlichen Ausstrahlungsrhythmus (Tatort um 20:15 Uhr jeden Sonntag) oder durch eine immer wiederkehrende Erkennungsmelodie (‚My life is going on‘ von Cecilia Krull in der Serie Haus des Geldes) unterstützt. Demzufolge kann diese einleitende paratextuelle Sequenz der Erkennungsmelodie mit dem Cover eines Buches verglichen werden, um die darauffolgende Rezeption einzuleiten. „Die inhaltliche Verknüpfung vollzieht sich erzählerisch durch die Kontinuität von Personen, Handlungen und Schauplätzen. Dies kann über Thema, Plot, Milieu, Charaktere etc. geschehen.“34 Gerade die oftmals existierende Anzahl an Charakteren und deren Beziehungen zueinander, bauen zumeist ein hochkomplexes dramaturgiebeladenes Netz auf, indem dadurch auch eine Vielfalt an Rezeptionsmöglichkeiten aufgeworfen wird. Dabei steht der Involvierungsgrad im seriellen Geschehen immer in Abhängigkeit zum Umfang der kontinuierlichen Serienrezeption und dem daraus resultierendem Wissen über die bereits erfolgten Handlungszusammenhänge. Dies wird jedoch nur bedingt berücksichtigt, indem einige Fortsetzungsserien eher auf keine Wiederholung des zuletzt Geschehenen setzen und lediglich temporär einen „Was zuletzt geschah-Rückblick“ einschieben. Letztlich lassen sich die Mehrteiligkeit und die Verknüpfung des Seriellen auch immer mit der Ebene der Narration in Beziehung setzen, indem die Serien zwar prinzipiell offen und auf Endlosigkeit konzipiert werden, aber die einzelnen Folgen dennoch stets auf ein Ende hin und somit auf deren Aneinanderreihung kalkuliert sind, um einen gewissen Spannungsbogen aufzubauen.35

[...]


1 Dettmar, Ute: Serielles Erzählen. In: Kurwinkel, T., P. Schmerheim: Handbuch Kinder- und Jugendliteratur. Stuttgart: Metzler Verlag 2020, S. 137.

2 Ganz-Blättler, Ursula: DSDS als Reality-Serie. Kumultatives Storytelling on the go. In: Kelleter, Frank (Hrsg.): Populäre Serialität: Narration – Evolution – Distinktion. Zum seriellen Erzählen seit dem 19. Jahrhundert. Bielefeld: transcript Verlag 2012, S. 123-141, hier: S. 124.

3 Dettmar 2020, S. 137.

4 ebd.

5 Schlütz, Daniela: Quality-TV als Unterhaltungsphänomen. Entwicklung, Charakteristika, Nutzung und Rezeption von Fernsehserien wie The Sopranos, The Wire oder Breaking Bad. Wiesbaden: Springer Fachmedien 2016, S. 10.

6 ebd.

7 ebd., S. 11.

8 Dettmar 2020, S. 138.

9 vgl., ebd.

10 ebd., S. 139.

11 vgl. Anders, Petra, Michael Staiger (Hrsg.): Serialität in Literatur und Medien. Modelle für den Deutschunterricht. Band 2. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2016, S. 1.

12 ebd., S. 1.

13 Sielke, Sabine: Joy in Repetition. Acht Thesen zum Konzept der Serialität und zum Prinzip der Serie. In: Kelleter 2012, S. 383-398, hier: S. 385.

14 Schlütz 2016, S. 13.

15 ebd.

16 ebd., S. 18.

17 ebd., S. 19.

18 ebd., S. 22.

19 vgl. ebd.

20 ebd.

21 ebd., S. 26.

22 vgl. ebd.

23 ebd., S. 28.

24 Kelleter, Frank: Populäre Serialität. Eine Einführung. In: Kelleter 2012, S. 11-46, hier: S. 25.

25 vgl., ebd., S. 26.

26 Schlütz 2016, S. 13.

27 vgl. Kelleter 2012, S. 26.

28 ebd.

29 ebd., S. 17.

30 ebd., S. 18.

31 vgl., ebd.

32 Schlütz 2016, S. 14.

33 vgl., ebd.

34 ebd., S. 15.

35 vgl., ebd., S. 15-16.

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Welche Eigenschaften, Facetten und Perspektiven wirft das serielle Erzählen auf?
Sous-titre
Eine Untersuchung der Serie "Babylon Berlin"
Université
Dresden Technical University
Note
2,0
Auteur
Année
2020
Pages
20
N° de catalogue
V992377
ISBN (ebook)
9783346355072
ISBN (Livre)
9783346355089
Langue
allemand
Mots clés
welche, eigenschaften, facetten, perspektiven, erzählen, eine, untersuchung, serie, babylon, berlin
Citation du texte
Helene Fraas (Auteur), 2020, Welche Eigenschaften, Facetten und Perspektiven wirft das serielle Erzählen auf?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/992377

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