Ziel dieser Arbeit ist es, anhand der theoretischen Definition des Staatszerfalls nach Annette Büttner abzugrenzen, in welchen Phasen des Staatszerfalls sich Libyen befindet. Des Weiteren sollen Merkmale eines zerfallenden Staates nach Büttner sowie der Begriff des Gewaltoligopol nach Andreas Mehler erläutert werden. Anhand dieses theoretischen Rahmens sollen anschließend diese Merkmale beispielhaft durch Vorkommnisse in Libyen im Zeitraum seit dem Ende der Revolution erläutert werden.
Mit dem Tod des ehemaligen libyschen Staatsoberhauptes Muammar al-Gaddafi endete im Zuge der libyschen Revolution im Oktober 2011 während des "arabischen Frühlings" eine 42 Jahre andauernde Herrschaft. Diese ist geprägt durch diverse Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen, darunter zahlreiche Fälle von Folter, unrechtmäßigen Inhaftierungen zur Durchsetzung politischen Ziele, Hinrichtungen sowie willkürliche Angriffe auf Wohngebiete der Zivilbevölkerung. Die Meinungsfreiheit wird in außerordentlichem Maße eingeschränkt und freie, demokratische Wahlen sind nicht möglich.
Nach dem Sturz Gaddafis ist das Land in der Position im Zuge eines kompletten staatlichen Umbruchs das libysche Recht umfassend zu reformieren und somit eine neue, auf demokratischen Grundprinzipien und den UN-Menschenrechten basierende Verfassung zu schaffen. Die Entwicklung hin zur Etablierung eines demokratischen Rechtsstaates in Libyen gilt als wahrscheinlich, da das ressourcenreiche Land mit einem hohen Bevölkerungsanteil an jungen Bürgern mit starkem Drang zur Veränderung sich politisch in Richtung des Westens und nicht radikal-islamistisch orientiert.
Jedoch glückt diese Etablierung eines demokratischen Rechtsstaates in den vergangenen Jahren seit dem Sturz Gaddafis nicht. Eine einheitliche nationale Regierung ist nicht existent, stattdessen existieren konkurrierende Regierungen in Tripolis und Tobruk. Menschenrechtsorganisationen vermelden teilweise jahrelange Inhaftierungen von Personen, ohne konkrete Anklage oder eine richterliche Anhörung. Falls es zu gerichtlichen Verhandlungen kommt, treten die Angeklagten meist ohne rechtlichen Beistand in Form eines Anwalts vor ein Gericht welches durch die Gefängnisführung verkörpert wird. Unter den chaotischen Verhältnissen kam es zudem zu einer teilweisen Etablierung des Islamischen Staats auf libyschen Boden, sodass Kämpfe und kriegsartige Zustände weiter anhalten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Abgrenzung von Staatszerfall und „FURG“-Bildung
- Der Zerfallende Staat
- Gewaltoligopole
- Fragmentiert unkonventionell regierte Gebiete
- Fallbeispiel Libyen
- Gewaltaufkommen
- Machtverlust staatlicher Institutionen
- Rechtlosigkeit
- FURG-Bildung und Gewaltoligopole
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Staatszerfall in Libyen nach dem Sturz von Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011. Sie verwendet das theoretische Modell von Annette Büttner, um den Prozess des Staatszerfalls zu beschreiben und die Situation in Libyen anhand dieser Theorie zu analysieren. Die Arbeit untersucht außerdem den Begriff des Gewaltoligopols nach Andreas Mehler, um die Machtstrukturen in Libyen zu verstehen.
- Staatszerfall in Libyen nach dem Sturz Gaddafis
- Theoretisches Modell von Annette Büttner zum Staatszerfall
- Der Begriff des Gewaltoligopols nach Andreas Mehler
- Analyse der Machtstrukturen in Libyen
- Zusammenhang zwischen Staatszerfall und Gewaltoligopolen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Situation in Libyen nach dem Sturz von Muammar al-Gaddafi und die Herausforderungen bei der Etablierung eines demokratischen Rechtsstaates. Sie betont die Bedeutung der Arbeit, den Staatszerfall in Libyen anhand der Theorie von Annette Büttner zu analysieren.
- Theoretische Abgrenzung von Staatszerfall und „FURG“-Bildung: Dieses Kapitel stellt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar, indem es die Definition des Staatszerfalls nach Annette Büttner und den Begriff des Gewaltoligopols nach Andreas Mehler erläutert. Es beschreibt verschiedene Phasen des Staatszerfalls und die Entstehung von Gewaltoligopolen als Folge der fehlenden staatlichen Ordnung.
- Fallbeispiel Libyen: Das Kapitel betrachtet die Situation in Libyen im Kontext der Theorie des Staatszerfalls. Es beschreibt den Machtverlust staatlicher Institutionen, die Zunahme von Gewalt und die Entstehung von Gewaltoligopolen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Staatszerfalls in Libyen nach dem Sturz Gaddafis. Dabei werden wichtige Konzepte wie Staatszerfall, Gewaltoligopol, „FURG“-Bildung, Rechtlosigkeit, Machtverlust staatlicher Institutionen und Gewaltaufkommen beleuchtet. Die Arbeit nutzt die theoretischen Modelle von Annette Büttner und Andreas Mehler, um diese Phänomene im libyschen Kontext zu erklären.
- Arbeit zitieren
- Felix Früh (Autor:in), 2017, Das postrevolutionäre Libyen. Ein zerfallender Staat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/997002