Die Goldene Horde grenzte an die Fürstentümer der Rus, welche von den Mongolen durch Kampfhandlungen und brutale Feldzüge unterworfen wurden. Demzufolge ist in der einschlägigen Literatur häufig die Rede davon, dass die Rus durch den Einfall der Mongolen in ihrer Entwicklung erheblich zurückgeworfen wurde – sei es auf der politischen, wirtschaftlichen oder soziokulturellen Ebene. Ebenjene weitverbreitete Annahme beziehungsweise Schlussfolgerung stellt den Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit dar. Es wird untersucht, ob die mongolische Oberherrschaft tatsächlich ausschließlich negative Folgen für die mittelalterliche Rus und gegebenenfalls für das gegenwärtige Russland hervorrief oder ob sich die Auswirkungen im Laufe der mongolischen Herrschaftszeit als vielfältiger und womöglich gar als positiv erwiesen.
Die Mongolen waren ein zentralasiatisches Volk, das im Mittelalter durch seinen schreckenserregenden Ruf länderübergreifende Bekanntheit erlangte. Das von Brutalität und Aggression geprägte Bild der Mongolen hat sich seitdem in vielerlei Köpfen verfestigt und oft sind lediglich Dschingis Khan oder der Mongolensturm die einzigen Assoziationen, die in Verbindung mit der mongolischen Geschichte aufkommen. Im mittelalterlichen Europa wurden die Mongolen als fremde und primitive Barbaren angesehen, welche aufgrund ihrer nomadischen Lebensweise über keine mit den sesshaften Europäern vergleichbare Kultur verfügten. Ihr Erscheinen beziehungsweise ihr Einfall wurde als Strafgericht Gottes für die von den Christen begangenen Sünden empfunden und entsprechend verunglimpft. Fakt ist jedoch, dass dieses Reitervolk, obgleich nur von kurzer Dauer, das größte Landreich der Menschheitsgeschichte besaß, dessen Machtbereich in seiner größten Ausdehnung um 1260 vom Pazifik bis nach (Ost-)Europa reichte.
Als dieses Weltreich nach einem mehrjährigen Aufteilungsprozess schließlich um 1260 in vier Teilreiche, in die sogenannten Khanate aufgeteilt war, bildete die Goldene Horde eines jener Khanate. Falls Letzteres der Fall sein sollte, gilt es zudem herauszuarbeiten, welche positiven Auswirkungen die mongolische Oberherrschaft konkret nach sich zog. Da der Fokus in der einschlägigen Literatur zu einem großen Teil auf den politischen und wirtschaftlichen Folgen der mongolischen Herrschaft liegt, wird sich in dieser Arbeit primär der soziokulturellen Ebene gewidmet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergrund zur Goldenen Horde
- Begriffsklärung und Verortung der Goldenen Horde
- Untergang der Kiewer Rus und Entstehung der Goldenen Horde
- Auswirkungen der mongolischen Eroberungen auf die Gebiete der Rus
- Soziale und demografische Auswirkungen
- Kulturelle und religiöse Auswirkungen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die soziokulturellen Auswirkungen der Goldenen Horde auf die mittelalterliche Rus und das gegenwärtige Russland. Ziel ist es, herauszufinden, ob die mongolische Herrschaft ausschließlich negative Folgen hatte oder ob sich die Auswirkungen als vielfältiger und womöglich gar als positiv erwiesen. Im Falle positiver Auswirkungen soll analysiert werden, welche konkreten Folgen die mongolische Herrschaft nach sich zog.
- Soziokulturelle Auswirkungen der mongolischen Herrschaft auf die Rus
- Veränderungen in der Gesellschaft, Kultur und Religion der Rus
- Mögliche langfristige Folgen der mongolischen Herrschaft für das heutige Russland
- Bedeutung der Goldenen Horde für die Geschichte der Rus
- Kritik an der einseitigen Betrachtung der mongolischen Herrschaft als rein negativ
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Relevanz der mongolischen Herrschaft für die Geschichte der Rus. Sie beleuchtet die historische Bedeutung der Goldenen Horde und ihre Einordnung in das größere mongolische Reich. Darüber hinaus wird die Forschungsfrage formuliert und der Aufbau der Arbeit skizziert.
Hintergrund zur Goldenen Horde
Dieses Kapitel liefert Hintergrundinformationen zur Goldenen Horde und setzt sie in den Kontext der Geschichte des mongolischen Reiches. Es erläutert die Entstehung der Goldenen Horde, ihre geographische Lage und ihre Beziehung zu den Fürstentümern der Rus. Darüber hinaus werden wichtige Persönlichkeiten und Herrscher der Goldenen Horde vorgestellt.
Auswirkungen der mongolischen Eroberungen auf die Gebiete der Rus
Dieses Kapitel untersucht die soziokulturellen Auswirkungen der mongolischen Herrschaft auf die Rus. Es befasst sich mit den Veränderungen in der Gesellschaft, Kultur und Religion der Rus, die durch die mongolische Herrschaft hervorgerufen wurden. Die Analyse fokussiert auf die Bereiche der sozialen und demografischen Entwicklungen sowie die kulturellen und religiösen Einflüsse der Mongolen.
Schlüsselwörter
Goldene Horde, Mongolen, Rus, mittelalterliche Geschichte, Russland, Soziokulturelle Auswirkungen, Herrschaft, Kiewer Rus, Kultur, Religion, Gesellschaft, Demografie, Historiographie.
- Quote paper
- Anastasia Braun (Author), 2020, Die Goldene Horde. Soziokulturelle Auswirkungen auf die mittelalterliche Rus und das gegenwärtige Russland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/999492