Building Information Modeling (BIM) in der Baubranche. Herausforderung und Chance für Bauprojekte in Deutschland


Trabajo Escrito, 2021

30 Páginas, Calificación: 1,7

Anónimo


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Begriffsdefinition Projektmanagement
2.2 Begriffsdefinition Projekt
2.3 Begriffsdefinition Controlling und Projektcontrolling
2.4 Die Leistungsphasen nach HOAI (Honorarordnung für Architekten/Ingenieure)

3. BIM als Herausforderung und Chance für Bauprojekte in Deutschland
3.1 Building Information Modeling (BIM)
3.2 BIM-Ziel, BIM-Anwendung und BIM-Anforderung
3.2.1 BIM-Ziel
3.2.2 BIM-Anwendungen
3.2.3 BIM-Anforderungen
3.3 Unterschiede des BIM-Projektmanagements zur traditionellen Methode
3.4 Dimensionen von Building Information Modeling
3.5 5D-Projektcontrolling auf Basis von BIM

4. Projekte auf Basis von Building Information Modeling
4.1 BIM-Implementierung bei der DB Netz AG und BIM Projektcontrolling
4.2 BIM-Pilotprojekt Bundestraße B87
4.3 BIM Pilotprojekt Filstalbrücke
4.4 Die Vorteile und Nachteile der BIM-Methode
4.4.1 Vorteile der BIM Methodik
4.4.2 Nachteile der BIM Methodik

5. Handlungsempfehlung

6. Fazit

LiteraturverzeichnisIII

I. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Kreislauf der Controlling Aktivitäten

Abbildung 2: HOAI Leistungsphasen

Abbildung 3: Planungsprozess mit HOAI und Planungsprozess mit BIM

Abbildung 4:Einfluss auf Kosten der Änderung in der Projektentwicklung

Abbildung 5: Dimensionen von Building Information Modeling

Abbildung 6: 5D-Projekt-Controlling und Steuerungsparameter

Abbildung 7: 5D-Modell von Abbruchmaßnahmen an einer Eisenbahnüberführung

Abbildung 8: 5D-Modell Einbezug der Zeit (4D)

Abbildung 9: 5D-Modell Einbezug der Kosten (5D)

Abbildung 10: Status quo des 5D-Projekt-Controllings

Abbildung 11: BIM Projekt B

Abbildung 12: BIM-Pilotvorhaben Filstalbrücke

Abbildung 13: Auswirkungen der Anwendung von BIM

II. Abkürzungsverzeichnis

2-8D zweite bis achte Dimension

AVA Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung

BBR Bundesamt für Bauwesen und Raumentwicklung

BIM Building Information Modeling

BMVI Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

CAD Computer-Aided Design

DB Deutsche Bahn

DIN Deutsches Institut für Normung

HOAI Honorarordnung für Architekten/Ingenieure

IPD Integrated Project Delivery

IT Informationstechnik

LP Leistungsphase

MS Project Microsoft Project

PSP Projektstrukturplan

WHU Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung

1. Einleitung

Das Baugewerbe ist eine der Schlüsselbranchen in Deutschland. Beim Umsatz und bei der Anzahl der Beschäftigen liegt es noch vor den Industriebereichen wie dem Fahrzeugbau, dem Maschinenbau oder der Chemischen Industrie.1

Wie ist es aber um die Effizienz und Produktivität bestellt? Im Gegensatz zum Baugewerbe werden in der Industrie seit den 1990er Jahren große Produktivitätssteigerungen erreicht, insbesondere durch technische Innovationen und Verbesserungen im Projektmanagement und Controlling. Stichworte, die in diesem Zusammenhang auftreten sind Total Quality Management, Lean Management, Digitalisierung, Industrie 4.0, Kontinuierliche Verbesserung oder Automatisierung. Die Bauwirtschaft jedoch kämpft seit Jahren mit einer unterdurchschnittlichen Produktivitätsentwicklung. Zwischen dem Jahr 2000 und 2011 verbesserte sich die Produktivität der Bauindustrie nur um 4,1 Prozent, während die gesamte deutsche Wirtschaft im gleichen Zeitraum bei 11 Prozent lag. Zwar werden vereinzelt Lean-Construction-Ansätze eingesetzt und in einigen großen Unternehmen der Projektentwicklung wird die Automatisierung und Digitalisierung vorangetrieben, z. B. mit Building Information Modeling (BIM). Aber viele Unternehmen nutzen diese Möglichkeiten noch nicht oder sind sich dieser Möglichkeiten gar nicht bewusst. Stattdessen hört man zunehmend von großen Bauprojekten in Deutschland, die vollständig aus dem Ruder laufen, bei denen bereits in der Planungsphase schwerwiegende Fehler gemacht wurden oder wo das unzureichende Management und Controlling in der Ausführung zu immensen Budgetüberschreitungen führt. Um dieses entgegen zu wirken hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) 2015 eine offensive zur Digitalisierung der Baubranche gestartet. Ab 2020 soll das Planen und Bauen mit BIM zumindest für Infrastrukturprojekte verbindlich gemacht werden.2

Nachfolgend soll der Frage nachgegangen werden in welchen Bereichen und für welche Beteiligte durch den Einsatz von BIM Mehrwerte beim Projektmanagement und dem Projektcontrolling entstehen und wie die Effizienz und Produktivität von Bauprojekten in Deutschland gesteigert werden kann. Um diese Frage zu beantworten soll darauf eingegangen werden, was man unter BIM versteht, woraus dieses besteht, welche Vor- und Nachteile damit verbunden werden und wie bereits gelungene Infrastrukturprojekte mit dieser Methode realisiert worden sind.

2. Grundlagen

Projekte als komplexe Systeme stellen hohe Anforderungen an Organisation, Planung, Überwachung, Steuerung und Kalkulation. Um diese Aufgaben optimal lösen zu können, werden spezielle Instrumente benötigt – das Projektmanagement und das Projektcontrolling. Um ein besseres Verständnis zu generieren sollen zunächst die theoretischen Grundlagen über das Projektmanagement und Projektcontrolling dargestellt werden.

2.1 Begriffsdefinition Projektmanagement

Für die Durchführung von Projektaufträgen bedarf es eines ganz speziellen Managements, das den arbeitsteiligen Gesamtprozess der Projektrealisierung – beginnend beim Projektstart und endend beim Projektabschluss – zielgerichtet plant, organisiert und koordiniert3. Ein solches Projektmanagement kann unter Bezugnahme auf DIN 66901 inhaltlich wie folgt gekennzeichnet werden: Das Projektmanagement umfasst die Gesamtheit von Führungsaufgaben, Führungsorganisation, Führungstechniken und Führungsmitteln für die Abwicklung von Projekten4. Sein Schwerpunkt liegt dabei in der Projektdurchführung. Zu den Aufgaben des Projektmanagements gehören nach Olfert (2016) die Projektauslösung, bei der das Projektmanagement mit mehreren Aufgaben beteiligt ist, z. B. der Vorbereitung und Durchführung aller Aktivitäten zum Projektstart, die Projektleitung, die sich auf die Mitarbeiter ebenso bezieht wie auf den Lösungsprozess, die Projektarbeit, an welcher der Projektmanager in unmittelbarer Weise beteiligt ist und dem Projektabschluss, der als Aufgaben, z. B. die Abschlusskontrolle und die Erarbeitung von Projektnachweisen, sowie eine Reihe weiterer Projektbezogener Abschlussarbeiten, umfasst.5

Nach Kraus und Westermann (2019) hat sich der Begriff Projektmanagement in den sechziger Jahren in Deutschland verbreitet und man verstand darunter reine Werkzeuge zur Projektplanung und -steuerung6. Projektmanagement wurde gleich gesetzt mit Netzplantechnik. Mit der Zeit reifte jedoch die Erkenntnis, dass zur erfolgreichen Abwicklung eines Projekts mehr gehört als operative Werkzeuge. Projektmanagement wurde, wie der Name es schon sagt, zu einem Managementsystem. Wie jedes Managementsystem beinhaltet auch Projektmanagement Planungsinstrumente, Steuerungsinstrumente, Führungsmethoden und Organisationsmodelle.7

Projektmanagement kann zudem auch als Steuerung eines zielgerichteten und mehrpersonalen Arbeitsprozesses innerhalb einer Organisation bezeichnet werden. Unter zielgerichtet ist zu verstehen, dass Projektaufgaben auf jeden Fall immer mit einem Auftrag gekoppelt sind. Mehrpersonal soll zum Ausdruck bringen, dass für die Abwicklung der Projektaufgabe ein Managementsystem zum Einsatz kommt.8

2.2 Begriffsdefinition Projekt

Nach DIN 69901 wird ein Projekt als ,,[...] ein Vorhaben, das im Wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, [...]“, definiert9. Demgemäß soll ein Projekt eine Aufgabe erfüllen, die sachlich, budgetmäßig, als auch zeitlich begrenzt ist und durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Funktionsbereiche und Hierarchieebenen gekennzeichnet ist. Da jedes Projekt seinen individuellen Charakter hat, versucht man das Risiko des wirtschaftlichen Verlusts bis hin zum vorzeitigen Abbruch durch Erfahrungen aus ähnlichen Projekten und mit dem Einsatz von Projektmanagement-Methoden zu reduzieren. Die Individualität von Projekten führt im Vergleich zu standardisierten Geschäftsprozessen häufig zu enormer Kapitalbindung und ist zugleich mit hohen Risiko- und Unsicherheitsfaktoren verbunden.10

2.3 Begriffsdefinition Controlling und Projektcontrolling

Obgleich der Begriff Controlling und damit einhergehend die Methoden des Controllings in der modernen Betriebswirtschaftslehre fest verankert sind, lässt sich interessanterweise in der Fachliteratur keine einheitliche Definition des Begriffs finden. Nachfolgend sei dies an einigen bedeutenden Beispielen demonstriert:11

Horvath schlägt als Definition des Controllings folgende Ausführung vor: „[…] Controlling ist – funktional gesehen – dasjenige Subsystem der Führung, das Planung und Kontrolle sowie Informationsversorgung systembildend und systemkoppelnd ergebnisorientiert koordiniert und so die Adaption und Koordination des Gesamtsystems unterstützt. Controlling stellt damit eine Unterstützung der Führung dar: Es ermöglicht ihr, das Gesamtsystem ergebniszielorientiert an Umweltveränderungen anzupassen und die Koordinationsaufgaben hinsichtlich des operativen Systems wahrzunehmen. […]“12

Reichmann versteht unter Controlling „[…] die zielbezogene Unterstützung von Führungsaufgaben, die der systemgestützten Informationsbeschaffung und Informationsverarbeitung zur Planerstellung, Koordination und Kontrolle dient; es ist eine Rechnungswesen- und vorsystemgestützte Systematik zur Verbesserung der Entscheidungsqualität auf allen Führungsstufen der Unternehmung. […]“13

Preißler definiert Controlling als „[…] ein funktionsübergreifendes Steuerungsinstrument, das den unternehmerischen Entscheidungs- und Steuerungsprozess durch zielgerichtete Informationserarbeitung und -verarbeitung unterstützt. […]“14

Allen Definitionen ist gemein, dass sie unter Controlling eine Steuerungs- und Koordinationskonzeption subsumieren. Ein Unternehmen ist mithilfe des Controllings in der Lage, alle relevanten Unternehmensprozesse numerisch abzubilden, mit dem Ziel, das Unternehmensvermögen zu sichern und zu mehren. Durch Planungs-, Kontroll-, Analyse- und Steuerungsaktivitäten kann das Controlling alle wert- und zahlenmäßigen Informationen transparent gestalten und an den jeweiligen Empfänger kommunizieren.15

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Kreislauf der Controlling Aktivitäten

Quelle: Zirkler et al. (2019) S. 24

Unter Projektcontrolling versteht man nach DIN 69901 die Sicherung des Erreichens der Projektziele durch: Soll-Ist-Vergleich, Feststellung der Abweichungen, Bewerten der Konsequenzen und Vorschlagen von Korrekturmaßnahmen, Mitwirkung bei Maßnahmenplanung und Kontrolle der Durchführung16. Projektcontrolling kümmert sich zum einen um die grundlegende Gestaltung der Strukturen und Prozesse, die für eine effiziente Projektabwicklung erforderlich sind. Dafür sind die Planungs- und Kontrollaufgaben, die im Projekt allgemein und durch das Projektcontrolling im Besonderen wahrgenommen werden, festzulegen. Auf der Basis der festgelegten Strukturen kann sich das Projektcontrolling in vielfältiger Weise um die laufende Unterstützung der Projektmanagementaufgaben kümmern.17 Olfert (2016) ergänzt, dass das Projektcontrolling nach seiner Trägerschaft projektintern, dass dem Projektleiter in seiner Durchführung obliegt oder projektextern, das von unterschiedlichen Institutionen außerhalb der Projektgruppe vorgenommen werden kann18.

2.4 Die Leistungsphasen nach HOAI (Honorarordnung für Architekten/Ingenieure)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: HOAI Leistungsphasen

Quelle: planradar.com

Nach Olfert teilt das Projektmanagement zur Erarbeitung der Projektlösung die Projekte in Phasen ein, die zeitlich und logisch der Reihenfolge nach durchlaufen werden. Bauprojekte richten sich z. B. nach der HOAI, welche 9 Leistungsphasen enthält.19 Die Abbildung 2 stellt diese Phasen da und zeigt welche Leistungen erbracht werden20.

Im nachfolgenden Verlauf soll gezeigt werden, wie Bauprojekte anhand einer neuen Methode (BIM – Building Information Modeling) effizienter realisiert werden können.

3. Building Information Modeling (BIM) als Herausforderung und Chance für Bauprojekte in Deutschland

Laut dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ist die Digitalisierung eine Substanzrevolution von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie verändert die Voraussetzungen für das Wachstum, den Wohlstand und die Arbeit von morgen – und revolutioniert in einem disruptiven Prozess Industrien und Dienstleistungen, Wertschöpfungsketten und Produktionsprozesse, Innovations- und Produktlebenszyklen. Dies sei eine große Herausforderung, insbesondere aber auch eine große Chance, gerade im Bauwesen.21 Durch den Einsatz von Digitalisierung könne man beim Bau von Großprojekten eine frühzeitige Vernetzung, enge Kooperation und eine intensive Kommunikation aller Beteiligten sicherstellen. Um diese Potenziale in Deutschland zu heben, brauchen wir eine neue digitale Planungs- und Baukultur. Ein wesentliches Element ist hierbei das Building Information Modeling (BIM).22 Building Information Modeling als ganzheitliche Planungsmethode wird schon seit Jahren in vielen Ländern standardmäßig eingesetzt und ist mittlerweile auch in Deutschland auf den Vormarsch. Für viele Fachleute ist dieser Begriff jedoch noch weitgehend unbekannt23. Gerade in Deutschland ist BIM bislang noch nicht ausreichend bekannt. So ergab eine Studie aus dem Jahr 2008, dass gerade einmal 12% der hier tätigen Ingenieure die Methode überhaupt kannten. In skandinavischen Ländern lag die Quote im gleichen Zeitraum bei rund 60%.24 Grund für die zurückhaltende Anwendung sind zum einen die rechtlichen Rahmenbedingungen (z. B. Preisrecht, Vertragsgestaltung, etc.), zum anderen ist bei vielen Auftraggebern der Nutzen dieser Methode noch nicht hinreichend bekannt. Ebenso liegt in Deutschland meist eine Trennung zwischen der Planung und der Bauausführung vor Somit sind zum Zeitpunkt der Einschaltung eines rein ausführenden Unternehmens in der Regel bereits wesentliche Leistungen in Sachen Planung erbracht worden.25

Erwartet wird jedoch, dass der Einsatz der BIM-Technologie durch Unternehmen, Planer und Architekten in den kommenden Jahren weiter stark zunehmen wird26. In Diesem Kapitel soll darauf eingegangen werden, was BIM ist und woraus dieses sich zusammensetzt, wie Projekte mit BIM durchgeführt werden und welche Vorteile und Nachteile sich bei dieser Methode ergeben.

3.1 Building Information Modeling (BIM)

BIM, verstanden als Building Information Modeling, bezeichnet eine Arbeitsmethode im Bauwesen. Allgemein wird BIM wie folgt definiert27: „Building Information Modeling (BIM) ist eine Planungsmethode im Bauwesen, die die Erzeugung und die Verwaltung von digitalen virtuellen Darstellungen der physikalischen und funktionalen Eigenschaften eines Bauwerks beinhaltet. Die Bauwerksmodelle stellen dabei eine Informationsdatenbank rund um das Bauwerk dar, um eine verlässliche Quelle für Entscheidungen während des gesamten Lebenszyklus zu bieten; von der ersten Vorplanung bis zum Rückbau.“ Nach dem BIM Leitfaden des Fraunhofer Instituts bedeutet Building Information Modeling (BIM) die Integration und Vernetzung aller relevanten Daten eines Bauwerks, in einem virtuellen Datenmodell, während des gesamten Lebenszyklus, also von der Konzeption, Planung und Realisierung bis zur Nutzung und zum Rückbau28.

3.2 BIM-Ziel, BIM-Anwendung und BIM-Anforderung

Die Form der Anwendung der Methode BIM hängt stark von den jeweiligen Projekt- bzw. Organisationszielen ab. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung BIM-Ziele festzulegen. Basierend darauf werden die entsprechenden BIM-Anwendungen bestimmt. Aus diesen BIM-Anwendungen werden wiederum Informationsanforderungen (BIM-Anforderungen) abgeleitet. Im Folgenden werden die Begriffe definiert.

3.2.1 BIM-Ziel

Durch den Einsatz der Methode BIM können aus den Blickwinkeln der verschiedenen Rollen, der am Bau Beteiligten, eine Vielzahl unterschiedlicher BIM-Ziele erreicht werden29. Ein BIM-Ziel beschreibt das erwartete Ergebnis, welches mittels Durchführung eines Prozesses unter Anwendung der Methode BIM innerhalb einer Organisation oder eines Projektes erreicht werden soll. Es entsteht aus der Absicht heraus, einen größtmöglichen Nutzen bzw. Mehrwert für das jeweilige Projekt zu erreichen30. Zu den Zielen gehören z. B. höhere Kostensicherheit, Verbesserung der Planungsqualität, Übergabe definierter digitaler Daten an den Betrieb, die Instandhaltung und/oder die Anlagenbuchhaltung.31 Diese Ziele werden unteranderem durch den Einsatz des BIM oder 5D-Projektcontrollings überwacht32.

3.2.2 BIM-Anwendungen

Die Erreichung eines BIM-Ziels erfolgt anhand der Durchführung einer BIM-Anwendung. Unter einer BIM-Anwendung ist die Durchführung eines spezifischen Prozesses bzw. eines Arbeitsschrittes zu verstehen. BIM-Anwendungen stellen damit Konkretisierungen der zuvor definierten BIM-Ziele dar.33 Ein BIM-Ziel zur „verbesserten Kontrolle der Planung mit der Bauausführung“ kann z.B. durch die BIM-Anwendung „As-Built-Kontrolle“ erreicht werden. Sie entspricht einem klassischen Soll/Ist-Vergleich im Rahmen von Abnahmen und Abrechnungsprozessen. Infolge der hohen Datendetaillierung zum Planungsmodell kann die As-Built-Kontrolle in baubegleitende Kontrollprozesse eingebunden werden, z.B. durch unmittelbares Einpflegen von Liefer- oder Einbaudaten zur automatisierten Abgleichkontrolle auf Übereinstimmung mit den Anforderungen aus dem Planungsmodell.34

3.2.3 BIM-Anforderungen

Zur Vereinheitlichung und Reglementierung der Arbeitsweise im Rahmen der Methode BIM sind sogenannte BIM-Anforderungen festzulegen. Die BIM-Anforderungen setzen sich zusammen aus Verantwortlichkeiten, Zeitpunkten (Informationsliefermeilensteine), Informationsanforderungen und Anforderungen an die Datenstruktur.35

3.3 Unterschiede des BIM-Projektmanagements zur traditionellen Methode

Das grundlegende Konzept von BIM wurde bereits in den 1970er Jahren entwickelt, konnte aufgrund der hohen technologischen Anforderungen zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht umgesetzt werden36. In den vergangenen Jahren hat das Thema im internationalen Bereich an hoher wissenschaftlicher und praktischer Relevanz gewonnen, sodass zahlreiche Forschungsprojekte auch von politischer Seite unterstützt werden. Man geht davon aus, dass folgende grundlegenden Funktionen von BIM für einen positiven Effekt in der Baubranche sorgen werden:37

Kollisionsprüfung: Bei mehreren Bauobjekten, können aufgrund von Fehlplanungen geometrische Überlappungen entstehen, die in der Bauindustrie als Kollisionen bezeichnet werden. Mit BIM wird eine digitale Prüfung des Modells hinsichtlich der Geometrie des Bauobjektes möglich und potenzielle Kollisionsstellen lassen sich bereits frühzeitig identifizieren. Darüber hinaus ist über die gesamte Planungs- und Bauzeit gesehen bei alleiniger Anwendung von Kollisionsprüfungen mit BIM Kosteneinsparungen von ca. 10 % der Baukosten möglich38.

Zeit- und Kostenabschätzung: Durch eine Verknüpfung der Faktoren Zeit (4D) und Kosten (5D) mit der regulären 2D- oder 3D-Planung können projektspezifisch verschiedene Faktoren in einem früheren Projektstadium abgeschätzt werden, was sich optimierend auf die Planungsqualität auswirkt. Laut einer Studie der Universität Standfort konnte eine Verminderung des Zeitaufwands bei der Kostenermittlung um 80% festgestellt werden, was die Verkürzung der späteren Planungsphasen bestätigt. Außerdem konnte die Gesamtlaufzeit der Bauprojekte um 7% verkürzt werden.39

[...]


1 Vgl. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (2017). S. 1

2 Vgl. Wiesenhahn und Kißler Martin (2018). S. 501-502

3 Vgl. Känel (2020) S. 65

4 Vgl. Olfert (2016) S. 26

5 Vgl. Olfert (2016) S. 26

6 Vgl. Kraus und Westermann (2019) S. 4

7 Vgl. Kraus und Westermann (2019) S. 4

8 Vgl. Kraus und Westermann (2019) S. 5

9 Vgl. Zirkler et al. (2019) S. 3

10 Vgl. Zirkler et al. (2019) S. 3

11 Vgl. Zirkler et al. (2019) S. 23

12 Vgl. Horváth, Gleich und Seiter (2015) S. 58

13 Vgl. Reichmann et al. (2017) S. 19

14 Vgl. Preißler und Preißler (2015) S. 2

15 Vgl. Zirkler et al. (2019) S. 24

16 Vgl. Fiedler (2016) S, 8

17 Vgl. Fiedler (2016) S. 11

18 Vgl. Olfert (2016) S. 295

19 Vgl. Olfert (2016) S. 86-87

20 Vgl. Thomas Szabo (2019)

21 Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2015) S. 1

22 Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2015) S. 1

23 Vgl. Tuschy (2014) S. 88

24 Vgl. Tuschy (2014) S. 88

25 Vgl. Tuschy (2014) S. 88

26 Vgl. Tuschy (2014) S. 89

27 Vgl. Bundesamt für Bauwesen und Raumentwicklung (2013) S. 18

28 Vgl. Helmus, Meins-Becker und Kelm (2020) S. 32

29 Vgl. Helmus, Meins-Becker und Kelm (2020) S. 34

30 Vgl. Helmus, Meins-Becker und Kelm (2020) S. 35

31 Vgl. Helmus, Meins-Becker und Kelm (2020) S. 35

32 Vgl. gibGREINER (2016) S. 1 & 8

33 Vgl. Helmus, Meins-Becker und Kelm (2020) S. 34

34 Vgl. Helmus, Meins-Becker und Kelm (2020) S. 35

35 Vgl. Helmus, Meins-Becker und Kelm (2020) S. 34-35

36 Vgl. Rokooei (2015) S. 87-95

37 Vgl. Jovanovic (2019) S. 55

38 Vgl. Albrecht (2015) S. 70

39 Vgl. Fischer & Gao (2008) S. 9

Final del extracto de 30 páginas

Detalles

Título
Building Information Modeling (BIM) in der Baubranche. Herausforderung und Chance für Bauprojekte in Deutschland
Universidad
University of Applied Sciences Emden/Leer
Calificación
1,7
Año
2021
Páginas
30
No. de catálogo
V999973
ISBN (Ebook)
9783346378989
ISBN (Libro)
9783346378996
Idioma
Alemán
Palabras clave
BIM, Projektmanagement, HOAI, Digitalisierung, Prozessoptimierung, Vorteile, Nachteile, Praxisprojekte
Citar trabajo
Anónimo, 2021, Building Information Modeling (BIM) in der Baubranche. Herausforderung und Chance für Bauprojekte in Deutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/999973

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