In seinem Sachbuch „Wir schaffen das. Eine sozialphilosophische Betrachtung gesellschaftlicher Verhältnisse“ (veröffentlicht im September 2025) verbindet der Autor Furin Theodor Wirtz persönliche Erfahrungen aus seiner langjährigen Arbeit in der Jugendhilfe mit einer tiefgehenden sozialphilosophischen Analyse. Dabei geht er der Frage nach, wie Begriffe wie Solidarität und Gerechtigkeit in Politik und Gesellschaft verwendet werden – und warum sie oft an den praktischen Realitäten scheitern.
Im Gespräch mit GRIN erläutert er, was ihn zu seinem Buch „Wir schaffen das“ inspiriert hat, welche Rolle biografische Arbeit und Empathie für den gesellschaftlichen Zusammenhalt spielen und warum er sich für eine Veröffentlichung bei GRIN entschieden hat.
GRIN: Sie haben vor kurzem Ihr Sachbuch „Wir schaffen das“ bei GRIN veröffentlicht. Können Sie Ihr Buch in drei bis vier Sätzen zusammenfassen?
Furin Theodor Wirtz: Gerechtigkeitsfragen haben mich immer schon bewegt, sowohl in meinem Umfeld als auch im größeren gesellschaftlichen Kontext. In meinem Buch möchte ich zeigen, wie die Politik das Schlagwort Gerechtigkeit nutzt, um Moralvorstellungen und Werte zu vermitteln, dabei jedoch häufig die tatsächliche Umsetzung aus dem Blick gerät. Das Buch soll zeigen, dass (Un-)Gerechtigkeit nicht bei allen gleich empfunden wird. Je nach Lebensrealität und Erfahrung mit Armut und Ausgrenzung wird sie anders verstanden und gelebt. In enger Verbindung mit dem Thema Gerechtigkeit reflektiere ich auch meine Wahrnehmung der aktuellen gesellschaftlichen Lage und des Miteinanders in unserer zunehmend digitalisierten Welt.
GRIN: Wie sind Sie auf das Thema Ihres Buches gekommen?
Furin Theodor Wirtz: Bereits meine Bachelorarbeit setzte sich mit Gerechtigkeitsfragen im Umgang mit Kinderflüchtlingen auseinander. Durch meine praktische Arbeit während und nach dem Studium war ich täglich mit diesem Thema konfrontiert. Der direkte Kontakt mit geflüchteten Kindern hat meinen Blick für Ungleichheiten geschärft. Leider ist das Thema durch aktuelle Ereignisse – insbesondere durch verschiedene Attentate mit Migrationshintergrund – erneut sehr präsent geworden.
GRIN: Sie knüpfen mit Ihrem Buch an die berühmten Worte Angela Merkels „Wir schaffen das!“ an – ein Satz, der noch heute polarisiert. 2015 erlebte Deutschland eine Welle der Solidarität. Heute scheint oft eher von Überforderung und Grenzen die Rede zu sein. Welche Erfahrungen aus Ihrer Praxis zeigen, dass Solidarität noch möglich ist – und wo stoßen wir als Gesellschaft an unsere Grenzen?
Furin Theodor Wirtz: Wie im Buch beschrieben, übertrage ich die Erfahrung aus der biografischen Arbeit mit Flüchtlingen auf die Gesellschaft insgesamt. Empathie, echtes Interesse am Gegenüber, aktives Zuhören sowie Respekt sind für ein solidarisches Zusammensein unabdingbar. Gemeinsames Handeln sollte im Vordergrund stehen. Das Auseinanderdriften von Herkunfts- und Willkommenskultur lässt diese Versuche scheitern. Hass-Propaganda, gegen wen auch immer sie sich richtet, spaltet unsere Gesellschaft. Das im Buch erwähnte Zeitalter der Individualisierung führt letztlich zu mehr Polarisierung. Es erschwert Integration und untergräbt ein harmonisches Zusammenleben.
Empathie, echtes Interesse am Gegenüber, aktives Zuhören sowie Respekt sind für ein solidarisches Zusammensein unabdingbar. Gemeinsames Handeln sollte im Vordergrund stehen.
Furin Theodor Wirtz
GRIN: Welche Leser:innen möchten Sie mit Ihrem Buch am meisten ansprechen?
Furin Theodor Wirtz: Alle neugierigen Menschen, die über den „Tellerrand“ hinausschauen möchten, sowie Politiker:innen, Soziolog:innen und Rechtsprechende.
GRIN: Was war die größte Herausforderung bei der Recherche bzw. beim Schreiben?
Furin Theodor Wirtz: Ursprünglich war es nur ein Aufschreiben meiner eigenen Gedanken. Das Jahr 2024 war für mich, durch meine Krankschreibung, persönlich eine Zeit des Innehaltens und Reflektierens darüber, was da gerade mit mir passiert war. Gegen Ende eines bewegten und abwechslungsreichen Berufslebens. Eigentlich immer mit Vollgas. Davon verbrachte ich elf Jahre beim Jugendamt und insgesamt 15 Jahre in der Jugendhilfe. Während meiner zweiten Rehamaßnahme war eine Redakteurin einer baden-württembergischen Tageszeitung Mitpatientin, die meine Notizen las. Sie meinte, ich solle es unbedingt veröffentlichen. Die große Herausforderung für mich bestand daraus, unter dem Irrsinn der immer schlimmer werdenden Nachrichten in der Welt, sachlich und emotionslos zu schreiben, um den Bezug von Gerechtigkeit und dem schädlichen Einfluss von digitalen Hass-Medien für unsere Gesellschaft von uns allen zu verdeutlichen. Gleichgültigkeit, Toleranzlosigkeit und Aggression gegenüber Andersdenkenden mit unglaublicher Überhärte scheinen sich immer weiter unter uns zu verbreiten. Besonders im Umgang mit digitalen Medien sollte die elterliche Aufsichtspflicht vielmehr in den Mittelpunkt der Sorgen gerückt werden. Reine Präventionskurse reichen da leider nicht aus, um Schaden von uns und unseren Kindern abzuwenden.
GRIN: Wie sind Sie darauf gekommen, als Selfpublisher bei GRIN zu veröffentlichen?
Furin Theodor Wirtz: Mir war es wichtig, meine Wahrnehmung über die derzeitige Situation in unserer Gesellschaft möglichst aktuell zu veröffentlichen und zur Diskussion zu stellen. Hierzu habe ich den Leser:innen im Buch eine E-Mail-Adresse (mail.wirschaffendas@web.de) zur Verfügung gestellt, um mich mit ihnen auch über Ansichten zu Gerechtigkeitsfragen austauschen zu können. Da ich bereits 2018 bei GRIN veröffentlicht habe und mich immer bestens unterstützt gefühlt habe, war meine Entscheidung klar bei GRIN.
GRIN: Welche Vorteile sehen Sie in einer Veröffentlichung bei GRIN?
Furin Theodor Wirtz: Die wissenschaftliche Redaktion, welche nicht nur auf oberflächliche „Eyecatcher“ fixiert ist, sondern ein reflektiertes Publikum anspricht. Außergewöhnlich hervorzuheben ist, dass ich mich beim Support durch Frau Lütz und ihr Team bestens aufgehoben gefühlt habe. Mit hoher Professionalität, Geduld und fachlicher Kompetenz stand sie mir stets zur Seite und konnte mich in allen Belangen hervorragend beraten.
GRIN: Herr Wirtz, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrem Buch!
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