Die vorliegende Examensarbeit beschäftigt sich mit dem sprachwissenschaftlichen Aspekt dieser Art von Gelegenheitstexten, also mit der Frage, wie Toiletten- und Hörsaalkritzeleien im universitären Kontext sprachlich gestaltet sind, in welchem sprachlichen Stil sie verfasst sind und inwiefern die Regeln der deutschen Grammatik und Rechtschreibung be- oder missachtet werden. Dafür wurden die verschiedenen Räumlichkeiten der Universität Stuttgart, der Universität Vaihingen, der Universität Erfurt, der Goethe-Universität Frankfurt und der Ludwig-Maximilians-Universität München inspiziert. Mithilfe der Forschungsergebnisse zum Thema Mündlichkeit und Schriftlichkeit von Peter Koch und Wulf Österreicher (1986) soll versucht werden, eine sprachliche Einordnung der dort gefundenen geschriebenen Erzeugnisse vorzunehmen.
Kritzeleien, Klosprüche, vermeintliche Gesuche für Liebesabenteuer und verschiedenartige Zeichnungen sind nicht selten auf öffentlichen Toiletten wie etwa in Bars, Diskotheken oder an Raststätten, an Mauern und Häuserwänden ebenso wie auf Schulbänken zu entdecken. Gleichermaßen ist dieses Phänomen auch Teil des universitären Lebens und zeigt sich beispielsweise auf den Tischen der Hörsäle und Seminarräume, an den Wänden der Treppenhäuser und an den Toilettentüren und -wänden auf Universitätsgeländen.
In der bisherigen Forschung bezüglich der Thematik der Kritzeleien bzw. Graffiti wurde sich überwiegend mit dem Auftreten dieses Phänomens im Bereich Schule, mit der Entstehungsgeschichte, den Gründen und der Motivation für das Kritzeln und möglichen geschlechterspezifischen Unterschieden bezüglich der Inhalte und Ausprägungen beschäftigt. Norbert Siegl beispielsweise lieferte mit seiner „Graffiti-Enzyklopädie“ (2001) ein umfangreiches Werk über die Entstehung, Entwicklung und Gestaltung von Graffiti in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. Den Großteil seiner Arbeit nimmt dabei die von ihm vorgenommene Untersuchung bezüglich der verschiedenen Themen bzw. Kategorien von Graffiti ein. Der Beitrag „Laute Wände an stillen Orten – Klo-Graffiti als Kommunikationsmittel“ von Katrin Fischer (2009) dagegen bezieht sich lediglich auf die Graffiti auf den Damentoiletten der Universität Bonn. Ihr Untersuchungsschwerpunkt liegt auf dem kommunikativen Aspekt von Toiletten-Graffiti.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung.
- 1.1 Datenerhebung
- 1.2 Vorgehensweise
- 2 „Graffiti“ oder „Kritzelei\"?
- 3 Thematische Zuordnung der Graffiti
- 3.1 Themenbereich: Politik
- 3.2 Themenbereich: Geschlechterbeziehungen
- 3.3 Themenbereich: Künstlerische Produktionen
- 3.4 Themenbereich: Diverses
- 4 Sprachstilistische Einordnung.....
- 4.1 Jugendsprache.………………….
- 4.1.1 Kraftausdrücke und Anglizismen
- 4.1.2 Graffiti in der „Vong\"-Sprache_
- 4.1.3 Reduzierte Grammatik
- 4.2 Geschriebene Graffiti in gesprochener Sprache
- 4.2.1 Dialogizität
- 4.2.2 Rückkoppelung – Ergänzungen, Kommentare und Korrekturen_
- 4.2.3 Dialektale Graffiti
- 5 Rechtschreibung und Grammatik
- 5.1 Missachtung der Groß- und Kleinschreibungsregeln...
- 5.2 Fehlerhafte Interpunktion
- 5.3 Imperativische Graffiti...
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit der sprachwissenschaftlichen Analyse von Toiletten- und Hörsaalgraffiti im universitären Kontext. Die Arbeit untersucht, wie diese Gelegenheitstexte sprachlich gestaltet sind, welchen Stil sie aufweisen und inwiefern sie die Regeln der deutschen Grammatik und Rechtschreibung be- oder missachten. Die Analyse basiert auf der Erhebung und Auswertung von Fotografien von Graffiti aus verschiedenen Universitäten.
- Sprachliche Besonderheiten von Toiletten- und Hörsaalgraffiti im universitären Kontext
- Thematische Zuordnung der Graffiti
- Sprachstilistische Einordnung der Graffiti
- Analyse von Rechtschreibung und Grammatik in den Graffiti
- Vergleich von Schriftlichkeit und Mündlichkeit in den Graffiti
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit widmet sich der Einleitung und der Datenerhebung. Es werden die Motivation für die Arbeit, der Entstehungsprozess der Idee und die konkrete Vorgehensweise bei der Materialsammlung erläutert. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Begriffsabgrenzung und stellt fest, dass ausschließlich der Begriff „Graffiti“ verwendet werden soll. Das dritte Kapitel analysiert die thematische Zuordnung der Graffiti und ordnet sie in verschiedene Themenbereiche ein, wie Politik, Geschlechterbeziehungen, künstlerische Produktionen und Diversität. Kapitel vier untersucht die sprachstilistische Einordnung der Graffiti und analysiert, inwieweit sie Elemente der Jugendsprache und der gesprochenen Sprache aufweisen. Dabei werden verschiedene Aspekte wie Kraftausdrücke, Anglizismen, reduzierte Grammatik und Dialogizität betrachtet. Kapitel fünf widmet sich der Analyse der Rechtschreibung und Grammatik in den Graffiti und untersucht, inwieweit die Regeln der Groß- und Kleinschreibung, Interpunktion und Grammatik be- oder missachtet werden. Das sechste und letzte Kapitel beinhaltet das Fazit, das die Ergebnisse der gesamten Arbeit zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Toiletten-Graffiti, Hörsaalgraffiti, Gelegenheitstexte, Sprachwissenschaft, Jugendsprache, Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion, Themenbereich, Universität.
- Citation du texte
- Lisa Katharina Rebenstock (Auteur), 2019, Sprachwissenschaftliche Analyse von Toiletten- und Hörsaalgraffiti im universitären Kontext, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1007709