Die motivationale Auswirkung achtsamkeitsbasierter Interventionen in Unternehmen

Eine Überprüfung der neuesten Erkenntnisse


Dossier / Travail, 2019

28 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist Achtsamkeit?
2.1 Definition
2.2 Ursprung
2.3 Verbreitung
2.4 Etablierung in die Gesellschaft
2.4 Etablierung in Unternehmen

3 Methodik

4 Die Studie von A. C. Hafenbrack und K. D. Vohs

5 Motive und Motivation menschlicher Arbeit

6 Wertewandel in der Gesellschaft

7 Forschungsergebnisse
7.1 Selbstregulierung
7.2 Emotionsregulierung
7.3 Arbeitsgedächtnisleistung
7.4 Hypoarousal und Hyperarousal
7.5 DMN-Aktivierung
7.6 Schlafqualität
7.7 Stress

8 Achtsamkeit am Arbeitsplatz (Forschungsergebnisse)

9 Diskussion

10 Fazit

Literaturverzeichnis

A. Abbildungsverzeichnis

B. Tabellenverzeichnis

C. Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

„Zu viel Meditation raubt die Motivation“ - lautete ein Titel der süddeutschen Zeitung vom 3. Juni 2018 (vgl. Herrmann, 2018). „Hey boss, you don’t want your employees to meditate“ (dt.: Hey Chef, Du willst nicht wirklich, dass Deine Angestellten meditieren) - aus der New York Times vom 14. Juni 2018 (vgl. Hafenbrack; Vohs, 2018a). Gefolgt von: „What are you getting wrong about mindfulness“ (dt.: Was Sie an der Achtsamkeit falsch verstehen) - einer Schlagzeile auf BBC vom 03. August 2018 (vgl. Brown, 2018).

Seit 2018 erschienen unzählige Medienberichte dieser Art und dass in den USA, Kanada, Frankreich, Spanien, Irland und Deutschland. Andrew C. Hafenbrack, Assistenzprofessor für Management & Organisation an der University of Washington und Kathleen D. Vohs, Universitätsprofessorin an der University of Minnesota stellten im Mai 2018 in einem Artikel der Fachzeitschrift „Organizational Behavior & Human Decision Processes“, mit dem ebenso prägnanten Titel „Mindfulness Meditation Impairs Task Motivation but Not Performance“, (dt.: Achtsamkeitsmeditation beeinträchtigt die Aufgabenmotivation aber nicht die Leistung) ihre Befunde vor. Sie fanden Hinweise dafür, dass achtsamkeitsbasierte Interventionen die Motivation hemmen, dabei das Leistungsniveau jedoch nicht beeinflussen (vgl. Hafenbrack; Vohs, 2018b; Hafenbrack, (o.J.).

Die Popularität der Achtsamkeitsbewegung ist allgegenwärtig. Laut der Harvard Business Review stand sie sogar kurz davor Kultstatus zu erreichen (vgl. Brendel, 2015). Noch vor 20 Jahren ein eher nebensächliches Thema der Forschung, sind achtsamkeitsbasierte Interventionen heute eine allgemein akzeptierte Heilpraktik für eine Vielzahl von Problemen bzw. Erschwernissen des Alltags (vgl. Van Dam et al., 2017). Zum Beispiel sind sie Teil der Geschäftspraktiken von namhaften Großkonzernen, wie bspw. Google, BMW, Siemens und vielen mehr. Die Achtsamkeitsforschung überzeugte viele Manager davon, dass Investitionen in Methoden, die der Reflexion, Offenheit und Nachdenklichkeit dienen, sich positiv auf die Mitarbeiter und das Ergebnis auswirken (vgl. Schaufenbuel, 2015; Kelly, 2012).

Nach Jahren in denen in Studien unzählige positive Effekte von meditativen und achtsamkeitsbasierten Praktiken aufgedeckt werden konnten und die Etablierung in die Gesellschaft bereits ihren Lauf genommen hat, folgen Erkenntnisse, die zumindest in ihrer medialen Wirkung, ein sofortiges Dekret zu bezwecken scheinen.

Das Ziel dieser Arbeit dient einer kritischen Beleuchtung der neuesten Erkenntnisse über die demotivierende Wirkung von Achtsamkeit in Relation zu ihrer Relevanz für den Berufsalltag. Konkret soll dabei folgende Frage beantwortet werden:

Inwieweit ist es für Unternehmen ein Problem, dass Achtsamkeit die Motivation reduziert, wenn sie die Leistung nicht beeinträchtigt?

Der theoretischen Einführung über die Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte von Achtsamkeitspraktiken in der heutigen Gesellschaft folgt ein Überblick über die Studieninhalte und -ergebnisse von Havenbrack und Vohs. Für eine möglichst adäquate Beantwortung der Frage werden zunächst die Begriffe Motivation, Leistung und Leistungsmotivation voneinander abgegrenzt und in den Kontext des gesellschaftlichen Wandels gestellt. Der Hauptteil dieser Arbeit widmet sich im Anschluss der Untersuchung von Forschungsergebnissen über die Auswirkungen achtsamkeitsbezogener Interventionen am Arbeitsplatz.

2 Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit charakterisiert als Oberbegriff eine Vielzahl von Praktiken, Prozessen und Merkmalen, die weitestgehend in Bezug auf die Fähigkeiten von Aufmerksamkeit, Bewusstsein und Akzeptanz definiert sind (vgl. Van Dam et al., 2017, S.2). Dr. Jon Kabat-Zinn, emeritierter Professor für Molekularbiologie an der University of Massachusetts, gründete 1979 die Stress Reduction Clinic und begann als Erster damit erfolgreich achtsamkeitsbasierte Intervention im medizinischen Kontext anzuwenden. Durch das MBSR - (Mindfulness Based Stress Reduction - dt.: achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) Programm gelang es ihm Stress und chronische Schmerzen bei Patienten zu behandeln. Bereits 2011 berichtete er in einem seiner Bücher „Gesund durch Meditation – das große Buch der Selbstheilung“ von 17.000 Patienten die erfolgreich an den MBSR-Kursen teilgenommen haben. Er zählt als Mitbegründer der Achtsamkeitsbewegung und erlangte schnell internationales Ansehen (vgl. Kabat-Zinn, 2011, S.2).

2.1 Definition

Eine allgemein akzeptierte Definition des Begriffs Achtsamkeit ist nicht bekannt (Van Dam et al., 2017, S.4). Kabat-Zinn beschreibt es folgendermaßen:

„Achtsamkeit beinhaltet auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen“ (Kabat-Zinn, 2015, S. 20). „Achtsamkeit ist (.) eine praktische Methode, mit der Ganzheit unseres Seins in engeren Kontakt zu kommen; dies wird durch einen systematischen Prozess der Selbstbeobachtung, der Selbsterforschung und des achtsamen Handelns erreicht“ (Kabat -Zinn, 2015, S. 22).

Das wichtigste Ziel dabei ist es in Kontakt mit sich selbst zu treten. Bei Achtsamkeit geht es darum zu seinem da Sein (wo man ist), zu seiner Existenz (dass man ist) und dem selbst (wer man ist) zu finden. Es bedeutet seine volle Aufmerksamkeit bewusst auf den gegenwärtigen Moment zu richten. Die Besonderheit liegt dabei in der Wertefreiheit, Klarheit und Realisierung des Hier und Jetzt. Während der Alltag bestimmt ist von Automatismen und unbewussten Handlungen, kommt es bei einem Achtsamkeitstraining darauf an das Bewusstsein gezielt auszurichten und zu schärfen (vgl. Kabat-Zinn, 2011, S.16 ff.).

2.2 Ursprung

Achtsamkeitsbasierte Interventionen finden ihren Ursprung in einer alten buddhistischen Praxis – dem Meditieren. Meditation ist eine der ältesten spirituellen Methoden der Menschheit und Bestandteil von Weltreligionen wie dem Buddhismus und Hinduismus (vgl. Pohler, 2001, S. 11). Um die Entstehungsgeschichte ringen viele Mythen und Legenden von Patriarchen, Mönchen und geistigen Persönlichkeiten.

Das älteste Lehrbuch von Yoga und Meditation, das sogenannte „Yogasutra“, wurde im Zeitraum vom 2. - 4 Jhd. v.Chr. von Patañjali verfasst und verbreitet (vgl. Pohler, 2001, S.14 ff.). Der benannte Zeitraum bezieht sich auf eine Zusammenfassung verschiedenster Literatur über die Entstehungsgeschichte der Meditation.

In Deutschland existierten bereits im 14. Jhd. n. Chr. eine Vielzahl christlicher Schriften über Kontemplation (konzentriertes Betrachten) von berühmten Mönchen/“Mystikern“ wie z.B. Martin Luther (vgl. Benson; Klipper, 1978, S.86 ff.).

Swami Vivekananda war ein hinduistischer Mönch und Gelehrter der 1893 in Chicago als Erster Hindu vor dem Weltparlament der Religionen sprach (vgl. Pohler, 2001, S. 14).

Paramahansa Yogananda gilt als eine der bedeutendsten geistigen Persönlichkeiten der heutigen Zeit. Er schrieb den Weltbestseller „Autobiografie eines Yogis“ und kam 1920 von Indien nach Amerika um zahlreiche Zentren der „Self Realisation Fellowship“ zu gründen, eine religiöse Organisation in der Yoga und verschiedene Meditationstechniken gelehrt werden (vgl. Pohler, 2001, S. 16 f.).

Maharishi Mahesh Yogi, ein berühmter indischer Guru, verbreitete die Lehren der transzendentalen Meditation (TM) in Asien, Europa und den USA. Er gründete die „International Meditation Society“ und lud bekannte Persönlichkeiten ein, um ihnen das Meditieren beizubringen, (u.a. die Beatles, Clint Eastwood und die Beach Boys) was wiederum zur allgemeinen Verbreitung der Meditationspraktiken beigetragen hat (vgl. Pohler, 2001, S.14 ff.). TM ist die am häufigsten wissenschaftlich untersuchte Meditationsmethode. Bereits 1968 kamen Vertreter der TM nach Harvard ins Laboratorium und ersuchten die Möglichkeit nach einer wissenschaftlichen Beobachtung ihres Blutdrucks während der Meditation (vgl. Benson; Klipper, 1978, S. 62 f.).

Transzendenz (spätlateinisch: transcendentia - das Überschreiten) bezeichnet eine übernatürliche, übergreifende, nicht empirische Erkenntnis (vgl. Duden, 2019). Während es in der Vergangenheit das Ziel war eine zu Gott führende Transzendenz zu finden, geht es bei heutigen meditativen Praktiken darum, eine zu sich selbst führende Transzendenz zu schaffen (vgl. Benson; Klipper, 1978, S.86 ff.; Kabat-Zinn, 2011, S.17 ff.). Die Grundelemente waren und sind indes die gleichen:

1. Eine ruhige Umgebung (ohne den Einfluss äußerer Reize)
2. Mantra (repetitives Rezitieren eines Wortes, Satzes oder Satzteils, welches vor sich hingesprochen/geflüstert/gesungen wird. Das bekannteste ist wohl das OM – dies ist der heilige kosmische Klang des Universums (vgl. Brunton, 1994, S.297 ff.)
3. Passive Gelassenheit (Nichtbeachtung der eigenen Gedanken)
4. Entspannte Haltung (gewöhnlich im Sitzen) (vgl. Benson; Klipper, 1978, S. 84 ff.)

2.3 Verbreitung

Als 1987 das „Mind and Life Institute“ in Charlottesville (Virginia) gegründet wurde, welches formelle und regelmäßige Dialoge zwischen dem Dalai Lama und bekannten Wissenschaftlern und Klinikern ermöglichte, gewann die Bewegung immer mehr an Bedeutung (vgl. Kabat-Zinn; Davidson, 2011). Zu den Gründern des Instituts zählen sowohl Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama und spiritueller Führer des tibetischen Volkes; Adam Engle, ein amerikanischer Anwalt und Unternehmer; als auch Francisco Varela, ein aus Chile stammender Neurowissenschaftler. Das angestrebte Ziel war die Vervollständigung und Humanisierung des wissenschaftlichen Ansatzes zur Heilung. Das Institut entwickelte sich über Stipendienprogramme zu einem direkten Förderer individueller Forschung. Mit der Unterstützung des „Mind and Life Institutes“ haben Forscher dutzende von zentralen Studien und mehr als 200 Zeitschriftenartikel, Kapitel und Bücher verfasst, an mehr als 300 öffentlichen Vorträgen teilgenommen und über 62 Millionen Dollar an Folgefinanzierungen erhalten (vgl. Mind & Life Institut, 2019).

Vertreter der Achtsamkeitsbewegung rechnen vor allem dem Umdenken innerhalb der Wissenschaft – auch als Paradigmenwechsel bezeichnet – der allgemeinen Verbreitung von meditativen/achtsamkeitsbasierten Interventionen an. Die naturwissenschaftliche Trennung von res extensa (Materie) und res cogitans (Geist) weicht der Vereinheitlichung von Körper und Geist in einem holistischen Sinn. Was folgte, war eine langsame Loslösung von alten Konzepten und starren Erkenntnismodellen (vgl. Kabat Zinn, 2011, S. 139 f.; Burri, 2010, S.1).

2.4 Etablierung in die Gesellschaft

Den Untersuchungen der klinischen Auswirkungen von Achtsamkeit in der Forschung folgten eine Reihe aus den Erkenntnissen resultierender verhaltenstherapeutischer Ansätze. Zum Beispiel reihte sich dem von Kabat-Zinn ins Leben gerufenen MBSR-Programm, die von Segal, Williams und Teasdale gegründete MBCT - (Mindfulness Based Cognitive Therapy – dt.: achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie) eine störungsspezifische Therapie zur Reduzierung von depressiver Rückfälligkeit, welches durch Festigung der Gedanken und Akzeptanz dysfunktionaler Kognitionen (störender Gedanken) erreicht werden soll (vgl. Kabat-Zinn, 2011, S.12 f.). Die DBT (Dialektische Therapie der Borderlinestörung) hingegen, ist eine, von der Psychologin Marsha Linehan entwickelte, Therapie, die Achtsamkeitsprinzipien einsetzt, um die Folgen des Störungskomplexes „Borderline“ verhaltenstherapeutisch zu behandeln (vgl. Sonnenmoser, 2005).

Zu einer sehr aktuellen Forschungstätigkeit gehört bspw. die großangelegte Studie in London mit etwa 6.000 Schülern, bei der achtsamkeitsbasierte Trainings als Teil der Standardausbildung angeboten werden. Primär soll dabei geprüft werden, ob derartige Interventionen die psychische Belastbarkeit von Jugendlichen verbessern. Auswertungen erfolgen im Jahre 2023 (vgl. Rhodes, 2015).

Neben erhöhter Forschungstätigkeit gilt die intensivierte Medientätigkeit (vor allem populäre Medien) als Etablierungsindikator (vgl. Kabat-Zinn, 2011, S.12).

Von 1970 bis 2015 ist die Anzahl veröffentlichter wissenschaftlicher und medialer Berichte unverhältnismäßig gestiegen (siehe Abbildung).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Medienberichte von 1970 bis 2015 (vgl. Van Dam et al., 2017, S. 2)

Die gestrichelte Linie beschreibt den Anstieg der publizierten populistischen Artikel im Vergleich zu den, auf Empirie beruhenden, Berichten (durchgezogene Linie). Während die populistische Berichterstattung noch bis 1985 so gut wie keine Veröffentlichungen verzeichnete, zeigte sich bereits zwischen 1975 und 1980 erstes wissenschaftliches Interesse, mit etwas unter 100 Publizierungen. In den Jahren 1975 bis 2005 blieb der Zustand mehr oder weniger konstant. Ab diesem Zeitpunkt ist eine Verdreifachung in regelmäßigen Abständen von 5 Jahren zu beobachten. So vermehrte sich die Berichterstattung von 2005 bis 2010 von ca. 200 auf knapp 600 und bis 2015 auf ungefähr 1100 Veröffentlichungen. Bei den populistischen Medien nahm der Aufschwung 1990 seinen Lauf und verzeichnete ebenfalls einen deutlichen Aufschwung in 5-jährigen Abständen, hier im Gegensatz mit annähernd 50%-iger Erhöhung (z.B. in den Jahren 1990 bis 1995 von 2000 auf ca. 4000 und in der Zeit von 2000 bis 2005 von ca. 7000 auf nahezu 11000 Publikationen) (vgl. Van Dam et al., 2017, S. 2).

2.4 Etablierung in Unternehmen

Der Etablierung in die Gesellschaft folgte die Etablierung in Unternehmen. Nach zahllosen Studien, die belegen konnten wie erfolgreich sich Achtsamkeitspraktiken auf u.a. Schlaf, Konzentration und Stressabbau auswirken, entdeckten auch zunehmend Unternehmer die leistungssteigernden und gleichzeitig entlastenden Wirkungen für sich und ihre Mitarbeiter (vgl. Black et al., 2015; Britton et al., 2014; Mrazek et al., 2013).

Allen voran wird im Silicon Valley Achtsamkeit im Berufsalltag praktiziert. Das Silicon Valley ist eine Region in Kalifornien, die dafür bekannt ist die weltweit größten Technologieunternehmen rund um die Standfort University zu versammeln (vgl. Peters, 2014, S.38). Der Großkonzern Google bietet bspw. bereits seit 2007 zahlreiche Achtsamkeitskurse für seine Mitarbeiter an. Zu den beliebtesten zählt „Search Inside Yourself“, ein vom Ingenieur und Google Mitarbeiter Chade-Meng Tan und neun weiteren Experten entwickeltes Achtsamkeitsprogramm. Tans veröffentlichtes gleichnamiges Buch wird weltweit auf 17 Märkten von Südkorea bis Brasilien verkauft und entwickelte sich fernerhin zu einem homonymen Institut (vgl. Kelley, 2012). Neben Google bieten auch Firmen wie der bekannte Discounteinzelhändler Target oder der Technologieriese INTEL Achtsamkeitstrainings mit selbstberichteten Erfolgserlebnissen, wie einem positiven Betriebsklima, verbesserter Konzentrationsfähigkeit und mentaler Klarheit an (vgl. Schaufenbuehl, 2015; Kelly, 2012; Reader, 2013).

In Deutschland werden achtsamkeitsbasierte Kurse und Schulungen häufig zum Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements gezählt. Zu den Anbietern zählen bspw. Technik- und Automobilkonzerne wie Siemens, BMW und Ford, aber auch der Sportartikelhersteller Puma. Während Puma MBSR-Kurse speziell für Führungskräfte anbietet, die den Umgang mit den eigenen Belastungsgrenzen lehren soll, postulieren BMW Chef Norbert Reithofer und Bill Ford, Vorstandsvorsitzender von Ford öffentlich von der Profitabilität achtsamkeitsbasierter Interventionen (vgl. Kothes; Rosmann, 2015 S.63 ff.; Peters, 2014, S.39).

3 Methodik

Die vorliegende Arbeit wurde anhand einer systematischen Literaturrecherche umgesetzt. Sowohl die Aktualität der Forschungslage als auch des Themas bedürfen keiner eigenen Primärforschung. Die Datenbankanalyse erfolgte auf Google Scholar, SpringerLink, ResearchGate, PMC und innerhalb des Verbundes der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB). Die Suche im VÖBB begrenzte sich auf Literatur bezüglich der Motivationsforschung, des Ursprungs und der Verbreitung meditativer und achtsamkeitsbasierter Interventionen und des Begriffs Achtsamkeit selbst. Die verwendeten Suchbegriffe lauteten: Achtsamkeit; Meditation; Meditation und Ursprung; Meditation und Verbreitung; Motivation; Motivation und Beruf. Hinweise innerhalb der Literatur, die der Aussagekraft dieser Arbeit dienlich zu sein schienen, wurden nach ihrer Primärquelle untersucht und ggf. zur Beantwortung der Forschungsfrage in die Arbeit mit aufgenommen.

Auf ResearchGate und PMC erfolgte die Suche nach aktueller Forschung, wobei die Studie von Hafenbrack und Vohs ResearchGate entstammt und die statistische Abbildung über die mediale Verbreitung einer Studie von Van Dam et al. entnommen werden konnte. Zudem ist innerhalb der untersuchten Studien auf andere Arbeiten verwiesen worden, die im Hinblick auf die Relevanz für die eigene Forschung geprüft wurden. Google Scholar und SpringerLink dienten der Literaturrecherche innerhalb der Untersuchungen nach dem Wertewandel und der Etablierung von Achtsamkeitspraktiken in Unternehmen. Die verwendeten Suchbegriffe lauteten: Achtsamkeit und Arbeitsplatz; Achtsamkeit und Unternehmen; Achtsamkeit und Unternehmen und Deutschland. Die Suche wurde mit dem booleschem Operator „UND“ durchgeführt.

Innerhalb der Recherche ist die Autorin auf die „Kalapa Leadership Academy“ gestoßen und deren Untersuchungen zum Thema Achtsamkeit am Arbeitsplatz. Auf persönliche Nachfrage hin, wurden auf diesem Weg Forschungsberichte mit relevantem Themenbezug zur Verfügung gestellt. Google wurde ausschließlich genutzt, um einen Eindruck über das Ausmaß der Populärmedien zu erhalten, da die öffentliche Vervielfältigung der Ergebnisse als aufzunehmender Bestandteil der Arbeit angesehen wurde. Primär bezieht sich die Autorin dabei auf die Internetpräsenz des Forschers Hafenbrack selbst, der eine Liste der Publizierungen zur öffentlichen Verfügung zusammengefasst hat.

Der Abrufzeitraum der Daten liegt zwischen August und November 2019. Der relevante Betrachtungsbereich bezieht sich auf die Zeit nach Publizierung der Ergebnisse; zum Ziele der Erfassung der Relevanz für heutige Unternehmungen und im Hinblick auf zukünftige Forschung.

4 Die Studie von A. C. Hafenbrack und K. D. Vohs

Hafenbrack und Vohs untersuchten in fünf Experimenten und zwei Metaanalysen die Beziehungen zwischen Achtsamkeit, Aufgabenmotivation und Aufgabenleistung. Sie stellten fünf Hypothesen auf.

Die erste Hypothese lautete, dass Achtsamkeit sich nachteilig auf die Aufgabenmotivation auswirken würde. Die Zweite, dass ein reduzierter Fokus auf die Zukunft (und dadurch ein reduzierter Erregungszustand) seriell die demotivierende Wirkung vermittelt. Die dritte Hypothese wurde zweigeteilt. Hypothese 3a sagte voraus, dass die Aufgabenerfüllung nach einem intervenierten Achtsamkeitszustand beeinträchtigt sei und Hypothese 3b, dass Achtsamkeit einen stärkeren negativen Einfluss auf die Aufgabenmotivation haben würde, als auf die Aufgabenleistung. Alle Ergebnisse aus den Experimenten deuteten auf eine verminderte Motivation hin, jedoch gab es keine Einschränkungen in der Aufgabenerfüllung. Als fünftes wurde schließlich untersucht, ob die verminderte Stresswahrnehmung als Erklärung für die bisherigen Ergebnisse herangezogen werden kann (vgl. Hafenbrack; Vohs, 2018b).

Die 645 Versuchsteilnehmer (364 Frauen und 281 Männer) stammten aus den USA und Frankreich. Die Teilnehmer der Studie wurden gebeten sich eine fokussierte Achtsamkeitsmeditation anzuhören um im Anschluss auf einer Skala von 1 - 5 ihre Motivation zur Leistungserbringung zu bewerten. Vor Abfrage des Motivationslevels fand eine Manipulation durch Kommentare der Forscher statt. Sie trafen Aussagen wie „einige Leute berichteten, dies sei eine angenehme Aufgabe“ oder „einige Leute berichteten, dies sei eine unangenehme Aufgabe“. Auf diese Weise wollten sie untersuchen, ob es einen Einfluss auf die Bewertung der wahrgenommenen Motivation nehmen wird. Die Vergleichsbedingung war eine mind-wandering- (dt.: Gedankenwanderung) Aufnahme, die dazu animierte, die Gedanken schweifen zu lassen. Zu den Aufgaben zählten das Lösen von Anagrammen, die Auswertung einer Bewerbung, das Schreiben über die Aktivitäten des letzten Monats, Lesen und Textvorlagen kopieren. Achtsamkeitsinduktion und Aufgabenbewältigung wurden dabei immer wieder zeitlich manipuliert. Zum einen wurde auf diesem Weg versucht einzuschätzen, wieviel Induktion eine Änderung der subjektiven Bewertung der Motivation hervorruft. Zum anderen diente es als Leistungsindex, also Mess- und Vergleichsindikator für die erbrachte Leistung. So wurde zum Beispiel gemessen, wie viele Anagramme von den jeweiligen Teilnehmern im Vergleich und in der vorgegebenen Zeit von fünf Minuten gelöst werden konnten (vgl. Hafenbrack; Vohs, 2018b). Die Ergebnisse zeigten, dass die Motivation der Teilnehmer, die intervenierte Achtsamkeit praktizierten, geringer war als bei Teilnehmern der Vergleichsbedingung, der mind-wandering-Aufgabe. In keinem der Experimente konnte ein negativer Einfluss auf die Aufgabenerfüllung gemessen werden (vgl. Hafenbrack; Vohs, 2018b).

[...]

Fin de l'extrait de 28 pages

Résumé des informations

Titre
Die motivationale Auswirkung achtsamkeitsbasierter Interventionen in Unternehmen
Sous-titre
Eine Überprüfung der neuesten Erkenntnisse
Université
Apollon University of Applied Sciences Bremen
Note
1,3
Auteur
Année
2019
Pages
28
N° de catalogue
V1045331
ISBN (ebook)
9783346470317
ISBN (Livre)
9783346470324
Langue
allemand
Mots clés
Motivation Psychologie Achtsamkeit Intervention Auswirkungen Unternehmen
Citation du texte
Tatjana Schmidt (Auteur), 2019, Die motivationale Auswirkung achtsamkeitsbasierter Interventionen in Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1045331

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