Digitale Spiele. Eine verpasste Chance für den deutschen Kinomarkt?

Das Buch und digitale Spiel als Vorlagen deutscher Kinofilme von 2009 bis 2019 im Vergleich


Vordiplomarbeit, 2021

30 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Medienvorlagen
2.1 Übersicht
2.2 Bücher
2.3 Digitale Spiele

3. Märkte
3.1 Bücher
3.2 Digitale Spiele

4. Fazit

5. Anhang

6. Quellen
6.1 Literaturverzeichnis
6.2 Verzeichnis über Internetquellen
6.3 Verzeichnis über Studien und Vorträge
6.4 Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Verfilmungen von digitalen Spielen feiern besonders als internationale Großproduktionen weltweit Erfolge. Allein der Film „Warcraft: The Beginning“, basierend auf dem bekannten MMORPG-Spiel1 „World of Warcraft“, erzielte weltweit Einnahmen von über 439 Millionen Dollar.2 Doch wie sieht es auf dem deutschen Filmmarkt aus? Boomen die Spieleverfilmungen hierzulande ähnlich oder entgeht den inländischen Produzenten diesbezüglich womöglich eine Chance? Um der Beantwortung dieser Fragen näherzukommen, soll die etablierte Medienfilmvorlage des Buches mit dem digitalen Spiel verglichen werden. Dafür wird zunächst untersucht, wie sich der Status Quo dieser Medienvorlagen für Verfilmungen national zusammensetzt. Hierzu wird in Punkt 2.1 vorab eine vergleichende Übersicht aller Medien gegeben, die deutschen Kinofilmen zu Grunde liegen. Es soll festgestellt werden, welche Vorlagen am meisten verwendet wurden, wie sich das Verhältnis dieser über die Jahre änderte und welche Zukunftstendenzen sich daraus ableiten lassen. Außerdem soll herausgefunden werden, wie sich die Vorlagen in verschiedenen Genres unterschieden. In Punkt 2.2 wird daraufhin speziell das Buch als Medienvorlage betrachtet. Hier soll Augenmerk darauf gelegt werden, welchen Erfolg die Bücher bereits vor ihrer Verfilmung hatten. In Punkt 2.3 wird schließlich das digitale Spiel untersucht. Für genannte Punkte werden Kinofilme einer Dekade begutachtet, konkret der Jahre 2009 bis 2019, um eventuell auftretende Verzerrungen durch die Coronakrise auszuschließen. Zudem sollen nur Filme mit einem gewissen Erfolg betrachtet werden - kategorisch jene, die nach Kinobesuchern zu den Top 20 des jeweiligen Jahres gehörten. Genauere Erläuterungen zur Methodik werden in den jeweiligen Kapiteln gegeben. Um die gewonnenen Erkenntnisse über genannte Verfilmungsvorlagen auf deren wirtschaftliche und gesellschaftliche Situationen beziehen zu können, müssen daraufhin die Märkte von diesen ausgeführt werden. Zunächst werden die Märkte der Bücher in Punkt 3.1 untersucht und darauffolgend die des digitalen Spieles in Punkt 3.2. Hierbei soll jeweils sowohl der Absatz als auch die Herstellung dieser Medien betrachtet werden. Ein besonderer Schwerpunkt soll zudem auf Zukunftstendenzen liegen. Schließlich werden in Punkt 4 als Fazit alle Beobachtungen zusammengefasst und verglichen, um Aussagen zur aktuellen Marktsituation der Bücher, digitalen Spiele und zu deren Status als Filmvorlagen geben zu können, dies zu vergleichen und daraus final abzuleiten, ob die deutsche Filmbranche hier tatsächlich eine Chance verpasst.

2. Medienvorlagen deutscher Kinofilme

2.1 Übersicht

In diesem Kapitel soll eine allgemeine Übersicht über die Medienvorlagen der, nach Kinobesuchern gerechnet, Top 20 deutschen Kinofilme aus den Jahren 2009 bis 2019 gegeben werden. Als Grundlage für die Veranschaulichung wurde eine Excel-Liste jener Filme erstellt.3 Dabei wurde zunächst der jeweilige Platz notiert, der Name des Filmes und die Zahl der zugehörigen Kinobesucher.4 Es handelt sich hierbei nicht nur um die Kinobesucher des nur jeweiligen Jahres, sondern der Kinogesamtzuschauerschaft bis heute (09.05.2021). Die Liste schließt internationale Koproduktionen, welche einen deutschen Anteil haben, mit ein. Zudem wurde zu jedem Film das zugehörige Genre notiert.5 Die Einteilung erfolgte mit den folgenden Kategorien: Komödie, Kinder, Drama, Thriller, Horror, Abenteuer, Dokumentation, Fantasy, Science-Fiction und Action, wobei die ersten drei den weitaus größten Teil ausmachen. Außerdem wurde jedem Projekt die jeweilige Medienvorlage zugeordnet.6 Hierbei erfolgte die Einteilung nach den Kategorien: Buch, Keine, Spiel, Theaterstück, Fernsehserie, Hörspiel, Comic, Zeitschrift. Die Kategorie Buch schließt Buchreihen sowie Märchen und Sagen mit ein. Die Kategorie Musical wird zusätzlich bei einem Film verwendet, jedoch wegen der geringen Anzahl in den Statistiken nicht berücksichtigt.7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In Abbildung 1 werden die Medienvorlagen genannter Filme prozentual in einem Kreisdiagramm verglichen. Deutlich ist hier erkennbar, dass die Filme ohne jegliche Vorlage und jene mit Buchvorlage den eindeutig größten Teil ausmachten. Gemeinsam erreichten diese 83 Prozent. Hierbei übersteigt der Anteil der Filme mit Buchvorlage den der ohne Vorlage leicht um fünf Prozent. Alle sonstigen Medienvorlagen machen gemeinsam lediglich 17 Prozent aus. Dabei ist das Hörspiel mit sechs Prozent am stärksten vertreten, dicht gefolgt von der Fernsehserie mit fünf Prozent. Spiele und Theaterstücke liegen bei zwei Prozent, dahinter Comics und Zeitschriften mit lediglich jeweils einem Prozent.8

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In Abbildung 2 werden die Medienvorlagen der gennanten Filme im zeitlichen Verlauf abgebildet. Aus den Top 20 Filmen wurden die der jeweiligen Kategorie hierbei jährlich jeweils addiert. Anders als bei den zeitlich gemittelten Werten aus Abbildung 1 wird hier die Volatilität der Medienvorlagen aufgezeigt, welche erheblich ist. Das Verhältnis von Filmen mit Buchvorlage zu jenen ohne Vorlage ist in ständigem Wechsel. So sind die Werte zwar im Jahr 2010 gemeinsam auf neun und 2017 gemeinsam auf acht, jedoch klaffen sie 2016 mit zwölf zu fünf auseinander. Gleichzeitig scheint sich bei den Filmen ohne Vorlage ein Abwärtstrend abzuzeichnen. Das Jahr 2015 stellt hierbei eine Abweichung dar. Die Anzahl der Filme mit Buchvorlage weist zwar eine Schwankungsbereitschaft auf, lässt jedoch keinen Auf- oder Abwärtstrend erkennen und wirkt somit stabil. Dagegen holen die Filme mit sonstigen Medienvorlagen auf, übersteigen 2019 sogar beinahe jene ohne Vorlage. Um diese Trends zu manifestieren, wäre es von Nöten, einen längeren Betrachtungszeitraum zu wählen. Trotzdem lässt sich durch genannte Verläufe die vorsichtige Prognose ableiten, dass es in Zukunft immer weniger Filme ohne Vorlage geben wird und gleichzeitg Filme, welche auf Spielen, Theaterstücken, Hörspielen usw. basieren, einen weiteren Zuwachs erleben.9

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In Abbildung 3 sind die drei am meisten vertretenen Genre der genannten Filme aufgeführt: Komödie, Kinderfilm und Drama. Diesen wird jeweils die Medienvorlage Buch, keine Vorlage, sowie sonstige Vorlagen zugeordnet. Bei dieser Belegung wurden alle Top 20 Filme von 2009 bis 2019 jener Genre jeweils addiert. Dadurch werden gravierende Unterschiede sichtbar: Bei der Komödie gibt es mehr als doppelt so viele Filme ohne Vorlage als solche mit Buchvorlage. Sonstige Vorlagen treten nur geringfügig auf. Bei den Kinderfilmen dagegen gibt es fast sechs mal so viele Filme mit Buchvorlage als solche ohne Vorlage. Der Anteil der sonstigen Vorlagen ist hier am höchsten, beinahe so stark vertreten wie die Buchvorlagen bei der Komödie. Beim Drama dagegen sind Buchvorlagen und keine Vorlagen ausgeglichen, die sonstigen Vorlagen dagegen sind beinahe vernachlässigbar. Es scheint, als wäre die Chance auf zuschauerstarke Verfilmung sowohl für Bücher als auch Spiele, Hörbucher, Zeitschriften usw. am höchsten, wenn diese für Kinder gemacht sind.

2.2 Bücher

Wie Bereits in Kapitel 2.1 festgestellt, machten Bücher und Buchreihen mit 96 von 220 Filmen, also rund 44 Prozent, den größten Anteil der Medienvorlagen der Top 20 erfolgreichsten deutschen Kinofilme der Jahre 2009 bis 2019 aus.10 Doch nicht nur heute, sondern auch historisch war die Bedeutung der Literatur für den Film fundamental. Zu Beginn seiner Entwicklung war der Film nämlich keinesfalls als eigenständige Kunstform anerkannt. Vielmehr wurde ihm als schöpferisches Werk misstraut oder es gar missachtet.11 In Irmela Schneiders Buch „Der verwandelte Text“ heißt es dazu:

„Unter den zahlreichen Motiven liegt - besonders was den deutschen Film betrifft - eines darin, dass der Film auf diesem Wege [mit Literaturverfilmungen] seine Anerkennung als Kunst zu gewinnen suchte. Noch für Matini ist die Orientierung an der Literatur genau aus diesem Grund begrüßenswert, da der Film sich damit ,aus seinen höchst primitiven Anfängen zu lösen (begann). Sie (scil. die Aufnahme literarischer Stoffe) bedeute den Beginn, sich wenigstens stofflich am Künstlerischen zu orientieren.‘1213

Doch bis heute scheint ein Wandel stattgefunden zu haben. Bücher werden scheinbar nicht mehr zur Legitimierung des Films als solchen eingesetzt, sondern vielmehr, um einzelne Projekte durch Adaption erfolgreicher zu machen. Zur Überprüfung dieser Annahme wurde in der erwähnten Excel-Liste jedem Film mit Buchvorlage der jeweilige Erfolg der zu Grunde liegenden Literatur zugeordnet. Hierbei erfolgte die Einteilung zum einen nach Anzahl der Platzierungen auf der Spiegel Bestsellerliste sowie dem besten Rang in eben dieser bis heute (09.05.2021).14 Die Anzahl der Platzierungen wurde sowohl bei Buchreihen als auch bei Büchern mit mehreren Ausgaben, wie zum Beispiel als Taschenbuch und Hardcover, addiert. Es wurden lediglich Ausgaben in die Statistik aufgenommen, die vor der Verfilmung veröffentlicht wurden. Das sogenannte „Buch zum Film“ wurde nicht berücksichtigt. Alle Kategorien der Spiegel Bestseller, zum Beispiel „Kinderbücher“ oder „Hardcover Belletristik“ wurden zur Vereinfachung gleichgesetzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In Abbildung 4 wird die Anzahl der Platzierungen der genannten Bücher auf der Spiegel Bestsellerliste prozentual verglichen. Hierbei wurden Bücher als „alt, wertvoll“ bezeichnet, die mit ihren Erstausgaben, da diese älter sind, in der Spiegel Bestsellerliste nicht auftreten, jedoch ein hohes Kulturgut darstellen und allgemeine Bekanntheit besitzen, wie zum Beispiel „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“. Als Erstes sticht ins Auge, dass lediglich neun Prozent der Bücher keine Bestseller waren. Insgesamt 74 Prozent hatten mindestens eine Platzierung, davon stolze 18 Prozent sogar über hundert Stück. Auffällig ist zudem, dass der Anteil der Bücher, die als „alt, wertvoll“ eingeteilt sind, also bekannte Klassiker darstellen, mit einem Anteil von 17 Prozent ebenfalls stark vertreten sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In Abbildung 5 wird der jeweils beste Rang der Bücher, die Bestseller waren, prozentual abgebildet. Dadurch wird umso deutlicher, dass die verfilmten Bücher größtenteils sehr erfolgreich waren. Lediglich etwas über ein Viertel hatte eine Bestplatzierung schlechter als fünf. Dagegen 27 Prozent eine Erstplatzierung. Etwa die Hälfte aller Bücher erlangte eine Platzierung zwischen 2 und 5. Es scheint, als würden zum größten Teil Bücher verfilmt, die zuvor große Bekanntheit erlangten. Damit scheint die einleitende These bestätigt, dass durch Adaptierung bekannter Literatur ein größerer Erfolg des Filmes erhofft und auch erlangt wird.

[...]


1 Begriff: “massively multiplayer online role-playing game”, https://www.dictionary.com/browse/mmorpg [letzter Zugriff: 09.05.21].

2 https://www.imdb.com/title/tt0803096/?ref_=nv_sr_srsg_0 [letzter Zugriff: 09.05.21].

3 „Liste deutsche Kinofilme Top 20 2009-2019“. Siehe Anhang.

4 https://www.insidekino.com/DJahr/D2009.htm [letzter Zugriff: 09.05.21]. Jahr in URL jeweils austauschen.

5 https://www.filmportal.de/film/wickie-und-die-starken-maenner_154edf77d41b4179804f79cb74126de2 [letzter Zugriff: 09.05.21]. Film in URL jeweils austauschen.

6 Ebd.

7 Abbildung 1: Erstellt aus „Liste deutsche Kinofilme Top 20 2009-2019“. Siehe Anhang.

8 Abbildung 2: Erstellt aus „Liste deutsche Kinofilme Top 20 2009-2019“. Siehe Anhang.

9 Abbildung 3: Erstellt aus „Liste deutsche Kinofilme Top 20 2009-2019“. Siehe Anhang.

10 „Liste deutsche Kinofilme Top 20 2009-2019“. Siehe Anhang.

11 Schneider, Der verwandelte Text, S. 32.

12 Martini, Literatur und Film, S. 106.

13 Schneider, Der verwandelte Text, S. 35.

14 https://www.buchreport.de/bestseller/buch/isbn/9783746625454.htm/ [letzter Zugriff: 09.05.21]. Buch in URL jeweils austauschen.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Digitale Spiele. Eine verpasste Chance für den deutschen Kinomarkt?
Untertitel
Das Buch und digitale Spiel als Vorlagen deutscher Kinofilme von 2009 bis 2019 im Vergleich
Hochschule
Hochschule für Fernsehen und Film München
Note
1,5
Autor
Jahr
2021
Seiten
30
Katalognummer
V1140702
ISBN (eBook)
9783346516176
ISBN (Buch)
9783346516183
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Film, Buch, Spiel, Spiele, Bücher, Kino, Vorlagen, Filmvorlagen, 2009, 2019, Chance, Kinomarkt, Filmmarkt, Deutschland
Arbeit zitieren
Franz Ufer (Autor:in), 2021, Digitale Spiele. Eine verpasste Chance für den deutschen Kinomarkt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1140702

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