Es gab sie durchaus - Frauen im Mittelalter, die intellektuell reich gesegnet waren. Vor rund tausend Jahren mussten Frauen jedoch aus gesellschaftlichen Zwängen heiraten und Kinder gebären oder ein Leben in einer klösterlichen Gemeinschaft führen. Im Beginentum entstand eine Alternative zu beiden bisher möglichen Lebensentwürfen. Unverheiratete Frauen schlossen sich in Gemeinschaften zusammen und führten ein weitgehend selbständiges Leben, das sie der Weitergabe von Wissen, besonders an Mädchen und Frauen, und vielfältigen diakonischen Aufgaben widmeten.
Im ersten Teil der arbeit wird erläutert, wie es zur Entstehung der Beginenbewegung in Deutschland und in vielen anderen Teilen Europas gekommen ist. Zu diesem Zweck stelle ich die vier wichtigsten Entstehungsvarianten aus der vorliegenden wissenschaftlichen Literatur vor. Im zweiten Teil gehe ich auf die Tätigkeitsfelder der Beginengemeinschaften, vor allem auf den diakonischen Wirkungskreis, ein, um schließlich im dritten Teil darzustellen, welche Dimensionen das Wirken heutiger Beginen hat und was diese von den „alten“ Beginen unterscheidet.
Inhaltsverzeichnis
- ZUM GELEIT: EINE FAST VERGESSENE MITTELALTERLICHE FRAUENGEMEINSCHAFT – SPURENSUCHE
- 1. DIE BEGINENBEWEGUNG
- 1.0 Vorgeschichte und historischer Rahmen
- 1.0.1 Der Investiturstreit
- 1.0.2 Cluny - der Idealtyp eines „reichsfreien“ Klosters
- 1.0.3 Die Armutsbewegung des 12. und 13. Jahrhunderts
- 1.0.4 Das 4. Laterankonzil (1215)
- 1.1 Herkunft des Namens „Beginen“
- 1.1.1 Die drei Stifterthesen
- 1.1.1.1 Erste Stifterthese: Königin Beatrix von Böhmen
- 1.1.1.2 Zweite Stifterthese: Heilige Begga
- 1.1.1.3 Dritte Stifterthese: Lambert le Bégue
- 1.1.2 Zahlreiche andere Thesen
- 1.1.1 Die drei Stifterthesen
- 1.2 Entstehung der Beginenbewegung
- 1.2.1 Das Beginentum als Folge eines gesteigerten Interesses an monastischer Lebensform angesichts überfüllter Klöster
- 1.2.1.1 Die Zwitterstellung des Beginentums
- 1.2.2 Beginenhäuser als Versorgungsanstalten alleinstehender Frauen
- 1.2.3 Feministische Erklärungsansätze
- 1.2.4 Beginengemeinschaften als genossenschaftliche Organisationen der Selbsthilfe
- 1.2.5 Anmerkung zu den vier aufgezeigten Entstehungsvarianten
- 1.2.6 Die Überinterpretation des Beginentums durch die Unterlegung mit neuzeitlichem Gedankengut
- 1.0 Vorgeschichte und historischer Rahmen
- 2.1 Die wirtschaftlichen Aktivitäten der Beginen
- 2.2 Die Bildungsarbeit der Beginen
- 2.3 Krankenpflege und Sorge um Sterbende und Tote
- 2.3.1 Die Krankenpflege
- 2.3.2 Sorge um Sterbende und Dienste im Bereich Bestattung
- 2.4 Die Armenpflege
- 2.5 Das Wirken der Beginen als frühe Form christlich motivierter Sozialer Arbeit
- 3.1 Das Eigenvermögen der Bewohnerinnen
- 3.2 Das Einkommen aus eigener Tätigkeit
- 3.3 Die Konvente als Stiftungen
- 4.1 Der Tagesablauf
- 4.2 Die Hierarchie
- 4.3 Das Gelübde
- 5.1 Beziehungen zu Bischöfen und dem Pfarrklerus
- 5.2 Beziehungen zu Ordensgemeinschaften
- 5.3 Beziehungen zu Bürgerschaften und Stadträten
- 6.1 Maria von Oignies – Askese und Sorge um Arme und Kranke
- 6.2 Marguerite Porète - Autorin und Predigerin
- 7.1 Die Kölner Beginen
- 7.2 Weitere Beispiele: Beginen in Rostock, Thüringen und Tübingen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Beginenbewegung im Mittelalter, eine fast vergessene Form christlich motivierter Sozialer Arbeit. Ziel ist es, die Entstehung, die Aktivitäten und die soziale Einbettung der Beginengemeinschaften zu beleuchten und ihre Wiederentdeckung in der Gegenwart zu betrachten.
- Entstehung und Entwicklung der Beginenbewegung im Kontext des Mittelalters
- Tätigkeitsfelder der Beginen: Wirtschaft, Bildung, Krankenpflege, Armenpflege
- Soziale und finanzielle Strukturen der Beginengemeinschaften
- Beziehungen der Beginen zu kirchlichen und weltlichen Institutionen
- Wiederentdeckung und aktuelle Relevanz des Beginentums
Zusammenfassung der Kapitel
Das Geleitwort führt in die Thematik ein und betont die vergessene Bedeutung der Beginen. Kapitel 1 beleuchtet die historische Einbettung der Beginenbewegung und diskutiert verschiedene Theorien zu ihrem Ursprung. Kapitel 2 beschreibt die vielfältigen Tätigkeiten der Beginen, von wirtschaftlichen Aktivitäten bis hin zur Kranken- und Armenpflege. Kapitel 3 fokussiert auf die finanzielle Grundlage der Beginenkonvente, während Kapitel 4 die Lebensregeln und die interne Struktur der Gemeinschaften darstellt. Kapitel 5 untersucht die Beziehungen der Beginen zu anderen gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen. Kapitel 6 präsentiert zwei exemplarische Beginen-Biografien.
Schlüsselwörter
Beginen, Mittelalter, Diakonie, Soziale Arbeit, Frauenbewegung, Armut, Krankenpflege, Genossenschaft, Selbsthilfe, kirchliche und weltliche Institutionen, historische Sozialforschung.
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- Master of Arts, Diplom-Diakoniewissenschaftler, Diplom-Religionspädagoge, Diplom-Sozialpädagoge Marco Schäfer (Author), 2006, Diakonie in mittelalterlichen Beginengemeinschaften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122621