Gefühlsarbeit in der Pflege

Die Beeinflussung fremder und eigener Gefühle


Term Paper, 2009

16 Pages, Grade: steht noch aus


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsklärung
2.1 Emotionen
2.2 Ekel
2.3 Pflegeprozess

3 Drei Emotionstheorien
3.1 Die James-Lange-Theorie
3.2 Die Cannon-Bard-Theorie
3.3 Die Lazarus-Schachter-Theorie

4 Die Arbeit mit Gefühlen in der Pflege
4.1 Die Erwartungen an das Pflegepersonal
4.2 Die Belastungen in der Pflege
4.3 Die Auswirkungen mangelnder Gefühlsarbeit und deren Gründe
4.4 Die Übertragbarkeit von psychotherapeutischen Beziehungsmodellen auf die Pflege nach Bischoff-Wanner
4.5 Drei Ebenen der Gefühlsarbeit

5 Fazit und Ausblick

6 Literaturverzeichnis

LITERATUR

QUELLEN

1 Einleitung

„Schwester Biljana kommt zur Frühschicht auf ihre Altenpflegestation. Nach der Übergabe schaut sie zunächst in alle Zimmer ihres Pflegebereiches. Im Zimmer von Frau Meier und Frau Schmidt bemerkt sie sogleich einen beißenden Geruch. Sie weiß: Frau Meier, eine Bewohnerin mit demenzieller Erkrankung hatte diese Nacht wieder Durchfall. Nachdem sie sich einen ersten Eindruck darüber verschafft hat, welche Bewohner bereits wach sind und welche heute etwas länger schlafen wollen, geht sie erneut zu Frau Meier, um die Bettwäsche und die Einlage zu wechseln. Sie berührt sie sanft am Arm: „Guten Morgen, Frau Meierli. Ich wechsle jetzt den Bettbezug und wasche Sie dann gleich auch. Ist das in Ordnung?“ Frau Meier brummelt fortwährend unflätige Worte vor sich hin, während Schwester Biljana ihre Arbeit verrichtet. „Dankeschön, Meierli, ist gut, ist gut.“ Schwester Biljana verzieht etwas das Gesicht, als sie das Ausmaß des Durchfalls erkennt. Bevor sie mit dem Waschlappen den After wäscht sagt sie: „Aufgepasst, jetzt wird es ein klein bisschen kalt“. Nach dem Waschen gibt Schwester Biljana Frau Meier mit der Schnabeltasse Tee ein. Frau Meier drückt jedoch ihre Lippen zusammen. „Wenn Sie nicht trinken, kriegen Sie eine Infusion - wissen Sie das!?“ Nach etwas Widerstand trinkt Frau Meier einige Schlückchen.“ (BÖHLE, Fritz, GLASER, Jürgen, 2006, S. 59)

Nach einer kurzen Begriffsklärung in dem Kapitel zwei soll in dem dritten Kapitel auf drei verschiedene emotionstheoretische Modelle eingegangen werden. Dabei soll die Theorie von James-Lange, die Theorie von Cannon-Bard und die Theorie von Lazarus-Schachter näher betrachtet werden. Im Hauptteil, dem vierten Kapitel, dieser Arbeit geht es um das Pflegepersonal-Patienten-Verhältnis. Die Erwartungen, die an das Pflegepersonal gestellt werden und die Belastungen die daraus erfolgen, sind enorm und oft unterschätzt. Daraus resultiert bei vielen Pflegenden eine Gefühlsarmut, die sich auf den Patienten überträgt. Welche Gründe das, außer der Überbelastung noch haben kann, soll unter Punkt 4.3 erörtert werden. Zu einem kurzen Exkurs in die Psychotherapie soll aufgrund der Literatur von Claudia Bischoff-Wanner die Übertragbarkeit der psychotherapeutischen Beziehungsmodelle auf die Pflege exemplarisch untersucht werden. In einem letzten Punkt sollen die drei Ebenen der Gefühlsarbeit von Arlie Hochschildt erläutert werden. Die Arbeit schließt mit einem Fazit und einem Ausblick auf die Zukunft dieser Thematik.

2 Begriffsklärung

In dem folgenden Abschnitt findet eine kurze Klärung der Begriffe: Emotionen, Ekel und Pflegeprozess statt.

2.1 Emotionen

Oftmals wird versucht, Emotionen als Gefühle zu betrachten. Doch es ist nötig eine umfassendere Definition zu geben. „Psychologen definieren eine Emotion als ein komplexes Muster von Veränderungen, das physiologische Erregung, Gefühle, kognitive Prozesse und Verhaltensweisen umfasst. Diese treten als Reaktion auf eine Situation auf, die ein Individuum als persönlich bedeutsam wahrgenommen hat.“ (ZIMBARDO, Philip G., GERRIG, Richard J., 1999, S. 359) Das Verständnis von Emotion schließt die Aspekte der Erregung (z.B. schnellerer Herzschlag), der Gefühle (z.B. positive Gefühle), der Gedanken (z.B. die Interpretation, die Erinnerung und die Erwartung, die Situation als beglückend zu bezeichnen) und der Handlungen (z.B. ein Lachen als Gesichtsausdruck oder ein Freudenschrei) immer mit ein.

2.2 Ekel

Aus psychologischer Sicht ist Ekel eine eigenständige Empfindung, d.h. sie kann ohne Gegenwart von anderen Gefühlen auftreten. Caroll E. Izard, ein Emotionsforscher und Psychologe, beschreibt die Empfindung des Ekels darüber hinaus als ein oft von körperlicher Übelkeit und einem schlechtem Geschmack im Mund begleiteter Widerwillen. In diesen Situationen möchte man sich schnellstens abwenden und wenn möglich die Situation beseitigen oder zumindest verändern (vgl. IZARD, C. E., 1981, S.376).

2.3 Pflegeprozess

Der Pflegeprozess ist eine Arbeitsmethode und geht davon aus, dass Pflege einen dynamischen Problemlösungs- und Beziehungsprozess darstellt. Der Pflegeprozess ist der Vorgang, bei dem eine Pflegeperson die Pflegebedürftigkeit eines Patienten einschätzt, plant, Ziele steckt, die Pflege durchführt und anschließend kontrolliert und auswertet (vgl. SCHÄFFLER, Arne, MENCHE, Nicole, BAZLEN, Ulrike, KOMMERELL, Tilmann, 1998, S. 26). Nach einer Änderung des gesundheitlichen Zustandes der zu pflegenden Person, muss der Pflegeprozess wieder angepasst werden, um die Ressourcen, die der Patient sich wieder erarbeitet hat, mit zu nutzen.

3 Drei Emotionstheorien

In diesem Abschnitt der Arbeit sollen drei Emotionstheorien vorgestellt und mit einem Schaubild unterstrichen werden.

3.1 Die James-Lange-Theorie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Theorie geht davon aus, dass Emotionen auf Reaktionen folgen. Sie geht weiterhin davon aus, dass Gefühle Begleiterscheinungen körperlicher Vorgänge sind. „Wir sind traurig, weil wir weinen, wir sind wütend, weil wir zuschlagen und ängstlich, weil wir zittern.“ (ZIMBARDO, Philip G., GERRIG, Richard J., 1999, S. 364) Nach James folgt auf die Wahrnehmung eines bedrohlichen Objekts durch Assoziation, die körperliche Reaktion und erst dann wird die Emotion erlebt. Dabei versteht James die Änderungen von expressiven Verhalten in intentionalen Verhaltensweisen (z.B. Weglaufen) und physiologischen Prozessen. Dabei kann geschlussfolgert werden, dass es ausreicht eine bestimmte Haltung, Mimik oder anderes mit einer Emotion assoziiertes Verhalten zu zeigen, um diese Emotion zu erleben.

3.2 Die Cannon-Bard-Theorie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

„Nach Cannon ist die Voraussetzung zur Entstehung einer Emotion, dass das Gehirn zwischen Eingangsreiz und Ausgangsreaktion vermittelt.“ (ZIMBARDO, Philip G., GERRIG, Richard J., 1999, S. 365)

„Die Cannon-Bard-Theorie geht davon aus, dass im Zwischenhirn, insbesondere im Thalamus, eine Reihe neuronaler Erregungsmuster, die normalerweise dem hemmenden Einfluß der Hirnrinde unterliegen, existiert. Die Hemmung wird aufgehoben, wenn im Cortex von den Rezeptoren emotionsauslösende Impulse eintreffen.“ (http://www.psychology48. com/deu/d/cannon-bard-theorie/cannon-bard-theorie.htm _15.12.2008) Es findet also zuerst eine Verarbeitung von Reizereignissen in verschiedenen Zentren des Gehirns statt, die dann gleichzeitig die Erregung, das Verhalten und die Wahrnehmung einer Emotion auslösen.

3.3 Die Lazarus-Schachter-Theorie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

„Nach Schachter ergibt sich die Erfahrung einer Emotion aus dem Zusammenwirken physiologischer Erregung und kognitiver Bewertung.“ (ZIMBARDO, Philip G., GERRIG, Richard J., 1999, S. 365-366)

Die Lazarus-Schachter-Theorie besagt, dass sowohl der auslösende Reiz als auch die physiologische Erregung anhand der situativen Hinweisreize und Kontexterfahrungen, gleichzeitig bewertet werden. Dabei wird die Erfahrung einer Emotion aus der Interaktion des Erregungsniveaus und der Art der Bewertung gezogen. Es sind also beide Faktoren notwendig damit Emotionen entstehen. Es findet eine kognitive Bewertung der eingehenden Erregung und Reize statt.

[...]

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Details

Title
Gefühlsarbeit in der Pflege
Subtitle
Die Beeinflussung fremder und eigener Gefühle
College
Humboldt-University of Berlin  (Institut für Erziehungswissenschaften, Abteilung Erwachsenenbildung und Weiterbildung)
Course
Seminar - Emotionen
Grade
steht noch aus
Author
Year
2009
Pages
16
Catalog Number
V125061
ISBN (eBook)
9783640300204
ISBN (Book)
9783640305032
File size
678 KB
Language
German
Keywords
Gefühlsarbeit, Pflege, Seminar, Emotionen, Menschen, Krankenhaus, Krankenschwester, Pflegepersonal, Alter, Behinderte, James-Lange-Theorie, Cannon-Bard-Theorie, Lazarus-Schachter-Theorie, Ekel, Erwartungen, Belastung, Auswirkung, psychotherapeutisches Beziehungsmodell, Bischoff-Wanner, Ebenen, Station, alt, tod
Quote paper
Daniel Werner (Author), 2009, Gefühlsarbeit in der Pflege, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125061

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