Französische Lehnwörter im Japanischen


Dossier / Travail, 2005

15 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sprachkontakt des Japanischen mit anderen Sprachen
2.1 Sprachkontakt allgemein
2.2 Geschichte des Sprachkontakts in Japan
2.3 Einfluss auf die japanische Gesellschaft

3. Französische Lehnwörter im Japanischen
3.1 Arten der Entlehnungen und Beispiele
3.2 Phonologische Angleichung der Lehnwörter
3.3 Bedeutung der Silbenschrift katakana

4. Heutiger Einfluss der französischen Lehnwörter auf das Japanische

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Obwohl Shiga Naoya 1946 sogar den Versuch unternahm, Französisch als Nationalsprache in Japan zu etablieren (Suzuki 1990: 41), hat diese Sprache nie so einen großen Einfluss auf das Japanische ausgeübt wie etwa das Englische. Diese Einflussnahme wurde deshalb ermöglicht, da das Japanische und deren etwa 127 Mio. Sprecher (Auswärtiges Amt 2005) wie kaum eine andere Sprache aufgeschlossen gegenüber der Entlehnung von Fremdwörtern aus anderen Sprachen ist (Miller 1993: 245). Sobald die Fremdwörter dann vollständig in Aussprache, Orthographie und Flexion in die entlehnende Sprache integriert sind, spricht man von Lehnwörtern. Der Terminus „Lehnwort“ im weiteren Sinn wird auch als Oberbegriff für Fremdwörter benutzt, wobei die Unterscheidung nicht immer klar ist (Bußmann 20023: 226, 398).

Im Folgenden werden zunächst der Sprachkontakt und dessen allgemeine Aspekte dargestellt, worauf dann die geschichtliche Entwicklung des Sprachkontakts in Japan und dessen Einfluss auf die japanische Gesellschaft näher erläutert werden. Ein besonderes Augenmerk wird daraufhin auf die französischen Lehnwörter im Japanischen gelegt. Dabei spielen Arten der Entlehnungen eine Rolle sowie die Bereiche, aus denen Wörter in die japanische Sprache entlehnt wurden und die phonologische Angleichung der Lehnwörter an das Japanische. Hinzu kommt die Veranschaulichung der Bedeutung der japanischen Silbenschrift katakana in Bezug auf die Lehnwörter im Japanischen. Abschließend wird der heutige Einfluss der französischen Lehnwörter auf die japanische Sprache näher beleuchtet.

2. Sprachkontakt des Japanischen mit anderen Sprachen

2.1 Sprachkontakt allgemein

Die Sprachwissenschaft hat sich seit der Erscheinung des Buches „Sprachen im Kontakt“ von Uriel Weinreich 1953 vorwiegend an dessen Theorien in der Sprachkontaktforschung orientiert und aus diesem Grunde stützt sich diese Hausarbeit vorwiegend auf seine Aussagen. Weinreich spricht von Sprachkontakt, wenn zwei oder mehr Sprachen „von einundderselben Person abwechselnd gebraucht werden“ (Weinreich 19772: 15) und somit aufeinander treffen. Sprachkontakt kann durch geographische, historische, politische oder kulturgeschichtliche Faktoren entstehen (Bußmann 20023: 624). Weinreich bezeichnet die Zweisprachigkeit eines Sprechers als Praxis des Sprachkontakts und die Interferenz als langfristiges Ergebnis desselben. Bei der Interferenz werden fremde Elemente „in die stärker strukturierten Bereiche der Sprache eingeführt“ (Weinreich 19772: 15). Die daraus folgende Abweichung von der Norm der Kontaktsprachen betrifft vor allem das phonologische System, die Morphologie, die Syntax und die Wortschatzfelder der Sprachen.

Soziolinguistisch betrachtet kann Sprachkontakt aber nicht nur auf eine einzelne Person bezogen werden, sondern auch auf eine ganze Gesellschaft, wobei zwei oder mehr Sprachen in einer Gruppe gebraucht werden (Bechert 1991: 1). Durch den Sprachkontakt kann es auch langfristig zu einem Sprachwechsel oder Sprachverlust einer Person oder innerhalb einer Gruppe kommen. In diesem Fall wird eine der Kontaktsprachen für eine andere Sprache aufgegeben, welche für die Sprecher als prestigeträchtiger oder wichtiger erscheint (Bechert 1991: 3/4). Dies war in Japan nie der Fall, da die Japaner immer loyal an ihrer Sprache festgehalten haben. Diese Sprachloyalität drückt die Zugehörigkeit der Sprecher zu einem Volk oder einer ethnischen Gruppe und deren Kultur aus. Die Wahl einer bestimmten Sprache ist also auch ein Ausdruck von Identität (Bechert 1991: 4). Eine Diglossie, d.h. zwei verschiedene Sprachen werden für unterschiedliche Lebensbereiche und Situationen benutzt, war in der Geschichte Japans durch Einflüsse der unterschiedlichen Fremdsprachen auf bestimmte Bereiche, z.B. Bildungswesen, Schifffahrt oder Militär, gegeben. Darauf wird bei der Behandlung der Geschichte des Sprachkontakts in Japan weiter unten näher eingegangen.

Abschließend ist zu beobachten, dass der Sprachkontakt zunehmend von Kulturforschern als ein Aspekt des Kulturkontakts angesehen wird und die sprachliche Interferenz als „eine Seite der Ausbreitung von Kulturen und des kulturellen Einflusses“ (Weinreich 19772: 20), da durch verschiedene Sprachen auch immer die entsprechenden Kulturen und deren Hintergrund ausgedrückt werden.

2.2 Geschichte des Sprachkontakts in Japan

Da die Japaner ursprünglich kein eigenes Schriftsystem besaßen, übernahmen sie etwa im vierten Jahrhundert die chinesischen Schriftzeichen kanji und somit auch deren Bedeutung (Loveday 1996: 6). Diese Bedeutungen, heute im Japanischen als sino-japanisch bezeichnet, kamen zu den schon im Japanischen existierenden hinzu und wurden auch beibehalten. Das erklärt die große Anzahl von Homonymen im Japanischen, wobei mehrere Wörter zwar in Aussprache und Orthographie gleich sind, aber eine unterschiedliche Bedeutung besitzen (Bußmann 20023: 283). Nach der Entlehnung der chinesischen Wörter kam es auch zu einer phonologischen Anpassung jener an die japanische Aussprache. Bis zum achten Jahrhundert erfolgte eine vollständige Anpassung der kanji an das japanische Sprachsystem (Loveday 1996: 7) und erste japanische Aufzeichnungen erschienen mit Hilfe des chinesischen Schriftsystems (Bußmann, 20023: 324). Zu dieser Zeit kann man von einer Diglossie-Situation in Japan ausgehen, da Bildung nur durch Kenntnis des chinesischen Schriftsystems und der Sprache möglich war (vgl. Loveday 1996: 212) und der Sprachkontakt mit dem Chinesischen durch das Interesse der japanischen Gelehrten am Buddhismus gefördert wurde (Miller in Grein 1994: 29/30). Ab dem 10. Jahrhundert wurde die Silbenschrift hiragana ‚vollständig entlehnte Zeichen’ (vgl. Loveday 1996: 7) als kursive Vereinfachung der kanji entwickelt. Die hiragana wurden zu dieser Zeit vorwiegend von Frauen zum Schreiben von Poesie, Tagebüchern und Märchen benutzt, weshalb sie auch als Frauenschrift bezeichnet werden (Grein 1994: 46). Ab dem 12. Jahrhundert wurden die hiragana auch in öffentlichen Texten verwendet, um den Zugang einer breiteren Schicht zu wichtigen Texten zu vereinfachen (Loveday 1996: 7). Ungefähr zur gleichen Zeit wurde die eckige Silbenschrift katakana ‚unvollständig, einseitig entlehnte Zeichen’ aus Teilstücken der kanji abgeleitet, um buddhistische Texte niederzuschreiben (Loveday 1996: 7). Hiragana und katakana umfassen jeweils 46 Zeichen. Ferner gibt es die Rômaji, deren Name ein Kompositum aus den japanischen Wörtern rôma ‚Rom’ und ji ‚Schrift, Buchstabe’ ist (Miller 1993: 238) und die eine normierte Umschrift des Japanischen in lateinischen Buchstaben darstellen (Bußmann 20023: 324). Die Rômaji findet man aber im alltäglichen Gebrauch in japanischen Texten kaum.

Heutzutage drücken die kanji im Japanischen lexikalische Morpheme aus und die hiragana kennzeichnen Funktionswörter und grammatische Morpheme, wie z.B. Partikel (Bußmann 20023: 324). Die katakana werden heute vorwiegend zur Darstellung von Lehnwörtern aus westlichen Sprachen verwendet. Dies wird im Zusammenhang mit den französischen Lehnwörtern in Kapitel 3 näher beleuchtet. Bemerkenswert ist außerdem, dass alle heute in Japan verwendeten Schriftsysteme, außer die Rômaji, von den chinesischen kanji übernommen oder abgeleitet worden sind (Grein 1994: 95).

Der Einfluss des Chinesischen auf das Japanische muss von dem Einfluss anderer Sprachen unterschieden werden, da die Entlehnung von chinesischen Wörtern schon so viele Jahrhunderte zurückliegt und diese Lehnwörter somit mittlerweile als japanisch angesehen werden. Dahingegen werden alle Lehnwörter, die aus westlichen Sprachen oder anderen asiatischen Sprachen entlehnt wurden als gairago ‚Wörter von außerhalb, fremde Wörter’ bezeichnet (vgl. Shibatani 1990: 142), d.h. sie sind historisch noch nicht vollkommen in die japanische Sprache integriert und die Japaner selbst nehmen diese Wörter noch als aus anderen Sprachen stammende Fremdwörter wahr (Loveday 1996: 50).

[...]


Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Französische Lehnwörter im Japanischen
Université
Johannes Gutenberg University Mainz
Note
1,0
Auteur
Année
2005
Pages
15
N° de catalogue
V125937
ISBN (ebook)
9783640314089
ISBN (Livre)
9783640317769
Taille d'un fichier
428 KB
Langue
allemand
Mots clés
Französische, Lehnwörter, Japanischen, Japanisch, Französisch, Sprachkontakt, Frankreich, Japan, Fremdwörter
Citation du texte
M.A. Kathleen Fritzsche (Auteur), 2005, Französische Lehnwörter im Japanischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125937

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