Die Entwicklung des pakistanischen Parteiensystems im Kontext von Interessen


Dossier / Travail, 2009

17 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretische Orientierung und Methode
2.1 Begründung der Einzelfallstudie
2.2 Cleavage-Theorie
2.3 Datenauswahl

3 Fallanalyse
3.1 Koloniales Erbe
3.2 Interessenkonstellation, Durchsetzung und Konflikte
3.2.1 Militär vs. Staat
3.2.2 Zentrum vs. Peripherie
3.2.3 Kapital vs. Arbeit/ Stadt vs. Land
3.2.4 Ethnische Majorität vs. Minoritäten
3.2.5 Religiös vs. Säkular
3.3 Aktuelle Parteien und Parteiensystem

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

6 Internetressourcen

1 Einleitung

JINNAH (Staatsgründer Pakistans) hatte schon 1946 in Neu Delhi verkündet: "The new state would be a modern democratic state with sovereignty resting in the members of the new nation having equal rights of citizenship regardless of their religion, caste, or creed" (KHAN 2001: 76).

Diese Aussage berührt die politikwissenschaftliche Fragestellung des Interesses, die für die vorliegende Arbeit den zentralen Gegenstand bildet. Es ist sinnvoll den Begriff des Interesses, wie er im Rahmen der vorliegenden Arbeit Verwendung findet, genauer zu definieren. Von ALEMANN unterscheidet drei Dimensionen des Interessenbegriffs in der Politikwissenschaft: individuelle, materielle und ideelle Dimensionen (nach SCHUHMANN 2005: 178). SCHULZ verknüpft diese Gliederung von Interessen zu einer Definition wonach: "Interessen handlungsrelevant gewordene Verfestigungen von Bedürfnissen (sind), die ihrerseits aus dem subjektiven Empfinden von Mangellagen erscheinen" (zit. nach ebd.). Dabei stehen physisches Wohlergehen ebenso wie soziale Anerkennung im Vordergrund und zwar im individuellen als auch im (rechtlichem und faktischem) Sinn einer größeren Gruppe oder Organisation. Dadurch entstehen für die Mitglieder identifizierbare Deutungsschemata und es können sich korporative und kollektive Akteure verfestigen. Diese Sichtweise schließt Parteien ein. Wobei in der vorliegenden Arbeit weniger Demokratisierungs- und Transformationsprozesse im Vordergrund stehen. Vielmehr wird eine Beschreibung der pakistanischen Parteien und eine Entwicklungsanalyse in Form einer Langzeituntersuchung von der Gründung der All India Muslim League (Liga) 1906 bis zur Parteienlandschaft der Wahlen im Frühjahr 2008 geboten. Der Begriff Partei wird mit einer Minimaldefinition assoziiert (Interessenvertretung). Die abhängige Variable bildet in dieser Betrachtung die Ausdifferenzierung bzw. die Zersplitterung des Parteienspektrums in Bezug auf konfliktgierende Interessenlagen.

Die vorliegende Ausarbeitung unterliegt dem Erkenntnisinteresse im Sinne von HABERMAS' (vgl. 1968: 13 ff.) emanzipatorischen Interesse, da es sich von naturwissenschaftlich determinierten Gesetzen des Sozialen abgrenzt und die Veränderlichkeit von Gesellschaft bewusst unterstreicht.

Im Kapitel 2 erfolgt zunächst eine Begründung für die Anwendung einer Einzelfallstudie, sowie eine theoretische und methodische Verortung. Das Kapitel 3 widmet sich der ausführlichen Fallanalyse, die den Hauptteil bildet. Dazu wird in gebotener Kürze eine historische Rahmung vorgenommen. Im weiteren Verlauf schließt sich die Beschreibung von Interessen und Interessenkonstellationen an, um diese anhand von gesellschaftlichen Konfliktlinien zu reflektieren. Darüber hinaus wird die aktuelle Situation des Parteiensystems dargestellt und analysiert. Das abschließende Fazit (Kapitel 4) rekapituliert die Ergebnisse und bietet einen Ausblick.

2 Theoretische Orientierung und Methode

2.1 Begründung der Einzelfallstudie

"Die Einzelfallstudie ist in der Literatur über die Politikwissenschaftliche Methodologie eine entweder vernachlässigte oder heftig kritisierte Methode (...). Paradoxerweise findet sie jedoch weltweit intensive Anwendung und spielt somit eine zentrale Rolle in der Politikwissenschaft" (SPEIER-WERNER 2006: 52, Hervorhebung i.O.). In der Typologie der Einzelfallstudien (ebd. 52 ff.) nimmt die vorliegende Arbeit die Perspektive einer Interpretative Case Study[1] ein, da sie "die Interpretation von Beobachtung mittels bereits etablierter Theorien" vorsieht (ebd. 54).

PETERS (2008: 46 f.) begründet die politikwissenschaftliche Existenzberechtigung von Einzelfallstudien anhand dreier Problemlagen. Erstens, wenn Einzelfallstudien ein Phänomen illustrieren, das für einen speziellen Fall charakteristisch erscheint. Beispielsweise TOCQUEVILLEs berühmter Klassiker Democracy in America. "The second reason for using a single case is that the case may be the hardest case, so that if the theory appears to work in this setting it should work in all others" (ebd. 47). Dieses Argument steht Pate für die vorliegende Arbeit, denn sie soll im Rahmen etablierter Theorien Verallgemeinerungen generieren, die sich auf andere Sachlagen übertragen lassen. Die dritte und gern persiflierte Apologie für die Durchführung von Einzelfallstudien -weil der Fall da ist- findet hier keine weitere Erläuterung (vgl. JAHN 2006: 245).

2.2 Cleavage-Theorie

Eine der meist diskutierten Sozialtheorien ist die von LIPSET/ROKKAN in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte Cleavage-Theorie, die das Parteienspektrum eines Staates aufgrund bestehender Klassenkonflikte in der Sozialstruktur erklärt.[2]

LIPSET/ROKKAN (1967) schreiben: "The party system of the 1960's reflect, with few but significant exeptions, the cleavage structure of the 1920's" (zit. nach von ALEMANN 2003: 94). Dieses Zitat spiegelt den historischen Kontext der Entstehung wieder. Trotz dieser ursprünglichen Fassung, die auf das westliche Verständnis von Staat und demokratischer Legitimation zugeschnittenen ist, hat sich diese Theorie als äußerst anpassungsfähig an den jeweiligen Erklärungszusammenhang gezeigt. Über eine lange Rezeptionsgeschichte hat die Theorie die eine oder andere Renaissance erlebt (Beispielsweise NEUGEBAUER/STÖSS 1996 zur Analyse der Konfliktlinien im Zusammenhang des Ost-West-Verhältnis im bundesdeutschen Parteienspektrum, vgl. ebd. 98). Die cleavages (sozialstrukturelle Konfliktlinien) liegen in der ursprünglichen Version in den Ausprägungen Zentrum vs. Peripherie, Kapital vs. Arbeit, Stadt vs. Land und religiös vs. säkular vor (ebd. 95). Für den vorliegenden Zusammenhang ist eine Modifikation bzw. Erweiterung um einige Cleavages-Kategorien notwendig.

2.3 Datenauswahl

In vielen Publikationen findet Pakistan und sein regionaler Kontext Erwähnung. Allerdings stehen dabei meistens das koloniale Erbe, der internationale Terrorismus oder der islamische Autoritarismus im Vordergrund. Um der vorliegenden Thematik gerecht zu werden ist ein umfangreiches Studium pakistanischer Autoren hilfreich.

In der Längsschnittanalyse finden die auffälligsten Schismen von pakistanischen Parteien, die allesamt ihren politischen Ursprung in der Liga haben Berücksichtigung. Interessant ist in diesem Zusammenhang wie Parteien von der politischen Bühne verschwinden können, wenn sich der verursachende cleavage aufgelöst hat. Derartige Fakten gehen bei Querschnittanalysen bekanntermaßen verloren.

Exemplarisch sind die Ergebnisse der General Elections von 1970, 1990 und 2008 aufgelistet.[3] Der Untersuchungszeitraum beginnt zwar 1906, doch wurden die ersten Parlamentswahlen erst 1970 durchgeführt. Im Zentrum der Untersuchung steht ohnehin die Ausdifferenzierung der Parteien, sodass zusätzliche Wahlergebnisse keine weiteren Erkenntnisse einbrächten. Vielmehr wird Wert darauf gelegt auch solche Akteure zu beleuchten, die bei rein quantitativen Statistiken unsichtbar bleiben, wohl aber (z.B. durch Duldung der Regierung) erheblichen Einfluss auf die Konstellationen der offiziellen Parteien im Parlament nehmen. Wahlen sind also grundsätzlich nur einer unter vielen Indikatoren. Unberücksichtigt bleiben Provinz- und Präsidentschaftswahlen.

3 Fallanalyse

Das historische Erbe wird im folgenden kurz dargestellt. Zum Verständnis der späteren Parteienausdifferenzierung ist eine Darstellung britischer Interessen, die den Grundstein für die heutige Politikarena in Pakistan legten unerlässlich, wobei die beschriebenen Begebenheiten auf die vorliegende Arbeit zugeschnitten und daher höchst selektiv sind. Ein aktueller und detaillierter Überblick ist bei HIPPLER (2008) zu finden. Die cleavages (3.2) lassen sich ausschließlich analytisch trennen; thematische Überschneidungen sind teilweise nicht zu vermeiden.

[...]


[1] Der Vollständigkeit halber sei das gesamte Spektrum (op. cit.) von Einzellfallstudien genannt: Atheoretical, Interpretative, Hypotheses-generating, Theory-confirming bzw. infirming Case Study.

[2] Auf den zusätzlichen Einfluss des verwendeten Wahlsystems (tatsächlich kann ein reines Mehrheitswahlsystem ein bipolares Zweiparteinssystem begünstigen -Duvergers Gesetz) wird in Abschnitt 3.3 eingegangen.

[3] Weitere General Elections fanden 1977, 1988, 1993, 1997 und 2008 statt.

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Die Entwicklung des pakistanischen Parteiensystems im Kontext von Interessen
Université
University of Hagen
Note
1,3
Auteur
Année
2009
Pages
17
N° de catalogue
V126552
ISBN (ebook)
9783640329311
ISBN (Livre)
9783640331161
Taille d'un fichier
441 KB
Langue
allemand
Mots clés
Entwicklung, Parteiensystems, Kontext, Interessen
Citation du texte
Guido Schmidt (Auteur), 2009, Die Entwicklung des pakistanischen Parteiensystems im Kontext von Interessen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126552

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