Die Gosecker. Palatinus Comes Gozecensis

Sächsische Pfalzgrafen im 11. Jahrhundert


Estudio Científico, 2009

136 Páginas


Extracto


Die GOSECKER

Zum Geleit

Auf halbem Wege zwischen der ehrwürdigen Domstadt Naumburg und der einstigen „Schuhmachermetropole“ Weißenfels liegt auf einem Steilhang aus weißem Sandstein linksseitig über dem Tal der Saale Schloss Goseck, das als Grenzburg bereits in der Mitte des 9. Jahrhunderts - 830/850 - sowohl als Gozacha civitas als auch als Gozzesburg im ersten noch bekannten Hersfelder Zehntverzeichnis (-register) aufgeführt ist und dessen ursprüngliche Burganlage wohl schon im 8. Jahrhundert vorhanden war.

Hans-Georg Stephan, Prof. für Archeologie des Mittelalters und der Neuzeit, geht davon aus, dass Goseck um 800 als Grenzsicherung gegen die Slaven durch Karl den Großen erbaut worden sei. Die Burg habe ursprünglich eine Länge von 550 Metern und bis zu 150 Meter Breite gehabt. (www.mz-web.de, 12. Juni 2009)

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Abb. 2 Hersfelder Zehntverzeichnis,

Ausschnitt, Abschrift 11. Jahrhundert

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Abb. 3 Schloss Goseck, Zeichnung, um 1840

Die Lage dieser ersten Burg - ggf. als Erweiterung bzw. Ausbau einer vorhandenen slawischen Befestigung Bonzig/Ponzitz auch Panczik - wird auf der dem heutigen Schloss in östlicher Richtung gegenüberliegenden Hangseite des abfallenden Igelsberges vermutet.

Vielleicht war die dort sprudelnde Quelle, im Volksmund der Molkenborn genannt, deren Wasserreservoir.

Diese Vermutung wird insbesondere dadurch gestützt, dass noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts in diesem Bereich ... „Gemäuer beträchtlichen Ursprungs“ 1)... vorhanden waren, deren behauene Sandsteinquader später beim Anlegen von Weinbergterrassen oder zu anderem Zwecke verwendet wurden.

- In einem handschriftlichen Manuskript aus dem 16. Jahrhundert - das Original soll etwa 200 Jahre älter gewesen sein - wird immer noch vom kloster bonßig bzw. dem Ort Bonzcick gesprochen. (Kleine Schriften von Karl Peter Lepsius, 2. Bd., Magdeburg 1854)

Die zweite, die „neue“ Burg Gossigk (latinisiert und in den mittelalterlichen Urkunden auch Gotza, Gozca, Gozacha, Gezeka, Gusigk 2) und vielen anderen Schreibvarianten) war vermutlich im 10. Jahrhundert vollendet. Sie wurde zwischen 1041 und 1053 (Weihe der Klosterkirche am 29. September 1053) durch die Geschwister Dedo, Adalbert, Friedrich und Oda aus dem Hause Goseck in eine Benediktinerabtei umgewandelt.

Den deutschen Text der Fundationssurkunde - Actum Gozeca (Gozeka) - findet man bei Schultes 3) wie folgt:

„Der Erzbischof Adelbert zu Bremen und seine zwei Brüder, die Pfalzgrafen Dedo und Friedrich stiften das von ihnen aus eigenen Mitteln erbaute, der heiligen Maria und dem St. Michael geweihete Kloster Gosek, Benedictiner-Ordens, und unterwerfen dieses dem Stift zu Bremen dergestalt, dass zwar der Convent zur uneingeschränkten Wahl eines Abtes berechtigt, selbiger jedoch dem Erzbischofe zuvor präsentirt, und von solchem bestätigt werden solle, sie bestimmen auch, dass der jedesmalige Senior weltlichen Standes aus ihrer Familie die Voigtei hierüber verwalten, im Fall ein solcher nicht vorhanden, der Convent sich einen erwählen, jedoch von dem Erzbischof bestätigen lassen sollte, wobei übrigens Adelbert zum Andenken an die Einweihung des Klosters 40 Pfund Silber Friesischer Münze und eine gleiche Anzahl Stücke wollener Tücher aus seiner Kammer jährlich an das Kloster abreichen zu lassen sich verpflichtet, und diesem überdies, mit Genehmigung seiner Verwandten, seine Besitzungen in Nothe (Roda in dem Mansfeld) , Achistide (Ober- od. Niedereichstädt bei Querfurt) , Stirnene (vielleicht Schotterey unweit

Lauchstädt) einen Strich Landes in Gernstedt (Gerbstedt in dem Mansfeld) , 7 Güter in Lochistede (Lauchstedt) , 4 Güter in Zcortrege (viellericht Zschorbau über Lauchstedt) , 15 Morgen Landes in Plaine (Peuna bei Merseburg) , 12 Güter in Alfgestide (Alberstedt im Mansf.) und einen Strich Landes in Velteggelethe (vielleicht Wölkau im Merseburg) übergiebt.

Die Zeugen bei dieser Handlung sind gewesen,die Bischöfe Burchard zu Halberstadt, Eppo zu Zeitz, Winter zu Merseburg und einige Domherren aus Bremen, der Marggraf Dedo und seine Brüder die Grafen Gero und Thimo von Brene, ingleichen folgende freie Männer, Rudolph von Gostilitz, Friedrich von Liznec (Sturm: Leisling) , Helinpertus von Widessendorp (Sturm: vielleicht Wetzendorf an der Unstrut) Sigebot von Stüvre. Actum Gozeka. 29. Sept. 1053.

(Dat. III. Cal. Octob. Anno dom. Incar. 1053. Ind. III. (VI.) episcopatus domini Adelberti Archi episcopi anno VIII. (X.) Actum Gozeka.)

Der Stammsitz der GOSECKER war fortan auf der Weißenburg (St. Martini Berg) bei Zscheiplitz (nahe Freybug an der Unstrut), bis auch diese 1089 in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde.

Die Weißenburg (Wiscinburg) diente anfangs als Grenzfestung des Hassegaues* und wird erstmals 979 unter den Orten genannt, deren Zehnten damals der Hersfelder Abt Gozbert an den Kaiser abtrat.

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Abb. 4

Ehemalige Klosterkirche Zscheiplitz

* …Der bzw. das thüringische Hassegau (auch Hochseegau, Hassago oder Hosgau) lag im Gebiet zwischen Mansfeld, Allstedt, Naumburg, Halle und Wettin mit Merseburg als Verwaltungszentrum.

Der Name ist von der „Hohenseeburg“ über dem Süßen See abgeleitet und hast keinen Bezug auf den Stamm der Hessen. Seit Mitte des 9. Jhd. zählt das Hassegau zum sächsischen Einzugsgebiet.

Gau hieß im Altdeutschen „gauwi“, eine Bezeichnung, in der bereits der heute noch übliche Begriff „Au“ enthalten war, dem fruchtbaren Land am Bach oder Fluss. Meist waren die Gaue nach Bachläufen benannt. Gau war ursprünglich eine Landschaftsbezeichnung. Da der Übergang von einer Landschaft zur anderen allmählich erfolgt, führte das häufig zu Überlagerungen. Nur an breiten Flüssen, wie Rhein oder Neckar, gibt es klare, natürliche Begrenzungen. Im 8. und 9. Jahrhundert wurden Gaubezeichnungen in Urkunden als Lageangabe erstmals erwähnt, wenn Orte den Besitzer wechselten. Der Gau war ursprünglich kein politisches Verwaltungsgebiet. Das änderte sich, als im fränkischen Reich Grafschaften eingeführt wurden, die Verwaltungsfunktionen der Monarchie übernahmen. Die Grafen hatten im Namen des Königs die Gerichtsbarkeit auszuüben, finanzielle Obliegenheiten wahrzunehmen, die waffenfähigen Männer auszusuchen und den Heerbann zu organisieren (www.temnet.de).

Es ist wahrscheinlich, dass die Burganlage in Goseck oberhalb des späteren Klosterbaues lag, vielleicht dort, wo heute noch die Stallanlagen des späteren Rittergutes ihr trauriges Dasein fristen.

Bereits zu dieser Zeit existierten in Schlossnähe am Uferhang linksseitig des Flusses umfangreiche Weinberge in Steillagen (der älteste überlieferte war wohl der Heilandsberg), von denen heute nur noch der in Richtung Naumburg gelegene Dechantenberg mit vorwiegend Silvaner- und Gutedel-Rebstöcken bewirtschaftet wird.

Im Kloster entstand in der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts die älteste bekannte Gosecker Chronik. Sie war ohne Titel und wird heute allgemein als das

Chronicon Gozecense

auch „die Gosecker Mönchschronik“ bezeichnet. Die Aufzeichnung, von der heute noch drei z. T. lückenhafte Abschriften aus unterschiedlicher Feder existieren, umfasst den Zeitraum von 1041 bis 1135 und wurde zur Zeit des neunten Abts des Klosters, Nenther (Nentherius), geschrieben.

(Die Veröffentlichungen Richard Ahlfelds 2) über diese Chronik und deren Interpretation sind ein wesentlicher Beitrag zum Verständnis der Geschichte der GOSECKER.)

Eine gedruckte Form der Handschrift findet man als

LIBER DE FUNDATIONE MONASTERII GOZECENSIS,

die J. J. Marder seiner Ausgabe des CHRONICON MONTIS SERENI, Helmstädt, 1665, als Anhang, S. 207 u. f. beigefügt hat.

Nach den GOSECKERN selbst hatten so bekannte historische Persönlichkeiten des ausgehenden Mittelalters wie Graf Ludwig II. von Thüringen („der Springer“) oder Gräfin Eilika Billung von Sachsen (Mutter des Markgrafen Albrecht I. „der Bär“, Herzog von Sachsen) die Schirmvogtei über das Kloster, das bis 1540, also insgesamt etwa ein halbes Jahrtausend existierte.

Vom gleichnamigen Dorf Goseck mit heute kaum 600 Einwohnern wird angenommen, dass es erst nach der Klostergründung in der Mitte des elften Jahrhunderts entstanden ist.

Der älteste Teil des Dorfes, das so genannte große Dorf, liegt zwischen der heutigen Hugo-Heinemann-Straße und dem unteren nach Markröhlitz führenden Teil der Burgstraße, während das kleine Dorf - vermutlich erst nach der Säkularisation des Klosters in der Mitte des 16. Jahrhunderts aufgebaut - im Bereich der Dorfkirche gelegen ist, wo sich auch ehemalige Mönche ansiedelten.

Das aufgelöste Kloster wurde bereits 1548 durch Kurfürst Moritz von Sachsen als Rittergut verkauft.

Als erste Besitzer des Gutes sind bislang Feldwachtmeister Georg von Altensee (+1565) und sein Bruder Lamprecht von Altensee (+1581) nachweisbar. 1594 wurde Franz von Königsmarck mit Goseck belehnt, dessen Ehefrau Katharina geb. von Hoym nach seinem Tode den Kanzler Bernhard von Pöllnitz heiratete. Beide wurden 1609 mit Goseck belehnt. Ihnen folgten die Söhne Christian Julius (+1662) und Hans Christoph von Pöllnitz (+1680).

1684 verwaltete Amalie von Pöllnitz geb. von Hunigk als Witwe in Vormundschaft ihrer Söhne Christoph Bernhard und Christian Julius Heinrich das Gut. Beide Söhne wurden nach einer Seereise 1698 für tot erklärt und der Gesamtbesitz ging auf verschiedene Erben über, von denen Goseck an den Obersteuerrat Gottfried Pfitzner (+1732) überlassen wurde. Weitere Besitzer waren sein Sohn Hofrat Jakob Heinrich Pfitzner (+1737) und der Enkel Gottfried Heinrich Pfitzner (+1758). Nach dessen frühen Tod übernahm seine Mutter Charlotte Sophie, geb. Lampe (+1776) das Gut, welches sie an ihren Sohn aus zweiter Ehe Ludwig Wilhelm von Eckhardt weitervererbte. Ab 1808 sind Carolina Christiane von Schönberg, geb. von Brandenstein und ihre drei Geschwister als Besitzer von Goseck nachweisbar. Im Besitz der Freiherrn von Brandenstein blieb Goseck bis 1840.

(nach: www.lexikon.freenet.de)

1840 erwarb Julius Graf von Zech-Burkersroda (1805-1872) Goseck.

Sein Bildnis als Königlicher Kammerherr (Ferdinand von Rayski, 1841) ist in der Galerie Neue Meister in Dresden zu sehen.

Die Grafen von Zech-Burkersroda, ein altes Adelsgeschlecht aus dem Finnebereich,

waren die letzten Besitzer bis zur Enteignung 1945.

Diese Adelsfamilie hat eine als historisch zu bezeichnende Bindung zu Goseck. Schon um das Jahr 1220 kann Heydenreich von Burkersrode Heydinricus Abbas in Gotza als 11. Abt des Klosters nachgewiesen werden.

Eine Linie des Geschlechts Derer von Burkersroda erhielt im Jahre 1815 durch Adoption

Gräfin Luise Christiane Dorothea von Zech

ó

Freiherrn Joh. Christian August von Burkersrode

den Namen und das Wappen der Grafen von Zech, so dass der heutige Name korrekt

Grafen von Zech sonst von Burkersroda genannt

lautet.

Georg Graf von Zech-Burkersroda (* 1938) ist seit dem Jahre 2002 Domherr und Dechant der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz.

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Burkersroda ist der Name eines thüringischen Adels-geschlechts, das zum Uradel zählt und gleichen Stammes mit den von Heßler ist.

Die Schreibweise des Familiennamens variiert. Es gibt auch die Namensformen Burckhartsrode, Borgersrode, Borkersrode und Bukersroda.

Ursprünglich stammte diese Familie aus Burkersrode bei

Eckartsberga. (de.wikipedia.org)

Die Kirche der Benediktinerabtei war in ihren Abmessungen dem Vorgängerbau des heutigen Naumburger Domes zumindest ebenbürtig.

Sie war eine imposante romanische dreischiffige Basilika und erlebte bis in das 19. Jahrhundert mehrere Umbauten zur Schlosskirche.

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Abb. 5 Klosterkirche Goseck,

Rekonstruktion

Heute sind nur noch das Querschiff mit den Apsiden, der Hohe Chor, die romanischen Krypten, die Außenwand des südlichen Seitenschiffes und der Südwestturm mit der Turmkapelle erhalten. Der letzte Gottesdienst fand am 18. März 1945 bei Bombenalarm statt.

Das Schloss Goseck blieb bis zur Bodenreform 1945 im Besitz der Familie Graf von Zech-Burkersroda. Nach der Enteignung wurden wertvolle Kunst- und Kulturgüter der Schlosskirche zerstört, beschädigt und teilweise abtransportiert.

Es diente danach zeitweilig als Kornspeicher und wurde dann Jugendherberge und Polytechnische Oberschule. Von 1989 bis 1997 befand sich im Verwaltergebäude die Grundschule mit Hort. Die Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt übernahm 1997 das Schloss und begann umfangreiche Sicherungsmaßnahmen zum Gebäudeerhalt.

Im Herbst 1998 gründete sich in dem damals lange leerstehenden Schloss der Schloss Goseck e.V. Der Verein baut nach und nach das Europäische Musik- und Kulturzentrum hier auf und veranstaltet zahlreiche Konzerte mit überwiegend Alter Musik. Es gibt wieder Gästezimmer und eine kleine Schloss-Schenke. Im Jahr 2006 wurden moderne Informationsräume zum Gosecker Sonnenobservatorium eröffnet.

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Abb. 6 Schloss Goseck

Friedrich (I.) und seine Generation

Zum ersten Mal in der Geschichte Mitteldeutschlands taucht als Mitglied eines adeligen Geschlechts mit der Lokalbezeichnung „von Goseck“ ein Graf Friedrich (ca. 975-1042/44) gesichert auf, welcher sich - den Quellen folgend - Herr zu Gossigk (Goseck), Bonzig und Viczinburg (Weißenburg), Graf zu Brehna, Wettin und Ileburg (Eilenburg) und Burggraf *) zu Zurbizi (Zörbig) nannte.

*) … Der Burggraf (lat. praefectus oder castellanus) ist ein Amt aus dem Lehnswesen des Mittelalters. Es unterschied sich vom Grafen nur dadurch, dass der Amtsbezirk typischerweise kleiner war und an einem festen oder sonstwie bedeutenden Ort hing. Die Befugnisse wechselten sehr oft im Verlaufe der mittelalterlichen Geschichte. Jedenfalls war der Burggraf zuständig für die Verwaltung und die Gerichtsbarkeit. Zunächst war es ein Reichsamt, später wurden auch kirchliche Würdenträger (Bischöfe) Burggrafen. Wie die anderen Ämter des Lehnswesens wurde auch der Burggraf bald erblich (www.soonwaldritter.de).

Zedler 4) schreibt in seinem Universallexikon:

Goseccum … Goseck … Vormals soll dieser Ort Panzig oder Bonzig geheissen haben. Es hat eine besondere Linie derer Pfalz=Grafen von Sachsen daselbst residirt, und Fridericus I. Pfalz=Graf von Gosseck hat schon in Willens gehabt, daselbst ein Closter aufzurichten, welcher Vorsatz durch sein an. 1020. erfolgten Tod zwar verhindert, aber von dessen Söhnen, Adelberto, Dedone und Friderico II. auf Einrathen Burchardi, Bischoffs zu Halberstadt ausgeführet worden.

Die Einweihung geschahe an. 1053. den 29. Sept. von Adelbero Ertz=Bischoff zu Bremen, zu der Ehre JEsu Christi, der Jungfrauen Marien und des Ertz=Engels Michaelis, …

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Abb. 7 Titelblatt

Die Gosecker Mönchschronik berichtet über ihn, dass seine Ahnen alten, sehr angesehenen sächsischen und fränkischen Geschlechtern entstammen, geht aber nicht konkreter auf sie ein.

Allgemein wird angenommen, dass Burchard/Burkhard (um 970-nach 1017), Graf im Hassegau, Pfalzgraf von Sachsen, sein älterer Bruder war. Die Schwester der beiden - Ida von Goseck (vor 982/985-1049) - war mit Gebhard I. (970-1017), Graf von Querfurt, verheiratet. Gebhard und Ida sind Urgroßeltern des Herzogs von Sachsen und späteren deutschen Königs und römischen Kaisers Lothar III. von Supplinburg (1075-1137).

Diese drei Geschwister (Burchard, Ida und Friedrich) sind Ausgangspunkt der genealogischen Folgen des Anhanges, in denen versucht wurde, die Nachkommen der GOSECKER über acht Generationen zu erfassen.

Die Tafeln 1 - 4 geben eine Übersicht über mögliche Vorfahrenvarianten und Nachkommen.

Tafel 5 ist eine verkürzte Darstellung des „Ausgangsstammbaumes“ der WETTINER.

Im Gegensatz zum eben genannten wird auch die Ansicht vertreten 5), Friedrich von Goseck sei ein Sohn des Pfalzgrafen Burchards und der Oda von Merseburg gewesen.

Dass Friedrich (I.) zu Lebzeiten den Titel eines Pfalzgrafen palatinus comes von Sachsen wie später seine Söhne innehatte, ist nur in einer einzigen Urkunde aus dem Jahre 1040 belegt 6).

Die Identität des in dieser Urkunde genannten Pfalzgrafen Friedrich mit dem Gosecker Namensvetter wird von Einzelnen angezweifelt 2). Diese beziehen sich im Wesentlichen auf die Gosecker Mönchschronik, deren Verfasser den Sohn Friedrichs, Dedo (auch Dedi), als ersten Pfalzgrafen des Geschlechts nennt.

Limmer 7) schreibt dazu:

Nach dem Tode des Pfalzgrafen Friedrich I. (1036) und nachdem 1038 mit Pfalzgraf Siegfried, aus dem Hause Merseburg, jenes alte Grafenhaus auch völlig verloschen war, wurde von Kaiser Heinrich III. Pfalzgraf Friedrichs I. Sohn Dedo im Jahre 1040 mit der alleinigen Verwaltung der Pfalz Sachsen beliehen.

Auch zu anderen Problemen und Fragen gibt das Chronicon Gozecense zumTeil nur lückenhafte Antworten, wie später noch zu sehen ist.

In Urkunden und Diplomen erscheinen noch weitere „GOSECKER“, deren Verwandschaft nicht eindeutig geklärt ist.

Ein Sigbert (auch Sicco) von Goseck (+995), Graf im Liesgau, kann nur ungenau zugeordnet werden.

Sein Schwiegervater Hermann soll ein Sohn des Grafen Dedi in Hassegau und damit (siehe Tafel 1) Sigberts Onkel gewesen sein.8)

Bischof Thietmar von Merseburg 9) Thietmarius Merseburg(ensis) eps - eigentlich von Walbeck (975-1018) - war der Ansicht, dass Sicco der Sohn des sächsischen Grafen Waldered und der Bertha von Schwaben, Tochter des Herzogs Buchard III. (906/920-973) und Bruder des Pfalzgrafen Dietrich (+995) gewesen ist (Tafel 2).

Das würde heißen, Sicco von Goseck und der sächsische Pfalzgraf Dietrich waren Vettern der drei Geschwister Burchard, Ida und Friedrich (I.) von Goseck.

Weitere historische Personen, bei denen die Bezeichnung „von Goseck“ verwendet wurde, sind die Neffen der eben genannten Geschwister Bruno von Goseck (um 1000-1055), Bischof von Minden, und Siegfried (+1038) Sigifrithus com, der sächsische Pfalzgraf, der sich selbst auch „Graf von Goseck“ nannte. Beide sind Brudersöhne (Neffen) Friedrichs. Ihr Vater war Burchard (von Goseck).

Wenige Autoren benennen selbst die möglichen Vorfahren der GOSECKER, wie Dedi in Hassegau oder einen weiteren Burchard (als Vater des Liesgaugrafen Burchard) als „von Goseck“ bzw. als „aus dem Hause Goseck“.

In den einzelnen Quellen finden sich auch bei den GOSECKERN Zusatzbezeichnungen wie „von Wettin/Goseck“ und ähnliche.

Nach den Angaben der Gosecker Chronik war Friedrich (I.) von Goseck nur einmal und zwar mit Agnes von Weimar-Orlamünde (980-1003) einer Tochter des Grafen Wilhelm II. von Weimar (930/35-1003) verheiratet.

„ …domna Agnes, procerum de Wimare filiam …“

Agnes hatte ihre Erziehung im Kloster Quedlinburg erhalten. Ihr Vater, der auch den Beinamen „der Große“ trug, war damals der mächtigste Graf Thüringens Thuringiorum tunc potentissimus.

Die Angaben des Annalista Saxo 10) - geschrieben Mitte des zwölften Jahrhunderts - und der Genealogia Wettinensis 11) (frühes 13. Jhd.) sind chronologisch nicht haltbar, wonach Friedrich von Goseck eine Tochter seines Vetters, des Markgrafen Dedo II. von Wettin „ …filia Dedonis … “ geheiratet habe, dessen Ehe mit Oda erst 1039 geschlossen wurde (Witwe des Grafen Wilhelm III. von Weimar).

ð D. Caspar Sagittarius: „Unter den, in der Mitte des elften Jahrhunderts, zwischen der

Saale und Unstrut gesessenenThüringischen Grafen, war ein gewisser, von Sächsisch=

und Fränkischem Geblüte, abgestammter Graf Friedrich, welcher mit seiner Gemahlin

Agnes, einer Tochter Graf Dedo zu Meissen, drey Söhne, und eine Tochter erzeugete…“

(Thüringische Geschichte, J. Chr. Stößel, Chemnitz 1772)

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Abb. 8

Reichschronik des Annalista Saxo, Auszug

Der Annalista Saxo ist der anonyme Verfasser einer bedeutenden Reichschronik, die im Kloster Nienburg in Anhalt entstand.

Die Chronik des Annalista Saxo ist eine Sammlung von Daten und Fakten über die mittelalterlichen deutschen Könige und ihre karolingischen Vorgänger, beginnend mit dem Jahr 741 und fortgeführt bis 1142.

Das Buch entstand in den Jahren 1148 bis 1152. Dem anonymen Verfasser standen weit über 100 handschriftliche alte Quellen zur Verfügung, die zum Teil heute nicht mehr existieren. Der Eintragungen sind chronologisch nach Jahren geordnet. Die Identität des Chronisten, wohl eines Nienburger Mönches, ist bis heute ungeklärt (aus Wikipedia).

Auch die Genealogia Wettinensis ist eine bedeutende Quelle, die - wohl auf dem Lauterberg/ Petersberg nördlich Halle (Saale) entstanden - aus dem frühen 13. Jh. einen Überblick über die männlichen und weiblichen Mitglieder des Geschlechts von der zweiten Hälfte des 10. bis zum ersten Viertel des 13. Jh.s gibt.

Nicht wenige Autoren glauben nachweisen zu können, dass Friedrich in einer weiteren (den Geburtsjahren der Frauen zufolge zweiten) Ehe mit Adelheid von Bonngau/von Lothringen (um 997/1005-1051/55), einer Tochter Ezzos (Ehrenfried) von Lothringen (um 955-1034), Pfalzgraf bei (am) Rhein, palatinus comes Rheni, verheiratet war.

Wenn es stimmt, dass Agnes - seine erste Frau - schon 1003 verstorben ist, dann ist diese Vermutung nur zu unterstützen, denn schließlich war Friedrich damals noch keine 30 Jahre alt.

Adelheid war eine Enkelin des deutschen Königs und römischen Kaisers Otto II., „der Rote“, (955-983) und der byzantinischen Prinzessin und späteren Kaiserin Theophanu Sklerina (956-991), Nichte des griechischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes.

(siehe auch: Die Nachkommen)

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Abb. 9 Kaiser Otto II.

Friedrich (I.) von Goseck ist zwischen 1042 und 1044 verstorben. In anderen Informationen werden (s. o.) als Todesjahr 1020 12) aber auch 1036 7) mitgeteilt.

Zum Begräbnisort schreibt Limmer:

Es gründete dieser Friedrich I. die Sct. Simons-Kirche hinter dem SchlosseGoseck, ausserhalb welcher er auch mit seiner Gemalin begraben liegt.“

An anderer Stelle ist es eine dem heiligen Stephan geweihten Kapelle auf dem nordöstlichen Hange des Schlossberges. Eine dritte Quelle geht davon aus, dass die Begräbnisstätte wohl eine dem heiligen Stephan geweihte Kapelle gewesen sei, es sich dabei aber um die des St. Simon (Simeon)*) an der Porta Nigra in Trier gehandelt hat (siehe auch weiter unten).

*) … Simeon, Sohn eines Griechen, erhielt in Konstatinopel - dem heutigen Istanbul - seine Ausbildung als Diakon, wurde Mönch, dann Pilgerführer im Heiligen Land. Dort lebte er eine Zeit lang als Einsiedler und kam dann als Almosensammler auf Anordnung des Abtes des Katharinenklosters auf dem Sinai über Rom und Rouen nach Trier. 1028 bis 1030 war er Begleiter des Trierer Bischofs Poppo auf dessen Pilgerreise nach Jerusalem. Nach der Rückkehr ließ er sich in einer Zelle an der Porta Nigra in Trier einmauern und lebte so bis zu seinem Tod 1035. 1041 ließ Bischof Poppo das alte römischen Stadttor in eine doppelstöckige Kirche umbauen und daneben das Chorherrenstift St. Simeon errichten. In der Kirche von St. Gervasius in Trier wurden Simeons Gebeine verwahrt, bis diese vor einigen Jahrzehnten abgebrochen wurde (www.heiligenlexikon.de).

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Abb. 10 Porta Nigra, Trier

Rekonstruktion der Simeonskirche mit Porta Nigra und dem Simeonstor um 1370.

Von Adelheid von Lothringen ist bekannt, dass sie von 1047/48 bis zu ihrem Tode Äbtissin im Kloster St. Gertrudis zu Nivellis (im heutigen Belgien) war.

Ihr Grab befindet sich in Brauweiler - Benediktinerabtei bei Köln -, wo man bei (1937 veröffentlichten) Grabungsuntersuchungen in ihrem Sarg das gut erhaltene Skelett einer Frau „… älter als 25 Jahre, schätzungsweise um 40…“ fand. 13)

Warum der Autor der Gosecker Mönchschronik die zweite Ehe trotz ihrer Bedeutung nicht erwähnt (oder vielleicht überhaupt nicht kennt) bleibt rätselhaft.

Die Vorfahren

Gesicherte Hinweise über Vorfahren der GOSECKER sind spekulativ, über sie gibt es eine Reihe von Vermutungen.

Warum es gerade bei Zeugnissen aus dieser Zeit so viele unterschiedliche, sich widersprechende Deutungen gibt, ist recht einfach zu erklären:

Zum einen existiert nur eine ganz geringe Anzahl überlieferter Originalurkunden und Diplome. Andererseits wurden in später abgefassten Dokumenten und Abschriften verderbter Originale, warum auch immer, sowohl Namen als auch Titel und verwandtschaftliche Beziehungen des öfteren „zurecht gebogen“.

Schon die unterschiedlichsten Schreibweisen für ein und denselben Namen lassen die Schwierigkeiten bei Deutung und Interpretation vermuten.

Auf die Schreibweise der Namen legten die mittelalterlichen Urkundenschreiber bekanntlich keinen großen Wert. Sie bemühten sich auch keineswegs, ihren Dialekt aufzugeben, so dass derselbe Name in mehreren Sprachformen - ggf. auch als Verkleinerungen - vorliegen kann:

Burkhardus Burghertus Berkhard Burghard Burgheard

Burkhard Burckard Burchard Burgardus

Borchardus Purchardus Purghart Purchart Bucco Buco

Tidericus Thiedericus Dietrich Diterich Dietriech Dedi

Teti Dedo Teto Dyto

Tado Tete Dadi Dadanus Daedi Thiedrich Thiadericus

Die erst viele Jahre/Jahrhunderte später eingefügten Zusatzbezeichnungen wie Burchard II. oder Heinrich „der Ältere“ existieren in den Originalquellen nicht.

Karl August Gottlieb Sturm 1) (1803-1886) schreibt zur Herkunft der GOSECKER in seiner Chronik von 1861:

Untersuchungen über die wirkliche Abstammung dieses Grafen Friedrich I. von Goseck würden zu keinem sichern Resultate führen, da tiefes Dunkel den Ursprung dieses Geschlechts umhüllt, nur so viel kann behauptet werden, daß die Grafen von Goseck mit den alten Grafen von Merseburg, vielleicht mit dem ... Markgrafen Rigdag stammverwandt waren.

Da nun die Abstammung der Grafen und Markgrafen von Merseburg, so wie der ihnen stammverwandten Grafen von Wettin (der Ahnherren der jetzigen sächsischen Fürsten), von Burkhard, welcher Herzog von Thüringen und Markgraf der sorbischen Mark war und im Jahre 908 in einem Kampfe gegen die Magyaren bei Eisenach fiel, und dessen ältesten Sohne Burkhard II. oder Buzzo, d. h. der kleine Burkhardt abgeleitet wird, so ist es ebenfalls nicht unwahrscheinlich, daß dieser Herzog Burkhardt der Stammvater und Urahn der Grafen von Goseck und Bonzig gewesen ist; dieses gewinnt noch mehr an Glaubwürdigkeit, daß Friedrich I. Burggraf zu Zurbizi (Zörbig) genannt wird, diese Burgwart aber von Theodor oder Dietrich von Wettin * erworben worden war, mithin träte dadurch Friedrich in ein verwandtschaftliches Verhältniß mit den Wettinern.

*) ... Onkel Friedrichs ( I.) von Goseck, Bruder des Liesgaugrafen Burchard

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Abb. 11 Ottonischer Burgward

Der Begriff Burgward taucht als Burgwardium das erste Mal in einer Urkunde von Otto I. im Jahre 961 auf. Aber auch Burgowarde oder Burgwardum sind Wörter, von denen in späteren Quellen die Rede ist. Anscheinend stammt der Begriff aus dem sächsischen Sprachgebrauch. Burgward bedeutet soviel wie: Eine Burg, die über das Land wacht oder wartet. Das Lexikon des Mittelalters präzisiert: Ein Burgward bestand aus einer Befestigung am Burgwardhauptort und einem dazugehörigen Landbezirk von unterschiedl. Größe (10-20 Dörfer). Die Burg dürfte eine einfache Holz-Erde-Konstruktion mit einem Wachturm gewesen sein.

Wie dünn das Eis ist, wenn es konkret um den Ursprung der Häuser GOSECK und WETTIN geht, zeigen die unterschiedlichen Ansätze bei Dr. Albert Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen. Auch Seine Königliche Hoheit vertritt als promivierter Historiker zwei Richtungen der Herkunft.

Im Vorwort seines Buches zur Geschichte des Sächsischen Königshauses 14) schreibt er:

Das Haus Wettin stammte ursprünglich wohl aus Franken und wanderte im Zug der mittelalterlichen Ostkolonisation in das eroberte Sorbenland zwischen Elbe und Saale ein. Im Hochmittelalter besaß es als Eigentümer der Burgwarte Wettin, Löbejan und Brehna erhebliche politische Bedeutung. Bereits vor Heinrich von Eilenburg* hatte dieses fürstliche Geschlecht, das von einigen Forschern sogar auf die Merowinger zurückgeführt wird, mit Dedi (914-957) und Dietrich von Buzici zwei urkundlich nachweisbare wichtige Vertreter. Die gleichnamige Burg Buzici befand sich an der Einmündung der Bode in die Saale im südlichen Harzvorland und ist wahrscheinlich in der Gegend von Grimschleben zu suchen.

*) … 1089 erster Markgraf von Meißen aus dem Hause Wettin.

Etwas andes klingt es in „Geschichte des Hauses Wettin von seinen Anfängen bis zur Gegenwart“ (www.prinz-albert-von-sachsen.de):

„Die Wettiner waren ursprünglich im niedersächsischen Raum, genauer gesagt im Harzgau beheimatet (siehe auch Tafel 3), wo als Ahne Dietrichs oder Dedis Graf Volkmar (und sein Bruder Rikbert) in Quellen erscheint. Volkmar starb noch vor 961; sein Vater war Friedrich II., Graf im Harzgau, dessen Spuren wir 937 und 945 in den Quellenberichten vorfinden. Dessen Vater Friedrich I. war ebenfalls im Harzgau zu Hause und trug bereits den bezeichnenden Titel Graf im Harzgau. …

Friedrich II. schenkte seiner Mutter Bia … Besitz im Schwabengau, der sich östlich von Quedlinburg bis zur Saale erstreckte. Dort war er offenbar reich begütert.

Der … Gau Serimunt (hier empfingen Volkmar und sein Bruder Rikbert Besitzungen aus der Hand Kaiser Ottos I. des Großen) schloss sich unmittelbar an den Schwabengau östlich der Saale im Raum Nienburg an. Damit ist erwiesen, dass die Wettiner aus dem heutigen Bundesland Niedersachsen stammen und als treue Anhänger des Ottonischen Kaiserhauses im Zug der mittelalterlichen Ostkolonisation während des 10. Jahrhunderts in das eroberte Sorbenland zwischen Saale und Elbe einwanderten.“

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Abb. 12

Mantelwappen der Wettiner

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Abb. 13 Großsteingrab auf dem Heringsberg bei Grimschleben/Latdorf

Das Grab birgt der Sage nach die Gebeine des Dietrich von Buzici, des Ahnherrn der Grafen von Wettin, von denen die sächsischen Regentenhäuser und somit auch die Königsfamilien von England, Belgien und Bulgarien abstammen.

Thiedericus de tribu, quae Buzici dicitur

So bezeichnet Thietmar von Merseburg (VI, 34) den ältesten mit Sicherheit nachweisbaren Ahnen des später nach der Burg Wettin genannten Geschlechtes. Nur vermuthen lässt sich als Vater desselben der Graf Teti, welcher 950 als Graf im Hasgau erscheint und wahrscheinlich identisch ist mit dem Dedi oder Dadanus, dessen Widukind (II, 18.III, 16) unter Kaiser OttoI.gedenkt. Der sächsische Annalist nennt Th. einen vir egregiae libertatis; dass er von hoher Geburt, geht deutlich aus den Vermählungen seiner nächsten Nachkommen, sowie aus den wichtigen Reichsämtern, die viele von ihnen begleiteten, hervor. Da seine Stammgüter im Nordschwabengau lagen, da die Vorrede zum Sachsenspiegel die Wettiner als Schwaben aufführt, worauf außerdem auch die in ihrem Geschlechte geltende Erblosigkeit der Weiber hinweist, so ist an der deutschen, d. h. nordschwäbischen Herkunft Thiedericus’ kaum zu zweifeln. Die etwas rätselhafte Bezeichnungde tribu Buzicihat mannichfache, zum Teil ganz willkürliche Deutungen erfahren. Sie auf einen Ort zu beziehen, verbietet der Sprachgebrauch; sie kann nur heißen: aus dem Geschlecht des Buzico, und auch dieser Name dürfte trotz seines fremdartigen Klanges echt deutsch sein; vgl. Formen wie Buozold, Buogulf.

(nach de.wikisource.org … thiedericus)

Von der tribu Buzici zu Theodoricus Buzici

(Rätselraten um die Herkunft)

Seit mehr als 300 Jahren wird unter Historikern (und solchen, die sich dafür halten) darüber gefachsimpelt, was dieses tribu buzici wohl bedeutet und welche Ahnen Theodoricus Buzici - und damit sowohl WETTINER als auch OSECKER wohl gehabt haben:

- Schon 1722 (Gleditsch, Leipzig) hat Johann Georg von Eccard (Eckhart) in der Historia genealogica principum Saxoniae Superioris die Auffassung vertreten,

“…Buzicus sey soviel als Burkard, oder Bucco oder Bucicio, und Theodoricus Buziciu hieße so viel als aus dem Geschlecht der Burcarde; Burchard aber, der Herzog in Thüringen, welchen die Hungarn 908 erschlagen, sey der Stammvater. ”

- Johann Christoph Adelung (Erbstein, Meißen 1802) versucht im Directorium d. i. Chronologisches Verzeichniß der Quellen der Süd-sächsischen Geschichte Licht in das Dunkel der Herkunft zu bringen. Er verweist auf Vornamengleichheit bei den Mansfelder* Grafen, resigniert aber mit:

“… Weiter wird man es mit den Ahnen des heutigen Churhauses Sachsen wohl nicht bringen können, denn über den Markgraf Riddag hinaus (er starb 985) und dessen höchst wahrscheinlichen Bruder, den Markgrafen Dedo, (957), den Vater des Theodoricus Buzici, ist alles Aegyptische Finsterniß…”

- Christian Ernst Weiße (Breitkopf & Härtel, Leipzig 1805) sieht in Neues Museum für die sächsische Geschichte (Bd. 4, Heft 1) sowohl eine Grafschaft Budsetz mit der Burg Budizko (Grimersleben) als auch eine Personenbezeichnung, die vom alten sächsischen König Bodico abgeleitet sein könnte, eine Möglichkeit.

Auch er lenkt die Aufmerksamkeit auf die Mansfelder* und die Grafen im Harzgau.

- Schon vor ihm hatte Friedrich Zollmann (Leipzig, 1721) im Stemma Bulico-Saxonicum sive Saxoniae Ducum hodiernorum famiglia ex medio seculi X beweisen wollen, Buzici komme von Grimmersleben im Anhaltischen her, welcher Ort im Wendischen Budizeco geheissen habe, und daselbst liegt, wo die Bude (Bode) in die Saale fällt.

- Johann Andreas Genßler veröffentlichte 1817 (Ahl, Coburg) eine Schrift unter dem Titel:

Wittekind, oder gründlicher Beweis, daß das hohe Durchl. Haus Sachsen aus dem Geschlechte des ältesten Sächsischen Regenten, Wittekind des Großen, in gerader

männlicher Linie abstamme.

- Schon 1780 ist Johann Matthias Schröckh (Weidmanns Erben & Reich, Leipzig) in seiner Aeltesten Meisnischen Geschichte … gegenteiliger Meinung und sich sicher,

… dass diejenigen Bücher, in welchen die Geschichte unserer Lande (Sachsen), von den alten Sachsen angefangen wird, nichts taugen, und ist deswegen in dem Kern der Geschichte …von Wittekind dem Großen …und (dessen) Nachkommen hier nichts zu gebrauchen…”

- Karl Lange (Breitkopf & Härtel, Leipzig 1835) bleibt in der Stammtafel des Hauses Sachsen, genealogisch, historisch und heraldisch dargestellt … bei der Abstammung des sächsischen Hauses vom Heidenkönig Wittukind dem Großen.

In einer Abhandlung über dieses Werk (Allgemeine Literatur-Zeitung, Halle u. Leipzig 1825, 2. Bd.) wird folgender Schuss gezogen:

“… Riddag und Theoderich stammen von den lothringer Burkarden … sie sind Brudersöhne (Vettern). … Von Riddag oder vielmehr von seinem Sohne Karl stammten die Grafen von Mansfeld *, und von Theoderich die Grafen von Wettin ab.

- Anton Christian Wedekind (Hamburg, 1835) glaubt in Noten zu einigen Geschichtsschreibern des deutschen Mittelalters, 2. Bd., dass Buzici durch Buchstabenversetzung auf das Burgwart Zurbici (Zörbig) zurückzuführen sei.
- Franz Palacky geht davon aus (Geschichte von Böhmen, Bd. 1, Kronberger & Weber, Prag 1836/42), dass die Wettiner einem slawischen Geschlecht entstammen:

“Den so oft besprochenen Ursprung des noch blühenden königlichen Hauses Witin (so urkundlich, nicht Wettin) können wir hier nicht umständlicher erörtern; die Namen tribus Buzici, Ded, Witin selbst, sind darüber entscheidend. Diese Namen sind in Form und Inhalt slavisch, rein und ächt, und keineswegs verdreht und verdorben”

*) … Nachkommen Karls sind nicht bekannt. Mansfelder, Querfurter und GOSECKER sind durch Heirat verwandt (s. u.)

Das verwandtschaftliche Verhältnis GOSECKER – WETTINER wird u. a. durch folgende Fakten bestätigt und untermauert.

- Teilnahme der Wettiner Dedo, Thimo und Gero (Söhne des Grafen Dietrich in Eilenburg, Graf im Hassegau, Markgraf der Lausitz, + 1034) an der Weihe der Klosterkirche Goseck im Jahre 1053.

Friedrich (I.) von Goseck war nach dieser Version der Abstammung der Vetter des Eilenburger Grafen Dietrich / Dedo II.

- Vornamensgleichheit in beiden Familien/Dynastien: (Dedo/Dietrich, Friedrich, Oda, ...), ein auch heute noch wichtiger Hinweis auf Verwandschaften des Mittelalters.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 14 Burg Wettin,

historische Darstellung

Genau an diesem Punkt (Vornamensübereinstimmung, Vornamens-„Ketten“ über mehrere Generationen) gehen die Meinungen über die Herkunft der GOSECKER-WETTINER auseinander.

Wenn die BURCHARDE (BUCCONEN) die Stammväter waren, warum taucht dann der Vorname Burchard/Burkhard bei den Wettinern nicht mehr auf - und wo gibt es ihn noch bei den Goseckern?

Die Tafeln zeigen uns bei den GOSECKERN einzig und allein Burchard (von Goseck) als Sohn des Liesgaugrafen und außer späteren Nachkommen Friedrichs I. über Richenza von Goseck (Burchard von Stumpenhausen, Burchard von Oldenburg-Wildeshausen) fehlen in den direkten Linien Hinweise.

Betrachtet man aber die Nachkommen Buchards (von Goseck) und insbesondere seiner Schwester Ida, so ist die Fülle der Burcharde (Anhang) offensichtlich:

Die Reihe beginnt dabei mit einem Enkel Idas, Graf von Querfurt, findet ihre Fortsetzung über Grafen von Querfurt bzw. Burggrafen von Magdeburg Buchard I. und Burchard II. bis hin zu den Burcharden als Mansfelder Grafen*.

*) … Es ist davon auszugehen, dass Rigdag (der Markgraf), Dietrich I. (von Buzici) und der

Liesgaugraf Burchard Vettern sind. Tafel 3 (Harzgaugrafen)

Unbewiesen ist, dass Hoyer als der erste bekannte Graf von Mansfeld ein Nachfahre

Rigdags bzw. seines Sohnes Karl ist und über diesen der Name Burchard zu den

Mansfelder Grafen kam.

Bei den Edlen von Querfurt taucht der Name Burchard erst (und dann über viele

Generationen) bei den Nachkommen von Ida von Goseck und Graf Gebhard I.

von Querfurt auf.

Offensichtlich hat es bei WETTINERN und GOSECKERN einen Bruch bei der Weitergabe der Vornamen gegeben. In den direkten Linien waren primär die Vornamen der harzgräflichen Verwandtengruppe (Dietrich-Dedo, Friedrich) geläufig, nur über eine Tochter wurde bei deren Nachkommen der Leitnamen ihres Vaters Burchard vielfach weitergegeben.

Es gibt eine Reihe von Monographien, die sich - zumindest in einzelnen Kapiteln - mit den Grafen von Goseck beschäftigen. Bei Trillmich 15) heißt es dazu:

Besonders erfolgreich waren GOSECKER und WETTINER, deren Heiratskreis und gemeinsame Ahnen wir nur undeutlich erkennen. Burg Goseck lag nördlich von Naumburg an der Saale. Ihre Herren besaßen Allodien, Grafschaften und andere Rechtstitel im Hochseegau, um Merseburg, in Chutizi, aber auch in Thüringen. Hersfelds Vogtei verschaffte ihnen Kirchenlehen wie Burg Volkenroda bei Mühlhausen. Das Mainzer Erzbistum überließ ihnen unter anderem Salzpfannen in Sulza. Weiterer, stattlicher Güterbesitz nahe der Pfalz Werla erstreckte sich rechts der Oker im Bistum Halberstadt bis in die Harzforsten.

Burkhard erwarb 1003 die sächsische Pfalzgrafenwürde. Königsrecht und missatische Aufträge zur Entscheidung besitzrechtlicher Streitfälle brachten ihn in enge Beziehungen zum Herrscher. Sein Amtsnachfolger war Siegfried (1017-1038), dessen Bruder Bruno als Hofkapellan später das Bistum Minden erhielt (1036-1055). Mit diesen beiden Männern wird das Merseburger Grafenhaus erloschen sein. Ein Teil der Lehen Siegfrieds samt der Pfalzgrafenwürde fiel an das wahrscheinlich verwandte Haus GOSECK. Adalbert, der Sohn Friedrichs (+ 1042) und der Agnes von Weimar, sollte dereinst als Erzbischof von Hamburg-Bremen zum Regenten des Reiches aufsteigen.

Die von Sturm bevorzugte Abstammungsreihe ist aber nur eine der heute existierenden drei unterschiedlichen Versionen:

a) Die direkte Abstammung beider Familien von Bucco (auch Buzzo bzw. Buzo) (836-908), Markgraf der Sorbenmark, Markherzog von Thüringen marchio Thuringinum, wird heute allgemein nur dann anerkannt, wenn einer Verwandtschaft der ostfränkisch-thüringischen BURCHARDE mit schwäbischen bzw. rätischen BURCHARDEN (HUNFRIEDINGER) zugestimmt wird.

In einer Urkunde* Ottos I. vom 26. September 949 (Quedlinburg) wird erstmalig ein Graf Teti erwähnt und der Hassegau als seine Grafschaft genannt.

„ ... quasdam nostri proprii juris res in pago Hassogoi et in confinio

Mersapurac in comitatu cujusdam comitis, qui Teti nuncupatur ...“

* … Das handschriftliche Originalpergament befindet sich nach Codex diplomaticus Saxo-

niae Regiae (1882) im Geh. Staatsarchiv Berlin.

Schon Thietmar von Merseburg 9) vertrat diese Auffassung. Im Kapitel 50 seiner Merseburger Chronik schreibt er:

„ … Du wirst Dedis Abstammung kennen lernen wollen, … So höre!

Er kommt aus dem Hause der BUKKONEN …

Nachfahren von Bukko - Burkhard - , Markgraf der Sorbenmark. Dietrich, der

Vater Dedis und Friedrichs von Eilenburg, war wohl ein Urenkel Burkhards

… sein Vater hieß Dietrich. …“

[...]

Final del extracto de 136 páginas

Detalles

Título
Die Gosecker. Palatinus Comes Gozecensis
Subtítulo
Sächsische Pfalzgrafen im 11. Jahrhundert
Autor
Año
2009
Páginas
136
No. de catálogo
V144126
ISBN (Ebook)
9783640576036
ISBN (Libro)
9783640575800
Tamaño de fichero
4281 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Pfalzgrafen, sächsische Pfalzgrafen, Palatinus Comes, Gosecker, Wettiner, Gozacha civitas, Chronicon Gozecense, Genealogie
Citar trabajo
Dr. Reinhard Scheunpflug (Autor), 2009, Die Gosecker. Palatinus Comes Gozecensis, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144126

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