Seit Anfang 2009 werden in vielen deutschen Bundesländern Universitäten bestreikt - eine Tatsache, die stark an die Studentenrevolte der späten 60er Jahre des 20. Jahrhunderts erinnert. Die Hochschüler der `68er-Generation demonstrierten für neuen Schwung und gegen veraltete Lehrpläne unter dem Leitspruch „Unter den Talaren, der Mief von 1000 Jahren“. Die bis dahin weitgehend friedliche Bewegung erlebte einen blitzartigen Umbruch durch den Tod des West-Berliner Studenten Benno Ohnesorg. Ohne ersichtlichen Grund schoss ein Berliner Polizist Ohnesorg in den Kopf. Ab diesem Zeitpunkt verliefen viele Demonstrationen und Aktionen der Studenten gewaltsam und nahmen an Umfang und Intensität zu. Im Kontrast dazu, wurden im vergangenen Jahr unter dem Motto "die deutschen Hochschulen brennen" Universitätsgebäude besetzt und zur Bestreikung der Vorlesungen aufgerufen. Im Fokus liegen die Defizite bei den Bachelor- und Masterstudiengängen sowie die hohen Studiengebühren, die in den meisten Bundesländern erhoben worden sind. Unzufrieden mit den Ergebnissen des Bologna-Prozess, wird auch dieses Jahr wieder zu zahlreichen Demonstrationen und Bestreikungen aufgerufen.
Da das Ziel der Bologna-Reform, die eine Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit durch die Einführung eines internationalen
Ausbildungsstandards verlangt, nicht neu und auf das Ausbildungsziel einer Erziehungsbewegung des 18. Jahrhunderts, die des Philanthropismus zurück zu fallen scheint, sollen die Bildungsziele der beiden Ansätze im Folgenden untersucht und miteinander verglichen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Pädagogische Grundgedanken des Philanthropismus
- 2.1. Historischer Hintergrund
- 2.2. Menschen- und Gesellschaftsbild
- 2.3. Bildungskonzeption und Erziehungsziel
- 3. Utilitaristisches Handeln
- 3.1 Der klassische Utilitarismus nach Bentham und Mill
- 3.2. Bezug zum philanthropischen Erziehungsziel
- 4. Bologna-Prozess
- 4.1. Grundlagen und Gesamtkonzept
- 4.2. „Employability“ als Bildungsziel des Bologna-Prozesses
- 5. Ein Vergleich: Das utilitaristische Bildungsziel der Philanthropen und „Employability“ als Ziel des Bologna-Prozess
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Vergleich des philanthropischen Bildungsideals mit dem im Bologna-Prozess propagierten Konzept der „Employability“. Der Fokus liegt auf der Analyse der jeweiligen Zielsetzungen und der Frage, ob sich in der Einführung des Bologna-Prozesses eine Rückkehr des utilitaristischen Bildungsideals des Philanthropismus abzeichnet.
- Historischer Hintergrund und Kernideen des Philanthropismus
- Der Utilitarismus als ethisches Konzept und seine Verbindung zum philanthropischen Erziehungsziel
- Die Zielsetzung und Inhalte des Bologna-Prozesses mit Fokus auf „Employability“
- Ein Vergleich der Bildungsideale des Philanthropismus und des Bologna-Prozesses
- Die Relevanz des Themas für die heutige Bildungslandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den aktuellen Diskurs um den Bologna-Prozess und dessen Kritik dar, wobei der Fokus auf die Debatte um die Beschäftigungsfähigkeit als Bildungsziel gelegt wird. Kapitel 2 präsentiert die zentralen pädagogischen Grundgedanken des Philanthropismus, einschließlich seines historischen Kontextes, des Menschen- und Gesellschaftsbildes sowie seiner Bildungskonzeption. Kapitel 3 befasst sich mit dem utilitaristischen Handeln und seiner Beziehung zum philanthropischen Erziehungsziel. Kapitel 4 erläutert die Grundlagen und das Gesamtkonzept des Bologna-Prozesses sowie das Konzept der „Employability“. Schließlich setzt sich Kapitel 5 mit einem Vergleich zwischen dem utilitaristischen Bildungsziel der Philanthropen und dem im Bologna-Prozess verfolgten Ziel der „Employability“ auseinander.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Schlüsselbegriffen des Philanthropismus, wie z. B. Menschenliebe, Gemeinnützigkeit und Nützlichkeit, und setzt diese in Bezug zum Konzept der „Employability“, welches im Bologna-Prozess eine zentrale Rolle spielt. Weitere wichtige Begriffe sind Bildungsziel, Erziehung, Utilitarismus, Beschäftigungsfähigkeit und Gesellschaft.
- Citation du texte
- Sebastian Karnoll (Auteur), 2010, Ein Vergleich: „Utilitaristisches Bildungsziel“ und „Employability“ , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155571