Zu diesem Zeitpunkt ist die sogenannte Wendezeit in der DDR ein bereits länger zurückliegendes Ereignis. Und obwohl immer noch Angleichungsprozesse auf verschiedenen Ebenen zwischen dem Ost- und dem Westteil Deutschlands zu verzeichnen sind, gehört das Ereignis „Wende“ mit seinem Resultat der staatlichen Einheit Deutschlands nicht mehr zum Zeitgeschehen, sondern ist Teil einer zurückliegenden historischen Epoche und Gegenstand historischer Betrachtung. Die Periode des Herbstes 1989 bis zum Ende des Jahres 1990 war von teils täglich neuen Entwicklungen geprägt, welchen die Zeitgenossen in Erstaunen oder Bestürzung, in Freunde und auch in Furcht versetzten. Aus rückblickender Perspektive wurden die Prozesse dieser Zeit mit großem Interesse erforscht, welche letztlich zur Auflösung der DDR und ihrem Aufgehen im politischen System der BRD führten.
Die Erkenntnisse über Geschichte und die wissenschaftliche Beschäftigung damit werden stets über das Medium Sprache transportiert. Es liegt demnach nicht fern, den Bereich der wissenschaftlichen Sprachanalyse dem Blick des Historikers hinzuzufügen. In der vorliegenden Hausarbeit wird dies getan, indem Methoden und Forschungsprojekte vorgestellt werden, die dem Erkenntnisinteresse der historischen Bewertung im Kontext der Ereignisse von 1989 und 1990 in der DDR dienlich sein können.
Die darzustellenden Methoden der sprachwissenschaftlichen Forschungsansätze zur Wendezeit in der DDR können auch aus historischer Perspektive interdisziplinäre Erkenntnisgewinne erzielen. Im Besonderen können argumentationsstilistische Analysen (Fix, Barth) dem Bereich der Oral Historie förderlich sein, sowie quantitativ-semantische Untersuchungen des öffentlichen Sprachgebrauchs (Herberg et al.) Prozesse eines Zeitgeschehens verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sprechen Sie ostdeutsch? Sprachliche Bedingungen im Vorherbst 1989
- Der offizielle Sprachgebrauch
- Der persönliche Sprachgebrauch
- Befreiung der Sprache - Befreiung vom System
- Bedeutungswandel des Begriffes „Wende“
- Das Wörter-Buch zum öffentlichen Sprachgebrauch 1989/90
- Etymologischer Exkurs
- Aspekte des Lexems „Wende“ im historischen Kontext 1989/90
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der sprachwissenschaftlichen Analyse der Wendezeit in der DDR. Ziel ist es, Methoden und Forschungsprojekte vorzustellen, die Erkenntnisse über die historischen Ereignisse von 1989 und 1990 in der DDR liefern können.
- Die Rolle von Sprache im Kontext historischer Ereignisse
- Sprachliche Bedingungen im Vorherbst 1989 in der DDR
- Die Bedeutungswandel des Begriffs „Wende“ im historischen Kontext
- Methoden der sprachwissenschaftlichen Analyse von Zeitgeschehen
- Der Einfluss von Sprache auf die staatliche Herrschaft und ihre Überwindung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel gibt eine Einführung in das Thema und erläutert die Relevanz der sprachwissenschaftlichen Analyse im historischen Kontext der Wendezeit in der DDR.
Das zweite Kapitel analysiert die sprachlichen Bedingungen im Vorherbst 1989, wobei zwischen dem offiziellen Sprachgebrauch und dem persönlichen Sprachgebrauch differenziert wird. Das Kapitel verdeutlicht die Rolle von Sprache im Kontext der staatlichen Herrschaft und ihre Bedeutung für die Befreiung von der SED-Diktatur.
Das dritte Kapitel behandelt die Bedeutungswandel des Begriffs „Wende“ im historischen Kontext. Es beleuchtet die sprachliche Verwendung des Wortes „Wende“ im öffentlichen Sprachgebrauch von 1989/1990 und analysiert seine etymologischen Wurzeln.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Wendezeit, DDR, Sprachwissenschaft, Diskursanalyse, Sprachgeschichte, öffentlicher Sprachgebrauch, persönlicher Sprachgebrauch, Herrschaft, Befreiung, politische Umbruchphase.
- Citation du texte
- Thilo Moritz (Auteur), 2010, Die Verwendungen des Begriffs "Wende", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158887