Leseprobe
Inhaltverzeichnis
1. Als Praktikant in der Schule
1.1 Eigene Erwartungen an das Orientierungspraktikum
1.2 Die Praktikumsschule
1.3 Perspektiven-/Rollenwechsel
2. Theoretischer Teil
2.1 Kooperatives Lernen
2.2 Die Voraussetzung eines erfolgreichen Kooperativen Lernens
2.3 Ziele des Kooperativen Lernens
3. Beobachtungen in der Praktikumsklasse
3.1 Die Vorgehensweise in den drei Klassen
3.1.1 Die 6. Klasse
3.1.2 Die 10. Klasse
3.1.3 Die 12. Klasse
4. Wichtigkeit und Funktionalität Kooperativen Lernens in der Klasse
5. Konsequenzen und Perspektiven für mich
Literaturverzeichnis
1. Als Praktikant in der Schule
1.1. Eigene Erwartungen an das Orientierungspraktikum
Im Allgemeinen erwarte ich von diesem Orientierungspraktikum, die Möglichkeit zu bekommen, den Schulalltag vom Unterricht beginnend bis zum übrigen Geschehen aus einem neuen Blickwinkel beobachten zu dürfen. Aus dieser Möglichkeit heraus, erhoffe ich mir, eine Näherbringung zum Lehrerberuf und eine Bestätigung oder eine Widerlegung meines Wahls ein Lehrer zu werden.
Speziell an der integrierten Gesamtschule X erwarte ich einen Einblick in den Schulalltag, wo der Frontalunterricht keine primäre Rolle mehr spielt, sondern ein anderes Lernkonzept im Vordergrund steht. Nämlich das Konzept des kooperativen Lernens. Ein weiterer interessanter Punkt ist die Tatsache, dass die Schule sich als „Schule für alle“ bezeichnet. Das bedeutet, dass sowohl gesunde als auch behinderte und vom Niveau unterschiedliche Kinder in einer Klasse lernen und zusammen arbeiten müssen.
Dieser Vielfalt und diese Heterogenität der Klassen erfordern von den Kindern die Beherrschung mehrerer Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie am Anfang nicht mitbringen aber durch das Konzept des kooperativen Lernens erlernen werden.
Ich erhoffe mir während dieses Praktikums die Funktionalität dieses Konzepts beobachten zu können, die Schwierigkeiten, die auftreten können und ob die Schüler die zu erwerbenden Kompetenzen verstehen, verinnerlichen und in Taten umsetzen können.
Um diese Fragen zu beantworten habe ich als Beobachtungsschwerpunkt „das Kooperative Lernen - Voraussetzungen, Ziele und Ergebnisse - “ gewählt.
1.2. Die Praktikumsschule
Die Gesamtschule X bezeichnet sich als „Schule für alle“. Das heißt, dass der Vielfalt der Kinder sehr erwünscht ist. Somit sind SchülerInnen, die aufgrund einer Behinderung besondere Hilfe benötigen, genauso willkommen wie SchülerInnen, denen das Lernen leichter fällt und auch SchülerInnen, die aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Umfeldern kommen.1
Das Konzept des kooperativen Lernens ist als ein wesentliches Standbein der pädagogischen Arbeit der Schule anzusehen, wobei der allgemeine Schulalltag in den meisten Schulen noch weit davon entfernt ist. Die SchülerInnen in X lernen somit in festen und heterogenen Tischgruppen. Dabei bringen sie ihre individuellen Fähigkeiten ein und entwickeln sie auch. Ziel ist es, die SchülerInnen bestmöglich zu fordern und zu fördern.2 Da die SchülerInnen einer Tischgruppe über längerer Zeit und in allen Fächern zusammenarbeiten, lernen sie einander zu helfen, Konflikte zu lösen und gemeinsam die eigenen Lernergebnisse zu steigern.3
Die Schule betreut ungefähr 1800 SchülerInnen4, was eine große organisatorische Herausforderung ist. Die Lösung war die Idee, die Schule in einer Schule zu gründen. Somit bilden drei Klassen eines Jahrgangs eine solche „Kleinschule“, das so genannte Team. Die TeamlehrerInnen begleiten in der Regel nur diese Klassen.5 Dies ermöglicht ihnen einen vertieften Überblick über das Geschehen in der Klasse und schafft ein passendes Milieu zum Praktizieren ihres Pädagogischen Schwerpunkts, nämlich „Das Kooperative Lernen“.
Die Gesamtschule X ist eine Ganztagsschule, die neben dem Unterricht auch verschiedene Projekte wie z.B. ein von Schülern betriebenes Schreibwarengeschäft, ein Café und eine Druckerei anbietet. Dazu steht den Kindern auch ein breites Freizeitangebot zur Verfügung (Theater, Zirkus, Musikkeller, Teestube…).6 Dies zeigt, dass die Schule großen Wert auf einen lebensnahen Schulalltag legt und nimmt dabei Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler.
1.3. Perspektiven-/Rollenwechsel
Mein Abitur habe ich 2001 erworben. Es ist also ein 9 jähriger Abstand, den ich von meiner Schulzeit habe. Deswegen denke ich, dass der Rollenwechsel mir um einiges leichter fällt als andere Studenten, die ihrer Schulzeit noch sehr nahe sind. Bereits in der Schulzeit machte es mir Freude jüngeren SchülerInnen zu vermitteln, was ich gelernt und verstanden habe. Dieses Gefühl hat mich sogar zur Entscheidung geführt, von meinem Ersten Studiengang - Medizin - zum Lehramt zu wechseln. Ich hatte mir ein Jahr zum Entscheiden vorgenommen. Dabei arbeitete ich sowohl im medizinischen als auch im pädagogischen Bereich. Nachdem die Arbeit im Krankenhaus mich nicht angesprochen hat, spürte ich im Gegensatz dazu die Freude im Umgang mit jungen Menschen. Und so wurde mir klar, dass ich Lehrer werden möchte.
Als Lehrer erhoffe ich mir eine möglichst dauerhafte Flexibilität und Lernbereitschaft. Dem Vertrauensaufbau zwischen LehrerInnen und SchülerInnen kommt mir persönlich höchste Priorität zu. So erhoffe ich mir eine angenehme Lernatmosphäre erreichen zu können. Die heutigen Anforderungen führen dazu, SchülerInnen zu helfen, sowohl in der Schule als auch im Leben erfolgreich zu sein. Die Effizienz des Unterrichts soll demnach verbessert werden. Um dies zu erreichen, sollen LehrerInnen ihre Aktivitäten entsprechend anpassen, in dem sie alle vier Kompetenzbereiche betrachten, nämlich Selbst-, Sozial-, Methoden- und Fachkompetenz.7
2. Theoretischer Teil
2.1. Kooperatives Lernen
In der heutigen Zeit herrschen ständige Änderungen und Schwankungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen, die bei einigen Menschen kaum durchzuhalten sind. So steigen die Erwartungen der Gesellschaft an die Aufgabe der Schulen und damit auch an LehrerInnen, die junge Generation auf diese Bedingungen vorzubereiten. Die zu erreichenden Ziele sind also nicht nur am hohen Leistungszuwachs fixiert, sondern es kommen noch die sozialen und kommunikativen Aspekte des Lernens und Lehrens mit zum Vorschein.8 Die heutigen Ansprüche fordern also einen Unterricht, der zum Beispiel Leistungsstarken fördert und trotzdem die Leistungsschwachen mitnehmen kann, der Persönlichkeiten bildet und Kompetenzen fördert.9 Die traditionelle Sichtweise der SchülerInnen als Wissensempfängern und der LehrerInnen als Wissensgebern ist nicht mehr den heutigen Bedürfnissen gewachsen, da durch die Differenzierung und die Komplexität heutiger Gesellschaft zusätzliche Fähigkeiten die Grundvoraussetzung für die Entwicklung des Gefühls der Zusammengehörigkeit, der Toleranz und des gegenseitigen Respekts bilden.10 Um diese Herausforderungen zu bewältigen, hat sich das Konzept des kooperativen Lernens, durch mehrere Untersuchungen, als geeignete Strategie erwiesen.11 Es ist ein Lernkonzept, das Lernen als natürliches soziales Geschehen darstellt, in dem Kommunikation, Diskussion, Reflexion und gegenseitige Anregung eine zentrale Rolle spielen.12 Kooperatives Lernen ist ein Konzept, das den langfristigen Lernerfolg sowie die Lernbereitschaft und Zusammenarbeit der SchülerInnen steigert. Dabei sorgt ein elaboriertes Methodenrepertoire dafür, dass ein kräfteschonendes und bedachtes Umgehen mit der Heterogenität der Lernenden stattfindet.13
2.2. Die Voraussetzung eines erfolgreichen Kooperativen Lernens
Viele Untersuchungen belegen,14 dass Lernen in einer Gruppe besser als im normalen Frontalunterricht ist. Jedoch zeigen andere Studien und Erfahrungen, dass Erfolge in kooperativen Lernumgebungen eher die Ausnahme sind. Deshalb ist wichtig zu erwähnen, dass es Bedingungen und Voraussetzungen für ein gelungenes und erfolgreiches kooperatives Lernen gibt. Zu diesen Bedingungen zählen unteranderem folgendes:
- Bereitschaft und Motivation: nach Slavin meist durch Belohnungs- oder Zielstrukturen, individuelles Interesse am Thema und durch das Vorhandensein des Wohlgefühls in der Gruppe.
- Individuelle Kompetenzen: dazu gehören Vorwissen, kognitive und metakognitive Kompetenzen wie z.B. Selbsterkennung und Anerkennung der Wichtigkeit der einzelnen Mitglieder in der Gruppe. Dies sollte den Kindern möglichst früh beigebracht werden. Die Methoden dafür gibt es in vielen Literaturen. Ein Beispiel ist der „Morgenkreis“ zu Beginn jeder Woche.
- Zusammensetzung der Gruppe: möglichst eine angemessene Aufteilung der Gruppen bezüglich des Niveaus des Vorwissens und der kognitiven Fähigkeiten.
- Lernziele: kooperatives Lernen ist nur dann effizient, wenn zusätzlich zum Wissenserwerb auch soziale Kompetenzen erlernt oder gefördert werden sollen.
- Aufgabenstellung: es soll eine Gruppenarbeit sein, nur durch Zusammenarbeit zu lösen und weder unter- noch überfordernd sein.
[...]
1 Vgl. http://www.[Website der Schule].de/
2 Vgl. http://www.[Website der Schule].de/
3 Vgl. PDF-Broschüre IGS-X, S. 7
4 Vgl. http://www.schulsport-nrw.de/info/news10/pdf/[Schule].pdf Vgl.
5 PDF-Broschüre IGS-X, S. 7
6 Vgl. ebd., S. 9-12.
7 Vgl. Praxishandbuch Cooperative Learning, Von Kirsten Miehe u. Sven-Olaf Miehe, S. 27-30
8 Vgl. Norm & Kathy Green: Kooperatives Lernen im Klassenraum und im Kollegium, S. 13
9 Vgl. ebd. S 13
10 Vgl. Norm & Kathy Green: Kooperatives Lernen im Klassenraum und im Kollegium, S. 32
11 Vgl. ebd. S. 16
12 Vgl. Konrad & Traub: Kooperatives Lernen, S. 5
13 Vgl. Norm & Kathy Green: Kooperatives Lernen im Klassenraum und im Kollegium, S 16
14 Vgl. Konrad & Traub: Kooperatives Lernen, S. 51-65