Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das 4CID Modell: praktischer Teil
2.1 Kompetenzhierarchie
2.2 Aufgabenklassen
2.3 Lernaufgaben
2.3.1 Lernaufgabe 1: Themenrecherche
2.3.2 Lernaufgabe 2: Themenreihe festlegen
2.3.3 Lernaufgabe 3: Inhaltspunkte für die Seminare erarbeiten
2.4 Unterstützende Informationen
2.5 Just-in-time Informationen
3. Das 4CID Modell: theoretischer Teil
3.1 Lerntheoretische Überlegungen
3.2 Situiertes Lernen
3.3 Didaktische Szenarien
3.4 Medien
4. Zusammenfassung und Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
Referententätigkeit in verschiedenen Bildungsbereichen ist eine der klassischen Aufgaben des Bildungswissenschaftlers oder Bildungswissenschaftlerin. Weiter- bildung fördern, lebenslanges Lernen vereinfachen, soziale Kompetenzen stärken oder Umgang mit der Wissensexplosion sind nur einige der vielen Themen, die ein Bildungswissenschaftler oder Bildungswissenschaftlerin behandeln können. Oft- mals wird er/sie für ein Bildungsinstitut oder öffentlichen Bildungsträger arbeiten und die Themen werden sich an den Schwerpunkten des Bildungsträgers und Ar- beitsbereiches anlehnen. Zielgruppen können von Menschen mit langer Arbeitslo- sigkeit, die an einer Wiedereingliederungsmaßnahme teilnehmen bis zu Projektlei- tern von Firmen, die Ihre sozialen Kompetenzen stärken möchten, reichen. Diese Arbeit erstellt einen Entwurf für einen Lehrplan, der einen Bildungswissenschaft- ler oder eine Bildungswissenschaftlerin in die Lage versetzt, die Tätigkeit als Re- ferent bzw. Referentin auszuführen.
Das Vier-Komponenten-Instruktionsdesign-Modell, kurz 4CID Modell, von Jeroen van Merriënboer wird als Grundlage für den Entwurf eines Lehrplans verwendet. Das 4CID Modell wurde zur Ausbildung von komplexen Fähigkeiten entwickelt und eignet sich damit für einen Ausbildungsplan für die vielseitige und komplexe Aufgabe eines Referenten oder einer Referentin. Da das 4CID Modell sowohl für die Präsenzlehre, wie für E-Learning oder die Kombination dessen im BlendedLearning geeignet ist, kann es in der Ausbildung von Referenten besondere Relevanz finden. Der Bereich E-Learning und BlendedLearning wird in der späteren Tätigkeit des Referenten wieder eine Rolle spielen, da eine reine Präsenzlehre in der Erwachsenenbildung immer stärker abzunehmen scheint. So kann bereits in der Ausbildung der Umgang und die Möglichkeiten im Lernen mit E-Learning und BlendedLearning erlernt werden.
Van Merriënboer entwickelte 10 Schritte zum komplexen Lernen, die in dem Buch „Ten steps to Complex Learning“ (2007) ausführlich dargestellt werden. Davon werden fünf Schritte im praktischen Teil der Arbeit erläutert und angewendet. Im theoretischen Teil werden verschiedene Lerntheorien begründet, sowie die Besonderheit im situierten Lernen und die Einbindung didaktischer Szenarien.1
2. Das 4CID Modell: praktischer Teil
2.1 Kompetenzhierarchie
Die Erstellung und Analyse der Kompetenzen wird von Bastiaens, Deimann, Schrader & Orth als erster wichtiger Schritt genannt (2010, S. 95). Die für den Beruf als Referenten mit dem Hintergrund des Bildungswissenschaftlers zu erlernenden Fertigkeiten und Fähigkeiten werden zu Beginn analysiert und beschrieben. Um die Fertigkeiten und Fähigkeiten festzulegen werden Experten herangezogen, die den Beruf kennen und ausüben. Das Modell zeichnet sich dadurch aus, dass es Kompetenzen systematisch zergliedert in zu erlernendes Verhalten, dies wird in einer Fertigkeitshierarchie abgebildet.
Dabei wird die Hierarchie in vertikale und horizontale Relationen geteilt, die un- terschiedlich zu lesen sind. Die sich bedingenden Teilkompetenzen werden verti- kal dargestellt auf konditionaler Ebene. Damit ist die jeweils untere Fertigkeit Vo- raussetzung für die darüber liegende Fertigkeit (van Merriënboer & de Croock, 2002, S. 41). Die Hierarchie ist also von unten nach oben zu lesen. Die horizontale Ebene zeigt den temporären Bezug. Teilkompetenzen, die zuerst erlernt werden müssen stehen links und nachfolgende weiter rechts. Eine Teilkompetenz muss immer erst abgeschlossen werden, bevor mit dem Erlernen der nächsten begonnen werden kann. Dabei ist zu beachten, dass es auch parallel zu erlernende Teilkom- petenzen gibt, die in der Hierarchie durch einen Doppelpfeil dargestellt werden (van Merriënboer & Kirschner, 2007, S. 82). Weiter gibt es in einigen Hierarchien die Besonderheit, dass die zeitliche Reihenfolge irrelevant ist bzw. austauschbar (van Merriënboer & Kirschner, 2007, S. 82).
Es wurde bereits in der Einleitung darauf hingewiesen, dass die Arbeit als Bil- dungswissenschaftler in der Referententätigkeit sehr vielseitig und komplex ist, sowie abhängig von jeweiligen Bildungsinstitut/träger. So werden im Folgenden grundlegende und bereichsübergreifende Fertigkeiten in der Lehrplandarstellung genannt. Dies beinhaltet Aneignung von neuen Inhalten, Erstellung von Seminar- konzepten, Organisation von Seminaren und Vorträgen, sozialkompetente Vorbe- reitung auf die Seminarteilnehmer und die Durchführung des Seminares. Die Hie- rarchie geht davon aus, dass ein Referent sich ständig auf neue Personengruppen einlässt und inhaltlich an seinen Bildungsträger gebunden ist. Die Hierarchie ist ohne Ausnahme von rechts nach links (temporärer Bezug) und von unten nach oben (konditionale Ebene) zu lesen. Es bestehen keine Gleichzeitigkeiten.
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Abb. 1: Kompetenzhierarchie
2.2 Aufgabenklassen
Das 4CID Modell beruht auf Lernen mit komplexen Aufgaben, die zunehmend komplexer werden. Aufgaben werden in Aufgabenklassen organsiert, dabei wird beachtet, dass auch bei niedriger Komplexität die vorgegebenen Fertigkeiten ge- lernt werden (Bastiaens, Deimann, Schrader & Orth, 2010, S. 97). Damit es zu Beginn zu keiner Überforderung des Lernenden kommt, sind diese zu Beginn ein- facher und steigen in der Komplexität und in der Schwierigkeit der anzuwenden- den Situationen an. „It ist clearly impossible to provide highly complex learning tasks right from the start of the training because this would yield excessive cogni- tive overload for the learners, which impairs learning and performance.” (Sweller, van Merri ë nboer & Pass, 1998., zit. nach van Merriënboer, Clark & de Crook, 2002, S. 44) Aufgaben müssen demnach sequenziert werden. Bastiaens et al. be- schreiben insgesamt vier verschiedene Sequenzierungsprinzipien: vereinfach-ende Annahmen, Nachdruck-Manipulation, mentale Modelle Progression und systema- tisches Problemverfahren. Das Prinzip der vereinfachenden Annahmen wird am häufigsten benutzt.
Das Prinzip der vereinfachenden Annahmen erstellt Aufgabenklassen, bei denen die erste Aufgabenklasse das niedrigste und die letzte Aufgabenklasse das höchste Schwierigkeitsniveau abbildet (Bastiaens, Deimann, Schrader & Orth, 2010, S. 97). „The final task class represents all tasks, including the most complex ones that professionals encounter in the real world.“ (van Merriënboer, Clark & de Crook, 2002, S. 45) Van Merriënboer weist damit bereits auf die Lernaufgaben hin, die in den Aufgabenklassen entwickelt werden.
Verschiedene Möglichkeiten der Annahmegestaltung können nach van Merriënboer & Kirschner (2007, S. 63) zum Beispiel sein:
- „Clarity of concept definition“: von klar bis unklar definiert
- „number of articles“: von wenig zu vielen Gegenständen des Interesses
- „number of search terms“: von wenig Suchzeiten bis zu vielen Suchzeiten
Der Bildungswissenschaftler als Referent könnte mit folgenden Annahmen in der Lernsituation konfrontiert werden:
[...]
1 Aus Gründen der Einfachheit wird im Folgenden nur noch die Bezeichnung „Bildungswissen- schaftler“ oder „Referent“ verwendet, die jeweils die weibliche und männliche Berufsbezeichnung beinhaltet.