Der Kampf um Zimt und Betelnuss

Der Krieg zwischen der VOC und dem Königreich Kandy 1761 bis 1766


Mémoire de Maîtrise, 2012

95 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Verwendete Quellen und deren Einordnung
2.1. Memoiren der Gouverneure
2.2. Reisebeschreibungen
2.3. Sonstige Quellen

3. Akteure und Umfeld bis
3.1. Klimatische und naturräumliche Gliederung von Ceylon
3.2. Die überregionalen Konstellationen im Vorfeld des Krieges
3.3. Entwicklung der Ceylonesischen Königreiche bis zum 18. Jahrhundert
3.4. Akteure
3.4.1. Die VOC
3.4.2. Das Königreich Kandy
3.4.3. Jan Schreuder
3.4.4. Lubbert Jan Baron van Eck
3.4.5. Iman Falck
3.4.6. Kirthi Sri Rajasingha
3.4.7. England und Frankreich

4. Der Krieg mit Kandy
4.1. Gründe für den Ausbruch des Krieges
4.2. Der Kriegsverlauf
4.3. Der Vertrag von

5. Das Verhältnis zwischen der VOC und Kandy nach

6. Schlussfolgerungen

7. Abbildungsverzeichnis

8. Bibliografie

1. Einleitung

Die Geschichte des Königreiches Kandy auf Ceylon ist geprägt von ständigen Auseinandersetzungen mit den anderen Königreichen sowie mit den europäischen Eroberern. Das Königreich Kandy war, anders als andere Fürstentümer in Asien, über mehr als 300 Jahre sehr erfolgreich damit, seine politische Integrität zu behaupten und die europäischen Mächte zu instrumentalisieren, um mit deren Hilfe die Unabhängigkeit zu bewahren. Dies gelang ihnen mit den Portugiesen, den Niederländern und den Briten in unterschiedlicher Weise und über einen unterschiedlichen Zeitraum und jede dieser drei Mächte hatte heftige Auseinandersetzungen zu bestehen und Niederlagen zu verkraften. Dabei hatte es Kandy mit unterschiedlichen Konzepten, Interessen und Zielsetzungen der Europäer zu tun. Hauptantrieb für die europäische Expansion war der Handel mit Gewürzen. Bereits Kolumbus war auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien, um an die begehrten Gewürze heranzukommen. Dasselbe Anliegen hatten die Portugiesen bei ihren Entdeckungsfahrten wie schon in den Zeiten davor die Hanse, die Salz aus Südeuropa importierte. Allen europäischen Mächten und Organisationen war aber gemeinsam, dass die Triebfeder für die langen und gefährlichen Unternehmungen das Gewinnstreben war. War am Anfang der portugiesische Staat direkt am Handel und der Verbreitung des katholischen Glaubens interessiert, so folgten darauf private Handelsorganisationen in Form der Ostindienkompanien, die in erster Linie auf Handelsvorteile und eine Monopolstellung gegenüber ihren Konkurrenten bedacht waren, wozu in nach Etablierung auch die asiatischen Partner zählten. Von dem Grundsatz, die Verbreitung des evangelischen Glaubens von der Geschäftstätigkeit zu trennen, wich die Vereenigte Oostindische Compagnie (VOC) erstaunlicherweise in Ceylon ab, was ebenfalls in die Betrachtung einfließen muss.

Waren die Beziehungen mit den Portugiesen fast ausnahmslos durch kriegerische Konflikte geprägt, so herrschte zwischen der VOC und dem Königreich Kandy über fast 100 Jahre ein unsicherer, aber dauerhafter Waffenstillstand. Umso überraschender ist es auf den ersten Blick, dass die Revolte in den niederländischen Gebieten in den Jahren 1760/1761 in einen Krieg zwischen der VOC und dem Königreich Kandy umschlug.

In dieser Magisterarbeit versuche ich herauszuarbeiten, was die Gründe für diesen Stimmungsumschwung in den Beziehungen zwischen beiden Kontrahenten waren und was die konkrete Kriegssituation für die VOC und Kandy bedeutete. Dazu ist es notwendig, die Entwicklung der Beziehungen anhand von Quellen zu analysieren, aber auch die naturräumliche Gliederung und die beteiligten Personen einer Analyse zu unterziehen. Gleichzeitig muss auch die Entwicklung der ceylonesischen Gesellschaft, die Organisation der VOC und die globalpolitische Komponente für eine Bewertung der Ereignisse herangezogen werden. Hinsichtlich der Auswahl der Quellen bin ich aufgrund der Verfügbarkeit fast ausschließlich auf niederländische Quellen angewiesen. Dass dies die Gefahr einer einseitigen Sichtweise in sich birgt, ist mir bewusst. Auf die historische Einordnung der Quellen werde ich noch unter Kapitel 2 näher eingehen. Trotzdem bieten die Memoiren der Gouverneure und die Reisebeschreibungen genügend Anhaltspunkte für eine Bewertung auch der ceylonesischen Gesellschaft. Dass für den Ausbruch des Krieges auch innenpolitische Gründe im Königreich Kandy ursächlich waren, legt die langjährige Symbiose zwischen den beiden Parteien nahe. Möglich erscheint aber auch eine Änderung in der Politik der VOC, die letztendlich zu den Feindseligkeiten führte. Ein letzter Punkt ist in den handelnden Personen selbst zu suchen. Aus diesem Grund werde ich auch die drei im Zeitraum 1761 bis 1766 regierenden Gouverneure sowie den König von Kandy betrachten, da das Zusammenspiel zwischen diesen maßgeblich zu Eskalation beigetragen haben kann.

Hinsichtlich der Namenskonventionen werde ich im Folgenden ausschließlich Ceylon für die gesamte Insel und Kandy für das unter unmittelbarer Herrschaft des Königs im Jahr 1761 stehende Gebiet verwenden und teilweise mit den handelnden Personen gleichsetzen. Diese umfassen das zentrale Hochland sowie die umliegenden Disavas, nicht jedoch die halbautonomen Gebiete der Vanni zwischen dem Hochland und der Halbinsel Jaffna. Hinsichtlich der europäischen Mächte setze ich die VOC und den niederländischen Staat und die EIC und den englischen Staat synonym, da diese Kompagnien hoheitliche Befugnisse übertragen bekommen hatten. Den Begriff Ceylonesen setze ich mit den einheimischen Einwohnern sowohl des Königreiches, als auch der Kompaniegebiete gleich.

Die zitierten Quellentexte habe ich in der Originalsprache Englisch oder Niederländisch belassen.

2. Verwendete Quellen und deren Einordnung

2.1. Memoiren der Gouverneure

Wichtigste Quelle für diese Untersuchung sind die Memoiren der scheidenden Gouverneure an ihre Nachfolger. Von diesen Memoiren sind zwölf für den Zeitraum 1658 bis 1796 erhalten und editiert. Für den Zeitraum von 1761 bis 1766 und die unmittelbare Entwicklung bis dahin kommen vier Gouverneure in Frage, von denen zwei Memoiren hinterlassen haben (Loten 1757 und Schreuder 1762). Die Gouverneure van Eck und Falck starben jeweils in Ausübung ihres Amtes, so dass keine Memoiren für den Nachfolger erstellt wurden.

Daneben wurden von mir noch weitere Memoiren des 17. und 18. Jahrhunderts verwendet, um durch den Vergleich der Beschreibungen eine Entwicklung in den Beziehungen zwischen der VOC und Kandy, aber auch des Selbstbildes der VOC, herauszufiltern. Im Einzelnen sind dies: Thomas van Rhee (1697), Cornelis Joan Simons (1707), Hendrick Becker (1716), Gustaaf van Imhoff (1740) sowie Librecht Hooreman (1748). Andere vorhandene Memoiren habe ich aus Gründen des großen Zeitabstandes zu den Geschehnissen oder der Verfügbarkeit in den Bibliotheken nicht verwendet.

Diese Memoiren sind deshalb für die Erforschung dieser Zeit so wichtig, weil sie einen authentischen Einblick in die Absichten und Tätigkeiten der Gouverneure geben. Sie waren für den internen Dienstgebrauch bestimmt und enthalten deshalb Informationen und Einschätzungen, die nicht nach außen dringen sollten. Sie umfassten neben Einschätzungen der Lage auch eine detaillierte Rechnungslegung der VOC in Ceylon. Daneben geben sie auch teilweise Einblick in die Persönlichkeit des Schreibers, d. h. welche Prioritäten setzt er bei der Beschreibung seines Zuständigkeitsbereiches und in wie fern hatte er einen Blick für die wesentlichen politischen Gegebenheiten im Königreich Kandy, aber auch auf der größeren weltpolitischen Bühne. Die Qualität der Memoiren gerade in diesem Punkt ist extrem unterschiedlich. Einige Memoiren lesen sich wie bessere Bilanzabschlüsse während andere teilweise visionäre Ansichten für die Zukunft der Kolonie beinhalten, die weit über das damalige Wissen und Wollen in Batavia und Amsterdam hinausgingen. Das beste Beispiel für den letzteren Fall ist Baron Imhoff, der neben fundamentaler Kritik an den ökonomischen und politischen Zuständen auf Ceylon auch konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigte, die aber nicht umgesetzt wurden, teils aus Gründen der mangelnden Qualität der nachfolgenden Gouverneure, teils aus kurzsichtigen Gründen der Instanzen in Batavia. Selbst der vielgescholtene Jan Schreuder hatte neben aller berechtigten Kritik doch klare Vorstellungen, wie ein Zusammenleben zwischen der VOC und Kandy möglich wäre, ohne das Handelsmonopol aufzugeben oder Kandy vollständig zu ruinieren. Allerdings muss man sich klar machen, dass die Gouverneure neben der umfassenden Information des Nachfolgers auf politischem, wirtschaftlichem und militärischem Gebiet noch eine weitere Absicht verfolgten. Die Memoiren waren auch zur Rechtfertigung des scheidenden Gouverneurs gegenüber den Heren XVII in Amsterdam und dem Raad van Indie in Batavia gedacht. Sie dienen also zum Einen als Quelle für die Struktur der VOC und die Beziehungen mit dem Königreich Kandy, zum Anderen aber auch für die Beweggründe der Gouverneure, bestimmte Entscheidung zu treffen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die eigene Leistung im Hinblick auf die Autoritäten in Batavia und Amsterdam positiver dargestellt wurden und die Schuld für Fehlentwicklung meist Dritten (Kandy, VOC-Beschäftigte) zugeschoben wurde.

Daneben wird nur die holländische Sicht dargestellt. Zwar ist die Sichtweise des Königs von Kandy in Ansätzen zu erahnen und einige Gouverneure zeigten gegenüber den Handlungen des Königs Verständnis, trotzdem muss man sich immer dieses Umstandes bei der Verwendung dieser Quellen bewusst sein. Auch ist der persönliche Stil des scheidenden Gouverneurs entscheidend für den Informationsgehalt der Memoiren. Handelt Thomas van Rhee die Beziehungen zum König von Kandy mit nur einem Absatz auf der letzten Seite seiner Memoiren ab, so widmet Simons fast die Hälfte seiner Beschreibungen den Beziehungen zu Kandy und den anderen ausländischen Mächten. Die anderen Gouverneure liegen in der Mitte der beiden Vorgenannten, beziehen sich aber teilweise darauf, um sich nicht zu wiederholen. Neben den persönlichen Einschätzungen der Lage tauchen aber immer wieder Rückbezüge auf die Direktiven aus Amsterdam und Batavia auf, die einen Einblick in die Restriktionen geben, denen die Gouverneure, bei aller Selbständigkeit auf diesem Posten, ausgesetzt waren.

Daneben tritt ein weiteres Problem bei der Verwendung dieser Quellen auf, nämlich die Frage der Editierung und Übersetzung. Die meisten dieser Quellen wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Ceylon, also noch unter britischer Herrschaft, übersetzt und editiert. Zum Einen war der Forschungsstand zum damaligen Zeitpunkt noch nicht so weit fortgeschritten wie heute, so dass bestimmte Aussagen in den Quellen falsch interpretiert und übersetzt werden konnten. Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn neben der englischen Übersetzung nicht auch der Originaltext wiedergegeben wurde.

2.2. Reisebeschreibungen

Eine weitere Quelle, um sich über das Königreich Kandy und die Beziehungen zwischen der VOC und dem König zu informieren, sind die Reisebeschreibungen, die insbesondere im 17. Jahrhundert in Mode waren. Es sind aber auch einige Beschreibungen erhalten, die aus der Zeit nach 1766 stammen und die Ereignisse im Nachgang beleuchten. Diese Reisebeschreibungen geben eine sehr persönliches gefärbtes Bild von Land und Leuten in der jeweiligen Zeit. Sie haben auf der einen Seite den Vorteil, dass sie nicht unter dem Zwang irgendeiner Rechtfertigung stehen und nicht zwangsläufig Partei für eine Seite nehmen müssen. Auf der anderen Seite besteht auch immer die Gefahr, dass das, was geschildert wird, der Fantasie entsprungen ist oder dass von Einzelfällen auf das Ganze geschlossen wird. Daneben waren die Autoren nicht immer bei den geschilderten Vorgängen dabei, so dass die Einschätzungen nur auf Hörensagen beruhen. Selbst ein Autor wie Knox, der sich 20 Jahre in Kandy aufhielt, kann nur schwerlich die Vorgänge am Hof schildern, da er dort als Gefangener zu weiten Bereichen keinen Zugang hatte. Daneben bleibt das Problem bestehen, dass Alles nur aus europäischer Sicht geschildert wird, wobei erstaunlich ist, dass häufig der König von Kandy positiver geschildert wird als die VOC. Verwendet habe ich Reisebeschreibungen aus verschiedenen Epochen und von Autoren verschiedener Nationalitäten, wie Baldaeus, Knox, Wolf und Saar. Die meisten dieser Autoren haben bei der VOC gedient und konnten so aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz berichten. Dies äußert sich insbesondere in den Beschreibungen der Flora und Fauna, die meist sehr ausführlich gehalten sind. Daneben wird aber auch auf die ceylonesische Gesellschaft eingegangen und politische Ereignisse, zumindest vom Hörensagen, geschildert. Für eine Einordnung der Ereignisse vor und nach 1766 sind die Reisebeschreibungen jedoch kaum geeignet.

2.3. Sonstige Quellen

Bei den sonstigen Quellen habe ich hauptsächlich auf offizielle Korrespondenz zwischen den Stellen der VOC sowie die Protokolle des Geheimen Komitees zurückgegriffen. Hinsichtlich der Protokolle stand mir die Editierung von Paulusz aus dem Jahr 1954 leider nicht zur Verfügung, so dass ich auch in diesem Fall auf die Zitierung desselben bei Raven-Hart zurückgreifen musste. Daneben habe ich noch den Reisebericht von Gouverneur Falck sowie den Vertrag von 1766 benutzt. Diese Quellen sind wahrscheinlich noch wertvoller als die Memoiren, da sie nur für die interne Kommunikation verwendet wurden und nicht veröffentlicht werden sollten. Sie legen noch stärker als die Memoiren die Absichten und Sichtweisen der Handelnden offen. Teilweise werden persönliche Probleme zwischen den Handelnden deutlich, teilweise wird auch über die Fortführung des Krieges und die Gründe dafür geschrieben, etwas, dass aus Sicherheitsgründen niemals in einer Korrespondenz zu finden gewesen wäre.

Eine Zwischenkategorie zwischen Reiseberichten und politischer Korrespondenz sind die Beschreibungen offizieller Reisen, bei denen die Beschreibung der vorgefundenen Zustände im Vordergrund steht. Verwendet habe ich die Berichte von Imhoff, Falck und Pybus, was uns auch die britische Haltung während des Konflikts näherbringt, auch wenn diese Berichte, mit Ausnahme von Pybus, eher eine Beschreibung der Gebiete, und nicht der Absichten sind.

3. Akteure und Umfeld bis 1761

3.1. Klimatische und naturräumliche Gliederung von Ceylon

Ceylon erstreckt sich von 6. bis zum 10. Grad nördlicher Breite über eine Länge von 445 km in Nord-Süd und 225 km in Ost-West Richtung im indischen Ozean südöstlich des indischen Subkontinents. Mit diesem war Ceylon vermutlich bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts durch eine feste Landverbindung, der sogenannten Adams Bridge, verbunden, wobei dies nicht abschließend gesichert ist. Die Topografie Ceylons besteht im Wesentlichen aus drei Bereichen: Die zentrale Hochebene mit Gebirgszügen bis 2500 Meter Höhe, die südlichen und westlichen Küstenbereiche mit tropischer Vegetation und die nördlichen und östlichen Tieflandebenen mit Trockenwald und Trockensavanne. Der Übergang von der Tiefebene zum Hochland ist abrupt, so dass Reisende über kurze Distanz große Höhen zu bewältigen haben. Gleichzeitig bilden die Gebirgszüge eine natürliche Barriere für die Stadt Kandy zu allen Seiten hin.

Ceylon liegt im Bereich der nördlichen Tropen und hat somit ein feuchtheißes Klima. Zwei Monsune haben Einfluss auf das Klimageschehen auf Ceylon, nämlich der Südwestmonsun von Mai bis Oktober und der Nordostmonsun von Dezember bis März. Die Zwischenperioden sind von trockenerem, aber teilweise wechselhaftem Wetter geprägt. Während der Südwestmonsun große Regenmengen zur gesamten Südküste und zum zentralen Hochland bringt, regnet über den nördlichen Gebieten kaum nennenswerter Niederschlag ab. Diese Gebiete erhalten Ihren Niederschlag zur Zeit des Nordostmonsuns, wobei die Restfeuchtigkeit wiederum an den Bergketten des zentralen Hochlands abregnet. Aufgrund der hohen Niederschlagsmengen entspringen zahlreiche Flüsse im Hochland und entwässern hauptsächlich in den westlichen, südlichen und östlichen Teil der Insel, so dass der Süden auch zu Zeiten des Nordostmonsuns über ausreichend Wasser verfügt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Karte der naturräumlichen Gliederung von Ceylon[1]

Die Stadt Kandy selbst liegt im Zentrum des zentralen Hochlandes und wird von drei Seiten vom Mahaveli Fluss begrenzt, was einen Zutritt zur Stadt nur mittels Fähren oder über die einzige Landseite ermöglicht. Im Küstenbereich konnten die Flüsse zum Transport genutzt werden, allerdings mit der Einschränkung, dass durch die unterschiedlichen Niederschläge im Hochland die Schiffbarkeit stark eingeschränkt war und durch die großen Höhendifferenzen auch nur der unmittelbare Bereich der Tiefebene abgedeckt werden konnte. Die Küste von Ceylon besteht hauptsächlich aus flach abfallenden Sandstränden, so dass die Anzahl der natürlichen Häfen eingeschränkt ist. Die wichtigsten Häfen waren Galle, Manaar, Puttalam, Trincomalee und Batticaloa, während in Colombo die Schiffe auf der Reede vor Anker gehen mussten und nicht direkt in den Hafen einlaufen konnten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Besitzungen der VOC und des Königs von Kandy[2]

3.2. Die überregionalen Konstellationen im Vorfeld des Krieges

Zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Feindseligkeiten im Jahre 1760 waren im indischen Ozean drei europäische Mächte aktiv, die dort um die Vorherrschaft rangen. England und die Niederlande waren mit ihren Kompagnien vertreten, während Frankreich sich direkt um Handel und Erwerbungen bemühte. Portugal war seit dem 17. Jahrhundert nicht mehr nennenswert präsent und spielte bei den Ereignissen keine Rolle mehr. Daneben gab es noch einige dänische Besitzungen, die ich aber auch außer Betracht lassen kann. Somit hatten auch die Auseinandersetzungen zwischen den drei genannten Mächten in Europa eine direkte Auswirkung auf die Ereignisse in Ceylon.Seit 1754 waren Frankreich und England in Amerika im sog. French and Indian War verstrickt, der sich im Jahre 1756 auch auf den europäischen Kontinent ausdehnte. Während auf dem Kontinent Preußen in Allianz mit England gegen Frankreich, Russland und Österreich weitgehend den Krieg führten, kämpfte England zur See und in den Kolonien gegen Frankreich. Davon betroffen war auch Indien, wo Frankreich in den 1740er Jahren seine Einflusssphäre deutlich ausgedehnt hatte. Bereits in der Zeit von 1751 bis 1754 kam es aufgrund von örtlichen Thronstreitigkeiten zwischen Haiderabad und Arcot zu einem Krieg von Engländern und Franzosen mit einheimischen Herrschern, bei denen beide Parteien ihre jeweiligen Einflusssphären ausdehnen konnten.

Nach der Niederlage der französischen Truppen bei Plassey (1757) nördlich von Kalkutta und bei Wandiwash (1760) verlagerte sich der Krieg auch in Indien vornehmlich auf die See. In diesem Zusammenhang wurden die Häfen von Trincomalee und Batticaloa zu einem strategischen Ziel, da zu Zeiten des Südwestmonsuns eine Fahrt der britischen Flotte von Madras oder Kalkutta nach Bombay oder Goa nicht oder nur schwer möglich war. Jedoch wäre eine auf Ceylon stationierte Flotte in der Lage gewesen, auch bei den ungünstigen Windverhältnissen die Westküste Indiens zu erreichen. Daneben war die englische Kompagnie in Bengalen in der Folgezeit in Auseinandersetzungen mit dem Nawab von Bengalen verstrickt, um ihren Handel zu sichern, was 1764 auch gelang. Somit waren bis 1764 alle englischen Militärkräfte in Indien gebunden und standen nicht für eine Konfrontation mit der VOC zur Verfügung.

Die Niederlande erklärten im Siebenjährigen Krieg ihre Neutralität, trotzdem wurde der Handel durch die kriegerischen Aktivitäten zur See und an Land behindert, insbesondere was den Absatz der Waren in Europa betraf.

In Zentralindien herrschte seit dem 16. Jahrhundert die Moguldynastie, die 1757 nach der zweiten persischen Invasion und Plünderung Delhis endgültig ihre Macht verloren hatte. Der Mogulherrscher musste die Marathen, die ihre Herrschaft um Puna an der Westküste erreichte hatten, um Hilfe bitten und verhalf diesen zum Höhepunkt ihrer Macht. Aber auch die Marathen unterlagen 1761 in der dritten Schlacht von Panipat den Persern. Das Reich zersplitterte in Kleinstaaten, von denen sich keiner zu einer überregionalen Macht aufschwingen konnte.

Daneben war die VOC selbst in Java von 1741 bis 1758 in einen bewaffneten Aufstand verwickelt, der Personal und Geld verschlang, im Gegenzug aber auch die Kaffeeproduktion in Ceylon förderte. Insgesamt bewirkte die Möglichkeit eines Übergreifens des Krieges zwischen Frankreich und England sowie die eigenen militärischen Aktivitäten eine deutliche Erhöhung der Militärkosten und damit einen Schwund der Profitabilität in der VOC insgesamt. Van Goor drückt dies so aus wenn er sagt, dass „clumsy political actions in Ceylon and the Straits of Malacca were mainly to blame for further rising military costs in the eighteenth century defense expenditure.”[3] Weiter charakterisiert er die VOC “[…] as a hegemonic power that possessed the means to control events in the region, including through its capability to wage wars at several fronts simultaneously, something which occurred on several occasions during the seventeenth and eighteenth century.[4] Meines Erachtens ist dieses letzte Urteil über die VOC nur eingeschränkt gültig, da gerade die Ereignisse in Ceylon gezeigt hatten, dass militärische Aktionen auf einem Schauplatz die Mehrzahl der Kapazitäten der VOC band und weitere Aktionen zur selben Zeit schlichtweg unmöglich waren, ohne langfristig Verstärkungen aus Europa zuzuführen.

3.3. Entwicklung der Ceylonesischen Königreiche bis zum 18. Jahrhundert

Einige Entwicklungen, die Einfluss auf die Ereignisse des Jahres 1761 hatten, begannen bereits im 3. Jahrhundert nach Christus. Das wichtigste Ereignis war zweifellos die Einführung des Buddhismus auf Ceylon, die eine Identitätsstiftung der singhalesischen Bevölkerung mit sich brachte. Diese Identitätsstiftung durch den Buddhismus führte in letzter Konsequenz dazu, dass der König qua Gesetz Buddhist sein musste, um dieses Amt auszuführen. Zum anderen trat aber auch zum ersten Mal eine Herrschaftsteilung zwischen mehreren Königreichen auf, wie sie später der Normalfall werden sollte. Zum einen war dies das Königreich von Anuradhapura im nördlichen Hochland, zum anderen Rohana in der südlichen Tiefebene. Dazu kam noch eine verstärkte Zuwanderung dravidischer Hindus aus Südindien, die sich in den späteren Jahrhunderten noch verstärkte. Eine Assimilation dieser Hindus fand zwar nicht statt, jedoch erfolgte eine relativ unproblematische Integration. Diese eher passive Haltung der Singhalesen gegenüber den Hindus änderte sich erst ab dem 5. Jahrhundert, nämlich als Ceylon verstärkt Opfer von Überfällen aus dem südlichen Indien wurde. Jongens beschreibt es so: „In de loop van den 5e en 6e eeuw en in de periode daarna raakte het Singhalese rijk steeds meer betrokken bij de politieke ontwikkelingen op het Indiase vasteland, waar drie dynamische en expansiebelaste hindoe-rijken ontstaan waren , malijk het Pandyaanse, het Palava – en het Chola-rijk, die elk streefden naar de hegemonie over Zuid-India. In militair opzicht was het Singhalese rijk tegen geen van de drieen opgewassen, zoals tijdens verschillende dynastieke conflikten bleek. Sri Lanka werd in deze periode dan ook steeds vaker doelwit van korte invasies en plundertochten vanuit deze nieuwe staten. De interne tegenstellingen tussen Tamils en Singhalesen werden daardoor aanzienlijk verscherpt, omdat de invasielegers altijd op brede steun onder de Tamil-bevolking in Sri Lanka konden rekenen.”[5]

Während der Blütezeit der Polonuwara – Periode im 12. Jahrhundert wurde das nördliche Hochland durch künstliche Bewässerung fruchtbar gemacht, was zu einem Nahrungsmittelüberschuss und einer reichen und mächtigen Gesellschaft führte. Die Auslandsbeziehungen erreichten in dieser Zeit ihren Höhepunkt, insbesondere mit Burma und dem Khmer-Reich im heutigen Kambodia. Insbesondere der Handel mit Betelnuss (Areca) und Elefanten ließ viele Sachwerte und Edelmetalle nach Ceylon fließen, was zu einer Festigung und Unabhängigkeit des Königreiches führte. Daneben wurde Ceylon einer der größten Reisexporteure in Asien. Der Handel an sich wurde zum größten Teil nicht von den Ceylonesen, sondern von muslimischen Händlern abgewickelt, die sich auf Ceylon niedergelassen hatten und ihre bereits bestehenden Geschäftsbeziehungen in den Mittleren Osten und nach Indien einbrachten.

Mit dem Niedergang Polonuwaras verfielen auch die Bewässerungsanlagen, was Ceylon zur Zeit der VOC zu einem Importeur von Reis und zu einer Gesellschaft mit einer Subsistenzwirtschaft machte, die in Zeiten ausbleibender Niederschläge unter Hungersnöten zu leiden hatte. In der Folgezeit bildeten sich zwei Königreiche heraus, das von Jaffna im Norden und das von Kotte, das den gesamten südlichen und zentralen Teil der Insel umfasste. Die Herrscher von Kotte betrachteten sich als Könige der gesamten Insel, eine Auffassung, die die Könige von Kandy aus später noch darzustellenden Gründen übernahmen. Insbesondere nutzten die Könige auch den Landbesitz zur Festigung ihrer Macht, um so die Loyalität des Adels zu gewinnen. Konkret sah dies so aus: „ The previous native rulers of the kingdom of Kotte were the biggest “land owners” of the country. They owned gabadagam or king’s villages which were quite often the richest villages in the realm. These gabadagam supplied the court with the most of the provisions which were required for the maintenance of it establishment. Usually, the crown granted the gabadagam to individuals for the purpose of the collecting of royal dues and for administration.”[6]

Dies war die Ausgangssituation, als 1505 mit den Portugiesen die ersten Europäer die Insel für sich entdeckten. Lorenzo de Almeida soll rein zufällig auf dem Weg zu den Malediven auf Ceylon gestoßen sein, ihm wurde die Bedeutung dieser Entdeckung aber schnell klar. Da die Portugiesen dauerhaft am Handel mit Gewürzen beteiligt sein wollten und dies nicht im Gegensatz zu den Interessen des Herrschers von Kotte stand, erhielten sie im Jahr 1518 die Erlaubnis, sich dauerhaft in Colombo niederzulassen und ein bewaffnetes Fort zu erreichten. Nur drei Jahre später wurde der Herrscher von Kotte ermordet und es entstand ein Thronstreit, der mit der Teilung des Königreiches endete. Jeder der Einzelkönigreiche machte aber jedoch seinen Anspruch auf das Gesamtkönigreich geltend, konnte sich aber nicht alleine gegen die anderen durchsetzen. Letztlich blieben nur zwei Königreiche im Süden übrig, das von Kotte und das von Sitavaka. Kotte fragte schließlich die Portugiesen um militärischen Beistand, was letztendlich zu einer de facto Übernahme des Königreiches durch die Portugiesen führte. Im Laufe des 16. Jahrhunderts war auch das Königreich von Kandy durch die Machtübernahme eines abtrünnigen Generals entstanden und wurde in die verschiedenen militärischen Konstellationen hineingezogen. „By the middle of the decades of the century, the kingdom of Sitavaka became the most powerful figure in this configuration and its rulers laid claim to the long-standing Sinhala tradition of cakravarti of the island in its sense of Sinhale […]. The kingdom of Kandy tended to ally with Kotte and the Portuguese in the manoeuvres of the era, but was conquered by Sitavaka and ceased to exist between 1581 and 1591. The sudden and rapid decline of the kingdom of Sitavaka in the 1590s after the death of Rajasingha I. in 1593, as well as the failure of the Portuguese attempts to set up a puppet-state in the city of Kandy, resulted in the emergence of the Kingdom of Kandy under Vimaladharmasuriya I. (c. 1591 – 1604) as the only Sinhala state and the heirs of the idea of Sinhale.”[7] Kandy war also als einziges legitimes, also singhalesisches, Königreich übriggeblieben, da Jaffna von hinduistischen Tamilen beherrscht wurde. Aus dieser Alleinstellung erwuchs der Anspruch, Erbe des Königreiches Kotte und damit ganz Ceylons zu sein. Mit diesem Anspruch geriet man aber bald in Konflikt mit den Portugiesen, die aufgrund ihrer Seemacht Nachschub heranführen und Kandy weitgehend vom Nachschub abschneiden konnten. Da kein ceylonesisches Königreich je über eine Flotte verfügt hatte, blieb den Herrschern in Kandy nur der Weg, eine anderen europäische Macht um Hilfe zu bitten, in diesem Fall die Niederländer, die diesem Ansinnen aufgrund der in dieser Zeit bestehenden Konflikte mit Spanien/Portugal gerne nachkamen, allerdings erst nach der Festigung ihrer Stellung in Südostasien. Über die Beweggründe der VOC werde ich in Kapitel 2.4.1 Stellung nehmen.

Die Vertreibung der Portugiesen durch die Niederländer in den Küstengebieten dauerte insgesamt 20 Jahre, in denen das Kandy trotz Abkommens mit der VOC teilweise auch zusammen mit den Portugiesen kämpfte. Letztendlich war es ein Handel zwischen den europäischen Mächten unter Ausschluss des Königs, der die formale Übergabe besiegelte.

3.4. Akteure

3.4.1. Die VOC

Die Vereinigte Ostindische Kompanie der Niederlande wurde 1602 auf Druck der Niederländischen Regierung durch den Zusammenschluss mehrerer Handelskompanien gegründet. Die VOC war von Anfang an eine föderale und, nach damaligen Maßstäben, demokratische Organisation, in dem Sinne, dass die Macht einer einzelnen Region beschränkt und durch die Ausgabe von Effekten an Jedermann das Kapital breit gestreut war. Durch die breite Streuung des Kapitals und die föderative Komponente konnten private Interessen Einzelner oder des Staates kaum in der Handelsgesellschaft Fuß fassen und vom eigentlichen Ziel der Gesellschaft ablenken: das Handelsmonopol der Portugiesen im asiatischen Gewürzhandel brechen und so viel Gewinn wie möglich erwirtschaften. Diesem Ziel ist die VOC bis zu ihrem Ende treu geblieben und das unterscheid sie in signifikanter Weise von anderen Unternehmungen in Asien.

War bei Spaniern und Portugiesen der Staat selbst an der Unternehmung beteiligt und vermischte sich das Profitstreben mit einem messianischen Sendungsbewusstsein, so umwehte die protestantischen Kompanien, und besonders die VOC, wie Max Weber es ausdrückte, der Geist des Kapitalismus. Jegliche Aspekte, die den Profit schmälern konnten, wurden von der VOC auf ein Mindestmaß reduziert. Dies betraf im Wesentlichen die Missionstätigkeit, die von der Handelstätigkeit strikt getrennt wurde, aber auch die Vermeidung von Kriegen, sofern damit nicht die Sicherung oder die Ausweitung von Gewinnen verbunden war. Vom ersten Punkt, der Ausblendung der Missionierung wurde im Fallen von Ceylon abgewichen[8], der zweite Punkt sollte aber in den Ereignissen der Jahre 1761 bis 1766 eine bedeutende Rolle spielen.

Wie oben bereits gesagt, bestanden vor der Gründung der VOC bereits mehrere andere Kompanien, insbesondere in Amsterdam und in Seeland. Das Interesse dieser Kompanien richtete sich von Anfang an in besonderer Weise auf Ceylon. Bereits im Jahre 1602 fand der erste Besuch einer niederländischen Gesandtschaft unter Joris van Spillbergen beim König von Kandy statt, und mehrere weitere folgten bis zum militärischen Eingreifen gegen die Portugiesen. Das Interesse der Niederländer an Ceylon hatte in erster Linie mit dem dort gewonnenen Zimt und damit mit wirtschaftlichen Erwägungen zu tun. Allerdings spielten meiner Ansicht nach auch geostrategische Überlegungen eine Rolle, war Ceylon doch als Zwischenstation eine hervorragende Ergänzung zum Kap für die nach Ostindien fahrenden Schiffe. Eine direkte Einnahme Ceylons kam aber für die VOC zu Beginn nicht in Frage, fehlten doch die Nachschubmöglichkeiten und eine feste Basis, von der man aus operieren konnte. Erst nach der Etablierung in Ostindien mit Batavia konnte das Projekt in Angriff genommen werden, was aber insgesamt 20 Jahre dauerte. Van Imhoff erkannte als einer der ersten das vollständige Potential der Insel, warnte jedoch gleichzeitig vor Überheblichkeit, die zum Verlust des Erreichten führen konnte. Er schrieb dazu in seinen Memoiren deutliche Worte: „Considering then that this ship of State has been since sailing in another course, both as regards the king and the Company's subjects, and has been in danger owing to the ignorance and selfishness of its officers, it is apparent that such a state of things could not last much longer in the present difficult circumstances of the Company.”[9]

War die VOC auch eine dynamische Kapitalgesellschaft, die enorme Erfolge in der Durchsetzung ihrer Interessen erzielen konnte, so war sie auf der anderen Seite extrem Innovationsscheu. Insbesondere auf Ceylon wurde der vorgefundene Status quo beibehalten, selbst wenn dies eine verminderte Profitabilität bedeutete. So blieb man bis nach dem Krieg mit Kandy dabei, ausschließlich wilden Zimt suchen und ernten zu lassen, obwohl das System der Plantagenwirtschaft durchaus bei anderen Produkten etabliert war. Derartige Ansätze waren bereits durch van Imhoff und Becker erwogen und teilweise bei anderen Produkten auch umgesetzt worden, jedoch verbot die Zentrale in Batavia weitere Unternehmungen teils aus Konkurrenzsituation zu anderen Produkten, teils aus mangelnder Einsicht in die langfristige Profitabilität. So machte gerade Jan Schreuder einen ernstzunehmenden Versuch, die Abhängigkeit von Kandy durch Plantagen zu verringern, wurde aber von Batavia in seine Schranken verwiesen.[10] Dabei waren die Ansätze vielversprechend und hätten nach einer gewissen Anlaufzeit großen Profit abwerfen können. Tatsächlich wurde bei diesen Versuchen auch auf Kleinigkeiten großen Wert gelegt, auch wenn dies nicht immer zum Erfolg führte. „Contrary to the situation in Ambon, the local administration of the VOC in Ceylon continued actively to promote the cultivation particularly by issuing extra instructions. Care was to be taken, for example, that sufficient numbers of trees for shade was planted, and that the plantations were enclosed to keep out free-ranging cattle. Furthermore, after complaints about irregularities concerning payment, regulations were introduced to guarantee individual planters the financial fruits of their labour.”[11]

Die VOC strebte im Gewürzhandel nach einer Monopolstellung, die sie gegen andere ausländische Mächte und die einheimischen Herrscher durchsetzen wollte. In Ceylon hatte die VOC die für sie positive Situation, dass sie über alle Seehäfen und die größte Flotte in der Region verfügte, so dass sie den Handel von und nach Ceylon weitgehend kontrollieren konnte. Als Folge dieser Politik sperrte sie alle Seehäfen für nicht VOC Händler. „For the full enjoyment of the advantages which the country afforded, the exclusion of all possible rivals was necessary, but even more necessary was harmonious cooperation with the court.“[12]

Diese Monopolstellung und die Sperrung der Häfen bedeutete für das Königreich Kandy eine Abhängigkeit von den Importen durch die VOC, zum Anderen aber auch das Wegfallen der einzigen Einnahmequellen für den König, wie in Abschnitt 2.4.2 noch genauer gezeigt wird. Die Prämisse der friedlichen Koexistenz zur Sicherung des Handels konnte mit dieser Maßnahme nicht in Einklang gebracht werden. Die VOC änderte deshalb von Zeit zu Zeit ihre Politik hinsichtlich der Öffnung der Häfen für den Handel, wie z.B. im Jahre 1696, als der Handel indischer Händler erlaubt wurde, nicht jedoch der mit europäischen Händlern.[13]

Insgesamt kann man das Engagement der VOC auf Ceylon als wirtschaftlichen Erfolg werten, auch wenn aus den offiziellen Büchern der VOC sehr häufig Verluste dargestellt werden. Wie Albert van den Belt aber dargestellt hat, lag das Problem bei der Buchhaltung in der Bezifferung der Kosten und Erträge. Dadurch, dass in den Büchern der VOC auf Ceylon nur der Einkaufswert der Waren angegeben wurde, lag dieser deutlich unter den tatsächlich erbrachten Werten für die nach Europa exportierten Waren. Im Einzelnen wurden für das Jahr 1772 folgende Werte ermittelt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[14]

Insbesondere sticht hervor, dass bei den Waren, die extern eingekauft wurden, also insbesondere die Textilien und die Kaurimuscheln, der angesetzte und der Verkaufspreis realistisch erscheinen, während bei den Waren, die auf Ceylon selbst hergestellt wurden, viel zu geringe Erlöse für die VOC auf Ceylon angesetzt wurden. Deutlich wird aber auch aus der Tabelle, dass der Zimt mehr als 50% der Gesamterlöse Ceylons ausmachte. Van Imhoff macht diese Zentrierung auf den Zimt in seinem Memoir deutlich: „From olden times cinnamon has been the chief and perhaps the only article for which Ceylon was sought.”[15] Die Einkünfte Ceylons machten wiederum ca. 13 – 14 % der Gesamteinkünfte der VOC insgesamt aus.[16] Ein Einbruch in der Zimtproduktion musste also heftige Folgen für die VOC im Allgemeinen haben, was man bei van den Belt aus den indizierten Gewinnen der VOC deutlich herauslesen kann.[17]

Neben dem Export von Waren nach Europa spielten insbesondere für den Unterhalt der Administration die Pachten und der innerasiatische Handel eine bedeutende Rolle. Eine Übersicht über die Einkünfte gibt van Rhee in seinen Memoiren:

“We will now turn to the various sources of revenue which the Company enjoy under this Government, viz. ;

- The Peeling of Cinnamon.
- The Capture of Elephants.
- The Trade in Arecanuts.
- The Trade in Cotton Goods.
- The Trade in Salt
- Taxes;
- Import and Export Duty, and the revenue of the Company's domains, which are yearly farmed out.
- Agriculture
- The Chank Fishery
- The Pearl Fishery”[18]

Dabei spielten vor allem der Handel in Elefanten, Betelnüssen und Salz eine wichtige Rolle, für die regelmäßigen Einkünfte aber auch die Zölle und Steuern. Daraus musste die VOC auf Ceylon ihre laufenden Kosten bestreiten, da als Unterstützung der Zentrale nur die Einkaufspreise der Waren gezahlt wurden. Aber gerade mit dem Handel dieser Waren im innerasiatischen Bereich wurde die VOC zu dem Konkurrenten des Königs von Kandy, der aus diesem Handel seine hauptsächlichen Einkünfte bestritt. Beide Parteien benötigten die Einkünfte zum wirtschaftlichen Überleben, so dass eine Kompromissformel nur schwer zu finden war. Jeder wollte den gesamten Anteil an dem Handel haben. Dabei hatte jede der beiden Parteien ein Druckmittel in der Hand, um den jeweils anderen zu Zugeständnissen zu zwingen. Kandy benötigte dringend Salz zur Haltbarmachung der Lebensmittel und dazu musste dieses an der Küste gewonnen werden. Zum Anderen mussten die Elefanten über das Gebiet des Königs transportiert werden und einmal jährlich um Zustimmung ersucht werden. Die jeweilige „Bittstellerei“ erhöhte das Frustrationspotential im Vorfeld des Krieges zunehmend.

Die VOC war immer in ihrer Geschichte auf der Suche nach Personal. Dies lag zum einen an den wachsenden Aufgaben, die sie sich auch als Landesherr gegenüber sah, zum anderen aber auch an der hohen Sterblichkeit der europäischen Bediensteten in Fernost. Schätzungen gehen davon aus, dass nur ca. 25% bis 30% des rekrutierten Personals wieder in die Heimat kam.[19] In normalen Zeiten machten die Europäer den Hauptteil der bei der VOC in Ceylon beschäftigten Personen aus, insbesondere im Bereich des Militärs. Die höheren Ränge wurden im Regelfalle durch aus den Niederlanden stammende Personen besetzt, obwohl uns im weiteren Verlauf einige Ausnahmen von dieser Regel begegnen werden. Für die Jahre 1759 bis 1769 sah die Aufteilung des ceylonesischen VOC-Personals auf die Herkunftsregionen wie folgt aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[20]

Gerade der ständige Nachschub an neuen Rekruten und das Wegbrechen der erfahrenen Dienstgrade barg für die Verantwortlichen in Ceylon eine weitere Schwierigkeit. Selbst wenn eine ausreichende Anzahl von Soldaten und Zivilangestellten zur Verfügung stand, war die Qualität äußerst gering und schien wohl auch im Laufe der Zeit ständig nachgelassen zu haben. So beklagen sich einige Gouverneure über die mangelnde Ausbildung und den schlechten körperlichen Zustand des Personals. Z. B. schreibt Schreuder exemplarisch für andere in seinem Memoir: „For instance, how many a soldier is there, or, better expressed, how many a one comes out here as soldier who has never carried a musket in Europe much, less served as a soldier, leave alone his being accustomed to the drone of a bullet, -and consequently must learn his military exercises and other matters here.”[21] Zum Anderen machte die Rekrutierung des Personals in Europa den Nachschub umso schwieriger, als zwischen der Anforderung und dem Erreichen des Nachschubs in Ceylon mindestens 1 ½ Jahre lagen und ein beträchtlicher Teil bereits auf der Hinreise verstarb. So ist auch zu erklären, dass im Jahr 1765, also auf dem Höhepunkt der kriegerischen Auseinandersetzung mit Kandy, extrem viele asiatische Bedienstete, insbesondere Soldaten, in Ceylon eingesetzt waren.

[...]


[1] Seneviratne, 1978, S. 1

[2] Roberts, 2004, S. 6

[3] Van Goor, 2004, S. 21

[4] Van Goor, 2004, S. 24

[5] Jongens, 2002, S. 19

[6] Paranivitana, 2001, S 4

[7] Roberts, 2004, S. 40

[8] Vgl. dazu Nagel, 2011, S. 58 und insb. Goor, 1978

[9] Van Imhoff, 1747, S. 4

[10] Vgl. Pieris, 1918, S. 99f: “Schreuder pointed out that if the cultivation was thrown open to everyone, on condition that they sold the produce to the Company at a reasonable fixed rate, there need no longer be any anxiety about the supply. His views were not acceptable to the Batavian authorities, and were rewarded with a private reprimand”.

[11] Knaap in van Goor, 1986, S. 43

[12] Pieris, 1918, S. 63

[13] Vgl. Pieris, 1918, S. 43; bereits 1707 wurden die Häfen wieder für den Handel geschlossen

[14] Van den Belt, 2008, S. 38

[15] Imhoff, 1740, S. 2

[16] Van den Belt, 2008, S. 67

[17] van den Belt, 2008, S. 70f

[18] Van Rhee, 1697, S. 6

[19] Lucassen, 2004, S.15f

[20] Spalten 1759 und 1769 aus van den Belt, 2008, S. 232; Spalte 1765 aus Lucassen, 2004, S. 23; Die Bezeichnung Eurasiaten bezieht sich auf Abkömmlinge portugiesisch-ceylonesischer Herkunft. Moslems sind tamilisch Sprechende aus Nordceylon, Sepoys sind direkt aus Indien stammende Soldaten

[21] Schreuder, 1762, S. 23; ähnlich van Imhoff: „I also found that the number of officers has been increased from year to year, although the number of soldiers and sailors for the defences and other necessary works is insufficient; …” Imhoff, 1740, S. 73

Fin de l'extrait de 95 pages

Résumé des informations

Titre
Der Kampf um Zimt und Betelnuss
Sous-titre
Der Krieg zwischen der VOC und dem Königreich Kandy 1761 bis 1766
Université
University of Hagen
Auteur
Année
2012
Pages
95
N° de catalogue
V203534
ISBN (ebook)
9783656311959
ISBN (Livre)
9783656312390
Taille d'un fichier
2408 KB
Langue
allemand
Mots clés
Ceylon, Sri Lanka, Niederlande, Gewürzhandel, Kolonialismus
Citation du texte
Dipl. Verwaltungswirt, M.A. Jürgen Dibbelink (Auteur), 2012, Der Kampf um Zimt und Betelnuss, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203534

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