Chancen durch Methodenkombination in der empirischen Sozialforschung

Eine Untersuchung am Beispiel der Studie „Jugendkultur und Politisierung“ von Nicolle Pfaff


Dossier / Travail de Séminaire, 2011

15 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Einführung in Thematik und Fragestellung
1.2 Literatur und Forschungsstand
1.3 Methodik und Vorgehensweise

2. Grundlagen der Forschungsrichtungen
2.1 Was soll mit qualitativer Forschung erreicht werden?
2.2 Was soll mit quantitativer Forschung erreicht werden?

3. Methodenintegration
3.1 Grundlagen der Methodenintegration
3.2 Modelle der Methodenintegration
3.3 Erfolge und Probleme bei der Integration

4. Vorstellung der Studie von Nicolle Pfaff
4.1 Quantitative Anteile der Studie
4.2 Qualitative Anteile der Studie
4.3 Triangulation in der Studie

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Einführung in Thematik und Fragestellung

In der Fachliteratur über Methoden der empirischen Sozialforschung ist allseits die Rede von einem „Krieg der Paradigmen“, wenn qualitative und quantitative Methoden nebeneinander betrachtet werden.[1] Dennoch gibt es die Möglichkeit der Kombination dieser Methoden. Dies warf die Frage auf, welche Chancen durch die Integration qualitativer und quantitativer Forschung erreicht und genutzt werden können, um ein besseres Forschungsergebnis zu erzielen.

1.2 Literatur und Forschungsstand

Da dieser Themenkomplex zu den grundlegenden Segmenten der Sozialforschung gehört, ist der Literaturbestand immens. Eine breite Masse an einführender Literatur, aber auch vertiefenden Werken zu qualitativer und quantitativer Methodik und zur Kombination ist vorhanden. Im Komplex der Methodenkombination sind häufig Werke von Udo Kelle zu finden. Der Professor für Methoden der empirischen Sozialforschung beschäftigt sich vorrangig mit der Frage der Kombination von Methoden im empirischen Forschungsprozess. Beispielgebend für eine gelungene Forschung mit Hilfe der Methodenkombination soll die Untersuchung zur „Jugendkultur und Politisierung“ von Nicolle Pfaff sein, welche im Rahmen von Studien zur Jugendforschung 2006 erschien.

Neben den neusten Werken von Kelle ist auch der Rest der Grundlagenliteratur auf einem recht aktuellen Stand, da dieses Thema stets im Diskurs steht und somit häufig überarbeitet wird. Des Weiteren bilden die Grundlagenwerke die Basis für das Studium der Sozialwissenschaften und sind somit in hohen Auflagen stetig aktualisiert erschienen.

1.3 Methodik und Vorgehensweise

Im Folgenden wird untersucht, welche Ziele, Chancen aber auch Probleme die Kombination von Methoden mit sich bringt. Hierbei soll zunächst eine theoretische Grundlage gelegt werden, die sowohl die beiden Forschungsrichtungen, als auch die Methodik der Kombination umfasst. Danach soll die Studie von Nicolle Pfaff exemplarisch vorgestellt werden und anhand ihres kombinatorischen Vorgehens und der gelegten Grundlage analysiert werden, welche Chancen sich durch die Kombination ergeben.

2. Grundlagen der Forschungsrichtungen

In schnelllebigen, modernen Gesellschaften gibt es eine Vielzahl von Problemen, welche auf verschiedene Art und Weise untersucht werden müssen. Systematische Untersuchungen über gesellschaftliche Zusammenhänge oder Handeln von Personen werden zur Informationsgewinnung genutzt und analysiert.[2]

„Empirische Wissenschaften unterscheiden sich von nicht-empirischen Wissenschaften dadurch, dass in ihnen lediglich solche theoretischen Aussagen Anerkennung finden, die einer Nachprüfung durch die Erfahrung prinzipiell fähig sind.“[3]

Nach Kelle wird innerhalb der empirischen Forschung in zwei verschiedene „Forschungskulturen“ unterschieden: Qualitative und Quantitative Forschung. Diese unterschiedlichen Arten des Herangehens an Forschungen sind durch ein langes und spannungsreiches Verhältnis zueinander geprägt. Für beide wurden sowohl ein unterschiedliches Vokabular, als auch differenzierte Standards für eine gute oder gelungene Forschung festgelegt.[4]

In diesem Abschnitt soll gezeigt werden, inwieweit sich beide Forschungsrichtungen unterscheiden und was mit dem jeweiligen Ansatz erreicht werden kann, beziehungsweise erreicht werden soll.

2.1 Was soll mit qualitativer Forschung erreicht werden?

„Qualitative Forschung hat den Anspruch, Lebenswelten ‹‹von innen heraus›› aus der Sicht der handelnden Menschen zu beschreiben.“[5]

Ein klares Ziel kann der qualitativen Forschung somit durchaus zugeordnet werden. Sie befasst sich, wie der Name es schon sagt, mit der Qualität von Ergebnissen. Demnach ist es nicht die Fülle an Daten, die eine gute Forschung ausmachen. Es werden interpretative Verfahren verwendet, um einen bestimmten Prozess oder ein bestimmtes Handeln zu rekonstruieren. Hierbei werden sowohl hermeneutische und phänomenologische, als auch dialektische Verfahren zur Anwendung gebracht.[6]

Flick beschreibt die qualitative Sozialforschung als offener gegenüber anderen Forschungsstrategien, die mit großen Zahlen und dadurch stärker standardisiert arbeiten. „In Antworten auf die Fragen in einem Leitfadeninterview [oder] in biographischen Erzählungen […] wird häufig ein wesentlich konkreteres und plastischeres Bild davon deutlich, was das aus der Perspektive des Betroffenen heißt.“[7] Das untermauert die Aussage von Raithel, wonach ein qualitatives Paradigma das „Verstehen“ menschlichen Verhaltens als Ziel hat. Dabei muss jedoch zwingend die Kontextabhängigkeit des sozialen Handelns berücksichtig werden, um ein adäquates „Verstehen“ zu erreichen.[8]

Im Vergleich zur quantitativen Forschung gibt es keinerlei Festlegung auf eine Methode zu einer Fragestellung. Vielmehr gibt es „ein methodisches Spektrum unterschiedlicher Ansätze, die je nach Fragestellung und Forschungstradition ausgewählt werden können.“[9] Dabei wird jedoch die sogenannte Gegentandsangemessenheit beachtet, welche einen Bezugspunkt für die Auswahl der Methode im zu untersuchenden Gegenstand und der Fragestellung herstellt.[10]

Abschließend zu diesem Punkt ist festzuhalten, dass qualitative Forschung die Entdeckung neuer Tatbestände und die daraus resultierende Theoriebildung als Ziel hat. Hierbei wird vor allem nach dem Prinzip der Abduktion verfahren, welche von Charles Sanders Pierce als einzig kenntniserweiterndes Schlussverfahren definiert wird.[11]

2.2 Was soll mit quantitativer Forschung erreicht werden?

Im Gegensatz zum qualitativen Paradigma, zielt die quantitative Forschung auf das Erklären kultureller und sozial geschaffener Wirklichkeit ab.

Im Feld der quantitativen Forschung wird in zwei Erkenntnisprogramme unterschieden. Zum einen der Empirismus, oder auch Positivismus, dessen vorherrschende Methode die Induktion ist.[12] Hierbei wird ein Schluss aufgrund einer Einzelerfahrung getroffen, welches grundliegend dem Problem unterliegt, dass nicht alle Einzelerfahrungen dokumentiert und ausgewertet werden können. Daher ist es nicht sicher, ob die aufgestellte Regel der Wahrheit entspricht, oder eine falsifizierende Feststellung lediglich noch nicht dokumentiert wurde. Raithel gibt hier als Beispiel an, dass Schwäne im Allgemeinen weiß sind und deshalb darauf geschlossen werden kann, dass alle Schwäne weiß sind. Diese Aussage ist allerdings falsifiziert, sobald ein andersfarbiger Schwan dokumentiert wird. Dieses Problem wird auch als Induktionsproblem bezeichnet und ist bei allen induktiv-empirisch gewonnenen Aussagen anzutreffen.[13]

Dem gegenüber steht der kritische Rationalismus, dessen Vorgehensweise sich an der Deduktion orientiert.[14] Im Gegensatz zum Positivismus, der davon ausgeht, dass die Verifikation das Ziel empirischer Forschung ist, sieht der kritische Rationalismus das Ziel in der Falsifikation einer Aussage. Das kritische am kritischen Rationalismus besteht darin, eine Theorie möglichst oft auf ihre Falsifizierbarkeit zu testen.[15]

Ziel der quantitativen Wissenschaft ist es demnach, zu testen inwieweit die Realität durch eine bereits aufgestellte Hypothese oder Theorie erklärt wird oder durch neue hypothetisch formulierte Alternativen besser erklärt werden kann.[16]

[...]


[1] Vgl. Kelle, 2008, S. 26

[2] Vgl. Schnell, 2008, S. 5

[3] In: Bohnsack, 2008, S. 13

[4] Vgl. Kelle, 2008, S. 13

[5] In: Flick u. A., 2000, S. 14

[6] Vgl. Raithel, 2008, S. 11

[7] In: Flick, 2000, S. 17

[8] Vgl. Raithel, 2008, S. 11

[9] In: Flick, 2000, S. 22

[10] Vgl. Flick, 2000, S. 22-23

[11] Vgl. Reichertz, 2006, S. 11

[12] Induktion: Logisches Schließen vom Besonderen zum Allgemeinen

[13] Vgl. Raithel, 2008, S. 12

[14] Deduktion: Logisches Schließen vom Allgemeinen zum Besonderen

[15] Vgl. Raithler, 2000, S. 13

[16] Vgl. Raithler, 2000, S. 13

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Chancen durch Methodenkombination in der empirischen Sozialforschung
Sous-titre
Eine Untersuchung am Beispiel der Studie „Jugendkultur und Politisierung“ von Nicolle Pfaff
Université
Helmut Schmidt University - University of the Federal Armed Forces Hamburg  (Professur für Erziehungswissenschaft, insbesondere systematische Pädagogik)
Cours
Wissenschaftstheorie und Methodologie: Einführung in die rekonstruktive Sozialforschung
Note
1,3
Auteur
Année
2011
Pages
15
N° de catalogue
V215081
ISBN (ebook)
9783656428138
ISBN (Livre)
9783656437116
Taille d'un fichier
544 KB
Langue
allemand
Mots clés
Qualitative, Quantitative, Sozialforschung, Emperie, Integration, Methoden, Erziehungswissenschaft, Methodenkombination, Wissenschaftstheorie, Grundlagen, Methodologie, rekonstruktive Sozialforschung
Citation du texte
B.A. Martin Schulze (Auteur), 2011, Chancen durch Methodenkombination in der empirischen Sozialforschung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215081

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