Arbeitsblätter. Funktionen im selbstgesteuerten Unterricht


Hausarbeit, 2011

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Problemstellung

2. Was ist selbst gesteuertes Lernen
2.1. Freiheitsgrade der Selbststeuerung
2.2. Anforderungen an die Lernenden
2.2.1. Kognition
2.2.2. Motivation
2.2.3. Ressourcen
2.2.3.1. Probleme im Umgang mit Neuen Medien
2.2.4. Interaktion

3. Das („Teacher-made“) Arbeitsblatt
3.1. Funktionen
3.2. Arten
3.2.1. Arbeitsblätter ohne Aufgabenstellung
3.2.2. Arbeitsblätter mit Aufgabenstellung
3.3. Kriterien für ein Arbeitsblatt

4. Welche Rolle kann das Arbeitsblatt im selbstgesteuerten Unterricht einnehmen

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Eine Taxonomie kognitiver Lernstrategien

Abbildung 2: Beispiel eines Arbeitsblattes

1. Problemstellung

Um als Arbeitnehmer oder Unternehmer seinen eigenen Wert aufrechterhalten und vergrößern zu können, verlangt der heutige Markt mehr von den Teilnehmern, als die reine Wiedergabe von konserviertem Wissen. Gesellschaftliche, technische und wissenschaftliche Veränderungen lassen beruflich relevantes Wissen schnell veraltet. Somit müssen zwangsweise auch Erwachsene auf außerschulisch anwendbare Lernformen zurückgreifen. Betrachten wir hier beispielhaft die Ausbildung zum/zur „Kaufmann/frau im Gesundheitswesen“. Dies ist ein vergleichsweise neuerer Ausbildungsberuf, der die Auszubildenden befähigen soll, Arbeiten in der Verwaltung verschiedenster Institutionen des Gesundheitswesens zu verrichten. Er findet bei zweierlei Personengruppen verstärktes Interesse, wodurch sich strukturell bedingte Heterogenität der Lerngruppe ergeben kann. Zum einen wird dieser Beruf von Schülern und Schülerinnen gewählt, die erstmalig ins Berufsleben eintreten. Zum anderen sucht auch eine Vielzahl an Umschülern, die aus anderen Berufen des Gesundheitswesens stammen, hier einen Wiedereinstieg. Das Gesundheitswesen selbst wird, bedingt durch vielerlei Faktoren wie dem demografischen Wandel, gesetzlichen Vorgaben und medizinischem Fortschritt, permanent umstrukturiert und stellt kein ruhendes Geschäftsfeld dar. Es existiert somit eine breite Spanne an Schülern mit verschiedensten Eintrittsvoraussetzungen, die alle in einem Sektor Fuß fassen wollen, der sich selbst stetig verändert.

Unweigerlich benötigt ein angehender Kaufmann im Gesundheitswesen mehr, als einmalig gelerntes Fachwissen, um bei dieser Entwicklung Schritt zu halten. Es bedarf einer Fähigkeit, die altes Wissen mit neuem Wissen vereint und es zugleich anpassungsfähig gegenüber externen Änderungen macht, wobei nicht jede Änderung gleichermaßen relevant ist und im Kontext vorab eingestuft werden muss. Es bedarf einem selbstgesteuerten, konstruktiven Lernprozess, welcher gerade zur Zeit eines lerntheoretischen Paradigmenwechsels besonders an Bedeutung gewinnt. Weiteren Antrieb gibt es seitens des technologischen Fortschrittes. Durch die Verbreitung und Verbesserung der multimedialen Möglichkeiten stehen nun Ressourcen zur Verfügung, die ort- und zeitflexibles Lernen gestatten, sowie komplexe Lernaufgaben und Handlungsformen zulassen.

Als Lernort zur Vermittlung einer Fähigkeit wie dem selbstgesteuerten Lernen dient die Schule, welche den Versuch anstellt, stufenweise die Eigenaktivität fördern möchte.

In der Schule selbst gibt es klare Präferenzen betreffend der Wahl von Unterrichtsmaterialien. Ganz oben auf dieser Liste stehen hier die Arbeitsblätter. Sie werden gern und viel genutzt, um differenzierend, intensiv und schüleraktiv zu arbeiten. Grade in Fächern ohne ein Lehrbuch wird versucht, eben jenes durch eine Fülle von Arbeitsblättern zu ersetzen, dass dem Schüler auch genug Material zum Lernen zur Verfügung steht und er sieht, was er bisher geleistet hat.

Wenn nun das selbständige Lernen eine anzustrebende Fähigkeit ist und das Arbeitsblatt methodisch bevorzugt wird, bleibt zu klären, wie sich der Einsatz von Arbeitsblättern im Kontext des selbstgesteuerten Lernens verhält.

2. Was ist selbstgesteuertes Lernen

„Selbstgesteuertes Lernen ist weder ein präzise definierter wissenschaftlicher Begriff noch eine einheitlich gebrauchte alltagssprachliche Bezeichnung.“ (Weinert, 1982, S.99). Es ist ein mehr ein Sammelbegriff an Voraussetzungen, die an den Lernenden und gleichermaßen den Lehrenden gestellt werden (vgl. 2.2). Der Lernende kann die Entscheidungen über Lernziel (woraufhin), Inhalt (was), zeitliche Faktoren (wann) und Methodik (wie) wesentlich beeinflussen. Hierbei ist es weniger relevant, dass diese Entscheidungsspielräume tatsächlich gegeben sind, solange der Lernende von deren Existenz überzeugt ist (vgl. Weinert, 1982). Zusammenfassend muss eine Lernsituation genügend Spielraum für eine selbstständige Definition der Fragen wann, wie und woraufhin lassen, wobei der Lernende in diesem Spielraum aktiv Entscheidungen zu treffen und deren Folgen zu tragen hat. Diese Folgen stellen das Lernergebnis und müssen vom Lernenden auch als solches begriffen werden. Der Lernende lehrt sich somit selbst. Selbständiges Lernen erfordert sorgfältige Anleitung und Begleitung, führt bei schwächeren Schülerinnen und Schülern jedoch nicht zu überzeugenden Ergebnissen und sollte daher nicht die einzige Lehr-und Lernform sein (vgl. Dubs, 1993).

2.1. Freiheitsgrade der Selbststeuerung

Die eben genannten Aspekte stellen Indikatoren dar, an denen man selbstgesteuertes Lernen erkennen kann. Hierbei steht die Selbststeuerung im klaren Kontrast zur Fremdsteuerung. Es handelt sich jedoch bei der Fähigkeit des selbständigen Lernens „nicht um eine ´Alles- oder- Nichts´-Entscheidung, sondern eher um ein Kontinuum, das sich zwischen zwei Extremen erstreckt: zwischen dem völligen Unvermögen, das eigene Lernen zu steuern und zu kontrollieren, und der Fähigkeit, dies ganz ohne externe Hilfe zu tun.“ (Simons, 1992, S.251). Diese extremen Formen von Selbst- oder Fremdsteuerung, welche das jeweils gegenteilige ausschließen, finden wir in der Praxis jedoch nicht vor. Nach Simons (1992) verbleiben dem Lernenden selbst beim überwiegend fremdbestimmten Frontalunterricht, Freiheitsgrade der Selbstbestimmung. Lernen ist somit nie völlig fremdbestimmt, unterliegt aber unweigerlich externen Steuerungsprozessen. In Bezug auf den schulischen Alltag ist eine stete Begleitung der Lernenden sogar vonnöten (vgl. Dubs, 1993). Es bleibt festzuhalten, dass im Unterricht eine Vielzahl an Mischverhältnissen zwischen Selbst- und Fremdsteuerung vorliegen. Unter der Prämisse, dass selbstgesteuertes Lernen sowohl Voraussetzung, als auch Methode, als auch Ziel des Lernens ist (vgl. Weinert, 1982), sollte mit fortschreitender Reife, auch eine Reduzierung der Fremdbestimmung einhergehen, wobei zu beachten ist, „dass selbständiges Lernen nicht automatisch durch eine Reduktion des fremdgeleiteten Lernens eintritt.“(Dubs, 1993, S.117).

2.2. Anforderungen an die Lernenden

Selbstgesteuertes Lernen stellt jedoch nicht nur Anforderungen an die Beschaffenheit einer Lernsituation. Viel elementarer ist es, dass der Lernende in Betracht der ihm bevorstehenden Aufgabe auch ausreichend qualifiziert ist, um einen Misserfolg zu vermeiden. Diese Art der Qualifizierung kann in vier Untergruppen gegliedert werden, wobei sich hierdurch keine Bewertungskriterien ergeben, die Rückschlüsse auf den tatsächlichen Stand des Lernenden zulassen. „In dem Maße, in dem man in der Lage ist, sein eigener Lehrer zu sein, ist man auch in der Lage, selbständig zu lernen.“(Simons, 1992, S.254).

2.2.1. Kognition

Der Lernende muss neu aufgenommene Informationen in einem individuellen Verarbeitungsprozess in Wissen transformieren. Hierfür bedarf es nach Friedrich (1995) folgender Lernstrategien:

- Encodierstrategien, um neue Informationen dauerhaft zu speichern, sie mit alten Wissen zu verknüpfen, zu strukturieren und zu reduzieren und weiterzuverwenden.
- Erhaltungsstrategien, um altes Wissen vor dem Auslöschen zu schützen.
- Abrufstrategien, um gezielt bereits gelernte Inhalte aus dem Gedächtnis abrufen zu können.
- Nutzungsstrategien, um das Anwenden vom Gelernten zu unterstützen.
- Kontrollstrategien, Überwachung und Bewertung des Wissens.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Eine Taxonomie kognitiver Lernstrategien. Quelle: Friedrich, 1995, S. 118

Diese Lernstrategien tragen unterstützend beim selbstgesteuerten Lernen bei. Je komplexer die Aufgabe, desto höher sind die kognitiven Anforderungen.

2.2.2. Motivation

Selbstgesteuertes Lernen benötigt neben dem Vermögen etwas potenziell erlernen zu können, also einem entsprechend ausgebildeten Repertoire an kognitiven Lernstrategien, auch ein weiteres entscheidendes Element- das Wollen. „Menschen gelten dann als motiviert, wenn sie etwas erreichen wollen –wenn sie mit dem Verhalten einen bestimmten Zweck verfolgen.[…] Dazu gehört auch die Bereitschaft, ein Mittel einzusetzen, das den gewünschten Zustand herbeiführt.“(Deci; Ryan, 1993, S.224). Jedoch müssen wir den Begriff der Motivation weiter in intrinsische und extrinsische Motivation aufteilen. Intrinsisch motivierte Handlungen führen unweigerlich zu einer selbstbestimmten Verhaltensweise. Diese Handlungen erlebt man als frei gewählt, sei es durch Neugier, Spontanität oder Interesse. Extrinsisch motivierte Handlungen werden hingegen als aufgezwungen erlebt. Sie treten nicht spontan auf, sondern folgen einem Kalkül zur Erreichung einer positiven Bekräftigung (vgl. Deci; Ryan, 1993). Es sei hiermit jedoch nicht gesagt, dass extrinsische und intrinsische Motivation einander ausschließen, oder dass extrinsisch motivierte Verhaltensweisen nicht selbstbestimmt sein können. Ein Schüler kann aus Interesse am Thema und zugleich aus Interesse an der Note lernen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Motivation und der damit einhergehende Arbeitseifer, durch zwei Faktoren bedingt werden:

- Die Wertkomponente des Lernens, also die Sammlung von extrinsischen oder intrinsischen Gründen sich für die Aufgabe zu engagieren.
- Der Erwartungskomponente, welche die Komplexität einer Aufgabe einstuft und den erwarteten Arbeitsaufwand bestimmt.

Je nach Abwägung von Wert-und Erwartungskomponente ergeben sich günstige oder ungünstige Voraussetzungen für selbstgesteuertes Lernen.

2.2.3. Ressourcen

Lernen bedeutet Interaktion. Aufgrund des permanenten Austausches mit unserer Umwelt lernen wir permanent, ob bewusst oder unbewusst. Da unser Gehirn unmöglich all diese Informationen aufnehmen und speichern kann, bedienen wir uns „externen“ Speichermedien- beginnend bei der Notiz bis hin zur angelegten Kartei. Andere Ressourcen erfüllen den Zweck der Informationsbeschaffung, wie Bücher, Zeitschriften oder andere Medien (vgl. 2.2.3.1.). Selbst die Zeit kann als Lernressource angesehen werden, wobei es hier strittig ist, ob die qualitative Nutzung der Zeit oder die quantitative Bereitstellung der Zeit ausschlaggebend auf den Lernerfolg ist (vgl. Friedrich, 1999). Im nachfolgenden möchte ich den Umgang mit Neuen Medien näher betrachten.

2.2.3.1. Probleme im Umgang mit Neuen Medien

Wie bereits einleitend angeführt, hat die multimediale Weiterentwicklung einen starken Bezug zum selbstgesteuerten Lernen. Neue Medien erleichtern die Kommunikation sowie den Zugang zu Lernressourcen und sind orts-und zeitflexibel (Kerres, 1998, zit.n. Friedrich, 1999, S. 8). Potenziell lassen sich auch hoch komplexe Lernaufgaben und Handlungsformen realisieren, wie simulieren und visualisieren. Ebenfalls wird es ermöglicht, verschieden Lernkanäle durch ein vielfältiges Angebot von Texten, Videos und Sprachdateien abwechselnd, zugleich oder selektiv anzusprechen. Jedoch liegt in diesem hohen Potenzial auch das Risiko. Eben dieses mannigfaltige Angebot an Lernressourcen führt schnell zu einer Überflutung an Material. Hier muss vorab selektiert werden, welche Informationen relevant und authentisch sind. Ohne entsprechende Heranführung und Reife führt dieser Vorgang leicht zu einer Überforderung. Des Weiteren werden oft zweierlei Lernprozesse gleichzeitig ausgeübt die gegenseitig konkurrieren können:

- Die Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand und
- Die Auseinandersetzung mit der Technologie (Tergan, 1997, zit.n. Friedrich 1999, S.8).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Arbeitsblätter. Funktionen im selbstgesteuerten Unterricht
Hochschule
Universität Hamburg  (Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik)
Veranstaltung
Planung und Gestaltung beruflicher Bildung in der beruflichen Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
19
Katalognummer
V215312
ISBN (eBook)
9783656431497
ISBN (Buch)
9783656432852
Dateigröße
1973 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arbeitsblätter, Funktion, selbstgesteuerter Unterricht, selbstgesteuertes Lernen
Arbeit zitieren
B.Sc. Nick Baumann (Autor:in), 2011, Arbeitsblätter. Funktionen im selbstgesteuerten Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215312

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Im eBook lesen
Titel: Arbeitsblätter. Funktionen im selbstgesteuerten Unterricht



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden