Brisante Informationen enthüllen, selbstlosen Motiven folgen, Alarm schlagen, um auf Missstände in ihren Organisationen hinzuweisen, und dabei ihre (berufliche) Existenz aufs Spiel setzen. Die drei folgenden Personen taten genau dies: Daniel Ellsberg gab 1971 die geheimen Pentagon-Papiere an die Presse weiter und informierte so die Öffentlichkeit über die wahren Beweggründe der US-Regierung zum Vietnamkrieg (vgl. Whistleblowers.dk 2005: 1). Per-Yngve Monsen, Siemens-Mitarbeiter in Norwegen, wurde 2003 entlassen, weil er intern auf einen Korruptionsskandal hingewiesen hatte: Sein Arbeitgeber hatte dem norwegischen Militär überhöhte Rechnungen ausgestellt und Beamte bestochen (vgl. Herrmann 2006: 21). Brigitte Heinisch machte 2004 die mangelhafte Betreuung in einem Berliner Altenpflegeheim öffentlich – auch sie verlor ihren Arbeitsplatz (vgl. Whistleblower Netzwerk e. V. 2008: 1f.). Kürzlich erklärte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass diese Kündigung gegen das Recht auf Meinungsfreiheit verstößt (vgl. Whistleblower Netzwerk e. V. 2011b: 1). Ein später Trost für Brigitte Heinisch? Ein hoffnungsvolles Zeichen für all diejenigen, die angesichts illegalen oder unmoralischen Verhaltens in ihren Organisationen nicht einfach wie die drei Affen „nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“, sondern zivilcouragiert die Stimme erheben wollen?
Werfen wir einen Blick in die Geschichte, so finden sich zahlreiche weitere, „große“ Beispiele für Zivilcourage, allen voran in der Politik: die deutsche Widerstandsbewegung im Dritten Reich, Gandhis friedlicher Weg zur indischen Unabhängigkeit, der 17. Juni 1953 in der DDR bis hin zu den aktuellen Protesten gegen die politischen Führungen in der arabischen Welt, in Chile oder in Indien. Nicht anders in der Wirtschaft: In den letzten Jahrzehnten kamen immer wieder Unternehmensskandale ans Licht, die für Diskussionen und schwindendes Vertrauen sorgten, scheint doch in der heutigen Gesellschaft eine verstärkte Suche nach alten und neuen Werten stattzufinden. Ferner kann eine „Exit-Strategie“, also dem Arbeitgeber resigniert den Rücken zu kehren, in Zeiten angespannter Jobmärkte für Mitarbeiter oft keine Alternative mehr sein. Nicht zuletzt dies mag sie dazu veranlassen, sich immer öfter zu Wort zu melden: Sie werden zu Whistleblowern.
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung.
1. Fragestellung.
2. Theoretische Grundlagen.
2.1 Einführung in Konzepte und Begriffe.
2.1.1 Zivilcourage.
2.1.2 Whistleblowing.
2.1.3 Zusammenhang von Whistleblowing und Zivilcourage.
2.1.4 Corporate Governance, Compliance und Risikokommunikation.
3. Wirkungsebenen von Whistleblowing.
3.1 Staatliche/gesellschaftliche Perspektive.
3.2 Organisationale/unternehmerische Perspektive.
3.2.1 Spannungsfeld wirtschaftlicher Erfolg und ethische Prinzipien.
3.2.2 Institutionalisierung von Whistleblowing im Unternehmen.
3.3 Individuelle Perspektive.
3.3.1 Eigenschaften und Motive von Whistleblowern.
4. Chancen für Organisationen.
5. Fazit und Ausblick.
Literaturverzeichnis.
Anhang.
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