Die Kriegslyrik Theodor Körners auf Liedpostkarten im Ersten Weltkrieg

Gestalten – Hintergründe – Wirkungen


Master's Thesis, 2013

138 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographie Körners
2.1. Kindheit und Jugend Theodor Körners
2.2. Studentenzeit und Erfolg als Dichter
2.3. Der Soldat Körner und sein früher Tod

3. Wandel des Körnerbildes bis zum 1. Weltkrieg
3.1. Rezeptionsgeschichte der Lyrik Körners
3.1.1. Feiern zum Jubiläumsjahr 1913
3.1.2. Körner als soldatisches Vorbild und Trostgeber
3.2. Einordnung der Lyrik Körners
3.2.1. Zum Wesen der „Befreiungskriege“ 1813-1815
3.2.2. Die Rolle Körners Lyrik innerhalb der Befreiungskriegslyrik

4. Die Bedeutung von Bildpostkarten im Ersten Weltkrieg
4.1. Entwicklung und Verbreitung der Bildpostkarte bis 1914
4.2. Bedeutung der Feldpost im Ersten Weltkrieg
4.3. Die Bildpostkarte als Propagandamedium
4.4. Beeinflussung des Postkartenmarktes durch Zensur und Nachfrage
4.5. Die Bedeutung der Liedpostkarte für Agitations- und Schutzvereine
4.5.1. Der „Deutsche Schulverein“ und der „Allgemeine Deutsche Schulverein“
4.5.2. Bedeutende Schutzvereine
4.5.4. Liedpostkarten als Einnahmequelle und Propagandamittel

5. Körners Kriegslieder auf Bildpostkarten im Ersten Weltkrieg
5.1. Auswahl der Postkarten
5.2. Methodisches Vorgehen bei der Analyse und Interpretation der Karten
5.3. Typisierung und Analyse von ausgewählten Postkarten
5.3.1. Postkarten aus der Vorkriegszeit: Das „Schwertlied“
5.3.2. Postkarten aus der Vorkriegszeit: Die Postkartenserie des Vereins „Südmark“
5.3.2.1. Gedenken an den gefallenen Helden Theodor Körner
5.3.2.2. Kampf und Soldatentum
5.3.2.3. Opferbereitschaft und religiöser Patriotismus
5.3.3. Postkarten aus der Zeit des Ersten Weltkrieges: „Gebet während der Schlacht“
5.3.3.1. Körner als Kämpfer der „heiligen“ Befreiungskriege
5.3.3.2. Körner und Kaiser Wilhelm II
5.3.3.3. Verharmlosung des Krieges
5.3.3.4. Propagierung des Opfertodes

6. Fazit

7. Abbildungsverzeichnis

8. Literaturverzeichnis

9. Digitale Quellen/Internetquellen

10. Anhang

1. Einleitung

Das Volk steht auf, der Sturm bricht los:

Wer legt noch die H ä nde feig in den Scho ß ? 1

Diese zwei Verse aus dem Werk Theodor Körners mögen beim Leser ganz konkrete Assoziationen wecken. Jeder, der sich mit der Zeit des Nationalsozialismus befasst hat, kennt das Zitat am Ende der Sportpalastrede des Propagandaministers Joseph Goebbels (Nun, Volk, steh ‘ auf/ und, Sturm, brich los!). Diese Rede wurde zu einem Zeitpunkt gehalten, da der Krieg für die Deutschen nach der vernichtenden Niederlage bei Stalingrad im Winter 1943 bereits als verloren gelten konnte.2 Auch wenn nicht jeder dies als Tatsache hinzunehmen bereit war und viele lieber weiterhin an einen erfolgreichen Kriegsausgang glauben wollten, wirkte sich die katastrophale Situation an der Ostfront insgesamt sehr negativ auf die Stimmungslage und die Kriegsbegeisterung der Deutschen aus. Der damalige Reichspropagandaminister Joseph Goebbels versuchte der Kriegsmüdigkeit entgegen- zuwirken und die deutsche Bevölkerung zum weiteren, aufopferungsvollen Einsatz für das Vaterland zu mobilisieren. In diesen Kontext ist seine berühmt gewordene „Sportpalastrede“ einzuordnen. Über 109 Minuten schwor der Redner die Anwesenden auf die Notwendigkeit des „totalen Krieges“ ein und rief damit frenetischen Jubel und ekstatische Zustimmung hervor.3 Goebbels schloss seine Rede mit folgendem Appell an das deutsche Volk:

Der F ü hrer hat befohlen, wir werden ihm folgen. Wenn wir je treu und unverbr ü chlich an den Sieg geglaubt haben, dann in dieser Stunde der nationalen Besinnung und der inneren Aufrichtung. Wir sehen ihn greifbar nahe vor uns liegen; wir m ü ssen nur zufassen. Wir m ü ssen nur die Entschlusskraft aufbringen, alles seinem Dienst unterzuordnen. Das ist das Gebot der Stunde. Und darum lautet von jetzt ab die Parole: Nun, Volk, steh auf, und Sturm, brich los! 4

Mit dieser eingängigen, motivierenden Parole knüpfte der nationalsozialistische Propagandist an die Lyrik der Befreiungskriege von 1813-1815 an. Goebbels Losung stellte eine nur leicht variierte Version der ersten Zeile des eingangs zitierten Gedichts „Männer und Buben“ von Theodor Körner dar.5 Körners Gedicht von 1813, das wenig später von Weber vertont wurde,6 gehört zu den populärsten Texten aus der Zeit des Kampfes gegen die französischen Besatzer. Es findet sich in Körners bekanntester Gedichtsammlung „Leyer und Schwert“7 zwischen weiteren Kriegsdichtungen und wurde vielfach nachgedruckt.8 Wie anhand der „Sportpalastrede“ deutlich wird, reichte die Popularität seiner Werke bis weit in das 20. Jahrhundert hinein.

Goebbels war jedoch nicht der erste, der Körners patriotische Lyrik für propagandistische Zwecke zu nutzen wusste. Vielmehr kann man auf eine lange Tradition der Inanspruchnahme des Dichters für die unterschiedlichsten Ziele zurückblicken. Insbesondere zu Kriegszeiten stieg die Beliebtheit Körners jeweils stark an. Die Verbreitung seiner Lieder und die Prominenz seiner Person lassen sich unter anderem aus der Vielzahl der Biographien und Publikationen schließen, die nach seinem „Heldentod“ als Soldat in den Befreiungskriegen in Umlauf waren. Bereits vor und insbesondere im Ersten Weltkrieg stand Körner im Fokus vieler Veröffentlichungen. Nachdem das Interesse an seiner Person nach dem verlorenen Weltkrieg zunächst etwas abgenommen hatte, stieg es mit der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten erneut deutlich an. So wurden während der Weimarer Republik lediglich sechs und im „Dritten Reich“ insgesamt zwanzig Biographien Körners neu auf den Markt gebracht.9

Neben literarischen Quellen, wie Biographien, Lieder- und Schulbüchern, Forschungspublika- tionen und Zeitungsberichten, weist im Ersten Weltkrieg auch die Quellengattung der Bildpostkarten auf Körners Bekanntheitsgrad hin. So findet sich Körners erster Vers aus „Männer und Buben“ verkürzt oder in voller Länge auf mehreren Bildpostkarten10 aus dieser Zeit. Auch andere Dichtungen aus „Leyer und Schwert“ wurden aufgegriffen und entsprechend illustriert. Diese Karten aus dem Ersten Weltkrieg, auf denen Verse des Dichters und in vielen Fällen auch Körner selbst aufgegriffen und in Text und Bild umgesetzt wurden sollen den zentralen Gegenstand der Arbeit bilden. Das Hauptanliegen dieser Untersuchung ist es, die speziellen Postkartenmotive im Hinblick auf offene oder verdeckte Propagandabotschaften zu analysieren. Dabei muss differenziert werden, ob und inwiefern diese Aussage vom konkreten Auftraggeber intendiert und wie sie vom damaligen Betrachter aufgenommen und interpretiert wurden. Untersucht werden sollen die Postkarten demnach auf offene oder verdeckte propagandistische Propagandabotschaften, sowie auf vom Auftraggeber beziehungsweise Herausgeber verfolgte propagandistische Absichten.

Die Thematik birgt die Schwierigkeit, unterschiedliche Ergebnisse und Schwerpunktsetzungen verschiedener Wissenschaftszweige sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Historische Erkenntnisse der Körner-Forschung und zum Ersten Weltkrieg müssen mit entsprechenden Bild- und Textelementen, die sich auf den ausgewählten Postkarten finden, in einen Zusammenhang gebracht werden. Die Analyse der ausgewählten Bildpostkarten setzt detaillierte Kenntnisse über die Person und die Werke Körners und ihre Rezeptionsgeschichte sowie über das Kommunikationsmedium Postkarte voraus.11

Aus diesem Grund soll zunächst eine gründliche Einordnung und Einschätzung der einzelnen Quellen und Teilgebiete für sich vorgenommen werden. So wird im ersten Schritt die Biographie Körners und die Entstehung seiner patriotischen Lyrik während der Befreiungskriege näher betrachtet werden. Um die Bedeutung von Körners Liedern im Ersten Weltkrieg und auf den Bildpostkarten erfassen zu können, ist es hilfreich, frühere und möglicherweise abweichende Interpretationen seiner Werke in der Zeit vor 1914 und während des Ersten Weltkrieges aufzudecken und mit Rücksicht auf den historischen Kontext auszuwerten. Es stellt sich die Frage, welche Ursachen und Faktoren für Körners so lang andauernde Popularität, über Jahrhunderte hinweg, verantwortlich waren. Zudem verdient auch die Frage Beachtung, inwieweit die Interpretation beziehungsweise Rezeption der Person Körners und seiner Werke gesellschaftlichen und historischen Veränderungen unterworfen waren und zu welchem Grad sie für verschiedene (politische) Absichten eingesetzt wurden. Im Vorfeld der angestrebten Analyse gilt es also, die Rezeptionsgeschichte des Dichters und seiner Lyrik, aber auch die historisch-gesellschaftlichen Umstände der Zeit der Befreiungskriege und insbesondere die Rolle der Befreiungskriegslyrik einer eingehenden Reflexion zu unterziehen. Zudem ist das Bewusstsein für die besondere Bewertung und Interpretation der Befreiungskriege nach 1815, insbesondere kurz vor und während des Ersten Weltkriegs, entscheidend für die korrekte Interpretation der entsprechenden Postkartenillustrationen. Der Rückgriff auf die Befreiungskriege und die Kriegslyrik Körners kann nur dann erkannt und richtiggehend gedeutet werden, wenn die historischen Bedingungen klar sind. Diese für die Arbeit zentralen historischen Erkenntnisse sollen in den Kapiteln 2 und 3 geklärt werden.

Um die propagandistischen Bedeutung und die Wirkung auf den Betrachter angemessen einschätzen zu können, soll in Kapitel 4 eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand der Bildpostkarte und der Propagandapolitik im Ersten Weltkrieg erfolgen. Bildpostkarten nahmen im Ersten Weltkrieg die Rolle eines Massenmediums ein. Brocks bezeichnet sie als eine wichtige und interessante Quelle f ü r das Verst ä ndnis der kollektiven Wahrnehmung und Deutung des Krieges. 12 Sie betont die kommerzielle Seite der Postkarten, welche ü ber den gesamten Zeitraum des Krieges weitgehend den Marktbedingungen von Angebot und Nachfrage [unterlagen und damit] den zeitgen ö ssischen Publikumsgeschmack [widerspiegelten].13 Zu klären bleibt in diesem Kontext, inwiefern, von wem und mit welchen Absichten das Bildmedium funktionalisiert und zur Beeinflussung der Bevölkerung eingesetzt wurde. Welches Bild vom Krieg wurde auf einem der wichtigsten Kommunikationsmittel zwischen den Soldaten im Feld und ihren Angehörigen in der Heimat vermittelt? Besonderes Augenmerk soll dabei auf die Frage gelegt werden, wie die Liedzitate aus dem Werk Körners oder Abbildungen des Dichters in diesem Zusammenhang auf den Karten verwendet oder gar instrumentalisiert wurden.

Den Hauptteil der Arbeit stellt die Analyse und Einordnung ausgewählter Bildpostkarten in Kapitel 5 dar. Als Quellenmaterial werden Liedpostkarten aus der Zeit zwischen 1910 und 1918 herangezogen und exemplarisch analysiert. Um eine tiefgehende Untersuchung zu ermöglichen, wird der Forschungsgegenstand auf wenige ausgewählte Gedichte aus „Leyer und Schwert“ beschränkt. Die Vertonungen der Gedichte durch Weber und andere Komponisten werden in dieser Arbeit nicht als zusätzliche Quellen hinzugezogen. Die weitere Dimension der musikalischen Umsetzung der Gedichte in verschiedenen Kompositionen würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.14

Bei der konkreten Untersuchung der Liedpostkarten stellt sich sodann die Frage nach einer angemessenen methodischen Vorgehensweise. Erprobte und anerkannte Verfahren zur Bildanalyse von Postkarten haben sich in der Forschung bislang nicht herausgebildet, wenn auch mittlerweile einige Publikationen zur Bildpostkarte im Ersten Weltkrieg vorliegen. Die methodische Herangehensweise bleibt für den Leser dabei jedoch oft im Dunkeln.15 Die ausführlicheren methodischen Hinweise in den Arbeiten von May16 und Brocks17 geben zwar hilfreiche Anhaltspunkte, erscheinen jedoch für dieses Forschungsvorhaben nur in begrenztem Maße geeignet, da sowohl May als auch Brocks eine eher übersichtsartige Darstellung von einer großen Menge von Postkarten anstreben. In dieser Arbeit wurde mit der Festlegung auf Postkarten mit Zitaten aus bestimmten Liedern Körners bewusst eine Einschränkung auf eine bestimmt Art von Karten aus dem Ersten Weltkrieg vorgenommen. Eine zu umfangreiche Quellenauswahl birgt die Gefahr, dass die Bildanalyse eher an der Oberfläche bleibt und die Ergebnisse sehr allgemein und unscharf gehalten sind. Diese Tendenz macht sich teilweise auch in den Arbeiten von May und Brocks bemerkbar. Ein geeignetes Vorgehen wird in Kapitel 5.2. mit dem Rückgriff auf die Methodik von May und Brocks aufgrund der dargestellten Problematik ausführlich erörtert.

2. Biographie Körners

Befasst man sich mit dem Lebenslauf Theodor Körners, stößt man auf eine große Fülle von biographischen Publikationen, die zum überwiegenden Teil aus der Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 1. Weltkrieges stammen. Diese Biographien stellen eine nicht zu unterschätzende Quellensammlung dar, die es aber mit Bedacht und hermeneutischem Feingefühl auszuwerten gilt. Bei der Berücksichtigung dieser Quellen muss nämlich kritisch abgewogen werden, inwieweit das Geschriebene als authentische und zuverlässige Information angesehen werden kann. Dabei müssen unter anderem politische, historische und gesellschaftliche Hintergründe einfließen. Auch die persönliche Einstellung des Biographen zu Körner sollte kritisch hinterfragt werden, um eventuelle subjektive Wertungen heraus-Webers auch die übrigen besprochenen Werke. (S. Stinzendörfer, Ulrich: Carl Maria von Weber als Liederkomponist. Würzburg 1998). filtern zu können. Diese mitunter sehr subtile persönliche Wertung und Inanspruchnahme äußert sich nicht selten auch dadurch, dass Details und Umstände von Körners Leben absichtlich weggelassen oder stark verfremdet werden. Je nach Intention des Autors können sich unterschiedliche Auslegungen biografischer Fakten ergeben. Inwieweit gerade die Person Theodor Körners scheinbar ideal den unterschiedlichsten Interpretationen und den verschiedensten Zielgruppen angepasst werden konnte, soll detailliert in Kapitel 3 analysiert werden.

Für eine möglichst zuverlässige Rekonstruktion von Körners Leben scheinen besonders die zeitnahen Biographischen Notizen ü ber Theodor K ö rner 18 des Vaters Christian Gottfried Körner19 hilfreich. Diese erste Biographie Körners kann als Basis und Hauptquelle eines Großteils der folgenden Biographien angesehen werden.20 Die emotionale Nähe und enge familiäre Bindung des Vaters zum Sohn darf bei der Auswertung dieser Quelle allerdings nicht aus den Augen gelassen werden. Birgt diese besondere persönliche Nähe zwar zum einen den Verdacht der Voreingenommenheit, zeichnet sich die Biographie Christian Gottfried Körners andererseits dadurch aus, dass der Autor den Charakter und Lebenswandel des Dichters plastisch und eingehend wie kein anderer zu schildern weiß und zudem noch mit besonderen biographischen Details aufwarten kann. Generell ist zu erwarten, dass die Darstellung einer geliebten Person immer eher positiv ausfallen wird und negative Charakterzüge oder Verhaltensweisen und Taten nicht vertieft, sondern verharmlost oder einfach nicht erwähnt werden. Von dieser Befangenheit kann man auch C. G. Körner nicht freisprechen.21

Zum anderen fallen darunter auch die Briefwechsel, die zwischen Theodor Körner und seinen Verwandten und Freunden und zwischen C. G. Körner und dessen berühmten Freunden und Bekannten bestanden. Neben der schriftlichen Korrespondenz des Vaters mit seinem Sohn Theodor Körner ist auch die briefliche Kommunikation zwischen C. G. Körner und Schiller mit etwa 705 Briefen hervorzuheben. Während der Vater in seinen Biographischen Notizen seinen Sohn im Nachhinein eher idealisierte, kann in den Briefen eine größere Wirklichkeitsnähe erwartet werden, da sie nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren, also auf einer rein persönlichen Ebene verschickt wurden. Diese Briefe offenbaren sowohl die damaligen Gedanken und Einstellungen des Vaters als auch die des Sohnes und verschweigen auch die problematischeren Lebensabschnitte Theodor Körners nicht.

Krautscheid sieht den berühmten Briefwechsel zwischen Schiller und C. G. Körner, der an Umfang, thematischer Vielfalt, Intimit ä t und Produktivit ä t keinen Vergleich in der neueren Literaturgeschichte hat,22 als einzigartige und sehr authentische Primärquelle an. Sie stellt fest, dass niemand annähernd so viele Briefe von Schiller erhalten hat wie C. G. Körner und der Ton beider Briefpartner gegenseitiges Vertrauen, Anerkennen und eine geistiger Partnerschaft signalisiert. Auch Themen und Empfindungen, die Schiller in seinen Briefen an Goethe aus Diskretion nicht anspricht, werden im Körner-Schiller-Briefwechsel nicht ausgelassen.23 Dies liegt zum Großteil wohl auch daran, dass dieser Briefaustausch im Gegensatz zu dem zwischen Schiller und Goethe nie im Hinblick auf eine eventuelle (Leserschaft) stattfand, eine Publikation der Briefe war von beiden Seiten nie erwogen worden.24 Mit Schiller verband C. G. Körner seit 1784 eine besonders innige Freundschaft. Der Dichter verweilte zwei Jahre lang sogar bei der Familie Körner und nutzte deren Gartenhaus in Dresden-Loschwitz als vorübergehende Unterkunft.25 Der Briefverkehr der beiden spiegelt den vertrauten Umgang und die bis zum Tode Schillers bestehenden Freundschaft wider.26 Neben ästhetischen Fragen werden in den Briefen auch sehr persönliche Angelegenheiten besprochen. Auch nach dem Tod Schillers verweigerte Körner die Veröffentlichung dieser intimen Schriftstücke, um einerseits die Schiller-Verehrer nicht durch der akademischen Obrigkeit Amtshalber an ihn gemacht wurde. (Körner, C. G.: Biographische Notizen über Theodor Körner 1814. In: Wolff, Berlin 1858, S. 22).

seine in den Briefen offen geäußerte, ehrliche und kritische Meinung zu Schillers Werken zu brüskieren und andererseits persönliche, vertrauliche Angelegenheiten der Brieffreunde der Öffentlichkeit vorzuenthalten.27 Neben den Biographischen Notizen und den Briefen gibt zudem das Feldzugstagebuch28, welches Theodor Körner als Lützower Jäger immer bei sich trug, interessante Auskünfte über sein Soldatenleben.

2.1. Kindheit und Jugend Theodor Körners

Die Person Körner und sein Werk sind nur schwer verständlich ohne die historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen, die ihn prägten. Aus diesem Grund soll das Leben des Dichters im Folgenden immer mit dem Blick auf die damaligen politischen und kulturellen Ereignisse betrachtet werden. Karl Theodor Körner wurde am 23. September 1791 als Sohn des Dresdener Oberappellationsgerichtsrates Christian Gottfried Körner und dessen Ehefrau Maria Jakobine Stock in das ereignisreiche Zeitalter der Französischen Revolution hineingeboren. Die in Frankreich tobende Revolution beschäftigte auch die Intellektuellen in Deutschland. C. G. Körner thematisiert die außergewöhnlichen Ereignisse in einem seiner Briefe an Schiller:

Was sagst Du zu den neuen Vorf ä llen in Frankreich? Jetzt ist nichts dort unm ö glich; und ich w ü rde mich nicht wundern, wenn Frankreich in einzelne Republiken zerst ü ckelt w ü rde. Fast bleibt der Nationalversammlung nichts anderes ü brig, wenn sie consequent sein will, und keinen anderen K ö nig wei ß , als den, der von der pariser Faction gefangen gehalten wird. 29

Wie der Großteil des deutschen Bildungsbürgertums nahm Schiller an der Bewegung erwartungsvoll und durchaus positiv interessiert Anteil, solange diese noch relativ gemäßigt ablief und die Gewalt nur im äußersten Notfall für die Befreiung und Emanzipation der Bevölkerung eingesetzt wurde. Spätestens mit der Ermordung der Königsfamilie schwand diese anfängliche Sympathie jedoch.30 Davon unabhängig wirkten die Ideen und Ideale der Revolution von 1789 auch in Deutschland fort und bereiteten den Reformen der napoleonischen Zeit den Boden.31 In den folgenden Jahren finden die Revolution und ihre Folgen in den Briefen zwischen C. G. Körner und Schiller keine oder nur beiläufige Erwähnung. Stattdessen stehen Mitteilungen über private Angelegenheiten oder Diskussionen über Schillers Werke im Vordergrund.

Unbehelligt von den turbulenten Geschehnissen in Frankreich wuchs der junge Theodor Körner behütet in einem gutbürgerlichen Haushalt in Dresden auf. In der Familie, zu der neben den Eltern und Theodor noch die drei Jahre ältere Schwester Emma zählte, wurde Bildung und Kultur eine wichtige Stellung eingeräumt. Das Haus der Körners stellte eine zentrale Begegnungsstätte des Dresdener künstlerischen und gesellschaftlichen Lebens dar. Viele berühmte Intellektuelle und Künstler verkehrten hier regelmäßig.32 Wie C. G. Körner 1814 in den Biographischen Notizen ü ber Theodor K ö rner festhält, war in seinem Haus f ü r Poesie und Musik […] alles empf ä nglich. […] Es bildeten sich dadurch kleine Abendgesellschaften, wo ein ausgesuchter Zirkel sich versammelte und manch interessanter Fremde sich einfand. 33 Zu den Gästen der Körnerfamilie zählten unter anderem Mozart, Zelter, Naumann, Hiller sowie Goethe, Schiller, Novalis, Tieck, Kleist und die Brüder Schlegel und Humboldt,34 welche auf die Entwicklung des jungen Körners zum Teil großen Einfluss hatten. C. G. Körner betont, dass der Sohn des Hauses in einem solchen Kreise […] mit Wohlwollen behandelt [wurde] und begründet dies mit dem vorbildlichen Verhalten des Jungen, der nicht vorlaut und beschwerlich, sondern lebhaft, ungek ü nstelt und theilnehmend war. 35 Die gute Integration der Geschwister Körner in den Kreis der künstlerischen und intellektuellen Gäste mag auch mit der frühen vielseitigen Ausbildung im väterlichen Haus zusammenhängen.36

Auch der Literaturvorliebe des Vaters kann ein prägender Einfluss auf Theodor Körner beigemessen werden. So waren Goethe und Schiller die Lieblingsdichter in dem ä lterlichen Hause, und Schiller`s Balladen wahrscheinlich die ersten Gedichte, die er zu lesen bekam. Alles Hochherzige wirkte m ä chtig auf ihn […] . 37 Besonders Schiller wurde zum großen Vorbild des späteren Dichters Theodor Körner.38

Neben Diskussionen über eigene und fremde literarische Werke gibt der Briefwechsel zwischen Schiller und C. G. Körner Aufschluss über die geistige, charakterliche und körperliche Entwicklung der Körner-Kinder.39 Insgesamt ist der Vater mit der Entwicklung seines Sohnes sehr zufrieden. Er weist aber auch auf einen in seinen Augen weniger vorteilhaften Charakterzug Theodors hin. So begreife der Junge im Vergleich zu seiner Schwester Emma zwar schneller, aber er bringt wenig vor sich, weil er immer nur Augenblicke bei einer Sache bleibt. 40 Dass diese Tendenz zur Ungeduld und zur Unstetigkeit sich auch in späteren Lebensjahren nicht verlor, kann man unter anderem an seinen häufigen Studienfach- und Ortwechseln erkennen. Das Ziel des Vaters war es, seinen Kindern eine möglichst vielseitige und umfassende Bildung zukommen zu lassen . 41 Außerdem war er eher liberaleren Erziehungsmethoden zugeneigt: In einer Familie, die durch Liebe und gegenseitiges Vertrauen sich zu einem freundlichen Ganzen vereinigte, wurden auch die Rechte des Knaben und J ü nglings geachtet, und ohne zu herrschen geno ß er fr ü hzeitig innerhalb seiner Sph ä re einer unsch ä dlichen Freiheit. 42

2.2. Studentenzeit und Erfolg als Dichter

Während der junge Theodor Körner eine umfassende Bildung und eine nachsichtige Erziehung erfuhr, ging es auf dem europäischen Kontinent insgesamt weniger friedlich zu. Verantwortlich dafür war zu einem großen Teil der Feldherr Napoleon Bonaparte, der amSchillers Briefwechsel mit Körner. Von 1784 bis zum Tode Schillers. Band 4. Berlin 1847. (Brief vom 5. September 1803), S. 336).9. November 1799 in Frankreich einen Staatsstreich durchführte, sich wenige Jahre später selbst zum Kaiser der Franzosen krönte und mit seinem Sieg im vierten antifranzösischen Koalitionskrieg43 1806 das Ende des „Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation“44 besiegelte. Der Friede von Tilsit wurde zwischen Frankreich und den besiegten Russen und Preußen am 7. und 9. Juni 1807 geschlossen und bedeutete für Preußen einen großen Gebietsverlust, eine hohe Belastung durch Kontributionszahlungen an Frankreich und den Anschluss an die Kontinentalsperre gegen Großbritannien.45

Die problematische Situation des preußischen Staates hatte für den jungen Körner zunächst wenig Auswirkung. Der Vater übte bei der Berufswahl keinerlei Druck auf seinen Sohn aus und unterstützte ihn schließlich bei seinem Wunsch, Bergbau an der Akademie in Freiberg zu studieren. Dem Jungen fehlte es aus väterlicher Sicht in seiner Heimatstadt Dresden nicht an Möglichkeiten, sich optimal auf das Studium vorzubereiten und in dem Hause der Aeltern [!] [vereinigten] sich manche g ü nstige Umst ä nde, die auf die Bildung seines Charakters vortheilhaft wirkten. Seine nat ü rliche Offenheit, Fr ö hlichkeit und Gutm ü thigkeit entwickelte sich hier ungehindert. 46 Als der fast siebzehnjährige Körner im Juni 1808 sein Elternhaus verließ, stürzte er sich zunächst mit Eifer auf die Praxis und Theorie des Bergbaus.47 Doch auch das gesellige Studentenleben genoss der junge Körner in vollem Ausmaß. Er liebte den Wein, das Beisammensein mit seinen Kommilitonen und verteidigte, wenn es darauf ankam, seine studentische Ehre mit Vehemenz und notfalls auch mit der Waffe.48 Mit der Zeit verlor jedoch das Studium des Bergbaus für Körner seinen Reiz, sodass er seinen Aufenthalt in Freiberg im Sommer 1810 beendete, um ein Studium an der Universität Leipzig aufzunehmen.

Über die Wahl der Studienfächer herrscht in der Forschung keine Einigkeit: Jöst geht davon aus, dass Körner sich dem Studium der Naturwissenschaften widmete.49 Brun gibt an, dass Körner in Leipzig ein Geschichts- und Philosophiestudium begann.50 Dass allerdings die Diskussion über die entsprechende Fakultät vergleichsweise unbedeutend ist, ergibt sich aus der Tatsache, dass sich Körner dem eigentlichen Studium in Leipzig nicht oder nur in einem sehr geringen Maße widmete. Stattdessen beteiligte er sich, wie schon in Freiberg, auch hier an allerlei studentischen Umtrieben. 51 Der Vater Theodor Körners spricht von ungl ü cklichen Verh ä ltnisse [n] , die zu diesem Zeitpunkt unter den Studenten [herrschten].52 So verstrickte sich der jugendliche Körner tief in das Burschenschaftsleben und musste, um einer halbjährigen Haftstrafe zu entgehen, Leipzig fluchtartig verlassen. In den Biographischen Notizen ü ber Theodor K ö rner geht der Biograph C. G. Körner nicht auf die näheren Umstände und Schwierigkeiten seines Sohnes während der Leipziger Studentenzeit ein. In dem Briefwechsel zwischen Theodor und Gottfried Körner wird jedoch deutlich, dass er das draufgängerische und in seinen Augen unangemessene Verhalten seines Sohnes nicht guthieß.53

Doch der Drang, gegen die bestehenden Verhältnisse und die französische Fremdherrschaft aufzubegehren, beherrschte nicht nur die Studenten, sondern spiegelte allgemein ein neu erwachtes Selbstbewusstsein des Bildungsbürgertums wider.54 Die Verstümmelung und Demütigung des preußischen Staats durch den Friedensvertrag von Tilsit zog Verwaltungsbeamte, Staatsm ä nner, Offiziere und Gelehrte an, die im Geiste des erwachenden deutschen Nationalgef ü hls und in selbstst ä ndiger Weiterentwicklung der Ideen der Franz ö sischen Revolution eine grundlegende Erneuerung des Staates anstrebten, in der sie die Vorbedingungen f ü r einen Wiederaufbau und die Befreiung des Landes von der Fremdherrschaft sahen. 55

Entsprechend kam es auch auf dem geistigen Gebiet zu wegweisenden Erneuerungen. Die Erziehungs- und Bildungsreform, die von den Ideen Fichtes56, Schleiermachers und Pestalozzis beeinflusst war, zielte auf eine Erziehung zum Nationalbewusstsein und zur Selbstständigkeit im humanistischen Sinne.57 Maßgebend für diese Entwicklung war der von C. G. Körner geschätzte Freund Wilhelm von Humboldt58. 1810 gründete dieser die Berliner Universität, die rasch zum geistigen Mittelpunkt der sich nun in Preußen immer stärker regenden Freiheitsbewegung wurde.59 An dieser Bildungsstätte fand auch Theodor Körner zunächst Zuflucht und hörte historische und philosophische Vorlesungen bei Schleiermacher, Fichte und Niebuhr. Daneben beteiligte er sich an der Zelterschen Singakademie und der Turnerbewegung Jahns und Friesens.60 Der enge Kontakt mit den Zirkeln, die sich nationalen Zielsetzungen und Befreiungsbestrebungen verschrieben hatten, machte auf den jungen Körner großen Eindruck und prägte sein späteres Schaffen nachhaltig.61

Rovan hebt die Bedeutung der Intellektuellen, der Dichter und der Philosophen, von M ä nnern wie Fichte, Humboldt und K ö rner in der Auseinandersetzung mit der franz ö sischen Revolution und w ä hrend der Befreiungskriege [hervor]. Ihre Bedeutsamkeit als Tr ä ger der Nationalidee [war] um so [!] gr öß er, als die Staaten nach dem endg ü ltigen Zusammenbruch des alten Reiches sich der Nationalidee im Rahmen der nun erreichten absoluten Unabh ä ngigkeit meist versagen [mussten].62 Die Auflösung des Reiches in Territorialstaaten und das machtegoistische Verhalten der deutschen Kleinstaaten, die häufig der Nation und dem Reich schädliche Beziehungen mit ausländlichen Staaten pflegten und eine antinationale Gesinnung verbreiteten, veranlasste immer wieder deutsche Intellektuelle dazu, ihre Rolle als H ü ter und Sprecher der Nation im Gegensatz zu den Staaten zu spielen, die auf dem Boden der Nation existierten. 63 Bald musste Körner Berlin, ein Zentrum der Agitation der Gebildeten im Sinne der nationalen Idee, jedoch verlassen, da er aufgrund einer Verfügung vom 19. Juni 1811von der Leipziger Universität relegiert worden war, welche auch für die Berliner Universität galt und damit eine Fortsetzung seines Studiums nicht zuließ. Theodor Körner folgte nun dem Wunsch seines Vaters und zog nach Wien, wo er mit Unterstützung von Wilhelm von Humboldt und Friedrich Schlegel schnell Eingang in die kulturellen und intellektuellen Gesellschaftskreise fand.64 Das Theater zog ihn in Wien so sehr an, dass er schließlich am 1. Januar 1812 seinem Vater in einem Brief seinen endgültigen Berufswunsch als Schriftsteller mitteilte:

Ü brigens habe ich eigentlich die Idee, diesen Winter das Wiener Theater und meine Mu ß e zu dem Beginnen meiner dramatischen Laufbahn zu benutzen. Gradezu, ich ü berzeuge mich alle Tage mehr, da ß eigentlich Poesie das sei, wozu mich Gott in die Welt geworfen. [...] Du wirst mir sagen, da ß ich aber auf ein noch zweifelhaftes Talent meine k ü nftige Existenz nicht begr ü nden k ö nne; wohl wahr, aber wenn man Schlittschuhlaufen kann, soll man aus der Erde sich m ü hsam fortbewegen, weil man dort einbrechen k ö nnte? 65

C. G. Körner reagierte auf die Berufswahl seines Sohnes eher verhalten und besorgt, akzeptierte aber dessen Entschluss: Ich bin weit entfernt, Dich davon abzuhalten, aber ich habe nur die Besorgni ß , da ß , wenn Du jetzt schon das Produciren zum Hauptgesch ä fte machst, Du vielleicht manches vers ä umen wirst, was zu Deiner vollkommenen Ausbildung geh ö rt, und was Dich auch zu einem h ö heren Ziele f ü hren w ü rde. 66 Für Gottfried Körner stellte die Kunst keinen angemessenen Beruf dar, der sich für den täglichen Broterwerb eignete. Deshalb riet er seinem Sohn: Die Kunst sei die W ü rze Deines Lebens. Widme ihr Deine sch ö nsten Stunden, aber nicht immer zur Production, sondern auch oft zum Studium. 67 Theodor Körner folgte diesem Ratschlag nicht, verfasste in sehr kurzer Zeit zahlreiche dramatische Werke und brachte es damit zu einigem Erfolg. Seine dramatischen und lyrischen Werke erhielten, sogar von dem strengen Kritiker Goethe, überwiegend positive Kritik, sodass Körner im Januar 1813 sogar als kaiserlicher und königlicher Hoftheaterdichter am Wiener Burgtheater angestellt wurde.68 In den Werken Körners machte sich der frühe und starke Einfluss Schillers auf den jungen Dichter bemerkbar. Diese inhaltliche und stilistische Nähe wurde in einigen Besprechungen als Mangel und Schwäche Körners dramatischer Arbeit gewertet.

2.3. Der Soldat Körner und sein früher Tod

In Wien faszinierte Körner, getragen durch die historischen Ereignisse, zunehmend der Gedanken an die Verteidigung des Vaterlandes, wenn nötig auch mit dem eigenen „Opfertod“. Die Okkupation und Unterdrückung der deutschen Gebiete durch Napoleon und das in den Augen des jungen Dichters feige Verhalten seiner Landsleute empörte ihn. Schon am 1. Januar 1812 schrieb er an seinen Vater, dass sein Plan, Dichter zu werden, nur durch den Krieg mit Frankreich geändert werden könnte, da er dann seine Pflicht als Deutscher erfüllen müsse:

Man spricht so viel von Aufopferung f ü r die Freiheit und bleibt hinter dem Ofen. Ich wei ß wohl, da ß ich der Sache den Ausschlag nicht geben w ü rde, aber wenn jeder so denkt, so mu ß das Ganze untergehen. Man wird vielleicht sagen, ich sei zu etwas besserem bestimmt, aber es giebt nichts besseres, als daf ü r zu fechten oder zu sterben, was man als das h ö chste im Leben erkannt. 69

Mit dem Aufruf „An mein Volk“70 vom 17. März 1813, in dem der preußische König Friedrich Wilhelm III. die Deutschen zu den Waffen rief und die Bildung von Freiwilligencorps forderte, entschied sich T. Körner schnell dafür, seine Verlobte Antonie Adamberger und das kaiserliche Hoftheater in Wien für den Kampfeinsatz gegen Napoleon zu verlassen und sich dem Freicorps von Lützows71 anzuschließen. Diese Entscheidung teilte er in seinem berühmt gewordenen Brief vom 10. März 1813 seinem Vater mit. Dieser Brief findet sich sowohl in den Biografischen Notizen als auch in fast allen späteren Biographien, meist sogar in voller Länge, wieder und wird als Beleg für Körners hingebungsvolle Begeisterung für den Freiheitskampf seines Vaterlandes angeführt. Der Überzeugung, dass das eigene Leben der Befreiung und Verteidigung des Vaterlandes unterzuordnen ist, verleiht Körner in einem pathetischen und geradezu fanatisch anmutenden Tonfall und mit symbolträchtiger Wortwahl Ausdruck:

Deutschland steht auf; der preu ß ische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine k ü hnen Fl ü gelschl ä ge die gro ß e Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande, — la ß mich ihr w ü rdiger J ü nger sein! — Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene gl ü ckliche und sorgenfreie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei's auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erk ä mpfen. — Nenn's nicht Ü bermuth, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren h ä tte ich es so nennen lassen, jetzt, da ich wei ß , welche Seligkeit in diesem Leben reisen kann, jetzt, da alle Sterne meines Gl ü cks in sch ö ner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es bei Gott ein w ü rdiges Gef ü hl, das mich treibt, jetzt ist es die m ä chtige Ü berzeugung, da ß kein Opfer zu gro ß sei f ü r das h ö chste menschliche Gut, f ü r seines Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes v ä terliches Herz: Theodor ist zu gr öß eren Zwecken da, er h ä tte aus einem andern Felde Wichtigeres und Bedeutendes leisten k ö nnen, er ist der Menschheit noch ein gro ß es Pfund zu berechnen schuldig.

Nun folgt ein Ausspruch, der sich schon im Zriny findet und das Ausmaß der Verherrlichung des Opfertodes durch Körner verdeutlicht:

zum Opfertode f ü r die Freiheit und f ü r die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu!

Dieses Zitat wurde in der nachfolgenden Zeit vielfach zu propagandistischen Zwecken verwendet. Im Anschluss an diesen berühmt gewordenen Ausspruch folgt die Begründung seiner kriegerischen Absichten und seines Wagemuts:

Eine gro ß e Zeit will gro ß e Herzen, und, f ü hl' ich die Kraft in mir, eine Klippe sein zu k ö nnen in dieser V ö lkerbrandung, ich mu ß hinaus und dem Wogensturm die muthige Brust entgegendr ü cken. — Soll ich in feiger Begeisterung meinen siegenden Br ü dern meinen Jubel nachleiern? [...] Da ß ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; da ß aber dies Leben mit allen Bl ü thenkr ä nzen der Liebe, der Freundschaft, der Freude geschm ü ckt ist, und da ß ich es doch wage, da ß ich die s üß e Empfindung hinwerfe, die mir in der Ü berzeugung lebte, Euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf. 72

Der in dem Brief hervorgehobene „Opfertod“ wurde auch in Körners Werken immer mehr zur zentralen Thematik. Während seiner Zeit als Soldat verlagerte sich sein Schaffen auf den Bereich der Lieddichtung. Seine Kriegslyrik erfuhr eine weite und schnelle Verbreitung im Lützower Corps und in der Bevölkerung. Körner selber berichtet in einem Brief an seine Familie von der raschen Verbreitung seiner Lieder unter seinen Kameraden: Das Corps singt schon viele Lieder von mir […].73 In demselben Brief geht er auf die Zusammensetzung des Corps ein und betont die Wichtigkeit der aktiven Teilnahme an dem Krieg:

Ich kann Euch gar nicht beschreiben, wie angenehm das Verh ä ltni ß ist, in dem ich lebe, da die gebildetsten und ausgesuchtesten K ö pfe aus ganz Deutschland neben mir in Reih' und Glied stehen. Man k ö nnte einen gro ß en Plan mit lauter Schriftstellern ausf ü hren, so viel stehen bei den Schwarzen. Es gilt ein gro ß es Werk. Wer sein Sandkorn nicht mit dazu legt, soll sich nicht in seinem Schatten freuen d ü rfen. 74

Dass das wirkliche Soldatenleben nicht immer den illusorischen Vorstellungen des Dichters entsprach, äußert sich in seinem Gedicht „Mißmuth“ und in seinen Tagebucheintragungen, in denen er von „Langeweile“ und „Ingrimm“ spricht.75 Auch in einem Brief an Frau v. Pereira beschwert sich Körner über die Tatenlosigkeit und Spannungslosigkeit des Kriegsdienstes:

„ Was soll ich Ihnen schreiben? — meinen Mi ß muth? — Was soll ich Ihnen vertrauen? — meinen Grimm? — Es w ü hlt gr äß lich in mir! — Vor ein paar Tagen war eine elende Affaire [gemeint ist ein Rückzug der Lützower, als sie den französischen Feind erblickten] das ist alles, was ich bis jetzt erlebt habe. “ 76

Um der Langeweile zu entkommen, schloss sich Körner am 29. Mai 1813 als Lützows Adjutant einem mit vier Schwadronen und fünfzig Kosaken durchgeführten Streifzug nach Thüringen an. Dabei störten die schwarzen Reiter (wie die Lützower aufgrund ihrer schwarzen Uniform auch von der Bevölkerung genannt wurden) die Franzosen durch mehrere kleinere Überfälle.77 Am 26. August 1813 fand Körner in einem eher unbedeutenden Gefecht bei Gadebusch den „Heldentod“. Die Umstände seines Todes können als sehr umstritten und schwer rekonstruierbar angesehen werden. Es gibt unterschiedliche Versionen, die nach dem Tod des Dichters über die Art und Weise seines Sterbens kursierten und immer noch kursieren und je nach Interpretationslinie der Person Körner und seiner Werke herangezogen werden.78 Körners Dramen gerieten nach seinem Tod relativ schnell in Vergessenheit. Verantwortlich für die langanhaltende Popularität des Dichters waren vor allem seine Biographie und die vom Vater posthum unter dem Namen „Leyer und Schwert“ veröffentlichten Lieder, die mehr als ein Jahrhundert im deutschen Volk präsent waren.

3. Wandel des Körnerbildes bis zum 1. Weltkrieg

Auf den Tod des Dichters folgte schon bald eine zunehmende Verklärung seiner Person, die mehr als ein Jahrhundert anhielt. Die Glorifizierung Körners wurde von den verschiedensten Interessengruppen vorangetrieben und je nach Bedarf in den Dienst der eigenen Sache gestellt. Wie wandelbar und vielseitig interpretierbar Körners Leben und Werk waren, zeigt sich unter anderem darin, dass er im Laufe der Zeit von gänzlich gegensätzlichen Bewegungen zum „Helden“ auserkoren und als Vorkämpfer und Vorbild für die eigenen Bestrebungen propagiert wurde.79

Voraussetzung für das richtige Verständnis und die Einordnung von Körners Lyrik ist die Kenntnis ihrer umfangreichen und verh ä ngnisvollen Rezeptionsgeschichte 80. Nur so kann man der Gefahr der Voreingenommenheit und die Übernahme von gängigen, aber nicht immer korrekten Interpretationslinien verringern, die oftmals direkt an verschiedene Umdeutungen der Lyrik Körners anknüpfen, ohne nach der ursprünglichen Bedeutung Körners Werke und der Intention des Dichters zu fragen. Unter Kenntnis und Berücksichtigung der Rezeptionsgeschichte soll in einem weiteren Kapitel der Versuch unternommen werden, die wirkliche Bedeutung und Rolle Körners für die Geschehnisse der Jahre 1813-15 zu rekonstruieren und den Zielen, Positionen und eventuellen politischen Einstellungen des späteren Helden nachzugehen. Wichtig ist hierbei, dass man die Person Körner und seine Lyrik nicht isoliert, sondern im Rahmen seines kulturellen, sozialen und historischen Kontextes betrachtet.

3.1. Rezeptionsgeschichte der Lyrik Körners

Die Lyrik Körners wurde nach 1813 zu verschiedenen Zeiten und Anlässen sowohl von rechten als auch von linken Gruppierungen für ihre politischen Ziele reklamiert:81 bei den Burschenschaften, im Vorm ä rz, in der Zeit der Reichsgr ü ndung, beim Wandervogel, zu den Jubelfeiern f ü r 1813 am Vorabend des Ersten Weltkrieges 82, während der beiden großen Weltkriege und nach 1945 in der Deutschen Demokratischen Republik. Aufschluss über die verschiedenen Interpretationslinien, die im Laufe zweier Jahrhunderte in Umlauf waren und eine gewisse Popularität erreichten, geben neben den zahlreichen Biographien Reden und Schriften anlässlich der vielen Gedenkfeiern, die zu Körners Todes- oder Geburtstagen begangen wurden, sowie diverse Zeitungsartikel.

Die erste Deutung seiner Person und Werke lieferte der Vater des gefallenen „Helden“ und Dichters durch die Herausgabe seiner Biographischen Notizen ü ber Theodor K ö rner, in denen er die Gesinnung und das Wirken des Sohnes als das vorzügliche Ergebnis einer bürgerlich-freiheitlichen Erziehung darstellte.83 In Theodor Körner sah er die Bildungsidee Humboldts und Schillers realisiert und das bürgerliche Erziehungsdeal verwirklicht.84 In den Augen des Vaters vereinigte Theodor Körner die besten Eigenschaften des Gelehrten und des Soldaten in seiner Person. Die Tatsache, dass dieser zugleich Dichter und Soldat war, legte für C. G. Körner den Schluss nahe, den eigenen Sohn als Vorbild der bürgerlichen Gesellschaft herauszustellen.85 In dieses vom Vater entworfene Bild des Vorzeigebürgers ließen sich jedoch nicht alle Gedichte Körners problem- und widerspruchslos einfügen. So ruft Körner im „Lied von der Rache“ mit hasserfüllten Versen zum erbarmungslosen, mitleidlosen Vorgehen gegen den Feind auf:

S ü hnt Blut mit Blut! - Was Waffen tr ä gt, schlagt nieder!

's ist alles Schurkenbrut!

Denkt unsres Schwurs, denkt der verrat'nen Brüder

Und sauft euch satt in Blut!

Und wenn sie winselnd auf den Knien liegen

Und zitternd Gnade schrei'n -

La ß t nicht des Mitleids feige Stimme siegen,

Sto ß t ohn' Erbarmen drein! […]

Ha, welche Lust, wenn an dem Lanzenknopfe

Ein Schurkenherz zerbebt

Und das Gehirn aus dem gespalt'nen Kopfe

Am blut'gen Schwerte klebt!

Welch Ohrenschmaus, wenn wir bei Siegesrufen,

Vom Pulverdampf umqualmt,

Sie winseln h ö ren, von der Rosse Hufen

Auf deutschem Grund zermalmt! 86

Es ist offensichtlich, dass ein Lied mit einem solch grausamen, abstoßenden Inhalt nicht mit einem humanistischen Bildungsverständnis konform gehen kann. Es ist anzunehmen, dass C. G. Körner dieses Gedicht aus genau diesem Grund nicht in die Gesamtausgabe der Werke Körners aufnahm, um so das Bild seines Sohnes nicht zu beschmutzen.87 Auch in den folgenden Jahrzehnten schien das Gedicht nicht zu dem Vorzeigestatus Körners zu passen und wurde in sämtlichen Ausgaben unterschlagen. Erstmals veröffentlicht wurde es im Jahr 1893 durch Peschel in Theodor K ö rners`s Tagebuch und Kriegslieder aus dem Jahr 1813 88.

Neben den bürgerlichen Bestrebungen des Vaters wurde Theodor Körner in der ersten Phase der Rezeption vorwiegend von den antifeudalen und liberalen Kräften zweckgerichtet vereinnahmt. Bereits 1815 galt Körner als Vorbild für die Burschenschaften, in denen seine Lieder als „revolutionäres Erbe“ verbreitet und hochgehalten wurden.89 Körner wurde als Vorkämpfer für seine liberal-demokratischen und nationalen Bestrebungen gefeiert. Das Ziel des zum Soldat gewordenen Dichters sei, so behauptete man, ein vereinigtes, von der Herrschaft der Fürsten befreites Deutschland mit einer deutschen Grundverfassung gewesen.90 So erklärte beispielsweise der ehemalige Lützower Klemm in seiner Gedächtnisrede zum Todestag Körners am 26. August 1815:

Damit aber Deutschland durch jene Grenze [gemeint ist die Sprachgrenze der Deutschen] nicht nur von au ß en gegen Herrschsucht und Tyrannei gesichert sey, sondern auch innerhalb derselben, und durch dieselbe zu einem Volke verbunden, als ein einiges Volk bestehe und wirke, das sich nicht selbst in einzelne Theile zersplittere […]: so w ü nschte K ö rner auch als deutscher Patriot Ein deutsches Oberhaupt und Eine deutsche Grundverfassung. 91

In liberalen Zeitschriften wie der „Gartenlaube“ wurde Körner 1861 als Freiheitskämpfer gerühmt, um in der aktuellen reaktionären Situation die Kampfbereitschaft des „unterdrückten und geknebelten Volkes“ wiederzuerwecken.92 An Körners Forderungen nach tatkräftigem Handeln, die in seinen Gedichten zum Ausdruck kommen, und seine konsequenten, entschlossenen Taten als Soldat und „Freiheitskämpfer“ konnten die oppositionellen Dichter der Epoche des Vormärz optimal anknüpfen. Körners Lyrik wurde als Vorbild für die eigene Sache verstanden, jedoch nur insoweit sie den neuen liberal-demokratischen Prinzipien entsprach.93 Hervorgehoben wurde in diesem Sinne die von Körner propagierte wilde Jagd und die deutsche Jagd auf Henkersblut und Tyrannen 94. Dass der Kult um Körner und die Freischar Lützows den Unmut der konservativen Staatsmächte auf sich zog, ist bei einer solchen politischen Auslegung seiner Werke durchaus nachvollziehbar. Schilling weist darauf hin, dass die öffentliche Erinnerung an Körner bis zur Reichsgr ü ndung [...] ein oppositioneller Akt, getragen vom liberalen B ü rgertum [,] war. 95 Dieser Gesamteinschätzung ist mit Einschränkung zuzustimmen. Denn auch wenn in dieser Zeitspanne die Heroisierung Körners überwiegend im Zeichen der antimonarchischen Kritik stand, kam es zunehmend auch zu Huldigungen Körners durch Befürworter der Dynastie und der bestehenden sozialen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse.

Exemplarisch wird dies an Niederhöffers Versuch einer Biographie anlässlich Körners 50. Todestages im Jahr 1863 deutlich. Bei dem von schwülstigen Formulierungen und schmeichelnden Ehrenbekundungen strotzenden Werk kann von politischer Opposition nicht die Rede sein. Vielmehr zeigt der Autor eine devote Haltung gegenüber der bestehenden dynastischen Herrschaft, die bereits in der Widmung unverkennbar offenbar wird:

Allen Allerh ö chsten, H ö chsten und Hohen Deutschen F ü rsten und Herren und deren erhabenen H ä usern in tiefster Ehrfurcht und Unterth ä nigkeit, dem ganzen Volke aber in deutscher Treue und Liebe gewidmet. 96

Niederhöffer vertritt in seiner Biographie eine monarchische Interpretation der Befreiungskriege, bei welcher das Volk den Rufen der Fürsten begeistert folgte und sich für Fürst und Vaterland bereitwillig opferte. Zugleich stellt er die Befreiungskriege in einen nationalen Zusammenhang und hebt sie als herausragendes Beispiel für nationale Einigkeit und deutsches Nationalgefühl hervor.

Ja es war eine hoch erhabene, eine hehre Zeit! […] Eine Zeit der allgemeinsten, der reinsten und heiligsten Begeisterung und Opferwilligkeit; […] fest schlang sich das sch ö nste Band innigsten Vertrauens, h ö chster Eintracht, aufrichtigster Treue, Liebe und Hingebung um ganz Deutschland, um seine F ü rsten und V ö lker; Alle, alle standen sie f ü r einen Mann! Es war ein Volk, eine einzige Nation, die unter dem allgemeinen begeisterten Feldgeschrei: „ Mit Gott f ü r F ü rsten und Vaterland! “ in den Kampf zog. 97 Körner wird als Vorkämpfer in diesem bedeutsamen Krieg dargestellt, seinen Liedern wird eine große, einigende Wirkung zugeschrieben, da aus ihnen nicht nur der deutsche Dichter, sondern zugleich der soldatische Held gesprochen habe:

Keiner von all unseren Vaterlandsdichtern […] verstand es so wie K ö rner seine gl ü hende Vaterlandsliebe, seine hochherzigen Gesinnungen in Worte zu kleiden; Keinem ist es je gelungen, so m ä chtig auf das ganze deutsche Volk [...] einzuwirken, […] weil aber Alles [!] so aufrichtig war, weil ihm Alles [!] aus tiefster Seele kam, deshalb wirkten seine Lieder auch so unendlich; sie waren gleichsam K ö rners Fleisch und Blut! 98

Das Beispiel Niederhöffers zeigt, dass bereits vor der Reichsgründung die Idolisierung Körners unter Betonnung verschiedener Aspekte - nationaler, dynastischer, demokratischer, patriotischer oder bürgerlicher Art - betrieben wurde. Spätestens jedoch mit den Kriegsjahren 1870/71 und der Gründung des Kaiserreiches kann man einen starken Bedeutungsverlust der liberal-demokratischen Interpretationslinie in der Körner-Rezeption feststellen. Mit der Reichsgründung wandelte sich Körner vom patriotischen B ü rgerhelden zum reichsnationalen Kriegsheros. 99 Betont wurden nun die soldatischen Elemente in Körners Leben, an die der militärische Geist im Kaiserreich anknüpfen konnte. Durch die Integration Körners und der Schar der Lützower in die militärische Tradition des Deutschen Reiches wurde zudem die Zustimmung der liberalen Bürgerschaft zu der soldatischen Geisteshaltung des Kaiserreiches gefördert und erleichtert.100

Anlässe zu imposanten Gedenkfeiern und zahlreichen Publikationen gaben vor allem die Jubiläen zu Körners Geburts- und Todesjahr. Zudem wurden die Werke und die Biographie Körners zum Schulstoff. Der Behandlung Körners im Unterricht schrieb man eine positive erzieherische Wirkung zu, solange eine geschickte Werkauswahl getroffen wurde:

Wir sind ü berzeugt, da ß schon die wenigen von uns ausgew ä hlten Gedichte K ö rner`s hinreichen werden, dem Sch ü ler ein Bild von der idealen Gesinnung, dem F ü hlen und Streben des Dichters und seiner Zeit zu geben und f ü r den liebenswerten Charakter desselben zu erw ä rmen. 101

Vor allem von der ausgiebigen Auseinandersetzung mit dem Lebenslauf des „Helden“ und der Betonung von Körners tatkräftigem, opfermutigem Handeln erhoffte man sich in diesem Sinne vorteilhafte Impulse für die Entwicklung der Schüler:

[Körner] begeistert sein Volk nicht nur durch das, was er sang, sondern ebenso durch das, was er war, durch seine vorbildliche, heldenhafte Pers ö nlichkeit. Sie ist`s auch, die im Unterricht der Volksschule um ihrer erziehlichen Bedeutung willen eingehender W ü rdigung verdient.102

Diese Tendenz der Beeinflussung der Jugend durch die kriegerischen Gedichte Körners und die Erinnerung an die Helden der Befreiungskriege erreichte ihren Höhepunkt am Vorabend des Ersten Weltkrieges und während des großen Krieges.

3.1.1. Feiern zum Jubiläumsjahr 1913

Einen idealen Anlass zur Feier, zum Rückblick und zur Huldigung der Helden der Befreiungskriege bot das hundertjährige Jubiläum der napoleonischen Kriege im Jahr 1913, welches zugleich das hundertste Todesjahr Körners war. In ganz Deutschland wurden Feste organisiert, auf denen offizielle Reden gehalten wurden, Aufmärsche, Gottesdienste sowie Sportwettkämpfe stattfanden und Vereinen die Möglichkeit zur Präsentation geboten wurde. Dies taten sie, indem sie beispielsweise Lieder von Körner und Arndt sangen. Die Hundertjahrfeiern trugen zur Verbreitung einer patriotisch-nationalen, kriegsbejahenden Mentalität bei. Durch die Verherrlichung und Rückbesinnung auf die ruhmreichen Zeiten der Befreiungskriege wurde ein positives und ritterliches Bild vom Krieg verbreitet. An diese Voraussetzungen konnte man ein Jahr später anknüpfen, wie sich an der breiten Zustimmung und Begeisterung der Bevölkerung zur Kriegsmobilisation zeigte. So zieht unter anderem der „Deutsche Patriotenbund“, welcher die Einweihungsfeier des Völkerschlachtdenkmals103 organisiert hatte, zu Kriegsausbruch die positive Bilanz seiner Bemühungen:

Die Denkmalsweihe am 18. Oktober 1913 hat vorbereitend und bahnbrechend gewirkt f ü r die jetzt zu Tage getretene Einm ü tigkeit des Volkes, denn sie schuf in der sorglosen Zeit des Friedens einen H ö hepunkt, der dem Volke seinen eigenen Wert im Lichtglanze der Sittlichkeit zeigte. 104

Auch auf Bildpostkarten wurde anlässlich des hundertjährigen Jubiläums vermehrt Bezug auf die Befreiungskriege und ihre Helden genommen. Einen ersten Eindruck davon gibt die Karte aus dem Leipziger Verlag „Winkler und Voigt“ (Abbildung 1, S. 51), die am 12. Juli 1913, bereits vor der feierlichen Einweihung des Leipziger Denkmals, verschickt wurde. Die Karte ist aus verschiedenen einzelnen Bildelementen zusammengesetzt und reich an nationaler Symbolik.105 Die Überschrift „Preußens Erhebung“ und die Zeitangabe „1813-1913“ verweisen auf den siegreichen Befreiungskampf des deutschen Volkes 1813-1815 und auf das Jubiläumsjahr 1913. Diese Karte soll im Folgenden nicht ausgiebig analysiert werden, sondern lediglich ein Beispiel dafür geben, auf welche Weise sich der Geist der Befreiungskriege und die Aufbruchsstimmung von 1813 auf dem Medium der Bildpostkarte wiederfinden konnte. Es wird deutlich, dass die verschiedenen nationalen Symbole der preußischen Herrschaft an die glorreiche Vergangenheit erinnern und zugleich einen Bezug zur gegenwärtigen Zeit herstellen sollen.

3.1.2. Körner als soldatisches Vorbild und Trostgeber

Während des Ersten Weltkrieges wurde Körner zum Vorbild, Ansporn und Trostspender für die Soldaten im Feld. Beispielhaft zeigt sich dies an der 1916 von Jocham herausgegebenen Biographie Theodor K ö rner, der schwarze J ä ger. Ein Appell an meine Kameraden 106, in der der Autor wiederholt durch direkte Ansprache „Mein lieber Kamerad“ eine Nähe zum Leser herzustellen versucht. Die speziell auf die Situation des Krieges ausgerichtete und an die Soldaten adressierte Biographie sollte die Angst lindern, den Opfersinn und Heldenmut der Männer stärken und sie zugleich im „christlichen“ Glauben bestärken. Körner wird als Vorbild gepriesen, da er nicht nur ein hochbegabter Dichter und heldenm ü tigen Vaterlandsverteidiger […] , sondern auch ein ü berzeugter und tatkr ä ftiger J ü nger Jesu Christi 107 gewesen sei. Mit dem Hinweis auf Körners angebliche Religiosität fordert Jocham von den Soldaten eine christliche, religiöse Gesinnung. Angepasst an die Situation und die Bedürfnisse des Krieges hat das säkularisierte Bekenntnis zu Gott mit dem ursprünglichen christlichen Glauben nicht mehr viel gemein:

Bist du im Felde auch ein treuer Diener Gottes und J ü nger Jesu Christis, wie K ö rner es war? Dein Gottesdienst besteht in erster Linie in treuer Pflichterf ü llung, in Pflichttreue bis zum letzten Atemzug. […] Tust du deine Pflicht daher freudig und unerschrocken auch hart am Feinde, in unmittelbarer Todesgefahr? 108

Der Opfertod im Krieg wird mit dem Sterben Christi verglichen und auf eine Stufe gestellt. Er gibt dem Soldaten die Gelegenheit, gleich Körner zum „christlichen Märtyrer“ zu werden.

Mehrmals weist Jocham auf Körners Briefzitat hin: Zum Opfertode f ü r die Freiheit und f ü r die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu. 109 An diesem Spruch verdeutlicht er seine Sichtweise vom Tod für das Vaterland. Ein solcher Opfertod [ist] an W ü rde nur dem Tode Christi ä hnlich, da Christus sich keineswegs f ü r zu gut hielt, f ü r die Freiheit und Erl ö sung der gesamten Menschheit freiwillig in den Opfertod zu gehen. Eine rein menschliche Macht h ä tte freilich niemals das Recht, von uns das […] Opfer des Lebens zu fordern: ohne Gott w ä re das, was Theodor K ö rner Heldenmut und Opfertod nannte, freilich nichts anderes als t ö richte, tollk ü hne Verwegenheit und sinnloses Wegwerfen eines Menschenlebens. 110 Indem Jocham die Religion und das Christentum in die Biographie Körners einflicht, fügt er dem Krieg eine weitere Sinnperspektive hinzu. Das Ausharren im Krieg geschieht nicht mehr nur aus Opferbereitschaft für das Vaterland, sondern aus christlich-religiösen und patriotischen Motiven.

Dabei vergleicht Jocham den aktuellen Krieg mit dem „heiligen“ Befreiungskampf in der Zeit von 1813 bis 1815:

Denn heute, da unser deutsches Volk abermals zum blutigen Verteidigungskampfe f ü r seine h ö chsten und heiligsten G ü ter gezwungen ist, h ä lt sein herrlichster Heldens ä nger und Freiheitsheld Theodor K ö rner gro ß en Appell im deutschen Volke, Appell vor allem bei seinen deutschen Waffenbr ü dern, bei euch, Kameraden im Waffenrock! 111

Jocham nutzt die Person Körner als Sprachrohr und Bindeglied für seinen Appell an die Soldaten im Ersten Weltkrieg. Durch den Verweis auf die Befreiungskriege versucht er den gegenwärtigen Krieg zu legitimieren. Indem er den Krieg als Verteidigungskampf darstellt, zieht er eine Parallele, die der Realität zwar nicht entsprach, für seine Argumentation jedoch sehr hilfreich war.

Auch im Zweiten Weltkrieg hatten Körners Verse nicht an Aktualität eingebüßt, wie an der eingangs zitierten Rede Goebbels ersichtlich wurde. Während der Zeit des Nationalsozialismus diente Körner ebenso wie im Ersten Weltkrieg als willkommenes Vorbild, um der Jugend ein aufopferungsvolles Verhalten einzutrichtern:

H ä tte dieser Theodor K ö rner nicht gelebt, seine Gestalt h ä tte ersonnen werden m ü ssen, damit sie der Jugend unseres Volkes den h ö chsten Adel verweise, der den deutschen Menschen auszeichnen kann, selbst wenn es sich um einen K ü nstler handelt: begeistertes Selbstopfer am Altar des Vaterlandes. 112

Nach 1945 geriet Körner in der BDR gemeinhin in Vergessenheit, während er in der DDR als revolutionärer Volksbefreier und „Russenfreund“ gefeiert und einer erneuten Umdeutung unterzogen wurde.113

Die Rezeptionsgeschichte macht deutlich, dass die Verklärung und der Kult um den Dichter Körner maßgeblich auch den Umständen seines Todes zugeschrieben werden kann. So stellt Jöst fest, dass bis in die Gegenwart der Heldentod des Dichters als essentielles Wertungskritierium in der Literaturkritik und Literaturgeschichtsschreibung 114 herangezogen wurde:

K ö rners Tod auf dem Schlachtfeld […] war ein „ heroisches Opfer auf dem Altar des Vaterlandes “ , das fatale und folgenschwere Auswirkungen auf Rezeption, wissen schaftliche Untersuchungen und Bewertung seiner Dichtung hatte. 115

3.2. Einordnung der Lyrik Körners

Im letzten Abschnitt wurde der Facettenreichtum der Rezeptionsgeschichte Körners an einigen Beispielen angedeutet. Die verschiedenen Interpretationen der Dichtung Körners und seiner Person, die sich mehrmals im Laufe der Zeit wandelten, lassen Jöst zu folgendem Schluss kommen: Theodor K ö rners Rezeptionsgeschichte macht deutlich, wie sich jede Zeitepoche ihr eigenes K ö rner-Bild geschaffen hat, wie dieser patriotische Lyriker f ü r unterschiedliche politische Ziele ge- und missbraucht wurde. 116 Diese treffende Formulierung macht auf die Schwierigkeit aufmerksam, die im heutigen Umgang mit Körners Werken zwangsläufig gegeben sind. So verhindert die umfangreiche Rezeptionsgeschichte oft einen unvoreingenommen Blick auf die Lyrik Körners. Fraglich ist, wie Körners Werk wirklich einzuordnen ist und welche Rolle der Dichter tatsächlich innerhalb der Befreiungskriegslyrik und der Befreiungskriege gespielt hat.

Diese Einordnung erfordert die Auseinandersetzung mit einigen übergeordneten Frage- stellungen. Um die Frage nach der Position Körners innerhalb der Befreiungskriegslyrik zu beantworten, muss man sich als erstes die Rolle der Befreiungskriegslyrik in den Napoleonischen Kriegen vergegenwärtigen. Ob die Lyrik Körners repräsentativ ist für die Befreiungskriegslyrik, kann nur ermittelt werden, wenn der allgemeine Tenor der Befreiungskriegslyrik, falls es einen solchen überhaupt gab, bekannt ist und mit Körners Poesie verglichen werden kann. Bevor Körner als ein typischer oder eher untypischer Befreiungskriegslyriker eingestuft werden kann, muss somit zunächst die Befreiungskriegslyrik in ihren historischen Kontext, die Kriege gegen Napoleon, eingeordnet werden. Um die Rolle Körners und der übrigen Befreiungskriegslyriker innerhalb der Geschehnisse von 1813-1815 zu bestimmen, stellt sich jedoch als erstes die grundlegende Frage, welcher Art der Krieg damals war und inwiefern dieser Krieg sich von vorherigen Kriegen unterschied.

3.2.1. Zum Wesen der „Befreiungskriege“ 1813-1815

Die aufgeworfenen und einander bedingenden Forschungsfragen wurden bislang zum großen Teil nur unzureichend und teilweise stark voneinander abweichend durch einzelne Historiker und Wissenschaftler beantwortet. Bis heute wird in der Forschung kontrovers diskutiert, ob es sich um einen nationalen „Volkskrieg“ oder eher um einen herkömmlichen feudalen „Fürstenkrieg“ handelte. In diesem Zusammenhang wird zudem über die richtige Bezeichnung der Kriege als „Befreiungskriege“ oder „Freiheitskriege“ diskutiert. Die Termini standen und stehen für die oben angedeuteten verschiedenen Interpretationslinien.117 Die Entscheidung für einen der beiden Begriffe hängt somit von der Einordnung des Krieges gegen Napoleon ab.118 Dass diese sich nicht einfach gestaltet, zeigt die Vielzahl der unterschiedlichen Ansichten in der heutigen Forschung.

[...]


1 Körner, Theodor: Männer und Buben“, 1. und 2. Vers. In: „Leyer und Schwert“ (Nachdruck einer Ausgabe von 1892, Berlin Verlagshaus Bong & Co). Wolfenbüttel 2008, S. 86.

2 Vgl. Jesse, Eckhard: Systemwechsel in Deutschland. Köln 2010, S. 72.

3 Vgl. Bauer, Kurt: Nationalsozialismus. Köln 2008, S. 404 f.

4 Goebbels, Joseph: „Sportpalastrede“. In: Goebbels Reden, hrsg. von Helmut Heiber, Bd. 2: 1939 - 1945. Düsseldorf 1971, S. 208.

5 Vgl. Körner, Theodor: Tagebuch und Kriegslieder (aus dem Jahre 1813), veröffentlicht von Emil Peschel, Freiburg i. B. 1893, S. 92.

6 S. Jähns, F. W.: Carl Maria von Weber in seinen Werken. Chronologisch-thematisches Verzeichnis seiner sämtlichen Compositionen. Berlin 1871, S. 185.

7 Körner, Theodor: „Leyer und Schwert“, hrsg. von C. G. Körner, o.O. 1814.

8 Vgl. Hagemann, Karin: „Mannlicher Muth und Teutsche Ehre“. Paderborn 2002, S. 238.

9 Schillig, René: Die „Helden der Wehrmacht“. In: Die Wehrmacht - Mythos und Realität, hrsg. von Rolf-Dieter Müller und Hans-Erich Volkmann. München 1999, S. 550 f.

10 Zurückgegriffen wird bei dieser Quellengattung unter anderem auf die umfangreiche Sammlung von Bildpostkarten „Historische Bildpostkarten“ von Sabine Giesbrecht. (Quelle: www.bildpostkarten.uni-osnabrueck.de/index.html, abgerufen am 20.12.2012, 15:00h).

11 Da diese Kenntnisse grundlegend und Voraussetzung für den Hauptteil der Untersuchung (Kapitel 5) sind, werden sie zuvor in Kapitel 2 bis 4 ausführlich behandelt. So erklärt sich auch der relativ große Umfang der Kapitel, die dem eigentlichen Untersuchungsgegenstand vorausgehen.

12 Brocks, Christine: Die bunte Welt des Krieges. Essen 2008, S. 237.

13 Ebd., S. 237.

14 Eine ausführliche und detaillierte Analyse der Vertonungen Körners Gedichte von Weber in „Leyer und Schwert“ (op. 41 und op. 42.) nimmt Stinzendörfer vor. Mit dem Fokus auf Webers Liedkompositionen vergleicht er diese mit anderen populären Vertonungen von Gedichten Körners. Beispielsweise zieht er die Liedkompositionen Himmels und Schuberts heran. Im Notenanhang finden sich neben den Kompositionen

15 Zum Beispiel: von Hagenow, Elisabeth: Politik und Bild. Die Postkarte als Medium der Propaganda. Hamburg 1994; Fischer, Peter: Die propagandistische Funktion von Bildpostkarten im Ersten Weltkrieg. In: Der Erste Weltkrieg als Kommunikationsereignis, hrsg. von Siegfried Quendt und Horst Schichtel, Gießen 1993.

16 Vgl. May, Otto: Deutsch sein heisst treu sein. Ansichtskarten als Spiegel von Mentalität und Untertanenerziehung in der Wilhelminischen Ära (1888-1918). Hildesheim 1998, S. 97-115.

17 Vgl. Brocks, Christine: Die bunte Welt des Krieges. Essen 2008, S. 20-28.

18 Körner, C. Gottfried: Biographische Notizen über Theodor Körner 1814. In: Theodor Körner`s Leben und Briefwechsel, hrsg. von Adolf Wolff, Berlin 1858.

19 Christian Gottfried Körner wurde am 2. August 1756 in Leipzig geboren. Er starb am 13. Mai 1831 in Berlin.C. G. Körner genoss eine breit gefächerte universitäre Ausbildung, die er mit einer Promotion und Habilitation im Fach Jura abschloss. Ab 1778 lehrte er in Leipzig als Privatdozent und wurde 1781 Konsistorialadvokat, bis er 1783 die Stelle des Konsistorialrats in Dresden übernahm. Hier avancierte er zu einer der tonangebenden Personen des dortigen Kulturlebens. (S. Rosteck, Oliver: Christian Gottfried Körner. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, 2. Ausgabe, Personenteil, Band 10, Kassel 1998, Sp. 532).

20 So wurden zum Beispiel in der Biographie Theodor K ö rner von Albert Zipper (Zipper, Dr. Albert: Theodor Körner. Leipzig 1900) viele Passagen aus den Biographischen Notizen ü ber Theodor K ö rner wörtlich oder sinngemäß zitiert. Ein ähnliches Vorgehen kann man unter anderem bei Macke (Macke, Karl: Theodor Körners sämtliche Werke. Berlin 1916) und Jocham (Jocham, Magnus: Theodor Körner, der schwarze Jäger. Freiburg 1916) feststellen.

21 So nimmt zum Beispiel die unrühmliche Studienzeit T. Körners, die mit dem Verweis von der Universität und der Flucht aus Leipzig endete, in den Biographischen Notizen nur sehr wenig Raum ein. Auf die Verstrickungen seines Sohnes in das Burschenschaftsleben und die dazugehörenden Duellstreitigkeiten geht er nicht näher ein. Die Verstöße gegen akademischen Gesetze versucht er zudem in ein positiveres Licht zu rücken: Wenn er alsdann sich gegen Beschr ä nkungen str ä ubte, keine Verletzung seines Ehrgef ü hls duldete, und in dem Eifer f ü r seine Freunde keine M äß igung kannte, so war es begreiflich, da ß er nicht jede Forderung befriedigte, die von

22 S. Krautscheid, Christiane: Gesetze der Kunst und der Menschheit. Christian Gottfried Körners Beitrag zur Ästhetik der Goethe-Zeit, Berlin 1998, S. 11 f.

23 Ebd., S. 12.

24 Vgl. Krautscheid, S. 12.

25 Vgl. Ruiter, Jacob de 1989, S. 128; vgl. Jöst, Erhard: Theodor Körner - ein deutscher „Dichterheld“, S. 1.

26 Vgl. Schiller, Friedrich; Körner, C. G.: Schillers Briefwechsel mit Körner. Von 1784 bis zum Tode Schillers. Band 1-4. Berlin 1847.

27 C. G. Körner nennt die beiden Gründe, aus denen er eine Publikation des Briefwechsels ablehnt in einem Brief an W. v. Humboldt, der ihn um die Veröffentlichung bat. Körner rechtfertigt seine Entscheidung auf folgende Weise: „ Ihre Aufforderung, auch von meinen Briefen an Schiller etwas drucken zu lassen, ist mir sehr schmeichelhaft; aber mein Bedenken dabey werden Sie nicht unerheblich finden, wenn Sie sich an meine Stelle setzen. In meinen Briefen hatte ich mir zum Gesetz gemacht durchaus nichts passiren zu lassen, was ich anders w ü nschte. Das Treffliche nahm ich auf, als verst ä nde es sich von selbst, und erlaubte mir kaum ein Zeichen des Beyfalls. Daher haben meine Briefe in den Augen des Dritten etwas Hofmeisterndes und Anma ß endes, was auf jeden Verehrer Schillers einen widrigen Eindruck machen mu ß . Ein andrer Theil des Briefwechsels betrifft unsre freundschaftlichen Verh ä ltnisse, die nicht zu ö ffentlicher Kenntni ß zu bringen sind.“ (Humboldt, Wilhelm v.: Briefe an Christian Gottfried Körner, hrsg. von Albert Leitzmann. Berlin 1940. S. 134 f.).

28 Körner, Theodor: Tagebuch und Kriegslieder (aus dem Jahre 1813). [Nach der Originalhandschrift ver- öffentlicht von dem Director des Körnermuseums der Stadt Dresden Emil Peschel, G. Hofrath] Freiburg i. B. 1893.

29 Schiller, Friedrich; Körner, Gottfried: Schillers Briefwechsel mit Körner. Von 1784 bis zum Tode Schillers. Band 2. Berlin 1847. (Brief vom 24. Oktober 1789) S. 131.

30 Vgl. Müller-Seidel, Walter: Friedrich Schiller und die Politik. Nicht das Große, nur das Menschliche geschehe. München 2009, S. 242-246.

31 S. Müller, Helmut: Deutsche Geschichte in Schlaglichtern. Mannheim 1990, S. 130.

32 Vgl. Ruiter, Jacob de: Der Charakterbegriff in der Musik: Studien zur deutschen Ästhetik der Instrumental- musik 1740-1850. Stuttgart 1989, S. 128.; vgl. Gaiser, Heide: Theodor Körner. In: Kindlers Literatur Lexikon,3. Auflage, Band 9, Stuttgart 2009, S. 326 f.

33 Körner, C. Gottfried: Biographische Notizen über Theodor Körner 1814. In: Wolff, Berlin 1858, S. 18.

34 Vgl. Ruiter, Jacob de 1989, S. 128.

35 Körner, C. Gottfried. In: Wolff 1858, S. 18.

36 So erfreute sich der Vater bald an den Resultaten des musikalischen Unterrichts seiner Kinder: In meinem Hause werde ich bald manchen musikalischen Genu ß haben. Meine Kinder haben Stimme und ich lasse ihnen von einem sehr guten Meister, den wir hier haben, Unterricht geben. (Schiller, Friedrich; Körner, Gottfried:

37 So beschreibt der damalige Appellationsrat seinen siebenjährigen Sohn am 18. Mai 1798 folgendermaßen: Carl ist ein munterer Junge, sehr leidenschaftlich und oft ungrazi ö s, aber nicht b ö sartig. Zum Lernen hat er keinen sonderlichen Trieb, doch rechnet er gern und fa ß t ziemlich schnell. (Körner, C. Gottfried. In: Wolff 1858,S. 16).

38 Jöst, Erhard: Theodor Körner - ein deutscher „Dichterheld“. In: Unterrichtspraxis 45, Nr. 2 (2012), S. 1.

39 Schiller, Friedrich; Körner, Gottfried: Schillers Briefwechsel mit Körner. Band 4, S. 77.

40 Ebd. (Brief vom 12. Januar 1800), S. 161 f.

41 Diese Absicht kommt unter anderem in seinem Brief vom 12. September 1804 zum Ausdruck: Mein Karl macht jetzt gute Fortschritte. [...] Ich m ö chte gerne alle Arten von Fertigkeiten in ihm ausbilden. Er hat ziemliche Gewandtheit und Schnelligkeit f ü r k ö rperliche und geistige Th ä tigkeiten. Auch ist er gutartig und fr ö hlich, so da ß ich jetzt im Ganzen wohl mit ihm zufrieden bin. (Schiller, Friedrich; Körner 1847. Band 4, (Brief vom 12. September 1804), S. 371).

42 Körner, C. Gottfried. In: Wolff 1858, S. 17.

43 Die Koalition im vierten Krieg gegen die Franzosen wurde von Preußen und Russland gebildet.

44 Das Heilige Römische Reich war bis 1806 die tragende politische Dachorganisation der Vielzahl von deutschen Kleinstaaten und Österreichs. Es wurde von den Fürsten der Reichsnation repräsentiert. In den Kriegen gegen Frankreich wurde deutlich, dass das Reich der Konfrontation mit einem modernen Nationalstaat nicht standhalten konnte. Im Juli 1806 gründete Napoleon den Rheinbund aus den ihm ergebenen deutschen Staaten und am 6. August 1806 legte Kaiser Franz II. die deutsche Kaiserkrone nieder und verkündete damit das Ende des Reiches, welches längst aus einer Vielzahl einzelner Länder bestand. Die Siege Napoleons bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 besiegelten die endgültige Niederlage des preußischen Heeres. (S. Schulz, Gerhard: Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration. 1. Teil. In: Geschichte der deutschen Literatur. Band VII/1. München 1983, S. 4).

45 Vgl. Müller 1990, S. 134-137.

46 Körner, C. Gottfried. In: Wolff 1858, S. 17.

47 Ebd., S. 18.

48 Vgl. Brun, Hartmut: Theodor Körner und der Krieg an der Niederelbe. Wöbbelin 1991, S. 4.

49 Vgl. Jöst, Erhard: Theodor Körner - ein deutscher Dichterheld, S. 1.

50 Vgl. Brun 1991, S. 4.

51 Ebd., S. 4 f.

52 Körner, C. Gottfried 1815. In: Wolff 1858, S. 23.

53 So schreibt C. G. Körner am 25. März 1811 aus Dresden an seinen Sohn: Lieber Sohn! Du wei ß t, da ß es mir schwer wird, Dir nicht zu vergeben, selbst wenn ich Ursache habe, mit Dir unzufrieden zu sein. In dem gegenw ä rtigen Falle h ä tte ich freilich eine solche Wendung der Sache nicht erwartet. […] So ungern ich ü ber vergangene Dinge predige, die nicht zu ä ndern sind, so mu ß ich Dich doch diesmal aus einige Punkte aufmerksam machen, weil es scheint, da ß Du im Taumel der Leidenschaft alle Deine Verh ä ltnisse zu vergessen gewohnt bist, und besonders nicht daran denkst, was Deinen Eltern Kummer und Sorge verursachen mu ß . (Körner, C. Gottfried 1814. In: Wolff 1858, S. 189).

54 Vgl. Dann, Otto: Nation und Nationalismus in Deutschland 1770-1990. München 1993, S. 51-56.

55 Müller 1990, S. 136.

56 Vgl. Fichte, J. G.: Reden an die deutsche Nation. Leipzig 1871.

57 Vgl. Müller-Seidel, S. 246.

58 Humboldt hatte 1809 die Leitung der preußischen Kultus- und Unterrichtsverwaltung übernommen und sorgte unter anderem für eine Verstaatlichung des Bildungswesens, die Einführung der allgemeinen Schulpflicht und die Neugestaltung des Unterrichtswesens. (Vgl.: Müller, Helmut, S. 137).

59 S. Müller, S. 137.

60 S. Brun, S. 5.

61 Umstritten ist bis heute, welche politische Richtung Körner vertrat und inwiefern sich diese Ausrichtung in seinem Werk äußert. (S. Kapitel 3.2.2.).

62 Rovan, Joseph: Staat und Nation in der deutschen Geschichte. In: Die Identität der Deutschen, hrsg. v. Werner Weidenfeld. München 1983, S. 235.

63 Rovan, S. 235.

64 Vgl. Rosteck, Sp. 533.

65 Körner, Theodor. (Brief vom 1. Januar 1812 an die Seinigen). In: Wolff 1858, S. 216.

66 Körner, Gottfried. (Brief vom 17. Januar 1812 an T. Körner). In: Wolff 1858, S. 219.

67 Ebd.

68 Goethe, J. W.: (Brief vom 16. November 1812 an C. G. Körner). In: Wolff 1858, S. 254 f; vgl. Jöst, Erhard: Theodor Körner - ein deutscher Dichterheld, S. 2.

69 Körner, Theodor: (Brief vom 1. Januar 1812 an die Seinigen). In: Wolff 1858, S. 216.

70 Spies, Hans Bernd (Hrsg.): Die Erhebung gegen Napoleon 1806-1814/15 (Quellen zum politischen Gedenken der Deutschen im 19. und 20. Jahrhundert Freiherr von Stein-Gedächtnisausgabe, Bd. 2). Darmstadt 1981,S. 254.

71 Adolf von Lützow entstammte einer alten mecklenburgischen Familie und kämpfte als preußischer Offizier und Patriot gegen die Franzosen während des Krieges 1806/1807. Zudem beteiligte er sich an dem antinapoleonischen Aufstand unter Ferdinand von Schill. Als dieser scheiterte, floh er ins Ausland. Im Frühjahr 1813 folgte er dem Aufruf des Königs und gründete ein Freiwilligencorps, das sogenannte Lützowsche Corps, welches nach demokratischen Prinzipien aufgebaut war. (S. Brun 1991, S. 11).

72 Körner, Theodor: (Brief vom 10. März 1813 an die Seinigen). In: Wolff 1858, S. 283-285.

73 Körner, Theodor: (Brief vom 26. März 1813 an die Seinigen. Aus Zobten), In: Wolff 1858, S. 287.

74 Ebd.

75 Körner, Theodor: Feldtagebuch. In: Tagebuch und Kriegslieder aus dem Jahre 1813, hrsg. von Emil Peschel. Freiburg i. B. 1893, S. 26, S. 29.

76 Körner, Theodor: (Brief vom 15. Mai 1813 an Frau Pereira). In: Wolff 1858, S. 293.

77 Aufgrund eines Waffenstillstandvertrages, welcher einen vorläufigen Frieden zwischen der napoleonischen Armee und ihren Gegnern vom 4. Juni bis zum 27. Juni garantierte, konnten die Lützower ihren Streif- und Beutezug nicht wie geplant weiterführen. Erst am 8. Juni erfuhr Lützow über Umwege von diesem Abkommen. Nach dem Waffenstillstandsabkommen hatten die preußischen und die mit ihnen verbündeten Truppen das Gebiet westlich der Elbe bis zum 12. Juni 1813 zu verlassen. Statt für einen schnellen Rückzug seines Zuges zu sorgen, drang Lützow weiter ins Land bis Plauen vor, von wo er erst am 15. Juni den Rückmarsch antrat. Am 17. Juni 1813 wurden die Lützower von einem Angriff französisch-württembergischer Truppen in der Nähe von Kitzen überrascht und hatten große Verluste zu verschmerzen. Körner zog sich eine Kopfverletzung zu, konnte aber vor den feindlichen Soldaten fliehen. Der Überraschungsangriff wurde in vielen Biographien über Körner und Publikationen über die Befreiungskriege detailliert besprochen, jedoch sehr unterschiedlich dargestellt, eingeordnet und interpretiert, ähnlich wie sein „Heldentod“ in der Schlacht bei Gadebusch. (Vgl. Rink, Martin: Patriot und Partisan. Ferdinand von Schill als Freiheitskämpfer neuen Typs. In: Für die Freiheit - Ferdinand von Schill, Preußen und die deutsche Nation gegen Napoleon, hrsg. von Veit Veltzke, Köln 2009, S. 98 f.).

78 Vgl. Kleßmann, Eckart (Hrsg.): Die Befreiungskriege in Augenzeugenberichte. Düsseldorf 1966, S. 130-132; vgl. Ackermann, Wilhelm Heinrich: Erinnerungen eines Lützower Jägers aus der Lüneburger Heide. Frankfurt am Main 1847; vgl. Kröner, Adolf (Hrsg.): Theodor Körners Tod und Todesstätte. In: Die Gartenlaube 50 (1861), S.789-791.

79 Vgl. Weber, Ernst: Lyrik der Befreiungskriege, S. 16; Jöst, Erhard: Der Heldentod des Dichters Theodor Körner. Der Einfluss eines Mythos auf die Rezeption einer Lyrik und ihre literarische Kritik. In: Orbis litterarum 32 (1977), S. 310-340, hier, S. 315; Jöst, Erhard: „Die Kunst verlangt ein Vaterland“. Schwerin 1997, S. 11.

80 Jöst, Erhard: „Weint nicht um mich, beneidet mir mein Glück!“ Die Erinnerung an Theodor Körner und der Stellenwert seiner Lyrik. In: ÖGL Band 46, Heft 4 (2002), S. 295-308, hier S. 31.

81 S. Jöst: Theodor Körner - ein deutscher Dichterheld, S. 4.

82 Schulz, Gerhard: Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration. 2. Teil. In: Geschichte der deutschen Literatur. Band VII/2. München 1989, S. 21.

83 Vgl. Kapitel 2; vgl. Körner, C. G.: Biographische Notizen über Theodor Körner 1814. S. 20.

84 Vgl. Schilling, Rene: Körner Superstar. Freiheitskämpfer, Kriegsheld, arische Lichtgestalt und Vorbild des DDR-Soldaten - die Geschichte einer deutschen Leitfigur. In: Die Zeit 16.11.2000, S. 3.

85 S. Jöst, Erhard: Der Heldentod des Dichters Theodor Körner, S. 312-313.

86 Körner, Theodor: „Das Lied von der Rache“ (Strophen 4-5, 7-8). In: Körners Werke, hrsg. von Eugen Wildenow. Leipzig 1913, S. 41-42.

87 Vgl. Schilling: Körner Superstar, S. 3.

88 Peschel, Emil: Theodor Körner`s Tagebuch und Kriegslieder aus dem Jahre 1813. Freiburg i. B. 1893.

89 Jöst: Der Heldentod des Dichters Theodor Körner. S. 321.

90 Jöst, Erhard: „Die Kunst verlangt ein Vaterland“, S. 22-24.

91 Klemm, I. C. Fr.: Erinnerungen an Theodor Körner. Eine Gedächtnisrede am Todestage des Verewigten, den 28. August 1815. Vor einer Abendversammlung der Scholaren des königlichen Pädagogiums. In: Eichenkranz um Carl Theodor Körners kalligraphische Denkmäler, hrsg. von Lehmann. Halle 1819, S.113-137, hier S. 123.

92 S. Kröner (Hrsg.): Theodor Körners Tod und Todesstätte. Leipzig, S. 789-791; s. B., A.: Theodor Körner`s Leier und Schwert. In: Die Gartenlaube, Heft 8 (1863), Leipzig, S. 116-120, hier S. 116.

93 Vgl. Jöst: Der Heldentod des Dichters Theodor Körner. S. 321 f.

94 Körner, Theodor: 1. und 2. Vers der 6. Strophe aus dem Gedicht „Lützows wilde Jagd“. In: Leyer und Schwert. Berlin 1892. Nachdruck. Wolfenbüttel 2008, S. 77.

95 Schilling: Körner Superstar, S. 4.

96 Niederhöffer, M. A.: Zur Erinnerung an Theodor Körner`s fünfzigjährigen Todestag - 26. August 1863. Berlin 1863, S. VII.

97 Niederhöffer, S. 3 f.

98 Niederhöffer, S. 31.

99 Schilling: Körner Superstar, S. 4.

100 Die Integration der Lützower in den Bestand der Militärtradition stellte eine bedeutende Veränderung zu der vorherigen Epoche dar, in der die Militärs versucht hatten, das Wirken dieser Schar möglichst herunterzuspielen und die Spuren der Lützower zu beseitigen. Die Glorifizierung Körners und des Lützowschen Freicorps wurde in seiner liberal-demokratischen Ausrichtung von der konservativen Staatsführung, vor allem von Preußen, als Provokation aufgefasst. Aus diesem Grund wurde die Schar bereits 1815 aufgelöst und in die reguläre Linienarmee eingegliedert. (S. Schilling: Körner Superstar, S. 3-5; vgl. auch Schäfer, Kristin Anne: Die Völkerschlacht. In: Deutsche Erinnerungsorte II, hrsg. von Etienne Francois und Hagen Schulze, München 2001.S. 187-201, hier S. 192.)

101 Lange, Karl: Theodor Körner`s Leben und Dichtungen im Unterricht der Volksschule. In: Deutsche Blätter für erziehenden Unterricht 18 (1891), S. 321-323, S. 329-332, hier S. 330.

102 Ebd.

103 Die Einweihung des monumentalen Völkerschlachtdenkmals stellte einen herausragenden Akt unter den Festivitäten dar. Das Denkmal erinnerte an die größte und entscheidende Schlacht der Befreiungskriege, die vom 16. bis 19. Oktober 1813 vor Leipzig tobte. (Vgl. Hoffmann, Ludwig-Stefan: Mythos und Geschichte. Leipziger Gedenkfeiern der Völkerschlacht im 19. und frühen 20. Jahrhundert. In: Nation und Emotion, hrsg. von E. François, H. Siegrist und J. Vogel. Göttingen 1995, S. 111-132, hier S. 122-128).

104 Bachmann, R. In: Der Patriot 20/11 (1914). Zit. nach: Kosseleck, Reinhart; Jeismann, Michael (Hrsg.): Der politische Totenkult, München 1994, S. 279.

105 Zitiert wird auf einem Spruchband der erste Vers des Liedes „Männer und Buben“. Hiermit wird die darunter abgebildete Lützowschen Schar betitelt und charakterisiert, deren Reiter auf ihren Pferden mit erhobenem Schwert voranstürmen, so wie es das Motto „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los“ vorgibt. Direkt neben den Lützowern befindet sich eine Plakette des Völkerschlachtdenkmals. Beide Bildelemente erinnern an die ruhmreiche Zeit der Befreiungskriege. Auf der rechten Seite finden sich neben dem Bild des preußischen König Friedrich Wilhelm III. typische Insignien und Symbole des preußischen Reiches: die preußische Krone mit Schwert und Zepter sowie die alte schwarz-weiße preußische Fahne. Im Hintergrund ist vor der aufgehenden Sonne zwischen dem Flammenrauch zweier aufgestellter Altäre ein überdimensionaler preußischer Adler zu sehen, der das „Eiserne Kreuz“, das als bedeutendste militärische Auszeichnung seit 1813 soldatische Tapferkeit symbolisierte, im Schnabel trägt. (Zur Symbolik des „Eisernen Kreuzes“: siehe Kapitel 5.3.2., Fn. 343).

106 Jocham, Magnus: Theodor Körner, der schwarze Jäger. Freiburg 1916.

107 Jocham, S. 71.

108 Jocham, S. 84 f.

109 Körner, Theodor. Zit. nach Jocham, S. 85.

110 Jocham, S. 85.

111 Jocham, S. 76.

112 Dinter, Kurt: Theodor Körner zum 120. Todestage. In: Die Mittelschule Nr. 20 (1933), S. 490.

113 Vgl. Szépe, Helena: Opfertod und Poesie: Zur Geschichte der Theodor-Körner-Legende. Colloquia germanica 9 (1975), S. 291-304, hier S. 300-303.

114 Jöst, Erhard: Der Heldentod des Dichters Theodor Körner, S. 310. 115 Ebd.

116 Jöst: „Die Kunst verlangt ein Vaterland“, S. 11.

117 Der jüngere Begriff „Befreiungskriege“ fand sich erstmals 1816 in der Presse und bezeichnete die Befreiung von der französischen Herrschaft, während der ältere Begriff eine weitere Konnotation in sich trägt. Der Terminus „Freiheitskriege“ enthält das richtungsweisende Wort „Freiheit“ und wurde in dem Sinne verstanden, dass mit den Kriegen nicht nur für die Befreiung von Napoleon, sondern auch der Kampf für die „innere“ Freiheit der Nation, des Volkes und des einzelnen Individuums gemeint war. Der Begriff „Freiheitskriege“ tauchte bereits im Zusammenhang mit den nordamerikanischen Unabhängigkeitskriegen und der Französischen Revolution auf. Bis 1870 wurden beide Bezeichnungen in steter Konkurrenz nebeneinander gebraucht.Nach 1870 herrschte dann der Begriff „Befreiungskriege“ vor, was aufgrund der damit einhergehenden Deutung der Kriege nachvollziehbar ist. Verbreitet wurde von der Staatsspitze der Ausdruck „Der König rief, und alle, alle kamen“. Man propagierte das heroisierende Bild des Preu ß enk ö nigs Friedrich Wilhelm III. als F ü hrer des ganzen Volkes an der Spitze der Erhebung gegen Napoleon. [Dieses] erinnerte nicht an den Kampf des Volkes f ü r die Freiheit; es diente der Apotheose der Hohenzollerndynastie und verkl ä rte die Grenze zwischen Monarch und B ü rger. (Schäfer, S. 193.); Während die überwiegende Zahl der Historiker den Terminus „Befreiungskriege“ verwenden, favorisiert Hagemann den Begriff „Freiheitskriege“, da er ihrer Meinung nach dem „tatsächlichen“ Charakter der Kriege näher komme. (Vgl. Hagemann, S. 47-53).

118 Eine genaue Einordnung der Napoleonischen Kriege erscheint schwierig. Ohne eine endgültige Zuordnung des Krieges treffen zu wollen, wird in dieser Arbeit der Terminus „Befreiungskriege“ verwendet, allein aufgrund der Geläufigkeit des Begriffs. Eine eindeutige Festlegung auf eine der beiden mit den Bezeichnungen

Excerpt out of 138 pages

Details

Title
Die Kriegslyrik Theodor Körners auf Liedpostkarten im Ersten Weltkrieg
Subtitle
Gestalten – Hintergründe – Wirkungen
College
University of Osnabrück  (Musikwissenschaft)
Grade
1,3
Author
Year
2013
Pages
138
Catalog Number
V268056
ISBN (eBook)
9783656581420
ISBN (Book)
9783656581178
File size
1871 KB
Language
German
Keywords
kriegslyrik, theodor, körners, liedpostkarten, ersten, weltkrieg, gestalten, hintergründe, wirkungen
Quote paper
Miriam Garmatter (Author), 2013, Die Kriegslyrik Theodor Körners auf Liedpostkarten im Ersten Weltkrieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268056

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