Leseprobe
Gliederung
1. Bedingungsfeldanalyse
1.1 Vorstellung der Praktikumsschule
1.2 Die Rolle des Französischunterrichts an der Praktikumsschule
1.3 Darstellung der von mir übernommenen Aufgaben
2. Arbeit mit Filmen im Fremdsprachenunterricht
2.1 Gründe für die Arbeit mit Filmen im Fremdsprachenunterricht
2.2 Vorüberlegungen
2.3 Mögliche Probleme bei der Behandlung von Filmen und Lösungsansätze zu deren Bewältigung
3. Dokumentation eines eigenen Unterrichtsversuchs
3.1 Bedingungsfeldanalyse
3.2 Sachanalyse
3.3 Didaktisch-methodischer Begründungszusammenhang
3.4 Methodische Überlegungen
3.5 Verlaufsplanung der Stunde
3.6 Tatsächlicher Stundenverlauf und kritische Reflexion
4. Literaturangabe
5. Anhang
I. Folie zur Einführung der Uhrzeit
II. Tafelbild
III. Arbeitsblatt
IV. Folie mit neuen Vokabeln
1. Bedingungsfeldanalyse
1.1 Vorstellung der Praktikumsschule
Vom 13.02.2012 bis zum 15.03. 2012 absolvierte ich mein Schulpraktikum an der Integrierten Gesamtschule in XXX.[1] Die IGS ist eine öffentliche Bildungseinrichtung für die Klassen 5 bis 13. Laut Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt sind Gesamtschulen eine den Sekundarschulen und Gymnasien gleichgestellte Schulform.[2] Man differenziert bei diesem Schultyp zwischen Gesamtschulen in integrativer Form und jenen in kooperativer Form. „Die Gesamtschule in integrativer Form bildet eine pädagogische und organisatorische Einheit […]“[3], die sich durch die gemeinsame Beschulung aller Schüler der Sekundarstufe I in nur einem Bildungsgang auszeichnet. An der IGS XXX zählen hierzu auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Im Unterschied dazu, führt das kooperative Modell Sekundarschule und Gymnasium pädagogisch und organisatorisch zusammen. Das bedeutet, die Schüler[4] werden sowohl in schulformspezifischen Klassen als auch in schulformübergreifenden Lerngruppen unterrichtet, wobei der Anteil des schulformspezifischen Unterrichts überwiegen muss.[5]
Die Schuljahrgänge 11 bis 13 werden als gymnasiale Oberstufe geführt. An der IGS ist auch diese Phase durch ein integratives Element geprägt, denn von nun an werden Schüler zweier bis dato eigenständiger Schulen (nämlich der Integrierten Gesamtschule XXX sowie der Kooperativen Gesamtschule XXX) in der „Kooperationsstufe IGS XXX/KGS XXX“ wiederum gemeinsam unterrichtet und zwar von Lehrkräften beider Schulen.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der 10. Klasse, zu dem das Erreichen des erweiterten Realschulabschlusses gehört, besuchen die Schüler eine einjährige Einführungsphase. Nach der Versetzung sind zwei Jahre in der Qualifikationsphase zu absolvieren, die mit der Prüfung für die Allgemeine Hochschulreife abschließt. Neben dieser können an der IGS auch alle anderen in Sachsen-Anhalt möglichen Abschlüsse der allgemeinbildenden Schulen erworben werden.
Demnach kann man die IGS mit folgenden Abschlüssen verlassen:
- Abschluss der Schule für Lernbehinderte
- Hauptschulabschluss durch Besuch der besonderen 10. Klasse für Lernbehinderte
- Hauptschulabschluss nach Klasse
- qualifizierter Hauptschulabschluss (berechtigt zum Besuch der 10. Klasse)
- Realschulabschluss nach Klasse
- Erweiterter Realschulabschluss nach Klasse
- schulischer Teil der Fachhochschulreife
- Abitur (nach 13 Schuljahren).
An der IGS werden laut Aussage der didaktischen Leiterin Frau XXX momentan 860 Schüler in insgesamt 38 Klassen von 77 Lehrkräften unterrichtet, wobei der Anteil der weiblichen Lehrkräfte 80,5 % beträgt und somit den der männlichen um ein vielfaches übersteigt. Die Lehrer werden zudem von sechs pädagogischen Mitarbeiterinnen sowie einer Schulsozialarbeiterin unterstützt. Die durchschnittliche Klassenstärke liegt bei 23 Schülern.
Die IGS stellt an sich selbst den Anspruch eine Schule für alle zu sein, in der jeder seinen Möglichkeiten entsprechend lernen kann. Sie will ihren Schülern in einem lebensnahen und schülerorientierten Unterricht nicht nur fachliche, sondern auch soziale Kompetenzen vermitteln. In einer von gegenseitiger Achtung geprägten Atmosphäre soll ein jeder sich frei entfalten können und gleichzeitig das Anderssein seiner Mitmenschen akzeptieren und respektieren. Ein weiterer wichtiger Leitgedanke im Schulprogramm der IGS ist das demokratische Schulleben. Die Schule bietet Schülern, Eltern und Lehrern zahlreiche Möglichkeiten zur Mitgestaltung und Mitbestimmung. Sie fördert ausdrücklich die aktive Beteiligung an schulinternen Entscheidungsprozessen, welche seitens der Schüler und Lehrer in den wöchentlich stattfindenden Tutorenstunden und seitens der Eltern bei Elternabenden, Elternsprechstunden und -stammtischen realisiert werden kann.
„Zusammen lernen, zusammen arbeiten und zusammen leben braucht den ganzen Tag.“[6] Da sich soziale Kompetenzen außerhalb des Unterrichts nur entwickeln, wenn sie pädagogisch bewusst gestaltet werden, arbeitet die IGS als offene Ganztagsschule. Die Ausbildung und Erziehung der Schüler beschränkt sich damit nicht auf den institutionellen Rahmen, sondern umfasst gleichzeitig den Freizeitbereich. Die Angebote sind hierbei äußerst facettenreich und umfassen sowohl musische und gestalterische, sportliche und handwerkliche als auch spielerische und technische Betätigungen. In den verschiedensten Arbeitsgemeinschaften können die Schüler ihre Neigungen entdecken, Talente ausbilden und diese mittels weiterer Förderung ausbauen.
Großer Beliebtheit erfreuen sich beispielsweise folgende AGs: der Mini-Zoo, Theater, Töpfern, die Schülerfirma (deren Mitglieder sich in der großen Pause um das leibliche Wohl ihrer Mitschüler sorgen und diese im Bistro verköstigen) sowie die Big Band der IGS. Auch die Computer-AG, deren Spektrum von der Einführung in die Textverarbeitung bis hin zur digitalen Videobearbeitung reicht, ist stets gut besucht. Sportbegeisterte Schüler treffen sich z.B. in der Floorball-AG, deren nach Altersstufen zusammengestellte Mannschaften bei überregionalen Wettkämpfen häufig zu den besten zählen, oder beim Volleyball, das im Rahmen des Projekts „Schule und Sport im Verein“ mit dem Universitätssportverein der Universität XXX angeboten wird. Weiterhin kann man sich auch beim Basketball, in der Inliner-AG, beim Boule, in der AG Rhythmik-Tanz sowie im Kraftraum sportlich betätigen. Die künstlerisch begabten unter den Schülern können ihrer Fantasie in den AGs kreatives und künstlerisches Gestalten sowie in der Kreativwerkstatt freien Lauf lassen. Den Schülern stehen zudem eine Bibliothek mit Internetzugang sowie ein Freizeitraum zur Verfügung. Im Freizeitraum können sie sich vor Schulbeginn und nachmittags bis 15 Uhr aufhalten und dort eine individuelle sowie eine Hausaufgabenbetreuung durch pädagogische Mitarbeiter und Lehrer in Anspruch nehmen.
1.2 Die Rolle des Französischunterrichts an der Praktikumsschule
Französisch kann an der IGS ab Klasse 7 als zweite Fremdsprache belegt werden. Im laufenden Schuljahr gibt es in der Jahrgangsstufe 7 drei Französisch- und zwei Russischklassen. Auch in den Jahrgangsstufen 8 und 9 werden drei Französischkurse unterrichtet. In Klasse 10 sind es immerhin noch zwei Kurse, während Französisch in der Einführungs- und Qualifikationsphase jeweils in nur einem Kurs erteilt wird.
Für den Französischunterricht stehen vier Lehrerinnen, darunter eine Muttersprachlerin, zur Verfügung. Im Unterricht wird von Klasse 7 bis 11 (die an der IGS als „Einführungsphase“ bzw. verkürzt und im Folgenden nur als E bezeichnet wird) mit den Découvertes -Bänden 1 bis 5 des Klett-Verlags und den dazugehörigen Cahiers d’activité (in Klasse 7 und 8) bzw. dem Arbeitsheft „99 Grammatische Übungen“ (von Klasse 9 bis E) sowie den entsprechenden Grammatischen Beiheften gearbeitet. In der Oberstufe, die an der IGS „Qualifikationsphase“ genannt wird, kommt Horizons, ebenfalls aus dem Klett-Verlag, zum Einsatz. Die Bezeichnungen Einführungs- und Qualifikationsphase werden benutzt, weil in der Kooperationsstufe das erste Jahr der Qualifikationsphase aus Schülern des 11. Jahrgangs der KGS sowie aus Schülern des 12. Jahrgangs der IGS gebildet wird. Das erste Halbjahr wird als Q I, das zweite als Q II bezeichnet. Demnach lernen in Q III und Q IV Schüler aus dem 12. Jahrgang der KGS und Schüler aus dem 13. Jahrgang der IGS.
Schüler, die Interesse daran haben, ihr Wissen und ihre Kenntnisse in Französisch zu vertiefen und außerhalb des Unterrichts sprachlich aktiv zu werden, werden in bestimmten Förderstunden auf die DELF-Prüfungen vorbereitet. Jenes Diplôme d’études en langue française richtet sich an Französischlernende nichtfranzösischer Nationalität, die gewillt sind ihre Kenntnisse in der französischen Sprache nachzuweisen. Das DELF-Programm besteht aus vier unabhängigen Einheiten, d.h. aus den vier Niveaustufen A1, A2, B1 und B2, wobei A1 das elementare Niveau darstellt und für Spracheinsteiger geeignet ist, wohingegen B2 gut ausgebaute sprachliche Fähigkeiten verlangt. Nach Bestehen der Prüfung erhält man ein international anerkanntes Zertifikat.[7] Dieses durften im vergangenen Schuljahr sechs Schüler der Jahrgangsstufe 9 für das Niveau A1 sowie ein Schüler der 10. Klasse und zwei aus der E für das Niveau A2 entgegennehmen.
Fest in den Französischunterricht integriert, ist in jedem Jahr der Besuch der Cinéfête, dem französischen Jugendfilmfestival, sowie der Französischen Filmtage. Die Schüler freuen sich stets auf diese Ereignisse, wobei zu erwähnen ist, dass die Filme nicht nur als bloße Abwechslung vom Schulalltag zu sehen sind, sondern auch tatsächlich zum Unterrichtsgegenstand gemacht werden.
Mindestens genauso beliebt ist die Studienfahrt nach Paris, die jedes Jahr eine Woche vor den Osterferien mit den Französischkursen der Jahrgangsstufe 9 durchgeführt wird. Den Schülern wird auf diese Weise ermöglicht, sich Land und Leute etwas genauer anzuschauen. Sie erhalten einen kleinen Einblick in die Lebensart der Franzosen, hören die Sprache, die sie selbst als Fremdsprache erlernen, in ihrer „natürlichen“ Umgebung und haben die Möglichkeit selbst aktiv zu werden und zu schauen, wie weit sie mit dem bisher Gelernten schon kommen.
1.3 Darstellung der von mir übernommenen Aufgaben
Während meines Praktikums habe ich versucht in möglichst unterschiedlichen Klassenstufen zu hospitieren, um zunächst einmal einen Gesamteindruck zu gewinnen. Wie bereits erwähnt gibt es an der IGS vier Französischlehrerinnen. Ich habe bei drei von ihnen hospitiert, in der Hoffnung verschiedene Unterrichtsstile und Interaktionsformen zu sehen, was auch der Fall war. Die Hospitation bei der vierten Lehrerin musste leider entfallen, da diese gleichzeitig Italienischlehrerin ist und die Italienischkurse der 9. und 10. Klasse zu Beginn meines Praktikums auf Studienreise in Rom waren. Zudem liegen die Französischkurse einer Jahrgangsstufe immer parallel und da ich in der zweiten Woche bereits angefangen habe zu unterrichten, konnte ich leider nicht zeitgleich am Unterricht der in der Vorwoche abwesenden Lehrerin hospitieren. Insgesamt habe ich in jeder Klassenstufe (mit Ausnahme der neunten, Grund hierfür war ebenfalls die Abwesenheit der oben erwähnten Lehrerin) mindestens zwei Stunden hospitiert. Dabei wurde mir noch einmal vor Augen geführt, wie sehr man sich als Lehrer an den jeweiligen Wissensstand und das Sprachniveau der verschiedenen Klassenstufen anpassen muss, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten. Selber unterrichtet habe ich dann in den Klassen 7 und 8 sowie in der E. Im Fach Französisch habe ich insgesamt 28 Stunden hospitiert und 11 Stunden unterrichtet, wovon 7 Stunden auf zwei 7. Klassen entfallen und jeweils zwei auf die achte sowie die E. Ich wurde seitens der Schüler stets offen und mit Neugier empfangen und freundlich aufgenommen. Die Schüler arbeiteten gut mit, wobei besonders die jüngeren Klassen hervorzuheben sind, die sich motiviert und wissensdurstig am Unterricht beteiligten. Die Arbeit in der 7. Klassenstufe hat mir besonders gefallen, da die Schüler äußerst begeisterungsfähig und lernbereit waren. In Klasse 8 sowie in der E durfte ich, natürlich in Absprache mit der Lehrerin, Dialoge von Schülern benoten. Dies ist keine zu unterschätzende Aufgabe. Denn man muss gleichzeitig zuhören, um zu überprüfen, ob den inhaltlichen Anforderungen entsprochen wurde, und notieren, welche Fehler, die Schüler gemacht haben.
Des Weiteren durfte ich die Schüler an zwei Tagen zur Cinéfête begleiten. Inspiriert von diesen Kinobesuchen, habe ich entschieden, mich im theoretischen Teil dieses Berichts mit der Arbeit von Filmen im Fremdsprachenunterricht zu befassen.
2. Arbeit mit Filmen im Fremdsprachenunterricht
2.1 Gründe für die Arbeit mit Filmen im Fremdsprachenunterricht
Filme gehören zum Alltag eines jeden Jugendlichen. Was spricht also dagegen sich dieses Interesse junger Menschen am Kino im Unterricht zu Nutze zu machen? Denn wie man weiß, steigern Lerninhalte, die thematisch lebensweltliche Aspekte der Lerner ansprechen, die Motivation.[8] Filme handeln von Menschen und ihren Leben und erlauben damit an die Erfahrungen der Lerner anzuknüpfen.
Dies ist der große Schatz, den Filme in den Unterricht transportieren, denn sie erzählen von Menschen und sie erzählen Geschichten. Wenn diese Geschichten mit den Erfahrungen der Lernenden korrespondieren oder kollidieren, ist dies ein wahrer Fundus für authentische Sprechanlässe. […] Der gezielte Einsatz von Bildmedien […] fördert somit nicht nur die Verstehens- und Sprachfertigkeit der Lernenden, sondern schärft auch ihren Blick für die Sprache der Bilder und baut auf diese Weise visuelle Literalität a uf.[9]
Ebenso werden die Schüler beim Sehen von Filmen mit unterschiedlichen Situationen, Verhaltensweisen, kulturellen Unterschieden, Weltansichten usw. konfrontiert. Diese rufen emotionale Reaktionen und persönliche Stellungnahmen in Bezug auf die dargestellte Geschichte hervor.[10] Filme liefern demnach Sprechanlässe und regen die Schüler dazu an, eigene Erfahrungen einzubringen. Darüber hinaus spiegeln Filme die Gesellschaft und die Zeit wider, in der sie entstanden sind, was die Möglichkeit zur Thematisierung zahlreicher Probleme in einer Gesellschaft bietet, wodurch sich das filmische Material zudem in verschiedene Unterrichtseinheiten (z.B. zwischenmenschliche Beziehungen, Rollenverteilung zwischen Mann und Frau etc.) einbinden lässt.[11]
[...]
[1] Im Folgenden nur noch verkürzt als IGS bezeichnet.
[2] Vgl. § 5a Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt, online abrufbar unter:
http://www.mk-intern.bildung-lsa.de/Bildung/ge-schulgesetz_2009.pdf (Zugriff: 27.03.2012).
[3] Ebd. § 5a Abs. 4.
[4] Um eine leichtere Lesbarkeit zu gewährleisten, wird im weiteren Verlauf dieses Berichts auf geschlechterdifferenzierende Schreibweisen verzichtet. Es sei jedoch angemerkt, dass die maskuline Form stets generische Funktion hat.
[5] Vgl. § 5a Abs. 5.
[6] Naegele, Dagmar (2002): „ In 30 Jahren der Dauerkritik zum Erfolgsmodell entwickelt. Zehn Thesen zur Rolle der Gesamtschulen“, in: Klett ThemenDienst. Schule/ Wissen/ Bildung, Nr. 11 (2/2002), S. 3-6, S. 6.
[7] Mehr dazu auf der Homepage des Centre international d’études pédagogiques, online abrufbar unter: http://www.ciep.fr/delfdalf/index.php (Zugriff: 17.04.2012).
[8] Vgl. Lay, Tristan (2009): „Filme sehen lernen. Filmspezifische Arbeit im Fremdsprachenunterricht am Beispiel von Rolf Schübels Film Ein Lied von Liebe und Tod – Gloomy Sunday (1999)“, in: GFL. German as a foreign language. Teaching and Learning German in an Intercultural Context, 1/2009, S. 33-72, S. 38.
[9] Sass, Anne (2007): „Filme im Unterricht – Sehen(d) lernen, in: Fremdsprache Deutsch 36, S. 5-13, S. 7.
[10] Vgl. Surkamp, Carola (2004): „ Teaching Films: Von der Filmanalyse zu handlungs- und prozessorientierten Formen der filmischen Textarbeit“, in: Der fremdsprachliche Unterricht Englisch 68, S. 2-11, S. 2f.
[11] Vgl. Lay (2009), S. 38.