Besonders am Förderzentrum Geistige Entwicklung findet man oftmals Kinder vor, die Schwierigkeiten im Bereich der Tonusregulation zeigen, also den Spannungszustand ihrer Muskulatur nur unzureichend steuern können.
Dies kann weitreichende Folgen haben, wie z. B. große Schmerzen in Gelenken durch zu hohen Krafteinsatz (u. a. bei der Stifthaltung beim Malen und Schreiben), Haltungsschäden und Aufmerksamkeits- und damit Lernstörungen durch einen niedrigen Haltetonus, der zur Folge haben kann, dass alle Aufmerksamkeit und Anstrengung für die Haltungsstabilität aufgebraucht wird und somit nicht für kognitive Aktivitäten zur Verfügung steht.
Daher muss ein generelles pädagogisches Interesse bestehen, die Tonusregulation bei Kindern wahrzunehmen und zu fördern, was im sonderpädagogischen Kontext noch stärker erhöhte Bedeutung erhält.
Hierzu bieten sich der Sportunterricht als bewegungsreiche Lernzeit und in ihm die Symbolspielhandlungen als stark motivationsförderndes Instrument hervorragend an.
In meiner Lerngruppe, einer U3 am Förderzentrum Geistige Entwicklung in der Schule an den Eichen in Nortorf, bestehend aus 4 Schülerinnen und 3 Schülern1 im Alter von 8-10 Jahren, fiel mir besonders im Sportunterricht auf, wie es den Kindern große Schwierigkeiten bereitete, bestimmte Übungen auszuführen, die eine erhöhte Körperspannung erfordern, wie z. B. das Gezogen-Werden auf zwei Teppichfliesen. Aber auch im Kunstunterricht zeigten sich häufig Probleme in der Kraftdosierung, die sich dadurch äußerten, dass zu gestaltendes Papier durch zu hohen Krafteinsatz beim Zeichnen und Malen zerrissen wurde. Ferner zeigte sich eine Notwendigkeit der Förderung der Tonusregulation in unangemessen intensiven Verhaltensformen bei Tätigkeiten im Morgenkreis (heftiges Schlagen auf Fotokarte anstatt sie aufzuheben, heftiges Trampeln und Aufspringen statt Gehen und leisem Landen), sowie bei der Schwierigkeit, über einen längeren Zeitraum aufrecht zu sitzen (es erfolgen häufige Sitzveränderungen und das Nutzen von Hilfsspannungen) und sich dabei auf Lerngegenstände zu konzentrieren. Diese ungünstigen Verhaltensweisen können neben der problematischen Tonusregulation auch durch Beeinträchtigungen bei der tiefensensiblen Wahrnehmung bedingt sein, die oftmals mit Schwierigkeiten im Bereich der Tonusregulation einhergehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemstellung.
- 2. Unterrichtspraxis..
- 2.1 Lerngruppe…...
- 2.2 Tonus, Tonusregulation und beteiligte Systeme........
- 2.3 Didaktische Aufbereitung….....
- 2.4 Methodische Überlegungen........
- 2.4.1 Orientierung an den Wesensmerkmalen von Handlung..\n
- 2.4.2 Spiel als Methode/Symbolspiel……………………….\n
- 2.4.3 Allgemeine Struktur des Unterrichtsaufbaus.\n
- 2.4.4 Individuelle methodische Entscheidungen...\n
- 2.4.5 Orientierung an Impulshierarchie..\n
- 2.5.1 Exemplarische Darstellung einer Doppelstunde..\n
- 2.5.2 Tabellarische Darstellung der Unterrichtsinhalte der Unterrichtseinheit…..\n
- 3. Evaluation und persönliches Resümee…
- 3.1. Beobachtungen der Sitzveränderungen und genutzten\nHilfsspannungen im Morgenkreis…......\n
- 3.2. Auswertung der Diagnostikaufgaben.….……………………….\n
- 3.3. Nebenbeobachtungen\n
- 3.4. Fazit....\n
- 4. Literatur..\n
- 5. Anhang…\n
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist die Förderung des Tonusaufbaus bei Schülerinnen und Schülern (SuS) mit Hypotonie in einer U3-Klasse am Förderzentrum Geistige Entwicklung. Die Arbeit untersucht die Möglichkeiten der Symbolspielhandlung im Rahmen des Sportunterrichts, um den Muskeltonus der SuS nachhaltig zu verbessern. Dabei wird untersucht, ob sich durch diese Maßnahmen erkennbare Verbesserungen im Haltetonus und der Sitzposition der SuS im schulischen Alltag feststellen lassen.
- Tonusregulation und Tonusaufbau bei Kindern
- Symbolspielhandlungen als Instrument zur Tonusförderung
- Bedeutung des Sportunterrichts für die Entwicklung von Haltung und Koordination
- Diagnostik und Evaluation von Tonusveränderungen
- Differenzierte Unterrichtsgestaltung für SuS mit unterschiedlichen Bedürfnissen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 stellt die Problemstellung dar. Es werden die Schwierigkeiten von SuS mit mangelnder Tonusregulation im schulischen Alltag erläutert, insbesondere im Bereich des Sitzens und der Konzentrationsfähigkeit. Kapitel 2 erläutert die Lerngruppe und beschreibt die individuelle Tonuslage der einzelnen SuS. Das Kapitel beleuchtet außerdem die didaktischen und methodischen Überlegungen zur Gestaltung der Unterrichtseinheit. Im Fokus steht dabei die Nutzung von Symbolspielhandlungen im Sportunterricht zur Förderung des Tonusaufbaus. Kapitel 3 beschreibt die Evaluation der Unterrichtseinheit anhand von Diagnostikbögen, Beobachtungen im Morgenkreis und im Unterricht. Hier werden die Veränderungen des Haltetonus und der Sitzposition der SuS im schulischen Alltag analysiert.
Schlüsselwörter
Tonusregulation, Tonusaufbau, Symbolspielhandlung, Sportunterricht, Förderzentrum Geistige Entwicklung, Hypotonie, Haltungsschäden, Konzentrationsfähigkeit, Diagnostik, Evaluation, Differenzierung, Schulbegleitung, Bewegungserfahrung, Lernmotivation.
- Citation du texte
- Master of Education Robert Pilgrim (Auteur), 2014, Verbesserung des aufrechten Sitzens durch Förderung des Tonusaufbaus mit Hilfe von Symbolspielhandlungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286205