Auswertung der Teamteaching- und Coachingstunden in der Berufsbildung


Diplomarbeit, 2013

67 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALT

1. Einleitung
1.1 Meine Motivation
1.2 Die Ausgangslage

2. Die Fragestellung
2.1 Aufbau der Arbeit
2.2 Konkretes Vorgehen

3. Die fachkundige individuelle Begleitung (FiB)
3.1 Was beinhaltet FiB?
3.2 FiB an der BFGS – Konzept, Einbettung und Umsetzungspapiere

4. Empirische Umsetzung
4.1 Fragebogen und Vorgehen
4.2 Auswertung der Antworten, Zusammenfassungen und Folgerungen

5. Diskussion der Umfrageergebnisse
5.1 Stärken und Schwächen - Risiken und Chancen
5.2 Ansprüche und Massnahmen
5.3 Zusammenfassung

6. In drei Etappen zur optimierten Vertiefungsstunde

7. Theorien und Modelle zu Motivation, Coaching und Selbstregulation
7.1 Die Motivation
7.2 Das Coaching
7.2.1 Das lösungsorientierte Kurzzeit-Coaching
7.2.2 Das GROW-Modell
7.3.3 Verschriftlichung zur Erhöhung der Verbindlichkeit
7.4 Die Selbstregulation

8. Umsetzung der Theorien und Modelle in der Vertiefungsstunde
8.1 Mit Motivation u. Coaching zu Selbstwirksamkeit u. Selbstregulation
8.2 Orientierungsraster zur Umsetzung

9. Fazit
9.1 Antworten zur Fragestellung
9.2 Mein Lernzuwachs
9.3 Gedanken zum weiteren Vorgehen

10. Quellenverzeichnis

11. Erklärung

12. Anhang

1. Einleitung

1.1 Meine Motivation

Die Sachen klären, den Menschen stärken1 -

Nach diesem Grundsatz unterrichte, berate und begleite ich meine Berufslernenden.

In der wöchentlichen Vertiefungslektion halten die Berufslernenden im Schultag inne, um über ihr berufliches Lernen und Handeln nachzudenken. Dabei werden sie von ihren Lehrer-innen unterstützt.

Diese Lektion wird im Teamteaching abgehalten, somit ist Zeit für integrative und pädagogische Fördermassnahmen, Einzelgespräche und die fachkundige individuelle Begleitung. Seit drei Jahren wenden wir unser Konzept der Vertiefungsstunde an. Heute liegt es im Ermessen der Lehrpersonen, wie das konkrete Vorgehen bei der individuellen Begleitung und der Organisation der Vertiefungsstunde gestaltet wird.

Mit der vorliegenden Arbeit untersuche ich die Vertiefungsstunde auf Optimierungs- und Ergänzungsmöglichkeiten.

Betroffene zu Beteiligten machen2 -

Es ist mir ein Anliegen, dass die Berufslernenden ihre Beobachtungen, Einschätzungen, Bedürfnisse, Meinungen und Forderungen in Bezug auf die Vertiefungsstunde einbringen. Ebenfalls, dass die Lehrpersonen geeignete Massnahmen suchen und entwickeln, um den erforderlichen Ansprüchen gerecht zu werden.

1.2 Die Ausgangslage

Seit 2010 bieten wir an der Berufsfachschule Gesundheit und Soziales (BFGS) in Brugg, Aargau, die zweijährige Attestausbildung Assistent/innen Gesundheit und Soziales (EBA AGS) an. Der Entscheid für den Start fiel im November 2009, kurzfristig mussten Schullehrplan und Konzept zur fachkundigen individuellen Begleitung (FiB) erstellt werden. Mit neun Lektionen pro Schultag (drei Lektionen Allgemeinbildender Unterricht, fünf Lektionen Berufskunde und eine Lektion Sport) erschien uns ein adressatengerechtes Unterrichten unmöglich, haben EBA-Berufslernende doch spezielle Lernbedürfnisse. Deshalb entschieden wir, anstelle der vorgesehenen fünf Lektionen Berufskundeunterricht vier einzuplanen und die verbleibende fünfte Lektion, zur Entschleunigung des Schultages, als Vertiefungsstunde zu beschreiben. Dies auch deshalb, weil die vielfältigen FiB-Aufgaben (siehe FiB-Konzept im Anhang) vor oder nach dem Unterricht kaum wahrzunehmen sind und zeit- und energiemässig eine Überforderung für alle Beteiligten dargestellt hätten. Dass die Berufslernenden ausserhalb des Schultages individuelle Begleitung erhalten können, ist ebenfalls nicht realistisch: die Anfahrtswege sind zu lang und die Arbeitszeiten der Lernenden zu unregelmässig. Um die FiB-Aufgaben in der Vertiefungsstunde wahrzunehmen, die Klasse aber nicht zu vernachlässigen, beschlossen wir, die Vertiefungsstunde im Teamteaching abzuhalten. Alle Fachpersonen erhalten neben der Präsenzzeit eine Entlastungsstunde für die FiB-Aufgaben, so kann die Doppelbesetzung finanziert werden.

2. Die Fragestellung

Nun sind drei Jahre vergangen, bereits wurden zwei Ausbildungsgänge abgeschlossen. Überprüft werden sollen jetzt die Notwendigkeit der Vertiefungsstunde als Zeit zum „Verdauen“ und Nachdenken, der Nutzen des Teamteachings in der Vertiefungsstunde, die Wirksamkeit der integrierten, fachkundigen individuellen Begleitung als Angebot der Vertiefungsstunde und die Akzeptanz der Vertiefungsstunde im Stundenplan.

Ich will wissen, welche Vor- oder Nachteile die Berufslernenden im Angebot der Vertiefungsstunde erkennen und welche Anpassungen oder Ergänzungen unsere Konzepte aus Sicht der Betroffenen erfahren müssen. Folgenden Fragen gehe ich nach:

Erkennen die Berufslernenden Vorteile für ihre Ausbildung dank dem Teamteaching?

Was erwarten die Berufslernenden von der Vertiefungsstunde?

Deckt eine Vertiefungslektion pro Woche den Bedarf an individueller Förderung und Begleitung?

Welche Anpassungen und Ergänzungen brauchen die Konzepte zur Optimierung der Vertiefungsstunde?

Ich untersuche die Wirksamkeit und Akzeptanz unserer Konzepte und deren Umsetzungen mittels einer quantitativen Forschungsmethode, einer Umfrage. Da mich die Einschätzung der Betroffenen interessiert, sind die Berufslernenden die Adressaten. Die SWOT-Analyse3 ist eine gute Methode zur qualitativen Bewertung der durch die Umfrage erhobenen Daten sowie zur Standortbestimmung. Zur Entwicklung von Lösungsalternativen werden die Ergebnisse gemeinsam im AGS-Kollegium gruppiert und gewichtet. Ebenfalls gemeinsam diskutieren wir das weitere Vorgehen.

Allenfalls ergeben sich nicht nur Anpassungen an die Konzepte sondern auch handlungsleitende Methoden und Instrumente zur Erfüllung des FiB-Auftrages und zur Gestaltung der Vertiefungsstunde im Teamteaching. Diese wären auch nützlich als Handreichung zur Einführung neuer Lehrpersonen in unserer EBA-Ausbildung.

2.1 Aufbau der Arbeit

Im nachfolgenden Kapitel erkläre ich zu Beginn den Begriff „fachkundige individuelle Begleitung“ und stelle die Grundzüge des FiB-Konzeptes der BFGS sowie unser Konzept Vertiefungsstunde vor. Im nächsten Kapitel erläutere ich das Vorgehen zur Umfrage und den Fragebogen, welcher die obengenannten Fragen aufnimmt. Es folgt die Auswertung, sie beinhaltet die zahlenmässige Verteilung der Antworten, eine Zusammenfassung der Aussagen und jeweils erste Folgerungen zu jeder einzelnen Frage.

Aus den gesammelten Folgerungen werden die Ansprüche der Berufslernenden sowie mögliche passende Massnahmen und Umsetzungen angedacht und abgeleitet.

Die Dringlichkeit wird im Kollegium diskutiert und auch entschieden, welche Ergebnisse der Umfrage den grössten Handlungsbedarf auf den Ebenen Lehrpersonen, Fachgruppe und Schulleitung aufweisen. Daraus resultieren Bereiche oder Themen, zu welchen ich Theorien und Modelle aus der Lernpsychologie suche. Diese überprüfe ich auf ihre Anwendbarkeit in der Vertiefungsstunde.

2.2 Konkretes Vorgehen

Nach dem Grundsatz „Betroffene zu Beteiligten machen“ befrage ich im Mai 2013 alle AGS-Berufslernenden beider Jahrgänge zu ihren Erfahrungen und Bedürfnissen mit der Vertiefungsstunde im Teamteaching. Gemeinsam mit dem AGS-Kollegium werden die Resultate in einer Ratingkonferenz partizipativ interpretiert, gewichtet und entschieden, wo welcher Handlungsbedarf besteht.

Das Konzept Vertiefungsstunde wird auf seine Wirksamkeit für „das erfolgreiche Absolvieren der EBA-Ausbildung“ aus Sicht der Berufslernenden überprüft und Veränderungen zur Optimierung werden ermittelt. Die Neuerungen und Ergänzungen sollen den Wirkungsgrad dieser Lektion verstärken und garantieren.

Im Sinne von „Die Sachen klären, den Menschen stärken“ werde ich die Erkenntnisse dem Team zugänglich machen und nützliche Handreichungen zur Optimierung der Vertiefungsstunde erarbeiten.

Da FiB hauptsächlich in der Vertiefungsstunde stattfindet, suche ich bei den Auswertungen Hinweise dafür, ob der Bedarf nach FiB mit der integrierten Form abgedeckt wird.

Um die Lesbarkeit der Arbeit zu erleichtern, setze ich für häufig verwendete Begriffe wie Berufslernende, Lehrpersonen, usw. die gebräuchlichen Abkürzungen ein:

3. Die fachkundige individuelle Begleitung (FiB)

FiB startet mit dem vertraglich definierten Lehrbeginn und endet spätestens mit Lehrende. FiB ist prinzipiell freiwillig, lösungs- und ressourcenorientiert.

3.1 Was beinhaltet FiB?

„Die fachkundige individuelle Begleitung nach Berufsbildungsgesetz (BBG) ist ein Instrument für die Unterstützung der Berufslernenden in zweijährigen beruflichen Grundbildungen, die Lernschwierigkeiten haben. Die Berufslernenden werden unterstützt, ihre Kompetenzen soweit zu entwickeln, dass sie den Anforderungen von Gesellschaft, Wirtschaft und Bildung zu entsprechen vermögen und sich beruflich und persönlich entfalten können. Im Zentrum steht die Stärkung der Eigenverantwortung. Die Ausgestaltung der individuellen Begleitung ist Sache der Kantone. Die Kosten werden vom Bund mitgetragen.“ (Schweizerisches Dienstleistungszentrum für Berufsbildung SDBB, S. 129, 2011)

„Die FiB umfasst nicht nur schulische, sondern sämtliche bildungsrelevanten Aspekte im Umfeld der berufslernenden Person.“ (Berufsbildungsverordnung BBV Art.10 Abs. 5, 2003, Stand 2013)

Im Kanton Aargau wird FiB seit 2008 an jeder Berufsfachschule, welche eine zweijährige Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest durchführt, angeboten. Vorgaben des Kantons Aargau sind: „Für Berufslernende mit besonderen bildungsrelevanten Bedürfnissen kann der Kanton ein geeignetes, begabtenorientiertes oder nicht berufsspezifisches Angebot fördern oder führen. […]“ (Aargauisches Gesetz über die Berufs- und Weiterbildung GBW, §91, 2007)

3.2 FiB an der BFGS – Konzept, Einbettung und Umsetzungspapiere

An der BFGS wird FiB als ein in der regulären Unterrichtszeit integriertes Modell angeboten.

Entlastungslektionen ermöglichen es den beteiligten Lehrpersonen, die anfallenden FiB- Aufgaben durchzuführen. Die fachkundige individuelle Begleitung ist eine Hilfestellung für Berufslernende mit dem Ziel, Lerndefizite zu verringern und vorhandene Begabungs-potentiale zu fördern. Erreicht werden soll, dass:

die Selbst-, Sozial- und Lernkompetenz der Berufslernenden gefördert wird (Eigeninitiative und Selbsteinschätzung, Lerntechnik, Lern- und Leistungsmotivation),

der Umgang mit anderen und mit schwierigen Situationen gelingt,

sich die Leistungen der Berufslernenden verbessern und stabilisieren,

sich die Zahl der Lehrabbrüche und Prüfungsmisserfolge gering halten,

Übertritte in die dreijährige berufliche Grundbildung erfolgreich verlaufen.

Aufgaben der FiB-Personen sind im FiB-Konzept4 der BFGS beschrieben. Grundsätzlich gilt, dass alle Lehrpersonen, welche die angehenden Assistent/innen Gesundheit und Soziales AGS unterrichten, im Rahmen der FiB definierte Aufgaben übernehmen.

Dazu gehören individuelle Begleitungen im Unterricht, Standort- und Beratungsgespräche bei Lern- und anderen Schwierigkeiten oder gezielte Coachings.

Für die Umsetzung des Konzeptes stehen zusätzliche BFGS Dokumente5 zur Verfügung. Diese geben Hinweise auf den Zweck und die Organisation der Vertiefungsstunde, auf den Einsatz weiterer Instrumente und auf methodisch-didaktische Vorgehensweisen. Die Dokumente wurden im AGS-Team entwickelt und werden laufend überarbeitet und angepasst. Im Folgenden werden die Inhalte kurz zusammengefasst.

Die Vertiefungslektion

Während dieser Lektion werden die Berufslernenden dazu angeleitet, selbstständig zu arbeiten und zu lernen. Sie werden dabei gezielt gestützt und gefördert. Somit wird den Berufslernenden eine Entwicklung in den beruflichen Kompetenzbereichen ermöglicht. Die im Konzept aufgelisteten Ziele werden angestrebt.

Laut Schullehrplan gibt es pro Schultag eine Vertiefungslektion, welche dem individuellen Lernen und der Reflexion dient. Die Lektion bietet Zeit inne zu halten, den Stoff zu „verdauen“, über sich und das Lernen nachzudenken, es wird eine Entschleunigung des Schulalltages bewirkt.

Diese Lektion bietet Zeit, um klassendynamische Prozesse zu thematisieren.

Teamteaching

Die Vertiefungslektion wird von zwei Lehrpersonen im Teamteaching gehalten. Dank der Doppelbesetzung sind individuelle Begleitungen und integrative pädagogische Massnahmen einfacher einzuleiten und umzusetzen. Das bedeutet, dass folgende pädagogischen Aufgaben und Rollen6 gemeinsam vor- und nachbesprochen und verteilt werden:

Coach für die Berufslernenden sein

Impulse in Form von Reflexionsfragen geben

kreative und lernstrategische Impulse geben

schriftliche oder mündliche Rückmeldungen geben

Rückschauen anleiten

Beobachtung der Berufslernenden protokollieren

Um die FiB-Aufgaben wahrnehmen zu können, braucht es bestimmte Zeitfenster. Das Team setzt sich aus zwei Berufskundelehrpersonen mit Zusatzaufgaben zusammen: mit der FiB-Fachperson (Klassenlehrerin) werden Gespräche zu Standortbestimmung und Perspektiven-planung geführt, sie macht die Lernbegleitung und Beratung. Die zweite anwesende Lehrperson (FiB-Beteiligte) bietet adressatengerechte Unterstützung beim Lernen, Ordnen, Organisieren und Vertiefen des Schulstoffes an.

Weitere FiB-Aufgaben können von der FiB-Fachperson koordiniert und ggf. an die FiB-Beteiligte delegiert werden.

Zudem sollten klassendynamische Prozesse thematisiert und in geeigneter Form in die Vertiefungslektionen integriert werden.

Das Vertiefungsheft

Im Dokument Vertiefungsstunde7 steht: „Die Einträge im Vertiefungsheft erfolgen wöchentlich, das Buch wird individuell gestaltet, nebst den Impulsen der Lehrpersonen haben eigene Gedanken und Assoziationen Platz, es wird von den Lehrpersonen regelmässig angeschaut und mit persönlichen Rückmeldungen versehen.

Der im Vertiefungsheft ersichtliche individuelle Lernprozess ist Bestandteil von Standort-gesprächen.“ Das Vertiefungsheft dient auch als Lernjournal, es werden vorgegebene Leit-fragen beantwortet und eigenständige Planungen und Reflexionen eingetragen.

Schwerpunkte Vertiefungslektion

Dieses Dokument listet chronologisch Aspekte, Bereiche und Methoden auf, welche im Verlauf der Ausbildung in der Vertiefungslektion behandelt werden sollten. Berücksichtigt sind neben FiB-Aufgaben auch integrative, pädagogische Fördermassnahmen.

Erläuterungen zum Schullehrplan

Hier finden Lehrpersonen Hinweise auf Abweichungen des BFGS-Schullehrplans gegenüber dem Bildungsprogramm und des Bildungsplanes der Dachorganisationen der Arbeitswelten Gesundheit und Soziales (OdA-Santé und SAVOIR SOCIAL). Ausserdem werden didaktische Überlegungen und Unterrichtsprinzipien beschrieben und Informationen zur Sprachförderung, zur individuellen Begleitung, wie auch zur Koordination der drei Lernorte (Berufsfachschule, überbetriebliche Kurse und Ausbildungsbetrieb) gegeben.

Protokoll Lernvereinbarung

Das Instrument in Form eines Fragebogens dient der Verschriftlichung von Abmachungen zwischen dem Berufslernenden und seiner Lehrperson. Themen können das Lernen, das Verhalten oder die Perspektivenplanung sein.

4. Empirische Umsetzung

4.1 Fragebogen und Vorgehen

Den Fragebogen8 erstellte ich auf einer Webseite zur Gestaltung von elektronischen Umfragen (www.yasp.ch). Die AGS-Klassen arbeiten häufig auf der schuleigenen Lernplattform, sie sind entsprechend ausgerüstet und medienkompetent, sodass diese Form der Befragung geeignet ist.

Der Fragebogen enthält elf Fragen zur Vertiefungsstunde im Teamteaching. Beide Begriffe definiere ich in der Einleitung zur Umfrage um sicherzugehen, dass die Berufslernenden wissen, worum es bei der Befragung geht.

Viele AGS-Berufslernende weisen schwache Kompetenzen im Bereich Sprachproduktion auf, deshalb folgen den vier offenen Fragen zur Vertiefungsstunde sechs geschlossene mit gleichen Fragestellungen. So kann ich davon ausgehen, dass auch ungeübte Schreiberinnen ihre Meinung einbringen. Zum Schluss kommt nochmals eine offene, allgemeine Frage zur Vertiefungsstunde.

Zwischen dem 6. und 17. Mai 2013 wurden alle Berufslernenden der ersten und zweiten Klassen befragt (total 12 Klassen). Die Klassenlehrpersonen liessen die elektronische Umfrage während des Unterrichts ausfüllen. Mit diesen Lehrpersonen ging ich vorab alle Fragen durch, um allfällige Verständnisprobleme zu klären.

Der Fragebogen richtet sich an die Berufslernenden als Betroffene. Mich interessiert, welche Vor- oder Nachteile die BL in den Bereichen Unterrichtsform TT, Dauer, Angebote und Aktivitäten, Inhalte und Themen sowie zur Organisation und Struktur der Vertiefungsstunde für sich erkennen. Die Fragen entstanden aufgrund von Beobachtungen und Anliegen, welche sich in den vergangenen drei Jahren meinen Kollegen und mir stellten. Alle Antworten untersuchte ich auch auf Hinweise, ob FiB-Bedürfnisse angesprochen, befriedigt oder vernachlässigt werden.

4.2 Auswertung der Antworten, Zusammenfassungen und Folgerungen

An der Umfrage beteiligten sich 154 Berufslernende aus den 12 Klassen der beiden Lehrjahrgänge.

Zur Auswertung der offenen Fragen sortierte ich zuerst die Antworten nach sinngemäss ähnlichen Aussagen und fasste diese in Gruppen zusammen. Jede Gruppe erhielt jeweils einen beschreibenden Titel, diese finden sich in den Legenden zu den Diagrammen. Die von mir erstellten Diagramme zeigen die anteilsmässige Verteilung der Antworten auf die Gruppen. Mehrfach genannte und prägnante Aussagen führe ich bei der Auswertung separat auf. Nach der Zählung der Antworten fasste ich die Aussagen zusammen und folgerte daraus erste Erkenntnisse. Ebenfalls untersuchte ich, ob Aussagen zur Frage nach der Deckung des FiB-Bedarfs gemacht wurden.

Die Diagramme und Auswertungen zu den Fragen 1-6 und 9-11 bilden die Antworten aller befragten Berufslernenden ab, d.h. ein Kreis entspricht 100%, was wiederum 154 Antworten sind. Bei den Fragen 7 und 8 kreuzten die Befragten jeweils drei Antworten an, diese Diagramme zeigen die Verteilung von 3x154 Antworten, also 462 Antworten. Den Grad der Einigkeit visualisiere ich mit der Nähe und Distanz der einzelnen Kreissegmente.

Frage 1 zu den Vorteilen des Teamteaching

Ich finde die Vertiefungsstunde mit zwei Lehrpersonen gut, weil ...

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die ausschliesslich positiven Antworten (154 von 154 Befragten) liessen sich auf die Schwerpunkte Abwechslung, Selbstbestimmung, Zeit und die Möglichkeit der Wahl der Lehrperson verteilen. Viele Berufslernende zählten in ihrer Antwort gleich mehrere Vorteile auf. BL, welche den Vorteil in der Selbstorganisation sehen, lieferten viele, differenzierte Vorschläge gleich mit:

Nach eigenem Bedürfnis nutzen (z.B. Material ordnen, Lernstoff vertiefen, repetieren, Gespräch mit einer Lehrperson führen.)

Viele Antworten liessen sich den FiB-Aufgaben zuordnen:

Lernhilfe bekommen (Zitate BL: „Lehrerin erklärt mir etwas noch mal, ich lerne Kärtchen machen / Mindmap machen“, “Lehrerin kontrolliert meine Zusammenfassung / meinen Ordner / meine Prüfungsvorbereitung.“)

Vertiefen (Zitate BL: „Zeit, sich in ein Thema zu vertiefen, sich vertieft mit dem Lernstoff auseinander zu setzen, sich vertieft mit der Gegenwart und der Zukunft auseinander zu setzen, sich vertieft mit seiner Rolle auseinander setzen.“)

Arbeitsorganisation (Zitate BL: „Material kontrollieren und organisieren, ordnen, ablegen, aussortieren, ergänzen, weniger oder kein Durcheinander im Kopf und im Ordner.“)

Beratung und Begleitung (Zitate BL: „Beratung für Situationen im Betrieb, Schule, Privatleben wünschen dürfen und erhalten.“)

Gespräche (Zitate BL: „Mit einer Lehrerin, mit einer Kollegin, über Probleme im Betrieb, der Schule oder im Privatbereich sprechen.“)

[...]


1 Zitat von Hartmut von Hentig, *1925, Erziehungswissenschaftler, Reformpädagoge

2 Zitat von Kurt Lewin, 1890-1947, Sozial- und Gestaltpsychologe

3 Qualitative Methode zur Identifikation von Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken

4 Anhang: FiB an der BFGS, 2013, S. 4-5

5 Anhang: Vertiefungslektion, Schwerpunkte Vertiefungslektion, Erläuterungen zum Schullehrplan AGS, Protokoll Lernvereinbarung

6 Anhang: Vertiefungslektion, Juli 2012, Abschnitt Teamteaching

7 Anhang: Vertiefungslektion, Juli 2012, Abschnitt Vertiefungsheft

8 Fragebogen und Link zur elektronischen Version im Anhang

Ende der Leseprobe aus 67 Seiten

Details

Titel
Auswertung der Teamteaching- und Coachingstunden in der Berufsbildung
Veranstaltung
Diplomkurs
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
67
Katalognummer
V286344
ISBN (eBook)
9783656866114
ISBN (Buch)
9783656866121
Dateigröße
1388 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Teamtaching, individualisieren, lern-Coaching
Arbeit zitieren
Isabella Simone Trummer (Autor:in), 2013, Auswertung der Teamteaching- und Coachingstunden in der Berufsbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286344

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