Die Wortartenlehre im Deutschunterricht. Ein Fachpraktikumsbericht


Internship Report, 2015

50 Pages, Grade: 1,7

Thomas Bäcker (Author)


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Inhaltsverzeichnis

1 Vorstellung der Schule
1.1 Ihre padagogische Konzeption
1.2 Ihr personlicher Eindruck uber die Schule

2 Hospitationserfahrungen
2.1 Interaktion zwischen Lehrer und Schulern
2.2 Didaktischer Aufbau einer Unterrichtsstunde
2.3 Impulsgebung durch den Lehrer
2.4 Sprache des Lehrers

3 Eigener Unterricht
3.1 SachanalysederUnterrichtsreihe
3.2 Didaktische Analyse der Unterrichtsreihe
3.3 Darstellung einer Einzelstunde
3.3.1 Sachanalyse
3.3.2 Didaktische Analyse
3.3.3Methodische Uberlegungen
3.3.4Formulierung von Lemzielen
3.3.5SchematischeDarstellung
3.3.6 Reflexion uber die Stunde

4 Reflexion uber die Erfahrung des Praktikums

5 Ausgewahlter padagogischer, didaktischer, methodischer Schwerpunkt Kompetenzbereiche des Fachs Deutsch, Grammatik, Funktionales Prinzip,

„Die innere Form des Deutschen“, Grammatik-Werkstatt

6 Quellenverzeichnis

1 Vorstellung der Schule

Die XY-Schule in K. ist eine kooperative Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe. Sie wurde im Jahre 1965 gegrundet und steht unter staatlicher Tragerschaft. Die Schulerzahl hat sich in den letzten Schuljahren bei ungefahr 1500 Schuler/-innen eingependelt. Die Schulerzahl hat sich vor allem durch zwei Veranderungen in der Schulgeschichte gesteigert: Erstens wurden 1988 getrennte Eingangsklassen eingefuhrt und zweitens stimmte der Kreistag im Jahre 1992 der Errichtung einer gymnasialen Oberstufe zu. Durch das groBere Angebot wurde die Schule attraktiver fur ihre und zukunftige Schuler/-innen. Die XY-Schule umfasst drei Schulzweige: einen Gymnasialzweig, einen Realschulzweig und einen Hauptschulzweig. Daruber hinaus gibt es Ganztagesangebote wie Arbeitsgemeinschaften und eine padagogische Mittagsbetreuung. Unterstutzt wird das Ganztagesangebot durch das Mittagsangebot der Mensa. Den Schuler/-innen der XY-Schule wird durch eine schulintem verwendete EC-Karte die Methode des bargeldlosen Zahlens angeboten. Die Raumlichkeiten der Schule umfassen die zwei Hauptgebaude, zwei Sporthallen, eine Aula und die Mensa. Daruber hinaus gibt es einen Sportplatz in unmittelbarer Nahe, der von der Schule verwendet wird.

1.1 Ihre padagogische Konzeption

Wie bereits erwahnt, umfasst die XY-Schule drei Schulzweige. Es wird dabei stetig versucht das padagogische Angebot weiter auszubauen, um auf die Bedurfnisse der Schuler/-innen einzugehen. Die Differenzierung erfolgt hier innerhalb der Schule. Das Konzept der Ganztagsschule soil strukturalistischen Gesellschaftsentwicklungen entgegentreten, indem die fruhzeitige Trennung der zukunftigen Burger/-innen verhindert wird. Des Weiteren sind die Schulzweige aufeinander abgestimmt, sodass Wechsel von einem auf den anderen Schulzweig erleichtert werden und moglichst viele Schuler/-innen einen hohen Bildungsabschluss erreichen konnen. Das Lehrerkollegium agiert deshalb schulubergreifend, um eine moglichst hohe Stufe der Kooperation zu erreichen. Die Fachkonferenz umfasst alle Schulbereiche. Lehr- und Lernmaterialien, Unterrichtsinhalte und Leistungsstandards werden auf diesem Wege aufeinander abgestimmt. Daruber hinaus gibt es padagogische Tage an welchen das gesamte Lehrerkollegium teilnimmt, ob die Lehrkrafte vomehmlich im Real-, Haupt-, oder Gymnasialzweig eingesetzt werden, hat dabei keine Bedeutung. An padagogischen Tagen erarbeiten die Kollegen/-innen in Arbeitsgruppen, welche Verbesserungen in Bezug auf padagogische Themen wie: Kommunikation in der Schule oder Medien im Unterricht gemacht werden konnen. Dazu erwahnenswert ist die Ruckkehr der Schule zu G-9, was auf der Gesamtkonferenz beschlossen wurde.

1.2 Ihr personlicher Eindruck uber die Schule

Die XY-Schule in K. ist modern ausgestattet und verfugt uber ausreichend Klassen-, und Unterrichtsraume, um der Schulerzahl gerecht zu werden. Das Hauptgebaude ist sehr modern und wirkt sehr einladend. Die Schule wurde seit ihrer Grundung im Jahre 1965 fortschreitend ausgebaut und modernisiert. Sie wurde um das Altbaugebaude herum ausgebaut und modernisiert bis hin zum aktuell bestehenden Gebaudekomplex. Eine kurzlich abgeschlossene Sanierung und Renovierung des Schulgebaudes garantiert ein Schulgebaude, welches sich auf dem neuesten Stand befindet. Brandschutz und Warmedammung waren die Hauptziele der Modernisierung.

Besonders positiv ist mir die Organisation und Ausstattung der Schule aufgefallen. Im Lehrerzimmer ist ein groBer LCD-Bildschirm angebracht, auf welchem die taglichen Vertretungen angezeigt werden. Dazu ist das Lehrerzimmer mit multimedialen Arbeitsplatzen ausgestattet. Gleichwohl gibt es in der Schule zwei PC-Raume, welche ebenfalls auf aktuellem Stand sind. Die Betreuung der Praktikant/-innen ist ebenfalls positiv hervorzuheben, da es in alien Bereichen Ansprechpartner gab und jegliche offene Fragen geklart wurden.

Die KlassengroBen mochte ich ebenso positiv hervorheben, alle von mir gesehen Klassen hatten eine uberschaubare Zahl an Schuler/-innen, wodurch zumindest Grundvoraussetzungen fur effektiven sowie guten Unterricht geschaffen sind. Auch die padagogische Mittagsbetreuung ist fur mich ein erwahnenswerter Aspekt der Schule, da einerseits eine Hausaufgabenbetreuung integriert ist und es andererseits ein kostenloses unverbindliches Angebot ist.

2 Hospitationserfahrungen

Die Unterrichtsbeobachtung bezieht sich auf mehrere Gesichtspunkte und Positionen. Der Einstieg des Unterrichts ist eine Phase, die beobachtet werden sollte, um zu deuten, weshalb der Unterricht den gewahlten Beginn hat. Gleichwohl sind die gewahlten Arbeitsformen ein weiterer Gesichtspunkt, der bedeutend fur eine aussagekraftige Beobachtung ist. Die Arbeitsformen bieten Aufschluss uber das Arbeitsverhalten der Klasse und zeigen gleichwohl inwiefem Arbeitsformen einer Erklarung bedurfen, also ob sie bereits eingespielt sind oder einer erganzenden Einweisung bedurfen. Ein genereller und die gesamte Unterrichtsstunde ubergreifender Punkt ist der Aufbau des Unterrichts. Hierbei ist die Gliederung der Stunde und der Ubergang der Phasen interessant fur die Beobachtung. Der Inhalt der Stunde und seine Vermittlung stellt einen weiteren Gesichtspunkt dar. Gemeint sind die Arbeitsauftrage und deren Ziele. Hier ist bedeutend, wie sie eingeleitet, formuliert und wie die dazugehorigen Sozialformen gebildet werden. Innerhalb der Sozialformen sind die Differenzierung und die Kriterien wichtig, um das dazugehorige Schema zu erkennen, wie die Schuler/-innen aufgeteilt werden und welche individuelle Forderung die einzelnen Schuler/-innen dadurch erfahren sollen. Die Methoden, deren Starken, Schwachen sowie begunstigende Unterrichtssituationen und schlieBlich deren Auswahl durch die Lehrkraft sind ebenfalls ein Beobachtungspunkt. Die Medien gehen mit den Methoden eine Verbindung ein, die sinnvoll erscheinen sollte, wenn es um die Vermittlung der Unterrichtsinhalte geht. Das Ende der Stunde ist geeignet, um zu betrachten, wie die Ergebnisse resumiert, reflektiert und gewurdigt werden sowie ein Ausblick auf die weitere Zusammenarbeit gewahrt wird. Zusammenfassend bleibt am Ende der Stunde noch ein Ziel-review vorzunehmen, um zu analysieren, welche Ziele die Lehrkraft und die Schuler/-innen hatten und inwiefern diese miteinander vereinbar waren und ob sowie in welchem AusmaB sie erfullt wurden. Falls Storungen und andere Besonderheiten in der Unterrichtsstunde auftreten, sind diese zu notieren und dahingehend zu analysieren, wie damit umgegangen wurde. Die angefuhrten Kriterien zur Beobachtung von Unterricht wurden unter speziellen Unterrichtssituationen mit einem Fokus auf verschiedene Schwerpunkte, welche in den vier folgenden Unterkapiteln naher skizziert werden, angewendet.

2.1 Interaktion zwischen Lehrer und Schulern

Fur den oben angefuhrten Gesichtspunkt habe ich eine Unterrichtsstunde von Herm S. in der dreizehnten Klasse ausgewahlt. Es handelt sich um einen Grundkurs, welcher aus vierzehn Schuler/-innen besteht. Das Thema ist Goethes Faust erster Teil. Die Schuler/-innen sollen die Figuren des Mephisto und des Gretchen charakterisieren sowie anhand dieser Merkmale von Intertextualitat aufzeigen. GewissermaBen wird dadurch die enorme Wirkung der Figuren aus Faust auf die Nachfolgeliteratur angesprochen.

Die Stunde knupft thematisch an die vorige Stunde, welche ebenfalls in der Thematik der Unterrichtsreihe uber Goethes Faust stand. Der Einstieg erfolgt uber ein relativ frei gehaltenes Unterrichtsgesprach, da die Schuler/-innen sich gegenseitig das Wort erteilen. Charakterliche Aspekte der Figur des Mephisto werden dabei jeweils im Kontext zur Figur des Faust genannt, da die beiden ein polares Figurenpaar bilden. Hr. S. leitet zu Stundenbeginn in die Thematik ein und erklart die oben angefuhrten Gesprachsregeln. Die Schuler/-innen sind recht geubt in dieser Situation und setzen die Anweisung ohne Schwierigkeiten und Ruckfragen um. Die Schuler/-innen sind dazu angehalten, sich selbststandig Notizen zu machen. Hr. S. ubernimmt dabei die Rolle eines Mediators und ist im Unterrichtsgesprach ein ebenburtiger Gesprachspartner. Zwei Schulerinnen resumieren die wichtigsten Charaktereigenschaften von der Figur des Mephisto, die beiden werden in die mundliche Abiturprufung im Fach Deutsch gehen und tragen daher haufiger ihre Arbeitsergebnisse vor oder stehen haufiger im Fokus des Unterrichtsgeschehens. Nach den beiden Zusammenfassungen wird die Lerngruppe in vier kleine Arbeitsgruppen aufgeteilt, um die Figur des Gretchen zu charakterisieren. Hr. S. bewegt sich abwechselnd zwischen den Gruppen, um die Arbeitsprozesse zu beobachten und gegebenenfalls Hilfestellung zu bieten. Des Weiteren nimm er eine Binnendifferenzierung vor, da er den beiden Abiturpruflingen mehr Aufmerksamkeit widmet und ihre Argumente sowie die dazugehorige Struktur reflektiert und den beiden gesonderte Ruckmeldung, noch vor der Besprechung im Plenum, gibt. Nach der Gruppenarbeitsphase werden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen besprochen, damit die Schuler/-innen ihre Ergebnisse vergleichen und erganzen konnen.

Hr. S. ist wahrend der gesamten Unterrichtsstunde sehr anti-autoritar aufgetreten und ubernahm die Rolle eines Mediators, der Impulse zum Lemprozess gibt. Es existieren innerhalb der Lerngruppe Gesprachsregeln und Formalien fur die Ausfuhrung von Arbeitsauftragen. Hr. S. betreut den Kurs schon seit der zwolften Klasse, was erklart weshalb er keinmal intervenieren oder disziplinieren musste. Das Unterrichtsgeschehen ist eingespielt und Arbeitsprozesse laufen automatisiert ab. Die Kommunikation im Klassenraum braucht nur wenige Mitteilungen, um die Intention der oder des jeweiligen Senders zu verstehen. Die Interaktion ist sehr flussig und die Handlungen in der Klasse laufen reibungslos und wechselseitig ab. Aus meiner Beobachtungsperspektive wird keine abgegrenzte Struktur zwischen Schuler/-innen und Lehrkraft deutlich. Hr. S. ist sehr gut in das Klassengeschehen integriert. Seine Autoritat ist dennoch erkennbar, auch wenn er sie wahrend meiner Beobachtungsphase nicht rechtfertigen musste.

2.2 Didaktischer Aufbau einer Unterrichtsstunde

Eine sechste Klasse des Gymnasialzweigs wird von Fr. R. im Fach Deutsch unterrichtet.

Ich habe diese Klasse uber funf Wochen lang begleitet. Der behandelte Themenbereich war die Grammatik mit dem Stundenthema der Nominalisierung von Adjektiven. Die Klasse wurde wahrend meiner Anwesenheit als Beobachter systematisch-traditionell unterrichtet. Thematisch knupft die Stunde an die vorangegangene Stunde an, in welcher es um Nominalisierung von Verben ging.

Die Stunde beginnt mit einem Unterrichtsgesprach, in welchem das vorangegangene Stundenthema emeut ins Gedachtnis der Schuler/-innen gerufen wird. Durch die Lehrerfrage ob noch andere Wortarten existieren, die nominalisiert werden konnen, wird das Stundenthema eingefuhrt. Die Schuler/-innen nennen einfache Beispiele fur die Nominalisierung von Adjektiven. Dass es sich bei den Beispielen: das Schone und das Gute um Nomen handelt, wird durch die Artikel-Probe belegt. Nach dem Unterrichtsgesprach wird der Fokus auf das Stundenthema gelenkt: Die Nominalisierung von Adjektiven. Der Grammatikunterricht der Klasse orientiert sich an einem Lehrwerk, dass alle Schuler/-innen besitzen. Die dazugehorige Regel, welche von einem Schuler verlesen wird, spiegelt das aus den Beispielen der Schuler/-innen deutlich gewordene wider: Das Adjektiv kann als Nomen dienen. AnschlieBend erfolgt eine Erweiterungs-/ Arbeitsphase, in welcher die vorausgegangenen Erkenntnisse durch Eigenanwendung der Schuler/-innen vertieft werden. In Einzelarbeit erledigen die Schuler/-innen zwei Aufgaben aus dem Lehrwerk. Fur Verstandnisfragen steht Fr. R. wahrend der Arbeitsphase zur Verfugung. Die Ergebnisse werden anschlieBend im Plenum verglichen und besprochen.

Die Sicherung erfolgt durch das Ubertragen der dazugehorigen Regel aus dem Lehrwerk in ein selbstgefuhrtes Regelheft der Schuler/-innen. AbschlieBend wird noch eine Hausaufgabe erteilt, wodurch die Stundenthematik gefestigt und verinnerlicht werden soil.

2.3 Impulsgebung durch den Lehrer

Ein Impuls bezeichnet die Aktivierung zu jeglichem Handeln. Die Schuler/-innen werden durch Impulse zu zusammenhangendem Denken und Sprechen gebracht. Fur meine Beobachtungen nach oben genanntem Gesichtspunkt habe ich die Folgestunde auf die in Unterpunkt 2.2 beschriebene Stunde verwendet. Das Thema der Stunde ist die Figurenkonstellation in Goethes Faust. In der vorigen Stunde wurden schon die Figuren des Mephisto und des Gretchens besprochen. In der heutigen Stunde soil die Figur des Gretchen und die Folgen fur die Figurenkonstellation besprochen werden. Durch die Gretchen- Handlung entsteht ein Figurendreieck. Die Figur des Gretchen steht fur Intuition, Glaubigkeit und hat realistische Eigenschaften. Hr. S. ubemimmt die Moderation eines Unterrichts- gesprachs, wodurch er die Thematik ansprechen kann, worum sich die heutige Stunde drehen soil. Es geht um die veranderte Figurenkonstellation durch die Figur des Gretchen. Durch Fragen und Aufforderungen wird impliziert, welcher Zusammenhang angesprochen wird. Schlichtweg erwahnt Hr. S., dass sich Goethe Gedanken gemacht hat, weshalb die Figur des Gretchen eingefuhrt wird. Er weist auf die weitere Entwicklung des Geschehens hin und welche Wirkung Gretchen dabei hat. Die Schuler/-innen erkennen in der Figur des Gretchen eine gewisse Gesellschaftskritik und eine Starkung der Figur des Faust, weil Gretchen seine Partnerin wird. Die wichtigsten Aspekte werden von Hr. S. auf der Tafel notiert, sodass ein Ansatz zur Charakterisierung entsteht. Wahrend des Unterrichtsgesprachs werden weitere Aspekte genannt. An manchen Stellen sind die Aspekte redundant oder werden lediglich umformuliert. Hier verweist Hr. S. durch einen stillen Impuls auf den betroffenen Aspekt an der Tafel. AnschlieBend verwendet Hr. S. einen Sachimpuls, um auf mogliche Deutungen der Figurenkonstellation hinzuweisen. Die Grafik, welche durch den Overhead-Projektor erkennbar wird, zeigt alternative Moglichkeiten Gretchen einzuordnen. Gretchen lebt und stirbt in einer eingeschrankten Welt. Sie ist Mephistos Gegnerin durch ihre Intuition, ihren Sinn fur Realitat, ihre Reinheit und Sachlichkeit. Des Weiteren wirkt sie reglementiert und damit in gewisser Weise abgeklart und kalt. Sehr interessant ist, dass Mephisto oftmals sehr menschlich wirkt, was durch seine Annaherung an Faust erklart wird, in Folge deren Mephisto verschiedene Gestalten annimmt. Diese Gegensatzlichkeit in den Figuren wollte Hr. S. durch die Grafik andeuten. Weil diese in gewisser Weise die innere Zerrissenheit der Figur des Faust widerspiegeln. Die Hausaufgabe, eine Verschriftlichung zur Figurenkonstellation, wird bereits im Unterricht begonnen und bildet den Abschluss der Stunde.

2.4 Sprache des Lehrers

Fur die Beobachtung einer Unterrichtsstunde hinsichtlich der Sprache des Lehrers habe ich eine Stunde von Fr. R. in der funften Klasse gewahlt. Das Thema der Stunde ist Adjektive im Rahmen der Unterrichtseinheit Wortartenlehre, was in den Kompetenzbereich der Sprache beziehungsweise in die Grammatik fallt.

Das sprachliche Handeln von Fr. R. ist mir einerseits als sehr eindeutig und klar formuliert aufgefallen andererseits habe ich bemerkt, dass sie versucht moglich wenig Informationen in eine Frage zu stecken, damit ihre Mitteilung verstandlich ist. Ruckfragen aufgrund von Verstandnisproblemen sind hinderlich fur den Lernfortschritt der Schuler/-innen und den Unterrichtsprozess. Sie stellt jeweils nur eine Frage und wartet bis diese beantwortet wurde, dadurch strahlt sie nach meiner Ansicht Sicherheit aus, was auch positiv auf die Schuler/- innen wirkt. Ihren Fragen schlieBt sie jeweils einen Zeitraum an, der fur das Nachdenken der Schuler/-innen eingeplant ist. Zudem habe ich bemerkt, dass die Abfolge ihrer Fragen eine didaktische Begrundung hat. So wird beispielsweise erst nach einer Beschreibung und Beispielen fur Adjektive gefragt und anschlieBend nach der Funktion der Adjektive.

Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass die Sprache sehr klar und verstandlich wirkt. Sowohl akustisch als auch semantisch hatte ich keine Verstandigungsprobleme auf Seiten der Schuler/-innen feststellen konnen. Dazu fielen mir keine weiteren Probleme auf, die auf die Sprache zuruckfuhrbar waren. Die Aussprache fiel mit daruber hinaus als sehr deutlich und laut auf. Eine gewisse Form der Autoritat wird durch die Modulation der Stimme erzeugt. Storungen waren kaum zu erkennen, was auch auf den Unterricht zuruckzufuhren ist, welcher nach meiner Ansicht sehr praventiv gegenuber Storungen wirkte. Die Stimme des Lehrers spielt bei der Gestaltung einer angenehmen Arbeitsatmosphare eine elementare Rolle.

3 Eigener Unterricht

Meinen Aufenthalt an der XY-Schule in K. habe ich auf diverse Schulklassen aufgeteilt. Von besonderer Bedeutung sollen die funfte und sechste Klasse bei Fr. R. im Fach Deutsch fur meinen Bericht sein, weil beide Schulklassen sprachliche Aspekte im Rahmen von Grammatikunterricht behandelt haben. Das ist insofem von gesteigerter Bedeutung, da in unserer Fachpraktikantengruppe Schwerpunktthemen verteilt wurden und ich den Grammatikunterricht in der Mittelstufe als Thema zugelost bekommen habe. Ich habe somit die Moglichkeit wahrgenommen eine Unterrichtsreihe zu entwerfen, die in einer konkreten Beziehung zu meinem Schwerpunktthema steht. Der Grammatikunterricht, dem ich beigewohnt habe, war traditionell-systematisch gehalten.

Die Schuler/-innen in beiden Klassen arbeiten mit einem grammatischen Arbeits-/ Lehrbuch und fuhren ein eigenes Regelheft, in welchem sie die Ergebnisse jeder Unterrichtsstunde sichem. Aufgrund der gewohnten Arbeitsatmosphare der Schuler/-innen und anstehenden Klassenarbeiten in beiden Klassenstufen habe ich mich der vorgefundenen Unterrichtspraxis gefugt und meinen Unterrichtsentwurf fur den Unterrichtsbesuch dementsprechend gestaltet. Wegen einer Vergleichsarbeit, die am selben Tag des Unterrichtsbesuchs stattfand, fiel die Wahl auf die funfte Klasse fur den Unterrichtsbesuch.

Meine Unterrichtsreihe zielt jedoch auf das Prinzip des funktionalen Grammatikunterrichts ab. Ich mochte dadurch aufzeigen, dass traditionell-systematischer Grammatikunterricht durchaus seine legitime Daseinsberechtigung hat aber gleichermaBen eine mogliche Alternative fur den Grammatikunterricht aufzeigen, indem ich eine Unterrichtsreihe nach dem funktionalen Prinzip von Grammatikunterricht entworfen habe. Im Rahmen meines Schwerpunktthemas werde ich neben den beiden erwahnten noch weitere Ansatze aufzeigen, um einen Auszug moglicher Altemativen zu skizzieren.

3.1 Sachanalyse der Unterrichtsreihe

Das Fach Deutsch vermittelt verschiedene Kompetenzen, wodurch die Schuler/-innen grundlegende Fahigkeiten zum kompetenten Umgang mit der deutschen Sprache erwerben. Die deutsche Sprache ist hierbei gleichermaBen Medium und Betrachtungsgegenstand. In folgender Abbildung sind die Kompetenzbereiche des Faches Deutsch dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/kemcurriculum_deutsch_hauptschule.pdf, S. 13)

Die Sprachwissenschaft versucht Sprache und Sprechen unter alien theoretisch und praktisch relevanten Aspekten und in alien Beziehungen zu angrenzenden Disziplinen zu beschreiben. Die Objektsprache ist der Gegenstand, welcher durch die Metasprache beschrieben wird. Die Metasprache ist unterschiedlich abstrakt. Der Grammatikunterricht fallt unter den Kompetenzbereich Sprache und Sprachgebrauch untersuchen und reflektieren. Grunde fur die Grammatik sind unter anderem, den aktiven Wortschatz eines Erwachsenen, der ungefahr zwanzig-tausend Worter umfasst, nach Strukturen in einem System zu ordnen. Das Grimm’sche Worterbuch geht sogar von vierhundert-tausend Wortem aus, die der deutschen Sprache zuzuordnen sind. Durch grammatische Ordnungsstrukturen wird die Sprache zu einem leistungsfahigen okonomischem System. Ein Aspekt der Sprache als Ordnung und System ist die Unterteilung in Wortarten. Der Begriff des ,Worts‘ ist in der Sprachwissenschaft umstritten, weil er sehr diffus sei. Die Wortartklassifikation kann auf semantische, morphologische oder syntaktische Kriterien zuruckgreifen.

Nach der morphologischen Betrachtungsweise die auf Hans Glinz zuruckzufuhren ist, gibt es funf verschiedene Wortarten, die uber die Beugung am Wortkorper bestimmt werden. Die Morphologie befasst sich mit der inneren Struktur von Wortern und widmet ihre Aufmerksamkeit den kleinsten bedeutungstragenden Einheiten der Sprache, den Morphemen. Ein Wort ist aus morphologischer Sichtweise eine bedeutungstragende Einheit, die mindestens ein Morphem aufweist.

Nach semantischen Kriterien werden Worter anhand ihrer Bedeutung unterschieden. So gibt es Worter mit kategorematischer Bedeutung, die einen Bezug auf die auBersprachliche Wirklichkeit haben. Ihre Bedeutung wird als autosemantisch bezeichnet. Substantive, Verben, Adjektive und Adverbien fallen unter diese definierte Gruppe. Des Weiteren gibt es sogenannte Zeigworter, die eine deiktische Bedeutung haben. Sie verweisen auf Raum, Zeit und Personen. Dazu kommen Worter mit kategorieller Bedeutung, welche im engen Zusammenhang zu ihrer Bedeutung als Wortart stehen. So wird die Bedeutung des Wortes „schmutzig“ erst in der kategoriellen Verwendung deutlich. (Bsp.: „ Der Tisch ist schutzig.“) AbschlieBend gibt es noch Worter mit synsemantischer Bedeutung, die keinen Bezug zur auBersprachlichen Wirklichkeit haben. (Bsp.: „deswegen, dennoch“)

Syntaktische Kriterien zur Unterscheidung der Worter nutzen die Funktion der Worter, welche sie im syntaktischen Kontext erfullen. Weitere wichtige Merkmale zur Klassifikation sind die syntaktische Eigenschaft sowie die Distribution. Durch die syntaktische Funktion lassen sich beispielsweise Adverbien von Partikeln unterscheiden, da diese als Satzglied fungieren konnen. Die syntaktische Eigenschaft ermoglicht beispielsweise die Unterscheidung zwischen Prapositionen und Konjunktionen beziehungsweise Subjunktionen, weil Prapositionen einen festen Kasus regieren. Der Distribution wird die Einteilungsgrundlage von Satzen in Vorfeld, Mittelfeld und Nachfeld vorausgesetzt. Durch die Distribution konnen beispielsweise ebenso Adverbien von Partikeln unterschieden werden, da Adverbien vorfeldfahig sind im Gegensatz zu Partikeln.

Die syntaktische Wortartenlehre weiBt Ubereinstimmungen zur morphologischen Wortartenlehre auf, wobei der Bereich der nicht-flektierbaren Worter bei der syntaktischen Wortartenlehre weiter ausdifferenziert wurde, was graphisch an nachfolgenden Darstellungen erkennbar wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Morphologisches Kriterium nach Hans Glinz, Quelle: http://www.uni-bielefeld.de/lili/personen/ ssahel/syntax_des_deutschen/wortarten_duden2005.gif)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Syntaktisches Kriterium nach Wolfgang Menzel, Quelle: http://fakl-alt.kgw.tu-berlin.de/call/linguistiktutorien/morphologie/kl%20uebwortart.png)

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Details

Title
Die Wortartenlehre im Deutschunterricht. Ein Fachpraktikumsbericht
College
Justus-Liebig-University Giessen  (Germanistik)
Course
Fachpraktikum, Vorbereitung und Nachbereitung
Grade
1,7
Author
Year
2015
Pages
50
Catalog Number
V311631
ISBN (eBook)
9783668162068
ISBN (Book)
9783668162075
File size
884 KB
Language
German
Keywords
wortartenlehre, deutschunterricht, fachpraktikumsbericht
Quote paper
Thomas Bäcker (Author), 2015, Die Wortartenlehre im Deutschunterricht. Ein Fachpraktikumsbericht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311631

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