Elend. Notleidende Siedlung, abgelegenes Vorwerk oder mittelalterliche Raststation?

Zur Bedeutung der Orts- und Flurnamen mit „Elend“ im Osterzgebirge


Essai Scientifique, 2016

21 Pages


Extrait


INHALT:

1. Einführung

2. Zur Bezeichnung mittelalterlicher Rastplätze in Sachsen und Böhmen

3. Zur Deutung von Orts- und Flurnamen mit „Elend“

4. Der heutige Ortsteil Elend von Dippoldiswalde

5. Der „Elendsteig“ bei Bärenstein

6. Der Elendsteig - eine Altstraße mit Rastplatz „ellende“ im Wildland?
- Das Hohlwegsystem am Müglitzhang im Bereich des Elendsteiges
- Altstraße Elendsteig – Trasse A
- Altstraße Elendsteig – Trasse B
- Der mögliche Rastplatz

7. Der Flurname „das Elend“

8. Versuch einer funktionellen und zeitlichen Einordnung des Verkehrskorridors „Elendsteig“ zwischen Börnchen und Bärenstein

9. Zusammenfassung

10. Literatur

11. Anhang: Karten 1 bis 3

Bernd Hofmann

Elend –notleidende Siedlung, abgelegenes Vorwerk oder mittelalterliche Raststation?

Zur Bedeutung der Orts- und Flurnamen mit „Elend“ im Osterzgebirge

1. Einführung

Seit Jahrtausenden wurden Europa, Teile Asiens und Afrikas von Händlern zu Fuß, mit Saumtieren, Maultier- oder Ochsenkarren und später mit Pferdefuhrwerken auf Verkehrswegen durchzogen, deren Trassen sich über Generationen oft nur wenig veränderten. Beispiele hiefür sind die Bernsteinstraßen von der Ost- und Nordsee zum Mittelmeer, die Seidenstraße zwischen Europa und China seit etwa 500 v. Chr. oder die Karawanenwege von der Mittelmeerküste nach Schwarzafrika seit der Pharaonenzeit /6/. Viele dieser Altstraßen führten tage-, ja wochenlang durch teilweise extrem schwieriges Gelände abseits jeglicher Zivilisation, wo die Reisenden oft auf sich allein gestellt waren. Auch in Mitteldeutschland gab es vermutlich bereits seit dem Neolithikum weitreichende Verkehrsbeziehungen nicht nur für den Salzhandel, wie z.B. die metallurgische Untersuchung der bronzezeitlichen „Himmelsscheibe von Nebra“ in Sachsen-Anhalt gezeigt hat: das für deren Herstellung verwendete Kupfer wurde mit einiger Wahrscheinlichkeit in den Ostalpen geschürft, während das Gold aus Siebenbürgen, also vom Balkan stammen soll /10/. Wenn auch der Verlauf vieler Routen nicht genau bekannt ist, so kann davon ausgegangen werden, dass ein Teil des mitteleuropäischen Nord-Süd-Verkehrs auch über den bis ins 12./13. Jahrhundert weitgehend unbesiedelten „Miriquidi“ oder „Dunkelwald“, also das „Wildland“ /2/ des Erzgebirges lief. Allerdings betrugen die fern der Zivilisation liegenden Strecken hier nicht mehr als 50-70km, die in maximal zwei bis drei Tagesabschnitten zu je 25-30km zu bewältigen waren (/20/ Anm. 72). Für die Zeit um 970 n. Chr. wird die Reiseroute eines gewissen Ibrahim Ibn Jacub, Gesandter des Kalifen von Cordoba, von Magdeburg oder Merseburg nach Prag beschrieben, der auf einer damals gängigen Erzgebirgsroute über Sayda und Most "gereist" sein soll /15,19/. Das Erzgebirge war also mit Sicherheit „zu keiner Zeit undurchdringlich“, erforderte aber offenbar ein bis zwei „Zwischenübernachtungen“ auf Rast­plätzen im Wildland /12,16/.

2. Zur Bezeichnung mittelalterlicher Rastplätze in Sachsen und Böhmen

Zu allen Zeiten versuchten Reisende, in Ausspannen, „Karawansereien“, Herbergen, Gasthöfen oder aber in der Nähe oder innerhalb von Siedlungen, Klöstern etc. zu übernachten. Vor dem 12./13. Jahrhundert gab es jedoch im Erzgebirge kaum solche Übernachtungsmöglichkeiten. Folglich musste man etwa im Abstand von 25-30km von zivilisierten Ausgangspunkten geeignete Stellen im „Wildland“ als Rastplätze wählen. Bereits Meiche /15/ und Reuter /18/ hatten die Bedeutung der „Nachtlagerfrage“ für das frühe, in unserem Raum mindestens bis in die Slawenzeit zurückzuverfolgende Verkehrswesen behandelt und darauf hingewiesen, dass Flur- und/oder Ortsnamen wie Osseg, Újezd, Zehista oder Zuckmantel auf solche Plätze hindeuten.

Ausgangspunkte für Reisende im Osterzgebirge waren im Norden die alten Siedlungszentren um Riesa, Meißen, Dresden und Pirna, während im Süden besonders die böhmischen Orte bzw. Klöster um Chlumec/Usti n.L. (Kulm/Außig), Teplice (Teplitz), Most (Brüx) und Osek (Ossegg) in Betracht zu ziehen sind /2,16,20/. So soll in Teplice auf dem Areal des späteren Stadtschlosses bereits in der Mitte des 12. Jh. ein Bene­dik­tinerinnen-Kloster gegründet worden sein, das erst nach Zerstörung in den Hussiten­kriegen im Jahre 1435 von den Nonnen verlassen wurde[1]. Nun finden sich zwar einige der alten Namen für mittelalterliche Verkehrs­knotenpunkte bzw. Rastplätze in der Nähe der genannten Ausgangspunkte, z.B. Zehista und Zuckmantel bei Pirna sowie Újezdeček (Klein-Ujezd) und Pozorka (Zuckmantel) bei Teplice. Im Gebirge selbst gibt es jedoch, soweit dem Autor bekannt, keine Flurnamen mit solchen Bezeichnungen. Trotzdem muss es auch im „Wildland“ des hochmittelalterlichen Erzgebir­ges Rastplätze gegeben haben, denn an einem Tage waren die Erzgebirgsrouten mit Ausnah­me der Trasse Dohna-Chlumec (Kulm) nicht zu bewältigen.

3. Zur Deutung von Orts- und Flurnamen mit „Elend“

Einige Indizien weisen darauf hin, dass im mittelalterlichen deutschen Sprachraum Örtlichkeiten bzw. Flurnamen mit „Elend“ auf Rastplätze außerhalb von Ansiedlungen, also im Wildland hindeuten. Ein Beispiel einer Wegstrecke mit zwei Klöstern und zwei dazwischen liegenden Herbergsplätzen über immerhin drei Tagesreisen von zusammen etwa 75km hat sich im westlichen Mitteldeutschland erhalten: Vom Kloster Ilsenburg ging ein Weg über den Harz zum südlich gelegenen Kloster Walkenried. Dieses konnte jedoch nicht in einem Tagesmarsch erreicht werden, da die Entfernung etwa 50km betrug. Eine Zwischen­übernachtung musste im Oberharz, und zwar im Dorfe oder in der Nähe des heutigen Dorfes Elend (PLZ 38875) eingelegt werden. Elend im Harz lag und liegt etwa in der Mitte zwischen beiden Klöstern. Die Entfernung beträgt je etwa 25km. Die Mönche von Ilsenburg sollen ihre erste Raststation im Harz außerhalb eines Heimatgefühl vermittelnden Klosters, also in der Fremde oder auf fremden Gebiet im Freien, „ eli-lenti “ – anderes, fremdes Land genannt haben, aus dem sich der Ortsname (das) "Elend" entwickelte /9/. Von Walkenried ging die Reise weiter nach Süden. Nach weiteren etwa 25km wurde in Ermangelung eines Klosters die nächste Übernachtung im ursprünglichen Wildland fällig. Tatsächlich trifft man in dieser Entfernung auf den Ort Elende (PLZ 99759), heute bereits zu Thüringen gehörig /8/.

Obgleich die beschriebene Route über den Harz wegen der Rolle der Klöster an der Strecke klerikalen Reisenden auf den Leib geschrieben zu sein scheint, ist es aus zwei Gründen sehr wahrscheinlich, dass auch Händler, Fuhrleute und Fahrende unterschiedlichen Typs diesen Weg benutzten:

Zum Einen boten die meisten frühen Klöster nicht nur klerikalen, sondern sehr häufig auch weltlichen Reisenden sichere Unterkunft. Denn für klassische Klöster war die monastische Lebensform bestimmend. Sie ist durch geistliche Aktivitäten, körperliche Arbeit, geistiges und geistliches Studium sowie Gastfreundschaft gegenüber Reisenden gekennzeichnet /11/.

Zum anderen ist die Wurzel des Toponyms „Elend“ althochdeutschen Ursprungs, wie die Aufstellung in Tafel 1 zeigt. Orts- bzw. Flurnamen mit „Elend“ entstammen also nicht der Kleriker- oder Gelehrtensprache Latein, sondern der allgemeinen Landessprache mit der aus Tafel 1 ersichtlichen Bedeutung, nämlich im Sinne von fremdem, anderem, abgelegenem, d.h. außerhalb der gewohnten, sicheren, heimatlichen Umgebung liegendem Land. Dies klingt auch im sog. Innsbrucklied aus dem Spätmittelalter an:

"Y(nn)sbruck- ich muß dich lassen

ich far do hin mein strassen

in fremde landt do hin

mein freud ist mir genomen

die ich nit weiß bekummen

wo ich im elend bin..." [2]

Die beiden letzten Zeilen:

die (Freude, die) ich nit weiß (kann) bekummen

wo ich im elend (in der Fremde) bin“

sind inhaltlich gewissermaßen die Wiederholung der vorhergehenden beiden Zeilen mit anderen Worten, verbunden mit einem Zeilentausch:

in (das) fremde landt do hin (fahre ich)

mein freud ist mir (dort) genommen“

Diese Versform ist in der Art von Refrain-Wiederholungen noch heute üblich. Sie ergibt im Innsbruck-Lied nur dann einen Sinn, wenn eben „ im elend “ für „ in der Fremde “ steht. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass heutige Orts- und Flurnamen mit „Elend“ oder „das Elend“ nicht auf eine notleidende Siedlung, sondern eher auf einen abgelegenen Rastplatz für mittelalterliche Reisende, insbesondere Fuhrleute, im Wildland, also in der Fremde hindeuten.

Damit sich Örtlichkeiten im Wildland als Rastplätze an Verkehrswegen eignen, müssen sie gewisse verkehrslogistische und geomorpho­logische Voraus­setzungen erfüllen. Hierauf hat bereits REUTER /18/ für Rastplätze mit Namen „Zuckmantel“ hingewiesen. Solche Voraus­setzungen sind insbesondere:

a) Der Platz muss über eine hinreichende Frischwasserquelle in unmittelbarer Nähe verfügen.
b) Die Örtlichkeit sollte hinreichend eben sein und wenigstens die Größe von ca. 1ha, d.h. eines heutigen Fußballfeldes besitzen, um Schlafplätze für die Reisenden einrichten, Lagerfeuer betreiben sowie Saum-, Reit- und/oder Zugtiere weiden lassen und Karren oder Wagen abstellen zu können.
c) Der Rastplatz muss sich an oder in unmittelbarer Nähe eines mittelalterlichen Verkehrs­weges mit überregionaler Bedeutung von deutlich mehr einer Tagesdistanz Länge, also von etwa 20-30km befunden haben[3].
d) Der Platz sollte eine windgeschützte und hochwasserfreie Lage aufweisen.

Im Osterzgebirge und im Elbsandsteingebirge sind dem Autor drei Orts- bzw. Flurnamen bekannt geworden, die das Wort „Elend“ führen bzw. darauf zurückgehen. Im Folgenden wird untersucht, ob die Örtlichkeiten mit „Elend“im Osterzgebirge mittelalterliche Rastplätze von Fernrei­senden gewesen sein könnten. Herkunft und Bedeutung des Namens Eiland/Ostrov, eine Siedlung auf tschechischem Gebiet an einem Quellbach der bei Königstein in die Elbe mündenden Biela, werden hier nicht betrachtet, obwohl dieser Ortsname ebenfalls auf das Toponym "Elende" zurückzugehen scheint[4].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tafel 1: Die Bedeutung von „Elend“ nach Zeitstellung

4. Der heutige Ortsteil Elend von Dippoldiswalde

1529 wurde erstmals „ das forberg Elend[5] bei Dippoldiswalde[6] erwähnt. Da dieses Vorwerk im ausgehenden Mittelalter abseits der Dippoldiswalder Gemarkung, also "ellende" lag, wurde vermutet, dass der Name des Vorwerkes in dieser Lage seinen Ursprung hat[7]. Diese Deutung dürfte nicht zutreffen, da Vorwerke häufig weit außerhalb der Gemarkung der Stadt lagen, zu deren Besitz sie gehörten. Als Beispiele seien Vorwerke der Stadt Dresden[8] in Coschütz, Prohlis, Rosentitz und Serkowitz bereits in der ersten Hälfte des 14. Jh.[9] sowie das Vorwerk und das sog. Obervorwerk der Stadt Lengefeld/Erzgeb. angeführt. Das Auftreten einer Bezeich-nung im Sinne von „ellende“ ist diesem Zusammenhang nicht bekannt. Dies ist erklärlich, da eine entfernte Lage der Vorwerke durchaus üblich, ja oft die Regel gewesen sein dürfte und deshalb keiner besonderen sprachlichen Hervorhebung bedurfte. Weiterhin ist festzustellen, dass Elend auf 420-450m ü. NN im Bereich der „ milden und fruchtbaren Verwitterungsböden des Freiberger Grauen Gneises“ des unteren östlichen Erzgebirges liegt /23/. Seitens der Bodenausstattung waren also gute Voraus­setzungen für eine wohlhabende und nicht für eine dem Elend (im heutigen Sinne) ausgesetzte, notleidende Siedlung gegeben. Die Bodenwertzahlen (Ackerzahlen) von Elend liegen wie die der in der Nähe liegenden Siedlungen Berreuth, Dippoldiswalde, Obercarsdorf und Ulberndorf bei 35. Selbst typische Bauerndörfer wie die nahen Orte Reichstädt sowie Nieder- und Oberfrauendorf weisen mit Werten von 34 bzw. 28 schlechtere Böden auf[10].

Gemäß sächsischem Meilenblatt Nr. XX.1 von 1784 verlief ein bereits damals mehrfach unterbrochener offenbar alter Weg, der „Fürstenweg“, in N-S-Richtung westlich an Reinholdshain vorbei nach Elend. Er traf nördlich des Weilers auf die heutige Straße von Dippoldiswalde und verlief vermutlich weiter durch die Ortslage Elend und westlich oberhalb von Oberfrauendorf nach Süden. Ab etwa 2km südlich von Elend ist er auf besagtem Meilenblatt noch über eine Strecke von ca. 2,8km zu verfolgen, ehe er in die Hochwaldstraße Richtung Altenberg übergeht. Wenige 100m östlich an Elend vorbei führte die frühneuzeitliche Poststraße Dresden-Reinholds-hain-Oberfrauendorf-Alten­berg. Auch diese wichtige Straße berührte also noch im 19.Jh. nicht die Stadt Dippoldiswalde!

Heute wird kaum bestritten, dass der Dresdener Elbübergang seit alters her offenbar ein wichtiger Verkehrs­knoten war /3/. Von dort führte eine von der Natur begünstigte überre­gionale Verkehrstrasse zwischen dem Elbtal bei Dresden und dem böhmischen Becken um Teplice auf der Wasserscheide zwischen vereinigter und roter Weißeritz einerseits und der Müglitz andererseits über Elend nach Süden, wobei sogar das Quellgebiet des Lockwitz­baches oberhalb von Oberfrauendorf umgangen werden konnte. Über Verlauf und mögliche Zeitstellung dieser Route wurde vom Autor bereits an anderer Stelle berichtet /8/. Die Entfernungen vom Elbübergang Dresden nach Elend betrugen ca. 25km, von Elend nach den anzunehmenden Rastplätzen Zuckmantel oder Újezdeček (Klein-Ujezd) am Südfuß des Erzgebirges zwischen Dubí und Teplice ca. 30-35km, also jeweils etwa eine mittelalterliche Tagesreise. Ein Rastplatz bei Elend könnte also die Distanz auf der Route Dresden-Teplice günstig aufgeteilt haben. Wie sich gezeigt hat, sprechen weitere Indizien im Sinne der oben angeführten Kriterien a) bis d) für einen Rastplatz in der Ortslage Elend (vgl. Karte 1 im Anhang): Die Quellmulde westlich der heutigen Landstraße, deren Verlauf sich in diesem Bereich praktisch mit dem der alten Fernstraße deckt, weist noch heute viele Brunnen auf. Eine etwa 400m nordwestlich besagter Quellmulde gelegene Hügelkuppe trägt noch heute den Flurnamen „Ochsenhübel“ (429,2 mNN)[11]. Die Karren und Wagen von Kauf- bzw. Fuhrleuten waren im Hochmittel­alter vermutlich hauptsächlich mit Ochsen bespannt, die wie mögliche Reit- oder Saumtiere am Rastplatz einer Weide bedurften /15,18/. Der Flurname, die Brunnen, der Ochsenhübel sowie die geschützte Lage um die Quellmulde von Elend und natürlich die Lage an der Altstraße selbst könnten durchaus Hinweise auf einen mittelalterlichen Rastplatz in Analogie zu den wahrscheinlichen Rastplätzen mit Namen Elend(e) im westlichen Mitteldeutschland sein (s.o.). Da vor der Mitte des 12. Jh. Dippoldiswalde noch nicht bestand, kann also auf Grund der Entfernungsverhältnisse und der genannten Indizien bei aller gebotenen Vorsicht für unsere Ortslage Elend die Hypothese aufgestellt werden, dass im hohen Mittelalter im Gebiet seiner Gemarkung ein Rastplatz für Fernreisende gelegen haben könnte, der damals im Wildland, also "ellende" bzw. "im Elend" lag.

Mit Beginn des Spätmittelalters, insbesondere mit dem Gründung von Städten wie Dresden, Freiberg, Dippoldiswalde um 1200 und den damit mit Sicherheit verbundenen Änderungen von Straßennutzungsgewohnheiten, also der „Verkehrsspannung“[12], hat die Verkehrstrasse über Elend nach Böhmen als überregionale Verkehrs­ader offenbar stark an Bedeutung verloren. Hierfür mag es mehrere Gründe gegeben haben: die verhältnismäßig lange Tagesetappe Elend-Zuckmantel, die dabei notwendige Überquerung des Osterzgebirges auf etwa 800m ü. NN, die Erzfunde im Gebirge und ihre Ausbeutung sowie die Entstehung neuer Dörfer und Ortschaften. Möglicherweise hat auch ein raueres Klima zur Abkehr von dieser Trasse beigetragen. Ungeachtet dessen diente die Trasse bis in die Neuzeit zumindest dem regionalen Verkehr. Hierauf weisen mehrere verkehrsbezogene Relikte um Elend hin: Ein sagenumwobenes Steinkreuz (/13/, Nr.60), wohl aus vorreformatorischer Zeit, direkt am Rande des Straßengrabens der „Hohen Straße“ zwischen Elend und Oberfrauendorf (Bild 1), zwei Wegsäulen aus der Zeit um 1840 zwischen Elend und Oberfrauendorf sowie in Oberfrauendorf am Abzweig der „Kleinen Straße“ von der „Hohen Straße“ nach Altenberg (Bilder 2 und 3) sowie eine Wegsäule von 1840 an der „Kleinen Straße“ unterhalb des Gleisen­berges südlich von Luchau. Erst im 20. Jh. hat der Verkehrskorridor Dresden-Teplice in Form der Bundesstraße B170 bzw. der Europastraße E55 Helsingborg (Schweden) - Kalamata (Griechenland) wieder überregionale, bis zur Inbetriebnahme der Bundesautobahn A17 Dresden-Prag sogar internationale Bedeutung besessen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 1: Vorreformatorisches Steinkreuz an der Straße zwischen Elend und Oberfrauendorf

[...]


[1] Nach einem Hinweis von Dr. W. Ernst, Frauenstein sowie einer Internet-Mitteilung über „Naturführer Osterzgebirge“, Hrsg.: Grüne Liga e.V. (http://www.osterzgebirge.org/gebiete/htm/26_12.html vom 07.05.2008)

[2] Vers aus dem sog. Innsbrucklied eines unbekannten Textdichters, um 1539; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Innsbruck,_ich_muss_dich_lassen, gelesen 21.10.2016

[3] An örtlichen oder regionalen Wegen waren in der Regel keine Rastplätze im Wildland nötig.

[4] 1572 „ Ann dem Pihlbach Im Elende“ /22/

[5] http://hov.isgv.de/Elend

[6] Dippoldiswalde: Große Kreisstadt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Bundesland Sachsen, 1218 erstmalig ein Priester (sacardos de D.) erwähnt; vgl. http://hov.isgv.de/Dippoldiswalde

[7] Werte unserer Heimat, Bd. 8, Berlin 1964, S. 46

[8] Dresden, Haupstadt des Bundeslandes Sachsen, erstmals erwähnt 1206; vgl. CDS II 1 (Urkunden des Hochstiftes Meißen, Band 1) No. 74. 1206. 31. März, S.70-72

[9] Werte unserer Heimat, Bd. 42, Berlin 1984, S. 55-58

[10] Nach Informationen der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Abteilung Agrarökonomie und Ländlicher Raum Leipzig, vom 29.10.2007.

[11] Auf dem sächsischen Meilenblatt (1784 Nr. XX.1) ca. 400m west-nordwestlich davon eingezeichnet.

[12] Aurig, R.: Gebirgsüberschreitende mittelalterliche und neuzeitliche Verkehrsverbindungen im Bereich der Flüsse Elbe und Neiße und ihre Stellung bei der Ausformung der Kulturlandschaft. In: Sachsen - Böhmen - Schlesien. Forschungsbeiträge zu einer sensiblen Grenzregion / Hrsg. v. Manfred Jahn. Dresden 1994, 6-25.

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Résumé des informations

Titre
Elend. Notleidende Siedlung, abgelegenes Vorwerk oder mittelalterliche Raststation?
Sous-titre
Zur Bedeutung der Orts- und Flurnamen mit „Elend“ im Osterzgebirge
Auteur
Année
2016
Pages
21
N° de catalogue
V343377
ISBN (ebook)
9783668341685
ISBN (Livre)
9783668341692
Taille d'un fichier
4030 KB
Langue
allemand
Mots clés
Historische Geographie, historische Sprachforschung, Altstraßenforschung, Osterzgebirge, Elendsteig, Bärenstein, Müglitz, Dippoldiswalde
Citation du texte
Dr. Bernd Hofmann (Auteur), 2016, Elend. Notleidende Siedlung, abgelegenes Vorwerk oder mittelalterliche Raststation?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343377

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