Nach Auffassung der OECD hat die Bedeutung multinationaler Unternehmen im Welthandel in den letzten 20 Jahren dramatisch zugenommen. Nach Schätzungen werden heutzutage ungefähr 70 % des Welthandels zwischen international tätigen Unternehmen abgewickelt und dieser Anteil wird aufgrund der zunehmenden Globalisierung und Internationalisierung der Wirtschaft sowie fortschreitender internationaler Unternehmenszusammenschlüsse weiter steigen. Genauso die wachsende Bedeutung des tertiären Sektors in Deutschland und anderen Industrieländern ist unumstritten. Bezogen auf die Bundesrepublik Deutschland kommt dem Tertiären Sektor (Unternehmensdienstleistungen, öffentliche und private Dienstleister, Handel, Gastgewerbe und Verkehr, Finanzierung und Vermietung) bereits ein Anteil von 69,03 % an der Bruttowertschöpfung zu.
In der internationalen Besteuerungs- und Betriebsprüfungspraxis spiegelt sich diese Entwicklung wider. Die Festlegung und Prüfung angemessener Verrechnungspreise zwischen inter-national verbundenen Unternehmen ist hier mittlerweile zum wichtigsten Thema avanciert. Jedoch betrifft das Problem der Verrechnungspreise nicht mehr allein die Großkonzerne. Vielmehr konzentrieren sich Betriebsprüfer heute auf mittelständige Unternehmen mit ausländischen Tochtergesellschaften. Werden nämlich Leistungen, wie z. B. Dienstleistungen, Personalgestellungen oder Finanzierungsleistungen im Rahmen einer landwirtschaftlichen, gewerblichen, selbständigen Tätigkeit oder im Rahmen einer Vermietung und Verpachtung zwischen einem in Deutschland Steuerpflichtigen und einer ihm nahestehenden Person grenzüberschreitend ausgetauscht, wird die hierfür vereinbarte Preisgestaltung (Verrechnungspreis) steuerlich vom Finanzamt nur dann anerkannt, wenn sie dem zwischen fremden dritten Üblichen entspricht (sog. Dealing-at-arms-length-Prinzip).
Unangemessen niedrige bzw. hohe Verrechnungspreise können daher in einer Betriebsprüfung zu erheblichen Steuernachzahlungen führen. Die Probleme bei der Ermittlung von angemessenen Verrechnungspreisen sind vielschichtig. Dabei ist zunächst zu beurteilen, welche externen und internen Informationen (Art der Leistung, Rechtsgrundlage, Risiko und Funktionen der beteiligten Konzernunternehmen, Marktdaten, Planungsunterlagen, Kalkulationen etc.) über die Konzernleistung vorhanden sind bzw. beschafft werden müssen. So kennt z. B. § 12 AO keine Dienstleistungsbetriebsstätte, jedoch Artikel 5 Abs. 3 b des DBA China.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Grundlagen und Begrifflichkeiten
- 2.1 Konzerninterne Dienstleistungen
- 2.2 Betriebsstätte vs. Tochterkapitalgesellschaft
- 3 Erscheinungsformen von Dienstleistungen und deren Verrechnung
- 3.1 Verrechnung von Dienstleistungen dem Grunde nach
- 3.2 Formen der Leistungsverrechnung
- 3.3 Verrechenbarkeit
- 3.3.1 verrechenbare Leistungen
- 3.3.2 nicht verrechenbare Leistungen
- 3.3.3 Mischleistungen
- 3.3.4 Betriebliche Veranlassung
- 3.3.5 Verrechnungspflicht für verrechenbare Leistungen
- 4 Verrechnungspreisbestimmung einzelner Bereiche
- 4.1 Lohnfertiger
- 4.2 Verwaltungsbezogene Leistungen
- 4.3 Arbeitnehmerentsendungen
- 4.4 Intranet-Systeme unter Berücksichtigung von Know-how Transfer
- 5 Besonderheiten in DBA-Abkommen ausgewählter Länder
- 5.1 DBA-Deutschland/China
- 5.1.1 Betriebsstättentatbestand
- 5.1.1.1 Bauausführung, Montagen und Aufsichtstätigkeiten
- 5.1.1.2 Langfristige Dienstleistungen
- 5.1.1 Betriebsstättentatbestand
- 5.2 DBA-Deutschland/Österreich
- 5.2.1 Betriebsstättentatbestand
- 5.3 DBA-Deutschland/Slowakei
- 5.3.1 Lizenzgebühren
- 5.1 DBA-Deutschland/China
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Erbringung konzerninterner Dienstleistungen international tätiger Unternehmen. Der Fokus liegt auf der Verrechnungspreisproblematik und den Besonderheiten in Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) ausgewählter Länder. Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis der relevanten rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte zu vermitteln.
- Konzerninterne Dienstleistungen und deren Verrechnung
- Verrechnungspreisgestaltung und -bestimmung
- Relevanz von Doppelbesteuerungsabkommen
- Betriebsstättenbegriff im internationalen Steuerrecht
- Fallstudien zu ausgewählten Ländern (China, Österreich, Slowakei)
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der konzerninternen Dienstleistungen und der damit verbundenen Verrechnungspreisproblematik ein. Sie beschreibt den Aufbau der Arbeit und skizziert die Forschungsfragen.
2 Grundlagen und Begrifflichkeiten: Dieses Kapitel legt die Grundlagen für das Verständnis der Arbeit. Es definiert konzerninterne Dienstleistungen und klärt den Unterschied zwischen Betriebsstätte und Tochterkapitalgesellschaft. Dies bildet die essentielle Basis für die nachfolgenden Kapitel, indem grundlegende Begriffe präzise definiert werden und ein einheitliches Verständnis für die weitere Analyse geschaffen wird. Der Unterschied zwischen Betriebsstätte und Tochtergesellschaft ist besonders wichtig für die spätere Betrachtung der Verrechnungspreise und der Anwendung von DBA-Abkommen.
3 Erscheinungsformen von Dienstleistungen und deren Verrechnung: Dieses Kapitel behandelt verschiedene Erscheinungsformen konzerninterner Dienstleistungen und deren Verrechnung. Es analysiert die Verrechenbarkeit von Leistungen, differenziert zwischen verrechenbaren und nicht verrechenbaren Leistungen sowie Mischleistungen. Der Begriff der "betrieblichen Veranlassung" wird erläutert und die Verrechnungspflicht für verrechenbare Leistungen dargelegt. Dieses Kapitel ist zentral, da es die Kriterien für die korrekte Verrechnung konzerninterner Leistungen festlegt und somit die Grundlage für die Vermeidung von Verrechnungspreisproblemen bildet.
4 Verrechnungspreisbestimmung einzelner Bereiche: In diesem Kapitel werden Methoden zur Bestimmung von Verrechnungspreisen für verschiedene Bereiche konzerninterner Dienstleistungen vorgestellt. Es werden Beispiele wie Lohnfertigung, verwaltungsbezogene Leistungen, Arbeitnehmerentsendungen und Intranet-Systeme mit dem Transfer von Know-how analysiert. Die Kapitel beschreibt die verschiedenen Methoden zur Preisfindung und ihre praktische Anwendung. Die jeweilige Komplexität wird anhand von Beispielen erläutert und die Relevanz für die Vermeidung von Steuerstreitigkeiten hervorgehoben.
5 Besonderheiten in DBA-Abkommen ausgewählter Länder: Dieses Kapitel analysiert die Besonderheiten der Verrechnungspreisgestaltung in den DBA-Abkommen zwischen Deutschland, China, Österreich und der Slowakei. Es untersucht den Betriebsstättentatbestand in diesen Abkommen und beleuchtet die spezifischen Regelungen für verschiedene Arten von Dienstleistungen. Diese Analyse ist essenziell, um die internationalen Unterschiede in der Besteuerung konzerninterner Dienstleistungen zu verstehen und mögliche Steueroptimierungen zu identifizieren, gleichzeitig jedoch auch die Einhaltung der jeweiligen Rechtsvorschriften sicherzustellen.
Schlüsselwörter
Konzerninterne Dienstleistungen, Verrechnungspreise, Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), Betriebsstätte, Tochterkapitalgesellschaft, Verrechnungspreismethoden, Steuerrecht, internationales Steuerrecht, Lohnfertigung, Verwaltungsleistungen, Arbeitnehmerentsendungen, Know-how-Transfer, Lizenzgebühren.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Konzerninterne Dienstleistungen und Verrechnungspreise im internationalen Steuerrecht
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Erbringung konzerninterner Dienstleistungen international tätiger Unternehmen, insbesondere mit der damit verbundenen Verrechnungspreisproblematik und den Besonderheiten in Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) ausgewählter Länder (China, Österreich, Slowakei).
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Grundlagen konzerninterner Dienstleistungen, die Unterscheidung zwischen Betriebsstätte und Tochtergesellschaft, verschiedene Erscheinungsformen von Dienstleistungen und deren Verrechnung, Methoden zur Verrechnungspreisbestimmung in verschiedenen Bereichen (Lohnfertigung, Verwaltungsleistungen, Arbeitnehmerentsendungen, Intranet-Systeme mit Know-how-Transfer), sowie Besonderheiten in DBA-Abkommen ausgewählter Länder bezüglich des Betriebsstättentatbestands und spezifischer Dienstleistungen (z.B. Lizenzgebühren).
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis der rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte der Verrechnungspreisgestaltung bei konzerninternen Dienstleistungen zu vermitteln und die Relevanz von DBA-Abkommen in diesem Kontext aufzuzeigen.
Welche Länder werden im Detail untersucht?
Die Arbeit untersucht die Besonderheiten der Verrechnungspreisgestaltung in den DBA-Abkommen zwischen Deutschland und China, Deutschland und Österreich sowie Deutschland und der Slowakei.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Grundlagen und Begrifflichkeiten, Erscheinungsformen von Dienstleistungen und deren Verrechnung, Verrechnungspreisbestimmung einzelner Bereiche und Besonderheiten in DBA-Abkommen ausgewählter Länder. Jedes Kapitel fasst seine Inhalte zusammen und trägt zum Gesamtverständnis bei.
Was sind die wichtigsten Schlüsselbegriffe?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Konzerninterne Dienstleistungen, Verrechnungspreise, Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), Betriebsstätte, Tochterkapitalgesellschaft, Verrechnungspreismethoden, Steuerrecht, internationales Steuerrecht, Lohnfertigung, Verwaltungsleistungen, Arbeitnehmerentsendungen, Know-how-Transfer, Lizenzgebühren.
Was wird unter "Verrechenbarkeit von Leistungen" verstanden?
Die Arbeit analysiert die Verrechenbarkeit von Leistungen und differenziert zwischen verrechenbaren und nicht verrechenbaren Leistungen sowie Mischleistungen. Der Begriff der "betrieblichen Veranlassung" und die Verrechnungspflicht für verrechenbare Leistungen werden erläutert.
Wie werden Verrechnungspreise bestimmt?
Die Arbeit stellt Methoden zur Bestimmung von Verrechnungspreisen für verschiedene Bereiche konzerninterner Dienstleistungen vor, z.B. für Lohnfertigung, verwaltungsbezogene Leistungen, Arbeitnehmerentsendungen und Intranet-Systeme mit Know-how-Transfer.
Welche Rolle spielen Doppelbesteuerungsabkommen (DBA)?
Die Arbeit analysiert die Besonderheiten der Verrechnungspreisgestaltung in den DBA-Abkommen ausgewählter Länder und untersucht den Betriebsstättentatbestand und spezifische Regelungen für verschiedene Arten von Dienstleistungen. Dies ist essenziell, um internationale Unterschiede in der Besteuerung zu verstehen und Steueroptimierungen unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zu identifizieren.
Welche praktischen Beispiele werden genannt?
Die Arbeit enthält Beispiele für die Verrechnungspreisbestimmung in Bereichen wie Lohnfertigung, verwaltungsbezogene Leistungen, Arbeitnehmerentsendungen und Intranet-Systeme unter Berücksichtigung von Know-how-Transfer.
- Citar trabajo
- Chris Krause (Autor), 2016, Konzerninterne Dienstleistungen international tätiger Unternehmen. Die Verrechnungspreisproblematik und Besonderheiten in DBA-Abkommen ausgewählter Ländern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/345353