Die vorliegende Arbeit von Andreas Bär befragt Augustins Schriften mithilfe von Analysekategorien des Problemgeschichtlichen Ansatzes in der Historischen Pädagogik: Aus dem Gesamtwerk des Augustinus wird freigelegt, wie sich der Erziehungs- und Bildungsgedanke im Laufe seines Lebens entwickelt haben. Sein Bildungsbegriff reicht dabei von der frühen manichäischen Vorstellung der Welt und des Menschen im kosmischen Kampf zweier Götter und seiner Zwitterstellung im Reich der Finsternis und im Reich des Lichtes über die Illuminationslehre der Einstrahlung des göttlichen Lichtes in den menschlichen Geist bis hin zur späten Konzeption der Gnadenlehre und der gnadenhaft Erwählten, die den unsichtbaren Gottesstaat bilden. Seit seiner Loslösung vom Manichäismus geht es Augustinus um die Schulung der Kräfte des Denkens und des Guten, um einen vernunftgemäßen Umgang des Menschen mit der je eigenen Willensbestimmung und dem Problem des Bösen, um Möglichkeiten, Methoden und Grenzen der Förderung zur Höherbildung durch einen wahrhaft lehrenden Lehrer.
Ein Rückgang auf einen vormodernen, voraufklärerischen Bildungsgedanken, wie er bei Augustinus zu finden ist, stellt vielschichtig reflektierte Aspekte von Bildung bereit. Er trägt bildungshistorisch begründet zu einer kritischen Sicht auf das Bildungsproblem bei, so zum Beispiel auch zu einer kritischen Sicht auf Lern-, Erziehungs- und Bildungsansätze, die den Bildungsweg des Schülers zu vereinseitigen drohen.
Nach einem Vergleich der Erziehungs- und Bildungsbegriffe von Augustinus, Humboldt und Klafki werden Nietzsches, Klemperers und Meyer-Drawes Kritik an Autonomiekonzeptionen bemüht. Dies ist dem Untersuchungsvorhaben verpflichtet, aus Augustins Bildungsansatz Denkmöglichkeiten offenzulegen, die einem in der Tradition der Moderne verhafteten Lehrer- und Bildungsbegriff eher unzugänglich sind.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Augustins Bildungsbegriff: Einordnung des vorliegenden Beitrags in die Landschaft der Augustinus-Forschung und zur methodischen Vorgehensweise im Horizont des problemgeschichtlichen Ansatzes....
- Augustins Bildungsverständnis vor dem Hintergrund seiner Gotteskonzeption ............
- Das Verhältnis zwischen den Göttern und Menschen nach manichäischer Vorstellung .....
- Bildung als frei gewollter Aufstieg der rationalis anima zu den im Geiste Gottes liegenden Ideen........
- Christus als einziger wahrhafter Lehrer und als Möglichkeitsbedingung der Bildung des Menschen ..
- Zu einer Kontinuität des Denkens über Bildung bei Augustinus, den Vertretern materialer und formaler Bildungstheorien und bei Klafki
- Die Fragestellung des Augustinus als Ausgangs- und Bezugspunkt der Theorien materialer und formaler Bildung ..
- Augustins Fragestellung als Ausgangs- und Bezugspunkt der Theorie der kategorialen Bildung bei Klafki.
- Zum Beitrag des frühen und späten Augustinus zur kritischen Diskussion um die Autonomie des Menschen und zu einer facettenreichen Reflexion auf Bildungskonzeptionen
- Problematisierung der Autonomie in der Moderne bei Klemperer, Meyer-Drawe und Nietzsche
- Zur Bedeutung des Bildungsgedankens bei Augustinus und der Gnadenlehre für eine reflektierte Betrachtung des Autonomieproblems und moderner Bildungskonzeptionen
- Systematische Zusammenfassung und Ausblick.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Bildungstheorie des wahrhaften Lehrers im Werk des heiligen Augustinus. Sie verfolgt das Ziel, Augustins Bildungsbegriff im Kontext seiner Gotteskonzeption zu untersuchen und dessen Relevanz für neuzeitliche Bildungsansätze aufzuzeigen. Die Arbeit beleuchtet zudem die Kontinuität des Denkens über Bildung bei Augustinus und den Vertretern materialer und formaler Bildungstheorien sowie bei Klafki. Abschließend wird der Beitrag Augustins zur kritischen Diskussion um die Autonomie des Menschen und zu einer facettenreichen Reflexion auf Bildungskonzeptionen behandelt.
- Die Entwicklung des Bildungsbegriffs bei Augustinus im Kontext seiner Gotteskonzeption
- Die Relevanz des Augustinischen Bildungsgedankens für neuzeitliche Bildungsansätze
- Die Kontinuität des Denkens über Bildung bei Augustinus, materialer und formaler Bildungstheorien und Klafki
- Der Beitrag Augustins zur kritischen Diskussion um die Autonomie des Menschen
- Die Relevanz des Bildungsgedankens bei Augustinus für eine reflektierte Betrachtung des Autonomieproblems
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel widmet sich der Einordnung des vorliegenden Beitrags in die Landschaft der Augustinus-Forschung und behandelt die methodische Vorgehensweise im Horizont des problemgeschichtlichen Ansatzes.
Das zweite Kapitel untersucht Augustins Bildungsverständnis im Kontext seiner Gotteskonzeption. Es werden die Gotteskonzeptionen des Manichäismus und Augustins eigene Gottesvorstellung beleuchtet. Darüber hinaus wird der Aufstieg der "rationalis anima" zu den im Geiste Gottes liegenden Ideen sowie die Bedeutung Christi als wahrhafter Lehrer und Möglichkeitsbedingung der Bildung des Menschen analysiert.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Kontinuität des Denkens über Bildung bei Augustinus, den Vertretern materialer und formaler Bildungstheorien sowie bei Klafki. Es werden die Fragestellungen des Augustinus als Ausgangs- und Bezugspunkt der Theorien materialer und formaler Bildung und der Theorie der kategorialen Bildung bei Klafki diskutiert.
Das vierte Kapitel analysiert den Beitrag Augustins zur kritischen Diskussion um die Autonomie des Menschen. Es werden die Problematik der Autonomie in der Moderne bei Klemperer, Meyer-Drawe und Nietzsche beleuchtet und die Bedeutung des Bildungsgedankens bei Augustinus und der Gnadenlehre für eine reflektierte Betrachtung des Autonomieproblems und moderner Bildungskonzeptionen erörtert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit fokussiert auf den Bildungsbegriff bei Augustinus im Kontext seiner Gotteskonzeption und dessen Relevanz für neuzeitliche Bildungsansätze. Zentrale Themen sind der Aufstieg der "rationalis anima", die Rolle Christi als wahrhafter Lehrer, die Kontinuität des Denkens über Bildung und die kritische Diskussion um die Autonomie des Menschen. Die Arbeit beleuchtet zudem die Beziehung zwischen Augustinus' Bildungsgedanken und den Theorien materialer und formaler Bildung sowie der kategorialen Bildung bei Klafki.
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- Dr. phil. Andreas Christian Bär (Author), 2004, Illuminatio. Zur Entwicklung der Bildungstheorie des wahrhaften Lehrers im Werk des heiligen Augustinus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353194