Überlieferung des Nibelungenliedes. Handschriften


Seminar Paper, 2002

14 Pages, Grade: 2,5


Excerpt


Inhalt

2. Einführung

3. Überlieferung des Nibelungenliedes:
3.1. Zeit und Ort der Entstehung. Dialektmerkmale
3.2. Handschriften:
3.2.1. *A: die Hohenems – Münchener Handschrift
3.2.2. *B: die St. Galler Handschrift
3.2.3. *C: die Hohenems – Laßbergische Handschrift
3.3. Klage – zeitgenössische Interpretationsanweisung
3.4. „liet“- und „not“- Fassungen
3.5. Konkurrenz zwischen mündlicher und schriftlicher Überlieferung
3.6. Familientradition oder „Hausüberlieferung“

4. Schlussfolgerung

5. Literaturliste

2. Einführung

Diese Arbeit ist Ergebnis einer Beschäftigung mit dem Thema im Zusammenhang mit dem Proseminar „Nibelungenlied“ und führt die in einem Seminarbeitrag begonnene Arbeit fort.

Nibelungenlied gehört zu den Werken, die jeder kennt. Diese Sage wurde „erstaunlich lange bewahrt“[i]. Das ist ein Teil der Weltkultur und Geschichte. Es ist ein Werk, das von Existenz der Literatur im Mittelalter zeugt und zu den frühesten Überlieferungen gehört. Da es weiter in der Zeit von unserem Zeitalter liegt, ist vieles in den vergangenen Jahrhunderten verloren gegangen.

Das Nibelungenlied ist in seiner Struktur nicht ganz einheitlich. Es ist im Umkreis von verschiedenen Sagen entstanden und gehört dem Genre nach zur Heldendichtung. Außerdem ist es von Rätseln umwoben: man weiß nicht, wer es gedichtet hat und wo genau, welcher Herkunft der Dichter selbst war, wieso (und/oder vielleicht für wen) hat er sich mit den Sagen beschäftigt und sie in ein Werk zusammen geflochten? Fragen über Fragen.

In dieser Arbeit möchte ich auf die Überlieferung und die Bedingungen, unter denen das Nibelungenlied weitergegeben wurde, eingehen. Auf die Frage, in wessen Interesse es lag, dass die Sage bewahrt und verbreitet wurde, wird im letzten Kapitel die Antwort gesucht.

Für diese Arbeit habe ich am meisten das Buch von Joachim Heinzle „Das Nibelungenlied. Eine Einführung“ benutzt.

Diese Arbeit soll nur einen kurzen Überblick über die Überlieferungsgeschichte des Nibelungenliedes leisten.

3. Überlieferung des Nibelungenliedes

Nibelungenlied wurde auf zwei Weisen überliefert: mündlich und schriftlich. Die mündliche Überlieferung war zuerst, erst dann kam die Schrift in den Überlieferungsprozess.

Heutzutage kann man nicht feststellen, wie die Urschrift oder Originaltext ausgesehen haben möchte. Der Autor dieses Werkes ist wie auch das Original unbekannt geblieben. Alle Überlieferungen stellen von den Kopien des Textes abgeschriebene Texte dar. Es gibt wahrscheinlich keine überlieferte Handschrift, die Originaltext als Unterlage gehabt hätte. Was auch wichtig zu sein scheint, ist das Faktum, dass viele Überlieferungen zugleich Bearbeitungen von der ursprünglichen Dichtung darstellen. Diese Erkenntnis basiert sich auf den Untersuchungen der Oral- Poetry [2] und hat zur Folge die Schlussfolgerung, es gäbe viele Autoren vom Nibelungenlied. Zum Teil ist es auch so, andererseits hat der eine etwas mehr als die anderen gewagt und die ganzen Sagestoffe mit der Überarbeitung der Charaktere der Personen zu einem Werk gemacht.

Papierqualität und Papiermangel sind auch ein Faktor, wieso kein Original heute nicht zu finden ist. Papyrus war sehr teuer, dazu gab es in sehr begrenzten Mengen. Das hatte als Folge den sparsamen Papierverbrauch. Beim Schreiben gab es deshalb zahlreiche Kürzungen und viele Worte konnte man nach einigen Jahren nicht mehr erkennen. Manche Gelehrten haben viel Zeit bei der Entzifferung und Klassifizierung der Handschriften verbracht.

Die Handschriften werden oft nach dem Ort ihrer Entdeckung benannt. Wo aber das Nibelungenlied selbst entstanden möchte, ist noch ein Rätsel. Es gibt verschiedene Theorien, die im nächsten Kapitel beleuchtet werden.

3.1. Zeit und Ort der Entstehung. Dialektmerkmale

Die Entstehungszeit des Nibelungenliedes lässt sich auf den Zeitraum ‚um 1200’[3] zu präzisieren, und zwar aufgrund einer Beziehung zu Wolframs ‚Parzival’ („Bezugnahme auf Rumolts Rat, V. 420, 25 ff.; Vorkommen der Namen Zazamanc und Azagous in beiden Dichtungen“[4] ), dann „aus der Erwähnung des Hofamtes des Küchenmeisters, das erst im Jahre 1202 von König Philipp geschaffen worden ist“ [5] und letztendlich aus der Reinheit der Reime [6].

Als Entstehungsort werden von den Forschern der österreichische und der süddeutsche Raum angewiesen. Die geographischen Kenntnisse des Dichters verweisen an den Raum Passau, einige Dialektmerkmale der Dichtung aber zeugen eher vom südlicher gelegenen Alpengebiet. Um den Entstehungsort gibt es viele Diskussionen. Die Einigung könnte man darin finden, „dass die Herkunft des Dichters keinesfalls mit dem Raum oder dem Ort seines Wirkens identisch sein muss“ [7]. Wichtig ist außerdem, „dass das Schwergewicht der handschriftlichen Überlieferung in Tirol und Vorarlberg liegt“ [8]. In jenem Gebiet hat die Dichtung wohl am meisten den Einklang gefunden. Was den Zeitraum der meisten Überlieferungen betrifft, so wird das größte Teil, nämlich zwei Drittel aller Handschriften dem 13. und 14. Jahrhundert zugeordnet. Im 15. Jahrhundert verläuft die Überlieferung des Liedes weniger intensiv. Die Gründe dafür können vor allem in der Brüchigkeit des Epos und auch daran liegen, dass im 15. und 16. Jahrhundert die heroische Heldendichtung auf zunehmendes Unverständnis traf [9].

Interessant sind einige dialektale Merkmale der Dichtung. Dazu gehören z.B. „spirantische Aussprache des k nach Liquidae: marschalch, werch“[10] wie auch einige Lexeme, „mundartliche Leitwörter“[11]. Sie verweisen nach der Meinung der Autoren vielmehr auf „das südwestliche Deutschland“[12], „eher auf das südlicher gelegene Alpengebiet“[13] usw. Diese Merkmale haben auch eine Auswirkung auf die Überlieferung gehabt, wie man das an den Beispielen von Willy Krogmann sieht: einige Lexeme wurden falsch oder gar nicht verstanden und wurden durch die anderen Worten ersetzt. Das hat der Dichtung an manchen Stellen teilweise einen anderen Sinn gegeben.

Man hat die vorhandenen Handschriften verglichen und drei als besonders wichtige hervorgehoben. Das sind die sogenannten Handschriften *A,*B und *C. Welche Besonderheiten sie haben und welchen Platz die jeweilige Handschrift von denen hat, wird im nächsten Kapitel beschrieben.

[...]


[1] Heinzle, Joachim: Das Nibelungenlied. Eine Einführung. Überarbeitende Neuausgabe. Frankfurt am Main 1994.

[2] Siehe dazu: Ehrismann, Otfried: Nibelungenlied. Epoche-Werk-Wirkung/Von Otfried Ehrismann. München 1987. S.75-79; vgl. auch: Heinzle, Joachim: Das Nibelungenlied. Eine Einführung. Überarbeitete Neuausgabe. Frankfurt am Main 1994. S. 28-29, 33; und Martin, B.R.: Nibelungen-Metamorphosen. Die Geschichte eines Mythos. München 1992. S.115

[3] Vgl. Hoffmann, Werner: Mittelhochdeutsche Heldendichtung. Grundlagen der Germanistik. Berlin 1974. S.69; vgl. auch: Heinzle, Joachim: Das Nibelungenlied. Eine Einführung. Überarbeitete Neuausgabe. Frankfurt am Main 1994. S.27

[4] Hoffmann, Werner: Mittelhochdeutsche Heldendichtung. Grundlagen der Germanistik. Berlin 1974. S.69

[5] Ebenda

[6] Vgl. Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Karl Bartsch und Helmut de Boor ins Neuhochdeutsche übersetzt und kommentiert von Siegfried Grosse. Durchgesehene und verbesserte Ausgabe. Stuttgart 1999. S.974

[7] Hoffmann, Werner: Mittelhochdeutsche Heldendichtung. Grundlagen der Germanistik. Berlin 1974. S.70

[8] Ebenda

[9] Siehe dazu: Martin, B.R.: Nibelungen-Metamorphosen. Die Geschichte eines Mythos. München 1992. S.115

[10] Hoffmann, Werner: Mittelhochdeutsche Heldendichtung. Grundlagen der Germanistik. Berlin 1974. S.69

[11] Krogmann, Willy: Der Dichter des Nibelungenliedes. Reihe: Ideologische Studien und Quellen, Heft 11. Hamburg: 1962. S.9 ff.

[12] Ebenda,

[13] Hoffmann, Werner: Mittelhochdeutsche Heldendichtung. Grundlagen der Germanistik. Berlin 1974. S.69

Excerpt out of 14 pages

Details

Title
Überlieferung des Nibelungenliedes. Handschriften
College
Technical University of Chemnitz  (Germanistische Literaturwissenschaft)
Course
Proseminar: Nibelungenlied
Grade
2,5
Author
Year
2002
Pages
14
Catalog Number
V4082
ISBN (eBook)
9783638125277
ISBN (Book)
9783638770798
File size
502 KB
Language
German
Keywords
Nibelungenlied/Überlieferung/Handschriften
Quote paper
Galija Achmedschina (Author), 2002, Überlieferung des Nibelungenliedes. Handschriften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4082

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