Ein anonymisiertes Auswahlverfahren ist in Deutschland kein Standard und wird selten nur von Unternehmen verwendet. In vielen anderen Ländern weltweit sieht dies bereits ganz anders aus. Beispielsweise in den USA, Kanada und Großbritannien wird längst schon auf die Angaben der Herkunft, den Familienstand und die Altersangabe verzichtet. Zumeist auch auf ein Bewerbungsfoto.
Um eine Arbeitswelt ohne Benachteiligung aufgrund der genannten Gründe zu schaffen, müssen dessen Ursachen erkannt werden und Möglichkeiten ausgezeigt werden, die diese wirksam minimieren. Eine Untersuchungsmethode zur Feststellung von Diskriminierung am Arbeitsmarkt stellt das sogenannte Correspondence Testing dar. Beim Correspondence Testing werden schriftliche Bewerbungen an Unternehmen versandt, bei denen es sich um fiktive Bewerber handelt, die sich jeweils in den Qualifikationen kaum oder gar nicht unterscheiden. Die Bewerber unterscheiden sich jedoch hinsichtlich des Geschlechts oder anderer Merkmale wie einem Migrationshintergrund. Werden bei dem Testing bestimmte Bewerber seltener zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen als andere, dann kann davon ausgegangen werden, dass eine Diskriminierung vorliegt. Eine Möglichkeit Diskriminierung zu vermeiden und als Unternehmen eine objektive Bewerberauswahl zu treffen, könnte das anonymisierte Auswahlverfahren darstellen. Beim Correspondence Testing kann ebenso wie bei anonymisierten Auswahlverfahren nur im ersten schriftlichen Teil des Auswahlprozesses angewandt werden.
Im Rahmen dieser Hausarbeit soll das Verfahren näher betrachtet werden und aufgezeigt werden, ob es für Unternehmen eine umsetzbare Alternative darstellt. Nach einer ersten Klärung der Begrifflichkeiten werden einschlägige Rechtsgrundlagen genannt, die bei der Anwendung anonymisierten Auswahlverfahren zu beachten sind, bzw. die eine Anwendung dieses Verfahrens begründen. Aus den Grundlagen werden Gründe für eine Anonymisierung aufgezeigt und im Rahmen dessen ein in Deutschland durchgeführtes Pilotprojekt vorgestellt. Hieraus ergeben sich verschiedene anwendbare Umfänge und Möglichkeiten der Umsetzung für Unternehmen. Letztlich wird das Verfahren kritisch betrachtet und Vor- und Nachteile benannt. Abschließend folgt ein Fazit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung und Zielsetzung
- 2. Diskriminierung und Benachteiligung
- 3. Berücksichtigung einschlägiger Rechtsgrundlagen
- 4. Grund zur Anonymisierung
- 5. Pilotprojekt in Deutschland
- 5.1. Umfang der Anonymisierung
- 5.2. Möglichkeiten der Umsetzung für Unternehmen
- 6. Beurteilung des Verfahrens
- 6.1. Vorteile des Verfahrens
- 6.2. Nachteile des Verfahrens
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Chancen und Risiken anonymisierter Bewerbungsverfahren im Hinblick auf die Vermeidung von Diskriminierung und die Förderung von Chancengleichheit im Arbeitsmarkt. Die Arbeit beleuchtet die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Notwendigkeit von Anonymisierung und die praktische Umsetzung in einem Pilotprojekt.
- Diskriminierung und Benachteiligung am Arbeitsmarkt
- Relevanz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG)
- Vorteile und Nachteile anonymisierter Bewerbungsverfahren
- Chancen und Risiken für Unternehmen
- Zusammenfassung der Ergebnisse des Pilotprojekts
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 führt in das Thema ein und beschreibt die Problematik von Diskriminierung und Benachteiligung im Bewerbungsprozess.
- Kapitel 2 beleuchtet die rechtlichen Grundlagen der Gleichbehandlung und die Bedeutung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG).
- Kapitel 3 analysiert die Gründe für die Notwendigkeit von Anonymisierung im Bewerbungsprozess, um Diskriminierung effektiv zu bekämpfen.
- Kapitel 4 beschreibt ein Pilotprojekt in Deutschland, das anonymisierte Bewerbungsverfahren erprobt und die Umsetzungsmöglichkeiten für Unternehmen aufzeigt.
- Kapitel 5 beurteilt die Vorteile und Nachteile des Verfahrens und analysiert die Auswirkungen auf die Chancengleichheit.
Schlüsselwörter
Anonymisierung, Bewerbungsverfahren, Diskriminierung, Benachteiligung, Gleichbehandlungsgesetz (AGG), Chancengleichheit, Pilotprojekt, Unternehmen, Vorteile, Nachteile.
- Citar trabajo
- Marina Meyer (Autor), 2019, Chancen und Risiken von anonymisierten Bewerbungsverfahren, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470026