Medien schreiben im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte. Der Diskurs um die "friedliche Revolution" ist stark angereichert mit Begriffen, durch die die Ereignisse im Herbst 1989 und im Frühjahr 1990 interpretiert und auf den Punkt gebracht werden sollen. Es sind Begriffe, die im Gedächtnis haften bleiben.
Die Art und Weise, wie über die "friedliche Revolution" in den Jahren 1989 und 1990 berichtet wurde, welche Interpretationen mit ihr einhergehen und welche Wirkung wiederum Bericht und mediale Bewertung auf das kollektive Bewusstsein der Deutschen hatten, wird im Rahmen dieser historischen Diskursanalyse untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Die historische Diskursanalyse als Demaskierung von Sagbarkeitsfeldern
- Begriffsdefinitionen
- Vorgehensweise: Die „friedliche Revolution“ im Licht historischer Diskursanalyse
- Gegenstand der Arbeit
- Thematische Fragestellungen
- Untersuchungsschritte
- Der Diskurs um die „friedliche Revolution“ in den westdeutschen Printmedien
- „Am Leben bleiben“: Der Systemdefizitdiskurs
- Die DDR wird als totalitärer Unrechtsstaat entlarvt
- Widersprüche, Gegensätze und Menschenrechtsverletzungen prägten die DDR-Gesellschaft
- „Die DDR läuft aus“: Der Flüchtlingsdiskurs
- Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit als Ursache für die Ausreisewelle
- Die DDR-Flüchtlinge und das „gelobte Land“ Bundesrepublik
- „Das Volk siegt“: Der Revolutionsdiskurs
- Das produzierte Bild: Volk versus Herrscher
- Zugeständnisse und Ankündigung von Reformen: Die SED kämpft um die Macht
- Die alte SED in neuem Gewand: Stimmungsmache gegen die SED-PDS
- „Wege zur deutschen Einheit“: Der Wiedervereinigungsdiskurs
- Wiedervereinigung als einzige Möglichkeit: Der Sozialismus ist gescheitert
- Das Thema „Wiedervereinigung“ bestimmt den westdeutschen Diskurs
- „Am Leben bleiben“: Der Systemdefizitdiskurs
- Der Diskurs um die „friedliche Revolution“ in den ostdeutschen Printmedien
- „Denken – streiten – handeln!": Der Reformdiskurs
- Trotz aller Probleme: Am Sozialismus wird festgehalten
- „Chronik einer 'sanften' Revolution": Der Revolutionsdiskurs
- „Revolutionäre Erneuerung“ des Sozialismus
- „Deutschland, einig Vaterland“: Der Adaptionsdiskurs
- Die Angst vor der kapitalistischen Bundesrepublik
- Auf der Suche nach einer eigenen „DDR“-Identität
- „Denken – streiten – handeln!": Der Reformdiskurs
- Die Wahrnehmung der „friedlichen Revolution“ in der Bundesrepublik: Ein Diskurs drängt auf die deutsche Einheit
- Die Wahrnehmung der „friedlichen Revolution“ in der DDR: Gewonnenes Selbstbewusstsein und verlorene Identität
- Zwischen Reformprozess und Vereinigungswünschen: Die Kontroverse zwischen den Intellektuellen und dem Volk auf der Straße
- Die unterschiedliche Bedeutungsperspektive: „Wende“ oder „friedliche Revolution“?
- War die „friedliche Revolution“ überhaupt eine Revolution?
- Die Bedeutung des Revolutionsbegriffs
- „Friedliche Revolution“ und Identität: Ein Problem, das bis heute wirkt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der „friedlichen Revolution“ in der DDR und untersucht, wie der Diskurs über diese Ereignisse das kollektive Bewusstsein der Deutschen in den Wendejahren 1989/90 geprägt hat. Im Mittelpunkt stehen die Wahrnehmung und Interpretation der Ereignisse in beiden deutschen Staaten und die damit verbundenen Identitätskonstruktionen.
- Der Einfluss des Diskurses auf die öffentliche Meinung und die politische Entwicklung in der DDR und der Bundesrepublik
- Die Rolle der Massenmedien bei der Konstruktion von Wahrheitsbildern und der Formung des öffentlichen Bewusstseins
- Die Bedeutung des Begriffs „friedliche Revolution“ für die Selbstwahrnehmung der Deutschen in Ost und West
- Die Frage, ob die Ereignisse von 1989/90 tatsächlich eine Revolution im wissenschaftlichen Sinne darstellten
- Die Auswirkungen der „friedlichen Revolution“ auf die deutsche Identität und die Frage nach einer gemeinsamen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Wirkung des Diskurses über die „friedliche Revolution“ auf das kollektive Bewusstsein der Deutschen in den Wendejahren 1989/90. Kapitel 2 erläutert die theoretischen Grundlagen der historischen Diskursanalyse und führt wichtige Begriffsdefinitionen ein. Kapitel 3 beschreibt die Methodik und die Untersuchungsschritte der Arbeit.
Kapitel 4 untersucht den Diskurs um die „friedliche Revolution“ in den westdeutschen Printmedien, wobei verschiedene Diskurse wie der Systemdefizitdiskurs, der Flüchtlingsdiskurs, der Revolutionsdiskurs und der Wiedervereinigungsdiskurs analysiert werden. Kapitel 5 widmet sich dem Diskurs in den ostdeutschen Printmedien, wobei der Reformdiskurs, der Revolutionsdiskurs und der Adaptionsdiskurs im Fokus stehen.
Kapitel 6 und 7 analysieren die unterschiedlichen Wahrnehmungen der „friedlichen Revolution“ in der Bundesrepublik und in der DDR. Es werden die Kontroversen zwischen den Intellektuellen und dem Volk auf der Straße sowie die Frage nach der Bedeutung des Begriffs „Revolution“ diskutiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: „friedliche Revolution“, Diskursanalyse, kollektives Bewusstsein, Wendejahre 1989/90, DDR, Bundesrepublik, Massenmedien, Identität, Revolution, Wiedervereinigung, Systemdefizit, Flüchtlingsdiskurs, Reformdiskurs, Adaptionsdiskurs.
- Quote paper
- Oliver Paus (Author), 2009, Die "friedliche Revolution" in der DDR. Die Wirkung eines Diskurses auf das kollektive Bewusstsein der Deutschen in den Wendejahren 1989/90, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470775