Der deutsche Imperialismus am Beispiel der Bagdadbahn


Master's Thesis, 2010

113 Pages, Grade: 1,3

Anonymous


Excerpt


I. Einleitung
I.1 Das Thema der Arbeit
I.2 Der Forschungsstand
I.3 Aufbau der Arbeit
I.4 Erläuterung zu den verwendeten Begriffen

II. Die Außenpolitik des Deutschen Reiches
II.1. Bismarck
II.1.1 Bündnispolitik
II.1.2 Die Orientkrise
II.1.3 Die internationale Krise und ihre Auswirkungen
II.2 Wilhelm II
II.2.1 Der neue Kurs in der deutschen Außenpolitik
II.2.2 Flottenpolitik
II.2.3 Die Orientreise

III. Das Zeitalter des Imperialismus
III.1 Die Verwendung und Abgrenzung des Begriffs
III.1.1 Die wirtschaftliche Ebene
III.1.2 Die politische Ebene
III.1.3 Die historisch-kulturelle Ebene

IV. Die europäischen Mächte und das Osmanische Reich
IV.1 Deutschland
IV.1.1 Orientalismus
IV.1.2 Deutsche Interessen am Orient
IV.1.3 Die orientalische Frage
IV.2 Die Interessen der europäischen Mächte
IV.2.1 Großbritannien
IV.2.2 Frankreich
VI.2.3 Russland

V. Das Osmanische Reich im 19. Jahrhundert
V.1 Politik
V.2 Finanzielle Verhältnisse
V.3 Eisenbahnen im Osmanischen Reich
V.4 Die Bagdadbahn als symbolisches Unternehmen

VI. Die Anatolische Eisenbahn
VI.1 Die Planung
VI.2 Die Anatolische Konzession
VI.3 Die Finanzierung der Anatolischen Eisenbahn
VI.3.1 Die Anatolische Eisenbahn-Gesellschaft
VI.3.2 Die Bank für Orientalische Eisenbahnen
VI.4 Der Baubeginn: von Ismid nach Angora
VI.5 Der Weiterbau: Eskischehir bis Konia

VII. Die Bagdadbahn
VII.1 Der diplomatische Kampf um den Weiterbau
VII.2 Die deutsch-französische Zusammenarbeit
VII.3 Der englische Widerstand
VII.4 Die Vorkonzession
VII.5 Die endgültige Konzession
VII.6 Die Finanzierung der Bagdadbahn
VII.6.1 Die Bagdadbahn-Gesellschaft
VII.6.2 Die Deutsche Bank
VII.7 Die Hedschasbahn
VII.8 Politische Schwierigkeiten
VII.8.1 Die Jungtürken
VII.8.2 Die Armenier
VII.9 Die Bauarbeiten
VII.9.1 Taurus- und Amanusgebirge
VII.9.2 Zusätzliche Arbeiten
VII.9.3 Leben im Lager
VII.10 Einigung mit England
VII.11 Der Erste Weltkrieg und die Fertigstellung der Bagdadbahn

VIII. Wirtschaftsinteressen
VIII.1 Deutscher Wirtschaftsimperialismus
VIII.2 Bagdadbahnimperialismus
VIII.3 Das Erdöl

IX. Die Bagdadbahn als Politikum
IX.1 Englisch-französische Entente
IX.2 Erste Marokkokrise
IX.3 Tripel Entente
IX.4 Zweite Marokkokrise
IX.5 Balkankriege
IX.6 Pressepolitik

X. Der Mythos Bagdadbahn
X.1 Abenteurer und Touristen
X.2 Archäologen und Spione

XI. Fazit

XII. Quellen und Literaturverzeichnis

I. Einleitung

In der Geschichte des Transportwesens war die Erfindung der Eisenbahn eine unbestreitbare Revolution. Sehr schnell gewann sie an außerordentlicher politischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Ihre Entwicklung erfolgte trotz hoher Kosten und technischer Schwierigkeiten rasant. Es dauerte nur circa 40 Jahre von der Eröffnung der ersten öffentlichen Bahnstrecke 1825 mit einer Dampflok bis zur Einrichtung eines geregelten Bahnnetzes, ähnlich wie wir es heute kennen.

Eines der spektakulärsten Eisenbahnprojekte der Neuzeit ist die sogenannte „Bagdadbahn“. Diese Bahn sollte das bereits gut ausgebaute europäische Bahnnetz mit dem Osmanischen Reich verbinden. Als eine Brücke zwischen verschiedenen Land- und Kulturkreisen geplant, sollte sie eine bessere verkehrstechnische Anbindung und infolgedessen auch neue wirtschaftliche Anschlüsse nach Vorderindien und Persien ermöglichen. Die Bahnstrecke war eine technische Pionierleistung und ging als Objekt wirtschaftlicher und politischer Interessenkämpfe der europäischen Großmächte in die Geschichte ein. Sie wurde zu einem einzigartigen Beispiel europäischer Macht- und Wirtschaftspolitik in diesem historisch bedeutungsvollen Kulturraum.1

Die türkische Regierung erteilte 1888 eine Konzession für die Anatolische Eisenbahn und 1903 eine Konzession für die Bagdadbahn, beide Unternehmen standen unter der Federführung der Deutschen Bank und umfassten den Bau und Betrieb einer Eisenbahnline von Konstantinopel nach Bagdad bis zum Persischen Golf. Die Deutsche Bank bemühte sich stetig, französisches und englisches Kapital zur Finanzierung der rund 3.000 Kilometer langen Strecke zu gewinnen. Damit zeigte die Bahn, dass auch in schwierigen Zeiten eine internationale Zusammenarbeit von Banken und Firmen möglich war.2 Durch die imperialistischen Großmächte mit ihren unterschiedlichen Interessen im Orient wurde die Bahnstrecke mit jedem Baufortschritt zu einem immer größeren Streitobjekt. Zeitgleich hatte die internationale Politik Auswirkungen auf die Realisierung und Finanzierung des Projekts.3

England war lange vor Deutschland eine etablierte Weltmacht, die Kolonien für sich beanspruchte und zu schützen suchte. Gleichzeitig strebte es nach einem stabilen und gleichmäßigen Kräfteverhältnis unter seiner Vorherrschaft auf dem Kontinent. Deutschland war erst noch dabei, zu einem Reich geeint zu werden. Erst unter Bismarck erhielt es die außenpolitische Konzeption, die es brauchte, um sich zu einer Kolonialmacht entwickeln zu können.4 Er legte mit einer deutschen Militärmission die Grundlagen für eine deutsch-osmanische Freundschaft und verschaffte der deutschen Wirtschaftsexpansion Raum. Diese war nicht nur für den Eisenbahnbau wichtig, sondern auch für die Bergbauindustrie und die auf lange Sicht bedeutende Unternehmung der Ölförderung.5

Der Bau der Bagdadbahn fällt in eine Zeit, in der das Osmanische Reich gerade im Verfall begriffen war und bot damit den deutschen Kolonialisten ein Betätigungsfeld. Der außenpolitische Kurs Deutschlands wurde im wilhelminischen Zeitalter für die europäischen Großmächte zunehmend unberechenbarer.6 Mit dem Orient als Expansionsziel drängte Deutschland in Interessensgebiete seiner europäischen Rivalen England, Frankreich und Russland; deshalb musste die Bahn immer wieder gegen internationale Widerstände kämpfen.

Insbesondere England sah sich vom deutschen Flottenbau, der wirtschaftlichen Expansion und dem Streben nach eigenen Kolonien bedroht. Obwohl England und Deutschland Bündnispartner suchten, gelang es ihnen nicht, sich zwischen 1898 und 1901 untereinander zu verständigen. Gerade durch das deutsche Engagement in der Türkei entstand in England eine Angst vor einer deutschen Vorherrschaft. Dies belastete die bereits verschlechterten deutsch-englischen Beziehungen. Weil Deutschland nun auch Interesse an Marokko zeigte, fühlte sich England gezwungen, mit Frankreich zu kooperieren, wodurch die englisch-französische Entente entstand. Dies führte zu einer Isolierung Deutschlands und in die politische Konstellation vor dem Ersten Weltkrieg, die Bismarck schon befürchtete und verhindern wollte.

Für die europäische Geschichte sind die deutsch-englischen Beziehungen vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges von besonderer Bedeutung. Kaum ein anderes zwischenstaatliches Verhältnis prägte die Entwicklungen jener Zeit mehr.7 Obwohl die Bahn das deutsch-englische Verhältnis sehr belastete, fand eine Einigung noch vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges statt. Doch nicht nur in der Politik spielte sie eine große Rolle. Durch die Presse prägte sie die öffentliche Meinung und half damit bei der Entstehung von Feindbildern. Für Deutschland wurde sie zu einem Prestigeobjekt, um den imperialistischen Rivalen Stärke zu symbolisieren.8 Der Bau der Bagdadbahn ist somit ein einzigartiges Beispiel für den deutschen Imperialismus. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte die Beendigung, wodurch die Bagdadbahn erst 1940 vollständig fertiggestellt wurde.9

I.1 Das Thema der Arbeit

Die Arbeit kann nicht die Fragen über die Entstehung des Ersten Weltkrieges klären. Die Vorgeschichte ist dafür viel zu komplex. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich deshalb auf die Spannungen, die durch die Interessen der Großmächte im Orient entstanden. Anhand des Baus der Bagdadbahn wird die Problematik des deutsch-englischen Verhältnisses zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgezeigt. In diesem Zusammenhang ergeben sich folgende Fragen:

Was möchte Deutschland mit dem Eisenbahnbau in der Türkei bezwecken? Wie wurde das ursprünglich wirtschaftliche Unternehmen zu einem der aufwendigsten Infrastrukturprojekte seiner Zeit und letztendlich zu einem „Prestigeobjekt“ des deutschen Kaisers? Wer ist alles an der Planung und dem Bau beteiligt und welche Interessen stehen dahinter? Inwieweit wird die Bagdadbahn zu einem „Werkzeug des Imperialismus“?

Die ausführliche Auseinandersetzung mit diesen Fragen führt zum Thema meiner Arbeit: „Der deutsche Imperialismus am Beispiel der Bagdadbahn“. Die ereignisreiche Zeit des Imperialismus kann dabei nicht vollständig wiedergegeben werden. Das Beispiel Bagdadbahn lässt zudem eine Fülle von weiteren Themen und Aspekten zu. Deshalb werde ich Ereignisse herausstellen, die historisch entscheidend für meine Problemstellung sind. Die Arbeit konzentriert sich aus diesem Grund auf die eine entscheidende Frage: Wie und warum wurde die Bagdadbahn zu einem Politikum?

I.2 Der Forschungsstand

Der deutsche Imperialismus ist einzigartig in seiner Erscheinung. Historiker beschreiben seine Eigenart unterschiedlich, einmal als Sonderweg, den kein anderes Land ging, ein anderes Mal als rückständig im Vergleich zu anderen europäischen Mächten, insbesondere England als Vorzeigeland des Imperialismus.

Über die Epoche des Imperialismus gibt es zwar viele Bücher, doch gerade in der Forschung entstanden in den letzten Jahren wenige Neuerungen. Dagegen erschienen in anderen Themenbereichen wie Wirtschafts- und Sozialgeschichte wichtige neue Impulse, die meistens unter dem Begriff „Kulturgeschichte“ zu finden sind. Dieses Stichwort ist allerdings eher allgemein gehalten und beinhaltet keine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Imperialismusgeschichte. Der Imperialismus ist eben mehr als bei den Historikern Gregor Schöllgen und Fritz Fischer, die sehr analytisch und logisch vorgehen.10 Die deutsche Expansion war auch eine Empfindung, um es mit den Worten des Reichskanzlers Georg Leo von Caprivi zu sagen: „zum großen Teil Kinder des Gefühls und der Phantasie“11. Auf dieses Gefühl haben die Orientromane von Karl May genauso gewirkt wie die zahlreichen Kolonialvereine.

Wenn von deutscher Expansion die Rede ist, wird diese immer wieder auf Afrika bezogen. Die Erforschung des deutschen Imperialismus im Orient ist nicht sonderlich groß. Bücher zum deutsch-osmanischen Verhältnis sind sehr rar gesät und beinhalten meist nur einen knappen Zeitraum; entweder die Zeit Bismarcks oder den Zeitraum um Wilhelm II. Deshalb ist es schwer, Kontinuitäten über einen längeren Zeitraum zu erkennen.

Ältere Werke über die Bagdadbahn, wie Friedrich Heinz Bode „Der Kampf um die Bagdadbahn 1903-1914“12 oder Reinhard Hüber „Die Bagdadbahn“13 befassen sich ausgiebig mit dem Thema auf politischer und internationaler Ebene. Heutzutage gibt es nur wenige Historiker, die diesem Thema ganze Bücher widmen; dafür füllt die Bagdadbahn eine ganze Bandbreite von unterschiedlicher Literatur. Angefangen bei der Belletristik, hierzu wäre Wolfgang Korn „Schienen für den Sultan“14 zu nennen, über Fachliteratur zur Technikgeschichte wie zum Beispiel das „Jahrbuch für Eisenbahngeschichte“15 bis hin zu Journalisten wie Jürgen Lodemann mit seinem Buch „Die Bagdadbahn“. Neue Ansätze finden sich zum Beispiel bei Dietrich Eichholtz und William Engdahl, die sich mit der Ölpolitik und der Bagdadbahn befassen.

I.3 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit umfasst neun Kapitel, die sich in drei Teile gliedern: Der erste Teil befasst sich mit der historischen Ausgangssituation, dem Imperialismus und den Expansionsbestrebungen sowie den Interessen von Deutschland und den europäischen Mächten im Osmanischen Reich. Der zweite Teil umfasst die Geschichte der Anatolischen Bahn und der Bagdadbahn, die Situation im Osmanischen Reich und die Finanzierung und den Bau der Eisenbahnen. Dabei wird noch auf die Hedschasbahn, eine wichtige Nebenstrecke, und die wirtschaftlichen Interessen eingegangen. Der dritte Teil zeigt die außenpolitischen Probleme, durch das deutsche Projekt entstanden sind und den Mythos der Bagdadbahn.

I.4 Erläuterung zu den verwendeten Begriffen

Bei Orts- und Personennamen werden die in den Quellen allgemein üblichen Namen und Schreibweisen gebraucht. Dies sind im Allgemeinen ältere Namen. So wurde zum Beispiel die osmanische Hauptstadt, das heutige Istanbul, von den Europäern bis ins 20. Jahrhundert Konstantinopel genannt. Die Begriffe „Türkei“ und „Osmanisches Reich“, sowie „England“ und „Großbritannien“ werden als Synonym benutzt.

II. Die Außenpolitik des Deutschen Reiches

II.1. Bismarck

II.1.1 Bündnispolitik

Mit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 reihte sich Deutschland, neben England, Frankreich, Russland und Österreich-Ungarn, in den Kreis der fünf europäischen Großmächte ein. Dies war eine tiefe Veränderung des traditionellen europäischen Staatensystems. Es entstand ein neuer Staat unter der Führung Preußens und dessen Idealen.16 Dieser jungen Militärmacht begegneten die anderen Großmächte mit enormem Misstrauen.

Mit der Reichsgründung waren die militärischen Auseinandersetzungen des Reiches beendet. Bismarck erklärte die Sicherung des neuen Staates zum wichtigsten außenpolitischen Ziel. Um dies erreichen zu können, war er auf eine ausgeklügelte Bündnispolitik angewiesen. Die Voraussetzung dafür war der „Status quo“17 in Europa und die Methode des friedlichen Interessenausgleichs. Verträge und Bündnisse sollten die politische Situation berechenbar machen und Krisen durch Zusammenarbeit mit Bündnispartnern bewältigt werden. Vorrangig war für Bismarck die außenpolitische Isolation Frankreichs, denn das Nachbarland galt als erbitterter Erzfeind mit Revanchegedanken. Um den europäischen Mächten die Furcht vor einer deutschen Expansion zu nehmen, erklärte er das Reich als territorial befriedigt.

Der erste Schritt Bismarcks war das Dreikaiserabkommen von 1873 zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland, das auf der Grundlage gemeinsamer monarchischer Interessen basierte. Bismarck wollte mit diesem Bündnis die Dynastien gegen sozialistische Bewegungen in Europa solidarisieren. Außerdem gaben die Mächte in dem Abkommen bekannt, gemeinsam für die Erhaltung des Friedens in Europa einzutreten. „De facto“ war es nur eine wohlgemeinte Willenserklärung, keinesfalls aber ein stabiles Bündnis, im Falle einer europäischen Krise gemeinsam zu handeln.18

Im März 1875 kam es zu internationalen Spannungen, als Frankreich nach dem Abzug der deutschen Truppen aus den Ostdepartements mit der Reorganisation seiner Armee begann. Dies wurde von Berlin als Provokation empfunden, denn es entstand der Eindruck, dass Frankreich sein Heer auf einen Schlag aufrüstet und ein Krieg droht. Am 8. April erschien in der „Post“ ein Artikel mit der Überschrift „Ist Krieg in Sicht?“. Dieser berichtete über angebliche Kriegsvorbereitungen Frankreichs und verlangte Gegenmaßnahmen. Wahrscheinlich war Bismarck an dem Artikel beteiligt. Für einige Tage entstand ein regelrechter deutsch-französischer Pressekrieg. Fast eskalierte die Krise, als Generalstabschef Helmuth von Moltke Vermutungen über einen Präventivschlag publik machte.19 Die europäischen Mächte, vor allem England, sahen das europäische Gleichgewicht bedroht. Die Großmächte, bis auf Österreich-Ungarn, sprachen sich einhellig ablehnend gegen jegliche Aktionen gegenüber Frankreich aus. Dies war Bismarck eine Warnung. Von nun an änderte er seine Strategie und schlug eine behutsamere Außenpolitik ein.20

II.1.2 Die Orientkrise

Noch 1876 hatte Bismarck in einer Reichstagsrede beteuert, dass die ganze orientalische Frage „nicht die Knochen eines einzigen pommerschen Musketiers wert“21 seien. Bismarcks Verhältnis zur Türkei blieb immer ambivalent. Im Unterschied zu anderen Politikern seiner Zeit blieb ihm eine Politik der christlichen Solidarität im Orient fremd. Die Legitimität der türkischen Regierung, auch über ihre christlichen Bevölkerungsanteile zu regieren, wurde nie angezweifelt. Da Deutschland keine Kolonien im Orient hatte, konnte es bei Streitigkeiten in die Rolle des Neutralen schlüpfen. Bismarck begriff sich als diplomatischer Vermittler in orientalischen Krisen; dies brachte Deutschland einen Bonus im Orient.22

Bismarck betrachtete die Orientpolitik allein aus dem Blickwinkel möglicher Einflüsse auf die europäische Politik.23 Im Vordergrund stand für ihn immer das Interesse des Reiches und die Außenpolitik war nur in diesem Sinne einzubeziehen. Der deutschen Kolonialbewegung erklärte Bismarck:

„Ihre Karte von Afrika ist ja sehr schön, aber meine Karte von Afrika liegt in Europa. Hier liegt Russland, und hier – nach links deutend – liegt Frankreich, und wir sind in der Mitte; das ist meine Karte von Afrika.“24

Die Orientkrise auf dem Balkan dauerte von 1875 bis 1878 und endete mit der Vergrößerung der Balkanstaaten auf Kosten der Türkei. Dadurch konnte Russland seine Einflusssphären ausbauen. In Herzegowina und in Bosnien brachen Aufstände gegen die türkische Herrschaft aus. Die nationalen und religiösen Motive entluden sich durch die despotischen Methoden des Sultans nur noch schneller. Serbien und Montenegro, die sich nur kurz vorher von der Türkei getrennt hatten, erklärten dem Osmanischen Reich den Krieg. Dabei rechneten sie mit der Unterstützung der Großmächte. Als Serbien geschlagen wurde, intervenierten Russland und Österreich-Ungarn zugunsten der nichtmuslimischen Bevölkerung in Bosnien und Herzegowina. Mit dieser Aktion verfolgten beide Mächte aber auch territoriale Ziele.25

Bismarck war kein großer Verteidiger des Osmanischen Reiches. Seiner Meinung nach sollten sich andere Mächte ruhig an der Ländermasse der Türkei vergreifen. Die Orientpolitik Bismarcks, die oft den Eindruck von Desinteresse vermittelte, war dies allerdings überhaupt nicht, denn er verstand es immer, sie nicht uneigennützig einzusetzen. Seine Strategie war es, die orientalische Frage zu nutzen, um das Dreikaiserabkommen zu festigen und gegen die Westmächte zu engagieren. Allerdings musste dies früher oder später zu einer Annäherung Großbritanniens an Frankreich führen, da Frankreich in Syrien und Großbritannien in Ägypten Interessen verfolgten.

Österreich-Ungarn ließ sich aber nicht, wie von Bismarck geplant, in eine Entfremdung von Großbritannien hineinziehen. Bismarck konnte es sich nicht leisten, nur einen einzigen verlässlichen Bündnispartner zu haben; also bemühte er sich um einen guten Kurs zur Donaumonarchie.26 In einem Mächtesystem mit fünf Großmächten war es für Bismarck entscheidend, immer zu dritt zu sein, damit keine übermächtige Koalition gegen das Deutsche Reich entstehen konnte.27 Weil Bismarck mit seiner Politik versuchte, Spannungen von der europäischen Mitte auf die Peripherie abzulenken, ließen sich die orientalischen Konflikte immer schlechter kontrollieren.28 Der feste Bund an Österreich-Ungarn ließ die Balkankonflikte auf Deutschland zurückfließen.29

Währenddessen entschied sich Russland zum Alleingang, denn die Unterdrückung der Bevölkerung in Bosnien und Herzegowina veranlasste es zur Kriegserklärung. Dahinter stand die panslawinistische Bewegung. Ihr Ziel war eine kulturelle, religiöse und politische Einheit aller slawischen Völker in Europa. Da sich Russland als Schutzmacht aller Slawen verstand, verursachte dies einen Konflikt mit dem Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Panslawinismus war hauptsächlich eine machtpolitische Erwägung, um letztendlich einen ungehinderten Zugang zum Mittelmeer durch die Meerenge der Türkei zu bekommen.

Bismarck skizzierte die Grundzüge seiner Politik 1877 im „Kissinger Diktat“: England sollte Ägypten erhalten und Russland einen Zugang zum Mittelmeer bekommen. Deutschland habe hingegen keine Forderungen und begnüge sich mit dem „Status quo“. Bewusst wollte Bismarck die Balkankrise nicht als Ausdehnung seiner Macht einsetzen. Im Gegenteil: Er betonte die Notwendigkeit einer friedlichen Konfliktlösung. Zwar löste sein Kompromiss die Spannungen auf dem Balkan nicht, er räumte aber die unmittelbare Kriegsgefahr vorerst aus.

Russland hatte nach dem russisch-osmanischen Krieg sein Ziel, die Meerenge zu kontrollieren, immer noch nicht erreicht. Es scheiterte am Einspruch von Großbritannien und Österreich, die sich über den russischen Machtzuwachs, der die Kontrolle der Meerenge mitbringen würde, brüskierten. Damit entstand ein Gegensatz zwischen Russland und Österreich, der sich nicht mit dem Dreikaiserabkommen vereinbaren ließ. Auf dem Berliner Kongress 1878 versuchte Bismarck zu vermitteln, verhielt sich nur in der Rolle des Schiedsrichters und lehnte es ab, einen bestimmten Weg vorzuschreiben. Das Osmanische Reich war auf dem Berliner Kongress zwar gleichberechtigter Partner, wurde aber bei der Friedensregelung völlig übergangen. Über die nationalen Interessen der betroffenen Balkanstaaten sah man hinweg, die neuen Grenzziehungen entstanden ausschließlich nach machtpolitischem Kalkül.30 Serbien, Montenegro, Bulgarien und Rumänien wurden als souveräne Staaten anerkannt Bosnien und Herzegowina hingegen wurden Österreich unterstellt.31

Am Ende des Kongresses sah Russland seine Interessen als nicht ausreichend berücksichtigt an. Das Dreikaiserabkommen war zerbrochen, das angebliche Desinteresse am Orient brachte Deutschland keinen Gewinn.32 Darauf reagierte Bismarck mit dem Zweibund von 1879, einer Festigung des Bündnisses mit Österreich-Ungarn. Erst 1881 kam es wieder zu einer Annäherung mit Russland durch das erweiterte Dreikaiserbündnis, in dem sich die Mächte zur Neutralität bei einem Angriff einer vierten Macht verpflichteten. Das Bündnis war auf drei Jahre begrenzt, wurde aber 1884 noch einmal verlängert. Eine Klausel, die ein einvernehmliches Vorgehen auf dem Balkan vorsah, sollte die Spannungen zwischen Russland und Österreich-Ungarn entschärfen.

Als sich Italien, das sich mit Frankreich in Nordafrika zerstritt, dem Zweibund 1882 anschloss, wurde das Bündnissystem Bismarcks um den Dreibundvertrag erweitert. Dieser Vertrag verpflichtete die Partner zur gegenseitigen Unterstützung im Falle eines französischen Angriffs. England wurde mit Absicht nicht erwähnt, da Italien als Mittelmeerstaat die Seemacht nicht verärgern wollte.33

II.1.3 Die internationale Krise und ihre Auswirkungen

Bismarcks Traum von einer unter seiner Kontrolle befindlichen Politik wurde letztendlich zerschlagen. Mit dem Aufstieg Georges Clemenceaus im März 1885 begann in Frankreich ein neuer Schub nationalistischen Denkens. Damit wurde der Gegensatz zu Deutschland verstärkt.34 In den 1880er Jahren gelang es Bismarck nicht mehr, zu einem der Großmächte, England oder Frankreich, ein engeres Verhältnis zu gewinnen. Das zeigt bereits die außenpolitische Selbstisolierung Deutschlands, die zu Beginn des Ersten Weltkrieges bestand.35

Auf dem Balkan setzte unterdessen eine nationalistische Strömung ein, die 1885 in einer nationalen Aufstandsbewegung gegen die osmanische Herrschaft ausbrach. Die Lage spitzte sich durch den Krieg zwischen Serbien und Bulgarien weiter zu, denn dieser drohte, Russland und Österreich-Ungarn in militärische Auseinandersetzungen zu treiben. Trotz massiver Kritik durch die Medien blieb Bismarck bei seinem Konzept des friedlichen Interessenausgleichs.36

Der österreichisch-russische Konflikt entwertete das Dreikaiserbündnis und dadurch drohte das Bündnissystem gesprengt zu werden. Daraufhin änderte Bismarck seine Strategie und ließ das Dreikaiserbündnis 1887 auslaufen. Noch im selben Jahr schloss er mit Russland den Rückversicherungsvertrag, der zur Neutralität im Fall eines Krieges mit einer dritten Großmacht verpflichtete. Einerseits war dies ein guter Schachzug gegen eine Annäherung Russlands mit Frankreich, andererseits war es aber sehr verhängnisvoll durch ein geheimes Zusatzprotokoll, in dem Deutschland der Meerengenpolitik Russlands zustimmte. Deutschland musste das russische Verlangen einer ungehinderten Durchfahrt der Meerenge unterstützen. Dies richtete sich nicht nur gegen die Politik der Türkei, sondern auch gegen Großbritannien. Kompliziert wurde das Bündnissystem 1887 durch das Mittelmeerabkommen, dem sogenannten Orientdreibund. In diesem wurde mit England, Österreich-Ungarn und Italien der Besitzstand der Türkei gegen einen russischen Angriff garantiert. Bismarck akzeptierte diesen Widerspruch zwischen dem Rückversicherungsvertrag und dem Orientdreibund. Damit ergab das Bündnissystem Bismarcks nur Sinn, wenn der Bündnisfall nicht eintrat.37

Der Rückversicherungsvertrag mit Russland lief 1890 aus und wurde auch ohne Zusatzprotokoll nicht verlängert. Diese Entscheidung, die außenpolitische Verbindung zu Russland zu kappen, entsprach vor allem der Umgebung des Kaisers. Dieser strebte eine engere Bindung an Österreich-Ungarn an. Das Bündnissystem Bismarcks war ihm zu kompliziert und deshalb wollte er sich nur noch auf den Kern, den Dreibund mit Österreich-Ungarn, Italien und dem Deutschen Reich, konzentrieren.38

II.2 Wilhelm II.

II.2.1 Der neue Kurs in der deutschen Außenpolitik

Wilhelm II. hatte schon vor seinem Regierungsantritt nicht viel für die Politik Bismarcks übrig. Er erzwang 1890 seinen Rücktritt, um den Staat alleine lenken zu können. Der Regierungsstil des Kaisers zeigte einen besonders ehrgeizigen Kurs nach Weltgeltung. Dazu gehörte auch eine wachsende handelspolitische Expansion. Sein „Persönliches Regiment“ war geprägt von Fehleinschätzungen sowie einer aggressiven Rüstungspolitik, die sehr rasch zu internationalen Spannungen führte.39

Durch die „Daily-Telegraph-Affäre“ im Jahre 1908 kam es zu öffentlicher Kritik an seinem Regierungsstil; während eines Urlaubs in England führte Wilhelm II. private Gespräche mit Oberst Wortley. Dieser fasste dessen Worte zu einem künstlichen Interview zusammen und übergab sie dem Daily Telegraph. Wie damals üblich wurde das Manuskript vorher nach Berlin zur Bestätigung weitergeleitet. Durch viele Missgeschicke wurde das Papier von einem eigentlich nicht befugten Beamten ungelesen unterschrieben. Die Veröffentlichung der unbedachten Worte des Kaisers lösten sogleich einen Skandal aus. Während seiner gesamten Amtszeit stolperte Wilhelm II. immer wieder über seine undiplomatische Art und belastete damit unnötig die deutsch-englischen Beziehungen.40

Bismarck hatte ein empfindliches und zerbrechliches Bündnissystem aufgebaut. Er verstand es, die Balance zu halten und konnte es den Umständen entsprechend modifizieren. Wilhelm II. fiel es schwer, Bismarcks Bündnispolitik zu durchschauen und zu verstehen. Er war nicht in der Lage, dieses komplizierte System weiter zu führen. Damit ging die Berechenbarkeit der Deutschen in den Augen der Nachbarstaaten verloren. Wilhelms Schritt zum außereuropäischen Konkurrenzkampf - ohne eine Absicherung durch ein stabiles Bündnis - sollte verhängnisvolle Auswirkungen haben.

Deutschland versuchte durch den 1890 entstandenen Helgoland-Sansibar-Vertrag eine Annäherung an England, denn dieser beinhaltete den Verzicht auf bestimmte Gebiets- und Hoheitsansprüche des Deutschen Reiches in Afrika. Das Papier kam noch im Sinne der Bismarckpolitik zustande und beseitigte koloniale Reibungspunkte zwischen den beiden Ländern. Doch der Kaiser verfolgte bald darauf den Kurs des „Alles oder Nichts“ gegenüber England.41

Der Orientdreibund war seit der Krüger-Depesche 1896, ein englischfeindliches Telegramm des Kaisers an den Präsidenten in Transvaal, nichts mehr wert. Deutschland lehnte 1898 ein Angebot von England für ein Bündnis mit dem Dreibund ab. Das beiderseitige Misstrauen war zu groß. Deutschland hatte sich in der Bündnispolitik erheblich verschlechtert. Ein Versuch, die Beziehungen zu Russland zu verbessern, brachte keinen Erfolg und machte die deutsch-englischen Beziehungen nur noch schwieriger. Großbritannien befürchtete einen Festlandblock, der sie in eine gefährliche Lage gebracht hätte.42

Die „Entente Cordiale“ von 1904, ein englisch–französisches Abkommen zur Lösung in Kolonialfragen, wirkte in die europäische Politik hinein und führte zu einer engen Zusammenarbeit beider Länder. Die Haltung Englands wurde hauptsächlich von der Angst vor dem deutschen Flottenprogramm bestimmt. Bereits 1902 war es zu einer französisch-italienischen Einigung in Kolonialfragen gekommen, wodurch der Dreibund für Deutschland kaum noch einen Wert hatte.43 Eine letzte Änderung erfuhr das Bündnissystem durch den britisch-russischen Ausgleich 1907, in dem die Interessensphären beider Länder in Asien abgegrenzt wurden.

Damit war Europa in zwei Machtblöcke zerfallen; auf der einen Seite standen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien, auf der anderen Seite Frankeich, Russland und England. An dieser Konstellation zeigt sich bereits die politische Ausgrenzung Deutschlands, wie sie vor dem Ersten Weltkrieg bestand. Die oft unbedachten Aktivitäten Deutschlands gegen den Einschluss von außen haben bestenfalls den Zusammenschluss anderer Mächte gefördert. Das Bündnis mit Österreich-Ungarn war viel zu eng, die Verträge mit Italien hingegen so gut wie wertlos.44 Die größte Befürchtung war eingetreten. Deutschland hatte sich in eine kritische Lage manövriert und befand sich zwischen den Fronten. Trotz allem kann Wilhelm II. nicht alleine für das Scheitern der deutschen Außenpolitik verantwortlich gemacht werden; dafür sind die Verhältnisse viel zu komplex. Allerdings hat er mit seinem Regierungsstil einen erheblichen Teil dazu beigetragen.45

II.2.2 Flottenpolitik

Wilhelm II. wollte „Weltpolitik“46 betreiben und hielt sich dabei an das ungebrochene preußische Militärbewußtsein. Diese Politik spielte mit der Drohung von Gewalt und dem Einsatz der Flotte.47 Die starke Zunahme von nationalem und militaristischem Denken in der Gesellschaft wurde im Ausland mit Skepsis registriert.

Besonders von der Flotte war der Kaiser begeistert, die jedoch in Berlin gerne als „persönliche Marotte des Kaisers“ verspottet und deren Nutzen infrage gestellt wurde.48 Der Aufbau der Flotte erfolgte parallel zu den kolonialen Bestrebungen und in der Propaganda wurde immer wieder ihre Notwendigkeit zum Schutz der Kolonien betont. Zunächst war das Ziel, eine Flotte zu den nächsten Konkurrenten Russland und Frankreich zu besitzen, doch schon bald richtete sich der Blick auf die Seemacht Großbritannien. Mit dem 2. Flottengesetz 1900 entstand das Konzept einer „Risikoflotte“. Das bedeutet, sie sollte ein Verhältnis von zwei zu drei zur englischen Flotte betragen, um bei einem englischen Angriff ein Risiko darzustellen. Diese Politik führte allerdings zu einem Wettrüsten auf See und schuf unüberbrückbare Spannungen zwischen Deutschland und England.49

Durch die umfassende Propaganda war die Begeisterung in der Öffentlichkeit recht groß. Der zuständige Staatssekretär des Marineamtes, Admiral Alfred von Tirpitz, bewies großen Einfallsreichtum bei der Finanzierung. Er machte den Flottenverein zu einem der größten Verbände des Kaiserreiches, denn 1914 zählte dieser über eine Million Mitglieder. Flottenschauen und Marineanzüge für Kinder machten die Flotte auch im Inneren des Landes beliebt. Obwohl das Verhältnis zwei zu drei nie erreicht wurde, war der Schaden in der Außenpolitik verheerend und nicht wieder rückgängig zu machen.50 Aus dem Flottenbau resultierte eine Abkühlung der Beziehungen zu England; daran konnten auch die deutsch-englischen Bündnisverhandlungen 1898 bis 1901 und die Flottenverhandlungen von 1902 nichts ändern.

Zwischen Rüstungssteigerung und sozialer Krise bestand ein enger Zusammenhang. Ähnlich wie bei Bismarck sollten die außenpolitischen Erfolge die Unmöglichkeit der sozialen Frage überspielen und die bestehende Gesellschaftsordnung konservieren. Nach der Meinung von Kehr hat die Propaganda für Weltpolitik und Flottenbau nur deshalb Erfolg gehabt, weil man dadurch ein Mittel gewann, den Sozialismus zurückzudrängen.

Damals war die populäre Meinung verbreitet, Deutschland sei zum Flottenbau und zur Expansion berechtigt. Eine Wechselwirkung zu anderen Mächten wurde übersehen und eine Aktion immer als Abwehr gewertet. Zur Jahrhundertwende herrschte eine Aufbruchsstimmung, doch diese verhinderte die Erfassung der weltpolitischen Zusammenhänge.51 Nur mit der Rüstungspolitik schien es möglich, neben England aufzurücken und als gleichberechtigt anerkannt zu werden. Deshalb galt die Flotte als ein wichtiges Instrument des deutschen Imperialismus und für den Kaiser war die Marine sogar Voraussetzung für eine Weltmachtstellung. Die Flotte und die wirtschaftliche Macht sollten revidieren, wobei Deutschland angeblich zu spät gekommen war.52

II.2.3 Die Orientreise

Im Oktober und November 1898 unternahm Kaiser Wilhelm II. seine zweite Orientreise. Schon während der ersten Reise 1889 hatte er gute Beziehungen zum Sultan aufgebaut. Sein offizieller Anlass war die Einweihung der Erlöserkirche, die bereits sein Vater in Auftrag gegeben hatte. Der Besuch Wilhelm II. stand ganz in der Tradition des christlich-romantischen preußischen Königtums, denn immerhin ging es bei dieser Reise nicht nur um die kulturelle, sondern auch um die religiöse Erbauung. Frankreich sah sich als Schutzmacht der Katholiken, Russland aller orthodoxen Christen und England als Beschützer der protestantischen Gemeinden. Wilhelms Überlegung war, mit wachsendem religiösem Einfluss in Palästina dem Deutschen Reich politisches Mitspracherecht im Orient zu sichern.

Von Zeitzeugen wird das Zusammentreffen Kaiser Wilhelm II. mit dem Begründer des organisierten Zionismus, Theodor Herzl, nur am Rande erwähnt.53 Dieser bewunderte das deutsche nationale Einigungswerk und sah darin ein Vorbild seines eigenen Traums, eines Nationalstaats für die Juden. Der Kaiser fühlte sich durchaus von den Ideen der Zionisten angezogen, allerdings eher aus antisemitischen und monarchisch-staatlichen Gründen. Dass Herzl enttäuscht wurde, lag nicht nur am Kaiser, sondern an der ausnahmslos ablehnenden Haltung des Sultans und des Auswärtigen Amtes.54

Während des Besuchs wurden Gespräche über die Weiterführung der Bahntrasse in Richtung Bagdad geführt. Sultan Abdul Hamid II. bot dem Kaiser an, die Konzessionen einer deutschen Gruppe zu geben. Zu einer Einigung kam man allerdings erst später denn beide waren von der Idee begeistert, eilig hatten sie es aber nicht. Die Deutsche Bank als Hauptinvestor der Bahn kam nun in Zugzwang, obwohl Georg von Siemens der Leiter der Deutschen Bank, den orientalischen Enthusiasmus des Kaisers nicht teilte55, musste er den Wünschen des Kaisers zustimmen. Ansonsten hätte nicht nur die Beziehung der Deutschen Bank zur Politik gelitten, sondern auch ihr Ruf hätte empfindlichen Schaden genommen.56 Seit dieser Reise war Wilhelm II. an allen Fragen der wirtschaftlichen Entfaltung in der Türkei persönlich interessiert. Die Bagdadbahn wollte er um jeden Preis ausgeführt haben. Im Sommer 1907 bezeichnete er die Bahn sogar als „meine Bahn“.57

Am 8. November 1898 kam es in einer Tischrede in Damaskus zu einer aufsehenerregenden Freundschaftsbekundung durch Kaiser Wilhelm II. an das türkische Volk, als er verkündete:

„Möge seine Majestät der Sultan und mögen die 300 Millionen Mohammedaner, die auf der Erde zerstreut lebend, in ihm ihren Kalifen verehren, dessen versichert sein, dass zu allen Zeiten der Deutsche Kaiser ihr Freund sein wird.“58

Ob gewollt oder nicht, dies war indirekt eine Kampfansage an Russland, Frankreich und vor allem England. Diese Nationen hatten in ihren Gebieten Indien, Nordafrika und Zentralasien viele Muslime unter sich.59 Die Vermutung liegt nahe, dass der Kaiser im Orient Präsenz zeigen wollte. Allerdings war dies eben auch das Einflussgebiet von Großbritannien, Frankreich und Russland. Diplomatisch war der Kaiser dabei sehr ungeschickt, denn mit seinen Worten unterstützte er den Panislamismus. Die christliche Staatengemeinschaft kritisierte den Sultan schon länger für seinen Umgang mit den Armeniern. In Frankreich und Großbritannien empörte man sich über die Rede des Kaisers.60

Die gesamte Reise des Kaisers war in ihrer Ausstattung übertrieben, denn die Karawane des Kaisers umfasste für den Weg von Haifa nach Jerusalem 230 Zelte, ungefähr 100 Wagen, zwölf Gepäckwagen sowie 1.300 Pferde und Maulesel.61 Die meisten kaiserlichen Auftritte waren überzogen pompös und wurden inszeniert. Wilhelm II. war schon lange den abendländisch-christlichen Untertönen verfallen und posierte in einer selbstentworfenen Uniform auf Fotos wie ein Kreuzfahrer, der in das Heilige Land zieht. In ihm spiegelte sich das religiöse, biblisch-archäologische und wissenschaftliche Interesse seiner Zeit am Heiligen Land wider.62 Der Kaiser hatte ein dichtes Programm an weltlichen und kirchlichen Besichtigungen, darunter auch eine Kolonie der aus der evangelisch-pietistischer Tradition entstandenen Templer mit über 1.500 Siedlern. Diese württembergische Gruppierung war seit 1850 für eine Ansiedlung in Palästina eingetreten. Die deutschen Kolonisten erhofften sich vom Kaiser politische, wenn nötig militärische Rückendeckung für ihre Erweiterungspläne. Doch zusagen konnte und wollte er ihnen nur seine Sympathie.63

III. Das Zeitalter des Imperialismus

III.1 Die Verwendung und Abgrenzung des Begriffs

Im Allgemeinen bedeutet Imperialismus eine direkte oder indirekte Ausübung von Herrschaft, Kontrolle oder Einfluss eines Landes über ein anderes. Dies kann aber auch eine soziale Gruppe sein, die über eine andere in politischer, wirtschaftlicher, kultureller oder ähnlicher Hinsicht bestimmt.64

Die neueste Forschung hat allerdings das historische Verständnis von „Imperialismus“ noch erweitert. Imperialismus wird nicht mehr nur auf Eroberung und Aufbau hegemonialer Positionen einzelner Staaten reduziert, sondern vielmehr als ein wechselseitiger und sehr komplexer Prozess beschrieben. Dabei geht es um Begegnung und um gegenseitige Beeinflussung von „Eigenem“ und „Fremden“, das aufeinander trifft.65 Die Definition des Begriffs ist damit noch komplizierter und vielschichtiger geworden.

Seit den 1990er Jahren wird vom „modernen Imperialismus“ gesprochen, obwohl damit eigentlich Globalisierung gemeint ist, wenn zum Beispiel von modernen Wirtschaftimperien wie die USA gesprochen wird, die sich über die ganze Welt verteilen. Imperialistisch ist dabei das hierarchische Gefälle zum Nutzen eines Landes oder Wirtschaftsunternehmens, das sich dadurch ausweitet. Heute ist es deshalb längst nicht mehr möglich, den Begriff „Imperialismus“ trennscharf bestimmten Bereichen zuzuordnen.66

Der Imperialismus ist kein neuzeitliches Phänomen. Der Drang zu großen Imperien besteht schon seit der Antike und in der Geschichte hat es Imperialismus immer schon gegeben. Bereits die militärische Unterwerfung Ägyptens durch die Römer kann als Imperialismus gewertet werden. Allerdings gewann der Imperialismus durch die Fortschritte und Entdeckungen der europäischen Staaten zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert eine neue Dimension.67 Von 1882 bis 1914 bezeichnet der Begriff eine Epoche, in der die europäischen Mächte den Wettlauf um koloniale Gebiete antraten.68 Mit der Errichtung des französischen Protektorats über Tunesien 1881 und der Okkupation Ägyptens durch England 1882 zeichnete sich eine neue Rivalität zwischen den konkurrierenden europäischen Mächten ab.69 Die seit dem Wiener Kongress im Jahre 1814 prinzipiell um Ausgleich und Gleichgewicht bemühte Außenpolitik der europäischen Mächte wurde nun von einer Politik mit zunehmender Konfrontation abgelöst.

Egal ob nur Nachzügler oder Sonderweg, es gibt große Unterschiede des Imperialismus in Deutschland im Gegensatz zu den Nachbarländern. Unter anderem war er eine Begleiterscheinung des Versuchs, die politische Einheit in Deutschland zu festigen. Die Ungewissheit, wo Deutschland überhaupt liegt und wodurch es sich definiert, beschäftigte lange Zeit das Land. Noch bis zum In-Kraft-Treten des Schengener Abkommens 1995 war die konfliktträchtige Frage nach den Grenzen Deutschlands hoch aktuell.70

Zahllose Imperialismustheorien haben immer wieder versucht, Interessen, Thesen und Programme zu nennen, aber keine erklärt das Phänomen überzeugend. Das Problem ist, dass das Ursachengeflecht und die Motive zu vielfältig sind. Der Imperialismus ist von vornherein eine vielschichtige Erscheinung. Eine induktive Theorie vom Detail zum Allgemeinen ist dabei die beste Methode.71 Im Grunde gilt es, die Motive des Zeitalters zu untersuchen, um einen Erklärungsversuch herauszuarbeiten.

III.1.1 Die wirtschaftliche Ebene

Die ökonomische Imperialismustheorie wird von dem englischen linksliberalen John Atkinson Hobson vertreten. Er war konsequent antiimperialistisch und Vorkämpfer einer aktiven Sozialpolitik. Hobson sah das Kernstück des Imperialismus in der Ungleichverteilung des Reichtums.72 Wenn dieser sich in den Händen weniger befinde, dränge das enorme Kapital nach einer Anlage; da es aber auf dem Binnenmarkt wegen begrenzter Aufnahmefähigkeit keine Gewinne bringe, werde der Investor genötigt, sich neue Anlagegebiete zu suchen. Hobson zufolge ging es somit nicht nur um überseeische Absatzmärkte, sondern auch um profitable Investitionen.73

Der russische, der japanische und der italienische Imperialismus lassen sich so aber nicht erklären. Diese Länder exportierten kein Kapital. Im Gegenteil, sie importierten Kapital aus westeuropäischen Ländern.74 Auch in Frankreich, England und Deutschland wurde nur ein Teil in Kolonien investiert und der überwiegende Teil der Investitionen floss in nichtkoloniale Gebiete.

Die sozioökonomische Imperialismustheorie, die hauptsächlich von Hans-Ulrich Wehler vertreten wird, befasst sich mit den Zielen und Motiven der Kolonialpolitik unter Bismarck.75 Nach dieser Theorie waren die Kolonien nur ein Mittel zum Zweck, aber kein erstrebenswertes Ziel. Bismarck betrieb, nach der Auffassung von Wehler, einen pragmatischen Expansionismus. Die Hauptgründe, die ihn dazu bewogen, 1884/85 Gebiete in Afrika unter „Reichsschutz“ zu stellen, waren der Krisendruck im Inneren und das Ende der Freihandelsepoche, was ein direktes staatliches Engagement in den Kolonien unvermeidbar machte. Gerade durch die Tiefkonjunkturphase der vorangegangenen Jahre konnten Unternehmer Druck auf die Regierung ausüben.76 Sie wirkten auf die Absatzfrage ein und begannen die Jagd nach Rohstoffen. Die Expansion sollte den Konjunkturzyklus wieder glätten. Die Kolonialpolitik wurde systematisch für innen- und wahlpolitische Zwecke benutzt, damit sollte sie gezielt soziale und politische Spannungen im Inneren überdecken. Der von Wehler geprägte Begriff des „Sozialimperialismus“ bezeichnet somit nicht nur das Ableiten von außenpolitischen Spannungen an die Peripherie, sondern bezieht sich auch auf innenpolitische Konflikte.77 Darunter fallen die gesellschaftlichen Spannungen, die Modernisierung des Verfassungslebens und die Demokratisierung der Gesellschaft. Sozialimperialismus war der Ersatzraum für politische Aktivität, um Klassenkämpfe zu verhindern.78 Bismarck betrieb in einer Phase der Veränderung konservative Politik; er hielt an der Utopie, die Modernisierung aufzuhalten, fest. Der Sozialimperialismus hatte somit seine wichtigste Funktion in der Ablehnung des sozialen und politischen Emanzipationsprozesses und in der Erhaltung der traditionellen preußisch-deutschen Sozial- und Machtstruktur.79 Eine erfolgreiche Expansionspolitik sollte die Mängel der Innenpolitik verdecken und ersetzen. Diese Politik verband sich mit den kapitalistischen Interessen.80

III.1.2 Die politische Ebene

Bei diesem Erklärungsansatz handelt es sich um ein ganzes Bündel von Ursachen, die dem damaligen Zeitgeist entsprachen. Im Jahre 1871 wurde der Nationalstaatsgedanke in Deutschland Wirklichkeit. Die Energien, die zur Einigung benutzt wurden, verlangten nun eine neue Aufgabe. Durch nationale und soziale Identifikationsprobleme nahm der Nationalismus eine aggressive Form an. Es verbreitete sich die Vorstellung, dass jeder Staat sich entweder vergrößert oder aus dem Kreis der Großmächte ausscheide.81 Dies wurde weiter aufgeladen durch den Sozialdarwinismus. Für die Zeitgenossen galt die Anschauung vom Überleben des Stärkeren auch für die Aufteilung der Welt. Es gab nur niedergehende oder aufsteigende Nationen, Wachsen oder Absterben und nichts dazwischen.82

Die Entstehung eines kompakten Machtblocks in der Mitte Europas hatte bei England eine Rückbesinnung auf den Wert und die Kraft des überseeischen Empire zur Folge. In den Jahren zwischen 1868 und 1885 brach eine regelrechte Begeisterung für das Empire aus.83 In Deutschland blickte man, als „zu spät“ oder „zu kurz“ gekommene Nation, neidvoll auf England. Propagandisten erfanden Wortwendungen, die den Nachahmungseffekt Deutschlands unterstreichen, wie die Bezeichnung „Deutsches Indien“ für Kolonien in Afrika.84

Zur Verbreitung des imperialistischen Denkens trug die Emanzipation der unteren Schichten bei. In England fiel zum Beispiel die Ausweitung des Wahlrechts von 1867 und 1884 mit der Entstehung einer neuen imperialen Gesinnung zusammen. Die zunehmende Verbreitung von Massenmedien gab diese Begeisterung nicht nur wieder, sondern publizierte auch eine entsprechende Berichterstattung. Mit dem Ende der neunziger Jahre zeigt sich schließlich der zunehmende Einfluss der Presse auf die Politik und damit auch auf die internationalen Beziehungen.85

Dabei zeigte die Kolonialbewegung und ihre Propaganda ihre Doppelgesichtigkeit. Ein kollektives Furchtsyndrom vor dem Zurückbleiben und ein Überlegenheitsgefühl über andere Kulturen trafen aufeinander. Ein angebliches weltpolitisches Mitspracherecht bestand zeitgleich mit einem machtpolitischen Minderwertigkeitsgefühl.86

III.1.3 Die historisch-kulturelle Ebene

Diese ist am schwierigsten zu beschreiben und kann nur in der Kontinuität der gesamten europäischen Kolonialgeschichte betrachtet werden. Sie ist eine Fortsetzung der Großmächtepolitik der vorangegangenen Zeitalter und entstand aus dem Rivalitätsbewusstsein. England befürchtete, seine koloniale Vormachtstellung aus dem 18. Jahrhundert einzubüßen. Dazu kam noch die Wahrung und Sicherung des Besitzes durch strategische Pläne. Frankreich war dagegen das Prestigedenken wichtiger, um die Niederlage von 1871 gegen Preußen zu kompensieren.87 Deutschland hingegen hatte das Verlangen nach politischer Bedeutung und Gleichberechtigung mit den bereits etablierten Großmächten. Nicht nur Deutschland, sondern alle europäische Mächte strebten nach Erhaltung und Wiedererlangung einer Vormachtstellung in der Welt.88

Einige hier aufgezählte Merkmale des Imperialismus treffen auch auf andere Epochen zu. Eines der wichtigsten Unterschiede und die markanteste Erscheinung dieses Zeitraums ist der Kolonialerwerb.89 Im Vergleich zum Kolonialismus ist der Imperialismus der umfassendere Begriff. Kolonialismus ist die kulturelle, politische oder wirtschaftliche Expansion in fremde Territorien sowie ihre Erschließung und Besiedelung.90

Der Imperialismus ist eine Expansion und Machtausweitung einer politischen, ökologischen und kulturellen Einheit der „Nation“. Dem Nationalismus und dem Imperialismus liegen integrative Weltbilder zugrunde, die an eine klassen-, schichten- und milieuübergreifende Mission appelliert. Die Nations- und Identitätsbildung spielt sowohl bei den Kolonisierten als auch bei den Kolonisierenden eine Rolle.91 Der Nationalismus entsteht oft in Ablehnung von einer Fremdherrschaft und von vermeidlichen Feinden und beruht auf emotionalen und zivilreligiösen Gründen. Der Imperialismus trifft das Bewusstsein der Auserwähltheit und den Drang zu historischen Missionen.92 Es galt, das Überleben der eigenen Kultur zu sichern, indem man sie anderen aufzwang. Dazu zählten vor allem Missionierung und Umerziehung.93 Kolonien galten dabei als potenzielle Siedlungsräume für die überschüssige Bevölkerung und sollten somit zur Kulturverbreitung beitragen. Das Bevölkerungswachstum des Deutschen Reiches stieg von 1871 bis 1890 um neun Millionen an.94 Viele wanderten aus, circa 90 % aller Auswanderer gingen in die Vereinigten Staaten. Gerade diese sollten in deutsche Kolonialgebiete einwandern, denn die Emigration wurde als Verlust nationaler Kräfte und des Volksvermögens empfunden und sollte nicht den Konkurrenznationen zugutekommen.95

Bei genauerer Betrachtung des Imperialismus ging jede Nation ihren eigenen Weg. Dieser wurde sogar ausdrücklich betont, um eine Außergewöhnlichkeit gegenüber den Konkurrenten zu unterstreichen. Obwohl das Aneignen der „Welt“ international war, wie der Transfer kolonialen Wissens über Reiseberichte, Besuche und Konferenzen zeigt, bleibt der Imperialismus immer der Epoche des Nationalismus zugeordnet. Er trat zeitgleich mit der nationalen Einigung auf und führte zur nationalistischen Festigung. Dabei galt es, der eigenen Nation in einer zunehmend dynamisch gewordenen Welt einen möglichst großen Anteil an weltweitem Einfluss und an Ressourcen zu sichern, um einen räumlich und geschichtlich möglichst vorteilhaften Standort zu schaffen und gleichzeitig abzusichern. Sozialdarwinistisches Denken spielte dabei genauso eine Rolle wie eine irreale Vorstellung der Welt, in der bei allen Dingen ein globaler Maßstab angelegt wurde. Außerdem versuchten die imperialistischen Mächte, durch das Ausdehnen der eigenen Nation den konkurrierenden Nationen zuvorzukommen. Bis zuletzt galt es, eigene Leistungskraft zu beweisen, symbolisches Kapital zu akkumulieren und Prestigepolitik zu betreiben.96

IV. Die europäischen Mächte und das Osmanische Reich

IV.1 Deutschland

IV.1.1 Orientalismus

Der langsame Verfall des Osmanischen Reiches im 19. Jahrhundert stand in den Augen der Europäer für ein eindrucksvolles Beispiel des Niedergangs eines gewaltigen Reiches. Über Jahrhunderte hinweg beschäftigte die „Türkengefahr“ den Kontinent und wuchs in der europäischen Identität heran. Für einige Jahrhunderte war das Osmanische Reich in Staatsführung, Handel, Kultur und Kriegsführung den europäischen Mächten überlegen. Dies änderte sich nach der zweiten Belagerung Wiens 1683. Mit der Niederlage der Osmanen begann der langsame und schleichende Untergang des Reiches.97 Der langsame Rückzug der Türkei aus Europa steigerte das Interesse an der osmanischen Kultur. Die Europäer projizierten immer wieder Wünsche und Ängste in den Orient. Im 19. Jahrhundert war der Orientalismus eine regelrechte Modeerscheinung geworden. Doch nicht nur die Belletristik wie „Geschichten aus 1001 Nacht“, sondern auch die Wissenschaft beschäftigte sich mit diesem Thema; dabei besonders beliebt waren die Bereiche Orientalistik und Archäologie.98

Für den allgemeinen Bildungsbürger galt der Orient als Wiege der westlichen Zivilisation. Damit war die hellenistische Kultur gemeint und alle Gebiete, in die sie sich verbreitet hatte. Die westlichen Staaten verstanden sich als Weiterentwicklung dieser Kultur und nun wurde versucht, diesen Kulturvorsprung wieder zurückfließen zu lassen. Die innere Werteverbundenheit und der Austausch des Wissens bedeutete aber keineswegs eine Gleichstellung. Die geistige Grundhaltung der damaligen Zeit rechtfertigte eine Vormundschaft des Okzidents über den Orient. Mit der „friedlichen Durchdringung“ sollte sich dort die eigene nationale Kultur verbreiten.99

Die Orientfaszination wurde durch Bilder, Zeitschriften, gesponserte Reisen an sensationslustige Abenteurer und Bücher verbreitet. Ein Beispiel ist der Held „Kara Ben Nemsi“ von Karl May. In der 1882 publizierten Reiseerzählung „Von Bagdad nach Stambul“ lässt er den Leser glauben, dass die Abenteuer seiner Hauptfigur auf tatsächlichen Erlebnissen fußen. In der Bevölkerung lösten Karl Mays Geschichten Begeisterung aus und seine Bücher verkauften sich mehr als gut. Dabei hatte May die Regionen, über die er schrieb, noch nie gesehen, seine Charaktere sind Stereotypen und Klischees verfallen. Damit popularisierte er genau das, was den Deutschen schon länger auf der Seele lastete: den Drang nach Osten.100

In dieser Zeit kursierte oft nur Halbwissen durch Reise- und Entdeckungsschriftsteller. Obwohl die Möglichkeit einer nüchternen Bestandsaufnahme durchaus gegeben war, wurden Vorurteile bedient. Durch verbesserte Transportmittel, leichtere Reproduzierbarkeit und zunehmende Alphabetisierung wurden neue Möglichkeiten zur Ausbreitung von Wissen erzeugt. Die Reiseschriftsteller mit ihren Gemälden, später Fotos, waren wichtige Agenten für koloniales Interesse und Engagement.101

IV.1.2 Deutsche Interessen am Orient

Wie bereits erwähnt bedrohten die Gebietsansprüche der europäischen Großmächte im Osmanischen Reich indirekt den Frieden in Europa. Von Deutschland wurde die Türkei hauptsächlich als Rohstofflieferant und Absatzmarkt angesehen. Durch den Bau der Bagdadbahn sollten die Handelsmöglichkeiten beider Länder verbessert werden. Für den zeitgenössischen Imperialismus stellte das schwache Osmanische Reich eine ideale Möglichkeit zur Kulturarbeit dar. Außerdem wurde die Orientpolitik als Chance gesehen, um als gleichberechtigter Partner in den Kreis der Großmächte aufgenommen zu werden.102 Aus diesen Gründen versuchte Deutschland, das Osmanische Reich zu erhalten, während andere europäische Großmächte auf ein Auseinanderfallen der Türkei spekulierten. Damit begann das Deutsche Reich, die Pläne andere Mächte zu stören.103

Dennoch war die „Durchdringung“ aus Deutschland nicht nur friedlicher Natur. Rufe nach einer Rückeroberung des Heiligen Landes wurden laut und verbanden sich mit romantischen „Erweckungsphantasien“.104 Helmuth Graf von Moltke leistete Dienst als Berater in Istanbul und war bis 1839 Instrukteur der türkischen Truppen. Seit er seine Berichte „Unter dem Halbmond: Erlebnisse in der Türkei alten Türkei 1835 - 1839“ veröffentlichte, galt der Orient als potenzielles Interessens- und Siedlungsgebiet. Seiner Meinung nach hatte die Türkei die günstigsten Voraussetzungen und die besten klimatischen Bedingungen für Mitteleuropäer.105

[...]


1 Friedrich Kochwasser: Das Deutsche Reich und der Bau der Bagdad-Bahn, in: Friedrich Kochwasser, Hans Roemer (Hrsg.): Araber und Deutsche. Begegnungen in einem Jahrtausend, Buchreihe „Deutsch-ausländische Beziehungen“ des Instituts für Auslandsbeziehungen, Band 11, Tübingen 1974, S. 294.

2 Jürgen Lodemann, Manfred Pohl: Die Bagdadbahn. Geschichte und Gegenwart einer berühmten Eisenbahnlinie, Mainz 1989, S. 3.

3 Armin Kössler: Aktionsfeld Osmanisches Reich. Die Wirtschaftsinteressen des deutschen Kaiserreiches in der Türkei 1871-1908, New York 1981, S. 290.

4 Immo Sievers: Der europäische Einfluss auf die türkischen Bahnbauten bis 1914, Reihe Geschichtswissenschaft, Band 23, Pfaffenweiler 1991, S. 1.

5 Dietrich Eichholtz: Die Bagdadbahn, Mesopotamien und die deutsche Ölpolitik bis 1918. Aufhaltsamer Übergang ins Erdölzeitalter, Leipzig 2007, S. 10 f.

6 Kössler: Aktionsfeld Osmanisches Reich, S. 412.

7 Sievers: Der europäische Einfluss auf die türkischen Bahnbauten, 2 f.

8 Kössler: Aktionsfeld Osmanisches Reich, S. 292.

9 Manfred Pohl: Von Stambul nach Bagdad. Die Geschichte einer berühmten Eisenbahn, München 1999, S. 7.

10 Malte Fuhrmann: Der Traum vom deutschen Orient. Zwei deutsche Kolonien im Osmanischen Reich 1851-1918, Frankfurt am Main 2006, S. 19 ff.

11 Birthe Kundrus: Die Kolonien - „Kinder des Gefühls und der Phantasie“, in: Birthe Kundrus (Hrsg.): Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus, Frankfurt am Main 2003, S. 7.

12 Friedrich Heinz Bode: Der Kampf um die Bagdadbahn 1903-1914. Ein Beitrag zur Geschichte der deutsch-englischen Beziehungen, Breslauer historische Forschungen, Heft 15, Neudruck der Ausgabe Breslau 1941, Aalen 1982.

13 Reinhard Hüber: Die Bagdadbahn. Schriften zur Weltpolitik, Deutsches Auslandswissenschaftliches Institut, Heft 6, Berlin 1943.

14 Wolfgang Korn: Schienen für den Sultan. Die Bagdadbahn, Wilhelm II., Abenteurer und Spione, Köln 2009.

15 Erika, Preissig (unter Mitarbeit von Günther Klebes): Eisenbahnbau und Eisenbahnprojekte im Orient und die damit verfolgten wirtschaftlichen und politischen Ziele, in: Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V. (Hrsg.): Jahrbuch für Eisenbahngeschichte, Band 21, Lübbecke 1989.

16 Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/1918, Nachdruck der Sonderausgabe 1967, Kronberg 1977, S. 13.

17 Erhaltung des gegenwärtigen Zustandes

18 Wolfgang Mommsen: Grossmachtstellung und Weltpolitik. Die Außenpolitik des Deutschen Reiches 1870 bis 1914, Frankfurt am Main 1993, S. 17-20.

19 Mommsen: Grossmachtstellung und Weltpolitik, S. 22 f.

20 Ebenda, S. 25.

21 Zit. nach Klaus Polkehn: Wilhelm II. in Konstantinopel. Der politische Startschuß zum Bau der Bagdadbahn, in: Klaus Jaschinski (Hrsg.): Des Kaisers Reise in den Orient 1898. Schriftenreihe: Gesellschaft, Geschichte, Gegenwart, Band 27, Berlin 2002, S. 63.

22 Wolfgang Schwanitz: Paschas, Politiker und Paradigmen: Deutsche Politik im Nahen und Mittleren Orient 1871-1945, in: Wolfgang Schwanitz (Hrsg.): Deutschland und der Mittlere Osten, Comparativ: Leipziger Beiträge zur Universalgeschichte und vergleichenden Gesellschaftsforschung, 14. Jahrgang, Heft 1, Leipzig 2004, S. 23.

23 Friedrich Scherer: Adler und Halbmond. Bismarck und der Orient 1878-1890, Otto-von-Bismarck-Stiftung: Wissenschaftliche Reihe, Band 2, Paderborn 2001, S. 526.

24 Lothar Gall: Bismarck. Der weiße Revolutionär, Frankfurt am Main 1980, S. 623.

25 Mommsen: Grossmachtstellung und Weltpolitik, S. 26.

26 Ebenda, S. 28 f.

27 Ebenda, S. 31.

28 Auf den Sozialimperialismus Bismarcks wird später in Abschnitt III.1.1 genauer eingegangen

29 Scherer: Adler und Halbmond, S. XIII.

30 Mommsen: Grossmachtstellung und Weltpolitik, S. 29-37.

31 Heinz Kramer, Maurus Reinkowski: Die Türkei und Europa. Eine wechselhafte Beziehungsgeschichte, Stuttgart 2008, S. 68.

32 Mommsen: Grossmachtstellung und Weltpolitik, S. 42.

33 Ebenda, S. 44-54.

34 Ebenda, S. 78.

35 Fischer: Griff nach der Weltmacht, S. 23.

36 Mommsen: Grossmachtstellung und Weltpolitik, S. 78 f.

37 Winfried Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus 1890-1914. Grundkräfte, Thesen und Strukturen, Stuttgart 1986, S. 85 f.

38 Mommsen: Grossmachtstellung und Weltpolitik, S. 108 f.

39 Isabel V. Hull: „Persönliches Regiment“ in: John Röhl (Hrsg.): Der Ort Kaiser Wilhelms II. in der deutschen Geschichte, Schriften des Historischen Kollegs/Kolloquien, Band 17, München 1991, S. 3 f.

40 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 148 f.

41 Gregor Schöllgen: Das Zeitalter des Imperialismus, Oldenburg Grundriss der Geschichte, Band 15, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, München 1994, S. 67 ff.

42 Schöllgen: Das Zeitalter des Imperialismus, S. 70-73.

43 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 101 ff.

44 Schöllgen: Das Zeitalter des Imperialismus, S. 76.

45 Wolfgang Mommsen: War der Kaiser an allem schuld? Wilhelm II. und die preußisch-deutschen Machteliten, München 2002, S. 9 f.

46 Bezeichnet den Versuch auf politische Vorgänge in der internationalen Politik Einfluss zu nehmen die zu einer neuen Weltordnung führen sollen.

47 Eckart Kehr: Imperialismus und deutscher Schlachtflottenbau, in: Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.): Imperialismus, ein überarbeiteter Nachdruck der 1976 erschienen 3. Auflage, Königstein 1979, S. 290.

48 John C.G. Röhl: Wilhelm II. Der Aufbau der Persönlichen Monarchie 1888-1900, München 2001, S. 184.

49 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 57 f.

50 Mommsen: War der Kaiser an allem schuld, S. 179-186.

51 Vgl. Kehr: Imperialismus und deutscher Schlachtflottenbau, S. 292-296.

52 Fischer: Griff nach der Weltmacht, S. 14 f.

53 Gisela Graichen, Horst Gründer: Deutsche Kolonien. Traum und Trauma, Berlin 2005, S. 245 ff.

54 Alex Carmel: Die Siedlungen der württembergischen Templer in Palästina 1868-1918. Ihre lokalpolitischen und internationalen Probleme, Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Band 77, Stuttgart 2000, S. 164 f.

55 Alexander Honold: Eroberungen mit der Eisenbahn. 4. Oktober 1888, Alfred Kaulla telegraphiert Konzession zum Bau der Bagdadbahn nach Berlin, in: Alexander Honold, Klaus Scherpe (Hrsg.): Mit Deutschland um die Welt. Eine Kulturgeschichte des Fremden in der Kolonialzeit, Stuttgart 2004, S. 124 f.

56 Lodemann, Pohl: Die Bagdadbahn, S. 43.

57 John C.G. Röhl: Wilhelm II. Der Weg in den Abgrund 1900-1941, München 2008, S. 123.

58 Bode: Der Kampf um die Bagdadbahn, S. 4.

59 Gregor Schöllgen: Imperialismus und Gleichgewicht. Deutschland, England und die orientalische Frage 1871-1914, München 1992, S. 111 f.

60 Graichen, Gründer: Deutsche Kolonien, S. 250.

61 Alexander Honold: Der letzte Kreuzritter. 29./31. Oktober 1898, Kaiser Wilhelm II. in Jerusalem, in: Alexander Honold, Klaus Scherpe (Hrsg.): Mit Deutschland um die Welt. Eine Kulturgeschichte des Fremden in der Kolonialzeit, Stuttgart 2004, S. 238.

62 Graichen, Gründer: Deutsche Kolonien, S. 242 ff.

63 Carmel: Die Siedlungen der württembergischen Templer in Palästina 1868-1918, S. 161 f.

64 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 32.

65 Dirk van Laak: Über alles in der Welt. Deutscher Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert, München 2005, S. 13.

66 Ebenda, S. 11.

67 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 32.

68 Horst Gründer: Eine Geschichte der europäischen Expansion. Von Entdeckern und Eroberern zum Kolonialismus, Stuttgart 2003, S. 154.

69 Schöllgen: Das Zeitalter des Imperialismus, S. 1 f.

70 Laak: Über alles in der Welt, S. 10.

71 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 34.

72 Gründer: Eine Geschichte der europäischen Expansion, S. 155.

73 Wolfgang Mommsen: Imperialismustheorien. Ein Überblick über die neueren Imperialismus-interpretationen, 3. erweiterte Auflage, Göttingen 1987, S. 12-14.

74 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 36.

75 Vgl. Hans-Ulrich Wehler: Bismarck und der Imperialismus, Frankfurt am Main 1984, S. 423.

76 Vgl. Hans-Ulrich Wehler: Bismarcks Imperialismus 1862-1890, in: Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.): Imperialismus, ein überarbeiteter Nachdruck der 1976 erschienenen 3. Auflage, Königstein 1979, S. 268 f.

77 Ebenda, S. 271 ff.

78 Mommsen: Imperialismustheorien, S. 80.

79 Wehler: Bismarcks Imperialismus 1862-1890, S. 282.

80 Mommsen: Imperialismustheorien, S. 80.

81 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 39.

82 Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien, Paderborn 1985, S. 32 f.

83 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 39.

84 Gründer: Geschichte der deutsche Kolonien, S. 30.

85 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 40.

86 Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien, S. 32.

87 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 42 f.

88 Schöllgen: Das Zeitalter des Imperialismus, S. 2 f.

89 Baumgart: Deutschland im Zeitalter des Imperialismus, S. 33.

90 Laak: Über alles in der Welt, S. 12.

91 Kundrus: Die Kolonien - „Kinder des Gefühls und der Phantasie“, S. 9.

92 Laak: Über alles in der Welt, S. 14 f.

93 Schöllgen: Das Zeitalter des Imperialismus, S. 2.

94 Wehler: Bismarck und der Imperialismus, S. 155 f.

95 Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien, S. 27.

96 Laak: Über alles in der Welt, S. 15 f.

97 Korn: Schienen für den Sultan, S. 33.

98 Laak: Über alles in der Welt, S. 29.

99 Ebenda, S. 92.

100 Korn: Schienen für den Sultan, S. 38.

101 Laak: Über alles in der Welt, S. 32 f.

102 Irmgard Farah: Die deutsche Pressepolitik und Propagandatätigkeit im Osmanischen Reich von 1908-1918 unter besonderer Berücksichtigung des „Osmanischen Lloyd“, Beiruter Texte und Studien, hrsg. vom Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 50, Stuttgart 1993, S. 11 f.

103 Schwanitz: Paschas, Politiker und Paradigmen, S. 22, 24.

104 Horst Gründer (Hrsg.): „…da und dort ein junges Deutschland gründen“. Rassismus, Kolonien und kolonialer Gedanke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, München 1999, S. 180.

105 Fuhrmann: Der Traum vom deutschen Orient, S. 43 f.

Excerpt out of 113 pages

Details

Title
Der deutsche Imperialismus am Beispiel der Bagdadbahn
College
Karlsruhe Institute of Technology (KIT)  (Institut für Geistes- und Sozialwissenschaften)
Course
Wissenschaftliche Arbeit für den Master Abschluss
Grade
1,3
Year
2010
Pages
113
Catalog Number
V901363
ISBN (eBook)
9783346210883
ISBN (Book)
9783346210890
Language
German
Keywords
Imperialismus, Deutschland, Orient, Bahn, Bagdad, Kolonialzeit, Orientexpress, Osmanisches Reich, Türkei, Irak, Syrien, Anatolische Einsenbahn, Wilhelm II., Bismarck, Technik, erster Weltkrieg, Orientkrise, Anatolien, Kolonie, Eisenbahn, Politik, Dipolomatie, 19. Jahrhundert, Weltmacht, Technikgeschichte, Deustch, Europa, Wirtschaft, Türken, Armenier, Mythos, Marokko, Balkan, Balkankrieg, Großmacht
Quote paper
Anonymous, 2010, Der deutsche Imperialismus am Beispiel der Bagdadbahn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/901363

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