Drogenarbeit mit Jugendlichen. Beratung statt Stigmatisierung


Academic Paper, 2018

21 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Akzeptanzorientierte Drogenarbeit
2.1 Definition
2.2 Bedeutung des Konsums psycho-aktiver Substanzen fürJugendliche
2.3 Chancen und Grenzen akzeptanzorientierter Drogenarbeit

3 Position der Sächsischen Landesregierung zu akzeptanzorientierter Drogenarbeit

4 Umsetzung akzeptanzorientierter Ansätze in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen
4.1 Der alternative Drogen- und Suchtbericht des akzept e.V. Bundesverbandes
4.2 Betrachtung im Feld aktiver Projekte am Beispiel „Drug Scouts“ (Leipzig)
4.3 Entwicklung eigener akzeptanzorientierter Handlungsansätze für die pädagogische Praxis von Erzieherinnen (in Anlehnung an Schneider, 2006)

5 Fazit

6 Quellenverzeichnis

1 Einleitung

„Die Rauschgiftkriminalität auf Deutschlands Schulhöfen hat stark zugenommen. Das geht aus Zahlen der Landeskriminalämter und der Innenministerien hervor. In Baden-Württemberg etwa hat sich die Zahl der Drogendelikte an den Schulen fast verdreifacht: Wurden dort 2011 noch 348 Fälle registriert, waren es 2015 schon 939 Fälle - trotz der Suchtpräventionsprogramme, die zahlreich aufgesetzt worden sind.“1

So und ähnlich lesen sich Pressemitteilungen zu neusten Erhebungen hinsichtlich des Drogenkonsums Jugendlicher in Deutschland. Gern wird von „alarmierenden Zahlen“ und „bedrohlichen Tendenzen“ berichtet und beinahe der Untergang einer gesamten Generation befürchtet. Doch ist der Konsum psycho-aktiver Substanzen wirklich ein so neues bzw. stark anwachsendes Problem? „Das Bedürfnis nach rauschhaften Zuständen ist so alt wie die Menschheit selbst und in allen Kulturkreisen sozial und rituell verankert“2, stellen Niekrenz/Ganguin fest und sprechen damit aus, was vielen politischen und pädagogischen Würdenträgern unserer Gesellschaft scheinbar bis heute unbekannt war. Anders lassen sich aktuelle, staatlich organisierte Präventionsprogramme, die sich weiterhin dogmatisch an einer totalen Abstinenz orientieren, nicht erklären. Dass diese Programme nicht zu den gewünschten Zielen führen belegen sowohl der oben zitierte Auszug als auch die Beobachtungen von Schneider/Gerlach: „Die Drogenverbotspolitik, der weiterhin dominante Ansatz der Generalprävention durch das Strafrecht und der immens aufgeblähte Hilfs- und Verfolgungsapparat konnten bislang die normativ gesetzten Zielbestimmungen nicht erfüllen.“3 Auch Ruth Dreifuss4 merkt in ihrem Vorwort zum Bericht der Internationalen Drogenkommission 2016 an:

„Leider halten die meisten Regierungen nach wie vor am Ziel einer .drogenfreien Welt' oder einer .Welt ohne Drogenmissbrauch' fest, wie sie in den internationalen Drogenabkommen festgeschrieben sind. Diese Zielsetzungen sind naiv [...], weil die Prohibition bisher nur geringen oder gar keinen Einfluss auf den Drogenkonsum hatte.“5

Doch welche alternativen Herangehensweisen für Erzieherinnen lassen sich auf der Basis dieser ernüchternden Bilanz entwickeln und umsetzen? Der akzeptanzorientierte Ansatz könnte hier einen entscheidenden Beitrag zu einem aufgeklärteren Umgang mit den Motiven der Konsumentinnen, dem Drogenkonsum selbst und den aus diesem potenziell entstehenden gesellschaftlichen Problemen leisten.

Daher möchte ich mich in der vorliegenden Arbeit mit ebendiesem Ansatz auseinander­setzen, sein Selbstverständnis sowie dessen Chancen und Grenzen untersuchen und die daraus möglichen Rückschlüsse für meine eigene pädagogische Arbeit und die vieler im pädagogischen Alltag tätiger Fachkräfte ziehen. Dabei werde ich die aktuellen Standpunkte der Sächsischen Landesregierung mit denen bereits im Feld operierender, akzeptanz­orientierter Präventions- und Aufklärungsprojekte vergleichen und im Rahmen der aktuell politisch angeordneten Leitlinien nach neuen Wegen in der pädagogischen Arbeit mit konsumierenden Jugendlichen suchen.

2 Akzeptanzorientierte Drogenarbeit

2.1 Definition

Um sich dem Thema der akzeptanzorientierten Drogenarbeit - hier vor allem im Kontext der Arbeit mit konsumierenden Jugendlichen - überhaupt nähern zu können, bedarf es einer grundlegenden Definition. Bereits die Verbindung der Begriffe „Drogen“ und „Akzeptanz“ erscheint vielen im Feld agierenden pädagogischen Fachkräften wahrschein­lich fremd, wenn nicht gar - auf Grund ihrer abstinenzorientierten Sozialisation und Berufs­ausbildung - inakzeptabel. Gundula Barsch bringt die landläufigen Bedenken hinsichtlich des Themas sehr gut auf den Punkt:

„Was bitte soll akzeptiert werden? Soll akzeptiert werden, dass Menschen Drogen nehmen? [...] Und wo soll das hinführen? Legalisierung? Vielleicht noch die Drogen im Supermarkt verkaufen?“6

Um akzeptanzorientierte Drogenarbeit durchführen zu können, gilt es daher vor allem, die gesellschaftlichen Fragen hinsichtlich des Themas ausreichend zu beantworten. Daher soll zunächst auf die in obigem Zitat gestellte Frage eingegangen werden: „Was soll akzeptiert werden?“ Die Antwort erscheint simpel, ist es - dem aktuellen Entwicklungsstand unserer Gesellschaft entsprechend - bezüglich ihres Umgangs mit Konsumentinnen von psycho­aktiven Substanzen jedoch leider nicht: Die Konsumentinnen selbst sollen so akzeptiert werden wie sie sind. Ihnen soll die selbe Wertschätzung entgegengebracht werden wie jedem abstinenten Menschen auch, denn ein Leben, in das auch der Umgang mit psycho-aktiven Substanzen integriert ist, [kann] durchaus mit gesellschaftlich wünschens­werten Werten und Lebensmustern vereinbar sein.“7

Dieses Verständnis setzt voraus, dass man den Konsum legaler als auch illegaler Drogen nicht per se als negatives Extrem, sondern graduell variables Kontinuum verschiedener Ausprägungsformen betrachtet: „In diesem Sinne ist ein Leben mit Drogen möglich und bedeutet nicht folgerichtig den Ruin der Person und seines sozialen Umfeldes.“8

Die akzeptanzorientierte Drogenarbeit erkennt diese individuellen Unterschiede im Konsumverhalten der verschiedenen Konsumentinnen an und „respektiert das Selbst­bestimmungsrecht der Menschen, sich eine selbstbestimmte und eigenverantwortete Lebensperspektive auch mit dem Konsum psycho-aktiver Substanzen zu erarbeiten und dabei gegebenenfalls Unterstützung zu erhalten.“9 Vor allem die Aspekte der Selbst­bestimmung und der Eigenverantwortung der User definieren akzeptanzorientierte Drogen­arbeit. Weiterhin bedarf sie jedoch auch eines sachverständigen und gut geschulten Personals, welches die aktuellen und individuellen Bedarfe der Konsumentinnen, die sie um Hilfe bitten, erkennen und ihnen angemessen handeln kann.

2.2 Bedeutung des Konsums psycho-aktiverSubstanzen fürJugendliche

Wie einleitend bereits erwähnt, ist ,,[d]as Bedürfnis nach rauschhaften Zuständen [..] so alt wie die Menschheit selbst und in allen Kulturkreisen sozial und rituell verankert“10 und „wird als ein historisch konstantes, kulturelles Phänomen und nicht als krankhaftes Problem verstanden“11, weshalb man kaum umhinkommt, dieses Bedürfnis auch als solches zu akzeptieren. Vor allem bezogen auf das Jugendalter herrscht „in der Fachliteratur [..] weitestgehend Einigkeit, dass das Experimentieren mit legalen wie illegalen Substanzen eine verhältnismäßig .normale' Erscheinung im Jugendalter ist.“12 Außerdem zeichnet sich „unabhängig von aktuellen Konsumtrends [...] als allgemeine Entwicklung ab, dass Menschen nicht auf psycho-aktive Substanzen verzichten wollen und können. Ihnen dieses Bedürfnis zu verwehren, bedeutet, den Menschen eine für sie wichtige Lebensaktivität grundsätzlich zu untersagen.“13

Laut Niekrenz/Ganguin hat ebendieses Bedürfnis „auch viele Funktionen für soziale Bindungen. Im gemeinsamen, kollektiven Rausch werden Sozialbeziehungen gestärkt. [...] Zugleich kann der kurzzeitige Ausbruch als Entlastung erfahren werden.“14 Besonders im Jugendalter, das mit seiner Vielzahl an von den Jugendlichen zu bewältigenden Entwicklungsaufgaben, und hier vor allem der eigenen Identitätsfindung, eine sozial­emotional sehr anspruchsvolle Lebensphase darstellt, kann der Konsum von Drogen - ob wir es nun wollen oder nicht - „ein Medium für die Identitätsentwicklung darstellen“15.

Diese Entwicklung kann in mehrerlei Hinsicht vonstattengehen. So stellen Niekrenz/ Ganguin fest, dass „das Erleben einer außeralltäglichen, irrationalen Wirklichkeit [..] die Notwendigkeit eines rationalen Alltags“16 bestätigen kann. Auf das Jugendalter bezogen wohnt Rauscherfahrungen also die Chance inne, das Bewusstsein Jugendlicher hinsichtlich Anspannungs- und Entspannungsphasen und der zeitlichen Koordination derselben zu fördern. Außerdem betonen die Autorinnen die Entwicklungsaufgabe der Ablösung vom Elternhaus, indem sie Erfahrungen mit Drogen als ein Sich-Entziehen der von den Eltern festgelegten Regeln verstehen17.

Auch der wachsende gesellschaftliche Anspruch an die Leistungen Jugendlicher lässt diese den Konsum psycho-aktiver Substanzen als Möglichkeit verstehen, sich den Erwartungen und Zwängen zu entziehen. Greca/Schäfferling/Siebenhüter formulieren diesen Zusam­menhang wie folgt:

„Der scheinbar angewachsenen Freiheit in modernen Gesellschaften steht [...] eine gesteigerte Normierung gegenüber, die menschliches Verhalten nicht nur in der Schule [...], sondern bis in den Intimbereich hinein diszipliniert und Leistungs­anforderungen unterwirft. Unter- und Überforderung destabilisieren das Verhalten gleichermaßen und führen zu Formen der Selbsttherapie durch Drogenkonsum.“18

Als eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben für das Jugendalter sehen Niekrenz/ Ganguin den kompetenten Umgang mit psycho-aktiven Substanzen, d.h. „das Erlernen eines mäßigen, verantwortungsbewussten Konsumverhaltens“19 an. Ihrer Auffassung nach seien also „Rauscherfahrungen nötig, damit Jugendliche den Umgang mit Rauschmitteln lernen.“20 Für einen akzeptanzorientierten Umgang mit jugendlichen Konsumentinnen muss das Verständnis dieser Entwicklungsaufgabe grundlegend sein.

2.3 Chancen und Grenzen akzeptanzorientierter Drogenarbeit

Die Grenzen akzeptanzorientierter Drogenarbeit - und hier vor allem solcher im Umgang mit Jugendlichen - liegen vor allem im Bereich der Folgen des Missbrauchs selbst. Laut Greca/Schäfferling/Siebenhüter liegt Missbrauch dann vor, „wenn der wiederholte Gebrauch einer Substanz zu körperlichen oder psychischen Störungen geführt hat.“21 Da diese Definition erst dann Ausgangspunkt pädagogischer Arbeit werden kann, wenn Jugendliche bereits an pathogenen Folgen ihres Konsums leiden, birgt sie das Risiko einer zu späten Intervention. Daher muss es Ziel der pädagogischen Arbeit sein, präventiv zu arbeiten. Da Prävention landläufig als jene Anstrengung verstanden wird, potenzielle Konsumentinnen von ihrem Vorhaben abzuhalten, sehen viele Pädagoginnen keine Möglichkeit der Vereinbarkeit von Prävention mit einem akzeptanzorientierten Umgang mit Konsum. Die Möglichkeit, beides zu vereinen, stellt jedoch die Definition des Präventions­begriffes von Kempen gut dar: Sie versteht unter Prävention „Maßnahmen zur Vorbeugung und Vermeidung, aber auch zur Begrenzung und Verminderung einer gewöhnlich negativen Erscheinung.“22 Somit sollte die Aufgabe akzeptanzorientiert arbeitender Pädagoginnen nicht grundsätzlich darin liegen, alle Jugendlichen, mit deren Betreuung sie beauftragt sind, von jedwedem Konsum psycho-aktiver Substanzen fernzuhalten - was sie auch, wie unter Punkt 2.2 dieser Arbeit beschrieben, nicht sollten, da der verantwortungsvolle Umgang mit Drogen als Entwicklungsaufgabe des Jugendalters verstanden werden sollte. Vielmehr sollten sie ihren Auftrag darin sehen, Jugendliche bei der Bewältigung eben dieser Aufgabe zu unterstützen. Genau hier liegt die besonders wertvolle Chance akzeptanzorientierter Drogenarbeit: Nicht das Verbot ohnehin schwer vermeidbarer Verhaltensweisen ist das Ziel, sondern die ausreichende Vorbereitung auf und die entsprechende Hilfestellung im Verlauf dieser. Oder wie Barsch Chancen und Grenzen akzeptanzorientierter Drogenarbeit zugleich treffend zusammenfasst:

„Insofern gilt es, diejenigen, die mit psycho-aktiven Substanzen umgehen wollen, nicht mehr ahnungslos und ohne Hinweise und Hilfestellungen für eine gelingende Praxis zu lassen, sondern ihnen für dieses risikoreiche Tun umfangreiche Lern- und Erfahrungsprozesse zu ermöglichen“23 um „zukünftig schwerwiegende Folgen durch unsachgemäßen Konsum vermeiden zu können.“24

Prävention ist demnach nicht als Vermeidung des Konsums sondern vielmehr als Bewahrung vor vermeidbaren Folgen (bzw. vor der Verschlimmerung dieser), die mit diesem einhergehen können, zu verstehen.

3 Position der Sächsischen Landesregierung zu akzeptanzorientierter Drogenarbeit

In ihrem Vorwort zum 2. Sächsischen Drogen- und Suchtbericht beschreibt Christine Clauß25 im Jahr 2013 die aktuell verfolgte Drogen- und Suchtpolitik des Freistaates Sachsen wie folgt: „Eine umfassende Strategie der Drogen- und Suchtpolitik basiert auf Prävention, Beratung und Behandlung, Überlebenshilfe sowie Angebotsreduzierung und Repression.“26 Aus akzeptanzorientierter Sicht kann und sollte diese Aussage sowohl positiv als auch negativ aufgefasst werden: Zum einen sind „Prävention“ - obgleich die Sächsische Landesregierung wohl nicht der Definition von Kempen wie in 2.3 dargestellt folgt -, „Beratung“, (medizinische sowie psychologische) „Behandlung“ und „Überlebens­hilfe“ ebenfalls Inhalte akzeptanzorientierter Praxis, zum anderen widersprechen die Begriffe „Angebotsreduzierung“ und „Repression“ jedoch völlig den Vorstellungen der Akzeptanzorientierung.

Besonders kritisch zu betrachten ist in diesem Zusammenhang die sehr unscharfe Abgrenzung der Begriffe „Konsum“, „Missbrauch“ und „Sucht“. Dass nicht jeder Konsum gleich einen Missbrauch darstellen und schon gar nicht zur Sucht nach der jeweilig konsumierten Substanz führen muss, wird leider in den vorliegenden Publikationen des Freistaates Sachsen ignoriert oder bestenfalls nur marginal erwähnt. In diesen „wird Suchtmittelmissbrauch [...] vor allem als entwicklungsbedingtes Problemverhalten aufge­fasst, das auf einen Mangel an optimalen Bewältigungsstrategien zur Lösung der alters­typischen Entwicklungsaufgaben hinweist.“27 Dass dem in einer gewissen Anzahl von Fällen so sein kann, wurde unter 2.2 bereits beleuchtet. Die Entwicklungsaufgabe des Erlernens eines verantwortungsbewussten Umgangs mit dem Konsum psycho-aktiver Substanzen jedoch völlig außer Acht zu lassen und somit jeden Konsum als „Problemverhalten“ zu bezeichnen, widerspricht jeglichen akzeptanz-orientierten Ansätzen. Das verantwortliche Ministerium versteht somit den Konsum psycho-aktiver Substanzen als einen gesellschaftlichen Missstand, den es zu „beseitigen“ gilt und richtet seine politischen Strategien und Maßnahmen an diesem Vorhaben aus. Diese Absicht wird auch in den im 2. Sächsischen Drogen- und Suchtbericht formulierten Zielstellungen deutlich:

,,- Verhinderung des Konsums von psychoaktiven Substanzen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen,
- Reduzierung des schädlichen Konsums und Förderung der Eigenverantwortung im Umgang mit psychoaktiven Stoffen,
- frühzeitiges Erkennen einer Suchtgefährdung und deren Beseitigung,
- Behandlung der Suchtkranken durch ein differenziertes Angebot an Hilfen,
- weitere Eindämmung derVerfügbarkeit von Drogen.“28

In Bezug auf den Konsum legaler psycho-aktiver Substanzen wird weiterhin auf „die Kontrolle und Reduzierung der Verfügbarkeit von Substanzen durch Altersbeschränkungen, Verkaufs- und Konsumverbote sowie Besteuerung“29 gesetzt. Auch hier wird ein möglicher Fokus auf die Förderung eines verantwortungsbewussten Umgangs mit diesen Substanzen völlig negiert.

Ein als akzeptanzorientiert interpretierbarer Fortschritt könnte in einem Wandel der Terminologie hinsichtlich der Einteilung von Präventionsmaßnahmen gesehen werden, der eine Abkehr von den bislang üblichen Bereichen der Primär-, Sekundär- und Tertiär­prävention30 hinzu einer Einteilung in universelle, selektive und indizierte Schwerpunkte darstellt31.

Das konkrete Verständnis dieser auf der Basis aktueller Forschungsergebnisse aktuali­sierten Terminologie liest sich im vorliegenden Bericht wie folgt: „Universelle Prävention [...] richtet sich an die gesamte Bevölkerung oder an Teilgruppen, unabhängig davon, ob sie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung aufweisen. Weil Maßnahmen im Bereich der universellen Prävention weit vor der Entstehung einer Abhängigkeitserkrankung ansetzen wollen, sind sie häufig auf junge Menschen ausge­richtet. Selektive Prävention [...] zielt auf Personen mit erhöhtem Risikopotential für die Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung. Dazu zählen Kinder aus suchtbelasteten Familien und andere besonders belastete bzw. benachteiligte Menschen. Indizierte Prävention [...] richtet sich an Personen, die ein hohes Risiko aufweisen, eine Abhängigkeit zu entwickeln. Bei den Betroffenen liegt bereits ein problematischer Substanzkonsum, jedoch keine Abhängigkeit vor, z. B. polizeilich erstauffällige Konsumenten oder aufgrund von Alkoholintoxikation im Krankenhaus behandelte Jugendliche. Ziel der indizierten Präventionsmaßnahmen ist die frühzeitige Intervention bei problematischem Konsum, um schädlichen Folgen und der Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung entgegenzuwirken. Sie weisen deshalb eine Schnittstelle zum Bereich der Frühintervention auf.“32

[...]


1 o.V., 2017, [http://www.faz.net/aktuell/statistik-der-laender-drogenkonsum-an-den-schulen-nimmt-deutlich- zu-14733506.html]

2 Niekrenz/Ganguin, 2010, S. 9

3 Schneider/Gerlach, 2004, S. 7

4 Ehemalige Schweizer Bundespräsidentin und Vorsteherin des Eidgenössischen Departements des Innern

5 Dreifuss, 2016, S. 7

6 Barsch, 2010, S. 12

7 Ebd. S. 13

8 Ebd.S.13

9 Ebd. S. 14 (Hervorhebung in kursiv selbst hinzugefügt)

10 Niekrenz/Ganguin, 2010, S. 9

11 Ebd. S. 8

12 Kempen, 2007, S. 76

13 Barsch, 2010, S. 35

14 Niekrenz/Ganguin, 2010, S. 11

15 Ebd. S. 11

16 Ebd. S. 12

17 Vgl. ebd. S. 12

18 Greca/Schäfferling/Siebenhüter, 2009, S. 17

19 Niekrenz/Ganguin, 2010, S. 75

20 Ebd. S. 12

21 Greca/Schäfferling/Siebenhüter, 2009, S. 17

22 Kempen, 2007, S. 69

23 Barsch, 2010, S. 35

24 Ebd. S. 59

25 Ehemalige Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz (2009-2014)

26 Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz, 2013, S. 3

27 Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Familie, 2002, S. 5

28 Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz, 2013, S. 12

29 Ebd. S. 25

30 „Primäre Prävention richtet sich an die gesamte Bevölkerung sowie an spezielle Zielgruppen, die jedoch nicht als Risikogruppen klassifiziert sind. Primärprävention umfasst alle Maßnahmen, die vor der Entstehung einer Suchterkrankung ansetzen und wendet sich deshalb häufig an Kinder und Jugendliche. Ziel ist es, Menschen zu befähigen, mit potenziellen Gefährdungen in angemessener Weise umzugehen, um somit das Auftreten von Suchterkrankungen zu verhindern. Sekundäre Prävention fokussiert Risikogruppen, die aufgrund ihrer Lebens­bedingungen oder ihres Suchtmittelkonsums Risikomerkmale aufweisen und als gefährdet eingeschätzt werden, eine Abhängigkeitserkrankung zu entwickeln. Symptome und Schädigungen sollen frühzeitig erkannt und behandelt werden, um die Entstehung von Suchterkrankungen abzuwenden. Tertiäre Prävention ist ausgerichtet auf Personen, die bereits von einer Suchterkrankung betroffen sind. Ziel ist es, weiteren Schädigungen und Rückfällen bei bereits erkrankten Personen vorzubeugen.“ (Ebd. S. 25)

31 Vgl.ebd. S.25f.

32 Ebd. S. 26

Excerpt out of 21 pages

Details

Title
Drogenarbeit mit Jugendlichen. Beratung statt Stigmatisierung
Grade
2,0
Author
Year
2018
Pages
21
Catalog Number
V920393
ISBN (eBook)
9783346243713
ISBN (Book)
9783346243720
Language
German
Keywords
drogenarbeit, jugendlichen, beratung, stigmatisierung
Quote paper
Markus Mehlig (Author), 2018, Drogenarbeit mit Jugendlichen. Beratung statt Stigmatisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/920393

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