Die Arbeit widmet sich der Frage, welche Bedeutung der Selbstbestimmung betreuter Personen tatsächlich im Recht beigemessen wird. Auch wird untersucht, welche Hemmnisse der Selbstbestimmungsverwirklichung in der Betreuungspraxis bestehen. Mittels Fachliteratur werden die rechtlichen Grundlagen der Betreuung und deren Auswirkungen der Rechtsstellung des Betreuers auf die Selbstbestimmung des Betreuten im allgemeinen Vertretungsrecht sowie der Personensorge dargelegt.
Die Reform des Betreuungsrechts wurde nun vor mehr als 20 Jahren eingeführt. Ziel ist, unter Betreuung stehenden Personen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die Zielgruppe des Rechtsinstituts sind körperlich, geistig und seelisch behinderte sowie psychisch kranke Menschen. Der gesetzlichen Betreuung wird teilweise eine justizielle Zentriertheit unterstellt und deshalb kritisiert. Auch ungeklärt ist der genaue Rechtszustand zwischen Betreuer und Betreuten sowie das Spannungsverhältnis zwischen fürsorglicher Fremdbestimmung durch den Betreuer und der Selbstbestimmung des Betreuten.
Die Umsetzung des Betreuungsrechts begegnet in der Praxis verschiedenen Hemmnissen, worauf im letzten Kapitel eingegangen wird. Das Spannungsverhältnis zwischen fürsorglicher Fremdbestimmung und Selbstbestimmung bleibt auch nach der Untersuchung bestehen. Die Selbstbestimmung der Betreuten wird vor allem in den Vorschriften des §1901 BGB und dem Erforderlichkeitsgrundsatz festgelegt. Vorsorgevollmachten und andere Hilfen stehen ebenfalls für die Selbstbestimmung. Ein besonderes rechtliches Verhältnis stellt der Einwilligungsvorbehalt nach §1903 BGB dar, da der Betreute hierdurch faktisch rechtlich unselbstständig wird. Die Hilfe der Betreuung kann, unter bestimmten Umständen, in eine gewisse „Bevormundung“ umschlagen. Dennoch stehen das Rechtsinstitut und das Selbstbestimmungsrecht betreuter Menschen nicht im Widerspruch zueinander. Darüber hinaus ist sich das Betreuungsrecht seinem Eingriff in die Persönlichkeitsrechte Betroffener bewusst. Es ist insbesondere die Aufgabe der Betreuung Selbstbestimmung zu achten und zu fördern. Dies ist eine Herausforderung für alle Beteiligten. Falls diese nicht überwunden wird, kann die Selbstbestimmung betreuter Menschen nicht erreicht werden und Fremdbestimmung ist die Folge. So müssen stets neue Impulse aus der Praxis und kreative Lösungen gegeben werden, damit größtmögliche Selbstbestimmung garantiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- Hinführung zum Thema
- Entstehung und Aufgabe des Betreuungsrechts
- Vom Vormundschaftsrecht zum heutigen Betreuungsrecht
- Begriff der Betreuung
- Aufgabe der Betreuung
- Rechtliche Betreuung
- Voraussetzungen
- Volljährigkeit
- Psychische Krankheit oder Behinderung
- Kausalität
- Erforderlichkeit und Nachrang
- Andere Hilfen
- Vorsorgevollmacht
- Aufgabenkreise
- Geschäftsfähigkeit
- Person des Betreuers
- Voraussetzungen
- Aufgaben des rechtlichen Betreuers
- Position des Betreuers
- §1902 BGB: Rechtsstellung des Betreuers im Außenverhältnis
- §1901 BGB: Rechtsstellung des Betreuers im Innenverhältnis
- Wunsch, Wohl und Wille des Betreuten
- Persönliche Betreuung als Fürsorgemaßnahme
- Handeln gegen den Willen des Betreuten
- Sonderregelungen im Bereich der Personensorge
- Ärztliche Maßnahmen
- Zwangsbehandlung
- Freiheitsentziehende Maßnahmen
- §1903 BGB: Einwilligungsvorbehalt
- Rechtsstellung des Betreuers gegenüber Betreuungsgericht
- Auswirkungen der Betreuung auf die Selbstbestimmung des Betreuten
- Selbstbestimmungsrecht in der Betreuung
- Selbstbestimmungs-, Geschäfts- und Einwilligungsfähigkeit
- Auswirkungen auf Selbstbestimmung im allgemeinen Vertretungsrecht
- Geschäftsfähiger Betreuter
- Partiell geschäftsfähiger Betreuter bzw. Einwilligungsvorbehalt
- Geschäftsunfähiger Betreuter
- Auswirkungen auf Selbstbestimmung im Bereich der Personensorge
- Einwilligungsfähigkeit
- Einwilligungsunfähigkeit
- Unklarheit über Einwilligungsfähigkeit
- Hemmnisse der Selbstbestimmung in der Betreuungspraxis
- Unbestimmte Rechtsbegriffe
- Mangelnde Qualifikationsstandards
- Vergütungssystem
- Betreuung als „Outsourcingpartner“
- Unterbringung und Zwangsbehandlung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage, welche Bedeutung der Selbstbestimmung betreuter Personen im Recht tatsächlich beigemessen wird und welche Hemmnisse der Selbstbestimmungsverwirklichung in der Betreuungspraxis bestehen.
- Entwicklung und Aufgaben des Betreuungsrechts
- Voraussetzungen und Rechtsstellung des Betreuers
- Auswirkungen der Betreuung auf die Selbstbestimmung des Betreuten
- Hemmnisse der Selbstbestimmung in der Betreuungspraxis
- Spannungsverhältnis zwischen fürsorglicher Fremdbestimmung und Selbstbestimmung
Zusammenfassung der Kapitel
- Hinführung zum Thema: Dieses Kapitel bietet eine Einleitung in die Thematik der Selbstbestimmung und rechtlichen Betreuung und erläutert die Relevanz der Fragestellung.
- Entstehung und Aufgabe des Betreuungsrechts: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Betreuungsrechts und vergleicht es mit dem früheren Vormundschaftsrecht. Es beschreibt den Begriff der Betreuung und die Aufgaben des Betreuungsrechts im Allgemeinen.
- Rechtliche Betreuung: Dieses Kapitel beschreibt die Voraussetzungen für die rechtliche Betreuung, darunter Volljährigkeit, psychische Krankheit oder Behinderung, Kausalität und die Erforderlichkeit der Betreuung. Es beleuchtet auch die Aufgabenkreise des Betreuers, die Geschäftsfähigkeit des Betreuten und die Person des Betreuers.
- Aufgaben des rechtlichen Betreuers: Dieses Kapitel analysiert die Position des Betreuers im Verhältnis zum Betreuten und zum Betreuungsgericht. Es untersucht die rechtliche Stellung des Betreuers im Außen- und Innenverhältnis, insbesondere im Hinblick auf die Berücksichtigung des Willens, des Wohlergehens und der Selbstbestimmung des Betreuten.
- Auswirkungen der Betreuung auf die Selbstbestimmung des Betreuten: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Auswirkungen der rechtlichen Betreuung auf die Selbstbestimmung des Betreuten. Es beleuchtet das Selbstbestimmungsrecht, die Geschäftsfähigkeit und die Einwilligungsfähigkeit sowie die Auswirkungen auf die Selbstbestimmung im allgemeinen Vertretungsrecht und im Bereich der Personensorge.
- Hemmnisse der Selbstbestimmung in der Betreuungspraxis: Dieses Kapitel identifiziert und analysiert verschiedene Hemmnisse, die der Selbstbestimmungsverwirklichung des Betreuten in der Praxis entgegenstehen. Dies umfasst unbestimmte Rechtsbegriffe, mangelnde Qualifikationsstandards, das Vergütungssystem, die Betreuung als "Outsourcingpartner" und die Themen Unterbringung und Zwangsbehandlung.
Schlüsselwörter
Selbstbestimmung, rechtliche Betreuung, Betreuungsrecht, Selbstbestimmungsrecht, Geschäftsfähigkeit, Einwilligungsfähigkeit, Personensorge, Fremdbestimmung, Hemmnisse, Betreuungspraxis, Qualifikationsstandards, Vergütungssystem, Zwangsbehandlung.
- Citar trabajo
- Monique Panow (Autor), 2016, Selbstbestimmung und rechtliche Betreuung im Recht. Das Ziel des Gesetzgebers und dessen Hemmnisse in der Praxis, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/956469