Die Liberalisierung der Weltmärkte und die damit wachsenden Risikopotenziale auf den Finanzmärkten schaffen, insbesondere für global agierende Unternehmen, veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen.
Wenngleich die Risikosteuerung mittlerweile einen Kernbereich von Finanzunternehmen und Banken darstellt, wurden in der Vergangenheit erhebliche Risikobereiche massiv unterschätzt oder zu spät erkannt. Dabei kamen oftmals ungeeignete Verfahren in der Praxis des Risikomanagements zur Anwendung.
Der heutige Standard in den Finanzinstituten nimmt eine isolierte Messung der einzelnen Risikoarten vor. Üblicherweise erfolgt dabei die grundlegende Unterteilung für die Risikoaggregation in Markt-, Kredit- bzw. operationelles Risiko. Hierbei soll eine Eigenkapitalunterlegung vorgenommen werden, die den Ansprüchen der
2007 in Kraft getretenen Basel II-Vorschriften gerecht wird.
In der Finanzwirtschaft wurden in den letzten Jahren verschiedene
Veränderungen vorgenommen, um die Auswirkungen von Krisensituationen zu minimieren. Dennoch treten bedeutsame Markteinbrüche, wie die im Jahr 2007 einsetzende Subprimekrise, die sich zur Finanzkrise ausgeweitet hat, auf. Es wird also deutlich, dass die Analyse, Messung und damit insbesondere auch die Aggregation von Risiken, wie sie im Rahmen der 2.Säule der Basel II Vorschriften vorgeschlagen wurde, in großen Teilen nicht der stetig komplexer werdenden Welt des 21. Jahrhunderts genügt. Ein Lösungsansatz besteht hier in einer ganzheitlichen Betrachtung von Risikopositionen, die im Bereich des Bankensektors durch eine integrierte risikoorientierte Gesamtbanksteuerung vollzogen werden könnte.
Probleme ergeben sich dabei in einer geeigneten Zusammenführung der einzelnen Risikokennzahlen, denn die einfache Addition von Werten ist nicht zweckmäßig. Vielmehr gilt es, die Diversifikationspotenziale zwischen den Risikoarten zu berücksichtigen.
Einen alternativen Ansatz bietet hier die Modellierung mit Hilfe von Copula-Funktionen. Der Vorteil von Copulas liegt in der Möglichkeit, beliebig verteilte Zufallsvariablen mit beliebigen Abhängigkeitsstrukturen zu neuen gemeinsamen Verteilungsfunktionen verknüpfen zu können.
Für ein verbessertes Verständnis der komplexen Strukturen von Copula-Modellen soll dieses Papier mit dem speziellen Fokus des Bankensektors einen anwendungsorientierten Beitrag leisten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Risikomanagement in Banken
- Hierarchische Klassifikation der Bankenrisiken
- Kreditrisiko
- Marktrisiko
- Operationelles Risiko
- Value-at-Risk als Kennzahl zur Quantifizierung von Risikopotentialen
- Copula-Funktionen und ihre Anwendung auf finanzielle Risikoarten
- Definition und Bedeutung von Copulas in der Finanzwissenschaft
- Archimedische Copulas
- Simulationsstudie finanzwirtschaftlicher Risikoarten unter Anwendung der Clayton-Copula
- Datenbasis und Aufbaustruktur der Simulation
- Anwendbarkeit der Clayton-Copula für die Aggregation von bankspezifischen Risiken
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Beitrag befasst sich mit der Risikosteuerung von Banken in Zeiten der Finanzkrise und untersucht alternative Ansätze zur Aggregation von Risikopotenzialen. Im Fokus steht die Anwendung von Copula-Funktionen als Werkzeug zur Modellierung und Integration verschiedener Risikoarten, die im herkömmlichen Risikomanagement isoliert betrachtet werden.
- Klassifikation und Analyse von Bankenrisiken (Kredit-, Markt- und operationelles Risiko)
- Bedeutung und Anwendung von Copula-Funktionen in der Finanzwirtschaft
- Bewertung der Anwendbarkeit von Copula-Modellen für die Risikosteuerung in Banken
- Simulation und Aggregation von Risikoarten unter Verwendung der Clayton-Copula
- Kritische Würdigung der Verwendung von Copulas in der Risikobewertung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Problematik der Risikosteuerung in Banken vor, insbesondere in Zeiten der Finanzkrise. Sie hebt die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung von Risikopositionen hervor und kritisiert die herkömmlichen Methoden, die sich auf eine isolierte Messung von Risikoarten konzentrieren.
- Kapitel 2 bietet einen Überblick über das Risikomanagement in Banken. Es erläutert die hierarchische Klassifizierung von Bankenrisiken, insbesondere Kredit-, Markt- und operationelles Risiko, und stellt den Value-at-Risk (VaR) als zentrale Kennzahl der Risikomessung vor.
- Kapitel 3 widmet sich den theoretischen Grundlagen der Copula-Funktionen und erklärt ihre Bedeutung für die Finanzwissenschaft. Es untersucht die Eigenschaften von Archimedischen Copulas und ihre Anwendung für die Modellierung von Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Risikoarten.
- Kapitel 4 beschreibt eine Simulationsstudie zur Aggregation von finanzwirtschaftlichen Risikoarten unter Verwendung der Clayton-Copula. Es erläutert die Datenbasis und die Aufbaustruktur der Simulation und diskutiert die Anwendbarkeit der Clayton-Copula für die Aggregation von bankspezifischen Risiken.
Schlüsselwörter
Risikomanagement, Banken, Finanzkrise, Copula-Funktionen, Risikoaggregation, Clayton-Copula, Kreditrisiko, Marktrisiko, Operationelles Risiko, Value-at-Risk (VaR).
- Quote paper
- D S (Author), 2009, Alternativen der Risikosteuerung von Banken in Zeiten der Finanzkrise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175914