Wikipedia als Teil der Wissenskultur am Beispiel Ernst Cassirers


Term Paper (Advanced seminar), 2013

28 Pages, Grade: 1


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Wikipedia als Teil der Wissenskultur
2.1 Die Entstehung von Wikipediaartikeln
2.2 Wikipedia – eine freie Enzyklopädie?

3 Wikipedia im wissenschaftlichen Diskurs
3.1 Wissen und Information
3.2 Wikipedia als Enzyklopädie

4 Ernst Cassirers Biographie als beispielhafter Prozess in Wikipedia
4.1 Der Eintrag über Ernst Cassirer und dessen Entwicklung
4.2 Ernst Cassirers Biographie in gedruckten Werken

5 Schluss

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Im Zeitalter der intensiven Nutzung der neuen Medien entstehen Plattformen und Gruppen, die sich als Ziel gesetzt haben, enzyklopädisches Wissen einer großen Zahl von Userinnen und Usern zur Verfügung zu stellen. Der Vorteil dieser Plattformen ist der unkomplizierte Zugriff, der teilweise mit dem Mobiltelefon erfolgen kann und den Besuch von Bibliotheken nicht mehr voraussetzt. Diese Arbeit soll sich mit jener neuen Art von Enzyklopädie unter besonderer Berücksichtigung von Wikipedia befassen. Es gibt kaum eine Internetuserin / einen Internetuser, der nicht schon die Website Wikipedias besucht hat. Da eine Untersuchung Wikipedias den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, soll Wikipedia als Teil der Wissenskultur analysiert und der epistemologische Wert erfasst werden. Als Beispiel für die Funktionsweise von Wikipedia wird die Darstellung der Biographie Ernst Cassirers näher untersucht und mit gedruckten Enzyklopädien verglichen.

Ein besonderes Problem, dem in dieser Arbeit Rechnung getragen werden muss, ist die Kurzlebigkeit der Einträge bei Wikipedia. Aus diesem Grund soll Wikipedia auch auf der Metaebene untersucht werden, um diese Kurzlebigkeit mit einer Strukturanalyse zu erfassen.

Diese Arbeit soll Wikipedia als Teil der Forschungskultur untersuchen, die Wissenschaftlichkeit Wikipedias mit Blick auf die Epistemologie analysieren, am Beispiel der Biographie Ernst Cassirers beurteilen und mit anderen Enzyklopädien vergleichen.

Methodisch eignet sich hier ein hermeneutischer und vergleichender Ansatz, der, vor allem vom Wikipediaartikel über Ernst Cassirer ausgehend, Schlüsse auf die Funktionsweise von Wikipedia erlauben soll. Bevor die Biographie einer eingehenden Betrachtung unterzogen wird, soll Wikipedia hinsichtlich seiner Wissenschaftlichkeit geprüft werden.

Jede Internetuserin / jeder Internetuser ruft bei Wissensdefiziten gerne die Website www.wikipedia.com auf und hofft auf eine zufriedenstellende Antwort, doch nur wenige sind sich bewusst, was hinter dem Wissen auf Wikipedia steht.

2 Wikipedia als Teil der Wissenskultur

Wikipedia präsentiert im Internet Texte über Personen, Ereignisse und Vorgänge. Diese Texte durchwandern den Prozess eines eigenen Peer-Reviews, der sich bei Wikipedia wesentlich vom bekannten Peer-Review unterscheidet. Es stellt sich daher nicht nur die Frage, wie Artikel auf Wikipedia entstehen, sondern auch die Frage, ob die Steuerung der Prozesse mit der heutigen Auffassung einer demokratischen „Wissens“ –Gesellschaft vereinbar ist.

2.1 Die Entstehung von Wikipediaartikeln

Wikipedia hat das Ziel aus den Ressourcen, welche die intellektuelle Welt bietet, zu schöpfen, um dieses Wissen öffentlich zu machen und kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Das Wiki-System sieht vor, dass jeder Besucher der Webseiten der Wikipedia Artikel und Beiträge verfassen und Texte ändern kann, ohne sich anmelden zu müssen. Bestimmte, dauerhaft umstrittene Artikel können jedoch von nicht angemeldeten oder neu angemeldeten Benutzern nicht bearbeitet werden (hierbei handelt es sich um eine sogenannte Halbsperre); es kommt auch vor, dass ein Artikel aktuell so stark umstritten ist oder mutwillig entstellt wird ( Vandalismus), dass er für jegliche Bearbeitung vollgesperrt wird.[1]

Das System sieht also vor, dass jede / jeder einen Artikel verfassen kann. Diese Artikel sind aber in sich wieder gegliedert. Es gibt nämlich Artikel, die nur von angemeldeten oder bereits länger angemeldeten Mitgliedern verfasst werden dürfen. Nach dem Erscheinen eines Artikels kann ein Streit um diesen Artikel entstehen, so dass die Bearbeitung eingeschränkt werden kann. Dieser Streit lässt sich zumeist in der „Diskussion“ nachvollziehen. Die „Diskussion“ findet sich als Reiterkarte bei jedem Artikel standardmäßig angefügt und kann der Userin / dem User Aufschluss über inhaltliche Auffassungsunterschiede geben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Diskussion (Quelle: Großglockner. http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=117619657 (letzte Aktualisierung am 04.06.2013, abgerufen am 07.06.2013))

Die Diskussion über einen Artikel wird zumeist über die Inhalte und Korrekturen bei Wikipedia geführt. Sehr viele Userinnen und User verfassen einen Artikel bei Wikipedia und beobachten dann die Korrekturen und Einträge. Bei Problemen führen Sie dann ihre Einwände in der Diskussion an. So findet man z.B. in der Großglocknerdiskussion einen Einwand gegen den Bezugspunkt.

Hallo, warum hast du die Königspitze durch den Ortler als Bezugspunkt ersetzt? Lt. Google Earth ist die Königspitze 175,17 km, der Ortler aber 175,65 km entfernt. Auch unter peakbagger.com wird die Königspitze, dort 174.59 km, als Referenzberg angegeben.[2]

Die Diskussion kann auch dazu führen, dass ein sogenannter „Nofollow“ – Link eingeführt werden kann, der es Suchmaschinen wie Google oder Yahoo unmöglich macht, den Beitrag zu verlinken. Dieser „Nofollow“ – Link wird von den Suchmaschinen verwendet und findet sich zumeist direkt im Quellcode in der Form „<a href="http://www.beispielseite.at/" rel="nofollow">TEXT</a>“. Für Wikipedia bedeutet dieser Link aber, dass der Artikel im Internet besonders schwer zu finden ist. Besonders umstritten ist dieser Link auch deshalb, weil er für manche Userinnen und User eine Form von Zensur darstellt.[3]

Diese Art des Eingriffes stellt eine Besonderheit von Wikipedia dar, da Wikipedia von sich behauptet, eine freie Enzyklopädie zu sein und auf gegenseitige Kontrolle der Userinnen und User angewiesen zu sein.

Eine eigentliche Redaktion gibt es nicht, das Prinzip basiert vielmehr auf der Annahme, dass sich die Benutzer gegenseitig kontrollieren und korrigieren. Die deutschsprachige Wikipedia hat 2008 das System der Sichtung eingeführt. Dadurch wird allen unangemeldeten Benutzern standardmäßig die letzte gesichtete Version eines Artikels angezeigt, die frei von offensichtlichem Vandalismus ist. Neuere, ungesichtete Versionen bereits gesichteter Artikel werden angemeldeten Benutzern standardmäßig angezeigt, können aber auch von unangemeldeten Benutzern über den Reiter Ungesichtete Änderung aufgerufen werden.[4]

Die freie Nutzung, die freie Autorenschaft und die gegenseitige Kontrolle, die als Beispiel für die Demokratie bei Wikipedia galt, wurden 2008 durch das System der Sichtung abgelöst. Die Sichtung wird von Personen durchgeführt, die mehr Rechte als andere Benützerinnen und Benützer haben. In der „Versionsgeschichte“, einer Reiterkarte rechts der Reiterkarte „Diskussion“, scheinen alle redaktionellen Änderungen auf. Üblich ist es, diese Änderungen zu kommentieren, um die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Versionsgeschichte (Quelle: „Diskussion: Großglockner“ – Versionsgeschichte. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Gro%C3%9Fglockner&offset=20110501220203&limit=500&action=history (letzte Aktualisierung am 04.06.2013, abgerufen am 07.06.2013))

Nach dem Verfassen eines Artikels durch eine Internetuserin / einen Internetuser wird der Artikel der Community der Wikipediabenutzerinnen und – benutzer zur Verfügung gestellt. Der Artikel wird dann gemeinsam überarbeitet und in der deutschsprachigen Version seit 2008 einem „Review“ unterzogen, das von Personen mit höherer Berechtigung im Rahmen einer Freigabe durchgeführt wird. Auf welche Art und Weise sich diese Personen qualifizieren, einen höheren Status als andere zu haben, lässt sich vom Verfasser eines Beitrags nicht nachvollziehen. Auch wenn angenommen werden muss, dass der Verfasser eines Beitrags fachlich kompetent sein muss, kann dieses für die weitere Version nicht gewährleistet werden, da die Wikipediaphilosophie, dass jede / jeder schreiben darf, nicht immer dazu führt, dass ein Artikel besser wird. Themen, wie z.B. Adolf Hitler, führen zu Auffassungsunterschieden der Verfasserinnen / Verfasser und liefern damit dem System der Sichtung ein Argument.

[...]


[1]Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia (letzte Aktualisierung am 8. Mai 2013, abgerufen am 6. Juni 2013)

[2]Diskussion: Großglockner. http://de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=107954483 (letzte Aktualisierung am 04.06.2013, abgerufen am 07.06.2013)

[3]GünterSchuler,Wikipedia inside. Die Online-Enzyklopädie und ihre Community (Münster 2007), 71–74

[4]Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia

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Details

Title
Wikipedia als Teil der Wissenskultur am Beispiel Ernst Cassirers
College
University of Vienna  (Geschichte)
Course
Probleme und Themen der Wissenschaftsgeschichte
Grade
1
Author
Year
2013
Pages
28
Catalog Number
V267433
ISBN (eBook)
9783656579878
ISBN (Book)
9783656579816
File size
1191 KB
Language
German
Keywords
wikipedia, teil, wissenskultur, beispiel, ernst, cassirers
Quote paper
Mag. Thomas Jaretz (Author), 2013, Wikipedia als Teil der Wissenskultur am Beispiel Ernst Cassirers, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267433

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