Die Abkehr von den fachspezifischen Qualifikationen hin zu umfassenden Kompetenzen, welche diese zwar einschließen aber weit darüber hinaus gehen, wird im Zuge der Diskussion um die Anpassung der beruflichen Ausbildung an die dramatischen Veränderungen
in der Berufswirklichkeit seit längerem gefordert.
So zeigte Mertens bereits im Jahre 1974 auf, dass die Zerfallszeit der erworbenen Qualifikationen
positiv mit ihrer Praxisnähe und negativ mit ihrem Abstraktionsniveau korreliere.
Er forderte ein Abrücken von der Tendenz, angesichts der Unsicherheit über die Entwicklung der Arbeitsanforderungen das Angebot an Faktenwissen zu verbreitern.
Stattdessen solle eine Hinwendung zu einer flexiblen Gestaltung der Bildungsinstitutionen
und zu einer stärkeren Orientierung der Lernprozesse an transferfähigen Problemlösungsfähigkeiten
und Kompetenzstrukturen angestrebt werden. Dohmen beschrieb dies folgendermaßen:
„In einer Zeit, in der aus dramatischen Umbrüchen und Transformationen
eine noch weitgehend unbekannte Zukunft entsteht, müssen auch
im Berufsbildungsbereich über die Vermittlung aktuell funktionsspezifischer
„Qualifikationen“ hinaus verstärkt persönliche „Kompetenzen“
entwickelt werden. Denn sie sind offenere subjektive Potentiale und
Verhaltensdispositionen, die sich laufend durch die konstruktivlernende
Verarbeitung von Erfahrung und Informationen weiterentwickeln..." (Dohmen 1996, S. 3).
Daraus verändern sich konsequenterweise der pädagogische Auftrag und das konkrete
Unterrichten. Diese Veränderungen werden sowohl in der Didaktik als auch in der Lern- und Hirnforschung breit diskutiert und zum Teil auch vehement eingefordert, so dass der Eindruck entsteht, dieser
Paradigmenwechsel sei irreversibel.
Ich möchte nun mit dieser Arbeit in komprimierter Form den Fragen nachgehen, ob
dieser Paradigmenwechsel mit der Einführung des Lernfeldkonzeptes (LFK) im schulischen
Teil der beruflichen (Erst-) Ausbildung möglich ist. Ich werde die Vor- und
Nachteile der Einführung des LFKs aufzeigen und darauf hinweisen, was bei der unterrichtlichen
Umsetzung grundsätzlich beachtet werden sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Definitionen Handlungsfelder, Lernfelder, Lernsituationen und deren strukturell-curricularer Zusammenhang
- Wesen des Lernfeldkonzeptes
- Vorteile, Chancen und Stärken des Lernfeldkonzeptes gegenüber einer Fächersystematik
- Nachteile, Risiken und Schwächen des Lernfeldkonzeptes gegenüber einer Fächersystematik
- Resümee, Diskussion und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Lernfeldkonzept (LFK) im schulischen Teil der beruflichen (Erst-) Ausbildung. Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen, pädagogischen Intentionen sowie Chancen, Risiken, Stärken und Schwächen der Implementierung des LFKs aufzuzeigen. Dabei wird insbesondere auf den Vergleich zum herkömmlichen Fächersystem eingegangen.
- Theoretische Grundlagen des Lernfeldkonzeptes
- Pädagogische Intentionen und didaktische Konzeption des LFKs
- Vorteile und Chancen des LFKs für die berufliche Bildung
- Risiken und Schwächen der Lernfeldkonzeption
- Praktische Implementierung des LFKs im schulischen Teil der Berufsausbildung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Arbeit stellt den aktuellen Diskurs über die Notwendigkeit von Kompetenzorientierung in der beruflichen Ausbildung dar und führt die Relevanz des Lernfeldkonzepts in diesem Kontext aus.
- Definitionen: Die zentralen Begriffe des LFKs, wie Handlungsfelder, Lernfelder und Lernsituationen, werden anhand von Arbeitsdefinitionen präzisiert und in ihren strukturell-curricularen Zusammenhang eingeordnet.
- Wesen des LFKs: Dieses Kapitel beleuchtet die grundlegenden Prinzipien des Lernfeldkonzepts und erklärt, wie es die Verbindung zwischen beruflichen Aufgaben und Lernprozessen herstellen soll.
- Vorteile, Chancen und Stärken: Die Arbeit untersucht die Vorzüge des LFKs im Vergleich zum klassischen Fächersystem. Hier werden die Stärken in Bezug auf Kompetenzentwicklung, Praxisbezug und Flexibilität herausgestellt.
- Nachteile, Risiken und Schwächen: Im Gegensatz dazu werden die Nachteile und Risiken des Lernfeldkonzeptes im Vergleich zum Fächersystem beleuchtet. Themen wie mögliche Überforderung von Lernenden, Gefahr der Oberflächlichkeit und Schwierigkeiten bei der Umsetzung werden behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die zentralen Begriffe und Konzepte der beruflichen Bildung, insbesondere im Kontext des Lernfeldkonzeptes. Hierzu gehören Begriffe wie Handlungsfelder, Lernfelder, Lernsituationen, Kompetenzorientierung, Praxisbezug, Fächersystematik, didaktische Analyse, Lehr- und Lernprozesse, sowie die Herausforderungen der Umsetzung des LFKs in der beruflichen Ausbildung.
- Citar trabajo
- Karsten Hartdegen (Autor), 2005, Chancen und Risiken des Lernfeldkonzepts in der beruflichen (Erst-)Ausbildung. Grundlagen und pädagogische Intentionen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43725