Extrait
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Voraussetzungen für Unternehmensgründungen
2.1.1 Persönliche Voraussetzungen
2.1.2 Sachliche Voraussetzungen
2.2 Finanzierung der Gründungsidee
3 Bearbeitung der Fallstudie
3.1 Kapitalwert der Investition
3.2 Erstes Investitionsszenario
3.3 Alternativinvestition
3.4 Unternehmenskrisen und Sanierungen
3.5 Verhindern von Unternehmenskrisen
4 Fazit und Ausblick
5 Tabellenverzeichnis
6 Abkürzungsverzeichnis
7 Abbildungsverzeichnis
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Während, getrieben durch den Erfolg der großen Silicon-Valley Unternehmen, zahlreiche Start-ups, besonders in den USA, gegründet werden, ist Deutschland hier immer noch sehr träge. Trotz beliebter TV-Formate wie „Die Höhle der Löwen“[1], in welcher um Geld für markttragfähige Ideen geworben wird, trauen sich nach wie vor nur wenige Menschen, ihre Gründungsidee in die Realität umzusetzen und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Stellt man der Anzahl der Neugründungen die Liquidationen von Unternehmen gegenüber, zeichnet Deutschland hier sogar ein negatives Bild (vgl. Abbildung 1), obwohl bekannte einheimische Gründungs- und Gründungskapitalwebsites einen durchweg positiven Eindruck der Kapitalbeschaffung in der Bundesrepublik zu vermitteln versuchen.[2]
Doch um Kapital für die Gründungsidee zu erhalten, müssen entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden und der Gründer muss sich der verschiedenen, vielzähligen Finanzierungsoptionen und Risiken bewusst sein, um ein frühes Scheitern größtenteils auszuschließen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Existenzgründungen und -liquidationen in Deutschland im Jahr 2016 (Quelle: Statista)[3]
1.2 Zielsetzung
Das Ziel dieser Arbeit bzw. Fallstudie soll die Darstellung der grundlegenden Voraussetzungen für eine Gründung sowie der gängigen Finanzierungsformen sein; darüber hinaus soll ein Gespür für sich anbahnende Unternehmenskrisen geweckt und Möglichkeiten für deren Überwindung aufgezeigt werden. Dafür wird im theoretischen Teil zuerst dargelegt, welche persönlichen und sachlichen Voraussetzungen vom Gründer verlangt werden. Im Anschluss daran folgt eine Übersicht der zur Verfügung stehenden Finanzierungsformen sowie eine kurze Evaluation, welche für Neugründungen am günstigsten sind. Um einer Liquidation zu entgehen, sollen außerdem die Krisen, in die ein Unternehmen geraten kann, erläutert werden, um schlussendlich eine – und, mithilfe der Fallstudie, praktische – Übersicht zu geben, was für die eigene Gründung bedacht werden muss, um die Chance auf unternehmerischen Erfolg zu wahren.
1.3 Aufbau der Arbeit
Im folgenden Kapitel sollen zuerst die theoretischen Grundlagen erläutert werden, welche sich in vorliegender Arbeit um die zur Gründung notwendigen persönlichen und sachlichen Voraussetzungen sowie verfügbare Finanzierungsformen, insbesondere für neugegründete Unternehmen, drehen. Anschließend sollen im dritten Kapitel die aus der Fallstudie ersichtlichen Investitionsszenarien berechnet werden. Hierfür wird – nach dessen Definition – der Kapitalwert eines Szenarios mit einem Alternativinvestment verglichen und eine Auswahlempfehlung diskutiert, gefolgt von möglichen daraus aufkeimenden Unternehmenskrisen, und wie diesen begegnet werden kann. Abgeschlossen wird die Arbeit durch ein Fazit der gewonnenen Erkenntnisse sowie einem Kommentar.
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Voraussetzungen für Unternehmensgründungen
Als Einstieg in den theoretischen Teil dieser Fallstudie soll zuerst beschrieben werden, welche persönlichen und sachlichen Voraussetzungen für die erfolgreiche Unternehmensgründung gegeben sein müssen und welche Finanzierungsoptionen verfügbar sind, um die operative Geschäftstätigkeit nicht nur aufzunehmen, sondern auch beizubehalten.
2.1.1 Persönliche Voraussetzungen
Betrachtet man die persönlichen Voraussetzungen, so ist vor allem die Persönlichkeit des Gründers von Bedeutung. So beschrieb Phil Knight, ehemaliger Gründer und CEO von Nike, sein Leben als Entrepreneur wie folgt: „As a young entrepreneur I became distressingly familiar with that feeling of going to sleep each night, waking up each day, owing many people a sum far greater than I could repay.”[4] Diese Gefühlslage hat ihren Ursprung in mehreren Ursachen, welche im Folgenden detailliert beschrieben werden sollen.
Der Gründer ist unumstritten der Dreh- und Angelpunkt einer jeden Unternehmensgründung. Er entwirft und entwickelt die Gründungsidee und initiiert und begleitet den Gründungsprozess.[5] Durch den Aufschwung, den die Gründungsforschung in den vergangenen Jahren erfuhr, wurden die Erkenntnisse aus den Analysen der Erfolgsfaktoren zudem unter dem Begriff der „Gründungspersönlichkeit“ zusammengefasst.[6]
Doch welche Merkmale zeichnen eine erfolgreiche Gründerpersönlichkeit aus? Pott und Pott nennen acht wiederkehrende charakteristische Merkmale, welche sich auf eine Gründung positiv auswirken können, wobei jedoch betont wird, dass der empirische Nachweis schwierig ist.[7] Für einen tieferen Einstieg sowie die Vor- und Nachteile dieser sogenannten universellen Eigenschaftstheorien sei aus Platzgründen daher auf den Studienbrief „ Personalführung “ verwiesen.[8] Abbildung 2 zeigt die Merkmale von Pott und Pott in der Übersicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Merkmale der Gründerpersönlichkeit (eigene Darstellung in Anlehnung an Pott und Pott 2015)
Führend für die Gründungspersönlichkeit ist ein hohes Maß an Innovativität, welche erfolgreiche Gründer in einem sich konstant ändernden Umfeld nutzen, um Marktchancen zu erkennen und erfolgreiche Produkte zu entwickeln. Diese Weitsicht kann man auch als „visionäres Denken“ bezeichnen.
Ein weiteres Merkmal ist eine hohe Leistungsmotivation. Diese benötigt der Gründer, um sich trotz hohem Arbeitspensum und zu Beginn vergleichsweise meist wenig monetärem Anreiz immer wieder selbst zu motivieren und auch bei Rückschlägen weiter an der Umsetzung der Gründungsidee festzuhalten. Der Gründer hinterfragt sich ständig und versucht stets, das eigene Produkt bzw. die eigene Dienstleistung weiter zu verbessern und sich persönlich weiterzuentwickeln.
Den Faktor der Risikobereitschaft gliedern die Autoren in drei Kategorien. So ist zwischen dem sozialen, dem finanziellen und dem gesundheitlichen Risiko zu unterscheiden, wobei generell gilt, dass für die Unternehmensgründung eine mittlere Risikobereitschaft des Gründers am vielversprechendsten ist, um erfolgreich zu sein. Zu hohe Risiken können ein schnelles Ende des Unternehmens bedeuten, während eine geringe Risikobereitschaft das unternehmerische Handeln sehr einschränkt. So stellt das finanzielle Risiko eine Zahlungsverpflichtung gegenüber einem Investor – welcher beispielsweise auch aus der eigenen Familie oder dem Freundeskreis kommen kann – dar, da die wenigsten Gründer alle notwendigen Investitionen aus eigener Kraft tätigen können. Dies wird besonders durch die Situation des Unternehmers beeinflusst – hat dieser beispielsweise eine Familie zu versorgen, dürfte die Risikobereitschaft im finanziellen Bereich deutlich niedriger sein, als bei einer ledigen Person, die im Anschluss an ein Studium gründet. Des Weiteren zeigt sich das soziale Risiko einerseits durch den Verlust an Reputation, den ein Scheitern mit sich bringt, als auch in der Belastung für das soziale Umfeld des Gründers, bedingt durch den hohen notwendigen Arbeitseinsatz. Besonders in Deutschland vermisst man häufig die „Kultur der zweiten Chance“. So werden gescheiterte Unternehmer häufig stigmatisiert, obwohl das Scheitern an sich, wenn es zu Erkenntnissen und einer Weiterentwicklung führt, generell als positiv anzusehen ist.[9] Zu guter Letzt ist das gesundheitliche Risiko zu nennen, das Eingeständnis, dass mit der Gründung und der damit einhergehenden hohen Arbeitsbelastung natürlich auch Stress entsteht, dem der Gründer gewachsen sein muss.
Ein weiteres Merkmal der Gründungspersönlichkeit ist die Fähigkeit zur Kontrolle und Organisation. Ein hohes Maß an Selbstorganisation zur Einhaltung von Terminen und Plänen ist ebenso notwendig wie die Fähigkeit, Arbeitsfortschritte zu kontrollieren und ggf. zu intervenieren, um Ergebnisse und Ziele zu erreichen.
Ein „weiches“ Merkmal stellt die Überzeugungskraft dar, die der Gründer besitzen sollte, um Investoren, Kunden, Mitarbeiter und weitere Stakeholder von der Idee zu überzeugen und sie für diese zu gewinnen.
Ergänzend hierzu benötigt der Gründer außerdem ein gewisses Maß an sozialer Kompetenz, um das Umfeld auch in der richtigen Art und Weise anzusprechen, so dass die Überzeugung überhaupt erst gelingen kann.
Die notwendige unternehmerische Initiative zeigt sich durch die Fähigkeit, Probleme aufzufinden und anzugehen sowie das Beibehalten einer gewissen Dynamik, um sich den sich ändernden Umweltgegebenheiten anpassen zu können. Dies kann zudem motivierend für die Mitarbeiter wirken, ebenfalls Probleme zu erkennen und zu lösen.
Mit dem Faktor der Stabilität wird, zusätzlich zu den oben genannten gesundheitlichen Risiken, eine erhöhte Stressresistenz und die emotionale Festigung bezeichnet. Diese sind notwendig, um Rückschläge zu verkraften und Probleme als Chancen zu erkennen.
Abschließend wird noch der Faktor der Teamfähigkeit genannt, welcher die Akzeptanz der eigenen Grenzen der Kompetenz und Fähigkeiten beinhaltet. Sobald weitere Mitarbeiter in die Unternehmung aufgenommen werden, sollten die verschiedenen Blickwinkel auf Probleme zur Verbesserung der Lösung genutzt werden, ein aktives Feedback der Kollegen untereinander hilft bei der persönlichen Weiterentwicklung.[10]
Neben der Persönlichkeit des Gründers gibt es noch weitere Voraussetzungen, die für die Gründung erfüllt sein sollten. So ist es wichtig, sicher zu sein, welches Produkt bzw. welche Dienstleistung vertrieben werden soll.
Auch die Beweggründe, warum gegründet wird, sind für etwaige Kapitalgeber wichtig. Jemand, der überschuldet ist und versucht, Kapital für seine Idee aufzubringen, wird nur schwer eine Bank überzeugen können, ihm selbiges zu überlassen.
Die Wahl des Standorts ist darüber hinaus auch mit dem Aspekt der Wettbewerber wichtig. Kennt der Gründer seine potentiellen Wettbewerber und steigt eventuell regional mit diesen in den Wettkampf? Ist der Standort attraktiv genug, qualifizierte Kandidaten für offene Stellen anzuziehen? Diese Fragen sollte sich der Gründer im Zuge der Standortwahl stellen.
Zu guter Letzt sollte natürlich auch die Geschäftsidee bzw. das Produkt genau analysiert werden. Ist der damit angepeilte Markt überhaupt groß genug, um für ein existenzsicherndes Einkommen zu sorgen?[11]
Teilweise werden diese Faktoren, wie zum Beispiel die Wahl des Standortes, im Businessplan erläutert und definiert. Dieser gehört zu den sachlichen Voraussetzungen, die im folgenden Kapitel erläutert werden sollen.
2.1.2 Sachliche Voraussetzungen
Analysiert man die sachlichen Voraussetzungen, die zur Aufnahme der operativen Geschäftstätigkeit notwendig sind, gliedert beispielsweise Kollmann diese in 5 Phasen. Nachdem die dem Unternehmen zugrundeliegende Geschäftsidee gefunden ist, sollte zuerst geprüft werden, ob diese denn Erfolgsaussichten besitzt (Ideenfindungs-Phase). Im Anschluss sollte die Idee konkretisiert und in einem Businessplan ausformuliert werden (Ideenformulierungs-Phase). Im Anschluss wird die Idee in der Ideenumsetzungs-Phase umgesetzt. Da, besonders in digitalen Geschäftsfeldern, die Idee zudem konstant weiterentwickelt und an den Markt angepasst werden muss, folgt die Phase der Ideenintensivierung, welche abschließend noch von der Phase der Ideenfortführung, in der die Etablierung der Idee bzw. des Produktes am Markt geschieht, abgerundet wird.[12]
Wichtigstes Instrument an dieser Stelle ist der Businessplan. Grundlegende Bestandteile eines Businessplans sind nach Pott und Pott die Kundenbedürfnisse, die das Produkt der Gründung befriedigen soll, eine Markt- und Wettbewerbsanalyse, die Finanzierungsmöglichkeiten sowie Produktionsfaktoren.[13] Weitere Gliederungspunkte umfassen die Executive Summary, sozusagen eine Kurzfassung der Kernpunkte des Plans, der Produkte und der Dienstleistungen, die angeboten werden sollen sowie die Marketing- und Vertriebsaktivitäten, die dem Verkauf der Produkte bzw. Dienstleistungen dienen sollen. Im Weiteren wird auf das Geschäftsmodell und die angestrebte Organisationsstruktur eingegangen und das Management- bzw. Gründerteam vorgestellt. Eine Darstellung der Qualifikationen der Beteiligten bietet sich hier an. Der Realisierungsfahrplan ist sinngemäß ein Aktionsplan, der die nächsten großen Meilensteine bis zur Aufnahme der Markttätigkeit abbildet. Zu guter Letzt sollten Chancen und Risiken genannt werden, die in einem Best-Case- und einem Worst-Case-Szenario aufgezeigt werden. In seltenen Fällen kann außerdem auf die Rechtsform der Unternehmung oder auf die Beteiligungsstruktur eingegangen werden.[14] Wichtig ist, den Businessplan nicht als statisches Werk, sondern vielmehr als lebendiges, sich ständig weiterentwickelndes Arbeitsbuch zu sehen, das im Verlauf der Gründung mehrfach aktualisiert und angepasst werden muss.[15]
2.2 Finanzierung der Gründungsidee
Jede operative Tätigkeit im geschäftlichen Umfeld benötigt ein entsprechendes Maß an finanziellem Kapital, um einen Input in einen Output zu verwandeln. Deshalb ist es für Gründer unausweichlich, sich mit dem Thema Finanzierung frühzeitig auseinanderzusetzen und eine für das eigene Geschäftsmodell als auch eine für die Phase der eigentlichen Unternehmung passende Finanzierungsform zu finden.[16] Hierzu wird, dem den Silicon Valley Firmen zuzuschreibenden immensen Erfolg, häufig von Venture Capital oder zu Deutsch Wagniskapital gesprochen. Seit dem nach Erholung der geplatzten Dotcom-Blase anhaltenden Boom in den USA und dem erneuten Aufkommen der Start-up-Szene in Deutschland gibt es inzwischen auch einige Venture-Capital-Geber (VC) in der Bundesrepublik, auch wenn diese im Vergleich zu den namhaften US-Investoren sehr viel kleinere Volumina an Kapital vergeben – in Deutschland zum Beispiel ca. 241 Millionen EUR im Jahr 2012, verglichen mit knapp 29 Milliarden USD in den Vereinigten Staaten im selben Jahr.[17] So fördern immer mehr traditionelle, große Firmen wie Daimler oder die Otto-Gruppe junge, innovative Gründer, einerseits natürlich zum Selbstzweck der Innovationssteigerung, andererseits auch aus Gründen der Diversifizierung.[18] Bekannte aktive deutsche VC sind zum Beispiel Rocket Internet und Project A, welche als operativer VC mit Kapital u. a. der Otto-Gruppe Gründer unterstützen.[19]
Vor der Akquise von Kapital für die Gründung sollte jedoch zumindest ein theoretisches Basiswissen über die verschiedenen Formen der Finanzierung vorhanden sein – denn nicht nur Wagniskapital stellt eine Option für Gründer dar. Deshalb sollen im Folgenden diese vorgestellt werden.
[...]
[1] Vgl. Sony Pictures Television (o. J.).
[2] Vgl. Hahn (2014), S. 5.
[3] Statistisches Bundesamt/IfM Bonn (2017).
[4] Vgl. Knight (2017), Pos. 5513 (Kap. "Acknowledgments", 1. Abs.).
[5] Vgl. Pott/Pott (2015), S. 28.
[6] Vgl. Fröhlich (2012), S. 24.
[7] Vgl. Fröhlich (2012), S. 8.
[8] Vgl. Reinhardt/Schweiker/Högerle (2016).
[9] Vgl. Kuckertz (2017), S. 59.
[10] Vgl. Pott/Pott (2015), S. 29-33.
[11] Vgl. Land Brandenburg (2017).
[12] Vgl. Kollmann (2016), S. 120.
[13] Vgl. Pott/Pott (2015), S. 195.
[14] Vgl. Pott/Pott (2015), 201 f.
[15] Vgl. Schmitt (2013), S. 45.
[16] Vgl. Hahn (2014), S. 19.
[17] Vgl. Bröse/Streim (2013).
[18] Vgl. Stüber (2018).
[19] Vgl. Otto Group (o. J.).