Die Anfänge der Inquisition und der Inquisitor Konrad von Marburg


Seminararbeit, 2003

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Entwicklung der Inquisition
2.1 Die Anfänge der Ketzerverfolgung
2.2 Das Gerichtsverfahren am Anfang der Ketzerverfolgung
2.3 Die Entwicklung unter Innozenz III
2.4 Die Ketzerbekämpfung unter Gregor IX:
2.5 Die Ketzerbekämpfung durch die Dominikaner

3. Konrad von Marburg
3.1 Das Leben des Konrad von Marburg / kurze Biographie
3.2 Konrads Wirken in Thüringen als Seelenführer Elisabeths
3.3 Konrads Tätigkeit als Inquisitor
3.4 Konrads Nachwirken

4. Fazit und Zusammenfassung

5. Literaturangabe

1. Einleitung

Ketzerei ist „eine besondere Art des Unglaubens, sich beziehend auf diejenigen, die den Glauben an Christus zwar bekennen, aber dessen Lehrsätze verderben“[1].

So beschreibt Thomas von Aquin die Gemeinschaften, deren Verfolgung im Laufe des 12. und 13. Jahrhundert herausgebildet und perfektioniert wurde – die Inquisition.

In dieser Seminararbeit geht es darum, die Anfänge und die Entwicklung der Inquisition darzustellen. Die beiden Päpste Innozenz III. und Gregor IX. sind dabei von besonderer Bedeutung. Auch die Vollzugsorgane der Inquisition werden in dieser Arbeit Beachtung finden. Dabei handelt es sich zum einen um den Orden der Dominikaner und zum anderen um den Inquisitor Konrad von Marburg, der als einzelne Persönlichkeit vorgestellt wird.

An dieser Stelle werde ich nicht nur seine Biographie und die Tätigkeit als Inquisitor berücksichtigen, sondern auch auf seine äußerst interessante Persönlichkeit eingehen.

2. Die Entwicklung der Inquisition

2.1 Die Anfänge der Ketzerverfolgung

Durch das zunehmende Anwachsen der häretischen Gruppen entwickelte sich im Laufe des 11. Und 12. Jahrhunderts schnell ein Bewußtsein für die Ernsthaftigkeit der Bedrohung durch die Ketzer. Zunächst war es aber schwierig ein präzises Vorgehen gegen diese Irrgläubigen zu organisieren[2]. Erst auf dem 3. Laterankonzil im Jahre 1179 wurden ungefähre Richtlinien vorgeben. Die Maßnahmen gegen Ketzer wurde verpflichtend und bei Nichtachtung dieser Regelungen drohten strenge Strafen. Durch die weiter ansteigende Ausbreitung der Häresien wurde aber bald ein geregeltes Vorgehen nötig.

So trafen sich im Jahre 1184 Kaiser Friedrich I. und Papst Lucius III. zu einem Konvent in Verona. Beide legten dort am 4. November desselben Jahres ein Dekret vor[3]. Darunter befand sich auch das sog. Edikt a d abolendam. In diesem Edikt wurde die Vorgehensweise gegen Ketzer erstmals beschrieben und geregelt[4].

Außerdem sprach Friedrich I. mit seinem Dekret die Reichsacht über die Häretiker aus und veranlaßte Fahndungen in verdächtigen Orten[5]. Ebenso wurde verfügt, „dass ein Bischof, der dabei nachlässig oder müßig befunden würde, auf drei Jahre von seiner Bischofswürde und seinem Amt suspendiert werden sollte“[6].

In der Literatur spricht man von diesem Vorgang als die „Einführung der bischöflichen Inquisition“[7].

Aber auch Neuerungen beim Vorgehen gegen Geistliche selber wurden eingeführt. Bisher waren Kleriker der weltlichen Strafgewalt entzogen, nun sollten sie aber genauso wie jeder andere Häretiker verurteilt werden[8].

Die wichtigste Innovation war jedoch die Einführung eines gerichtliches Verfahren bei der Ketzerbekämpfung[9].

2.2 Das Gerichtsverfahren am Anfang der Ketzerverfolgung

Seit dem 9. Jahrhundert hatten sich drei verschiedene Formen des Gerichtsverfahren herausgebildet:

a) Die älteste Art der Gerichtsführung war der Prozess per accusationem, der sog. Akkusationsprozess. Damit meinte man das allgemeine Sendgericht, welches nach dem Vorbild des karolingischen Rügeverfahren modifiziert wurde[10].

Dabei reiste der Bischof reiste in die einzelnen Gemeinden und unternahm sog. Visitationen. Dort bestimmte er meist 7 sog. Sendzeugen, welche dann unter Eid alles, „was sie in ihrer Gemeinde an Mißständen und Unregelmäßigkeiten im Glaubens- und Sittenleben wissen“[11], melden mussten. Die dabei entstandenen Anschuldigungen wurden als Anzeige ausgelegt und die genannten Personen vor Gericht gestellt[12].

b) Eine zweite Form der Gerichtsbarkeit war der Prozess per denuciatonem. Dabei trat ein (freiwilliger) Kläger von außerhalb an den Richter heran und denunzierte ihm verdächtige Personen. Der Denunziant blieb dabei für gewöhnlich anonym.[13].

c) Als dritte Variation galt der Prozess per inquisitionem, der eigentliche Inquisitionsprozess. Dieser teilte sich in zwei Vorgänge. Zuerst wurde die inqusitionem generalis bzw . praeparatoria durchgeführt, diese beinhaltete die Fahndung nach Verdächtigen und das Aufspüren von Häretikern. Darauf folgte die inquisitionem specialis. Damit war der eigentliche Prozess durch Beweisführung gemeint[14].

Diese drei Prozessarten bestanden vorerst nebeneinander, bis sich zum Ende des Mittelalters der Inquisitionsprozess zur vorherrschenden Form entwickelt hatte[15].

2.3 Die Entwicklung unter Innozenz III.

Im Jahre 1197 wurde Innozenz III. Papst. Der Historiker Christoph Ulrich Hahn setzt den Regierungsantritt Innozenz III. mit einer neuen Epoche in der Ketzergeschichte gleich[16]. Hahn beschreibt Innozenz III. als einen Mann, der die alten Ansprüche der römischen Kirche verfolgte und sogar versuchte, sie noch weiter auszudehnen.

In seinem Buch „die Geschichte der Ketzer im Mittelalter“ bezeichnet er ihn als „den größten aller Päpste“[17]. Schon in seiner Inaugurationsrede hob Innozenz III. die Ketzerbekämpfung als sein Hauptanliegen hervor. Seiner Meinung nach, galt die Ketzerei als Majestätsverbrechen[18]. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt richtete er mehrere Schreiben an die Erzbischöfe, in denen er sie aufforderte gegen Häretiker vorzugehen[19]. Doch dieser Auftrag erzielte zunächst nicht den gewünschten Erfolg. So beseitigte Innozenz III. im Jahr 1204 die alleinige Zuständigkeit des Klerus für die Ketzerverfolgung. Auch weltliche Herrscher sollten sich nun an dem Kampf gegen die Häresien beteiligen[20].

Erst im Jahre 1215 auf dem 4. Laterankonzil wurden diese Regelungen erweitert und genauer ausgelegt[21]. So wurde z. Bsp. die Exkommunikation und die Konfiszierung des Vermögens der Häretiker als Strafe ins bestehende Recht mit aufgenommen[22].

2.4 Die Ketzerbekämpfung unter Gregor IX.

Trotz dieser Versuche die Häresien in den Griff zu bekommen, gab es immer noch keine einheitliche Regelungen für die Ketzerbekämpfung und, vor allem, für die Bestrafung der Häretiker[23]. Dies sollte sich jedoch zum Ende des Albigenserkreuzzugs ändern.

1227 begann das Pontifikat Gregor IX. In seiner Amtszeit entwickelten sich die bisherigen bischöflichen und lokalen Zuständigkeiten zu einer „zentralen Ketzerverfolgungsbehörde“[24]. Auf dem Konzil von Toulouse im Jahre 1229 beschäftigte sich Gregor IX. ausschließlich mit der Thematik der Ketzerbekämpfung. 18 der dort aufgestellten 45 Artikel behandelten Fragen zu diesem Thema[25].

[...]


[1] Rill, Bernd: Die Inquisition und ihre Ketzer, Puchheim ( 1982 ), S. 11.
( Im folgendem als: Rill, Inquisition )

[2] Förg, Dr. Ludwig: Die Ketzerverfolgung in Deutschland unter Gregor IX. , Berlin 1932, S. 17. ( Im folgenden als: Förg, Ketzerverfolgung )

[3] Förg, Ketzerverfolgung, S. 18.

[4] Förg, Ketzerverfolgung, S. 18.

[5] Mikat, P.: Art. Inquisition, in: LThK, Bd. 5, Freiburg ( 1960 ), Sp. 699.
( Im folgenden als: LThK, Art. Inquisition )

[6] Förg, Ketzerverfolgung, S. 20.

[7] Förg, Ketzerverfolgung, S. 22.

[8] Förg, Ketzerverfolgung, S. 20.

[9] Förg, Ketzerverfolgung, S. 21.

[11] Förg, Ketzerverfolgung, S. 24.

[12] Förg, Ketzerverfolgung, S. 24.

[13] Förg, Ketzerverfolgung, S. 24 – 28.

[14] Förg, Ketzerverfolgung, S. 27.

[15] Förg, Ketzerverfolgung, S. 30.

[16] Hahn, Christoph Ullrich: Geschichte der Ketzer im Mittelalter, Bd, 2, Darmstadt
( 1968 ), S. 171.( Im folgenden als: Hahn, Geschichte der Ketzer )

[17] Hahn, Geschichte der Ketzer, S. 171.

[18] Rill, Inquisition. S. 40.

[19] Hahn, Geschichte der Ketzer, S. 174f.

[20] Rill, Inquisition. S. 41.

[21] Förg, Ketzerverfolgung, S. 34.

[22] Förg, Ketzerverfolgung, S. 32.

[23] Förg, Ketzerverfolgung, S. 41.

[24] Rill, Inquisition. S. 48.

[25] Förg, Ketzerverfolgung, S. 43f.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Anfänge der Inquisition und der Inquisitor Konrad von Marburg
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Geschichtswissenschaft)
Veranstaltung
Die Ketzerinquisition des Jaques Fournier
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V17229
ISBN (eBook)
9783638218504
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Anfänge, Inquisition, Inquisitor, Konrad, Marburg, Ketzerinquisition, Jaques, Fournier
Arbeit zitieren
Melanie Lauer (Autor:in), 2003, Die Anfänge der Inquisition und der Inquisitor Konrad von Marburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17229

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