Pflegeberatung und das Konzept der Salutogenese

Methodenkritik


Hausarbeit, 2008

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Pathogenese

2 Salutogenese

3 Diskussion Salutogenese und Pathogenese

4 Pflegeberatung

5 Diskussion Salutogenese und Pflegeberatung

6 Schlussbetrachtung

Literatur

Einleitung

Beratung gewinnt im Alltag der Pflege auf Grund eines immer komplexer werdendem Gesundheitssystem und steigenden Anforderungen an den Einzelnen, zunehmenden an Bedeutung. In den folgenden Ausführungen wird die Salutogenese von Antonovsky, im Zusammenhang mit Pflegeberatung erläutert und anschliessend diskutiert.

Zuvor erfolgt die Darstellung der Pathogenese. Sie dient als äusserlicher Bezugspunkt des salutogenetischen Konzepts.

Im Zentrum beider Modelle steht die Gesundheit und Krankheit. Sie werden aus unterschiedlichen Perspektiven wie beispielsweise der Psychologie, Soziologie, Medizin, oder Pflege[1] betrachtet. Während der Pathogenese Ansatz beispielsweise danach fragt, „Warum Menschen krank werden“, widmet sich der Salutogenese Ansatz der Frage, „Warum bleiben Menschen gesund?“. Wie denkt die Pflege dazu und welche Überlegungen werden derzeit diskutiert?

Weiter wird sich damit beschäftigt, welche Relevanz für Pflegeberatzung besteht. Existierende Konzepte werden geprüft, inwieweit sich Salutogenese darin verwirklichen konnte.

1 Pathogenese

Pathogenese besteht aus zwei Wortteilen.

„p atho“ (griechisch) bedeutet nach Brockhaus (2006) soviel wie krankhaft, Krankheit oder Leiden.

Der zweite Wortteil „g enesis“ (griechisch) bedeutet nach Brockhaus (2006) die Schöpfung. Etymologisch nach Kluge (2002) steht Genese für die Entstehung. „ Entlehnt über französische genèse und lateinisch genesis aus gr. génesis >>Entstehung<<, zu griechischen gignesthai >>entstehen <<.

In den Fachpublikationen findet man beispielsweise folgende Definitionen vom Term Pathogenese:

Brockhaus multimedial (2001)

Pathogenese, die Gesamtheit der an der Entstehung und Entwicklung einer Krankheit beteiligten Faktoren.

Pschyrembel (1994)

Pathogenese, für englisch pathogenesis; Krankheitsentstehung und –entwicklung; vergleiche Ätiologie

Lehrbuch der Gesundheitsförderung (2003)

Pathogenetisch, konzentriert sich darauf, warum die Menschen krank werden.

Thiemes Pflege (2004)

Die pathogenetische Forschungsrichtung: Sie stellt die Frage nach den Ursachen von Krankheit (und nach deren Vermeidung) in den Mittelpunkt

Lexikon der Psychologie (2002)

Pathogenese, Krankheitsentstehung bzw. -entwicklung (Psychopathologie, Klinische Diagnostik, Klinische Psychologie).

Die Erklärungsmuster beschränken auf die Tatsache, der Entstehung und Entwicklung von Krankheit. Damit wird der Zustand von Gesundheit als dementsprechend, als das Nichtvorhandensein von Krankheit bezeichnet, also als negativ definiert. Das bedeutet, das nur Aussagen darüber getroffen werden, was Gesundheit nicht ist. Folglich bleibt die Antwort offen, was Gesundheit ausmacht und wie sie sich darstellt.

Die Pathogenese ist die Basis des medizinisch- wissenschaftlichen, des psychologischen und des soziologischen Modells. McKeon (1982) ging der These über „ die Wirksamkeit der Medizin bei der Bekämpfung der Masseninfektionskrankheiten“ nach. Er stellte fest, „dass die bedeutendsten Einflüsse zur Gesundheitsverbesserung in dem letzten Jahrhundert primär umwelt-, ernährungs- und verhaltensbedingt waren und dass der Beitrag individuenbezogener Maßnahmen demgegenüber nur von drittrangiger Bedeutung ist.“.

Zuvor hatten McKeon und Lowe (1974) bereits durch historische Analysen nachweisen können, dass „... der Rückgang der Sterberaten in den letzten 100 Jahren zum grossen Teil auf den sozialen Fortschritt zurückzuführen ist, der zur Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen führte...“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Psychologie beschäftigt sich mit der Erforschung[2] von menschlichem Verhalten. Bei Erklärungsversuchen nach psychischen Erkrankungen wird sich auf das pathogentische Konzept[3] gestützt, wie beispielsweise die Störungen des inneren Gleichgewichtes (Psychoanalyse) oder Störungen im Verhalten (Behaviorismus), die mittels Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse behandelt werden können.

In der Soziologie werden Erkrankungen, mit Ursachen aus der Umwelt des Menschen erklärt. Sie entstehen durch Störungen der Lebensbedingungen. Durch Milieutherapie kann beispielsweise auf bestimmte Konflikte Einfluss genommen werden. Sie wird in der psychiatrischen Pflege angewendet.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der pathogenetische Ansatz durch interdisziplinäre[4] Erklärungsmodelle, die Multikausalität[5] für Erkrankungen darstellt, und mit Hilfe von situationsspezifischen[6] Therapien löst. Er untersucht jedoch nicht im ausreichendem Maße Faktoren, die der Frage nachgehen, „W as ist Gesundheit ?“ oder „W ie bleibe ich gesund?“. Interventionen erfolgen erst dann, wenn es zur Abweichung bereits gekommen ist. Die Dichotomie zwischen krank und gesund bzw. Erkrankung und Gesundheit ist grundsätzlich und ist zu Gunsten von ersteren gewichtet.

Beratung im Kontext von Pathogenese beschäftigt mit der Wissensvermittlung zur Erkrankung und den Möglichkeiten diese zu behandeln. Im Mittelpunkt der Beratung stehen beispielsweise die Symptome der Erkrankung, Wirkung von Medikamenten, genetische Faktoren oder physiologische Auswirkungen. Die eigenen Ressourcen des Betroffenen oder das Erleben und Verhalten bleiben (oftmals) unberücksichtigt.

2 Salutogenese

In diesem Abschnitt, wird die Salutogenese von Antonovsky erläutert.

In der bereits beschriebenen Begrifflichkeit Pathogenese, spiegelt sich die Dichotomie von krank oder gesund bzw. Erkrankung oder Gesundheit wieder. Im nun folgendem Konzept der Salutogenese von Antonovsky[7], wird der Widerspruch zwischen absoluter Gesundheit oder Krankheit aufgehoben. Es geht jedoch nicht um die Verneinung der Pathogenese, sondern wie Antonovsky (1997) schreibt, vielmehr um das erweiterte Verständnis von:

„Warum befinden sich Menschen auf der positiven Seite des Gesundheits Krankheits-Kontinuums, oder warum bewegen sie sich auf den positiven Pol zu, unabhängig von ihrer aktuellen Position?“.

In den Siebzigerjahren beschäftigte sich der israelisch-amerikanische Medizinsoziologe Antonowsky mit genannter Frage. Er entwickelte ein neues Modell, in dem er den traditionellen Standpunkt der Pathogenese verließ und erstmalig den Blickwinkel auf die Gesundheitsentstehung richtete. Antonowsky verwendete dazu den Terminus „Salutogenese“. Dieser setzt sich aus zwei Teilen zusammen.

s aluto“, welches aus dem lateinischen hergeleitet wird, bedeutet soviel wie Unverletzlichkeit, Heil oder Glück (Synonym für Gesundheit, Wohlergehen) und

„g enesis“, (griechisch) bedeutet nach Brockhaus (2006) die Schöpfung. Etymologisch nach Kluge (2002) steht Genese für die Entstehung. „ Entlehnt über französische genèse und lateinisch genesis aus gr. génesis >>Entstehung<<, zu griechischen gignesthai >>entstehen <<.

[...]


[1] Auch wenn die Pflege noch zu den jungen Wissenschaften gehört und teilweise noch den Beleg als eigenständige Wissenschaft erbringen muss, so befindet sie sich auf den Weg dorthin, wie die steigende Zahl an wissenschaftlichen Arbeiten belegen dürfe. Natürlich greift auch sie auf Ergebnisse anderer Wissenschaften wie beispielsweise Psychologie zurück.

[2] Erforschen steht als Synonym für Messen, Beobachten, Beschreiben, Erklären aber auch für die Vorhersage und Steuerung von menschlichem Verhalten.

[3] man spricht in diesem Zusammenhang nicht nur von Krankheit, sondern von Störungen oder störungsspezifische Muster

[4] Interdisziplinär steht für Psychologie, Soziologie, Medizin und Pflege.

[5] Multikausalität meint, dass verschiedene Ursachen Grund von Erkrankungen oder Störungen sein können. Die Frau mit einem gebrochenen Bein, kann vom Chirurgen auf die Fraktur des Oberschenkels, vom Psychologen auf die Umstände die zu der Fraktur (beispielsweise Suizidversuch durch Sprung aus dem Fenster) geführt hat und vom Soziologen auf die Umweltbeeinflussenden Faktoren (lange Arbeitslosigkeit mit dem einhergehendem Zerfall der Tagesstruktur) behandelt werden.

[6] situationsspezifisch bedeutet, dass je nach Symptomatik eine bestimmte Profession therapiert. So kann ein Psychologe kein gebrochenes Bein operieren und ein Chirurg keine Phobien behandeln. Jedoch der Psychologe und Chirurg können mit Hilfe ihrer spezifischen Therapien gemeinsam an der aktuellen bzw. auslösenden Situation arbeiten.

[7] Antonovsky, 1923 in den USA geboren, emigrierte 1960 mit seiner Frau nach Israel. Als Medizinsoziologe arbeitete er in verschiedenen Forschungsprojekten mit, u. a. auch zu Untersuchungen zum Zusammenhang von Stressfaktoren und Gesundheit bzw. Krankheit (Bengel und Kolleginnen 2001). Bei einer Untersuchung an Frauen über die Auswirkungen der Wechseljahre wurden Frauen verschiedener ethnischer Gruppen der Geburtsjahrgänge 1914 -1923 einbezogen. Ein Teil der Frauen war in Konzentrationslagern inhaftiert und gesundheitlich stärker belastet als andere Frauen. Aber 29% dieser betroffenen Frauen berichteten über eine relativ gute psychische Gesundheit. Das warf für Antonovsky die Frage auf, wie es diesen Frauen trotz dieser extrem belastenden Erfahrung im Konzentrationslager, der Situation, sich nach dem Krieg in einem fremden Land eine neue Existenz aufzubauen und wieder Kriege zu erleben gelang, gesund zu bleiben. Diese Erfahrung ist bestimmend für seine weitere Forschungsarbeit, er entwickelte das Konzept der Salutogenese. Aaron Antonovsky starb 1994 in Israel.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Pflegeberatung und das Konzept der Salutogenese
Untertitel
Methodenkritik
Hochschule
Ernst-Abbe-Hochschule Jena, ehem. Fachhochschule Jena
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
24
Katalognummer
V115188
ISBN (eBook)
9783640167500
ISBN (Buch)
9783640167579
Dateigröße
712 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pflegeberatung, Konzept, Salutogenese
Arbeit zitieren
Diplom Pflegewirt FH Peter Ullmann (Autor:in), 2008, Pflegeberatung und das Konzept der Salutogenese , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115188

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