Spiegelungen - Gleichnis vom viererlei Acker


Hausarbeit, 2009

17 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsangabe:

1.Einleitung

2. Kontextuelle Einordnung der Perikope

3. Grobe Gliederung der Perikope
3.1. Exposition bzw. Leseanweisung
3.2. Bildliche Lehrrede Jesu zu seinen Zuhörern
3.3. Gespräch über Sinn und Bedeutung der Gleichnisse
3.4. Übertragende Erklärung des bildlichen Gleichnisses

4. Gattungsfrage

5. Theologie und Intention

6.Fazit

7. Quellenangaben

1. Einleitung

Die vorliegende exegetische Hausarbeit beschäftigt sich vor allem anhand der beiden Perikopen Mk 4,1-9 und Mk 4,13-20 mit dem Thema „Spiegelungen - Das Gleichnis vom viererlei Acker“. Besonderer Hintergrund dieser Hausarbeit ist das biblisch-exegetische Seminar „Galiläischer Frühling – Der Zauber des Anfangs“, welches speziell die Anfangsphase des Wirkens Jesu in der Umgebung Galiläas untersucht.

Der Begriff „Galiläischer Frühling“ bezieht sich hauptsächlich auf die ersten fünf Kapitel des Markusevangeliums und ist sowohl von großer Euphorie und Anerkennung, als auch von mehreren Brüchen und Ablehnung innerhalb der Bevölkerung gekennzeichnet. Gemäß dem Bild einer wechselhaften Jahreszeit bemerkt Günter Bornkamm in seinem Jesus-Buch: „Schon die Zeit der galiläischen Wirksamkeit Jesu ist nicht nur eine Zeit des Erfolges, sondern auch des Mißerfolges“1. Nicht erst in Jerusalem, sondern bereits im anfänglichen Wirken in Galiläa gab es erste Widerstandsbewegungen und Kritik am Wirken Jesu, obwohl auf der anderen Seite die Jünger und Anhänger Jesu von seiner Lehre begeistert waren und ihm deshalb zahlreich nachfolgten. Anhand der Perikope Mk 4,1-20, welche das Gleichnis vom viererlei Acker sowie dessen Deutung beinhaltet, können viele Elemente, Eigenschaften und Zusammenhänge dieses Galiläischen Frühlings herausgearbeitet werden. Nicht nur das Ereignis der Lehrrede Jesu sowie dessen Hintergründe und Auswirkungen, sondern auch die Erzählform des Gleichnisses ist hier aufschlussreich und interessant, daher lohnt sich eine ausführliche exegetische Analyse im Hintergrund der Metapher des Galiläischen Frühlings. Um zunächst einmal in die Thematik einzuführen, werde ich die Perikope in den Kontext Jesu Wirkens innerhalb und außerhalb Galiläas einordnen und darauf aufbauend in Abschnitte gliedern. Nach dieser groben Gliederung ist es sinnvoll näher ins Detail zu gehen, daher werde ich im zweiten Teil detailliert auf die einzelnen Abschnitte eingehen, indem ich Form und Inhalt analysiere. Damit zusammenhängend gehe ich danach auf die Gattungsfrage ein, denn unter den Theologen gibt es unterschiedliche Meinungen, ob die Perikope ein Gleichnis, eine Parabel oder eine andere Form ist. Nach diesem eher theoretischen Teil möchte ich mich im fünften Teil stärker mit der Theologie bzw. einer möglichen Intention der Perikope beschäftigen.

Am Ende meiner Hausarbeit fasse ich die wichtigsten Erkenntnisse in einem Fazit zusammen und komme noch einmal auf die Metaphern des Galiläischen Frühlings und des Spiegelbildes zurück.

2. Kontextuelle Einordung der Perikope

Die Perikope Mk 4, 1-20 gehört zu dem ersten der drei Hauptteile des Markusevangeliums, welcher Jesu Wirken innerhalb und außerhalb Galiläas überliefert und befindet sich ungefähr in dessen Mitte2. Nachdem Jesu Wirken durch das Auftreten Johannes des Täufers sowie der Taufe Jesu vorbereitet worden ist, schildert der Verfasser des Markusevangeliums das erste Auftreten Jesu, die Jüngerberufung, unterschiedliche Heilungen sowie einige Streitgespräche mit den Pharisäern und Schriftgelehrten über die Fastenpraxis, das Ährenreißen am Sabbat sowie das Heilen von kranken und aussätzigen Menschen am Sabbat. Bei fast allen Perikopen überliefert Markus, dass Jesus „das Evangelium Gottes“ verkündete (Mk 1,14), mit göttlicher Vollmacht lehrte (Mk 1,22), das Wort sagte (Mk 2,2) oder auf Fragen antwortete (Mk 2,18). Auf diese Weise misst der Verfasser der Lehre Jesu großen Wert zu, denn „die Nähe des Reich Gottes ist bei Mk gebunden an das Wort Jesu“3.

Ab dem vierten Kapitel wird mit „dem Gleichnis vom Sämann“ eine neue Erzählform eingeführt, nämlich das Erzählen in Form von Gleichnissen. Das Gleichnis vom Sämann ist in seiner Form sehr ausführlich überliefert und bildet gleichzeitig „den Auftakt für die erste große Rede des markinischen Jesus“4. Sowohl vor, als auch inmitten dieser Perikope erkennt man die große Begeisterung des „Galiläischen Frühlings“ aufgrund des zunehmenden Volksandrangs und der unglaublichen Heilungserzählungen, welche dazu führten, dass sich Jesu Ruf immer weiter ausbreitete. Aber bereits an den Streitgesprächen wurde auch relativ früh der erste Widerstand deutlich, der von den Pharisäern und Schriftgelehrten geäußert wurde. Ab dem vierten Kapitel überliefert Markus wie Jesus in Form von bildhafter Sprache auf beide Postionen eingeht, um das Reich Gottes sowie seine Lehre deutlich zu machen. Nach dem Sämanngleichnis folgt in Mk 4,26-29 noch das „Gleichnis vom Wachsen der Saat“ sowie das „Gleichnis vom Senfkorn“ (Mk 4,20-32). Alle drei Perikopen greifen durch ihre spezielle Form der gleichnishaften Erzählung das Motiv der Aussaat auf, welche stets mit dem letztlichen Ertrag in Verbindung gebracht wird. Unmittelbar nach dem „Gleichnis vom Sämann“ in Mk 4,1-20 folgt in 21-25 das „Gleichnis vom rechten Hören“. Zwischen beiden Perikopen besteht ebenfalls ein Zusammenhang, da zum einen wörtliche Übereinstimmungen vorliegen und andererseits ähnliche Aussageabsichten geäußert werden.

Bereits bei der ersten groben Einordnung der Perikope im Kontext des Markusevangeliums werden einige Zusammenhänge, Andeutungen und Querverweise deutlich, welche vor allem die Thematik des „Galiläischen Frühlings“ aufgreifen.

3. Gliederung der Perikope

Die Perikope Mk 4,1-20 ist sehr komplex und vielschichtig, da der Evangelist einerseits viele bildhafte Ereignisse schildert und zum anderen übertragende und erläuternde Worte Jesu anführt, die sich überwiegend „auf das Geheimnis des Reiches Gottes“ (Mk 4,11) beziehen. Die Gliederung der Perikope orientiert sich daher insbesondere am Grad der Exaktheit und der Übersichtlichkeit. Ich beschränke mich zunächst auf vier grobe Abschnitte, welche ich nach einer kurzen Skizze ausführlich analysieren werde. Natürlich kann die Perikope auch in mehrere Abschnitte und weitere Unterpunkte gegliedert werden, doch dies möchte ich vermeiden, da sonst die Gefahr groß ist, dass man schnell den Überblick verliert oder das Wesentliche der überlieferten Bibelstelle aus den Augen verliert.

Der erste Abschnitt der Perikope umfasst die ersten beiden Verse und schildert dem Leser eine Situationsbeschreibung (Exposition) und gibt ihm eine Leseanweisung. Hier werden in kurzer Form die Ausgangssituation, Orts- und Zeitangaben, Hintergründe, Zusammenhänge sowie die anwesenden Personen dargestellt, zu denen Jesus seine lange Gleichnisrede spricht. Danach folgt im zweiten Teil die bildliche Lehrrede Jesu, welche das „Gleichnis vom Sämann“ beinhaltet und die Verse 3-9 umfasst. Jesus berichtet von der viererlei Aussaat von Saatkörnern, welche auf vier unterschiedliche Böden fallen. In den ersten drei Fällen bringen sie keine Frucht, da sie gefressen, verdorrt oder erstickt werden. Nur in der letzten Aussaat wird von einer ertragreichen Ernte berichtet, da die Saatkörner auf guten Boden gefallen sind. Der dritte Abschnitt zählt die Verse 10-12 und überliefert ein Gespräch über den Sinn und der Bedeutung der Gleichnisse, da die Erzählform zwar interessant und anschaulich, aber längst nicht so einfach zu verstehen war. Hier betont Jesus die hohe Bedeutung der Gleichnisrede. Im vierten und letzten Abschnitt wird in den Versen 13-20 eine „allegorische Auslegung des Gleichnisses von der Aussaat auf viererlei Acker“5 berichtet, welche Jesus seinen fragenden Jüngern gab, die nicht den Sinn verstanden, was seine Gleichnissen bedeuten sollten.

Zusammenfassend habe ich noch einmal die vier Gliederungspunkte aufgeführt, welche ich im folgenden Teil ausführlich analysieren werde, indem ich mich vom Allgemeinen zum Speziellen bewege:

I. Exposition bzw. Leseanweisung (Vers 1-2)
II. Bildliche Lehrrede Jesu zu seinen Zuhörern (Vers 3-9)
III. Gespräch über Sinn und Bedeutung der Gleichnisse (Vers 10-12)
IV. Übertragende Erklärung des bildlichen Gleichnisses (Vers 13-20).

3.1. Exposition bzw. Leseanweisung

Gleich zu Beginn der Perikope wird berichtet, dass Jesus abermals/wieder (irâXtv) zum Meer (OâXacycyav) kam, um die versammelten Menschen zu lehren. Dadurch wird neben der häufigen Lehrtätigkeit Jesu angedeutet, dass es eine solche Situationsbeschreibung schon zuvor gab, nämlich in Mk 3,13, kurz bevor er mit dem Zöllner Levi sprach und ihn dazu aufforderte, ihm nachzufolgen sowie in 3,7-12. In der letzteren Perikope überliefert Markus, dass Jesus „mit seinen Jüngern an den See“ entwich, weil der Andrang des Volkes extrem groß war. Am See konnte er sich zumindest die Möglichkeit offen halten, in ein kleines Boot zu steigen, „damit die Menge ihn nicht bedränge“6. Äußerte Jesus in 3,9 also nur den bloßen Wunsch, ein Boot für ihn bereitzuhalten, so stieg er nach 4,1 in dieses hinein, da die sehr große Volksmenge (oxXoc irXtatoc) ihn wohl doch bedrängte.

Jesus verschafft sich durch das Sitzen im Boot die nötige Distanz, welche er braucht, um seine Zuhörerschaft besser überblicken und mit einer gewissen Ruhe unterrichten zu können. Weiterhin begibt sich Jesus durch das Hineinsteigen in das Boot auf eine andere Ebene als seine Zuhörer, so spricht Joachim Gnilka davon, dass das Boot „jetzt als Seekanzel“ dient7. Während das Volk am Ufer steht und auf die Lehre Jesu wartet, sitzt ihr Lehrer an einem besonderen Platz, wobei das Sitzen in diesem Zusammenhang „typische Lehrhaltung“8 ist. Als Ort gibt Markus ein „Meer“ (OâXaaaav) an, doch da sich Jesus in dem gesamten Zusammenhang in der Umgebung Galiläas aufhält, ist es wahrscheinlich, dass er den See Gennesaret meinte. Dieser galiläische See liegt in der Jordansenke von Galiläa, den der Fluss Jordan von Norden nach Süden durchquert. Der See von Galiläa bildet bis zur heutigen Zeit das wichtigste Wasserreservoire des Staates Israel und die „Gegend um den See, von dessen Ostseite die Golanhöhen anteigen, gehört zu den schönsten und fruchtreichsten Gebieten Palästinas“9. Um den See herum blüht eine grüne Landschaft voller Äcker, die von äußerst fruchtbaren Böden geprägt ist (siehe Bild unten10).

[...]


1 Bornkamm, G. 1995, S.141.

2 Vgl. Schnelle, U. 1999, S.221f.

3 Lührmann, D. 1987, S.80.

4 Dronsch, K. 2007, S.297.

5 Eckey, W. 1998, S.135.

6 Mk 3,9c. nach der deutschen Einheitsübersetzung

7 Gnilka, J. 1978, S.156.

8 Eckey, W. 1998, S.135.

9 Kogler, F. 2008, S.242.

10 Quelle: Kogler, F.: „Herdes neues Bibellexikon“, S. 225.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Spiegelungen - Gleichnis vom viererlei Acker
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Katholische Theologie)
Veranstaltung
Galiläischer Frühling - Der Zauber des Anfangs
Note
gut
Autor
Jahr
2009
Seiten
17
Katalognummer
V138704
ISBN (eBook)
9783640480791
ISBN (Buch)
9783640480951
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spiegelungen, Gleichnis, Acker
Arbeit zitieren
Matthias Kaiser (Autor:in), 2009, Spiegelungen - Gleichnis vom viererlei Acker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138704

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