Regionale Identität durch nationale Grenzen. Die multinationale Region Lappland im Vergleich zur Region Rheinhessen


Hausarbeit, 2015

38 Seiten, Note: 1,0

S. Beier (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsklärung
2.1 Konfrontierende Stilmittel
2.2 Verkehrssicherheitsarbeit

3. Einsatz von konfrontierenden Stilmitteln in der Verkehrssicherheitsarbeit
3.1 Ziele
3.2 Psychologische Modelle zur Wirkung von Furchtappellen
3.2.1 Die traditionelle Furchtappellforschung
3.2.2 Die sozialkognitiven Modelle des Gesundheitsverhaltens
3.2.3 Einstellungsänderungsforschung
3.2.4 Zusammenfassung
3.3 Rahmenbedingungen
3.4 Umsetzung und Wirkung
3.4.1 Umsetzung
3.4.2 Wirkung
3.5 Beispiele
3.5.1 Bayrische Polizei
3.5.2 „Runter vom Gas!“

4. Schlussbetrachtung

5. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Täglich sterben in Deutschland Menschen im Straßenverkehr, viele weitere werden verletzt. Trotz sinkender Tendenz ist die Zahl der Unfallopfer erschreckend hoch (vgl. Runter vomGas! 2007). Damit es in Zukunft weniger Verletzte und Tote im Straßenverkehr gibt, versuchen zahlreiche Organisationen vom Bundesverkehrsministerium über die Polizei und den Deutschen Verkehrssicherheitsrat bis hin zu den Straßenbauern und Autoherstellern den Straßenverkehr auf ihre Weise sicherer zu machen.

Eine Möglichkeit ist der Einsatz von konfrontierenden Stilmitteln in der Verkehrssicherheitsarbeit. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat hat sich bis zur Jahrtausendwende fast immer gegen den Einsatz konfrontierender Stilmittel gewandt. „Der Grund dafür ist, daß alle vergleichenden Untersuchungen […] in der Vergangenheit zu dem Ergebnis geführt haben, daß unter Wahrnehmungs- und Akzeptanzgesichtspunkten die Verwendung konfrontierender Stilmittel in aller Regel schlechter abgeschnitten hatte als die Verwendung positiver Darstellungen“ (Werber 1999, S. 10; Auslassung: E. M.), sagte der frühere Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrates Siegfried Werber auf dem Europäischen Kongress „Verkehrssicherheitskampagnen – Einsatz konfrontierender Stilmittel in der Verkehrssicherheitsarbeit. Andererseits gab Werber zu bedenken, ob dies immer noch so gelte (vgl. ebd., S. 10): „Die Sehgewohnheiten haben sich geändert. Die Informationsüberlastung ist inzwischen so groß, daß nur noch wahrgenommen wird, was außergewöhnlich ist oder einen psychischen Kick verspricht. Was vor Jahren noch als schockierend empfunden wurde, fällt heutzutage teilweise kaum mehr auf.“ (ebd., S. 10)

Es gibt große Diskrepanzen in der Debatte um den Einsatz konfrontierender Stilmittel in der Sicherheitswerbung. Auf der einen Seite steht oft generelle Ablehnung so genannter Schock- und Horrorwerbung. Auf der anderen Seite befindet sich die Forderung nach einer völligen Abkehr von freundlichen und behutsamen Stilmitteln früherer Aufklärungskampagnen und dem Ruf nach möglichst drastischen Mitteln (vgl. Rompe 1999, S. 13).

Ist es in der Verkehrssicherheitsarbeit mittlerweile nötig, neue Wege zu gehen, um dieselben Ziele zu erreichen? Die folgende Hausarbeit geht der Frage nach, was konfrontierende Stilmittel und Verkehrssicherheitsarbeit sind und was die Verwendung von Furchtappellen bewirken kann. In der Psychologie existieren darüber vor allem drei Forschungstraditionen: Untersuchungen der traditionellen Furchtappellforschung, Studien unter Anwendung der sozialkognitiven Modelle des Gesundheitsverhaltens sowie empirische Arbeiten der Einstellungsänderungsforschung. Zudem sollen Beispiele konfrontierender Stilmittel in der Verkehrssicherheitsarbeit und deren Wirkung vorgestellt werden. Zum Schluss werden Pros und Kontras von konfrontierenden Stilmitteln in der Verkehrssicherheitsarbeit diskutiert.

2. Begriffsklärung

2.1 Konfrontierende Stilmittel

Um zu erfahren, was der Begriff konfrontierende Stilmittel bedeutet, muss er in seine Einzelteile zerlegt werden.

Konfrontieren heißt gegenüberstellen und hat mehrere Bedeutungen. Zum einen besagt es, jemanden mit jemandem gegenüberzustellen, um etwas aufzuklären. Zum anderen bedeutet es, jemanden in eine Situation zu bringen, die zur Auseinandersetzung mit etwas zwingt, wie zum Beispiel die Realität oder ein Problem. Die dritte Bedeutung steht für einen Kontrast, um jemanden zum Vergleich mit einer anderen Sache gegenüberzustellen (vgl. Kunkel-Razum; Scholze-Stubenrecht; Wermke 2006, S. 988). Es muss sich bei einer Konfrontation also nicht immer um etwas Negatives, Bedrohliches oder Angsterzeugendes halten. Wichtig sind vor allem die Auseinandersetzung und Gegenüberstellung.

Stil meint die Art und Weise der Umsetzung von bestimmten Dingen (vgl. ebd., S. 1617). Auch für Verkehrssicherheits-Kampagnen sind zahlreiche Umsetzungsmöglichkeiten wie Videos, Fotos oder Zeichnungen denkbar.

Mittel sind Dinge, die dazu dienen, ein Ziel zu erreichen, und dazu geeignet sind, etwas Bestimmtes zu schaffen (vgl. ebd., S. 1154). Für Verkehrssicherheits-Kampagnen können sich zum Beispiel Fernseh- und Radiosender, Printmedien, Internetseiten und Plakate an Autobahnen eignen, den Verkehrsteilnehmern die entsprechenden Botschaften zu vermitteln.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen schreibt: „Konfrontierende Stilmittel sind eine Anspracheform neben anderen in der Verkehrssicherheitsarbeit. Soweit bestimmte Kriterien für ihren Einsatz beachtet werden, können sie betroffen machen, zur Auseinandersetzung mit den Folgen gefährlichen Verhaltens führen und Verkehrsteilnehmer im positiven Sinne beeinflussen.“ (Bundesanstalt für Straßenwesen 1999, S. 3)

Sie können aber auch anprangern oder schockieren. Im besten Fall führen konfrontierende Stilmittel in der Verkehrssicherheitsarbeit zu einer Einstellungs- und Verhaltensänderung im Verkehr (vgl. Huber 1999, S. 8). „Konfrontierende Stilmittel müssen nicht unbedingt Blut, Crash und Tränen bedeuten. Der sozialwissenschaftlichen Definition zufolge stellen konfrontierende Stilmittel die bisherige Denk- und Wertestruktur in Frage und sollen zur Reflexion führen.“ (Werber 1999, S. 10) Die Vielfalt der Stilmittel reicht von Bildern, auf denen Friedhöfe, Grabsteine und andere mit dem Tod verbundene Motive gezeigt werden bis hin zur Darstellung nachgestellter oder tatsächlicher Unfälle und dadurch getöteter oder verletzter Menschen (vgl. Rompe 1999, S. 12). Beispiele für konfrontierende Stilmittel werden in Kapitel 3.5 vorgestellt (vgl. S. 16ff.).

2.2 Verkehrssicherheitsarbeit

Jeder Mensch hat eigene Verhaltensweisen und Einstellungen im Straßenverkehr. Seine Denkweise ist durch sein Umfeld und seine Kultur geprägt (vgl. Huber 1999, S. 8). „Diese gilt es, mit gezielter Verkehrssicherheitsarbeit im positiven Sinne zu beeinflussen. Dies geschieht im Rahmen der klassischen Felder Verkehrserziehung, -aufklärung und -ausbildung.“ (ebd., S.8)

Die Frage ist, auf welche Weise die Umsetzung erfolgen soll. Es gibt verschiedene Varianten: Verkehrssicherheitsarbeit kann zum Beispiel als belehrende Verkehrserziehung stattfinden. Die Verkehrsteilnehmer können aber auch durch Anschauungsmaterial auf drastische Art und Weise schockiert oder sanft aufgeklärt werden. Es muss auch geklärt werden, ob Betroffenheit bei der Verkehrsaufklärung ausgelöst, etwas angeprangert oder jemand in seinem Vorbildcharakter herausgestellt werden soll (vgl. ebd, S. 8).

Außerdem ist zu beachten, dass Kampagnen der Verkehrssicherheitsarbeit in Konkurrenz zu anderen Kampagnen stehen, die nichts mit Verkehrssicherheit zu tun haben oder sogar kontraproduktive Ziele verfolgen. Diese Kampagnen sind häufig im Gegensatz zu den meisten Verkehrssicherheitskampagnen mit einem großen Werbeetat ausgestattet. Weil immer mehr Botschaften die Menschen geradezu überfluten, ist es nicht leicht, wirksame Verkehrssicherheitskampagnen zu etablieren. Konfrontierende Stilmittel in der Verkehrssicherheitsarbeit sollen deshalb nicht nur ihre Zielgruppe mit einer Botschaft konfrontieren, sodass Betroffenheit entsteht, sondern sich auch gegen konkurrierende Kampagnen richten (vgl. Lenz 1999, S. 9).

3. Einsatz von konfrontierenden Stilmitteln in der Verkehrssicherheitsarbeit

Für den Einsatz und die Gestaltung von konfrontierenden Stilmitteln gibt es keine Patentrezepte. Ihre Wirkung sollte in jedem einzelnen Fall getestet werden. Das forderten die Teilnehmer des bereits erwähnten Europäischen Kongresses „Verkehrssicherheitskampagnen – Einsatz konfrontierender Stilmittel in der Verkehrssicherheitsarbeit“. 140 Experten diskutierten auf der Veranstaltung, welche Stilmittel als konfrontierend und schockierend angesehen werden können und unter welchen Bedingungen mit diesen Mitteln Verhaltensweisen und Einstellungen geändert werden können (vgl. Bundesanstalt für Straßenwesen 1999, S. 3).

Damals gab es einen Wandel. Zuvor wurde in der deutschen Verkehrssicherheitsarbeit nur selten schockierende beziehungsweise konfrontierende Sicherheitswerbung verwendet. Doch durch das Aufkommen neuer Sehgewohnheiten und eine immer stärker werdende Informationsfülle erlangten zurückhaltende Mittel immer weniger Aufmerksamkeit. Der zukünftige Einsatz von konfrontierenden Stilmitteln stand also fest. Die Wirkung dieser Kampagnen sollte zur Sicherheit aber von Wissenschaftlern untersucht werden. Gleichzeitig beschlossen die Teilnehmer des Kongresses europaweite Kampagnen mit gleichen Stilmitteln zu Schwerpunkthemen durchzuführen, um den Wiedererkennungswert und die Wirksamkeit zu erhöhen (vgl. ebd., S. 3).

Wenn ethische und wissenschaftliche Grundlagen der Gestaltung berücksichtigt werden, gibt es keinen Grund, sich vor dem Einsatz von furchterzeugenden Stilmitteln zu fürchten (vgl.Rompe 1999, S. 13).

[...]

Ende der Leseprobe aus 38 Seiten

Details

Titel
Regionale Identität durch nationale Grenzen. Die multinationale Region Lappland im Vergleich zur Region Rheinhessen
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar: Kulturvermittlung und Vermarktung regionaler Identität am Beispiel Rheinhessen
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
38
Katalognummer
V299530
ISBN (eBook)
9783656959342
ISBN (Buch)
9783656959359
Dateigröße
2948 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lappland, Rheinhessen, Grenzen, Region, Identität, Nationalstaaten, Anssi Paasi, Nordeuropa, Samen, Samí, Skandinavien, Finnland, Schweden, Norwegen, Russland, Deutschland, Geographie, Humangeographie, Kulturanthropologie, Volkskunde, Raum, Kulturwissenschaften, Kultur, Spatial Turn, Cultural Turn, Regionale Identität
Arbeit zitieren
S. Beier (Autor:in), 2015, Regionale Identität durch nationale Grenzen. Die multinationale Region Lappland im Vergleich zur Region Rheinhessen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299530

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Regionale Identität durch nationale Grenzen. Die multinationale Region Lappland im Vergleich zur Region Rheinhessen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden